Ausstellungen, Kunst im öffentlichen Raum, Performances, Musik Symposien, Diskussionen, Lesungen, Workshops, Filme, Führungen, Vorträge Hotel Metropole grand hot e l & Gestapo - Le itst e l l e www.festwochen.at/into-the-city 28. Mai bis 21. Juni 2015 der erinnerung Eine zukunft geben D as ab 1873 errichtete Hotel Metropole war eines der besten Häuser Wiens. Unmittelbar nach dem Anschluss im März 1938 beschlagnahmten die Nationalsozialisten das Gebäude und machten es zur Gestapo-Leitstelle. Bis 1945 wurden dort mehrere 10.000 Personen erfasst, verhaftet, verhört, gefoltert und vielfach weitergeschickt in den sicheren Tod. Am Projekt Hotel Metropole nehmen Künstler_innen, Zeitzeug_ innen, Expert_innen und Aktivist_ innen teil, deren Beiträge sich mit Erinnerungskultur und Geschichtspolitik befassen. Am Morzinplatz ist ein temporärer Ausstellungs- und Diskursraum eingerichtet, am Platz selbst ist eine Reihe von ortsspezifischen künstlerischen Arbeiten zu sehen. Während vier Wochen werden Ausstellungen, Symposien, eine Gesprächsreihe, Rundgänge durch das Viertel und ein Filmprogramm angeboten. Into the Verdrängte Geschichte und kontaminierte Orte Widerstand und Erinnerungskultur Arisierung, Vertreibung, Deportation Geschichtspolitik und Handlungsfelder Seite 4-7 Seite 8-11 Seite 12-15 Seite 16-19 Zeichnung: Csaba Nemes, Niemals vergesessen, 2015, (Ausschnitt) Impressum Into the City Wiener Festwochen 2015 Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben Kuratorinnen und Kuratoren (für den Inhalt verantwortlich) Margarethe Makovec, Anton Lederer, Birgit Lurz, Wolfgang Schlag TEAM Judith Pfeifer, Ernst Reitermaier, Roman Streuselberger, Verena Wardy, Andreas Walter GESTALTUNG Into the City-Zeitung Christian Bretter Termine 28. Mai bis 21. Juni Donnerstag bis Sonntag 14 bis 21 Uhr An Feiertagen geöffnet Die Kunstwerke im öffentlichen Raum sind rund um die Uhr zugänglich Eintritt frei Produktion Wiener Festwochen In Kooperation mit a.punkt – Buchhandlung Brigitte Salanda, Augustin, Bezirksvorstehung Innere Stadt, Bundeskanzleramt Österreich, Bundesministerium für Bildung und Frauen, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), Blinklicht, erinnern.at, Galerie Splitter Art, Gastgewerbefachschule Judenplatz, Wien, Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG), Jüdisches Museum Wien, Simon Wiesenthal Archiv / Dokumentationszentrum des Bundes jüdischer Verfolgter des Naziregimes (BJVN), Nationalfonds, Österreich 1 (Ö1), Österreichische Akademie der Wissenschaften. Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte, Polnisches Institut Wien, < rotor > Zentrum für zeitgenössische Kunst, Graz, Theater Nestroyhof Hamakom, Wien Museum, Wiener Stadt- und Landesarchiv, Zukunftsfonds, u. a. Dank an Asociación Israelita de Venezuela (AIV), Austro Holding GmbH, Confederación de Asociaciones Israelitas de Venezuela (CAIV), Jan Evangelista Purkyně University in Ústí nad Labem, Jewish Welcome Service Vienna, Unión Israelita de Caracas (UIC) Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015 • www.festwochen.at/into-the-city es kann legitim sein, was nicht legal ist Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015 Von der Gestapo erkennungsdienstlich erfasst Schutthaufen des Gebäudes nach 1945 Gestapo-Mitarbeiter vor dem Wiener Volksgericht, 1949 Alle Zeichnungen: Csaba Nemes Eigentümer, Herausgeber und Verleger Wiener Festwochen GesmbH Lehárgasse 11/1/6, 1060 Wien Telefon +43 1 589 22-0 Telefax +43 1 589 22 49 [email protected] www.festwochen.at 3 W Gedenkfeier am Morzinplatz 1988 Ein Ausspruch des Widerstandskämpfers Martin Löwenberg überlagert ein Motiv vom Morzinplatz • www.festwochen.at/into-the-city Einführung www.festwochen.at/into-the-city 2 Aus der Posterserie Petra Gerschner / Michael Backmund ien, Kriegsende 1945, das Hotel Metropole liegt in Trümmern. 1873 zur Weltausstellung errichtet, war es eines der besten Häuser der Stadt und gehörte zur gründerzeitlichen Ringstraßenarchitektur. Von den Nationalsozialisten war es unmittelbar nach dem „Anschluss“ beschlagnahmt und zu einer der größten Gestapo-Leitstellen des Deutschen Reichs umfunktioniert worden. In dem Gebäude arbeiteten bis zu 900 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die dafür verantwortlich waren, dass von 1938 bis 1945 mehrere 10.000 Menschen erfasst, verhaftet, verhört und gefoltert sowie in Gefängnisse und Konzentrationslager eingewiesen wurden. Viele wurden in weiterer Folge ermordet oder in den Tod getrieben. An Stelle des 1945 zerstörten Gebäudes befindet sich seit 1968 ein Wohn- und Geschäftshaus, der Leopold-Figl-Hof. Eine Gedenkstätte in der Salztorgasse und ein Mahnmal am Morzinplatz erinnern an die Opfer der Gestapo Wien. Am Projekt Hotel Metropole nehmen österreichische und internationale Künstler_innen teil, deren Beiträge sich mit Erinnerungskultur und Geschichtspolitik befassen. Der Morzinplatz, das Hotel Metropole und andere verschwundene Gebäudekomplexe am Schwedenplatz sind Ausgangspunkte einer Auseinandersetzung mit dem Verschütteten, Vergessenen und Verdrängten – gestern wie heute. Vier Themenbereiche gliedern das Programm, in das neben künstlerischen Arbeiten und Aktionen viele Zeitzeug_innen, Anwohner_innen und Expert_innen ebenso eingebunden sind wie Aktivist_innen, die vielerorts die Erinnerung an Verbrechen und Opfer des Nationalsozialismus lebendig halten. Das Engagement von einzelnen Personen und oft kleinen Initiativen wird in diesem Zusammenhang hervorgehoben und der Rolle von Körperschaften bei der Auseinandersetzung mit Geschichte in der Gegenwart kritisch gegenübergestellt. Ein temporärer Ausstellungsraum im Haus Morzinplatz 1 dient innerhalb des Projekts als zentraler Diskursraum und Ausgangspunkt für künstlerische Aktionen im und Rundgänge durch das Viertel. Am Platz selbst ist eine Reihe von ortsspezifischen künstlerischen Arbeiten im öffentlichen Raum zu sehen. Teile des Programms sind u.a. eine Ausstellung mit Werken aus der Kunstsammlung des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes (DÖW), eine Foto-Ausstellung zum Simon Wiesenthal Archiv, eine Tagung regionaler Geschichts-Expert_innen und ein internationales Symposium. Geschichte ist keine konstante Größe, jedes politische System, jede Ideologie und jede Generation erarbeiten ein spezifisches Geschichtsverständnis. Österreich hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg viele Jahre als Opfer des NS-Regimes positioniert. Dieses Bild ist in den 1980er-Jahren ins Wanken geraten, die Verstrickung der lokalen Gesellschaft in den NS-Apparat rückte etwas weiter in Richtung Vordergrund. Zugleich ist es hierzulande noch immer nicht selbstverständlich, dass öffentlich all jener gedacht wird, die verfolgt, vertrieben und ermordet wurden, weil sie den Nationalsozialismus ablehnten, dagegen kämpften, oder weil sie von der NS-Ideologie für minder erachtet wurden. Die Erinnerungskultur ist im Wandel und das „Niemals vergessen“ erfordert auch in Zukunft eine sorgfältige Auseinandersetzung. Margarethe Makovec, Anton Lederer, Birgit Lurz, Wolfgang Schlag Into the Geschäftsführung Markus Hinterhäuser Wolfgang Wais Künstlerische Leitung Markus Hinterhäuser (Intendant) Stefan Schmidtke (Schauspielchef) Herstellung „agensketterl“ Druckerei GmbH Gründerzeitliche Pracht an der Ringstraße: Hotel Metropole, Morzinplatz und Herminen-Hof auf einer historischen Postkarte Abb.: Wien Museum 4 www.festwochen.at/into-the-city VerDRängte Geschichte und Kontaminierte Orte Die Gestapo-Leitstelle Wien im ehemaligen Hotel Metropole Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) über einen der zentralen Orte des NS-Terrors A m Morzinplatz befand sich von 1873 bis 1938 das luxuriöse Hotel Metropole. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an NSDeutschland wurde das Hotel beschlagnahmt und Sitz der GestapoLeitstelle Wien mit über 900 Mitarbeiter_innen. Leiter der Gestapo Wien wurde der Münchner Gestapomann Franz Josef Huber. Die wichtigsten Schlüsselstellen wurden mit Beamten aus dem „Altreich“ besetzt. 80 Prozent der Beamten und Angestellten wurden aus dem vormals österreichischen Polizeidienst rekrutiert. Bereits im März 1938 wurden Juden, bekannte Gegner des NS-Regimes, Kommunisten, Sozialisten und Repräsentanten des vorangegangenen „vaterländischen“ Regimes festgenommen. Am 1. April 1938 nahm die Gestapo-Leitstelle Wien ihren Betrieb auf, am selben Tag erfolgte der erste Transport österreichischer Häftlinge in das Konzentrationslager Dachau. Die Gestapo forschte u. a. Personen aus, denen „volks- und staatsfeindliche Bestrebungen“ angelastet wurden. Insgesamt wurden von der Leitstelle Wien 40.000 bis 50.000 Menschen in Karteien erfasst. Vorladungen, Hausdurchsuchungen und Folter – beschönigend „verschärfte Vernehmungen“ genannt – zählten zu den alltäglichen Gestapopraktiken. Manche Gefangenen wurden bei den Verhören derart misshandelt, dass sie noch in der Haft oder kurz danach verstarben. Die Gestapo war mit einer Reihe von Sonderrechten ausgestattet. Sie war befugt, zeitlich unbeschränkte „Schutzhaft“, d. h. die Einweisung in ein Konzentrationslager, zu beantragen. Nach Verbüßung ihrer gerichtlichen Strafe konnte die Gestapo Personen neuerlich in Gewahrsam nehmen und deren Einweisung in ein KZ verfügen. In den Konzentrationslagern selbst war die Gestapo in den gefürchteten „Politischen Abteilungen“ präsent. Nur wenige Menschen hatten den Mut, sich in Widerstandsgruppen zu organisieren und das Regime aktiv zu bekämpfen. Die Mehrheit der Frauen und Männer, die organisierten Widerstand leisteten, stammte aus der Arbeiterbewegung (Sozialist_innen, Kommunist_innen), viele gehörten dem bürgerlich-konservativen Lager (ehemalige Christlichsoziale, Monarchist_innen etc.) an oder waren Mitglieder der katholischen Kirche bzw. von religiösen Gruppierungen wie z. B. den Zeugen Jehovas. Die Widerstandsgruppen bemühten sich, mit Flugblättern der NS-Propaganda entgegenzutreten. Mit Spendensammlungen wurden Familien Inhaftierter und Verfolgter unterstützt. Durch Sabotage sollte die Kriegsmaschinerie gestört werden, Soldaten entzogen sich, so gut es möglich war, der Dienstleistung an der Front, den Alliierten wurden Informationen übergeben und vieles mehr. Vor allem in Kärnten wurde auch bewaffneter Widerstand geleistet. Die Widerstandskämpfer_ innen operierten weitgehend isoliert von der Bevölkerung und nahezu alle größeren Widerstandsgruppen wurden von der Gestapo zerschlagen. Der Einsatz von so genannten „VLeuten“ („Vertrauensleuten“) und Spitzeln war dabei von zentraler Bedeutung. Etliche, die Spitzeldienste leisteten, wurden durch Drohungen und Erpressung zur Spitzelarbeit gezwungen, manche „arbeiteten“ aber auch wegen finanzieller Vergünstigungen und aus persönlichem Geltungsdrang für die Gestapo. Die Beamten der Gestapo-Leitstelle Wien setzten ihre Tätigkeit bis in die letzten Kriegstage fort. Gleichzeitig versuchten sie ab Jänner 1945 durch systematisches Vernichten der Akten die Spuren ihrer Verbrechen zu beseitigen und unter Verwendung falscher Papiere zu flüchten bzw. unterzutauchen. Knapp vor Kriegsende wurde das Wiener Gestapo-Gebäude durch Bomben zerstört und später durch einen modernen Zweckbau ersetzt. In diesem Gebäude – dem nach dem Gestapohäftling und nachmaligen Bundeskanzler benannten LeopoldFigl-Hof – errichteten die österreichischen Opferverbände 1968 einen „Gedenkraum für die Opfer des österreichischen Freiheitskampfes“. Diese Gedenkstätte in der Salztorgasse 6 befindet sich an jener Stelle, wo sich früher der ehemalige Lieferanteneingang des Hotels Metropole befunden hatte, durch den die von der Gestapo Verhafteten zu den Verhören geführt wurden. Eine Dauerausstellung erinnert in der Gedenkstätte an die Opfer und bietet historische Informationen zur Gestapo. Obwohl heute sämtliche Spuren der Gestapo-Leitstelle Wien ausgelöscht sind, ist dieser Ort dennoch ein authentischer historischer Ort mit einer speziellen Aura. Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015 5 • www.festwochen.at/into-the-city Widerstand / Résistance_ Hotel Metropole Eröffnungskonzert mit AutorYno (F) und Jazzwerkstatt Wien (A) In 5 Konzert-Stationen am Morzinplatz widmet sich die Jazzwerkstatt Wien dem Thema Widerstand / Résistance. Der junge Ausnahmebassist Manu Mayr bestreitet ein SoloSet, Willi Landl interpertiert eigene und alte Protestlieder in seiner unvergleichlichen Weise, das slowenischkärtnerische Duo Rdeča Raketa bedient virtuos ein ganzes Spektrum an akustischen und elektronischen Instrumenten und das Jazzwerkstatt Wien New Ensemble präsentiert die Uraufführung der 25-minütigen elektroakustischen Suite Hotel Metropole. Der New Yorker Musiker John Zorn sagt über das Pariser Trio AutorYno: „A wild klezmer rock fusion by this crazed band of Parisborn punk rockers“. Der Tag ihres ersten Auftritts in Wien, der 28. Mai 2015, ist zugleich der 100. Geburtstag von Raphaël Konopnicki, dem Großvater von Band-Leader David Konopnicki. Der im polnischen Kalisz geborene Raphaël Konopnicki wuchs in Strasbourg auf, schloss sich 1940 der Resistance an und organisierte den Widerstand an der Côte d’Azur. Raphaël Konopnicki verstarb 2011. http://jazzwerkstatt.at http://www.autoryno.com Eröffnungskonzerte Widerstand / Résistance – eine Komposition in 5 Stationen Mit: Jazzwerkstatt Wien – Manu Mayr, Willi Landl, Benny Omerzell, Rdeča Raketa (Maja Osojnik & Matija Schellander) u. a. Jazzwerkstatt Wien New Ensemble – Clemens Wenger, Peter Rom, Bernd Satzinger, Lukas König, Leo Riegler, Clemens Salesny, Feat. Willi Landl AutorYno (Paris) – David Konopnicki, Bertrand Delorme, Cyril Grimaud Termin: 28. Mai, 19 Uhr Ort: Morzinplatz 1 Gedenktafel bei der Ruprechtsstiege, Morzinplatz, 18.5.2015 Das Hotel Metropole Gedenktafel in der Zeit von 1873 bis 1938 Hotel Metropole Über den einstmals imposanten Hotelbetrieb und das Ende einer Epoche schreibt Wolfgang Schlag Ein Projekt mit Schülerinnen und Schülern der Gastgewerbefachschule Judenplatz, Wien 1872 wurde Wien in einem Zei- Das Hotel Metropole 1939 als Gestapo-Zentrale Zeichnung: Csaba Nemes Hotel Metropole – eine Zeitleiste Eine Serie von Zeichnungen zur Geschichte des Hotel Metropole In der Into the City Centrale; von Csaba Nemes, 2015 Metropole – der Name des ehema- ligen Wiener Hotels drückt Vertrauen in die Moderne aus. Als das moderne Leben dann im 20. Jahrhundert ankam, war das in vielerlei Hinsicht schmerzhaft. Jetzt leben wir in einem neuen Jahrhundert, aber in gewisser Weise endet das vorige scheinbar nicht, die Schatten reichen deutlich in unsere Zeit hinein. Viele Leute haben es satt, etwas über den Horror der NS-Zeit zu hören oder zu sehen, während es auf der anderen Seite immer mehr Sympathisant_innen für die extreme Rechte in Europa gibt ... Vielleicht ist es nicht wesentlich, etwas Neues über den Nazi-Terror zu sagen, aber es ist mehr als nötig, die historischen Tatsachen auf verschiedene Art im Gedächtnis zu behalten. Da ist dieses Foto vom Hotel Metropole, datiert wird es mit 1939. Autos aus der Zeit parken vor dem Gebäude und auf einer Litfaßsäule hängt ein Poster, darauf ist eine Frau in Bademode abgebildet. Alles sieht völlig normal aus auf diesem Foto, aber im Gebäude ist vermutlich die Gestapo an der Arbeit. Es gibt kein Hakenkreuz an der Fassade oder irgend ein anderes Zeichen, das einen Hinweis geben würde auf die ungeheuerlichen Vorgänge im Inneren. Mein Beitrag zum Projekt Hotel Metropole ist eine Installation mit Zeichnungen entlang einer Zeitlinie zur Geschichte des Hotels. Zeitachsen finden sich oft in Museen, es wird ein Narrativ dargestellt, oder verschiedene Narrative, voll von bekannten und unbekannten Details. Ich interessiere mich sehr für das Erzählen von Geschichte(n), insofern verwende ich das Medium Zeichnung, um eine lehrreiche Erzählung darzustellen. Das Zeichnen selbst ist immer eine Art Therapie, um besser zu verstehen, was unter der Oberfläche vorgeht und dieser Effekt betrifft nicht nur die Kunstschaffenden sondern auch die Betrachter_innen. Csaba Nemes http://nemescsaba.com Besten Dank für die Zusammenarbeit an Stephan Roth und Christine Schindler tungsartikel zum ersten Mal als „Metropole“ bezeichnet. Diesen Status zu erreichen wurde angesichts der bevorstehenden Wiener Weltausstellung 1873 zum selbst gesteckten Ziel.1 In diesen Jahren wurden die ersten Pläne für das Hotel Metropole entworfen und am 10. Feb. 1873 dem Wiener Magistrat zur Vorlage an den Bürgermeister eingereicht.2 Das Hotel Metropole gehörte nach der Fertigstellung mit seinen 460 Zimmern zu den imposantesten und monumentalsten Hotelneubauten in Wien. Die Zeit zwischen 1867 und 1873 war „das goldene Zeitalter des kapitalistischen Wachstums“, schrieb der Historiker Eric J. Hobsbawm. Doch dann krachte es am 9. Mai 1873, dem sogenannten Schwarzen Freitag der Wiener Börse.3 Es folgte die „Große Depression“, die auch das Hotel Metropole zu spüren bekam. 1907 erschien die erste Auflage des Lexikons der Küche als „ein schmales Heftchen mit knapp 1000 Kochkunstanweisungen“, wie es in der erweiterten Auflage von 1929 heißt. Autor war der ehemalige Küchenchef im Hotel Metropole, Richard Hering. Das Lexikon wird noch heute in der professionellen Gastronomie verwendet, es erschien bereits in 25. Auflage und umfasst nun mehr als 32.000 Stichwörter. Zwischen 1927 und März 1938 wechselten die Eigentümer des Hotels nicht weniger als siebenmal, ein Ausdruck für die Weltwirtschaftskrise der 1920er- und 30er Jahre.4 Bereits wenige Tage nach „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurde die Gestapo-Leitstelle Wien vom Chef der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes Reinhard Heydrich im Auftrag des Reichsführers SS Heinrich Himmler installiert. Am 25. März 1938 wurde das Hotel Metropole beschlagnahmt und zum Sitz der Gestapo Wien.5 Das Hotel Metropole war 1938 im Eigentum einer Aktiengesellschaft, zu deren Hauptaktionären die Familien Friediger und Klein zähl- ten. Die damalige Generaldirektorin Elisabeth Klein und ihre Tochter Annemarie konnten entkommen. Einer der Mitbesitzer, Karl Friediger, floh nach Prag, spielte der Widerstandsgruppe Burian die Hauspläne zu und war an der Planung eines Sprengstoffanschlags auf das Gebäude beteiligt.6 1933 wurden auch Bücher des österreichischen Autors Stefan Zweig in deutschen Städten verbrannt. Die Schachnovelle erschien 1942 kurz vor seinem Suizid im Exil in Brasilien. Darin erzählt Zweig vom österreichischen Emigranten Dr. B., der von der Gestapo verhaftet worden war, um von ihm Material gegen Kirche und Kaiserhaus zu erhalten. In der langen Isolationshaft hatte er heimlich ein Buch zu sich nehmen können, zu seiner Enttäuschung ein Schachrepetitorium.7 2014 hatte der Film Grand Hotel Budapest Premiere. Der Regisseur Wes Anderson ließ sich von den Schriften Stefan Zweigs inspirieren. Gegen Ende des Films besetzt der „Führungsstab“ eines faschistischen Regimes das Hotel. Der Hotelconcierge Monsieur Gustave H. blickt aus seinem Lieferwagen und sagt: „Das Grandhotel wurde zu einer Truppenbaracke.“ 1 Wolfgang Kos, Ralph Kleis, Zur Ausstellung, in: Experiment Metropole. 1873: Wien und die Weltausstellung, Wien Museum Karlsplatz, 2014, S. 14 2 Franz Weisz, Das Hauptquartier der Wiener Gestapo - das Haus am Morzinplatz Nr. 4, in: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien, 1995, S. 243 3 Peter Eigner, Boom und Krach, in: Experiment Metropole. 1873: Wien und die Weltausstellung, Wien Museum Karlsplatz, 2014, S. 84 4 Franz Weisz, Das Hauptquartier der Wiener Gestapo - das Haus am Morzinplatz Nr. 4, in: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien, 1995, S. 244 5 Brigitte Bailer, Elisabeth Boeckl-Klamper, Wolfgang Neugebauer, Thomas Mang, Die Gestapo als zentrales Instrument des NS-Terrors in Österreich. www.doew.at 6 Brigitte Bailer, Elisabeth Boeckl-Klamper, Wolfgang Neugebauer, Thomas Mang, Die Gestapo als zentrales Instrument des NS-Terrors in Österreich. www.doew.at 7 Klaus Zeyringer, Helmut Gollner. Eine Literaturgeschichte: Österreich seit 1650. Studien Verlag, Wien 2012, S. 602 Foto: Luca Faccio Gedenktafel 2015 18./19./20. Mai Performance und Rauminstallation in der Into the City Centrale von Martin Krenn, 2015 Die jüdischen Besitzer_innen des Hotel Metropole wurden unmittelbar nach dem „Anschluss“ 1938 enteignet und das Gebäude zur größten Gestapo-Leitstelle des NS-Regimes mit bis zu 900 Mitarbeiter_innen umfunktioniert. Was dem Hotel Metropole widerfahren ist, daran will eine Gedenktafel nun erinnern: Während eine herkömmliche Gedenktafel anhand eines kurzen Textes über die Geschichte eines Ortes informiert, wird im Rahmen dieses Projekts eine Gedenktafel der anderen Art errichtet: Sie ist nicht zum Lesen da, sondern an ihr wird kommuniziert. Die Tafel ist ein festlich gedeckter Tisch, der als inszenierte Situation eines Restaurants im öffentlichen Raum aufgebaut wird. Sie befindet sich in Blickweite des einstigen Standortes des Hotel Metropole. Zeitzeug_ innen, Anwohner_innen, Historiker_innen, Künstler_innen, Schüler_ innen, u.a. werden an drei Tagen, von 18. bis 20. Mai 2015, eingeladen, an diesem temporären Gedenkort Platz zu nehmen und sich an der Kommunikation zu beteiligen. Ausgangspunkte der Gespräche bilden sowohl die Geschichte des Hotel Metropole als auch die darin von 1938 bis 1945 eingerichtete Wiener Zentrale der Gestapo. Die Schüler_innen der Gastgewerbefachschule Judenplatz eröffnen vor Ort eine Rezeption, servieren Originalgerichte des ehemaligen Hotelrestaurants und sprechen mit den Gästen über ihre historische Recherche und Antifaschismus heute. In der viermonatigen Vorbereitungsphase, die als Bestandteil des Schulunterrichts abgehalten wurde, führten sie Interviews mit Zeitzeug_innen sowie Gespräche mit Historiker_innen und Künstler_ innen und gestalteten einen Radiobeitrag für die Ö1-Reihe Moment - Leben heute, der am 13. Mai gesendet wurde. Saumon norvègien, sauce moscovite, salade sauvage norwegischer lachs mit Moskauer Soß´ und Salaten Suprême de poularde aux truffes, asperges sautées, riz au beurre Getrüffelte Poulardenbrust mit sautiertem Spargel und Butterreis Crème brûlée Geflämmte Créme Die Menüfolge anlässlich der Gedenktafel 2015 Abb.: Martin Krenn auf Basis einer Menükarte aus dem Hotel Metropole von 1881 Im Dezember 1934 absolvierte Elisabeth Böhm, eine Nichte der Hotelmitbesitzer_innen Elisabeth und Ernst Klein den 15. Hoteldirektorenkurs in der Gastgewerbefachschule am Judenplatz. Am 26. März 1938 wurde die „Beschlagnahme“ des Hotel Metropole im Grundbuch der Stadt Wien vermerkt. Die Familie musste flüchten. Martin Krenn Gastgewerbefachschule am Judenplatz, Wien entsprechenden Schulen zugeteilt. Die Schule hat zunächst 1956 ein befristetes Öffentlichkeitsrecht bekommen, 1960 wurde das unbefristete Öffentlichkeitsrecht verliehen. Ab dem Schuljahr 1964/65 wurde die Kochfachschule 3-jährig geführt. In den 1970-er Jahren wurde der Platz im Haus immer enger, Umbauten wurden durchgeführt. Im Laufe der Jahre sind immer wieder Maßnahmen gesetzt worden, um die Infrastruktur auf den letzten Stand zu bringen. Das Haus am Judenplatz 4 wur- de 1875 von der Genossenschaft der Gastwirte Wiens erworben. Die fachliche Fortbildungsschule wurde 1891 feierlich eröffnet. 1896 fand die offizielle Einweihung des vergrößerten Hauses Judenplatz 3-4 statt. 1938 waren sechs verschiedene Hotel-, Koch- und Fachschulen am Judenplatz untergebracht. Alle diese Schulen wurden aufgelassen oder anderen, deutschen Schulgesetzen www.martinkrenn.net Gedenktafel Hotel Metropole Mit: Martin Krenn, Schüler_innen der Gastgewerbefachschule Judenplatz, Wien und Gästen Termine: 18., 19., 20. Mai, 12.45 bis 15 Uhr Ort: Morzinplatz 1, 1010 Wien www.gafa.ac.at 6 Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015 • www.festwochen.at/into-the-city Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015 7 • www.festwochen.at/into-the-city Unvergessen Eine Ausstellung mit künstlerischen Positionen aus der Sammlung des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) Kuratiert von Günther Holler-Schuster. In der DÖW-Dauerausstellung im Alten Rathaus Die im DÖW heute aufbewahrten Podiumsdiskussion Aus: Der 1. Mai 1947 in Bildern (Stern-Verlag Wien) Foto: Eduard Freudmann Termin: 31. Mai, 2015, 17 Uhr Ort: Morzinplatz „Was sie unterlieSZ, haben wir getan.“ Eine Podiumsdiskussion zum umkämpften Erinnern und eine Gedenkfeier für einen nie errichteten Obelisken am Morzinplatz Ein Projekt von: Zsuzsi Flohr (Künstlerin), Benjy Fox-Rosen (Musiker), Eduard Freudmann (Künstler), Eva Reinold (Schauspielerin) in Kooperation mit schnittpunkt. ausstellungstheorie & praxis / Luisa Ziaja (Kuratorin) und Gegenstimmen / Stefan Foidl (Chorleiter) Podiumsdiskussion mit: Ruth Beckermann (Regisseurin), Winfried Garscha (Historiker), Marty Huber (Aktivistin), Florian Wenninger (Zeithistoriker) u.a., konzipiert und moderiert von Luisa Ziaja Die Veranstaltung wird musikalisch begleitet von den Gegenstimmen unter der Leitung von Stefan Foidl „Von Beginn der [Befreiungs-] Kundgebung aber hinter einer Kette von Ordnern, vollkommen unbemerkt, arbeitete sich eine Gruppe von ehemaligen KZlern in das Trümmerfeld hinein. Um 19 Uhr fuhr ein Lastauto vor, das sofort von Kameradinnen und Kameraden umringt wurde. Fachmännische Griffe unserer KZler, zwei Bretter – und der Stein war auf dem vorgesehenen Platz. Um 19 Uhr 20 fuhr das Lastauto weg, die Ordner zogen sich zurück und die Enthüllung des Denk- zum umkämpften Erinnern und Gedenkfeier für einen nie errichteten Obelisken „Was sie unterließ, haben wir getan.“ mals wurde vorgenommen.“ (aus: Der Neue Mahnruf, Zeitschrift des KZ-Verbands) Bereits 1949 hatte der KZ-Verband ein Denkmal für die Nazi-Opfer am Morzinplatz gefordert. Nachdem zwei Jahre lang nichts geschehen war, beschloss man „ohne Bewilligung der ‚Obrigkeit‘“ zur Tat zu schreiten und errichtete am sechsten Jahrestag der Befreiung Wiens einen Gedenkstein. Der Stein entwickelte sich zu einem zentralen Ort antifaschistischen Erinnerns. 1968 wurde er, anlässlich des Baus des Leopold Figl-Hofs, versetzt und 1985 schließlich durch das bis heute bestehende Denkmal ersetzt. Dabei erfolgte eine Erweiterung des Gedenkens: der rote Winkel, das Symbol für die politischen Opfer, wurde um einen gelben Stern, für die als Jüd_innen Verfolgten, ergänzt. Seit den 1990er-Jahren wird darum gekämpft, vor Ort auch den homosexuellen und transgender Opfern der Nazis zu gedenken – bislang mit begrenztem Erfolg. Eine Podiumsdiskussion widmet sich dem umkämpften Erinnern am Morzinplatz zwischen selbstorganisierten Interventionen und offizieller Gedenkkultur, an denen sich so manche geschichtspolitischen Bruchlinien ablesen lassen: Welche Denkmäler wurden vor Ort errichtet, welche nicht? Wie verhält sich deren Sicht- In Kooperation mit: schnittpunkt. ausstellungstheorie & praxis und Gegenstimmen barkeit und Unsichtbarkeit zu Debatten und Diskursen einerseits, zu Ritualen und Zeremonien andererseits? Weshalb muss antifaschistisches Gedenken und der kritische Umgang mit problematischen Denkmälern der Stadt Wien, damals wie heute, so oft in mühseligen, jahrelangen Kämpfen abgerungen werden? Im Rahmen der Veranstaltung wird eine Gedenkfeier für einen nie errichteten Obelisken abgehalten. Um zahlreiches Erscheinen in angemessen festlicher Kleidung wird gebeten. Zsuzsi Flohr, Benjy Fox-Rosen, Eduard Freudmann, Eva Reinold, Luisa Ziaja Kunstwerke bilden keine konzipierte und mit System angelegte Kunstsammlung, wie man sie aus anderen institutionellen bzw. musealen Zusammenhängen kennt. Vielmehr handelt es sich dabei im Wesentlichen um eine Ansammlung von im Laufe der Zeit gemachten Geschenken von Künstlerinnen und Künstlern, die ihre Wertschätzung dem 1963 gegründeten Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes zum Ausdruck bringen wollten. Die rund 200 Exponate aus Widerstand, Verfolgung und Exil stellen heute einen besonders wertvollen Teil der Archivbestände des DÖW dar. Es sind keine glanzvollen Hauptwerke, die hier von so namhaften Künstlerinnen und Künstlern wie Oskar Kokoschka, Alfons Walde, Cary Hauser, Otto Rudolf Schatz, Axel Leskoschek, Trude Fleischmann, Trude Wähner, Georg Eisler, Alfred Hrdlicka u. a. zusammengekommen sind. Vielmehr sind es Dokumente des traumatischen Erlebens und des unbändigen Freiheitswillens einer Generation, die sich zweier verheerender Kriege und zweier autoritärer Regime – des Austrofaschismus und des Nationalsozialismus – ausgesetzt sah. Schon die Erlebnisse des Ersten Weltkrieges prägten dabei das Kunstverständnis einiger Künstlerinnen und Künstler. Sie haben sich früh pazifistischen Ideen verschrieben und verstanden Kunst als Instrument der Bewusstmachung und Bewältigung. Die ausgewählten Kunstwerke sind in dieser Ausstellung nicht Ge- Flucht und Exil. Vieles davon wurde in der Vergangenheit als historisches Quellenmaterial eingestuft und oft nicht als Kunstwerk angesehen. Ein verändertes Rezeptionsverhalten, das heute von der Allgemeinheit des Visuellen ausgeht, ermöglicht es, derlei Unterschiede nicht mehr zu machen. So werden auch Werke von engagierten Laien, die das Grauen zu erfassen suchten, zu wesentlichen künstlerischen Äußerungen, die nachfolgenden Generationen ein Bild vom Unvorstellbaren zu geben im Stande sind. Eine grundlegende Aufarbeitung und publizistische Darstellung der Kunstsammlung des DÖW ist noch ausständig, übersteigt aber derzeit die Mittel und Möglichkeiten des Instituts. Die Sammlung wurde 2011/12 Teil eines wissenschaftlichen Projektes des Instituts für Geschichte an der Universität Wien, dem eine dokumentarische Erfassung sowohl der Werke als auch der Biografien zahlreicher Künstlerinnen und Künstlern zu Grunde lag. Dieser erste Schritt der Aufarbeitung war auch eine Grundlage für dieses im Rahmen der Wiener Festwochen stattfindende Ausstellungsvorhaben, das sich als temporäre Ergänzung der bestehenden Schausammlung des DÖW versteht und als Impuls zu weiteren Aktivitäten in diesem Zusammenhang. Into the City unternimmt mit dem Projekt Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben den Versuch, mit der Ausstellung ausgewählter Werke aus dieser Sammlung eine gleichsam historische Ebene für zurückzuerhalten. Sie ging bald erneut aus Wien weg und zog sich in die Provence zurück. Viktor Matejka schreibt über die kämpferische Antifaschistin: „Sie erkannte frühzeitig den Antisemitismus als Grundübel Österreichs und war somit eine entschiedene Gegnerin jedes Faschismus bis zu ihrem Tod, was auch in vielen ihrer künstlerischen Arbeiten bekennerisch zum Ausdruck kam.“ Ihr Werk wurde lange marginalisiert und erlangte international mehr Aufmerksamkeit als in Österreich. Georg Eisler (1928-1998) Ein außergewöhnliches Bild von Alfons Walde Alfons Walde (1891-1958) Der Maler und Architekt Alfons Walde, der mit seinen Bildern des beginnenden Wintertourismus und der idealisierten bäuerlichen Lebenswelt des alpinen Raumes zu enormer Popularität gelangte, ist politisch schwer fassbar. Immer wieder als Freigeist beschrieben, war Walde nicht nur durch persönliche Beziehungen ein vehementer Vertreter eines Österreichpatriotismus wie er im austrofaschis- (Der Mann den ich töten werde) Installation & Video von Arye Wachsmuth und Sophie Lillie, 2015 In der Into the City Centrale. Mit freundlicher Unterstützung des Wiener Stadt- und Landesarchivs Strafsachen veranlasste im September 1947 eine Ausstellung von rund 1000 Fotos ehemaliger Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der GestapoLeitstelle Wien. Dank Hinweisen aus der Bevölkerung gelang es, Anklage gegen rund 300 Personen – gerade ein Drittel des Mitarbeiterstabes – vor dem Volksgericht zu erheben. Von den Verurteilten saßen nur wenige ihre Haft vollständig ab. Den berüchtigten Gestapo-Beamten Johann Sanitzer verurteilte man zu lebenslänglichem schweren Kerker. Tatsächlich kam er bereits 1955 – nach nur sechs Jahren Haft – im Rahmen der Generalamnestie von NS-Verbrechen frei. Die meisten Gestapo-Mitarbeiter entgingen jeder strafrechtlichen Verfolgung, so auch die leitenden Beamten Franz Josef Huber und Rudolf Mildner. Das Video Die Mörder sind unter uns (Der Mann den ich töten werde) zeigt Gesichter von Männern und Frauen, die am Morzinplatz im Dienst der Gestapo standen, die Folter und brutale Misshandlungen ausführten, sie verantworteten oder zumindest duldeten. Indem es die Täter und Täterinnen ins Blickfeld rückt, bricht das Video mit oft ambivalenten Vergangenheitsbildern ohne handelnde Subjekte. Gezeigt wird die Arbeit in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Hotel Metropole, das ab 1938 Sitz der Gestapo-Leitstelle Wien war. Dieser zentrale Ort des NS-Terrors ist heute, mit Ausnahme weniger symbolischer Eingriffe, kein Ort des „gestalteten Gedenkens“ oder kritischen Aufzeigens. Es ist ein Ort der Leere, dessen historische und gesellschaftspolitische Bedeutung nicht widergespiegelt wird. Es ist bezeichnend, dass Österreich bis heute keine nationale Einrichtung geschaffen hat, die sich explizit der Geschichte der eigenen Verbrechen stellt, und deren Namen – analog zur Berliner „Topographie des Terrors“ – eine zeitgemäße Deutung miteinschließt. Die Mörder sind unter uns ist der Titel einer von 1948 bis 1950 laufenden Serie in der Zeitschrift des KZVerbandes, Der neue Mahnruf. In dieser werden die Versäumnisse der Nachkriegsjustiz scharf kritisiert. Der Titel bezieht sich auf den gleichnamigen Spielfilm von Wolfgang gepflegt. Dieser war auch NS-Kunstbeauftragter und als solcher für zahlreiche bedeutende Kunstraubaktivitäten verantwortlich. Diese Ambivalenz dürfte auch dazu geführt haben, dass Alfons Walde 1946 für zwei Monate unter Naziverdacht in Gewahrsam genommen wurde. Alfons Walde hat mit dem Bild „Wir klagen an!“ ein Zeugnis persönlicher Betroffenheit geschaffen, das in seinem Gesamtschaffen singulär blieb. Trude Wähner (1900-1979) exhibitofcrime • Die Mörder sind unter uns Das Wiener Landesgericht für Abb.: DÖW Staudte, der 1946 vor der Ruinenkulisse Berlins gedreht wurde. Hans Mertens, ein aus dem Krieg heimgekehrter Arzt, erkennt seinen ehemaligen Hauptmann wieder. 1942 war dieser für ein Massaker an polnischen Zivilisten verantwortlich, nun feiert er als Geschäftsmann Erfolge. Mertens zeigt ihn an, nachdem er seinen Plan fallen lässt, den Mann zu töten. In der Urfassung hieß der Film Der Mann den ich töten werde: Hier übt der Hauptdarsteller Rache und erschießt den Kriegsverbrecher. Das sowjetische Kulturbüro sprach sich jedoch dagegen aus. Selbst in der fiktiven Erzählung sei die Ahndung von NS-Verbrechen alleine den Gerichten zu überlassen. Arye Wachsmuth und Sophie Lillie Druckgrafik von Trude Wähner im Besitz des DÖW genstand einer formalen Diskussion um eine allgemeine Kunstentwicklung, sondern sie eröffnen in erster Linie in Bezug auf eine biografische Dimension den Blick auf Schicksale, Lebenswege voller Ängste, Traumata und teilweise heroisches Engagement. Sie sind vielfach direkte Zeugnisse aus KZ-Haft, Kriegsgeschehen, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) Teil der Arbeit sind Fotos aus dem Sammelakt des Volksgerichts Wien Abb.: Arye Wachsmuth mit freundlicher Genehmigung Wiener Stadt- und Landesarchiv Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) wurde 1963 von ehemaligen Widerstandskämpfer_innen sowie von engagierten Wissenschaftlern gegründet und ist seit 1983 eine Stiftung, die gemeinsam von Abb.: DÖW gegenwärtige Kunstäußerungen zu schaffen, die sich explizit mit Strukturen des Erinnerns und mit einer Topografie des Schreckens rund um das ehemalige Gestapo-Hauptquartier im ehemaligen Hotel Metropole – dem heutigen Leopold-Figl-Hof – auseinandersetzt. Günther Holler-Schuster tischen Ständestaat formuliert wurde. Aus diesem Antrieb heraus ist seine grundsätzliche Gegnerschaft zum Nationalsozialismus zu verstehen. Im DÖW befindliche Dokumente lassen die Nähe zu einer Kitzbüheler Widerstandsgruppe vermuten. Andererseits hat Walde auch eine Freundschaft mit dem SS-Führer Kajetan Mühlmann der Republik Österreich, der Stadt Wien und dem Verein Dokumentationsarchiv getragen wird. Inhaltliche Schwerpunkte: Widerstand und Verfolgung, Exil, NS-Verbrechen, insbesondere Holocaust und NS-Medizinverbrechen, NS- und Nachkriegsjustiz, Rechtsextremismus nach 1945, Restitution und Entschädigung nach 1945. Tätigkeitsschwerpunkte: Sammlung, Archivierung und wissenschaftliche Auswertung thematisch relevanter Quellen. Archiv- und Bibliotheksbetrieb mit Beratungsund Betreuungstätigkeit. Vermittlung zeitgeschichtlicher Inhalte insbesondere für Jugendliche und Schüler_innen, aber auch auf dem Gebiet der Erwachsenenbildung. www.doew.at Die Malerin und Grafikerin Trude Wähner entstammte einer kunstaffinen Familie. Ihr Vater war einer der ersten Förderer der Wiener Secession, die Mutter war Musikerin und malte auch. Wähners Studien führten sie über Wien ans Bauhaus in Dessau, wo sie in die Meisterklasse von Paul Klee aufgenommen wurde. Die antifaschistische Künstlerin verließ Deutschland 1933, als Hitler an die Macht kam, in Richtung Wien, von wo aus sie 1938 nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland in die USA emigrierte. 1946 sollte sie wieder nach Wien zurückkehren und musste feststellen, dass andere Künstler sich ihr Atelier aufgeteilt hatten und sie nun prozessieren musste, um es wieder Georg Eisler, der Sohn des Komponisten Hanns Eisler und der Sängerin Charlotte Eisler, war innerhalb der Kunstlandschaft Österreichs ein Außenseiter. Das liegt sicher daran, dass die Familie ab 1936 immer wieder den Wohnort wechseln musste und sich 1939 in England niederließ. Hanns Eisler war inzwischen in den USA, wohin Georg zwar nachkommen hätte sollen, was sich allerdings zerschlug. Er studierte an der Salford School of Art in London und lernte dort Oskar Kokoschka kennen, woraus sich eine enge Beziehung entwickelte, die für den jungen Künstler prägend werden sollte. In London trat Eisler auch der Organisation „Young Austria“ bei, wo er unter anderen Erich Fried und Herbert Steiner traf. Die Gruppe bezeichnete sich selbst als „unabhängige Organisation der österreichischen Jugend in Großbritannien.“ Die konsequent antinazistische Haltung, die im „Young Austria“ vertreten wurde, war im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau von Österreich bedeutsam. Eisler, der 1946 nach Wien zurückkommen sollte, fand zunächst schwer in die hiesige Kunstlandschaft Eingang. Er stellte daher auch zu Beginn selten aus. Erst ab den 1950er Jahren sollten sich für ihn erste Erfolge einstellen. Er ist zweifellos einer der bedeutendste Maler Österreichs, dessen Werk allerdings das eines Einzelgängers blieb. Ausstellung Unvergessen – Künstlerische Positionen aus der Sammlung des DÖW Kurator: Günther Holler-Schuster Betreuung der Sammlung im DÖW: Ursula Schwarz in der Dauerausstellung des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) Altes Rathaus, Wipplingerstrasse 6–8, 1010 Wien Montag, Dienstag und Mittwoch 9 bis 17 Uhr Donnerstag und Freitag 9 bis 21 Uhr Samstag und Sonntag 14 bis 21 Uhr Eine der Zeichnungen von Georg Eisler aus der Sammlung Abb.: DÖW www.festwochen.at/into-the-city Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015 9 • www.festwochen.at/into-the-city Widerstand und Erinnerungskultur Mama am Morzinplatz Auszug aus einem Text von Rosa Breuer (Rosl Grossmann-Breuer), 1920-2013 und Hans Breuer, geb. 1954 I Morzinplatz ch wußte, dass sie mich an jenem Abend am Morzinplatz hatten fertig machen wollen. Ich mutete ihnen alle Mittel zu. Die Injektionsspritze mit dem Totenkopf am Schreibtisch des verhörenden Gestapomannes, die Marterwerkzeuge, die aus einer mittelalterlichen Folterkammer entliehen schienen – es waren Ochsenziemer, Schlagstöcke mit stachelgespickten Kugeln an der Spitze, Gummiknüppel, Peitschen aus Leder, Ketten und Fesseln verschiedener Größe – ließen mir keinen Zweifel. Ich hatte sie gesehen und zum Teil schon zu spüren bekommen. Ich hatte beobachtet, wie hinter den schweren Vorhängen Männer lauerten, wenn mich der Gestapomann zum Schein allein im Zimmer ließ. Ich hatte erlebt, wie sich eine Schar von Schlägern stundenlang mit mir beschäftigt hatten; einander die Schlagstöcke übergaben, zum Weitermachen, wenn ich aus den kurzen Pausen von Ohnmacht erwachte. Und ich hatte während meiner Vorführungen auf den langen Korridoren Männer gesehen, die man nach Folterungen zu den Aufzügen schleppte, wie halbgeschlachtetes Vieh aus einem Schlachthaus. Blutend aus Wunden an Kopf und Gesicht. Mit aufgeschwollenen Lippen. Flug in die Freiheit (So hat sie es genannt) Hier, über dieses Stiegengeländer, würde ich in die Tiefe springen. Es war meine letzte Chance. Ich durfte nur nicht zu früh springen. Denn ich mußte nachher tot sein. Nicht mehr fähig, aufs neue ins Verhör genommen zu werden. Nichts mehr würde man aus mir herausschlagen oder mir durch ein Serum, das mich willenlos und schwach machen könnte, entreißen können. Während ich also langsam, dem Gestapomann zu langsam, die dreieinhalb Stockwerke Stufe für Stufe hinaufstieg, der Tür entgegen, durch die das Licht fiel, stellte ich mit panischem Schrecken fest, dass die Namen, die man von mir wissen wollte, wie zum Trotz gegen meinen Willen in meinem Gehirn vordrängten. Und zu den Namen die Erscheinungen all der Menschen, die man noch heute Nacht aus den Wohnungen holen und hier verhören und prügeln und foltern würde, wenn ich nicht die Kraft aufbringe, zu verstummen. Ich darf nicht zu früh springen, denn aus dem zweiten Stock zu springen, vielleicht auch aus dem dritten, genügt nicht. Das haben schon manche überlebt. Wir sind schon im dritten Stockwerk. Die Tür, aus der das Licht fällt – schon höre ich Männerstimmen heraus – kommt immer näher. Ich darf es nicht mehr aufschieben; darf auch nicht zu spät springen. Und schon habe ich mit beiden Händen das Geländer umfasst. Nur ein Gedanke ist da: hinunterstürzen. Der Gestapomann hatte das nicht erwartet. Doch reagiert er rasch. Er erwischt meine Beine. Mein Rumpf hängt schon mit dem Kopf nach unten. Wieder greife ich nach dem gußeisernen Geländer. Nur nicht mehr zurück. „Kanaille“, höre ich ihn fluchen. Er hat meine Beine ganz unten bei den Fußknöcheln erwischt und will mich zurückziehen. Da rutscht ein Fuß aus dem Schuh, der ohne Schuhbänder ist – die werden einem ja im Gefängnis abgenommen. Ein Fuß mit dem schwarzen Strumpf in meiner Trauerkleidung. (Rosas erster Mann, Hans Grossmann, ein linker Pazifist, starb als Soldat in Russland). Die schwarzen Strümpfe, die ich demonstrativ bei der Verhaftung angezogen hatte, zu meinem dünnen schwarzen Trauerkleid. Der Fuß rutscht aus dem lockeren Schuh. Ich habe den Fuß frei und stoße damit den Mann, der mich zurückholen will, auftragsgemäß zum scharfen Verhör da oben im vierten Stock bringen will, in den Bauch. Mein Körper hat ja schon das Übergewicht nach unten. Meine Hände halten sich mit aller Kraft am Geländer fest. Der von meinem Fußtritt getroffene schwarzgelockte preußische Gestapomann taumelt nach hinten. Ich spüre noch, wie auch mein zweiter Fuß aus dem Schuh rutscht. Jetzt hält mich nichts mehr. Mein Sturz ist wie ein Flug. Ich nehme noch wahr, wie sich das Stiegenhaus vor meinen Augen dreht. Ich kann mir noch heute dieses Glücksgefühl in Erinnerung rufen, wie ich da fliege, nicht stürze, sondern fliege, weit weg von der Folterkammer. Weit weg. Ich muss gelacht haben, so habe ich dieses Gefühl in dunkler Erinnerung. Um keine Genoss_innen zu verraten hatte sich die Widerstandskämpferin Rosa Grossmann am 23. Oktober 1943 nach viertägigen Folterungen vom 4. Stock der Gestapo-Zentrale am Morzinplatz gestürzt und schwer verletzt überlebt. Ende Jänner 1944 wurde sie aus der Haft entlassen. Nach dem Krieg war es ihr ein wichtiges Anliegen, gegen das Vergessen und Verdrängen der NSVergangenheit Österreichs aufzutreten. Hans Breuer beim Videointerview Foto: Benoit Bollon Verwandte Erinnerungen Eine Video-Installation von Ernst Logar, 2015 In der Gedenkstätte für die Opfer der Gestapo Wien Kamera: Benoit Bollon, Schnitt: Michael Gartner Am 7. April 1945, kurz vor Kriegsende, wurde Ernst Logars Großvater väterlicherseits, Josef Logar, zusammen mit elf anderen Häftlingen in der SS-Kaserne Wetzelsdorf (heutige Belgierkaserne) in Graz erschossen. Dass einer seiner Vorfahren wegen „Hochverrats und Zersetzung der Wehrmacht“ hingerichtet worden war, fand der Künstler erst sehr spät heraus. In seiner Familie wurde über das Ereignis nicht gesprochen. Im Rahmen von Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben hat Ernst Logar Verwandte von zwei verstorbenen Zeitzeuginnen vor die Kamera gebeten. Das sind einerseits Nachfahren, eine Enkelin und deren zwei Kinder, der letzten Hoteldirektorin zum Zeitpunkt der Be- schlagnahme durch die Gestapo, Elisabeth Klein. Und andererseits drei Kinder von Rosa Grossmann-Breuer, die als Widerstandskämpferin 1943 von der Gestapo schwer misshandelt wurde und im Hotel Metropole beinahe in den Tod gestürzte wäre. In zwei Videoportraits wird der Frage nachgegangen, welche Erinnerungen die Familienmitglieder in sich tragen und wie die Vorkommnisse in den beiden Familien thematisiert worden sind. Anton Lederer www.logar.co.at Video-Installation Verwandte Erinnerungen Gedenkstätte für die Opfer der Gestapo Wien Salztorgasse 6, 1010 Wien Donnerstag bis Sonntag 14 bis 21 Uhr Illusion der Schatten Eine fotografische Annäherung an das Simon Wiesenthal Archiv von Zdena Kolečková, 2015. Ausgestellt in der Galerie Splitter Art Ich ging in das Simon Wiesenthal Archiv mit der Überzeugung, sein Büro aufzusuchen und verließ es mit dem Gefühl eine Privatwohnung besucht zu haben. So als ob er nur vorübergehend abwesend wäre ... Der Wohnraum ist mit allgegenwärtigen Archivschachteln und Ordnern ausgekleidet, die mit einer riesigen Menge von Briefen, Dokumenten und Zeitungsausschnitten gefüllt sind. Die Wohnung riecht wie die Wohnungen älterer Männer – Lehrer, Beamte, Ärzte oder Wissenschaftler –, die eine Mission haben. Die Jahre seiner Abwesenheit haben die Intensität dieser Empfindung nicht geändert. Der Geruch des Alterns, Charisma, Entschlossenheit, Klugheit, Zweifel, Obsession, Vergeltung und Einsamkeit erzählt uns die Geschichte eines Mannes, der das Böse aufzeigen wollte. Zdena Kolečková Galerie Splitter Art Neue Medien sowie der Bereich konkret-visueller Poesie – jenes dazwischen von Bildender Kunst & Literatur – sind seit Gründung der Edition Splitter Schwerpunkte des Programms. Verlag & Splitter Art sind zu jener Einheit in Vielfalt verschmolzen, die Voraussetzung einer echten Begegnungsstätte ist. Besonderen Wert wird auf die Internationalität des Wiener Verlages und Splitter Art gelegt: klein, aber exklusiv, weit offen für die Welt der Kunst. Simon Wiesenthal Archiv Dokumentationszentrum des Bundes jüdischer Verfolgter des Naziregimes (BJVN) Das Simon Wiesenthal Archiv, das sich am Ort der letzten Arbeitsstätte seines Namensgebers, Simon Wiesenthal, befindet und seinen Nachlass beherbergt, beschäftigt sich mit der Erhaltung, Systematisierung und Vermittlung seines Lebenswerkes. Die Dokumente, die sich in mehreren Sammlungen befinden, stellen eine Quelle zu NS-Tätern, NS-Verbrechen und dem Holocaust dar und vermitteln einen Einblick in Simon Wiesenthals Engagement wider das Vergessen und den gesellschaftlichen Umgang nach 1945 mit der Vergangenheit. Der umfangreiche Bestand wird sukzessive in einer Datenbank erfasst und der Öffentlichkeit für Forschungszwecke zugänglich gemacht. Sobald der neue Standort des Wiener Wiesenthal Instituts (VWI) am Rabensteig fertiggestellt ist, soll das Simon Wiesenthal Archiv physisch in dieses Forschungsinstitut integriert werden. www.simon-wiesenthal-archiv.at www.splitter.co.at Ausstellung Illusion der Schatten. Eine fotografische Annäherungen an das Simon Wiesenthal Archiv Galerie Splitter Art Salvatorgasse 10, 1010 Wien Montag, Dienstag, Mittwoch 12 bis 13.30 Uhr und 16 bis 17.30 Uhr Donnerstag und Freitag 12 bis 13.30 Uhr und 14 bis 21 Uhr Samstag und Sonntag 14 bis 21 Uhr Illusion der Schatten. Ansichten vom Simon Wiesenthal Archiv, das sich nur mehr kurze Zeit an der letzten Arbeitsstätte des Namensgebers befinden wird Fotos: Zdena Kolečková 10 Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015 • www.festwochen.at/into-the-city Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015 Eine/r muss die Arbeit ja tun Frauen im Widerstand Ein Tag der regionalen Geschichts-Expert_innen in der Into the City Centrale Film-Abend und Gespräch im Polnischen Institut Wien Mit: Irmgard Bibermann (Lehrerin, Innsbruck / Tirol), Werner Bundschuh, (Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft, Dornbirn / Vorarlberg), Brigitte Entner (Historikerin, Klagenfurt / Kärnten), Karl-Heinz Gober (Lehrer, Güssing / Burgenland), Maria Theresia Moritz (Kunst- und Kulturvermittlerin, Wien), Josef Schützenhöfer (Künstler, Pöllau / Steiermark), Walter Zambal (Lehrer, Waidhofen an der Ybbs / Niederösterreich) u.a. Eduard Freudmann: The White Elephant Archive, Setting No. 3 im Spinoza Theater Budapest, 2015 Abb.: Eduard Freudmann „Wenn ich in Pöllau beim loka- The White Elephant Archive, Setting No. 3 Eine Performance von Eduard Freudmann im Theater Nestroyhof Hamakom Szenische Einrichtung: Eva Reinold Produktionsleitung: Živa Vavpotič Bühnenbild: Ulrich Dertschei “When my grandmother passed away my uncle took all the items, put them in a cardboard box and stored them in his attic. I, myself, had been obsessed with my family history for a long time. And, in 2004, I began working on an art project related to our history. Since I knew that my uncle was in possession of material that could be relevant for my project, I drove to his place and asked him to show it to me. He took me up to his attic, pointed at the cardboard box and said: “Take it, it’s yours.” I was delighted. Back home I opened Buchtipp Ilse Aichinger, Die größere Hoffnung „Ilse Aichingers 1948 erstmals erschienener Roman über rassisch verfolgte Kinder während der Hitlerzeit irritiert noch immer: In verfremdenden Bildern erzählt er von der Angst, von der Bedrohung und der widerständigen Hoffnung der ,Kinder mit den falschen Großeltern‘“. www.fischerverlage.de Der „Anschluss“ Österreichs bedeutete auch für die Familie von Ilse Aichinger Verfolgung und Lebensgefahr. Sie lebte völlig isoliert von der Öffentlichkeit und versteckte ihre Mutter in einem Zimmer direkt gegenüber dem GestapoHauptquartier am Morzinplatz. a.punkt Buchhandlung Brigitte Salanda the box right away and started to go through the material. I realized that what I had just received was a treasure, a cornucopia of new and unfamiliar knowledge that would feed my obsession.” In der Performance The White Elephant Archive, spürt Eduard Freudmann Geschichten aus dem 1979 von seiner Großmutter gegründeten Familienarchiv nach. Mit den Mitteln des Dokumentar- und Objekttheaters werden die Inhalte des Archivs mit historischen Ereignissen und aktuellen politischen Fragestellungen verknüpft. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Abwesenheit von Zeitzeug_innen, holt Freudmann Dokumente und Ob- jekte auf die Bühne, um sie als Protagonisten zum ewigen Dilemma des Sprechens und Schweigens über die Shoah, zu befragen. Die Performance entstand 2012 während eines Artist-in-Residence Aufenthalts in Tel Aviv (The White Elephant Archive, Setting No. 1). Im darauffolgenden Jahr wurde eine überarbeitete Version im Kunsthaus Dresden gezeigt (Setting No. 2). Die Premiere der aktuellen Version, des Setting No. 3, fand im April 2015 auf der OFF-Biennale Budapest statt. Im Rahmen von Into the City / Wiener Festwochen 2015 ist das Projekt nun erstmals in Wien zu sehen. www.eduardfreudmann.com Performance The White Elephant Archive, Setting No. 3 Mit: Eduard Freudmann Termine: 4. und 14. Juni, 20.30 Uhr Ort: Theater Nestroyhof Hamakom In englischer Sprache Eintritt frei. Begrenzte Platzanzahl, Zählkartenausgabe ab eine Stunde vor Beginnzeit Theater Nestroyhof Hamakom Das Theater Nestroyhof Hama- kom wurde 2009 gegründet. An der Schnittstelle der Tradition jüdischer Kultur und moderner innova- tiver Theaterarbeit, wie auch als gesellschaftliche Plattform einer wichtigen Erinnerungsarbeit, nimmt es in der kulturellen Landschaft Wiens wie auch international eine Ausnahmestellung ein. Das Hamakom setzt sich aktiv mit dem in der breiten Öffentlichkeit stark aufgeladenen Begriff „jüdische Kultur“ auseinander, um diesen mit Mitteln des Theaters zu entmystifizieren und entgegengesetzten Diskussionen Raum zu geben. Die gezeigten Projekte suchen das Spannungsfeld von zwischenkulturellen und zwischenmenschlichen Dramen im Kontext von Ausgrenzung, Rassismus, Emigration und Diaspora. www.hamakom.at len Monument für die Kriegsopfer stehe, kann ich diverse Namen ablesen, Namen von denen, die in falscher Hoffnung für ein fremdes Vaterland in der Ukraine oder im Atlantik vor der Küste Nordamerikas sterben mussten. Es fehlen aber jene Namen, die man in den Tod deportiert hat, die Widerstand geleistet haben und dafür getötet wurden, und die Namen jener alliierten Soldaten, die dieses vom Nationalsozialismus verschmutzte Land befreit haben“. Das schreibt der in der Oststeiermark geborene und in Pöllau lebende bildende Künstler Josef Schützenhöfer in dem vor kurzem erschienenen Buch „Liberation in Progress“ (gemeinsam mit Klaus Zeyringer). Seit 1997 kämpfen Josef Schützenhöfer und Klaus Zeyringer mit einem „Liberation Marker“, Ausstellungen, Vorträgen, Plakat-Aktionen, einem Dokumentarfilm von Andreas Meschuh u. a. gegen eine Leerstelle in der „offiziellen“ Erinnerungskultur der Gemeinde Pöllau. Dies ist nur eines von vielen Bei- spielen aus ganz Österreich, das zeigt, wie neben einer wissenschaftlichen Aufarbeitung u. a. Künstler_innen, Lehrer_innen, freie Historiker_innen, Student_innen am Nicht-Vergessen und an einer lebendigen Erinnerungskultur arbeiten. Einer teils langjährigen Aufarbeitung vergessener Geschichte – sei es über jüdische Mitbewohner_innen oder über im Widerstand engagiertere Personen – folgen oftmals vergebliche Versuche, eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen. Es scheitert teilweise an politischem Mut und Willen, die weißen Flecken zu erforschen, Leerstellen zu thematisieren und Mahnmale zu kontextualisieren oder dauerhafte, lebendige Erinnerungsprozesse zu initiieren. Der Tag der regionalen Geschichts-Expert_innen bietet die Möglichkeit, Menschen zu treffen, die sich mit dieser Situation nicht zufriedengeben und auf oft sehr kreative Weise Wege finden, auf vergessene Geschichte in ihren Orten und Regionen aufmerksam zu machen, oder diese für uns aufzuarbeiten. Am Tag der regionalen Geschichts-Expert_innen wird aus jedem Bundesland ein Beispiel präsentiert. Anhand dieser Fall-Beispiele kann mit Historiker_innen diskutiert werden. Eine oder einer der Expert_innen wird mit dem von den Wiener Festwochen gestifteten „Preis der regionalen Geschichts-Expert_innen“ ausgezeichnet. Gerhard Baumgartner, Wolfgang Schlag, Robert Streibel www.erinnern.at www.doew.at Vorzimmer // Widerstandsgeister Ein Aktionsraum am Morzinplatz, eingerichtet von den Performance-Gruppen Pneuma Szöv. und Mobile Albania, 2015 Die Gruppen Pneuma Szöv. und Mobile Albania eröffnen ein Vorzimmer zum ehemaligen Hotel Metropole auf dem Morzinplatz. Vorzimmer der Geschichte, Vorzimmer der Geschichten, Vorzimmer der Möglichkeiten und Unmöglichkeiten. An den wohnlichen Wänden einer Baucontainerarchitektur tapezieren wir Geschichtsschnipsel und Widerstandsmomente zu einem verzweigten Wurzelwerk. Gemeinsam mit Menschen am Platz untersuchen wir vergangene, gegenwärtige und mögliche zukünftige Widerstandsformen, spielen, verknüpfen, durchdenken, tapezieren. Während der Woche entsteht so das Inventar des Vorzimmers aus vergegenwärtigten Inspirationen der Vergangenheit: Eine Geschichte von Margarethe Schütte-Lihotzky über verbotene Kloschüsselsängerinnen im Gefängnis; eine Rede über den Staat von Ilse Aichinger; Flugblätter, die sich gegen den Zweiten Weltkrieg richteten; das Verbergen als wider- 55 Jahre am Buch und immer noch Buchhändlerin aus Leidenschaft. Brigitte Salanda hat die Literatur aber auch die Theorie im Auge: Psychoanalyse, Politik und Zeitgeschichte, Philosophisches, Kunsttheorie. Seit 15 Jahren auf der Fischerstiege. Widerstandsformen, spielen, verknüpfen, durchdenken... www.apunktbuch.at Foto: Hajnal Fekete ständige Praxis; das Entwickeln von Tarnschriften; Geschichte erzählen im Teesalon mit mobilalbanischen Utensilien; Kreide-Fernsehen von Pneuma Szöv. … Wir holen diese Bruchstücke auf den Platz, stellen sie zwischen die Plakate der Gegenwart, richten uns mit ihnen ein, lassen uns von ihnen leiten und suchen nach dem Anstoß, den sie uns fürs Heute oder Morgen geben können. Im Abendgrauen des 6. Juni schließt das Vorzimmer mit einer Geisterstunde. Rund um eine Feuerstelle versammeln sich noch einmal die gefundenen Geschichten und werfen ihre Schatten an unsere Projektionswände. Pneuma Szöv. / Mobile Albania 11 • www.festwochen.at/into-the-city Das Gut Sandhof in Windhag bei Waidhofen an der Ybbs, ehem. „Umschulungslager“ für Jüdinnen und Juden Foto: Walter Zambal PROGRAMM Samstag, 6. Juni 2015 11 bis 18 Uhr Ort: Into the City Centrale, Morzinplatz 1, 1010 Wien 11 Uhr Begrüßung und Einführung mit Gerhard Baumgartner (Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, DÖW) und Robert Streibel (erinnern.at) anschließend Präsentation der Projekte aus den Bundesländern 13 Uhr Geschichte sichtbar machen Podiumsdiskussion mit Robert Streibel, Heidemarie Uhl, Robert Vorberg u.a. 14 bis 15 Uhr Pause Kampf um die Freiheit in Polen Filmstill: Filmoteka Narodowa 15 Uhr Tischgespräche mit regionalen Geschichts-Expert_innen und den Historiker_innen Gerhard Baumgartner, Robert Streibel, Heidemarie Uhl, Robert Vorberg 17 Uhr Verleihung des Preises der regionalen Geschichts-Expert_innen moderiert von Gerhard Baumgartner In Kooperation mit: DÖW, erinnern.at Die Widerstandskämpferin Anni Haider erinnern.at Der Verein erinnern.at – Nationalsozialismus und Holocaust: Gedächtnis und Gegenwart ist ein Vermittlungsprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Frauen für Lehrende an österreichischen Schulen. Es will den Transfer von historischem und methodisch-didaktischem Wissen fördern sowie seine Bedeutung für die Gegenwart reflektieren. Lernende sollen sowohl Kenntnisse erwerben als auch ethisch sensibilisiert werden. Zu den Zielsetzungen gehören die Intensivierung und Strukturierung der Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Holocaust im Bildungswesen. Lernen über Holocaust und Nationalsozialismus soll für die Gegenwart der Lernenden relevant werden können, ohne dass das Thema durch Pädagogisierung gefällig oder beliebig wird. www.pneumaszov.org www.mobilealbania.de Performance Vorzimmer // Widerstandsgeister Mit: Pneuma Szöv. / Mobile Albania Termin: 6. Juni, 20.30 Uhr Ort: Morzinplatz 1 Frauen spielten im Widerstand gegen den Nationalsozialismus eine wesentliche Rolle, wurden aber in der zeithistorischen Forschung erst sehr spät berücksichtigt. Historiker_innen sehen die Gründe im ursprünglich eng gefassten Verständnis des Begriffs „Widerstand“. Dieses Bild ist heute weitgehend korrigiert. Die Filme dieses Abends stehen für das breite Spektrum von Opposition gegen das Regime des Nationalsozialismus. Women and war, PL 2005, 60 min., OmeU Regie und Buch: Marek Widarski In dem Dokumentarfilm berichten 14 Frauen von ihrer Jugend in den Jahren des Zweiten Weltkriegs und von ihrer Mitwirkung im konspirativen Widerstand, in den Einheiten der Armee des polnischen Untergrundstaates, im Warschauer Aufstand, in den Polnischen Streitkräften in der Sowjetunion oder im Westen. Frauen dienten auf unterschiedliche Weise: Als Sanitäterinnen, Meldegängerinnen, im Kurierdienst, in der Verbreitung von Untergrundmedien, Verübung von Sabotageakten, sogar als Vollstreckerinnen von Todesurteilen. Der Film zeigt das enorme Engagement polnischer Frauen im Kampf um die Freiheit. Filmstill: Hoanzl Küchengespräche mit Rebellinnen, A 1984, 80 min., OmeU Regie: Karin Berger, Elisabeth Holzinger, Lotte Podgornik, Lisbeth N. Trallori Mit: Rosl Grossmann-Breuer, Anni Haider, Agnes Primocic, Johanna Sadolschek-Zala Vier Frauen erzählen über ihren Widerstand gegen das NS-Regime: Agnes Primocic aus Hallein unterstützte die Flucht von Häftlingen aus dem KZ. Johanna Sadolschek-Zala, Slowenin aus Südkärnten, kämpfte als Partisanin in den Bergen. Rosl Grossmann-Breuer aus Wien sabotierte in einem Kriegsbetrieb, wurde verhaftet und widerstand der Folter durch die Gestapo im Hotel Metropole. Anni Haider erinnert sich an ihre Zeit als Gefangene in Wien und im Zuchthaus Aichach. Die wunderbare Art des Erzählens der Frauen, ihre von Mut, Solidarität und Widerstandsgeist geprägte Haltung macht den Film zu einem Dokument der Würde und Unbeugsamkeit. www.polnisches-institut.at/ www.karinberger.at/filme/kuechengespraeche.htm Film-Abend und Gespräch Frauen im Widerstand Mit: Marek Widarski (Regisseur, Women and War) und Karin Berger (Regisseurin, Küchengespräche mit Rebellinnen) Termin: 5. Juni, 19 Uhr Ort: Polnisches Institut Wien In Kooperation mit: DÖW, Polnisches Institut Wien Polnisches Institut Wien Das Polnische Institut Wien verLibration Marker in Pöllau, 2011 Abb.: Josef Schützenhöfer So soll das Widerstandsmahnmal in Bregenz im Herbst 2015 aussehen Abb.: Natasa Šienčnik mittelt den Facettenreichtum Polens und fördert den polnisch-österreichischen Austausch. Das thematische Spektrum der Projekte des Instituts reicht von Gesellschaft, Geschichte, Wissenschaft, Bildung und Wirtschaft bis hin zu Musik, Literatur, Film und Kunst. www.polnisches-institut.at www.festwochen.at/into-the-city Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015 13 • www.festwochen.at/into-the-city Arisierung, Vertreibung, Deportation Vor verschlossenen Toren Gabriele Anderl über die gigantische Fluchtwelle vor dem NS-Regime und vorsichtig gezogene Parallelen zur heutigen Zeit D ie systematische Verfolgungs-, Beraubungs- und Vertreibungspolitik der Nationalsozialisten nach dem März 1938 löste eine gigantische Fluchtwelle der jüdischen Bevölkerung aus. Rund 130.000 Jüdinnen und Juden gelang es bis 1941, Österreich zu verlassen. Die bevorzugten Zielländer waren Großbritannien und die USA, doch blieb vielen Verfolgten keine andere Wahl, als an entlegenen, als exotisch wahrgenommenen Orten mit vielfach tropischem Klima Zuflucht zu suchen, etwa in Lateinamerika, im fernöstlichen Shanghai oder, wenn auch in wesentlich geringerer Zahl, auf den Philippinen oder in verschiedenen afrikanischen Ländern. Spätestens die internationale Flüchtlingskonferenz von Evian im Juli 1938 beseitigte letzte Zweifel an der Tatsache, dass kaum ein Land der „freien Welt“ bereit war, mittellose Flüchtlinge in großen Zahlen aufzunehmen. Eine Folge dieser Abschottungspolitik war die Hinwendung der Verzweifelten zu illegalen Praktiken: Das unerlaubte Überwinden von Grenzen wurde zu einem Massenphänomen, Papiere wurden gefälscht, fiktive Visa ausgestellt, Scheinehen eingegangen. Besonders zahlreich waren die – geglückten wie misslungenen – illegalen Grenzübertritte in die Schweiz, nach Belgien, Frankreich, Jugoslawien und Spanien sowie mit illegalen Schiffstransporten nach Palästina. Ein Teil der Flüchtlinge wurde von den Behörden der Zielländer an den Grenzen abgefangen, zurückgeschoben und somit wieder der Verfolgung preisgegeben. Teilweise wurden, wie im Fall der Schweiz, auch Menschen aus dem Landesinneren „ausgeschafft“. Der Kampf der britischen Mandatsregierung gegen die illegale Einwanderung nach Palästina erreichte beinahe die Dimensionen eines Krieges im Krieg. Obwohl die Zionisten 1932 die relative Mehrheitsposition innerhalb der Wiener jüdischen Gemeinde erlangt hatten, waren vor dem „Anschluss“ nur wenige österreichische Jüdinnen und Juden tatsächlich nach Palästina ausgewandert. Palästina wurde nach dem „Anschluss“ Österreichs zu einem wichtigen, aber austauschbaren Fluchtziel. Entscheidend war nun nicht mehr die Ideologie, sondern das Fehlen alternativer Fluchtmöglichkeiten. Bis Kriegsbeginn konnte die linkszionistische Pionierorganisation Hechaluz einen Teil ihrer Mitglieder mit legalen Zertifikaten nach Palästina bringen, eine kleinere Zahl von Personen er- hielt „Kapitalistenzertifikate“. Einige Hundert zionistisch organisierte Jugendliche im Alter zwischen 15 und 17 Jahren gelangten im Rahmen der 1932 in Deutschland gegründeten Jugend-Alija ohne ihre Eltern ins Land und wurden in Kollektivsiedlungen, meist Kibbuzim, angesiedelt. Mehrere Tausend Personen erreichten Palästina mit illegalen Schiffstransporten. Anfangs wurden die Flüchtlinge meist in Adriahäfen eingeschifft, später die Passagiere mit Donauschiffen zu diversen Schwarzmeerhäfen transportiert – großteils mit von der DDSG gecharterten Dampfern unter Hakenkreuzflagge. Die Schifffahrtsgesellschaft beutete die Notlage der Flüchtlinge skrupellos aus und berechnete für die Transporte willkürliche, stark überhöhte Preise. Flucht bedeutet für die Betroffenen immer eine tiefe, vielfach traumatische biographische Zäsur und eine Erfahrung der Entwurzelung. Sie ist verbunden mit dem unfreiwilligen Zurücklassen der vertrauten Umgebung, von geliebten Menschen und meist auch einem abrupten Bruch im Berufsleben. Wagt man einen vergleichenden Blick auf Flüchtlingsschicksale sowie die internationale Flüchtlingspolitik während der NS-Zeit und in der Gegenwart, so lassen sich zahlreiche Parallelen ausmachen – auch wenn die konkreten politischen und historischen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden müssen, die NSVerbrechen nicht relativiert werden dürfen und Vergleichen nicht mit Gleichsetzen zu verwechseln ist. Die Bilder von seeuntauglichen, mit verzweifelten Menschen überladenen Schiffen, die daran gehindert werden, eine rettende Küste zu erreichen, ähneln einander in frappierender Weise. Heute wird im Rahmen der Abwehrmaßnahmen, mit denen die „Festung Europa“ gesichert werden soll, der Tod Tausender Menschen im Mittelmeer in Kauf genommen. Die Tragödie, die von Monat zu Monat dramatischere Ausmaße annimmt, ist das Resultat einer gescheiterten europäischen Flüchtlings- und Migrationspolitik. Auch in den Argumentationsmustern der potentiellen Zufluchtsländer lassen sich auffallende Ähnlichkeiten erkennen. Schon während der Zeit des Nationalsozialismus wurde von den reichen Ländern der „freien Welt“ darauf hingewiesen, dass „das Boot voll“ und die Wirtschaftslage schwierig sei und die Arbeitslosigkeit zunehme, und es wurde – mitunter offen rassistisch – vor der Gefahr sozialer Spannungen durch den Flüchtlingszustrom gewarnt. Untertauchen Ein Billboard von Oliver Ressler, 2015 Am Morzinplatz Das Billboard setzt die Gegenwart und die dunkle Vergangenheit des Platzes mit menschenverachtenden Tendenzen der EU-Abschottungspolitik mittels einer Fotomontage zueinander in Dialog. In der oberen Bildhälfte des Großflächenplakats ist das heute an der Stelle des Hauptquartiers der Oliver Ressler setzt den Leopold-Figl-Hof, die dunkle Vergangenheit am Morzinplatz und die aktuelle Fluchtthematik in Beziehung Wiener Gestapo befindliche Gebäude am Morzinplatz abgebildet. Der sogenannte Leopold-Figl-Hof wurde als Wohnhausanlage in Stahlbetonskelettbauweise 1963-1967 errichtet. Im Bild ist das Gebiet vor der Wohnhausanlage überflutet. Im Wasser treibt mit dem Kopf nach unten ein bekleideter Mensch. Im Hintergrund versuchen Menschen, eine Mauer zu überwinden. Die Befestigungsanlagen des 21. Jahrhunderts bedeuten Jahr für Jahr für tausende Menschen auf der Flucht den Tod. Im Wasser ist die Spiegelung eines Gebäudes erkennbar. Es handelt sich allerdings nicht um den Leopold-FiglHof, sondern um das von den Nationalsozialisten beschlagnahmte und zum Gestapo-Gebäude umfunktio- nierte Hotel Metropole. Im Hauptquartier der Wiener Gestapo fanden im Zuge der nationalsozialistischen Gegnerbekämpfung Verhöre mit fürchterlichen Folterungen statt. Üblicherweise wurde zuerst mit psychischen Methoden versucht, von Beschuldigten bestimmte Aussagen zu erhalten. Wenn dies nicht möglich schien, wandten Historische Fotografie: Wien Museum, Fotomontage: Jörg Auzinger die Gestapo-Beamten „verschärfte Vernehmungsmittel“ an, wozu lebensgefährliche Foltermethoden wie das Unterwassertauchen zählten. Wenn die Beschuldigten die erwarteten Auskünfte nicht mitteilen konnten oder wollten, tauchten die Gestapo-Beamten sie in einer Badewanne wieder und wieder mit dem Kopf unter Wasser. Führte diese Behandlung zum Tod, konstatierte bei einer medizinischen Obduktion der Amtsarzt in der Regel Blutkreislaufstörungen.1 Oliver Ressler www.ressler.at 1 Siehe: Franz Weisz, Die Geheime Staatspolizei – Staatspolizeileitstelle Wien 19381945. Organisation, Arbeitsweise und personale Belange, Dissertation, Universität Wien, 1991 14 Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015 • www.festwochen.at/into-the-city Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015 15 • www.festwochen.at/into-the-city Hay una mujer nacida en Viena que alguna vez extravió sus pasos. / Eine in Wien geborene Frau, die unterwegs ihre Spuren verlor. Eine Serie temporärer Denkmale von Nayari Castillo und Jacqueline Goldberg, 2015 Am Morzinplatz und in der Into the City Centrale In enger Zusammenarbeit mit der in Caracas lebenden Schriftstellerin und Forscherin Jacqueline Goldberg entwickelte ich meinen Beitrag zum Projekt Hotel Metropole, der um die Begriffe Entwurzelung und Erinnerung kreist. Das Werk ist Frauen gewidmet, die vor ihrer Verfolgung durch das NS-Regime von Wien nach Amerika flohen, insbesondere nach Venezuela. Am Übergang vom Morzinplatz zum Schwedenplatz, in einem Bereich, wo bis 1945 das Wohn- und Geschäftshaus Herminen-Hof gestanden war, wird eine Serie von temporären Denkmalen errichtet. Sie enthalten Erinnerungsgegenstände, die durch ihre Bezüge zu Raum und Zeit den Aufbruch ins Ungewisse thematisieren aber auch eine Wiener Bilderwelt rekonstruieren, die durch die Vertreibung verschwunden ist. Die Aufmerksam- keit gilt auch jenen kleinen Geschichten, die zwischen Trauer, Angst und dem Aufbruch zu neuen Territorien untergehen. Anstatt eines monumentalen Ansatzes „für die Ewigkeit“ folgt dieses Projekt der Idee des Wandels. Das „Denkmal“ ist nicht eines, sondern viele, es besteht aus mehreren Objekten, die jeweils über einen begrenzten Zeitraum im öffentlichen Raum platziert werden. Parallel dazu werden alle temporären Denkmalobjekte und deren Geschichten in der Into the City Centrale gezeigt. Und das Vorhaben ist nicht abgeschlossen: Besucher_innen und Passant_innen wird die Möglichkeit eingeräumt, weitere Geschichten von vertriebenen Frauen einzubringen, die ebenfalls durch ein (temporäres) Zeichen geehrt werden sollten. Nayari Castillo Lily Klaber mit ihrer Urgroßmutter, Wien, 1924 Foto: Sammlung Jacqueline Goldberg Lily Klaber im Wohnzimmer, Caracas, 2010 Foto: Sammlung Jüdische Gemeinde Caracas www.nayaricastillo.com Die Elemente der Installation an der Ruprechtsstiege Projektskizze: Lisl Ponger / Tim Sharp, 2015 Zwischen Judengasse und Morzinplatz Film und Poster von Isa Rosenberger über Stella Kadmon und das Theater der Courage, 2015. Am Morzinplatz und in der Into the City Centrale Eine Installation an der Ruprechtsstiege von Lisl Ponger und Tim Sharp, 2015. Grafische Bearbeitung: Toledo i Dertschei Vom Morzinplatz kommend führt die Ruprechtsstiege via Ruprechtsplatz zur Judengasse, der östlichen Grenze des sogenannten Textilviertels. Die dreiteilige Stiege ist der Ort unseres Projektes, das fotografierte, gebrauchte Kleidungsstücke zum Ausgangspunkt nimmt. Über die Stiegen verstreut, erin- nern die Kleider an die systematisch orchestrierte Gewalt, die von dem in der Nähe gelegenen Gestapo Hauptquartier ausstrahlte, und an die „spontane“ Gewalt der Bevölkerung. Auch an die Enteignungen, genannt „Arisierung“, können sie erinnern, der Beschlagnahme von privatem Eigentum, den Ver- lust von Grundrechten und letztlich dem Leben selbst. Der systemische Ausdruck für dieses Verhalten ist in den bunten Symbolen an dem Teil der Stiegen zu sehen, die Eltern zum Transportieren ihrer Kinderwägen benützen. Es sind jene Dreiecke, die die jüdische Bevölkerung, politische Gegner_innen, Courage Roma und Sinti, Emigrant_innen, Zeugen Jehovas, Homosexuelle, sogenannte Asoziale, wie Pazifist_innen, psychisch Kranke, Alkoholiker_innen und Obdachlose kriminalisierten und in den Konzentrationslagern als solche klassifizierten. Die gebrauchten Kleidungsstücke sind temporäre Erinnerungszeichen an ihre ehemaligen Besitzer_innen, sie tragen aber auch die Erinnerungen ihrer ehemaligen Besitzer_innen in sich und können somit vielfältige Geschichten erzählen und nicht nur vergangene. Lisl Ponger / Tim Sharp http://lislponger.com www.timsharp.at Mit Emmy Werner. Kamera: Reinhard Mayr Von 1960 bis 1981 befand sich im Keller des Hauses Franz-JosefsKai 29 das von Stella Kadmon gegründete Theater der Courage. Die österreichisch-jüdische Schauspielerin, Kabarettistin und Theaterleiterin Stella Kadmon (*1902 in Wien; † 1989 in Wien), die bereits 1931 mit dem Lieben Augustin die erste politische Kleinkunstbühne in Wien eröffnet hatte, gründete 1948 nach ihren Exiljahren 1938-47 das Theater der Courage, ein engagiertes Forum für zeitund gesellschaftskritische Dramatik. In der Auswahl der gezeigten Stücke (z. B. von Sartre, Brecht oder Bor- chert) bekennt sich Stella Kadmon konsequent zu ihren Idealen Antirassismus, Antifaschismus, Pazifismus und Humanismus. Für das Filmprojekt Courage begibt sich die Schauspielerin, Regisseurin und Theaterdirektorin Emmy Werner, die eine langjährige Arbeitsbeziehung mit Stella Kadmon verband, in den ehemaligen Räumlich- keiten des Theaters der Courage am Franz-Josefs-Kai 29 (heute die Komödie am Kai) auf eine Spurensuche. Ausgangspunkt ihrer Erzählungen und ihrer teils „performativen“ Erinnerungen an Stella Kadmon und das Theater der Courage ist der Ort selbst. Die Doppeldeutigkeit des Begriffs Geschichte als Ereignis und Erzählung wird dabei zum Leitmo- tiv dieser filmischen Annäherung an zwei bedeutende Frauen der österreichischen Theaterwelt, von denen die eine heute fast vergessen ist. http://isarosenberger.sil.at Besten Dank für die Zusammenarbeit an die Komödie am Kai Topographie der Shoah Gedächtnisorte des zerstörten jüdischen Wien Eine Buchpräsentation mit Dieter J. Hecht, Eleonore LappinEppel, Michaela Raggam-Blesch, Moderation Albert Lichtblau Erstmals wird das Wien der Jahre 1938 bis 1945 aus der Perspektive der jüdischen Opfer gezeigt. Dabei werden sowohl die Topographie des Terrors gegenüber der jüdischen Bevölkerung als auch die Orte der Selbstbehauptung und des Überlebens kenntlich gemacht. Verfolgung und Vertreibung, die Deportation in die Konzentrations- und Vernichtungslager werden an konkreten Räumen und Orten festgemacht: So ist zum Beispiel die Ringstraße der exemplarische Ort des gesellschaftlichen Ausschlusses und der „Arisierung“ genannten Beraubung. Das Buch rekonstruiert die jüdische Erfahrungsgeschichte im nationalsozialistischen Wien anhand einer Vielzahl von narrativen Quellen, Dokumenten und Fotografien. Buchpräsentation Topographie der Shoah. Gedächtnisorte des zerstörten jüdischen Wien Termin: 9. Juni, 19 Uhr Ort: Festwochen-Zentrum im Künstlerhaus www.mandelbaum.at Herr Adolf „Adi“ Doft in der Marc-Aurel-Straße Abb.: Ruth Beckermann Filmproduktion homemad(e) Ein Film von Ruth Beckermann, Wien 2001, 84 min. Open-Air-Filmabend und Gespräch am Morzinplatz Mit: Adolf „Adi“ Doft, Djavad & Nasrin Alam, Helene Doft, Peter Ferber, Gernot Friedel, Elfriede Gerstl, Erika Göschl, Dieter Haspel, Ferri Heschmat, Franz Novotny, Kurt Kalb, Karl Pfeifer, Liesl Ponger, Gigi Martschitsch, Tina Reimann, Bobby Rosner, Franz Schuh, Senta Segall, Rudi Schmutz, Eduard Steinberger, Eleonore und Herbert Wolf Die Marc-Aurel-Straße in Wien: Da ist der letzte jüdische Händler im ehemaligen Textilviertel, der iranische Hotelier, das Café Salzgries mit seinen Stammgästen. Von Sommer 1999 bis Frühling 2000 unternahm Ruth Beckermann kleine Reisen vor die eigene Haustüre und erkundete ihre Umgebung mit der Kamera. Der Film ist auch ein Do- kument der politischen Wende, die mit der Regierungsbeteiligung der extrem rechten FPÖ eintrat. homemad(e) Open-Air-Filmabend und Gespräch Mit: Ruth Beckermann (Regisseurin), Dorothee Frank (Journalistin, Ö1) Termin: 11. Juni, 20.30 Uhr Ort: Morzinplatz 1 Emmy Werner beim Durchsehen von Fotografien aus der Zeit des Theaters der Courage Foto: Reinhard Mayr www.festwochen.at/into-the-city Geschichtspolitik und Handlungsfelder Vor Ort Das Irritationspotential der historischen Orte von Heidemarie Uhl D ie Wiederentdeckung der vergessenen Orte von NS-Verbrechen steht am Beginn der neuen Erinnerungsbewegung. Die generation of memory1 begann in den 1980er Jahren die Orte des nationalsozialistischen Terrors und die Mordstätten des Holocaust zu entdecken. Zum Leitprojekt wurde die Topographie des Terrors in Berlin: Das 750-jähriges Stadtjubiläum bildete hier den Anstoß für eine zivilgesellschaftliche Aktivist/inn/en-Gruppe, jene dunklen Punkte sichtbar zu machen, die in den offiziellen Selbstdarstellungen nicht vorkamen. Das buchstäblich Unsichtbare wurde ans Tageslicht gebracht: eine Brachfläche an der Berliner Mauer, unmittelbar neben dem Gropuis-Bau, in dem sich die Stadt mit einer Jubiläumsausstellung selbst feierte, wurde als Zentralstelle des nationalsozialistischen Terror- und Verfolgungsapparats kenntlich gemacht. Die unter der Brache noch vorhandenen baulichen Überreste von Schaltstellen des SS- und Polizeistaates im ehemaligen Berliner Regierungsviertel wurden nun durch die Ausstellung Topographie des Terrors. Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt auf dem ‚Prinz-Albrecht-Gelände’ zugänglich gemacht. Die „Topographie des Terrors“ erscheint heute als Leitfossil für ein fundamental neues Verständnis über die gesellschaftliche Funktion von Gedächtnis: Der identitätsstiftende Bezug auf die Vergangenheit stand bislang im Zeichen einer positiven Sinnstiftung – das ruhmreiche kulturelle und historische Erbe wurde in Denkmälern, Museen, Ausstellungen und Geschichtsbüchern gefeiert. Die Jahre der NSHerrschaft wurden hingegen in den europäischen Gesellschaften praktisch ausgeblendet beziehungsweise als Zeit der Fremdherrschaft dargestellt. In der österreichischen Opferthese – und insgesamt in den politischen Mythen Nachkriegseuropas2 – erschien die eigene Gesellschaft als unschuldiges Opfer eines brutalen Okkupationsregimes. Fragen von Schuld und Verantwortung wurden zurückgewiesen und auf deutsche NS-Machthaber projiziert. Die Verbrechen des Nationalsozialismus wurden in den topografisch oder kulturell weit entfernten Konzentrations- und Vernichtungslagern verortet, dort gewissermaßen eingekapselt und so „externalisiert“. Der Holocaust fand allerdings nicht allein hinter den Stacheldrähten der Lager statt – erst die Verfolgungsmaßnahmen vor Ort ermöglichten die Durchführung des Massenmords. Es war gerade die Frage nach dem Schicksal der lokalen jüdischen Bevölkerung und anderer verfolgter Gruppen, die nun auch die lokale und regionale Topographie der Verfolgung sichtbar werden ließ. Die konkreten Orte werden so zu Zeugnissen für die Verstrickung der eigenen Gesellschaft in den NS-Herrschaftsapparat: Die Entrechtung der jüdischen Bevölkerung, die organisierte Enteignung ihres Vermögens, die Vertreibung und der Transport in die Vernichtungslager wurden nicht allein von fremden Machthabern durchgeführt, sondern in den Strukturen und in der Verantwortlichkeit der eigenen Gesellschaft realisiert. Gerade darauf beruht die verstörende Dimension der Orte: Das Gedenken an die Opfer verbindet sich mit der Frage nach den Tätern und der Verantwortung der lokalen Gesellschaft. Aus dieser Perspektive galt es nun auch, die bereits bestehenden Gedenkstätten in neuer Form zum Sprechen zu bringen. Ihre Gestaltung, ihre Botschaften waren von den Pathosformeln der Nachkriegsmythen getragen, die dem Geschichtsgefühl der „Generation Erinnerung“ nicht mehr entsprachen. Nahezu alle Nachkriegs-Gedenkstätten in Europa wurden in den letzten Jahren umgestaltet. Dazu zählt auch der Morzinplatz: Am ehemaligen Standort der Gestapo Leitstelle Wien wurde 1968 die einzige Gedenkstätte an einem historischen Ort in Wien eingerichtet, 2011 erfolgte die Neugestaltung. Wien weist jedoch im Unterschied zu Berlin und anderen europäischen Großstätten eklatante Leerstellen auf. In Berlin wird die NS-Geschichte der Stadt durch eine vielfältige Topographie von Gedenkstätten an historischen Orten vermittelt – die Topographie des Terrors, das Haus der WannseeKonferenz, die Blindenwerkstatt Otto Weidt, das Mahnmal Gleis 17 am ehemaligen Deportationsbahnhof Berlin-Grunewald, zuletzt der 2014 errichtete Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“Morde in der Tiergartenstraße 4, dem Sitz der T4-Aktion, um nur einige zu nennen.3 In München wurde vor wenigen Tagen das NS-Dokumentationszentrum eröffnet. Auch die Holocaust-Memorial Museen in Paris, Rom, Budapest und anderen europäischen Hauptstädten machen das Fehlen eines Gedenk- und Lernortes über die Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung in Wien schmerzhaft bewusst. Wien ist noch immer eine Leerstelle in der Topographie europäischer Holocaust-Gedenkstätten. Diese Gedenkstätten neuen Typs verstehen sich als Lern- und Vermittlungsorte, getragen von jenem Geschichtsgefühl, das dem Engagement der generation of memory zugrunde liegt: Die Konfrontation mit dem Wissen, dass die Menschheitsverbrechen des NSRegimes nicht nur an weit entfernten, abgekapselten Orten der Vernichtung stattgefunden haben, sondern vor Ort, in der Mitte der eigenen Gesellschaft. Das Potential der historischen Orte wird nach dem absehbaren Ende der Begegnung mit Zeitzeug/inn/en noch an Bedeutung gewinnen: Als reale Anknüpfungspunkte für die Vermittlung der Schicksale der Verfolgten und Ermordeten, als materielle Zeugen für die Lebensgeschichten der Überlebenden. Die Zukunft der Erinnerung muss auf die Orte setzen: Sie vermitteln das Wissen um die historische Verantwortung der eigenen Gesellschaft für den „Zivilisationsbruch Ausschwitz“, sie werden zu Erfahrungsorten für das „Primärgefühl der Fassungslosigkeit“ (Saul Friedländer)4 in der Konfrontation mit der Shoah. Dieses Gefühl aufrechtzuerhalten und die Berichte der „letzten Zeugen“ über die Generationenschwelle hinaus weiterzutragen, das wird die Zukunftsfunktion der Orte sein. 3 Vgl. http://www. gedenkstaetten-uebersicht.de/ 4 Saul Friedländer: Den Holocaust beschreiben. Auf dem Weg zu einer integrierten Geschichte, Wallstein 2007, S. 104. 17 • www.festwochen.at/into-the-city What does memory mean to you? Achtteilige Posterserie von Petra Gerschner / Michael Backmund, 2015 Die Plakatserie untersucht Be- deutung und Formen gesellschaftlichen Erinnerns. Sie wirft Fragen auf, welche Foren die Stimme erhalten, über Geschichte zu sprechen, sie einzuordnen, festzuschreiben oder aber sie partiell oder vollständig zu ignorieren. Die offizielle Geschichtsschreibung und die politische Einordnung und Bewertung des NSTerrors sowie der Kontinuität von faschistischer und rassistischer Ausgrenzung sind Ausdruck realer Interessenskonstellationen und Machtverhältnisse einer Gesellschaft und dokumentieren ihre vorherrschende Selbstsicht. Erinnern ist ein aktiver Prozess, der in der Gegenwart stattfindet und auf die Zukunft gerichtet ist. Die aktuelle Präsenz der jeweiligen Positionen, Entscheidungen und Handlungen im öffentlichen Diskurs, ihre Repräsentanz im kollektiven Gedächtnis und die möglichen Konsequenzen, die einzelne Menschen, Gruppen und letztlich die gesamte Gesellschaft aus diesen Auseinandersetzungen ziehen, gestalten unmittelbar die Gegenwart. Die Poster zeigen Motive des Morzinplatzes und seiner Umgebung sowie historische Dokumente und aktuelle Einschreibungen. In leuchtend orangen Schriftzügen werden auf diesen Bildmotiven Statements und Fragen nach subjektiven und kollektiven Prozessen des Erinnerns und Konsequenzen des Handelns oder NichtHandelns formuliert. Die Reste einer abgerissenen Veranstaltungsankündigung der „Antifa-Night“ auf einer Betonsäule bilden den Hintergrund für ein Statement und verweisen auf die Aktualität und Präsenz des gesellschaftlichen Widerstandes im öffentlichen Raum gegen Faschismus und Ausgrenzung (siehe Poster Seite 2). Darauf steht das Zitat des Widerstandskämpfers und Shoah-Überlebenden Martin Löwenberg: „es kann legitim sein, was nicht legal ist“. Das Poster verschränkt somit die Ebenen von Zeit und Inhalt in Erzählsträngen, die die Vergangenheit in der Gegenwart präsent werden lassen. Tiefe Spuren, die sich über Jahre ins Mauerwerk des Leopold-FiglHofs in Wien eingeschliffen haben, sind auf einer Aufnahme von 2014 zu sehen. Die Stuhllehne und die Hinterköpfe der Polizeibeamten haben in der Wand des Treppenhauses tiefe Einkerbungen und Verfärbungen hinterlassen. Ein Beamter war dort zum Schutz des Büros von Simon Wiesenthal abgestellt. Die Polizei ist weg. Übrig bleibt eine abgeschabte Leerstelle, die sich mit Fragen füllt: Vor wem musste dieser Ort nach 1945 bewaffnet geschützt werden? Was sollte ein einzelner Polizist auf einem Stuhl im Zwischengeschoss gegen diese Bedrohung ausrichten? Wie haben sich die politisch Verantwortlichen und die Wiener Stadtgesellschaft dazu verhalten? What does memory mean to you? Petra Gerschner / Michael Backmund es kann legitim sein, was nicht legal ist martin löwenberg – ein leben gegen faschismus, unterdrückung und krieg Dokumentarfilm von Petra Gerschner und Michael Backmund, München 2011, 94 min 1 Jay Winter, Die Generation der Erinnerung. Reflexionen über den „Memory-Boom“ in der zeithistorischen Forschung, in: WerkstattGeschichte 30/2001, S. 5-16, S. 16. http://www.werkstattgeschichte. de/werkstatt_site/archiv/WG30_005016_WINTER_GENERATION.pdf 2 Tony Judt, Erinnerungen aus dem Totenhaus. Ein Versuch über das moderne europäische Gedächtnis, in: Tony Judt, Geschichte Europas von 1945 bis zur Gegenwart, München 2006, S. 933-966. Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015 Martin Löwenberg 2002 auf einer Anti-Nazi-Demo Foto: Petra Gerschner Fast zwei Jahrzehnte begleiteten die Filmemacher_innen den Widerstandskämpfer und ehemaligen KZHäftling Martin Löwenberg mit der Kamera: bei seinem politischen Engagement zur Unterstützung von Flüchtlingen sowie zur Entschädigung von ehemaligen Zwangsarbeiter_innen, aber auch bei seinem entschiedenen Eintreten gegen Neonazismus, Antisemitismus und Krieg. Diese subjektive Protestgeschichte wird verknüpft mit aktuellen Interviews und historischem Bildmaterial aus Wroclaw (ehem. Breslau), Dachau, Flossenbürg, Essen und München zu einer filmischen Zeitreise 90 Jahre. Martin Löwenberg entwickelt dabei eine ganz besondere Form der Reflexion von Geschichte, die die Bedeutung der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit für die Gegenwart präsent werden lässt. Film-Abend und Künstler_ innen-Gespräch es kann legitim sein, was nicht legal ist Mit: Petra Gerschner, Michael Backmund (Regisseur_innen und Künstler_innen) Termin: 19. Juni, 20 Uhr Ort: Morzinplatz 1 what does memory mean to you Die im Putz eingeschriebenen Spuren von Wachpolizisten stammen aus dem Stiegenhaus vor dem Simon Wiesenthal Archiv Aus der Posterserie von Petra Gerschner / Michael Backmund 18 Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015 • www.festwochen.at/into-the-city 19 • www.festwochen.at/into-the-city Initiative Messages Repeated #6 Gedenkstätte Screen-Magazin von Helmut & Johanna Kandl, mit einem künstlerischen Gastbeitrag von Andreas Siekmann, 2015 In der Into the City Centrale und am Morzinplatz Gesprächsrunde im Blinklicht über die Möglichkeiten zur Öffnung der Gedenkstätte in der Salztorgasse Mit: Initiative Gedenkstätte und Gerhard Baumgartner (Historiker, DÖW) Postkartenmotive von: Clemens Wihlidal, Isa Rosenberger, Martin Krenn, Lils Ponger, Wien Museum (2), Sarah Mendelsohn, Tim Sharp Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015 Zugleich mit dem Bau des Leopold-Figl-Hofs bis 1968 wurde in der Salztorgasse ein „Weiheraum“ zum Gedenken an die Geschehnisse an diesem Ort ausgeführt. 2011 kam es auf Initiative einzelner Personen zur Umgestaltung dieses Weiheraumes in eine informativ angelegte Gedenkstätte, die nunmehr vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) mitbetreut wird. Diese permanente Gedenkstätte für die Opfer der Gestapo Wien in der Salztorgasse 6 erinnert seither an die Geschichte der Wiener Leitstelle der Gestapo, die sich zwischen 1938 und 1945 im ehemaligen Hotel Metropole befand. Das DÖW bietet eine „Begleitung durch die Gedenkstätte“ an, allein es fehlt an Mitteln, um den Gedenkraum regelmäßig offen zu halten. Engagierte Bewohner_innen des Leopold-Figl-Hofs und seiner Umgebung haben sich zur Initiative Gedenkstätte formiert. Gemeinsam werden sie in Zukunft den Raum jeden Donnerstag von 15 bis 18:30 Uhr zugänglich machen und im Verbund mit Historiker_innen des DÖW über die Geschichte des Ortes informieren. Es ist ganz im Sinne der Gruppe, wenn sich noch mehr Menschen an der Initiative beteiligen, um einige Stunden ihrer Freizeit in den Dienst der Gedenkarbeit zu stellen. In unmittelbarer Nähe des Or- tes der ehemaligen Gestapoleitstelle Wien (Morzinplatz 1) ist ein Bildschirm platziert. Das darauf gezeigte Screen-Magazin Messages Repeated #6 thematisiert Menschenrechtsverletzungen heute, ausgehend von dem Gedanken, dass menschenverachtende Systeme nicht plötzlich entstehen, sondern sich lange vorher ankündigen, so wie der Antisemitismus des Nationalsozialismus in der Judenfeind- lichkeit des 19. Jahrhunderts seine Wurzeln hat. Primo Levi, der über seine Jahre im KZ geschrieben hat, sagt: „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen“. Das Konzept für das Screen-Magazin Messages Repeated entstand ursprünglich für die von uns gestaltete Gedenkstätte in Aflenz, wo sich ein Außenlager des KZ Mauthausen befand. Wir wollten uns nicht mit Gedenken und Historisierung begnügen. Das wichtigste bei diesem Projekt ist daher der im Inneren der Gedenkstätte/Ruine angebrachte Screen, dessen Programm vorwiegend Menschenrechtsverletzungen der Gegenwart thematisiert. Es werden Rassismen, Ungerechtigkeiten und problematische politische Zusammenhänge sowie wirtschaftliche Abhängigkeiten aufgezeigt, die hier und jetzt geschehen. Die Arbeit ist ein „work in progress“, das ScreenMagazin wird immer wieder neu redigiert. Messages Repeated #6 wird den Focus auf Menschenrechtsverletzungen in der Arbeitswelt legen. Diese Thematik aufzunehmen scheint uns besonders wichtig, weil extreme Ausbeutung nicht nur auf Umwegen, über importierte billige Kleidung und Konsumgüter mit uns zu tun hat, sondern auch mitten in unserer Gesellschaft existiert: auf dem Bau, in der Gastronomie, in der Fleischindustrie, bei Sexarbeiterinnen. Hier spielen extreme Aus- beutung und sklavenartige Abhängigkeit eine immer größere Rolle, sodass heutige Verhältnisse historischen Schilderungen von Arbeitsbedingungen z. B. des 19. und frühen 20.Jahrhunderts, wie Upton Sinclairs Schilderungen der Fleischindustrie in The Jungle (1906) oder Egon Erwin Kischs Berichten über Fabriken in Shanghai, immer ähnlicher werden. Helmut & Johanna Kandl www.waechterhaus.at Im Wächterhaus im steirischen Aflenz wird Messages Repeated seit 2009 gezeigt Foto: Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark/colourspace In Kooperation mit: Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark Die fünfte Ausgabe des Screen-Magazins dreht sich um Menschenrechtsverletzungen in der Arbeitswelt Abb.: Helmut & Johanna Kandl Umkämpftes Erinnern Der Morzinplatz als Gedächtnisort im Postnazismus. Ein Symposium zu Geschichtspolitik und Gedenkkultur konzipiert von Renate Höllwart, Monika Sommer, Nora Sternfeld, Luisa Ziaja / schnittpunkt. ausstellungstheorie & praxis Präsentation Initiative Gedenkstätte stellt sich vor Termin: 19. Juni, 17 Uhr Ort: Blinklicht, Fischerstiege 1-7 PROGRAMM Samstag, 20. Juni 2015 In Kooperation mit: DÖW 16 bis 21 Uhr Ort: Morzinplatz 1 Performance / Vortrag / Lesung / Diskussion Gedenkstätte für die Opfer der Gestapo Wien 16 Uhr Begrüßung und Einführung In der Salztorgasse 6 befand sich Postkartenserie Zusammengestellt von Lisl Ponger, 2015 Mit Beiträgen von Martin Krenn, Sarah Mendelsohn, Lisl Ponger, Isa Rosenberger, Tim Sharp, Clemens Wihlidal und zwei historischen Aufnahmen. Grafische Bearbeitung: Toledo i Dertschei Morzinplatz, der Platz, an dem das gestohlene Hotel Metropole zur größten Gestapo-Leitstelle des Deutschen Reiches umfunktioniert wurde, ist eine Leerstelle im heutigen Wien. Die Postkartenserie mit dem Titel Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben möchte dazu beitragen, diesen leeren Ort diskursiv zu füllen. 1910. Vom Ufer des Donaukanals im 2. Bezirk blickt man auf den Morzinplatz mit dem Hotel Metropole, Kaffeehäusern und Geschäften. Nach Kriegsende durchquert eine junge Frau denselben Platz, vorbei an zerstörten Häusern und der Ruprechtsstiege. Unmittelbar nach dem Anschluss wurde das Hotel Metropole von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Zwischen 1938 und 1945 wurden Hunderttausende „als Juden“ enteignet – beschönigend nannte man diesen Raubzug „Arisierungen“. Schmierzettel von Lisl Ponger ist eine to do Liste an einem beliebigen Tag im Jahr 2015. Mit einem Asterisk sind jene Orte markiert, die von „Arisierungen“ betroffen waren. „Noch im Jahre 1948 bildete die gespenstische Ruine des 1945 ausgebrannten Gestapo-Hauptquartiers eine Kulisse für den Film Der dritte Mann“ schreibt Martin Krenn zu seinem Motiv Von dem, was ihr geseh’n, zu sprechen. Er hinterfragt das lange Schweigen über die NSVerbrechen der Österreicher_innen, den Umgang mit dem Gedenken an das „arisierte“ Hotel Metropole und den dort begangenen Gestapo-Verbrechen. Die Suche nach der in den Morzinplatz eingeschriebenen aber unsichtbaren Vergangenheit ist Sarah Mendelsohns Ausgangspunkt für Five pedestrians looking for signs of the former Hotel Metropole at Morzinplatz, heute ein Durchgangsort mit Gemeindebauten, einer spärlichen Grünanlage mit Mahnmal und einer Tiefgarage. Ganz in der Nähe des Morzinplatzes, am Franz-Josefs-Kai 29, befindet sich das Theater Komödie am Kai, ehemals Theater der Courage. Mit dessen Gründerin Stella Kadmon, den Spuren ihrer Theaterarbeit im kollektiven Gedächtnis Wiens und ihrem Einfluss bis heute setzt sich Isa Rosenberger in dem Beitrag Courage auseinander. Clemens Wihlidals Postkarte zeigt Schieflage, das unverwirklichte Siegerprojekt des Wettbewerbs zur Umgestaltung des Luegerdenkmals in ein Mahnmal gegen Antisemitis- mus und Rassismus. Das Kippen des Denkmals symbolisiert die Ambivalenz der Stadt im Umgang mit ihrem ehemaligen Bürgermeister, der seine erfolgreichen Wahlkämpfe mit massiver antisemitischer Rhetorik bestritt. Die Postkarte Mything in Action Acceptance, Appropriation and Resistance von Tim Sharp ist eine Collage aus einem US-amerikanischen Ersttagsbrief, offiziellen mexikanischen Briefmarken und „Briefmarken“ der zapatistischen Bewegung. Österreich nach dem Einmarsch der Nazis, wird mit Mexiko, dem einzigen Land, das dagegen protestierte, verbunden, die Konstruktion des österreichischen Opfermythos wird der Konstruktion der ehemaligen offiziellen Ikone der (unvollendeten) mexikanischen Revolution Emiliano Zapata gegenübergestellt. Lisl Ponger der ehemalige Lieferanteneingang des Hotels Metropole. Durch diesen wurden die von der Gestapo Verhafteten zu den Verhören geführt, die oftmals mit grausamen Folterungen sowie Einweisungen in Konzentrationslager verbunden waren. An der selben Stelle errichteten 1968 die Opferverbände einen „Gedenkraum für die Opfer des österreichischen Freiheitskampfes“. Nach einer umfassenden Renovierung wurde der in seiner ursprünglichen Form erhaltene Gedenkraum 2011 mit einer Ausstellung über Opfer und Täter der Gestapo ergänzt. In dieser wird nicht nur an die hier inhaftierten Widerstandskämpfer_innen und an die anderen von der Gestapo verfolgten Menschen erinnert, sondern es werden auch historische Informationen über die Gestapo, deren Organisation, Mitarbeiter, Arbeitsweise etc., vermittelt. www.doew.at Gedenkstätte für die Opfer der Gestapo Wien Salztorgasse 6, 1010 Wien Donnerstags von 15 bis 18.30 Uhr geöffnet durch die Initiative Gedenkstätte Öffnungen zu anderen Zeiten und kostenlose Führungen gegen Voranmeldung unter: [email protected] +43 1 22 89 469-319 16.30 Uhr Befragungen und Allianzen Eine Performance von Jakob Lena Knebl (Künstler_in) 17.30 Uhr Gedächtnistransformationen. Der Morzinplatz als Beispiel Heidemarie Uhl (Historikerin) Abb.: schnittpunkt Der Wiener Morzinplatz ist ein zentraler und zugleich marginalisierter Erinnerungsort: Bereits unmittelbar nach Kriegsende wurde die in Trümmern liegende Gestapo-Leitstelle als Ort des Terrors und der Verbrechen der Nazis zu einem wichtigen Bezugspunkt des Gedenkens an die antifaschistischen Widerstandskämpfer_innen. Es sollte aber Jahrzehnte dauern, bis die in erster Linie vom KZ-Verband getragene und immer wieder eingeforderte Würdigung der Opfer mit der Errichtung einer Gedenkstätte und eines Mahnmals Eingang in die offizielle österreichische Gedenkkultur fand. Diese war bekanntlich bis in die 1990erJahre von jenem widersprüchlichen Geschichtsverständnis geprägt, das – die Mitverantwortung für die Verbrechen ausblendend – Österreich als antinazistisches „erstes Opfer“ stilisierte und gleichzeitig die antifaschistische Erinnerungserzählung als kommunistisch diffamierte. Die Auseinandersetzungen darüber, welchen Opfern bzw. Opfergruppen am Morzinplatz wie gedacht werden soll, ziehen sich bis in die Gegenwart – das Erinnern stellt sich nach wie vor als umkämpftes dar. Am Morzinplatz lassen sich also beispielhaft die geschichtspolitischen Deutungskämpfe der Zweiten Republik – Konflikte, Kompromisse und Konsensbildungen, wie auch deren Widersprüche und Auslassungen – nachzeichnen. Warum und inwiefern bleiben dieser Gedächtnisort und seine Geschichte dennoch meist paradox unsichtbar? Und wofür kann und soll der Ort heute stehen? Zum Abschluss des Into the CityProgramms Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben widmet sich ein Symposium den vergangenen und gegenwärtigen geschichtspolitischen Kämpfen, geht den postnazistischen Bruchlinien und daraus resultierenden Transformationen des Gedenkens nach und fragt nach möglichen Allianzen und Strategien der Intervention und Aktualisierung. In unterschiedlichen Formaten werden geschichtswissenschaftliche, künstlerische, geschichtsaktivistische, kulturwissenschaftliche und stadtforschende Perspektiven eröffnet, reflektiert und gemeinsam diskutiert. www.schnitt.org In Kooperation mit schnittpunkt. ausstellungstheorie & praxis 18.30 Uhr Schreiben nach dem Massenmord Eine Lesung aus Texten von Doron Rabinovici (Schriftsteller, Historiker) 19.30 Uhr Nie wieder was? Widersprüche und Widerstände aktueller Geschichtspolitiken Nora Sternfeld (Kunstvermittlerin, Kuratorin) im Gespräch mit Doron Rabinovici und Heidemarie Uhl Sonntag, 21. Juni 2015 11 bis 20 Uhr Ort: Morzinplatz 1 Performance / Vortrag / Lesung / Diskussion / Rundgang / Workshop 11 Uhr Transformationen der Ästhetik des Erinnerns. Zum Dilemma der (Un-)Darstellbarkeit Luisa Ziaja (Kunsthistorikerin, Kuratorin) 12 Uhr Intervention und Aktualisierung. Geschichtspolitik als künstlerisches Handlungsfeld Paneldiskussion mit Nayari Castillo, Eduard Freudmann, Petra Gerschner, Jakob Lena Knebl, Martin Krenn, Isa Rosenberger, Arye Wachsmuth (Künstler_innen), moderiert von Luisa Ziaja 15 Uhr Workshops am Morzinplatz und im Textilviertel vorgestellt und moderiert von Renate Höllwart (Vermittlerin) Pläne, Bauten und Geschichtsorte des Nationalsozialismus in Wien: Kontinuitäten, bestehende und fehlende Gedächtnisorte Gabu Heindl (Architektin, Stadtforscherin) gemeinsam mit Barbara Hainz, Lukas Heinz, Juliana Lindenhofer, Manuela Mandl (Student_innen) Geschichtspolitischer Spaziergang im Textilviertel mit Elke Krasny (Kulturwissenschaftlerin, Kuratorin) 18 Uhr Zur Zukunft des Erinnerns: Transnationale Ansätze – Partizipative Strategien – Urbane Verortungen Paneldiskussion mit Lisa Bolyos (Redakteurin Augustin, Aktivistin), Gabu Heindl, Rena Rädle (Künstlerin, Gedenkprojekt starosajmiste.info), Jörg Skriebeleit (Historiker, KZ-Gedenkstätte Flossenbürg), moderiert von Monika Sommer (Historikerin, Kuratorin) 20 Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015 Do 28 Mai 18 Uhr Eröffnung der Ausstellungen und Projekte im öffentlichen Raum 19 Uhr Konzert mit AutorYno (F), Jazzwerkstatt Wien (A) Into the City Centrale, Morzinplatz 1 Fr 29 Sa 19 Uhr Gespräch mit Expert_innen und Künstler_innen Mit: Winfried Garscha (Historiker, DÖW), Csaba Nemes (Künstler), Arye Wachsmuth (Künstler) / Sophie Lillie (Historikerin) Into the City Centrale, Morzinplatz 1 Alle Ausstellungen sind am Eröffnungstag von 18 bis 22 Uhr geöffnet. Die Kunstwerke im öffentlichen Raum sind rund um die Uhr zugänglich Woche 1: Verdrängte Geschichte und kontaminierte Orte Do 4 Juni 15 Uhr Experten-Rundgang Stadttempel, Israelitische Kultusgemeinde Wien, Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust Studien Mit: Ariel Muzicant (Ehrenpräsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien) Into the City Centrale, Morzinplatz 1 Fr 30 17 Uhr Kurator_innen-Führung Künstlerische Projekte rund um das Hotel Metropole Mit: Margarethe Makovec, Anton Lederer, Birgit Lurz, Wolfgang Schlag Into the City Centrale, Morzinplatz 1 Inserat.indd 1 9 Juni 19 Uhr Buchpräsentation Topographie der Shoah. Gedächtnisorte des zerstörten jüdischen Wien Mit: Dieter J. Hecht, Eleonore Lappin-Eppel, Michaela Raggam-Blesch (Autor_innen). Moderation: Albert Lichtblau (Historiker) Festwochen-Zentrum im Künstlerhaus Keine Anmeldung erforderlich 17 Uhr Podiumsdiskussion zum umkämpften Erinnern und Gedenkfeier für einen nie errichteten Obelisken „Was sie unterließ, haben wir getan.“ Mit: Ruth Beckermann (Regisseurin), Zsuzsi Flohr (Künstlerin), Stefan Foidl (Chorleiter), Benjy Fox-Rosen (Musiker), Eduard Freudmann (Künstler), Winfried Garscha (Historiker), Marty Huber (Aktivistin), Eva Reinold (Schauspielerin), Florian Wenninger (Zeithistoriker), Luisa Ziaja (Kuratorin), u. a. Into the City Centrale, Morzinplatz 1 Eintritt frei Do 11 20.30 Uhr Open-Air-Film-Abend und Gespräch Homemad(e), Ruth Beckermann, A 2001, 80 min. Mit: Ruth Beckermann (Regisseurin, Homemad(e)), Dorothee Frank (Journalistin, Ö1) Into the City Centrale, Morzinplatz 1 Fr 12 19 Uhr Gespräch mit Expert_innen und Künstler_innen Mit: Gabriele Anderl (Historikerin), Nayari Castillo (Künstlerin), Oliver Ressler (Künstler), Isa Rosenberger (Künstlerin) Into the City Centrale, Morzinplatz 1 Bei Schlechtwetter: Into the City Centrale, Morzinplatz 1 Woche 3: Arisierung, Vertreibung, Deportation In Kooperation mit: schnittpunkt. ausstellungstheorie & praxis und Gegenstimmen 21 • www.festwochen.at/into-the-city Sa 13 17 Uhr Kurator_innen-Führung Künstlerische Projekte rund um das Hotel Metropole Mit: Margarethe Makovec, Anton Lederer, Birgit Lurz, Wolfgang Schlag Into the City Centrale, Morzinplatz 1 19 Uhr Gespräch mit Expert_innen und Künstler_innen Mit: Marianne Schulze (Urenkelin von Mit-Besitzer_ innen des Hotel Metropole), Tina Walzer (Historikerin), Martin Krenn (Künstler), Lisl Ponger (Künstlerin), Tim Sharp (Künstler) Into the City Centrale, Morzinplatz 1 So 14 20.30 Uhr Performance The White Elephant Archive, Setting No. 3 Mit: Eduard Freudmann (Künstler) Theater Nestroyhof Hamakom In englischer Sprache. Eintritt frei. Begrenzte Platzanzahl, Zählkartenausgabe beginnt eine Stunde vor Beginnzeit Keine Anmeldung erforderlich 5 16 Uhr Stadtexpedition Hotel Metropole. Erinnerung und Zukunft Mit: Gerhard Milchram (Historiker, Wien Museum), Gerhard Baumgartner (Historiker, DÖW) Into the City Centrale, Morzinplatz 1 Küchengespräche mit Rebellinnen, Karin Berger, A 1984, 80 min. Mit: Marek Widarski (Regisseur, Women and War) und Karin Berger (Regisseurin, Küchengespräche mit Rebellinnen) Polnisches Institut Wien In Kooperation mit: DÖW, Polnisches Institut Wien Partner von Into the City Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015 Di Sa 6 11 bis 18 Uhr Tag der regionalen Geschichts-Expert_innen Eine/r muss die Arbeit ja tun Into the City Centrale, Morzinplatz 1 In Kooperation mit: DÖW, erinnern.at 19 Uhr Kuratoren-Führung Unvergessen – Künstlerische Positionen aus der Sammlung des DÖW Mit: Günther Holler-Schuster (Kurator) Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW), Altes Rathaus 20.30 Uhr Performance Vorzimmer // Widerstandsgeister Mit: Pneuma Szöv. / Mobile Albania (Künstler_innen) Into the City Centrale, Morzinplatz 1 So 7 Do 18 Juni 19 Uhr Gespräch mit Experten und Künstler_innen Mit: Andreas Peham (Historiker, DÖW), Helmut & Johanna Kandl (Künstler_ innen) Into the City Centrale, Morzinplatz 1 17 Uhr Lesung, Konzert und Künstler-Gespräch Mit: Hans Breuer (Schäfer und Musiker), Mingo Georgi (Stimme), Aljosha Biz (Musiker), Ernst Logar (Künstler) Into the City Centrale, Morzinplatz 1 Woche 4: Geschichtspolitik und Handlungsfelder Woche 2: Widerstand und Erinnerungskultur Foto: Hertha Hurnaus In englischer Sprache. Begrenzte Platzanzahl, Zählkartenausgabe beginnt eine Stunde vor Beginnzeit 31 15 Uhr Experten-Rundgang Hotel Metropole, Leopold-Figl-Hof, Gedenkstätte für die Opfer der Gestapo Wien Mit: Gerhard Baumgartner (Historiker, DÖW) Into the City Centrale, Morzinplatz 1 19 Uhr Einführung in die Ausstellung Illusion der Schatten. Eine fotografische Annäherungen an das Simon Wiesenthal Archiv Mit: Zdená Kolečkova (Künstlerin), Michaela Vocelka (Historikerin, Simon Wiesenthal Archiv) Galerie Splitter Art In Kooperation mit: Wien Museum. Anmeldung erforderlich: www.wienmuseum.at Anmeldung erforderlich. Aus Sicherheitsgründen ist die Mitnahme eines Lichtbildausweises erforderlich. Wir bitten auch um ihr Verständnis, dass die 19 Uhr Teilnehmer_innen vor dem Einlass in den Stadttempel Film-Abend und Gespräch kontrolliert werden. Die Teilnehmer_innenanzahl ist begrenzt und es ist daher unbedingt eine Anmeldung Frauen im Widerstand: Women and unter der E-mail-Adresse War, Marek Widarski, PL 2005, 60 min., [email protected] erforderlich 20.30 Uhr Performance The White Elephant Archive, Setting No. 3 Mit: Eduard Freudmann (Künstler) Theater Nestroyhof Hamakom So • www.festwochen.at/into-the-city kultur.arbeiterkammer.at 21.04.15 12:35 Fr 19 Sa 20 16 bis 21 Uhr Symposium: Performance / Vortrag / Lesung / Diskussion Umkämpftes Erinnern. Der Morzinplatz als Gedächtnisort im Postnazismus Mit: Renate Höllwart 20 Uhr (Vermittlerin), Jakob Lena Film-Abend und Künstler_ Knebl (Künstler_in), Doron innen-Gespräch es kann legitim sein, was nicht Rabinovici (Schriftsteller), Monika Sommer legal ist, Petra Gerschner, Michael Backmund, DE 2011, (Historikerin), Nora Sternfeld (Theoretikerin), Heidemarie 94 min. Mit: Petra Gerschner, Michael Uhl (Historikerin), Luisa Ziaja Backmund (Regisseur_innen (Kuratorin), u. a. und Künstler_innen, es kann Into the City Centrale, legitim sein, was nicht legal ist) Morzinplatz 1 Konzipiert von schnittpunkt. Into the City Centrale, ausstellungstheorie & praxis Morzinplatz 1 17 Uhr Präsentation Initiative Gedenkstätte stellt sich vor Mit: Initiative Gedenkstätte Blinklicht So 21 11 bis 20 Uhr Symposium: Vortrag / Diskussion / Rundgang / Workshop Umkämpftes Erinnern. Der Morzinplatz als Gedächtnisort im Postnazismus Mit: Lisa Bolyos (Redakteurin Augustin), Nayari Castillo (Künstlerin), Eduard Freudmann (Künstler), Petra Gerschner (Künstlerin), Gabu Heindl (Architektin) / Barbara Hainz, Lukas Heinz, Juliana Lindenhofer, Manuela Mandl (Student_ innen), Renate Höllwart (Vermittlerin), Jakob Lena Knebl (Künstler_in), Elke Krasny (Kulturwissenschaftlerin), Martin Krenn (Künstler), Rena Rädle (Künstlerin, Gedenkprojekt starosajmiste.info), Isa Rosenberger (Künstlerin), Jörg Skriebeleit (Historiker), Monika Sommer (Historikerin), Arye Wachsmuth (Künstler), Luisa Ziaja (Kuratorin), u. a. Into the City Centrale, Morzinplatz 1 Konzipiert von schnittpunkt. ausstellungstheorie & praxis 22 Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015 • www.festwochen.at/into-the-city Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015 23 • www.festwochen.at/into-the-city Spielorte d Ru ol fs pl at z kom Rudolfspark 9 org Go sse n gasse 6 Seitenstetten Sc hw e gasse -K ai 5 np lat z Nayari Castillo / Jacqueline Goldberg Eine in Wien geborene Frau, die unterwegs ihre Spuren verlor Petra Gerschner / Michael Backmund, What does memory mean to you? U1/U4 Schwedenplatz Martin Krenn / Schülerinnen und Schüler der Gastgewerbefachschule Judenplatz Wien, Gedenktafel Hotel Metropole enst ma de rk t Csaba Nemes, Hotel Metropole – eine Zeitleiste ar kt Helmut & Johanna Kandl, Messages Repeated #6 ar kt ss Fi sc hh e m Martin Krenn, Sarah Mendelsohn, Lisl Ponger, Isa Rosenberger, Tim Sharp, Clemens Wihlidal, Postkartenserie zusammengestellt von Lisl Ponger of ga rM rn ar kt ue he rM Ba he fs Ausstellungsdauer 29. Mai bis 21. Juni 2015 Donnerstag bis Sonntag, 14 bis 21 Uhr An Feiertagen geöffnet, Eintritt frei Kunstwerke im öffentlichen Raum Morzinplatz und Umgebung sind durchgehend geöffnet Ra b se as sch ng Ho de Ho se al eig Ju de e Ju n be au Tu ch l e1 3 ass Jo ka n 1 Into the City Centrale 8 Fle i Kohlmarkt/Graben Fes tw oc im henKü Zen tru Ak nst ad l m em erh ies tra aus ß i W rng z- au z rg Ste Fr an tz inpla Morz n Salvato s es Sa de lv iv tand at h c s or r r a ide ga s n ss o i W e s t n au a t e n sch th W e a i i m p R pli ku ich es 6–8 ng Do terre , Alt raße e rs ) t s s ö ÖW ger tra n i ße (D ppl Ausstellung / Kunst im öffentlichen Raum / Performance / Musik / Vortrag / Lesung / Symposium / Diskussion / Workshop / Film / Führungen lat a 1 tsp ga se 7 l ch u T on 4 Into the City Cent rale Morzinplatz 1 e ub D 3 Ro t Art 10 rn as Ru p Splitter Galerie asse 10 Ste ag rec h rstie g e 1–7 ag Sa lzt as r tg Sc hw e im l oß e St imm H Blink licht Vorlaufstraße de Fisch e 2 nz Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben S e s ass e tz Fischerstiege st a grie la se Ti ef Ge Salz fsp Marie Am ol itu t ns sI A ien tW nstieg a he isctade 7 n l Pom Ges er Gr ab en Co di or nc tz pla Ru d ma die en Ha ür o Wi f f o h te p roy n tät ta est020 Wie ks r Ges N n r e de ate tz 1, 1 6 Ge fer d Thsetroypla sse a g p Ne O alztor Li ch t en ste t Ro g t en St ef ur m s an st do ß ra e m 2 Vienna Airport Lines, Wartehaus Helmut & Johanna Kandl, Messages Repeated #6/Morzinplatz 3 Mahnmahl für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft Zsuzsi Flohr / Benjy Fox-Rosen / Eduard Freudmann / Eva Reinold, schnittpunkt. ausstellungstheorie & praxis/ Luisa Ziaja, Gegenstimmen/ Stefan Foidl, „Was sie unterließ, haben wir getan.“ 4 Billboard Oliver Ressler, Untertauchen 5 Brunnen / Wasserstelle Nayari Castillo / Jacqueline Goldberg , Eine in Wien geborene Frau, die unterwegs ihre Spuren verlor 6 Litfaßsäule Isa Rosenberger, Courage Isa Rosenberger, Courage 7 Baustellen-Container Pneuma Szöv. / Mobile Albania, Vorzimmer // Widerstandsgeister Arye Wachsmuth / Sophie Lillie, exhibitofcrime. Die Mörder sind unter uns (Der Mann den ich töten werde) 8 Ruprechtsstiege Lisl Ponger / Tim Sharp, Zwischen Judengasse und Morzinplatz 9 Gedenkstätte für die Opfer der Gestapo Wien Ernst Logar, Verwandte Erinnerungen Donnerstag bis Sonntag 14 bis 21 Uhr 10 Galerie Splitter Art Zdena Kolečková, Illusion der Schatten. Eine fotografische Annäherung an das Simon Wiesenthal Archiv Montag, Dienstag, Mittwoch 12 bis 13.30 Uhr und 16 bis 17.30 Uhr Donnerstag und Freitag 12 bis 13.30 Uhr und 14 bis 21 Uhr Samstag und Sonntag 14 bis 21 Uhr 11 Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) Günther Holler-Schuster (Kurator), Unvergessen. Künstlerische Positionen aus der Sammlung des DÖW Montag, Dienstag und Mittwoch 9 bis 17 Uhr Donnerstag und Freitag 9 bis 21 Uhr Samstag und Sonntag 14 bis 21 Uhr DIE BIERKOMPOSITION AUS DEM HERZEN WIENS. Aus »Die tödliche Blume« von Salvatore Sciarrino. KUNST NICHT OHNE REFLEXION. Wiener Festwochen nicht ohne unsere Unterstützung. Feinherb, nussig, süffig: Ottakringer Wiener Original. Eine unserer vielen köstlichen Bierspezialitäten. Otta_WrOriginal_238x173mm_IntotheCity.indd 1 10.04.15 11:24 24 Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gabriele Anderl, AutorYno, Gerhard Baumgartner, Ruth Beckermann, Karin Berger, Irmgard Bibermann, Aljoscha Biz, Lisa Bolyos, Hans Breuer, Werner Bundschuh, Nayari Castillo / Jacqueline Goldberg, Brigitte Entner, Zsuzsi Flohr / Benjy Fox-Rosen / Eduard Freudmann / Eva Reinold, Dorothee Frank, Winfried Garscha, Gegenstimmen / Stefan Foidl, Petra Gerschner / Michael Backmund, Mingo Georgi , Karl-Heinz Gober, Dieter J. Hecht / Eleonore Lappin-Eppel / Michaela Raggam-Blesch, Gabu Heindl / Barbara Hainz / Lukas Heinz / Juliana Lindenhofer / Manuela Mandl, Renate Höllwart, Günther Holler-Schuster, Marty Huber, Initiative Gedenkstätte, Jazzwerkstatt Wien, Helmut & Johanna Kandl, Jakob Lena Knebl, Zdena Kolečková, Elke Krasny, Martin Krenn / Schülerinnen und Schüler der Gastgewerbefachschule Judenplatz Wien, Albert Lichtblau, Ernst Logar, Sarah Mendelsohn, Gerhard Milchram, Maria-Theresia Moritz, Ariel Muzicant, Csaba Nemes, Andreas Peham, Pneuma Szöv. / Mobile Albania, Lisl Ponger, Doron Rabinovici, Rena Rädle, Oliver Ressler, Isa Rosenberger, Josef Schützenhöfer, Tim Sharp, Marianne Schulze, Ursula Schwarz, Jörg Skriebeleit, Monika Sommer, Nora Sternfeld, Robert Streibel, Heidemarie Uhl, Michaela Vocelka, Arye Wachsmuth / Sophie Lillie, Robert Vorberg, Tina Walzer, Florian Wenninger, Marek Widarski, Clemens Wihlidal, Walter Zambal, Luisa Ziaja, u. a. Into the • www.festwochen.at/into-the-city
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