Wiener Festwochen 2015 / Into the City Hotel Metrole. Der Erinnerung eine Zukunft geben 29. Mai bis 21. Juni 2015 Eröffnung 28. Mai What does memory mean to you? Ausstellung Into the City Centrale Morzinplatz 1, 1010 Wien Donnerstag bis Sonntag 14 bis 21 Uhr Eine Posterserie von Petra Gerschner und Michael Backmund, 2015 Die Plakatserie untersucht Bedeutung und Formen gesellschaftlichen Erinnerns. Sie wirft Fragen auf, welche Foren die Stimme erhalten, über Geschichte zu sprechen, sie einzuordnen, festzuschreiben oder aber sie partiell oder vollständig zu ignorieren. Die offizielle Geschichtsschreibung und die politische Einordnung und Bewertung des NS-Terrors sowie der Kontinuität von faschistischer und rassistischer Ausgrenzung sind Ausdruck realer Interessenskonstellationen und Machtverhältnisse einer Gesellschaft und dokumentieren ihre vorherrschende Selbstsicht. Erinnern ist ein aktiver Prozess, der in der Gegenwart stattfindet und auf die Zukunft gerichtet ist. Die aktuelle Präsenz der jeweiligen Positionen, Entscheidungen und Handlungen im öffentlichen Diskurs, ihre Repräsentanz im kollektiven Gedächtnis und die möglichen Konsequenzen, die einzelne Menschen, Gruppen und letztlich die gesamte Gesellschaft aus diesen Auseinandersetzungen ziehen, gestalten unmittelbar die Gegenwart. Die Poster zeigen Motive des Morzinplatzes und seiner Umgebung sowie historische Dokumente und aktuelle Einschreibungen. In leuchtend orangen Schriftzügen werden auf diesen Bildmotiven Statements und Fragen nach subjektiven und kollektiven Prozessen des Erinnerns und Konsequenzen des Handelns oder Nicht-Handelns formuliert. Die Reste einer abgerissenen Veranstaltungsankündigung der „Antifa-Night“ auf einer Betonsäule bilden den Hintergrund für ein Statement und verweisen auf die Aktualität und Präsenz des gesellschaftlichen Widerstandes im öffentlichen Raum gegen Faschismus und Ausgrenzung. Darauf steht das Zitat des Widerstandskämpfers und Shoah-Überlebenden Martin Löwenberg: „es kann legitim sein, was nicht legal ist“. Das Poster verschränkt die Ebenen von Zeit und Inhalt in Erzählsträngen, die die Vergangenheit in der Gegenwart präsent werden lassen. Tiefe Spuren, die sich über Jahre ins Mauerwerk des Leopold-Figl-Hofs in Wien eingeschliffen haben, sind auf einer Aufnahme von 2014 zu sehen. Die Stuhllehne und der Hinterkopf eines Polizeibeamten haben in der Wand des Treppenhauses tiefe Einkerbungen und Verfärbungen hinterlassen. Der Beamte war dort zum Schutz des Büros von Simon Wiesenthal abgestellt. Der Polizist ist weg. Übrig bleibt eine abgeschabte Leerstelle, die sich mit Fragen anfüllt: Vor wem musste dieser Ort nach 1945 bewaffnet geschützt werden? Und was sollte ein einzelner Polizist auf einem Stuhl im Zwischengeschoss gegen diese Bedrohung ausrichten? Wie haben sich die politisch Verantwortlichen und die Wiener Stadtgesellschaft dazu verhalten? What does memory mean to you? (Petra Gerschner / Michael Backmund)
© Copyright 2024 ExpyDoc