Wiener Festwochen 2015 / Into the City Hotel Metrole. Der Erinnerung eine Zukunft geben 29. Mai bis 21. Juni 2015 Eröffnung 28. Mai Postkartenserie Ausstellung Into the City Centrale Morzinplatz 1, 1010 Wien Donnerstag bis Sonntag 14 bis 21 Uhr zusammengestellt von Lisl Ponger, Ponger 2015 Mit Beiträgen von Martin Krenn, Krenn Sarah Mendelsohn, Mendelsohn Lisl Ponger, Ponger Isa Rosenberger, Rosenberger Tim Sharp, Sharp Clemens Wihlidal und zwei historischen Aufnahmen. Grafische Bearbeitung Toledo i Dertschei Clemens Wihlidal, Schieflage, 2010 Foto: Andreas Praefcke Morzinplatz, der Platz, an dem das gestohlene Hotel Metropole zur größten Gestapo-Leitstelle des Deutschen Reiches umfunktioniert wurde, ist eine Leerstelle im heutigen Wien. Die Postkartenserie, mit dem Titel Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben, möchte dazu beitragen, diesen leeren Ort diskursiv zu füllen. 1910. Vom Ufer des Donaukanals im 2. Bezirk, blickt man auf den Morzinplatz, mit dem Hotel Metropole, Kaffeehäusern und Geschäften. Nach Kriegsende durchquert eine junge Frau denselben Platz, vorbei an zerstörten Häusern und der Ruprechtsstiege. Unmittelbar nach dem Anschluss wurde das Hotel Metropole von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Zwischen 1938 und 1945 wurden Hunderttausende „als Juden“ enteignet – beschönigend nannte man diesen Raubzug „Arisierungen“. Schmierzettel von Lisl Ponger ist eine to do Liste an einem beliebigen Tag im Jahr 2015. Mit einem Asterisk sind jene Orte markiert, die von „Arisierungen“ betroffen waren „Noch im Jahre 1948 bildete die gespenstische Ruine des 1945 ausgebrannten GestapoHauptquartiers eine Kulisse für den Film Der dritte Mann“ schreibt Martin Krenn zu seinem Motiv Von dem, was ihr geseh’n, zu sprechen. Er hinterfragt das lange Schweigen über die NS-Verbrechen der ÖsterreicherInnen, den Umgang mit dem Gedenken an das „arisierte“ Hotel Metropole und den dort begangenen Gestapo-Verbrechen. Die Suche nach der in den Morzinplatz eingeschriebenen, aber unsichtbaren Vergangenheit ist Sarah Mendelsohns Ausgangspunkt für Five pedestrians looking for signs of the former Hotel Metropole at Morzinplatz, heute ein Durchgangsort mit Gemeindebauten, einer spärlichen Grünanlage mit Mahnmal und einer Tiefgarage. Ganz in der Nähe, am Franz-Josefs-Kai 29, befindet sich das Theater Komödie am Kai, ehemals Theater der Courage. Mit deren Gründerin Stella Cadmon, den Spuren ihrer Theaterarbeit im kollektiven Gedächtnis Wiens und ihrem Einfluss bis heute, setzt sich Isa Rosenberger in dem Beitrag Courage auseinander. Clemens Wihlidals Postkarte zeigt Schieflage, das unverwirklichte Siegerprojekt des Wettbewerbs Umgestaltung des Luegerdenkmals in ein Mahnmal gegen Antisemitismus und Rassismus. Das Kippen des Denkmals symbolisiert die Ambivalenz der Stadt im Umgang mit ihrem ehemaligen Bürgermeister, der seine erfolgreichen Wahlkämpfe mit massiver antisemitischer Rhetorik bestritt. Die Postkarte Mything in Action – Acceptance, Appropriation and Resistance von Tim Sharp, ist eine Collage aus einem US-amerikanischen Ersttagsbrief, offiziellen mexikanischen Briefmarken und „Briefmarken“ der zapatistischen Bewegung. Österreich, nach dem Einmarsch der Nazis, wird mit Mexiko, dem einzigen Land, das dagegen protestierte, verbunden, die Konstruktion des österreichischen Opfermythos wird der Konstruktion der ehemaligen offiziellen Ikone der (unvollendeten) mexikanischen Revolution Emiliano Zapata gegenübergestellt. (Lisl Ponger)
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