Was sie unterließ, haben wir getan.

Wiener Festwochen 2015 / Into the City
Hotel Metrole. Der Erinnerung eine Zukunft geben
29. Mai bis 21. Juni 2015
Eröffnung 28. Mai
„Was sie unterließ, haben wir getan.“
Sonntag, 31. Mai, 17 Uhr
Into the City Centrale, Morzinplatz 1
Eine Podiumsdiskussion zum umkämpften Erinnern und Gedenkfeier für einen nie errichteten
Obelisken am Morzinplatz
Ein Projekt von Zsuzsi Flohr (Künstlerin), Benjy Fox-Rosen (Musiker), Eduard Freudmann (Künstler),
Eva Reinold (Schauspielerin) in Kooperation mit schnittpunkt. ausstellungstheorie & praxis / Luisa Ziaja
(Kuratorin) und Gegenstimmen / Stefan Foidl (Chorleiter)
Podiumsdiskussion mit: Ruth Beckermann (Regisseurin), Winfried Garscha (Historiker), Marty Huber
(Aktivistin), Florian Wenninger (Zeithistoriker), konzipiert und moderiert von Luisa Ziaja
Die Veranstaltung wird musikalisch begleitet von den Gegenstimmen unter der Leitung von Stefan Foidl.
„Von Beginn der [Befreiungs-]Kundgebung aber hinter einer Kette von Ordnern, vollkommen unbemerkt,
arbeitete sich eine Gruppe von ehemaligen KZlern in das Trümmerfeld hinein. Um 19 Uhr fuhr ein Lastauto
vor, das sofort von Kameradinnen und Kameraden umringt wurde. Fachmännische Griffe unserer KZler,
zwei Bretter – und der Stein war auf dem vorgesehenen Platz. Um 19 Uhr 20 fuhr das Lastauto weg, die
Ordner zogen sich zurück und die Enthüllung des Denkmals wurde vorgenommen.“ (aus: Der Neue Mahnruf,
Zeitschrift des KZ-Verbands)
Bereits 1949 hatte der KZ-Verband ein Denkmal für die Nazi-Opfer am Morzinplatz gefordert. Nachdem zwei
Jahre lang nichts geschehen war, beschloss man „ohne Bewilligung der ‚Obrigkeit‘“ zur Tat zu schreiten und
errichtete am sechsten Jahrestag der Befreiung Wiens einen Gedenkstein. Der Stein entwickelte sich zu
einem zentralen Ort antifaschistischen Erinnerns. 1968 wurde er, anlässlich des Baus des Leopold Figl-Hofs,
versetzt und 1985 schließlich durch das bis heute bestehende Denkmal ersetzt. Dabei erfolgte eine
Erweiterung des Gedenkens: der rote Winkel, das Symbol für die politischen Opfer, wurde um einen gelben
Stern, für die als Jüd_innen Verfolgten, ergänzt. Seit den 1990er-Jahren wird darum gekämpft, vor Ort auch
den homosexuellen und transgender Opfern der Nazis zu gedenken – bislang mit begrenztem Erfolg.
Eine Podiumsdiskussion widmet sich dem umkämpften Erinnern am Morzinplatz zwischen
selbstorganisierten Interventionen und offizieller Gedenkkultur, an denen sich so manche
geschichtspolitische Bruchlinien ablesen lassen: Welche Denkmäler wurden vor Ort errichtet, welche nicht?
Wie verhält sich deren Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit zu Debatten und Diskursen einerseits, zu Ritualen
und Zeremonien andererseits? Weshalb muss antifaschistisches Gedenken und der kritische Umgang mit
problematischen Denkmälern der Stadt Wien, damals wie heute, so oft in mühseligen, jahrelangen Kämpfen
abgerungen werden?
Im Rahmen der Veranstaltung wird eine Gedenkfeier für einen nie errichteten Obelisken abgehalten. Um
zahlreiches Erscheinen in angemessen festlicher Kleidung wird gebeten.
Eduard Freudmann, Was sie unterließ, haben wir getan, 2015