Die richtige Alters-Balance stärkt Ihr Unternehmen

KMU-FLASH
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Die richtige Alters-Balance
stärkt Ihr Unternehmen
Bald ist es soweit: Ab 2020 werden die
45- bis 64-Jährigen erstmals den größten
Anteil der Personen im Erwerbsalter darstellen. Gleichzeitig geht die Zahl der 15- bis
24-Jährigen um rund 90.000 zurü ck. Ältere
Arbeitnehmer müssen also länger als heute
im Betrieb gehalten werden – das bringt
viele Vorteile, aber auch Herausforderungen.
Auf den Punkt gebracht: Die Zukunft wird von Menschen gestaltet, die bereits als „digital natives“ mit Handy, Internet und
Smartphone aufgewachsen sind. Doch für die Herausforderungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte braucht es unbedingt
auch das Wissen jener Menschen, die in ihren Berufen über
langjährige Expertise verfügen. In vielen Unternehmen wird es
aufgrund des demografischen Wandels künftig schwierig werden, äquivalenten Ersatz für ausscheidende Mitarbeiter zu finden.
Gezielte Analysen können dabei helfen, ein geeignetes Altersstrukturmanagement aufzubauen und für die Zukunft vorzubauen.
Jeder kennt das aus seinem eigenen Familienumfeld: Wenn
Generationen aufeinander treffen, ist alles möglich. Für Unter-
Altersbalancierte Unternehmen
nehmen ist es wichtig, sich rechtzeitig mit der Frage der „Balance
Jeder Betrieb verfügt über einen gewissen Altersdurchschnitt.
der Generationen“ auseinander zu setzen. Denn eines ist klar:
Den können Sie sich als Eigentümer einfach ausrechnen, indem
Ältere Arbeitnehmer werden tendenziell mehr, bei den ge-
Sie die Geburtsjahrgänge Ihrer Mitarbeiter erstellen und daraus
burtenschwächeren Jahrgängen zeigt sich eine Abnahme der
eine Verteilung nach Gruppen machen. Als Idealfall gilt eine
Anzahl an Arbeitnehmern. Noch dazu befindet sich die Wirt-
„altersbalancierte“ Mitarbeiterstruktur. Das ist die optimale
schaft in massiven Veränderungsprozessen, Stichwort: Industrie
Basis, damit sich die Vorstellungen und Ideen junger Mitar-
4.0., Digitalisierung, Globalisierung.
beiter mit Berufs- und Lebenserfahrung älterer Beschäftigter
AUSGABE JUNI 2015
koppeln lassen. Der Handelskonzern SPAR hat sehr gute Er-
zuletzt deshalb setzten die damals jungen Google-Gründer
fahrungen gemacht, sagt Sprecherin Nicole Berkmann: „Bei
schon früh auf das Wissen von Eric Schmidt – einem Haudegen
der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer sind alle gefordert:
der IT-Branche, der zuvor jahrzehntelang bei anderen IT-
Die Arbeitgeber, die aufgerufen sind, das Wissen und das
Unternehmen tätig war und bis heute eine starke Rolle bei
Know-how der älteren Mitarbeiter entsprechend einzusetzen.
Google verkörpert.
Die Arbeitnehmer, die aufgerufen sind, aufgeschlossen für
Flexiblere Arbeitsprozesse
neue Ideen und Zugänge zu bleiben. Dann kann man Junge
und Ältere gut miteinander vernetzen und das Unternehmen
Wer ein 3-Generationen-Modell im Unternehmen umsetzen
profitiert davon.“
möchte, sollte sich vor allem mit drei Themen beschäftigen:
Das 3-Generationen-Modell
Einen interessanten Ansatz verfolgt Rudolf Karazman vom IBG
Institut fü r humanökologische Unternehmensfü hrung. Er plädiert
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Reduktion der Schwere psychobiologischer Arbeitsanforderung
Heben der Schwierigkeit der fachlich-sozialen Anforderungen
Förderung der Einbeziehung in Unternehmensentwicklung
für ein „3-Generationen-Modell“, denn auch Berufseinsteiger
müssten heute viel mehr Gehör und Beachtung finden, als das
Die erfolgreiche Umsetzung einer Generationenbalance führt
oft der Fall sei. Karazman betont in diesem Zusammenhang die
auch zu einer erhöhten Produktivität der Prozesse und erhöht
altersbezogene menschliche Entwicklung vom „Ich zum Wir“:
insgesamt die Innovationsdynamik. Zudem lässt sich damit auch
Junge Menschen würden eher das „Ich“ in den Vordergrund
der wichtige Übergang vom Expertenwissen der älteren auf
stellen, mit zunehmendem Alter- und Reifeprozess im Arbeits-
die jüngere Generation umsetzen. All das führt letzten Endes
leben entstehe daraus das „Wir“. Daher steigern sich laut Ka-
zu mehr Ertrag und steigert den Unternehmenswert durch
razman im Alter über 40 auch Stärken wie Empathie, Mut, Ent-
Nachhaltigkeit, Marke und Innovation.
schiedenheit, Überzeugungskraft, Beziehungsstabilität. Pure
Neugier, Experimentierfreude, Idealismus und Risikobereitschaft
seien bei jüngeren Menschen ausgeprägter. Dafür punkten
Arbeitnehmer jenseits der 50 mit ihrer Ruhe, teilweisen Ge-
FACTBOX
lassenheit und vor allem im direkten Kontakt mit Kunden und
Partnern. Diese unterschiedlichen Stärken sollten Unternehmen
Jedes Unternehmen sollte über eine „altersbalancierte
in der Aufgabenverteilung auch ausnützen.
Belegschaftsstruktur“ verfügen. Damit lassen sich die
Vorstellungen und Ideen junger Mitarbeiter optimal mit
Teams aus Jung und Älter
Die Einbeziehung Älterer in Teams, selbst in hochdynamische
Innovationsprozesse, senkt den Stressfaktor der Jüngeren und
fördert gleichzeitig die Dynamik bei den Älteren. Sie kann auch
der Berufs- und Lebenserfahrung älterer Beschäftigter
koppeln – eine wesentliche Voraussetzung für Wissenstransfer, Know-how-Sicherung, Innovationsstärke und
damit den unternehmerischen Erfolg von morgen.
dazu beitragen, das Ansehen einer Gruppe zu stärken. Nicht
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Hinweis
Wertvolle Tipps für die Praxis liefert der WIFI-Leitfaden „Generationenbalance im Unternehmen“.
https://www.wko.at/Content.Node/Service/Unternehmensfuehrung--Finanzierung-und-Foerderungen/Unternehmensfuehrung/Mitarbeiter/
SCREEN_Generationenbalance_30.11.09.pdf
AUSGABE JUNI 2015
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