SW 2015-1 Abschlussprüfung an Realschulen

Abschlussprüfung an Realschulen – 2015
Sozialwesen: Aufgabengruppe A
Aufeinander angewiesen – Alt und Jung
1
1.1
1.2
Generationenübergreifende Arbeitswelt
Definieren Sie den Begriff Arbeit.
Arbeitsleben bis 67 gestalten
Deutschland gehört zu den Ländern, „die weltweit am schnellsten und am tiefgreifendsten vom demografischen Wandel betroffen sind. […] Immer mehr Betriebe unternehmen Anstrengungen, um ihre Belegschaften auch im höheren Alter beschäftigen zu können.“
Quelle: Deutschlands Zukunft gestalten. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, 18. Legislaturperiode,
S. 71
1.2.1 Erklären Sie, was unter dem demografischen Wandel zu verstehen ist.
1.2.2 Die Wertschätzung für die Leistungsfähigkeit älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist in Wirtschaft und Gesellschaft spürbar gestiegen.
Begründen Sie anhand von drei Aspekten, warum die Erhaltung der Leistungsfähigkeit
älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für das Funktionieren unseres Sozialstaates im Sinne des Generationenvertrags von großer Bedeutung ist.
1.3 Die Anzahl der Erwerbstätigen, die über 50 Jahre alt sind, wird weiter ansteigen.
Zählen Sie drei Möglichkeiten der Betriebe auf, um die Leistungsfähigkeit älterer Beschäftigter im Arbeitsprozess auf Dauer erhalten zu können.
1.4 Experten betonen immer wieder, dass mit zunehmendem Alter die körperliche Belastbarkeit abnimmt, Durchhaltevermögen, Geduld und Verantwortungsbewusstsein dagegen zunehmen. Vielleicht konnten Sie das während Ihres Praktikums beobachten.
Erläutern Sie beispielhaft die Bedeutung der drei angesprochenen Selbst- und Sozialkompetenzen älterer Arbeitnehmer für den gesamten Betriebsablauf.
2
Wohnen im Alter
Wohnen ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Selbstständiges und selbstbestimmtes Wohnen so lange wie möglich – das ist das Ziel der Projekte und Initiativen des
Bundesfamilienministeriums rund um das Thema „Zuhause im Alter – Soziales
Wohnen“. 93 Prozent der älteren Menschen leben in einer für alle Bedürfnisse gut
ausgestatteten Wohnung. Die meisten wollen in der vertrauten Wohnumgebung bleiben – auch wenn sie auf Hilfe und Pflege angewiesen sind.
nach: www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Aeltere-Menschen/zuhause-im-alter
2.1
Versetzen Sie sich in die Lage älterer Menschen und begründen Sie anhand von drei
Aspekten deren Haltung, möglichst lange in der eigenen Wohnumgebung bleiben zu
wollen.
SW 2015-1
2.2
2.3
3
3.1
Erklären Sie den Begriff Altenarbeit und stellen Sie dabei umfassend Angebote der Altenhilfe dar, die ein selbstbestimmtes Wohnen in vertrauter Umgebung so lange wie
möglich unterstützen.
Manche ältere Menschen finden ihre bisherige Wohnung oder ihr bisheriges Haus als
nicht mehr geeignet für ihre Lebensumstände, möchten aber nicht in ein Altenheim
oder Altenpflegeheim umziehen. Beschreiben Sie zwei mögliche Alternativen.
Jung hilft Alt
Analysieren und interpretieren Sie das Schaubild M 1 „Auf Pflege angewiesen“ im Hinblick auf die Behauptung „Pflegebedürftige Menschen werden heute doch einfach in
Heime abgeschoben!“.
Schaubild M 1: Auf Pflege angewiesen, Quelle: picture-alliance/dpa-infografik
3.2
Die Pflege von Familienmitgliedern zu Hause ist für die Angehörigen keine leichte
Aufgabe.
Erläutern Sie an drei Aspekten, warum es aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen
heute für Angehörige immer schwieriger wird, dieser wichtigen Aufgabe nachzukommen.
SW 2015-2
Lösungsvorschlag
I. Schwerpunktthema Aufgabengruppe A
1.1
Unter Arbeit versteht man eine zielgerichtete körperliche oder geistige Betätigung, um
Güter zu produzieren oder Dienstleistungen zu erbringen. Sie dient der materiellen
Existenz- und Zukunftssicherung sowie der sinnvollen Lebensgestaltung.
1.2.1 Der demografische Wandel gibt die Veränderungen und Tendenzen in der Bevölkerungsentwicklung wieder. In Deutschland wird der demografische Wandel geprägt von
einem sehr starken Rückgang der Geburtenrate, einem rapiden Wachstum des Anteils
älterer Menschen und insgesamt von einem Rückgang der Gesamtbevölkerung.
1.2.2 Die Erhaltung der Leistungsfähigkeit älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
führt dazu, dass diese weniger oft erkranken und ärztliche Hilfe benötigen. Dies bewirkt, dass die finanziellen Aufwendungen für die Krankenkassen niedrig bleiben und
damit der Sozialstaat weniger belastet wird.
Bleiben die älteren Arbeitnehmer fit, dann können diese auch länger arbeiten. Sie verzichten auf Vorruhestandsregelungen und bleiben länger in ihren Betrieben tätig. Solange sie arbeiten, erhalten sie keine Rente, belasten dadurch nicht die Rentenkasse und
stabilisieren den Sozialstaat.
Damit verbunden unterstützen sie, solange sie arbeiten, mit ihren Abgaben in die Sozialversicherungen die Funktionsfähigkeit des Sozialstaates. Da heute die Lebenserwartung immer höher wird, wird auch das Auszahlvolumen an Renten immer größer. Deshalb ist jedes zusätzliche Arbeitsjahr ein positiver Beitrag für die Stabilisierung des Sozialstaates. Wäre es anders, müssten entweder die Renten gekürzt oder die Abgaben in
die Rentenkasse erhöht werden – im schlimmsten Fall auch beides gleichzeitig.
1.3
– Flexible Gestaltung von Arbeitszeiten, mit Gleitzeit- und Teilzeitangeboten
– Maßnahmen zur kontinuierlichen Fort- und Weiterbildung
– Ergonomische Gestaltung der Arbeitsplätze
1.4
Durchhaltevermögen: Bei auftretenden Schwierigkeiten, z. B. im Bereich von Produktionsvorgängen, geben ältere Arbeitnehmer nicht gleich auf, sondern stellen sich den
Problemen und arbeiten an Lösungsmöglichkeiten. Sie haben in ihrem langen Berufsleben die Erfahrung gemacht, dass es immer eine Lösung gibt, wenn man es nur lange
genug versucht.
Geduld: Gerade bei Personalveränderungen durch neue Mitarbeiter kann es sein, dass
eine bisher stabile Arbeitsgruppe in einen dynamischen Prozess gerät. Wichtige Gruppenphasen wie Storming und Norming können sich wiederholen. Ältere Arbeitnehmer
können hier geduldig bleiben, weil sie über Erfahrungen verfügen und solche Phasen
schon öfter erlebt haben.
Verantwortungsbewusstsein: Aufgrund einer oft sehr langen Zugehörigkeit zu einem
Betrieb entwickelt sich bei älteren Arbeitnehmern häufig ein hohes Verantwortungsbewusstsein für das Wohl des ganzen Unternehmens oder der Einrichtung. Der Betrieb
wird zu einer zweiten Familie, um die man sich kümmert, weil man hier auch Zugehörigkeit und Geborgenheit erlebt. Die hohe Identifikation führt zu einem tiefen Verantwortungsbewusstsein.
2.1
Die eigene Wohnung ist älteren Menschen vertraut und sie verbinden damit viele wichtige Lebenserinnerungen. Sie kennen das soziale Umfeld, die Nachbarn und auch die
Infrastruktur im Umfeld ihrer Wohnumgebung. Sie wissen, wo sie einkaufen können,
wo die nächste Bank ist und haben oft ein langjähriges Vertrauensverhältnis zu ihrem
Arzt. Das alles wollen sie nicht aufgeben. Ein weiterer Aspekt kann auch sein, dass es
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