Zeitung Hotel Metropole

Ausstellungen,
Kunst im öffentlichen Raum,
Performances, Musik
Symposien, Diskussionen,
Lesungen, Workshops, Filme,
Führungen, Vorträge
Hotel
Metropole
grand hot e l & Gestapo - Le itst e l l e
www.festwochen.at/into-the-city
28. Mai bis 21. Juni 2015
der
erinnerung
Eine
zukunft
geben
D
as ab 1873 errichtete
Hotel Metropole war
eines der besten Häuser Wiens. Unmittelbar nach dem
Anschluss im März 1938 beschlagnahmten die Nationalsozialisten das
Gebäude und machten es zur Gestapo-Leitstelle. Bis 1945 wurden dort
mehrere 10.000 Personen erfasst,
verhaftet, verhört, gefoltert und vielfach weitergeschickt in den sicheren
Tod. Am Projekt Hotel Metropole
nehmen Künstler_innen, Zeitzeug_
innen, Expert_innen und Aktivist_
innen teil, deren Beiträge sich mit
Erinnerungskultur und Geschichtspolitik befassen. Am Morzinplatz
ist ein temporärer Ausstellungs- und
Diskursraum eingerichtet, am Platz
selbst ist eine Reihe von ortsspezifischen künstlerischen Arbeiten zu
sehen. Während vier Wochen werden Ausstellungen, Symposien, eine
Gesprächsreihe, Rundgänge durch
das Viertel und ein Filmprogramm
angeboten.
Into the
Verdrängte Geschichte
und kontaminierte Orte
Widerstand und
Erinnerungskultur
Arisierung,
Vertreibung,
Deportation
Geschichtspolitik
und Handlungsfelder
Seite 4-7
Seite 8-11
Seite 12-15
Seite 16-19
Zeichnung: Csaba Nemes, Niemals vergesessen, 2015, (Ausschnitt)
Impressum
Into the City
Wiener Festwochen 2015
Hotel Metropole.
Der Erinnerung eine
Zukunft geben
Kuratorinnen und
Kuratoren
(für den Inhalt verantwortlich)
Margarethe Makovec,
Anton Lederer, Birgit Lurz,
Wolfgang Schlag
TEAM
Judith Pfeifer, Ernst Reitermaier,
Roman Streuselberger, Verena
Wardy, Andreas Walter
GESTALTUNG
Into the City-Zeitung
Christian Bretter
Termine
28. Mai bis 21. Juni
Donnerstag bis Sonntag
14 bis 21 Uhr
An Feiertagen geöffnet
Die Kunstwerke im öffentlichen Raum
sind rund um die Uhr zugänglich
Eintritt frei
Produktion
Wiener Festwochen
In Kooperation mit
a.punkt – Buchhandlung
Brigitte Salanda,
Augustin,
Bezirksvorstehung Innere Stadt,
Bundeskanzleramt Österreich,
Bundesministerium für
Bildung und Frauen,
Dokumentationsarchiv
des österreichischen
Widerstandes (DÖW),
Blinklicht,
erinnern.at,
Galerie Splitter Art,
Gastgewerbefachschule Judenplatz,
Wien,
Institut für Kunst im öffentlichen
Raum Steiermark
Israelitische Kultusgemeinde
Wien (IKG),
Jüdisches Museum Wien,
Simon Wiesenthal Archiv /
Dokumentationszentrum des
Bundes jüdischer Verfolgter
des Naziregimes (BJVN),
Nationalfonds,
Österreich 1 (Ö1),
Österreichische Akademie
der Wissenschaften. Institut
für Kulturwissenschaften
und Theatergeschichte,
Polnisches Institut Wien,
< rotor > Zentrum für zeitgenössische
Kunst, Graz,
Theater Nestroyhof Hamakom,
Wien Museum,
Wiener Stadt- und Landesarchiv,
Zukunftsfonds,
u. a.
Dank an
Asociación Israelita de
Venezuela (AIV),
Austro Holding GmbH,
Confederación de Asociaciones
Israelitas de Venezuela (CAIV),
Jan Evangelista Purkyně
University in Ústí nad Labem,
Jewish Welcome Service Vienna,
Unión Israelita de Caracas (UIC)
Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015
• www.festwochen.at/into-the-city
es kann
legitim sein,
was nicht
legal ist
Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015
Von der Gestapo
erkennungsdienstlich erfasst
Schutthaufen des Gebäudes
nach 1945
Gestapo-Mitarbeiter vor dem
Wiener Volksgericht, 1949
Alle Zeichnungen: Csaba Nemes
Eigentümer, Herausgeber
und Verleger
Wiener Festwochen GesmbH Lehárgasse 11/1/6, 1060 Wien Telefon +43 1 589 22-0 Telefax +43 1 589 22 49 [email protected] www.festwochen.at
3
W
Gedenkfeier am Morzinplatz 1988
Ein Ausspruch des Widerstandskämpfers Martin Löwenberg überlagert ein Motiv vom Morzinplatz
• www.festwochen.at/into-the-city
Einführung
www.festwochen.at/into-the-city
2
Aus der Posterserie Petra Gerschner / Michael Backmund
ien, Kriegsende 1945, das Hotel Metropole liegt in Trümmern. 1873 zur
Weltausstellung errichtet, war es eines der besten Häuser der Stadt und
gehörte zur gründerzeitlichen Ringstraßenarchitektur. Von den Nationalsozialisten war es unmittelbar nach dem „Anschluss“ beschlagnahmt und zu einer der größten
Gestapo-Leitstellen des Deutschen Reichs umfunktioniert worden. In dem Gebäude arbeiteten bis zu 900 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die dafür verantwortlich waren, dass von
1938 bis 1945 mehrere 10.000 Menschen erfasst, verhaftet, verhört und gefoltert sowie in
Gefängnisse und Konzentrationslager eingewiesen wurden. Viele wurden in weiterer Folge
ermordet oder in den Tod getrieben. An Stelle des 1945 zerstörten Gebäudes befindet sich seit
1968 ein Wohn- und Geschäftshaus, der Leopold-Figl-Hof. Eine Gedenkstätte in der Salztorgasse und ein Mahnmal am Morzinplatz erinnern an die Opfer der Gestapo Wien.
Am Projekt Hotel Metropole nehmen österreichische und internationale Künstler_innen teil, deren Beiträge sich mit Erinnerungskultur und Geschichtspolitik befassen. Der
Morzinplatz, das Hotel Metropole und andere verschwundene Gebäudekomplexe am
Schwedenplatz sind Ausgangspunkte einer Auseinandersetzung mit dem Verschütteten,
Vergessenen und Verdrängten – gestern wie heute.
Vier Themenbereiche gliedern das Programm, in das neben künstlerischen Arbeiten und
Aktionen viele Zeitzeug_innen, Anwohner_innen und Expert_innen ebenso eingebunden
sind wie Aktivist_innen, die vielerorts die Erinnerung an Verbrechen und Opfer des Nationalsozialismus lebendig halten. Das Engagement von einzelnen Personen und oft kleinen Initiativen wird in diesem Zusammenhang hervorgehoben und der Rolle von Körperschaften bei der
Auseinandersetzung mit Geschichte in der Gegenwart kritisch gegenübergestellt.
Ein temporärer Ausstellungsraum im Haus Morzinplatz 1 dient innerhalb des Projekts
als zentraler Diskursraum und Ausgangspunkt für künstlerische Aktionen im und Rundgänge
durch das Viertel. Am Platz selbst ist eine Reihe von ortsspezifischen künstlerischen Arbeiten
im öffentlichen Raum zu sehen. Teile des Programms sind u.a. eine Ausstellung mit
Werken aus der Kunstsammlung des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes (DÖW), eine Foto-Ausstellung zum Simon Wiesenthal Archiv, eine Tagung regionaler Geschichts-Expert_innen und ein internationales Symposium.
Geschichte ist keine konstante Größe, jedes politische System, jede Ideologie und
jede Generation erarbeiten ein spezifisches Geschichtsverständnis. Österreich hat sich nach
dem Zweiten Weltkrieg viele Jahre als Opfer des NS-Regimes positioniert. Dieses Bild ist in
den 1980er-Jahren ins Wanken geraten, die Verstrickung der lokalen Gesellschaft in den
NS-Apparat rückte etwas weiter in Richtung Vordergrund. Zugleich ist es hierzulande noch
immer nicht selbstverständlich, dass öffentlich all jener gedacht wird, die verfolgt, vertrieben
und ermordet wurden, weil sie den Nationalsozialismus ablehnten, dagegen kämpften, oder
weil sie von der NS-Ideologie für minder erachtet wurden. Die Erinnerungskultur ist im Wandel und das „Niemals vergessen“ erfordert auch in Zukunft eine sorgfältige Auseinandersetzung. Margarethe Makovec, Anton Lederer, Birgit Lurz, Wolfgang Schlag
Into the
Geschäftsführung
Markus Hinterhäuser
Wolfgang Wais
Künstlerische Leitung
Markus Hinterhäuser (Intendant)
Stefan Schmidtke (Schauspielchef)
Herstellung
„agensketterl“ Druckerei GmbH
Gründerzeitliche Pracht an der Ringstraße: Hotel Metropole, Morzinplatz und Herminen-Hof auf einer historischen Postkarte
Abb.: Wien Museum
4
www.festwochen.at/into-the-city
VerDRängte Geschichte
und
Kontaminierte Orte
Die Gestapo-Leitstelle Wien
im ehemaligen Hotel Metropole
Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW)
über einen der zentralen Orte des NS-Terrors
A
m Morzinplatz befand sich von 1873
bis 1938 das luxuriöse Hotel Metropole. Nach dem
„Anschluss“ Österreichs an NSDeutschland wurde das Hotel beschlagnahmt und Sitz der GestapoLeitstelle Wien mit über 900 Mitarbeiter_innen. Leiter der Gestapo
Wien wurde der Münchner Gestapomann Franz Josef Huber. Die wichtigsten Schlüsselstellen wurden mit
Beamten aus dem „Altreich“ besetzt.
80 Prozent der Beamten und Angestellten wurden aus dem vormals österreichischen Polizeidienst rekrutiert.
Bereits im März 1938 wurden Juden, bekannte Gegner des NS-Regimes, Kommunisten, Sozialisten und
Repräsentanten des vorangegangenen „vaterländischen“ Regimes festgenommen. Am 1. April 1938 nahm
die Gestapo-Leitstelle Wien ihren
Betrieb auf, am selben Tag erfolgte
der erste Transport österreichischer
Häftlinge in das Konzentrationslager Dachau.
Die Gestapo forschte u. a. Personen aus, denen „volks- und staatsfeindliche Bestrebungen“ angelastet
wurden. Insgesamt wurden von der
Leitstelle Wien 40.000 bis 50.000
Menschen in Karteien erfasst. Vorladungen, Hausdurchsuchungen und
Folter – beschönigend „verschärfte
Vernehmungen“ genannt – zählten
zu den alltäglichen Gestapopraktiken. Manche Gefangenen wurden
bei den Verhören derart misshandelt,
dass sie noch in der Haft oder kurz
danach verstarben. Die Gestapo war
mit einer Reihe von Sonderrechten
ausgestattet. Sie war befugt, zeitlich
unbeschränkte „Schutzhaft“, d. h. die
Einweisung in ein Konzentrationslager, zu beantragen. Nach Verbüßung
ihrer gerichtlichen Strafe konnte die
Gestapo Personen neuerlich in Gewahrsam nehmen und deren Einweisung in ein KZ verfügen. In den
Konzentrationslagern selbst war die
Gestapo in den gefürchteten „Politischen Abteilungen“ präsent.
Nur wenige Menschen hatten
den Mut, sich in Widerstandsgruppen zu organisieren und das Regime
aktiv zu bekämpfen. Die Mehrheit
der Frauen und Männer, die organisierten Widerstand leisteten, stammte aus der Arbeiterbewegung (Sozialist_innen, Kommunist_innen),
viele gehörten dem bürgerlich-konservativen Lager (ehemalige Christlichsoziale, Monarchist_innen etc.)
an oder waren Mitglieder der katholischen Kirche bzw. von religiösen
Gruppierungen wie z. B. den Zeugen Jehovas. Die Widerstandsgruppen bemühten sich, mit Flugblättern der NS-Propaganda entgegenzutreten. Mit Spendensammlungen
wurden Familien Inhaftierter und
Verfolgter unterstützt. Durch Sabotage sollte die Kriegsmaschinerie gestört werden, Soldaten entzogen sich,
so gut es möglich war, der Dienstleistung an der Front, den Alliierten wurden Informationen übergeben und
vieles mehr. Vor allem in Kärnten
wurde auch bewaffneter Widerstand
geleistet. Die Widerstandskämpfer_
innen operierten weitgehend isoliert
von der Bevölkerung und nahezu alle
größeren Widerstandsgruppen wurden von der Gestapo zerschlagen.
Der Einsatz von so genannten „VLeuten“ („Vertrauensleuten“) und
Spitzeln war dabei von zentraler Bedeutung. Etliche, die Spitzeldienste
leisteten, wurden durch Drohungen
und Erpressung zur Spitzelarbeit gezwungen, manche „arbeiteten“ aber
auch wegen finanzieller Vergünstigungen und aus persönlichem Geltungsdrang für die Gestapo.
Die Beamten der Gestapo-Leitstelle Wien setzten ihre Tätigkeit bis
in die letzten Kriegstage fort. Gleichzeitig versuchten sie ab Jänner 1945
durch systematisches Vernichten der
Akten die Spuren ihrer Verbrechen
zu beseitigen und unter Verwendung
falscher Papiere zu flüchten bzw. unterzutauchen.
Knapp vor Kriegsende wurde das
Wiener Gestapo-Gebäude durch
Bomben zerstört und später durch
einen modernen Zweckbau ersetzt.
In diesem Gebäude – dem nach dem
Gestapohäftling und nachmaligen
Bundeskanzler benannten LeopoldFigl-Hof – errichteten die österreichischen Opferverbände 1968 einen „Gedenkraum für die Opfer des
österreichischen Freiheitskampfes“.
Diese Gedenkstätte in der Salztorgasse 6 befindet sich an jener Stelle,
wo sich früher der ehemalige Lieferanteneingang des Hotels Metropole befunden hatte, durch den die von
der Gestapo Verhafteten zu den Verhören geführt wurden. Eine Dauerausstellung erinnert in der Gedenkstätte an die Opfer und bietet historische Informationen zur Gestapo.
Obwohl heute sämtliche Spuren der
Gestapo-Leitstelle Wien ausgelöscht
sind, ist dieser Ort dennoch ein authentischer historischer Ort mit einer speziellen Aura.
Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015
5
• www.festwochen.at/into-the-city
Widerstand /
Résistance_
Hotel Metropole
Eröffnungskonzert mit AutorYno (F)
und Jazzwerkstatt Wien (A)
In 5 Konzert-Stationen am Morzinplatz widmet sich die Jazzwerkstatt
Wien dem Thema Widerstand /
Résistance. Der junge Ausnahmebassist Manu Mayr bestreitet ein SoloSet, Willi Landl interpertiert eigene
und alte Protestlieder in seiner unvergleichlichen Weise, das slowenischkärtnerische Duo Rdeča Raketa bedient virtuos ein ganzes Spektrum
an akustischen und elektronischen
Instrumenten und das Jazzwerkstatt Wien New Ensemble präsentiert die Uraufführung der 25-minütigen elektroakustischen Suite Hotel
Metropole.
Der New Yorker Musiker John
Zorn sagt über das Pariser Trio
AutorYno: „A wild klezmer rock fusion by this crazed band of Parisborn punk rockers“. Der Tag ihres
ersten Auftritts in Wien, der 28. Mai
2015, ist zugleich der 100. Geburtstag von Raphaël Konopnicki, dem
Großvater von Band-Leader David
Konopnicki. Der im polnischen Kalisz geborene Raphaël Konopnicki
wuchs in Strasbourg auf, schloss sich
1940 der Resistance an und organisierte den Widerstand an der Côte
d’Azur. Raphaël Konopnicki verstarb 2011.
http://jazzwerkstatt.at
http://www.autoryno.com
Eröffnungskonzerte
Widerstand / Résistance – eine
Komposition in 5 Stationen
Mit: Jazzwerkstatt Wien – Manu Mayr,
Willi Landl, Benny Omerzell, Rdeča Raketa
(Maja Osojnik & Matija Schellander) u. a.
Jazzwerkstatt Wien New Ensemble
– Clemens Wenger, Peter Rom, Bernd
Satzinger, Lukas König, Leo Riegler,
Clemens Salesny, Feat. Willi Landl
AutorYno (Paris) – David Konopnicki,
Bertrand Delorme, Cyril Grimaud
Termin: 28. Mai, 19 Uhr
Ort: Morzinplatz 1
Gedenktafel bei der Ruprechtsstiege, Morzinplatz, 18.5.2015
Das Hotel Metropole
Gedenktafel
in der Zeit von 1873 bis 1938
Hotel Metropole
Über den einstmals imposanten Hotelbetrieb und das Ende einer
Epoche schreibt Wolfgang Schlag
Ein Projekt mit
Schülerinnen und Schülern
der Gastgewerbefachschule
Judenplatz, Wien
1872 wurde Wien in einem Zei-
Das Hotel Metropole 1939 als Gestapo-Zentrale
Zeichnung: Csaba Nemes
Hotel Metropole – eine Zeitleiste
Eine Serie von Zeichnungen zur Geschichte des Hotel Metropole
In der Into the City Centrale; von Csaba Nemes, 2015
Metropole – der Name des ehema-
ligen Wiener Hotels drückt Vertrauen in die Moderne aus. Als das moderne Leben dann im 20. Jahrhundert ankam, war das in vielerlei Hinsicht schmerzhaft. Jetzt leben wir in
einem neuen Jahrhundert, aber in gewisser Weise endet das vorige scheinbar nicht, die Schatten reichen deutlich in unsere Zeit hinein. Viele Leute haben es satt, etwas über den Horror der NS-Zeit zu hören oder zu
sehen, während es auf der anderen
Seite immer mehr Sympathisant_innen für die extreme Rechte in Europa gibt ... Vielleicht ist es nicht wesentlich, etwas Neues über den Nazi-Terror zu sagen, aber es ist mehr
als nötig, die historischen Tatsachen
auf verschiedene Art im Gedächtnis
zu behalten.
Da ist dieses Foto vom Hotel
Metropole, datiert wird es mit 1939.
Autos aus der Zeit parken vor dem
Gebäude und auf einer Litfaßsäule
hängt ein Poster, darauf ist eine Frau
in Bademode abgebildet. Alles sieht
völlig normal aus auf diesem Foto,
aber im Gebäude ist vermutlich die
Gestapo an der Arbeit. Es gibt kein
Hakenkreuz an der Fassade oder irgend ein anderes Zeichen, das einen
Hinweis geben würde auf die ungeheuerlichen Vorgänge im Inneren.
Mein Beitrag zum Projekt Hotel
Metropole ist eine Installation mit
Zeichnungen entlang einer Zeitlinie zur Geschichte des Hotels. Zeitachsen finden sich oft in Museen, es
wird ein Narrativ dargestellt, oder
verschiedene Narrative, voll von bekannten und unbekannten Details.
Ich interessiere mich sehr für das Erzählen von Geschichte(n), insofern
verwende ich das Medium Zeichnung, um eine lehrreiche Erzählung
darzustellen. Das Zeichnen selbst ist
immer eine Art Therapie, um besser
zu verstehen, was unter der Oberfläche vorgeht und dieser Effekt betrifft
nicht nur die Kunstschaffenden sondern auch die Betrachter_innen.
Csaba Nemes
http://nemescsaba.com
Besten Dank für die Zusammenarbeit an
Stephan Roth und Christine Schindler
tungsartikel zum ersten Mal als „Metropole“ bezeichnet. Diesen Status
zu erreichen wurde angesichts der
bevorstehenden Wiener Weltausstellung 1873 zum selbst gesteckten
Ziel.1
In diesen Jahren wurden die ersten Pläne für das Hotel Metropole entworfen und am 10. Feb. 1873
dem Wiener Magistrat zur Vorlage
an den Bürgermeister eingereicht.2
Das Hotel Metropole gehörte nach
der Fertigstellung mit seinen 460
Zimmern zu den imposantesten und
monumentalsten Hotelneubauten in
Wien.
Die Zeit zwischen 1867 und 1873
war „das goldene Zeitalter des kapitalistischen Wachstums“, schrieb der
Historiker Eric J. Hobsbawm. Doch
dann krachte es am 9. Mai 1873, dem
sogenannten Schwarzen Freitag der
Wiener Börse.3 Es folgte die „Große
Depression“, die auch das Hotel Metropole zu spüren bekam.
1907 erschien die erste Auflage des Lexikons der Küche als „ein
schmales Heftchen mit knapp 1000
Kochkunstanweisungen“, wie es in
der erweiterten Auflage von 1929
heißt. Autor war der ehemalige Küchenchef im Hotel Metropole, Richard Hering. Das Lexikon wird
noch heute in der professionellen
Gastronomie verwendet, es erschien
bereits in 25. Auflage und umfasst
nun mehr als 32.000 Stichwörter.
Zwischen 1927 und März 1938
wechselten die Eigentümer des Hotels nicht weniger als siebenmal, ein
Ausdruck für die Weltwirtschaftskrise der 1920er- und 30er Jahre.4
Bereits wenige Tage nach „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche
Reich wurde die Gestapo-Leitstelle Wien vom Chef der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes
Reinhard Heydrich im Auftrag des
Reichsführers SS Heinrich Himmler
installiert. Am 25. März 1938 wurde
das Hotel Metropole beschlagnahmt
und zum Sitz der Gestapo Wien.5
Das Hotel Metropole war 1938
im Eigentum einer Aktiengesellschaft, zu deren Hauptaktionären die
Familien Friediger und Klein zähl-
ten. Die damalige Generaldirektorin
Elisabeth Klein und ihre Tochter Annemarie konnten entkommen. Einer
der Mitbesitzer, Karl Friediger, floh
nach Prag, spielte der Widerstandsgruppe Burian die Hauspläne zu und
war an der Planung eines Sprengstoffanschlags auf das Gebäude beteiligt.6
1933 wurden auch Bücher des österreichischen Autors Stefan Zweig
in deutschen Städten verbrannt. Die
Schachnovelle erschien 1942 kurz
vor seinem Suizid im Exil in Brasilien. Darin erzählt Zweig vom österreichischen Emigranten Dr. B.,
der von der Gestapo verhaftet worden war, um von ihm Material gegen
Kirche und Kaiserhaus zu erhalten.
In der langen Isolationshaft hatte er
heimlich ein Buch zu sich nehmen
können, zu seiner Enttäuschung ein
Schachrepetitorium.7
2014 hatte der Film Grand Hotel Budapest Premiere. Der Regisseur Wes Anderson ließ sich von den
Schriften Stefan Zweigs inspirieren.
Gegen Ende des Films besetzt der
„Führungsstab“ eines faschistischen
Regimes das Hotel. Der Hotelconcierge Monsieur Gustave H. blickt aus
seinem Lieferwagen und sagt: „Das
Grandhotel wurde zu einer Truppenbaracke.“
1 Wolfgang Kos, Ralph Kleis, Zur
Ausstellung, in: Experiment Metropole.
1873: Wien und die Weltausstellung,
Wien Museum Karlsplatz, 2014, S. 14
2 Franz Weisz, Das Hauptquartier der
Wiener Gestapo - das Haus am Morzinplatz
Nr. 4, in: Jahrbuch des Vereins für Geschichte
der Stadt Wien, 1995, S. 243
3 Peter Eigner, Boom und Krach,
in: Experiment Metropole. 1873:
Wien und die Weltausstellung, Wien
Museum Karlsplatz, 2014, S. 84
4 Franz Weisz, Das Hauptquartier der
Wiener Gestapo - das Haus am Morzinplatz
Nr. 4, in: Jahrbuch des Vereins für Geschichte
der Stadt Wien, 1995, S. 244
5 Brigitte Bailer, Elisabeth Boeckl-Klamper,
Wolfgang Neugebauer, Thomas Mang, Die
Gestapo als zentrales Instrument des
NS-Terrors in Österreich. www.doew.at
6 Brigitte Bailer, Elisabeth Boeckl-Klamper,
Wolfgang Neugebauer, Thomas Mang, Die
Gestapo als zentrales Instrument des
NS-Terrors in Österreich. www.doew.at
7 Klaus Zeyringer, Helmut Gollner.
Eine Literaturgeschichte: Österreich seit 1650.
Studien Verlag, Wien 2012, S. 602
Foto: Luca Faccio
Gedenktafel
2015
18./19./20. Mai
Performance und
Rauminstallation in der
Into the City Centrale von
Martin Krenn, 2015
Die jüdischen Besitzer_innen des
Hotel Metropole wurden unmittelbar nach dem „Anschluss“ 1938 enteignet und das Gebäude zur größten
Gestapo-Leitstelle des NS-Regimes
mit bis zu 900 Mitarbeiter_innen umfunktioniert.
Was dem Hotel Metropole widerfahren ist, daran will eine Gedenktafel nun erinnern:
Während eine herkömmliche Gedenktafel anhand eines kurzen Textes über die Geschichte eines Ortes
informiert, wird im Rahmen dieses
Projekts eine Gedenktafel der anderen Art errichtet: Sie ist nicht zum
Lesen da, sondern an ihr wird kommuniziert.
Die Tafel ist ein festlich gedeckter Tisch, der als inszenierte Situation eines Restaurants im öffentlichen
Raum aufgebaut wird. Sie befindet
sich in Blickweite des einstigen Standortes des Hotel Metropole. Zeitzeug_
innen, Anwohner_innen, Historiker_innen, Künstler_innen, Schüler_
innen, u.a. werden an drei Tagen, von
18. bis 20. Mai 2015, eingeladen, an
diesem temporären Gedenkort Platz
zu nehmen und sich an der Kommunikation zu beteiligen.
Ausgangspunkte der Gespräche
bilden sowohl die Geschichte des Hotel Metropole als auch die darin von
1938 bis 1945 eingerichtete Wiener
Zentrale der Gestapo.
Die Schüler_innen der Gastgewerbefachschule Judenplatz eröffnen vor
Ort eine Rezeption, servieren Originalgerichte des ehemaligen Hotelrestaurants und sprechen mit den Gästen
über ihre historische Recherche und
Antifaschismus heute. In der viermonatigen Vorbereitungsphase, die als
Bestandteil des Schulunterrichts abgehalten wurde, führten sie Interviews
mit Zeitzeug_innen sowie Gespräche
mit Historiker_innen und Künstler_
innen und gestalteten einen Radiobeitrag für die Ö1-Reihe Moment - Leben
heute, der am 13. Mai gesendet wurde.
Saumon
norvègien,
sauce moscovite,
salade sauvage
norwegischer lachs
mit Moskauer Soß´
und Salaten
Suprême de poularde aux truffes,
asperges sautées,
riz au beurre
Getrüffelte Poulardenbrust mit
sautiertem Spargel
und Butterreis
Crème brûlée
Geflämmte Créme
Die Menüfolge anlässlich der Gedenktafel 2015
Abb.: Martin Krenn auf Basis
einer Menükarte aus dem Hotel
Metropole von 1881
Im Dezember 1934 absolvierte Elisabeth Böhm, eine Nichte der
Hotelmitbesitzer_innen Elisabeth
und Ernst Klein den 15. Hoteldirektorenkurs in der Gastgewerbefachschule am Judenplatz. Am 26.
März 1938 wurde die „Beschlagnahme“ des Hotel Metropole im Grundbuch der Stadt Wien vermerkt.
Die Familie musste flüchten.
Martin Krenn
Gastgewerbefachschule
am Judenplatz, Wien
entsprechenden Schulen zugeteilt.
Die Schule hat zunächst 1956 ein
befristetes Öffentlichkeitsrecht bekommen, 1960 wurde das unbefristete Öffentlichkeitsrecht verliehen.
Ab dem Schuljahr 1964/65 wurde
die Kochfachschule 3-jährig geführt.
In den 1970-er Jahren wurde der
Platz im Haus immer enger, Umbauten wurden durchgeführt. Im Laufe
der Jahre sind immer wieder Maßnahmen gesetzt worden, um die
Infrastruktur auf den letzten Stand
zu bringen.
Das Haus am Judenplatz 4 wur-
de 1875 von der Genossenschaft
der Gastwirte Wiens erworben. Die
fachliche Fortbildungsschule wurde
1891 feierlich eröffnet. 1896 fand die
offizielle Einweihung des vergrößerten Hauses Judenplatz 3-4 statt.
1938 waren sechs verschiedene
Hotel-, Koch- und Fachschulen am
Judenplatz untergebracht. Alle diese Schulen wurden aufgelassen oder
anderen, deutschen Schulgesetzen
www.martinkrenn.net
Gedenktafel Hotel Metropole
Mit: Martin Krenn, Schüler_innen der Gastgewerbefachschule Judenplatz, Wien und Gästen
Termine: 18., 19., 20. Mai, 12.45 bis 15 Uhr
Ort: Morzinplatz 1, 1010 Wien
www.gafa.ac.at
6
Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015
• www.festwochen.at/into-the-city
Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015
7
• www.festwochen.at/into-the-city
Unvergessen
Eine Ausstellung mit künstlerischen Positionen aus der Sammlung des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW)
Kuratiert von Günther Holler-Schuster. In der DÖW-Dauerausstellung im Alten Rathaus
Die im DÖW heute aufbewahrten
Podiumsdiskussion
Aus: Der 1. Mai 1947 in Bildern (Stern-Verlag Wien)
Foto: Eduard Freudmann
Termin: 31. Mai, 2015, 17 Uhr
Ort: Morzinplatz
„Was sie unterlieSZ, haben wir getan.“
Eine Podiumsdiskussion zum umkämpften Erinnern und eine Gedenkfeier für einen nie errichteten Obelisken am Morzinplatz
Ein Projekt von:
Zsuzsi Flohr (Künstlerin),
Benjy Fox-Rosen (Musiker),
Eduard Freudmann (Künstler),
Eva Reinold (Schauspielerin)
in Kooperation mit schnittpunkt.
ausstellungstheorie & praxis /
Luisa Ziaja (Kuratorin) und
Gegenstimmen / Stefan Foidl
(Chorleiter)
Podiumsdiskussion mit:
Ruth Beckermann (Regisseurin),
Winfried Garscha (Historiker),
Marty Huber (Aktivistin), Florian
Wenninger (Zeithistoriker) u.a.,
konzipiert und moderiert von
Luisa Ziaja
Die Veranstaltung wird musikalisch
begleitet von den Gegenstimmen
unter der Leitung von Stefan Foidl
„Von Beginn der [Befreiungs-]
Kundgebung aber hinter einer Kette von Ordnern, vollkommen unbemerkt, arbeitete sich eine Gruppe von ehemaligen KZlern in das
Trümmerfeld hinein. Um 19 Uhr
fuhr ein Lastauto vor, das sofort von
Kameradinnen und Kameraden umringt wurde. Fachmännische Griffe unserer KZler, zwei Bretter – und
der Stein war auf dem vorgesehenen
Platz. Um 19 Uhr 20 fuhr das Lastauto weg, die Ordner zogen sich zurück und die Enthüllung des Denk-
zum umkämpften Erinnern und Gedenkfeier
für einen nie errichteten Obelisken
„Was sie unterließ, haben wir getan.“
mals wurde vorgenommen.“ (aus:
Der Neue Mahnruf, Zeitschrift des
KZ-Verbands)
Bereits 1949 hatte der KZ-Verband ein Denkmal für die Nazi-Opfer am Morzinplatz gefordert. Nachdem zwei Jahre lang nichts geschehen war, beschloss man „ohne Bewilligung der ‚Obrigkeit‘“ zur Tat zu
schreiten und errichtete am sechsten
Jahrestag der Befreiung Wiens einen
Gedenkstein. Der Stein entwickelte sich zu einem zentralen Ort antifaschistischen Erinnerns. 1968 wurde er, anlässlich des Baus des Leopold
Figl-Hofs, versetzt und 1985 schließlich durch das bis heute bestehende
Denkmal ersetzt. Dabei erfolgte eine
Erweiterung des Gedenkens: der rote Winkel, das Symbol für die politischen Opfer, wurde um einen gelben
Stern, für die als Jüd_innen Verfolgten, ergänzt. Seit den 1990er-Jahren
wird darum gekämpft, vor Ort auch
den homosexuellen und transgender
Opfern der Nazis zu gedenken – bislang mit begrenztem Erfolg.
Eine Podiumsdiskussion widmet
sich dem umkämpften Erinnern am
Morzinplatz zwischen selbstorganisierten Interventionen und offizieller
Gedenkkultur, an denen sich so manche geschichtspolitischen Bruchlinien ablesen lassen: Welche Denkmäler wurden vor Ort errichtet, welche
nicht? Wie verhält sich deren Sicht-
In Kooperation mit: schnittpunkt.
ausstellungstheorie & praxis
und Gegenstimmen
barkeit und Unsichtbarkeit zu Debatten und Diskursen einerseits, zu
Ritualen und Zeremonien andererseits? Weshalb muss antifaschistisches Gedenken und der kritische
Umgang mit problematischen Denkmälern der Stadt Wien, damals wie
heute, so oft in mühseligen, jahrelangen Kämpfen abgerungen werden?
Im Rahmen der Veranstaltung wird
eine Gedenkfeier für einen nie errichteten Obelisken abgehalten.
Um zahlreiches Erscheinen in angemessen festlicher Kleidung wird
gebeten.
Zsuzsi Flohr, Benjy Fox-Rosen,
Eduard Freudmann, Eva Reinold,
Luisa Ziaja
Kunstwerke bilden keine konzipierte und mit System angelegte Kunstsammlung, wie man sie aus anderen
institutionellen bzw. musealen Zusammenhängen kennt. Vielmehr handelt es sich dabei im Wesentlichen
um eine Ansammlung von im Laufe
der Zeit gemachten Geschenken von
Künstlerinnen und Künstlern, die ihre Wertschätzung dem 1963 gegründeten Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes zum
Ausdruck bringen wollten.
Die rund 200 Exponate aus Widerstand, Verfolgung und Exil stellen
heute einen besonders wertvollen Teil
der Archivbestände des DÖW dar. Es
sind keine glanzvollen Hauptwerke,
die hier von so namhaften Künstlerinnen und Künstlern wie Oskar Kokoschka, Alfons Walde, Cary Hauser, Otto Rudolf Schatz, Axel Leskoschek, Trude Fleischmann, Trude
Wähner, Georg Eisler, Alfred Hrdlicka u. a. zusammengekommen sind.
Vielmehr sind es Dokumente des
traumatischen Erlebens und des unbändigen Freiheitswillens einer Generation, die sich zweier verheerender Kriege und zweier autoritärer Regime – des Austrofaschismus und des
Nationalsozialismus – ausgesetzt sah.
Schon die Erlebnisse des Ersten Weltkrieges prägten dabei das Kunstverständnis einiger Künstlerinnen und
Künstler. Sie haben sich früh pazifistischen Ideen verschrieben und verstanden Kunst als Instrument der Bewusstmachung und Bewältigung.
Die ausgewählten Kunstwerke
sind in dieser Ausstellung nicht Ge-
Flucht und Exil. Vieles davon wurde
in der Vergangenheit als historisches
Quellenmaterial eingestuft und oft
nicht als Kunstwerk angesehen. Ein
verändertes Rezeptionsverhalten, das
heute von der Allgemeinheit des Visuellen ausgeht, ermöglicht es, derlei
Unterschiede nicht mehr zu machen.
So werden auch Werke von engagierten Laien, die das Grauen zu erfassen suchten, zu wesentlichen künstlerischen Äußerungen, die nachfolgenden Generationen ein Bild vom
Unvorstellbaren zu geben im Stande sind.
Eine grundlegende Aufarbeitung
und publizistische Darstellung der
Kunstsammlung des DÖW ist noch
ausständig, übersteigt aber derzeit die
Mittel und Möglichkeiten des Instituts. Die Sammlung wurde 2011/12
Teil eines wissenschaftlichen Projektes des Instituts für Geschichte an
der Universität Wien, dem eine dokumentarische Erfassung sowohl der
Werke als auch der Biografien zahlreicher Künstlerinnen und Künstlern
zu Grunde lag. Dieser erste Schritt der
Aufarbeitung war auch eine Grundlage für dieses im Rahmen der Wiener Festwochen stattfindende Ausstellungsvorhaben, das sich als temporäre Ergänzung der bestehenden
Schausammlung des DÖW versteht
und als Impuls zu weiteren Aktivitäten in diesem Zusammenhang.
Into the City unternimmt mit dem
Projekt Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben den Versuch, mit der Ausstellung ausgewählter Werke aus dieser Sammlung eine gleichsam historische Ebene für
zurückzuerhalten. Sie ging bald erneut aus Wien weg und zog sich in
die Provence zurück. Viktor Matejka
schreibt über die kämpferische Antifaschistin: „Sie erkannte frühzeitig den Antisemitismus als Grundübel Österreichs und war somit eine
entschiedene Gegnerin jedes Faschismus bis zu ihrem Tod, was auch in vielen ihrer künstlerischen Arbeiten bekennerisch zum Ausdruck kam.“ Ihr
Werk wurde lange marginalisiert und
erlangte international mehr Aufmerksamkeit als in Österreich.
Georg Eisler (1928-1998)
Ein außergewöhnliches Bild von Alfons Walde
Alfons Walde (1891-1958)
Der Maler und Architekt Alfons Walde, der mit seinen Bildern des beginnenden Wintertourismus und der
idealisierten bäuerlichen Lebenswelt
des alpinen Raumes zu enormer Popularität gelangte, ist politisch schwer
fassbar. Immer wieder als Freigeist beschrieben, war Walde nicht nur durch
persönliche Beziehungen ein vehementer Vertreter eines Österreichpatriotismus wie er im austrofaschis-
(Der Mann den ich töten werde)
Installation & Video von Arye Wachsmuth und Sophie Lillie, 2015
In der Into the City Centrale. Mit freundlicher Unterstützung des Wiener Stadt- und Landesarchivs
Strafsachen veranlasste im September 1947 eine Ausstellung von rund
1000 Fotos ehemaliger Mitarbeiter
und Mitarbeiterinnen der GestapoLeitstelle Wien. Dank Hinweisen
aus der Bevölkerung gelang es, Anklage gegen rund 300 Personen – gerade ein Drittel des Mitarbeiterstabes
– vor dem Volksgericht zu erheben.
Von den Verurteilten saßen nur
wenige ihre Haft vollständig ab. Den
berüchtigten Gestapo-Beamten
Johann Sanitzer verurteilte man zu
lebenslänglichem schweren Kerker. Tatsächlich kam er bereits 1955
– nach nur sechs Jahren Haft – im
Rahmen der Generalamnestie von
NS-Verbrechen frei. Die meisten
Gestapo-Mitarbeiter entgingen jeder
strafrechtlichen Verfolgung, so auch
die leitenden Beamten Franz Josef
Huber und Rudolf Mildner.
Das Video Die Mörder sind unter
uns (Der Mann den ich töten werde) zeigt Gesichter von Männern
und Frauen, die am Morzinplatz im
Dienst der Gestapo standen, die Folter und brutale Misshandlungen ausführten, sie verantworteten oder zumindest duldeten. Indem es die Täter
und Täterinnen ins Blickfeld rückt,
bricht das Video mit oft ambivalenten Vergangenheitsbildern ohne handelnde Subjekte.
Gezeigt wird die Arbeit in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Hotel Metropole, das ab 1938 Sitz der
Gestapo-Leitstelle Wien war. Dieser
zentrale Ort des NS-Terrors ist heute, mit Ausnahme weniger symbolischer Eingriffe, kein Ort des „gestalteten Gedenkens“ oder kritischen
Aufzeigens. Es ist ein Ort der Leere,
dessen historische und gesellschaftspolitische Bedeutung nicht widergespiegelt wird. Es ist bezeichnend, dass
Österreich bis heute keine nationale
Einrichtung geschaffen hat, die sich
explizit der Geschichte der eigenen
Verbrechen stellt, und deren Namen
– analog zur Berliner „Topographie
des Terrors“ – eine zeitgemäße Deutung miteinschließt.
Die Mörder sind unter uns ist der
Titel einer von 1948 bis 1950 laufenden Serie in der Zeitschrift des KZVerbandes, Der neue Mahnruf. In
dieser werden die Versäumnisse der
Nachkriegsjustiz scharf kritisiert.
Der Titel bezieht sich auf den gleichnamigen Spielfilm von Wolfgang
gepflegt. Dieser war auch NS-Kunstbeauftragter und als solcher für zahlreiche bedeutende Kunstraubaktivitäten verantwortlich.
Diese Ambivalenz dürfte auch dazu geführt haben, dass Alfons Walde 1946 für zwei Monate unter Naziverdacht in Gewahrsam genommen
wurde.
Alfons Walde hat mit dem Bild
„Wir klagen an!“ ein Zeugnis persönlicher Betroffenheit geschaffen,
das in seinem Gesamtschaffen singulär blieb.
Trude Wähner (1900-1979)
exhibitofcrime • Die Mörder sind unter uns
Das Wiener Landesgericht für
Abb.: DÖW
Staudte, der 1946 vor der Ruinenkulisse Berlins gedreht wurde. Hans
Mertens, ein aus dem Krieg heimgekehrter Arzt, erkennt seinen ehemaligen Hauptmann wieder. 1942 war
dieser für ein Massaker an polnischen Zivilisten verantwortlich, nun
feiert er als Geschäftsmann Erfolge.
Mertens zeigt ihn an, nachdem er
seinen Plan fallen lässt, den Mann zu
töten.
In der Urfassung hieß der Film
Der Mann den ich töten werde: Hier
übt der Hauptdarsteller Rache und
erschießt den Kriegsverbrecher. Das
sowjetische Kulturbüro sprach sich
jedoch dagegen aus. Selbst in der fiktiven Erzählung sei die Ahndung von
NS-Verbrechen alleine den Gerichten zu überlassen.
Arye Wachsmuth und Sophie Lillie
Druckgrafik von Trude Wähner im Besitz des DÖW
genstand einer formalen Diskussion
um eine allgemeine Kunstentwicklung, sondern sie eröffnen in erster
Linie in Bezug auf eine biografische
Dimension den Blick auf Schicksale,
Lebenswege voller Ängste, Traumata und teilweise heroisches Engagement. Sie sind vielfach direkte Zeugnisse aus KZ-Haft, Kriegsgeschehen,
Dokumentationsarchiv
des österreichischen
Widerstandes (DÖW)
Teil der Arbeit sind Fotos aus dem
Sammelakt des Volksgerichts Wien
Abb.: Arye Wachsmuth
mit freundlicher Genehmigung
Wiener Stadt- und Landesarchiv
Das Dokumentationsarchiv des
österreichischen Widerstandes
(DÖW) wurde 1963 von ehemaligen Widerstandskämpfer_innen sowie von engagierten Wissenschaftlern gegründet und ist seit 1983 eine Stiftung, die gemeinsam von
Abb.: DÖW
gegenwärtige Kunstäußerungen zu
schaffen, die sich explizit mit Strukturen des Erinnerns und mit einer Topografie des Schreckens rund um das
ehemalige Gestapo-Hauptquartier im
ehemaligen Hotel Metropole – dem
heutigen Leopold-Figl-Hof – auseinandersetzt.
Günther Holler-Schuster
tischen Ständestaat formuliert wurde. Aus diesem Antrieb heraus ist seine grundsätzliche Gegnerschaft zum
Nationalsozialismus zu verstehen. Im
DÖW befindliche Dokumente lassen
die Nähe zu einer Kitzbüheler Widerstandsgruppe vermuten. Andererseits
hat Walde auch eine Freundschaft mit
dem SS-Führer Kajetan Mühlmann
der Republik Österreich, der Stadt
Wien und dem Verein Dokumentationsarchiv getragen wird. Inhaltliche
Schwerpunkte: Widerstand und Verfolgung, Exil, NS-Verbrechen, insbesondere Holocaust und NS-Medizinverbrechen, NS- und Nachkriegsjustiz, Rechtsextremismus nach 1945,
Restitution und Entschädigung
nach 1945. Tätigkeitsschwerpunkte:
Sammlung, Archivierung und wissenschaftliche Auswertung thematisch relevanter Quellen. Archiv- und
Bibliotheksbetrieb mit Beratungsund Betreuungstätigkeit. Vermittlung zeitgeschichtlicher Inhalte insbesondere für Jugendliche und Schüler_innen, aber auch auf dem Gebiet
der Erwachsenenbildung.
www.doew.at
Die Malerin und Grafikerin Trude
Wähner entstammte einer kunstaffinen Familie. Ihr Vater war einer der
ersten Förderer der Wiener Secession,
die Mutter war Musikerin und malte
auch. Wähners Studien führten sie
über Wien ans Bauhaus in Dessau,
wo sie in die Meisterklasse von Paul
Klee aufgenommen wurde. Die antifaschistische Künstlerin verließ
Deutschland 1933, als Hitler an die
Macht kam, in Richtung Wien, von
wo aus sie 1938 nach dem Anschluss
Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland in die USA emigrierte. 1946 sollte sie wieder nach
Wien zurückkehren und musste feststellen, dass andere Künstler sich ihr
Atelier aufgeteilt hatten und sie nun
prozessieren musste, um es wieder
Georg Eisler, der Sohn des Komponisten Hanns Eisler und der Sängerin
Charlotte Eisler, war innerhalb der
Kunstlandschaft Österreichs ein Außenseiter. Das liegt sicher daran, dass
die Familie ab 1936 immer wieder den
Wohnort wechseln musste und sich
1939 in England niederließ. Hanns
Eisler war inzwischen in den USA,
wohin Georg zwar nachkommen hätte sollen, was sich allerdings zerschlug.
Er studierte an der Salford School of
Art in London und lernte dort Oskar Kokoschka kennen, woraus sich
eine enge Beziehung entwickelte, die
für den jungen Künstler prägend werden sollte. In London trat Eisler auch
der Organisation „Young Austria“ bei,
wo er unter anderen Erich Fried und
Herbert Steiner traf. Die Gruppe bezeichnete sich selbst als „unabhängige
Organisation der österreichischen Jugend in Großbritannien.“ Die konsequent antinazistische Haltung, die im
„Young Austria“ vertreten wurde, war
im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau von Österreich bedeutsam.
Eisler, der 1946 nach Wien zurückkommen sollte, fand zunächst schwer
in die hiesige Kunstlandschaft Eingang. Er stellte daher auch zu Beginn
selten aus. Erst ab den 1950er Jahren
sollten sich für ihn erste Erfolge einstellen. Er ist zweifellos einer der bedeutendste Maler Österreichs, dessen
Werk allerdings das eines Einzelgängers blieb.
Ausstellung
Unvergessen – Künstlerische Positionen
aus der Sammlung des DÖW
Kurator: Günther Holler-Schuster
Betreuung der Sammlung im DÖW: Ursula Schwarz
in der Dauerausstellung des Dokumentationsarchivs
des österreichischen Widerstandes (DÖW)
Altes Rathaus, Wipplingerstrasse 6–8,
1010 Wien
Montag, Dienstag und Mittwoch
9 bis 17 Uhr
Donnerstag und Freitag 9 bis 21 Uhr
Samstag und Sonntag 14 bis 21 Uhr
Eine der Zeichnungen von Georg Eisler aus der Sammlung
Abb.: DÖW
www.festwochen.at/into-the-city
Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015
9
• www.festwochen.at/into-the-city
Widerstand
und
Erinnerungskultur
Mama am Morzinplatz
Auszug aus einem Text von Rosa
Breuer (Rosl Grossmann-Breuer),
1920-2013 und Hans Breuer,
geb. 1954
I
Morzinplatz
ch wußte, dass sie mich an
jenem Abend am Morzinplatz hatten fertig machen
wollen. Ich mutete ihnen
alle Mittel zu. Die Injektionsspritze mit dem Totenkopf am
Schreibtisch des verhörenden Gestapomannes, die Marterwerkzeuge,
die aus einer mittelalterlichen Folterkammer entliehen schienen – es
waren Ochsenziemer, Schlagstöcke
mit stachelgespickten Kugeln an der
Spitze, Gummiknüppel, Peitschen
aus Leder, Ketten und Fesseln verschiedener Größe – ließen mir keinen Zweifel.
Ich hatte sie gesehen und zum Teil
schon zu spüren bekommen. Ich hatte
beobachtet, wie hinter den schweren
Vorhängen Männer lauerten, wenn
mich der Gestapomann zum Schein
allein im Zimmer ließ. Ich hatte erlebt, wie sich eine Schar von Schlägern stundenlang mit mir beschäftigt hatten; einander die Schlagstöcke übergaben, zum Weitermachen,
wenn ich aus den kurzen Pausen von
Ohnmacht erwachte.
Und ich hatte während meiner
Vorführungen auf den langen Korridoren Männer gesehen, die man
nach Folterungen zu den Aufzügen
schleppte, wie halbgeschlachtetes
Vieh aus einem Schlachthaus. Blutend aus Wunden an Kopf und Gesicht. Mit aufgeschwollenen Lippen.
Flug in die Freiheit
(So hat sie es genannt)
Hier, über dieses Stiegengeländer,
würde ich in die Tiefe springen. Es
war meine letzte Chance. Ich durfte
nur nicht zu früh springen. Denn ich
mußte nachher tot sein. Nicht mehr
fähig, aufs neue ins Verhör genommen zu werden. Nichts mehr würde
man aus mir herausschlagen oder mir
durch ein Serum, das mich willenlos
und schwach machen könnte, entreißen können.
Während ich also langsam, dem
Gestapomann zu langsam, die dreieinhalb Stockwerke Stufe für Stufe
hinaufstieg, der Tür entgegen, durch
die das Licht fiel, stellte ich mit panischem Schrecken fest, dass die Namen, die man von mir wissen wollte, wie zum Trotz gegen meinen Willen in meinem Gehirn vordrängten.
Und zu den Namen die Erscheinungen all der Menschen, die man noch
heute Nacht aus den Wohnungen holen und hier verhören und prügeln
und foltern würde, wenn ich nicht
die Kraft aufbringe, zu verstummen.
Ich darf nicht zu früh springen,
denn aus dem zweiten Stock zu springen, vielleicht auch aus dem dritten,
genügt nicht. Das haben schon manche überlebt.
Wir sind schon im dritten Stockwerk. Die Tür, aus der das Licht fällt
– schon höre ich Männerstimmen
heraus – kommt immer näher. Ich
darf es nicht mehr aufschieben; darf
auch nicht zu spät springen. Und
schon habe ich mit beiden Händen
das Geländer umfasst. Nur ein Gedanke ist da: hinunterstürzen.
Der Gestapomann hatte das nicht
erwartet. Doch reagiert er rasch. Er
erwischt meine Beine. Mein Rumpf
hängt schon mit dem Kopf nach unten. Wieder greife ich nach dem gußeisernen Geländer. Nur nicht mehr
zurück.
„Kanaille“, höre ich ihn fluchen.
Er hat meine Beine ganz unten
bei den Fußknöcheln erwischt und
will mich zurückziehen. Da rutscht
ein Fuß aus dem Schuh, der ohne
Schuhbänder ist – die werden einem
ja im Gefängnis abgenommen. Ein
Fuß mit dem schwarzen Strumpf in
meiner Trauerkleidung. (Rosas erster Mann, Hans Grossmann, ein linker Pazifist, starb als Soldat in Russland). Die schwarzen Strümpfe, die
ich demonstrativ bei der Verhaftung
angezogen hatte, zu meinem dünnen
schwarzen Trauerkleid.
Der Fuß rutscht aus dem lockeren Schuh.
Ich habe den Fuß frei und stoße
damit den Mann, der mich zurückholen will, auftragsgemäß zum scharfen Verhör da oben im vierten Stock
bringen will, in den Bauch. Mein
Körper hat ja schon das Übergewicht
nach unten. Meine Hände halten sich
mit aller Kraft am Geländer fest.
Der von meinem Fußtritt getroffene schwarzgelockte preußische Gestapomann taumelt nach hinten. Ich
spüre noch, wie auch mein zweiter
Fuß aus dem Schuh rutscht.
Jetzt hält mich nichts mehr.
Mein Sturz ist wie ein Flug. Ich
nehme noch wahr, wie sich das Stiegenhaus vor meinen Augen dreht. Ich
kann mir noch heute dieses Glücksgefühl in Erinnerung rufen, wie ich
da fliege, nicht stürze, sondern fliege, weit weg von der Folterkammer.
Weit weg.
Ich muss gelacht haben, so habe
ich dieses Gefühl in dunkler Erinnerung.
Um keine Genoss_innen zu verraten hatte sich die Widerstandskämpferin Rosa Grossmann am
23. Oktober 1943 nach viertägigen Folterungen vom 4. Stock
der Gestapo-Zentrale am Morzinplatz gestürzt und schwer verletzt überlebt. Ende Jänner 1944
wurde sie aus der Haft entlassen.
Nach dem Krieg war es ihr ein
wichtiges Anliegen, gegen das Vergessen und Verdrängen der NSVergangenheit Österreichs aufzutreten.
Hans Breuer beim Videointerview
Foto: Benoit Bollon
Verwandte Erinnerungen
Eine Video-Installation von Ernst Logar, 2015
In der Gedenkstätte für die Opfer der Gestapo Wien
Kamera: Benoit Bollon,
Schnitt: Michael Gartner
Am 7. April 1945, kurz vor
Kriegsende, wurde Ernst Logars
Großvater väterlicherseits, Josef Logar, zusammen mit elf anderen Häftlingen in der SS-Kaserne Wetzelsdorf
(heutige Belgierkaserne) in Graz erschossen. Dass einer seiner Vorfahren wegen „Hochverrats und Zersetzung der Wehrmacht“ hingerichtet
worden war, fand der Künstler erst
sehr spät heraus.
In seiner Familie wurde über das
Ereignis nicht gesprochen.
Im Rahmen von Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben hat Ernst Logar Verwandte von
zwei verstorbenen Zeitzeuginnen vor
die Kamera gebeten. Das sind einerseits Nachfahren, eine Enkelin und
deren zwei Kinder, der letzten Hoteldirektorin zum Zeitpunkt der Be-
schlagnahme durch die Gestapo, Elisabeth Klein. Und andererseits drei
Kinder von Rosa Grossmann-Breuer,
die als Widerstandskämpferin 1943
von der Gestapo schwer misshandelt
wurde und im Hotel Metropole beinahe in den Tod gestürzte wäre.
In zwei Videoportraits wird der
Frage nachgegangen, welche Erinnerungen die Familienmitglieder in
sich tragen und wie die Vorkommnisse in den beiden Familien thematisiert worden sind.
Anton Lederer
www.logar.co.at
Video-Installation
Verwandte Erinnerungen
Gedenkstätte für die Opfer der
Gestapo Wien
Salztorgasse 6, 1010 Wien
Donnerstag bis Sonntag
14 bis 21 Uhr
Illusion der Schatten
Eine fotografische Annäherung an das Simon Wiesenthal Archiv von
Zdena Kolečková, 2015. Ausgestellt in der Galerie Splitter Art
Ich ging in das Simon Wiesenthal
Archiv mit der Überzeugung, sein
Büro aufzusuchen und verließ es mit
dem Gefühl eine Privatwohnung
besucht zu haben. So als ob er nur
vorübergehend abwesend wäre ...
Der Wohnraum ist mit allgegenwärtigen Archivschachteln und
Ordnern ausgekleidet, die mit einer
riesigen Menge von Briefen, Dokumenten und Zeitungsausschnitten
gefüllt sind. Die Wohnung riecht
wie die Wohnungen älterer Männer – Lehrer, Beamte, Ärzte oder
Wissenschaftler –, die eine Mission haben. Die Jahre seiner Abwesenheit haben die Intensität dieser Empfindung nicht geändert.
Der Geruch des Alterns, Charisma,
Entschlossenheit, Klugheit, Zweifel, Obsession, Vergeltung und Einsamkeit erzählt uns die Geschichte eines Mannes, der das Böse aufzeigen wollte.
Zdena Kolečková
Galerie Splitter Art
Neue Medien sowie der Bereich
konkret-visueller Poesie – jenes
dazwischen von Bildender Kunst &
Literatur – sind seit Gründung der
Edition Splitter Schwerpunkte des
Programms. Verlag & Splitter Art
sind zu jener Einheit in Vielfalt verschmolzen, die Voraussetzung einer
echten Begegnungsstätte ist. Besonderen Wert wird auf die Internationalität des Wiener Verlages und Splitter
Art gelegt: klein, aber exklusiv, weit
offen für die Welt der Kunst.
Simon Wiesenthal Archiv
Dokumentationszentrum des
Bundes jüdischer Verfolgter des
Naziregimes (BJVN)
Das Simon Wiesenthal Archiv, das
sich am Ort der letzten Arbeitsstätte seines Namensgebers, Simon Wiesenthal, befindet und seinen Nachlass beherbergt, beschäftigt sich mit
der Erhaltung, Systematisierung und
Vermittlung seines Lebenswerkes.
Die Dokumente, die sich in mehreren Sammlungen befinden, stellen
eine Quelle zu NS-Tätern, NS-Verbrechen und dem Holocaust dar und
vermitteln einen Einblick in Simon
Wiesenthals Engagement wider das
Vergessen und den gesellschaftlichen
Umgang nach 1945 mit der Vergangenheit. Der umfangreiche Bestand
wird sukzessive in einer Datenbank erfasst und der Öffentlichkeit für Forschungszwecke zugänglich gemacht.
Sobald der neue Standort des
Wiener Wiesenthal Instituts (VWI)
am Rabensteig fertiggestellt ist, soll
das Simon Wiesenthal Archiv physisch in dieses Forschungsinstitut integriert werden.
www.simon-wiesenthal-archiv.at
www.splitter.co.at
Ausstellung
Illusion der Schatten.
Eine fotografische Annäherungen
an das Simon Wiesenthal Archiv
Galerie Splitter Art
Salvatorgasse 10, 1010 Wien
Montag, Dienstag, Mittwoch
12 bis 13.30 Uhr und 16 bis 17.30 Uhr
Donnerstag und Freitag 12 bis 13.30 Uhr und 14 bis 21 Uhr
Samstag und Sonntag 14 bis 21 Uhr
Illusion der Schatten. Ansichten vom Simon Wiesenthal Archiv, das sich nur mehr kurze Zeit an der letzten Arbeitsstätte des Namensgebers befinden wird
Fotos: Zdena Kolečková
10
Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015
• www.festwochen.at/into-the-city
Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015
Eine/r muss die Arbeit ja tun
Frauen im Widerstand
Ein Tag der regionalen Geschichts-Expert_innen in der Into the City Centrale
Film-Abend und Gespräch im Polnischen Institut Wien
Mit: Irmgard Bibermann
(Lehrerin, Innsbruck / Tirol),
Werner Bundschuh, (Obmann der
Johann-August-Malin-Gesellschaft,
Dornbirn / Vorarlberg), Brigitte
Entner (Historikerin, Klagenfurt
/ Kärnten), Karl-Heinz Gober
(Lehrer, Güssing / Burgenland),
Maria Theresia Moritz (Kunst- und
Kulturvermittlerin, Wien), Josef
Schützenhöfer (Künstler, Pöllau
/ Steiermark), Walter Zambal
(Lehrer, Waidhofen an der Ybbs /
Niederösterreich) u.a.
Eduard Freudmann: The White Elephant Archive, Setting No. 3 im Spinoza Theater Budapest, 2015
Abb.: Eduard Freudmann
„Wenn ich in Pöllau beim loka-
The White Elephant Archive, Setting No. 3
Eine Performance von Eduard Freudmann im Theater Nestroyhof Hamakom
Szenische Einrichtung: Eva Reinold
Produktionsleitung: Živa Vavpotič
Bühnenbild: Ulrich Dertschei
“When my grandmother passed
away my uncle took all the items, put
them in a cardboard box and stored
them in his attic. I, myself, had been obsessed with my family history
for a long time. And, in 2004, I began working on an art project related to our history. Since I knew that
my uncle was in possession of material that could be relevant for my project, I drove to his place and asked
him to show it to me. He took me up
to his attic, pointed at the cardboard
box and said: “Take it, it’s yours.” I
was delighted. Back home I opened
Buchtipp
Ilse Aichinger,
Die größere Hoffnung
„Ilse Aichingers 1948 erstmals erschienener Roman über rassisch verfolgte Kinder während der Hitlerzeit
irritiert noch immer: In verfremdenden Bildern erzählt er von der Angst,
von der Bedrohung und der widerständigen Hoffnung der ,Kinder mit
den falschen Großeltern‘“.
www.fischerverlage.de
Der „Anschluss“ Österreichs bedeutete auch für die Familie von
Ilse Aichinger Verfolgung und Lebensgefahr. Sie lebte völlig isoliert
von der Öffentlichkeit und versteckte ihre Mutter in einem Zimmer
direkt gegenüber dem GestapoHauptquartier am Morzinplatz.
a.punkt
Buchhandlung Brigitte Salanda
the box right away and started to go
through the material. I realized that
what I had just received was a treasure, a cornucopia of new and unfamiliar knowledge that would feed
my obsession.”
In der Performance The White
Elephant Archive, spürt Eduard
Freudmann Geschichten aus dem
1979 von seiner Großmutter gegründeten Familienarchiv nach. Mit
den Mitteln des Dokumentar- und
Objekttheaters werden die Inhalte des Archivs mit historischen Ereignissen und aktuellen politischen
Fragestellungen verknüpft. Vor dem
Hintergrund der zunehmenden Abwesenheit von Zeitzeug_innen, holt
Freudmann Dokumente und Ob-
jekte auf die Bühne, um sie als Protagonisten zum ewigen Dilemma des
Sprechens und Schweigens über die
Shoah, zu befragen.
Die Performance entstand 2012
während eines Artist-in-Residence
Aufenthalts in Tel Aviv (The White
Elephant Archive, Setting No. 1).
Im darauffolgenden Jahr wurde eine überarbeitete Version im Kunsthaus Dresden gezeigt (Setting No.
2). Die Premiere der aktuellen Version, des Setting No. 3, fand im April 2015 auf der OFF-Biennale Budapest statt. Im Rahmen von Into
the City / Wiener Festwochen 2015
ist das Projekt nun erstmals in Wien
zu sehen.
www.eduardfreudmann.com
Performance
The White Elephant Archive, Setting No. 3
Mit: Eduard Freudmann
Termine: 4. und 14. Juni, 20.30 Uhr
Ort: Theater Nestroyhof Hamakom
In englischer Sprache
Eintritt frei. Begrenzte Platzanzahl, Zählkartenausgabe ab eine Stunde vor Beginnzeit
Theater Nestroyhof
Hamakom
Das Theater Nestroyhof Hama-
kom wurde 2009 gegründet. An
der Schnittstelle der Tradition jüdischer Kultur und moderner innova-
tiver Theaterarbeit, wie auch als gesellschaftliche Plattform einer wichtigen Erinnerungsarbeit, nimmt es
in der kulturellen Landschaft Wiens
wie auch international eine Ausnahmestellung ein.
Das Hamakom setzt sich aktiv
mit dem in der breiten Öffentlichkeit stark aufgeladenen Begriff „jüdische Kultur“ auseinander, um diesen mit Mitteln des Theaters zu entmystifizieren und entgegengesetzten
Diskussionen Raum zu geben. Die
gezeigten Projekte suchen das Spannungsfeld von zwischenkulturellen
und zwischenmenschlichen Dramen
im Kontext von Ausgrenzung, Rassismus, Emigration und Diaspora.
www.hamakom.at
len Monument für die Kriegsopfer
stehe, kann ich diverse Namen ablesen, Namen von denen, die in falscher Hoffnung für ein fremdes Vaterland in der Ukraine oder im Atlantik vor der Küste Nordamerikas
sterben mussten. Es fehlen aber jene
Namen, die man in den Tod deportiert hat, die Widerstand geleistet haben und dafür getötet wurden, und
die Namen jener alliierten Soldaten,
die dieses vom Nationalsozialismus
verschmutzte Land befreit haben“.
Das schreibt der in der Oststeiermark geborene und in Pöllau lebende
bildende Künstler Josef Schützenhöfer in dem vor kurzem erschienenen
Buch „Liberation in Progress“ (gemeinsam mit Klaus Zeyringer). Seit
1997 kämpfen Josef Schützenhöfer
und Klaus Zeyringer mit einem „Liberation Marker“, Ausstellungen,
Vorträgen, Plakat-Aktionen, einem
Dokumentarfilm von Andreas Meschuh u. a. gegen eine Leerstelle in
der „offiziellen“ Erinnerungskultur
der Gemeinde Pöllau.
Dies ist nur eines von vielen Bei-
spielen aus ganz Österreich, das
zeigt, wie neben einer wissenschaftlichen Aufarbeitung u. a. Künstler_innen, Lehrer_innen, freie Historiker_innen, Student_innen am
Nicht-Vergessen und an einer lebendigen Erinnerungskultur arbeiten.
Einer teils langjährigen Aufarbeitung vergessener Geschichte – sei es
über jüdische Mitbewohner_innen
oder über im Widerstand engagiertere Personen – folgen oftmals vergebliche Versuche, eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen. Es scheitert teilweise an politischem Mut
und Willen, die weißen Flecken zu
erforschen, Leerstellen zu thematisieren und Mahnmale zu kontextualisieren oder dauerhafte, lebendige
Erinnerungsprozesse zu initiieren.
Der Tag der regionalen Geschichts-Expert_innen bietet die
Möglichkeit, Menschen zu treffen,
die sich mit dieser Situation nicht
zufriedengeben und auf oft sehr kreative Weise Wege finden, auf vergessene Geschichte in ihren Orten und
Regionen aufmerksam zu machen,
oder diese für uns aufzuarbeiten.
Am Tag der regionalen Geschichts-Expert_innen wird aus jedem Bundesland ein Beispiel präsentiert. Anhand dieser Fall-Beispiele kann mit Historiker_innen diskutiert werden. Eine oder
einer der Expert_innen wird mit
dem von den Wiener Festwochen
gestifteten „Preis der regionalen
Geschichts-Expert_innen“ ausgezeichnet.
Gerhard Baumgartner,
Wolfgang Schlag, Robert Streibel
www.erinnern.at
www.doew.at
Vorzimmer // Widerstandsgeister
Ein Aktionsraum am Morzinplatz, eingerichtet von den Performance-Gruppen Pneuma Szöv. und Mobile Albania, 2015
Die Gruppen Pneuma Szöv. und
Mobile Albania eröffnen ein Vorzimmer zum ehemaligen Hotel Metropole auf dem Morzinplatz. Vorzimmer der Geschichte, Vorzimmer
der Geschichten, Vorzimmer der
Möglichkeiten und Unmöglichkeiten. An den wohnlichen Wänden einer Baucontainerarchitektur tapezieren wir Geschichtsschnipsel und
Widerstandsmomente zu einem verzweigten Wurzelwerk.
Gemeinsam mit Menschen am
Platz untersuchen wir vergangene,
gegenwärtige und mögliche zukünftige Widerstandsformen, spielen,
verknüpfen, durchdenken, tapezieren. Während der Woche entsteht
so das Inventar des Vorzimmers aus
vergegenwärtigten Inspirationen der
Vergangenheit:
Eine Geschichte von Margarethe Schütte-Lihotzky über verbotene Kloschüsselsängerinnen im Gefängnis; eine Rede über den Staat
von Ilse Aichinger; Flugblätter, die
sich gegen den Zweiten Weltkrieg
richteten; das Verbergen als wider-
55 Jahre am Buch und immer noch
Buchhändlerin aus Leidenschaft. Brigitte Salanda hat die Literatur aber
auch die Theorie im Auge: Psychoanalyse, Politik und Zeitgeschichte,
Philosophisches, Kunsttheorie. Seit
15 Jahren auf der Fischerstiege.
Widerstandsformen, spielen,
verknüpfen, durchdenken...
www.apunktbuch.at
Foto: Hajnal Fekete
ständige Praxis; das Entwickeln von
Tarnschriften; Geschichte erzählen
im Teesalon mit mobilalbanischen
Utensilien; Kreide-Fernsehen von
Pneuma Szöv. …
Wir holen diese Bruchstücke auf
den Platz, stellen sie zwischen die
Plakate der Gegenwart, richten uns
mit ihnen ein, lassen uns von ihnen
leiten und suchen nach dem Anstoß,
den sie uns fürs Heute oder Morgen
geben können.
Im Abendgrauen des 6. Juni
schließt das Vorzimmer mit einer
Geisterstunde. Rund um eine Feuerstelle versammeln sich noch einmal die gefundenen Geschichten
und werfen ihre Schatten an unsere
Projektionswände.
Pneuma Szöv. / Mobile Albania
11
• www.festwochen.at/into-the-city
Das Gut Sandhof in Windhag bei Waidhofen an der
Ybbs, ehem. „Umschulungslager“ für Jüdinnen und Juden
Foto: Walter Zambal
PROGRAMM
Samstag, 6. Juni 2015
11 bis 18 Uhr
Ort: Into the City Centrale,
Morzinplatz 1, 1010 Wien
11 Uhr
Begrüßung und Einführung mit Gerhard
Baumgartner (Dokumentationsarchiv des
Österreichischen Widerstandes, DÖW)
und Robert Streibel (erinnern.at)
anschließend
Präsentation der Projekte aus
den Bundesländern
13 Uhr
Geschichte sichtbar machen
Podiumsdiskussion mit
Robert Streibel, Heidemarie Uhl,
Robert Vorberg u.a.
14 bis 15 Uhr
Pause
Kampf um die Freiheit in Polen
Filmstill: Filmoteka Narodowa
15 Uhr
Tischgespräche mit regionalen
Geschichts-Expert_innen und den
Historiker_innen Gerhard Baumgartner,
Robert Streibel, Heidemarie Uhl,
Robert Vorberg
17 Uhr
Verleihung des Preises der regionalen
Geschichts-Expert_innen moderiert
von Gerhard Baumgartner
In Kooperation mit: DÖW, erinnern.at
Die Widerstandskämpferin Anni Haider
erinnern.at
Der Verein erinnern.at – Nationalsozialismus und Holocaust:
Gedächtnis und Gegenwart ist ein
Vermittlungsprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Frauen für Lehrende an österreichischen
Schulen.
Es will den Transfer von historischem und methodisch-didaktischem Wissen fördern sowie seine
Bedeutung für die Gegenwart reflektieren. Lernende sollen sowohl
Kenntnisse erwerben als auch ethisch
sensibilisiert werden.
Zu den Zielsetzungen gehören
die Intensivierung und Strukturierung der Auseinandersetzung mit
Nationalsozialismus und Holocaust
im Bildungswesen. Lernen über Holocaust und Nationalsozialismus soll
für die Gegenwart der Lernenden relevant werden können, ohne dass das
Thema durch Pädagogisierung gefällig oder beliebig wird.
www.pneumaszov.org
www.mobilealbania.de
Performance
Vorzimmer // Widerstandsgeister
Mit: Pneuma Szöv. / Mobile Albania
Termin: 6. Juni, 20.30 Uhr
Ort: Morzinplatz 1
Frauen spielten im Widerstand
gegen den Nationalsozialismus eine
wesentliche Rolle, wurden aber in
der zeithistorischen Forschung erst
sehr spät berücksichtigt. Historiker_innen sehen die Gründe im ursprünglich eng gefassten Verständnis des Begriffs „Widerstand“. Dieses Bild ist heute weitgehend korrigiert. Die Filme dieses Abends stehen
für das breite Spektrum von Opposition gegen das Regime des Nationalsozialismus.
Women and war,
PL 2005, 60 min., OmeU
Regie und Buch: Marek Widarski
In dem Dokumentarfilm berichten 14 Frauen von ihrer Jugend in
den Jahren des Zweiten Weltkriegs
und von ihrer Mitwirkung im konspirativen Widerstand, in den Einheiten der Armee des polnischen
Untergrundstaates, im Warschauer
Aufstand, in den Polnischen Streitkräften in der Sowjetunion oder
im Westen. Frauen dienten auf unterschiedliche Weise: Als Sanitäterinnen, Meldegängerinnen, im Kurierdienst, in der Verbreitung von
Untergrundmedien, Verübung von
Sabotageakten, sogar als Vollstreckerinnen von Todesurteilen. Der
Film zeigt das enorme Engagement
polnischer Frauen im Kampf um die
Freiheit.
Filmstill: Hoanzl
Küchengespräche mit
Rebellinnen,
A 1984, 80 min., OmeU
Regie: Karin Berger, Elisabeth Holzinger,
Lotte Podgornik, Lisbeth N. Trallori
Mit: Rosl Grossmann-Breuer, Anni Haider,
Agnes Primocic, Johanna Sadolschek-Zala
Vier Frauen erzählen über ihren
Widerstand gegen das NS-Regime:
Agnes Primocic aus Hallein unterstützte die Flucht von Häftlingen aus
dem KZ. Johanna Sadolschek-Zala, Slowenin aus Südkärnten, kämpfte als Partisanin in den Bergen. Rosl
Grossmann-Breuer aus Wien sabotierte in einem Kriegsbetrieb, wurde verhaftet und widerstand der Folter durch die Gestapo im Hotel Metropole. Anni Haider erinnert sich an
ihre Zeit als Gefangene in Wien und
im Zuchthaus Aichach. Die wunderbare Art des Erzählens der Frauen, ihre von Mut, Solidarität und Widerstandsgeist geprägte Haltung macht
den Film zu einem Dokument der
Würde und Unbeugsamkeit.
www.polnisches-institut.at/
www.karinberger.at/filme/kuechengespraeche.htm
Film-Abend und Gespräch
Frauen im Widerstand
Mit: Marek Widarski (Regisseur, Women
and War) und Karin Berger (Regisseurin,
Küchengespräche mit Rebellinnen)
Termin: 5. Juni, 19 Uhr
Ort: Polnisches Institut Wien
In Kooperation mit: DÖW, Polnisches Institut Wien
Polnisches Institut Wien
Das Polnische Institut Wien verLibration Marker in
Pöllau, 2011
Abb.: Josef
Schützenhöfer
So soll das Widerstandsmahnmal in
Bregenz im Herbst 2015 aussehen
Abb.: Natasa Šienčnik
mittelt den Facettenreichtum Polens und fördert den polnisch-österreichischen Austausch. Das thematische Spektrum der Projekte des
Instituts reicht von Gesellschaft, Geschichte, Wissenschaft, Bildung und
Wirtschaft bis hin zu Musik, Literatur, Film und Kunst.
www.polnisches-institut.at
www.festwochen.at/into-the-city
Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015
13
• www.festwochen.at/into-the-city
Arisierung,
Vertreibung,
Deportation
Vor verschlossenen Toren
Gabriele Anderl über die gigantische Fluchtwelle vor dem NS-Regime
und vorsichtig gezogene Parallelen zur heutigen Zeit
D
ie systematische
Verfolgungs-, Beraubungs- und
Vertreibungspolitik der Nationalsozialisten nach dem März 1938 löste eine gigantische Fluchtwelle der
jüdischen Bevölkerung aus. Rund
130.000 Jüdinnen und Juden gelang
es bis 1941, Österreich zu verlassen.
Die bevorzugten Zielländer waren
Großbritannien und die USA, doch
blieb vielen Verfolgten keine andere
Wahl, als an entlegenen, als exotisch
wahrgenommenen Orten mit vielfach tropischem Klima Zuflucht zu
suchen, etwa in Lateinamerika, im
fernöstlichen Shanghai oder, wenn
auch in wesentlich geringerer Zahl,
auf den Philippinen oder in verschiedenen afrikanischen Ländern.
Spätestens die internationale
Flüchtlingskonferenz von Evian im
Juli 1938 beseitigte letzte Zweifel
an der Tatsache, dass kaum ein Land
der „freien Welt“ bereit war, mittellose Flüchtlinge in großen Zahlen
aufzunehmen. Eine Folge dieser Abschottungspolitik war die Hinwendung der Verzweifelten zu illegalen
Praktiken: Das unerlaubte Überwinden von Grenzen wurde zu einem Massenphänomen, Papiere wurden gefälscht, fiktive Visa ausgestellt,
Scheinehen eingegangen. Besonders
zahlreich waren die – geglückten
wie misslungenen – illegalen Grenzübertritte in die Schweiz, nach Belgien, Frankreich, Jugoslawien und Spanien sowie mit illegalen Schiffstransporten nach Palästina. Ein Teil der
Flüchtlinge wurde von den Behörden der Zielländer an den Grenzen
abgefangen, zurückgeschoben und
somit wieder der Verfolgung preisgegeben. Teilweise wurden, wie im
Fall der Schweiz, auch Menschen aus
dem Landesinneren „ausgeschafft“.
Der Kampf der britischen Mandatsregierung gegen die illegale Einwanderung nach Palästina erreichte beinahe die Dimensionen eines Krieges
im Krieg.
Obwohl die Zionisten 1932 die
relative Mehrheitsposition innerhalb der Wiener jüdischen Gemeinde erlangt hatten, waren vor dem
„Anschluss“ nur wenige österreichische Jüdinnen und Juden tatsächlich
nach Palästina ausgewandert. Palästina wurde nach dem „Anschluss“ Österreichs zu einem wichtigen, aber
austauschbaren Fluchtziel. Entscheidend war nun nicht mehr die Ideologie, sondern das Fehlen alternativer Fluchtmöglichkeiten. Bis Kriegsbeginn konnte die linkszionistische
Pionierorganisation Hechaluz einen
Teil ihrer Mitglieder mit legalen Zertifikaten nach Palästina bringen, eine kleinere Zahl von Personen er-
hielt „Kapitalistenzertifikate“. Einige Hundert zionistisch organisierte Jugendliche im Alter zwischen 15
und 17 Jahren gelangten im Rahmen
der 1932 in Deutschland gegründeten Jugend-Alija ohne ihre Eltern ins
Land und wurden in Kollektivsiedlungen, meist Kibbuzim, angesiedelt.
Mehrere Tausend Personen erreichten Palästina mit illegalen
Schiffstransporten. Anfangs wurden
die Flüchtlinge meist in Adriahäfen
eingeschifft, später die Passagiere mit
Donauschiffen zu diversen Schwarzmeerhäfen transportiert – großteils
mit von der DDSG gecharterten
Dampfern unter Hakenkreuzflagge.
Die Schifffahrtsgesellschaft beutete
die Notlage der Flüchtlinge skrupellos aus und berechnete für die Transporte willkürliche, stark überhöhte Preise.
Flucht bedeutet für die Betroffenen immer eine tiefe, vielfach traumatische biographische Zäsur und
eine Erfahrung der Entwurzelung.
Sie ist verbunden mit dem unfreiwilligen Zurücklassen der vertrauten Umgebung, von geliebten Menschen und meist auch einem abrupten Bruch im Berufsleben. Wagt
man einen vergleichenden Blick auf
Flüchtlingsschicksale sowie die internationale Flüchtlingspolitik während der NS-Zeit und in der Gegenwart, so lassen sich zahlreiche Parallelen ausmachen – auch wenn die
konkreten politischen und historischen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden müssen, die NSVerbrechen nicht relativiert werden
dürfen und Vergleichen nicht mit
Gleichsetzen zu verwechseln ist.
Die Bilder von seeuntauglichen,
mit verzweifelten Menschen überladenen Schiffen, die daran gehindert
werden, eine rettende Küste zu erreichen, ähneln einander in frappierender Weise. Heute wird im Rahmen
der Abwehrmaßnahmen, mit denen
die „Festung Europa“ gesichert werden soll, der Tod Tausender Menschen im Mittelmeer in Kauf genommen. Die Tragödie, die von Monat zu
Monat dramatischere Ausmaße annimmt, ist das Resultat einer gescheiterten europäischen Flüchtlings- und
Migrationspolitik.
Auch in den Argumentationsmustern der potentiellen Zufluchtsländer lassen sich auffallende Ähnlichkeiten erkennen. Schon während der Zeit des Nationalsozialismus wurde von den reichen Ländern
der „freien Welt“ darauf hingewiesen,
dass „das Boot voll“ und die Wirtschaftslage schwierig sei und die Arbeitslosigkeit zunehme, und es wurde
– mitunter offen rassistisch – vor der
Gefahr sozialer Spannungen durch
den Flüchtlingszustrom gewarnt.
Untertauchen
Ein Billboard von Oliver Ressler, 2015
Am Morzinplatz
Das Billboard setzt die Gegenwart und die dunkle Vergangenheit des Platzes mit menschenverachtenden Tendenzen der EU-Abschottungspolitik
mittels einer Fotomontage zueinander in Dialog.
In der oberen Bildhälfte des Großflächenplakats
ist das heute an der Stelle des Hauptquartiers der
Oliver Ressler setzt den Leopold-Figl-Hof, die dunkle Vergangenheit am Morzinplatz und die aktuelle Fluchtthematik in Beziehung
Wiener Gestapo befindliche Gebäude am Morzinplatz abgebildet. Der
sogenannte Leopold-Figl-Hof wurde als Wohnhausanlage in Stahlbetonskelettbauweise 1963-1967 errichtet. Im Bild ist das Gebiet vor
der Wohnhausanlage überflutet. Im
Wasser treibt mit dem Kopf nach unten ein bekleideter Mensch. Im Hintergrund versuchen Menschen, eine
Mauer zu überwinden. Die Befestigungsanlagen des 21. Jahrhunderts
bedeuten Jahr für Jahr für tausende
Menschen auf der Flucht den Tod. Im
Wasser ist die Spiegelung eines Gebäudes erkennbar. Es handelt sich allerdings nicht um den Leopold-FiglHof, sondern um das von den Nationalsozialisten beschlagnahmte und
zum Gestapo-Gebäude umfunktio-
nierte Hotel Metropole.
Im Hauptquartier der Wiener
Gestapo fanden im Zuge der nationalsozialistischen Gegnerbekämpfung Verhöre mit fürchterlichen Folterungen statt. Üblicherweise wurde
zuerst mit psychischen Methoden
versucht, von Beschuldigten bestimmte Aussagen zu erhalten. Wenn
dies nicht möglich schien, wandten
Historische Fotografie: Wien Museum, Fotomontage: Jörg Auzinger
die Gestapo-Beamten „verschärfte Vernehmungsmittel“ an, wozu lebensgefährliche Foltermethoden wie
das Unterwassertauchen zählten.
Wenn die Beschuldigten die erwarteten Auskünfte nicht mitteilen konnten oder wollten, tauchten die Gestapo-Beamten sie in einer Badewanne
wieder und wieder mit dem Kopf unter Wasser. Führte diese Behandlung
zum Tod, konstatierte bei einer medizinischen Obduktion der Amtsarzt
in der Regel Blutkreislaufstörungen.1
Oliver Ressler
www.ressler.at
1 Siehe: Franz Weisz, Die Geheime
Staatspolizei – Staatspolizeileitstelle Wien 19381945. Organisation, Arbeitsweise und personale
Belange, Dissertation, Universität Wien, 1991
14
Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015
• www.festwochen.at/into-the-city
Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015
15
• www.festwochen.at/into-the-city
Hay una mujer nacida en Viena que alguna vez extravió sus pasos. /
Eine in Wien geborene Frau, die unterwegs ihre Spuren verlor.
Eine Serie temporärer Denkmale von Nayari Castillo und Jacqueline Goldberg, 2015
Am Morzinplatz und in der Into the City Centrale
In enger Zusammenarbeit mit der
in Caracas lebenden Schriftstellerin und Forscherin Jacqueline Goldberg entwickelte ich meinen Beitrag
zum Projekt Hotel Metropole, der um
die Begriffe Entwurzelung und Erinnerung kreist. Das Werk ist Frauen
gewidmet, die vor ihrer Verfolgung
durch das NS-Regime von Wien
nach Amerika flohen, insbesondere
nach Venezuela.
Am Übergang vom Morzinplatz
zum Schwedenplatz, in einem Bereich, wo bis 1945 das Wohn- und
Geschäftshaus Herminen-Hof gestanden war, wird eine Serie von
temporären Denkmalen errichtet.
Sie enthalten Erinnerungsgegenstände, die durch ihre Bezüge zu
Raum und Zeit den Aufbruch ins
Ungewisse thematisieren aber auch
eine Wiener Bilderwelt rekonstruieren, die durch die Vertreibung verschwunden ist. Die Aufmerksam-
keit gilt auch jenen kleinen Geschichten, die zwischen Trauer,
Angst und dem Aufbruch zu neuen
Territorien untergehen.
Anstatt eines monumentalen Ansatzes „für die Ewigkeit“ folgt dieses
Projekt der Idee des Wandels. Das
„Denkmal“ ist nicht eines, sondern
viele, es besteht aus mehreren Objekten, die jeweils über einen begrenzten
Zeitraum im öffentlichen Raum platziert werden. Parallel dazu werden alle temporären Denkmalobjekte und
deren Geschichten in der Into the City Centrale gezeigt. Und das Vorhaben ist nicht abgeschlossen: Besucher_innen und Passant_innen wird
die Möglichkeit eingeräumt, weitere
Geschichten von vertriebenen Frauen einzubringen, die ebenfalls durch
ein (temporäres) Zeichen geehrt werden sollten.
Nayari Castillo
Lily Klaber mit ihrer Urgroßmutter, Wien, 1924
Foto: Sammlung Jacqueline Goldberg
Lily Klaber im Wohnzimmer, Caracas, 2010
Foto: Sammlung Jüdische Gemeinde Caracas
www.nayaricastillo.com
Die Elemente der Installation an der Ruprechtsstiege
Projektskizze: Lisl Ponger / Tim Sharp, 2015
Zwischen Judengasse und Morzinplatz
Film und Poster von Isa Rosenberger über Stella Kadmon und das Theater der Courage, 2015. Am Morzinplatz und in der Into the City Centrale
Eine Installation an der Ruprechtsstiege von Lisl Ponger und Tim Sharp, 2015. Grafische Bearbeitung: Toledo i Dertschei
Vom Morzinplatz kommend
führt die Ruprechtsstiege via Ruprechtsplatz zur Judengasse, der östlichen Grenze des sogenannten Textilviertels. Die dreiteilige Stiege ist
der Ort unseres Projektes, das fotografierte, gebrauchte Kleidungsstücke zum Ausgangspunkt nimmt.
Über die Stiegen verstreut, erin-
nern die Kleider an die systematisch orchestrierte Gewalt, die von
dem in der Nähe gelegenen Gestapo Hauptquartier ausstrahlte, und
an die „spontane“ Gewalt der Bevölkerung. Auch an die Enteignungen, genannt „Arisierung“, können
sie erinnern, der Beschlagnahme
von privatem Eigentum, den Ver-
lust von Grundrechten und letztlich dem Leben selbst. Der systemische Ausdruck für dieses Verhalten ist in den bunten Symbolen an
dem Teil der Stiegen zu sehen, die
Eltern zum Transportieren ihrer
Kinderwägen benützen. Es sind jene Dreiecke, die die jüdische Bevölkerung, politische Gegner_innen,
Courage
Roma und Sinti, Emigrant_innen,
Zeugen Jehovas, Homosexuelle, sogenannte Asoziale, wie Pazifist_innen, psychisch Kranke, Alkoholiker_innen und Obdachlose kriminalisierten und in den Konzentrationslagern als solche klassifizierten.
Die gebrauchten Kleidungsstücke
sind temporäre Erinnerungszeichen
an ihre ehemaligen Besitzer_innen,
sie tragen aber auch die Erinnerungen ihrer ehemaligen Besitzer_innen in sich und können somit vielfältige Geschichten erzählen und
nicht nur vergangene.
Lisl Ponger / Tim Sharp
http://lislponger.com
www.timsharp.at
Mit Emmy Werner.
Kamera: Reinhard Mayr
Von 1960 bis 1981 befand sich
im Keller des Hauses Franz-JosefsKai 29 das von Stella Kadmon gegründete Theater der Courage.
Die österreichisch-jüdische
Schauspielerin, Kabarettistin und
Theaterleiterin Stella Kadmon
(*1902 in Wien; † 1989 in Wien),
die bereits 1931 mit dem Lieben
Augustin die erste politische Kleinkunstbühne in Wien eröffnet hatte, gründete 1948 nach ihren Exiljahren 1938-47 das Theater der Courage, ein engagiertes Forum für zeitund gesellschaftskritische Dramatik.
In der Auswahl der gezeigten Stücke
(z. B. von Sartre, Brecht oder Bor-
chert) bekennt sich Stella Kadmon
konsequent zu ihren Idealen Antirassismus, Antifaschismus, Pazifismus und Humanismus.
Für das Filmprojekt Courage begibt sich die Schauspielerin, Regisseurin und Theaterdirektorin Emmy
Werner, die eine langjährige Arbeitsbeziehung mit Stella Kadmon verband, in den ehemaligen Räumlich-
keiten des Theaters der Courage am
Franz-Josefs-Kai 29 (heute die Komödie am Kai) auf eine Spurensuche. Ausgangspunkt ihrer Erzählungen und ihrer teils „performativen“
Erinnerungen an Stella Kadmon
und das Theater der Courage ist der
Ort selbst. Die Doppeldeutigkeit des
Begriffs Geschichte als Ereignis und
Erzählung wird dabei zum Leitmo-
tiv dieser filmischen Annäherung an
zwei bedeutende Frauen der österreichischen Theaterwelt, von denen die
eine heute fast vergessen ist.
http://isarosenberger.sil.at
Besten Dank für die Zusammenarbeit
an die Komödie am Kai
Topographie der Shoah
Gedächtnisorte des zerstörten jüdischen Wien
Eine Buchpräsentation mit
Dieter J. Hecht, Eleonore LappinEppel, Michaela Raggam-Blesch,
Moderation Albert Lichtblau
Erstmals wird das Wien der Jahre
1938 bis 1945 aus der Perspektive der
jüdischen Opfer gezeigt. Dabei werden sowohl die Topographie des Terrors gegenüber der jüdischen Bevölkerung als auch die Orte der Selbstbehauptung und des Überlebens
kenntlich gemacht. Verfolgung und
Vertreibung, die Deportation in die
Konzentrations- und Vernichtungslager werden an konkreten Räumen
und Orten festgemacht: So ist zum
Beispiel die Ringstraße der exemplarische Ort des gesellschaftlichen
Ausschlusses und der „Arisierung“
genannten Beraubung. Das Buch rekonstruiert die jüdische Erfahrungsgeschichte im nationalsozialistischen
Wien anhand einer Vielzahl von narrativen Quellen, Dokumenten und
Fotografien.
Buchpräsentation
Topographie der Shoah. Gedächtnisorte
des zerstörten jüdischen Wien
Termin: 9. Juni, 19 Uhr
Ort: Festwochen-Zentrum im Künstlerhaus
www.mandelbaum.at
Herr Adolf „Adi“ Doft in der Marc-Aurel-Straße
Abb.: Ruth Beckermann Filmproduktion
homemad(e)
Ein Film von Ruth Beckermann, Wien 2001, 84 min. Open-Air-Filmabend und Gespräch am Morzinplatz
Mit: Adolf „Adi“ Doft, Djavad &
Nasrin Alam, Helene Doft, Peter
Ferber, Gernot Friedel, Elfriede Gerstl,
Erika Göschl, Dieter Haspel, Ferri
Heschmat, Franz Novotny, Kurt
Kalb, Karl Pfeifer, Liesl Ponger, Gigi
Martschitsch, Tina Reimann, Bobby
Rosner, Franz Schuh, Senta Segall,
Rudi Schmutz, Eduard Steinberger,
Eleonore und Herbert Wolf
Die
Marc-Aurel-Straße in
Wien: Da ist der letzte jüdische
Händler im ehemaligen Textilviertel, der iranische Hotelier, das Café
Salzgries mit seinen Stammgästen.
Von Sommer 1999 bis Frühling 2000
unternahm Ruth Beckermann kleine
Reisen vor die eigene Haustüre und
erkundete ihre Umgebung mit der
Kamera. Der Film ist auch ein Do-
kument der politischen Wende, die
mit der Regierungsbeteiligung der
extrem rechten FPÖ eintrat.
homemad(e)
Open-Air-Filmabend
und Gespräch
Mit: Ruth Beckermann (Regisseurin),
Dorothee Frank (Journalistin, Ö1)
Termin: 11. Juni, 20.30 Uhr
Ort: Morzinplatz 1
Emmy Werner beim Durchsehen von Fotografien aus der Zeit des Theaters der Courage
Foto: Reinhard Mayr
www.festwochen.at/into-the-city
Geschichtspolitik
und
Handlungsfelder
Vor Ort
Das Irritationspotential der historischen Orte
von Heidemarie Uhl
D
ie Wiederentdeckung der vergessenen Orte von
NS-Verbrechen
steht am Beginn
der neuen Erinnerungsbewegung.
Die generation of memory1 begann
in den 1980er Jahren die Orte des
nationalsozialistischen Terrors und
die Mordstätten des Holocaust zu
entdecken. Zum Leitprojekt wurde die Topographie des Terrors in
Berlin: Das 750-jähriges Stadtjubiläum bildete hier den Anstoß
für eine zivilgesellschaftliche Aktivist/inn/en-Gruppe, jene dunklen
Punkte sichtbar zu machen, die in
den offiziellen Selbstdarstellungen
nicht vorkamen. Das buchstäblich
Unsichtbare wurde ans Tageslicht
gebracht: eine Brachfläche an der
Berliner Mauer, unmittelbar neben
dem Gropuis-Bau, in dem sich die
Stadt mit einer Jubiläumsausstellung selbst feierte, wurde als Zentralstelle des nationalsozialistischen
Terror- und Verfolgungsapparats
kenntlich gemacht. Die unter der
Brache noch vorhandenen baulichen Überreste von Schaltstellen
des SS- und Polizeistaates im ehemaligen Berliner Regierungsviertel
wurden nun durch die Ausstellung
Topographie des Terrors. Gestapo, SS
und Reichssicherheitshauptamt auf
dem ‚Prinz-Albrecht-Gelände’ zugänglich gemacht.
Die „Topographie des Terrors“
erscheint heute als Leitfossil für
ein fundamental neues Verständnis
über die gesellschaftliche Funktion
von Gedächtnis: Der identitätsstiftende Bezug auf die Vergangenheit
stand bislang im Zeichen einer positiven Sinnstiftung – das ruhmreiche kulturelle und historische Erbe wurde in Denkmälern, Museen,
Ausstellungen und Geschichtsbüchern gefeiert. Die Jahre der NSHerrschaft wurden hingegen in den
europäischen Gesellschaften praktisch ausgeblendet beziehungsweise als Zeit der Fremdherrschaft
dargestellt. In der österreichischen
Opferthese – und insgesamt in den
politischen Mythen Nachkriegseuropas2 – erschien die eigene Gesellschaft als unschuldiges Opfer eines
brutalen Okkupationsregimes. Fragen von Schuld und Verantwortung wurden zurückgewiesen und
auf deutsche NS-Machthaber projiziert. Die Verbrechen des Nationalsozialismus wurden in den topografisch oder kulturell weit entfernten
Konzentrations- und Vernichtungslagern verortet, dort gewissermaßen
eingekapselt und so „externalisiert“.
Der Holocaust fand allerdings
nicht allein hinter den Stacheldrähten der Lager statt – erst die Verfolgungsmaßnahmen vor Ort ermöglichten die Durchführung des Massenmords. Es war gerade die Frage
nach dem Schicksal der lokalen jüdischen Bevölkerung und anderer verfolgter Gruppen, die nun auch die lokale und regionale Topographie der
Verfolgung sichtbar werden ließ. Die
konkreten Orte werden so zu Zeugnissen für die Verstrickung der eigenen Gesellschaft in den NS-Herrschaftsapparat: Die Entrechtung der
jüdischen Bevölkerung, die organisierte Enteignung ihres Vermögens,
die Vertreibung und der Transport
in die Vernichtungslager wurden
nicht allein von fremden Machthabern durchgeführt, sondern in den
Strukturen und in der Verantwortlichkeit der eigenen Gesellschaft realisiert. Gerade darauf beruht die verstörende Dimension der Orte: Das
Gedenken an die Opfer verbindet
sich mit der Frage nach den Tätern
und der Verantwortung der lokalen
Gesellschaft.
Aus dieser Perspektive galt es
nun auch, die bereits bestehenden Gedenkstätten in neuer Form
zum Sprechen zu bringen. Ihre Gestaltung, ihre Botschaften waren
von den Pathosformeln der Nachkriegsmythen getragen, die dem
Geschichtsgefühl der „Generation
Erinnerung“ nicht mehr entsprachen. Nahezu alle Nachkriegs-Gedenkstätten in Europa wurden in
den letzten Jahren umgestaltet. Dazu zählt auch der Morzinplatz: Am
ehemaligen Standort der Gestapo Leitstelle Wien wurde 1968 die
einzige Gedenkstätte an einem historischen Ort in Wien eingerichtet,
2011 erfolgte die Neugestaltung.
Wien weist jedoch im Unterschied zu Berlin und anderen europäischen Großstätten eklatante
Leerstellen auf. In Berlin wird die
NS-Geschichte der Stadt durch eine vielfältige Topographie von Gedenkstätten an historischen Orten vermittelt – die Topographie
des Terrors, das Haus der WannseeKonferenz, die Blindenwerkstatt
Otto Weidt, das Mahnmal Gleis 17
am ehemaligen Deportationsbahnhof Berlin-Grunewald, zuletzt der
2014 errichtete Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“Morde in der Tiergartenstraße 4,
dem Sitz der T4-Aktion, um nur einige zu nennen.3 In München wurde
vor wenigen Tagen das NS-Dokumentationszentrum eröffnet. Auch
die Holocaust-Memorial Museen
in Paris, Rom, Budapest und anderen europäischen Hauptstädten machen das Fehlen eines Gedenk- und
Lernortes über die Vertreibung und
Ermordung der jüdischen Bevölkerung in Wien schmerzhaft bewusst.
Wien ist noch immer eine Leerstelle in der Topographie europäischer
Holocaust-Gedenkstätten.
Diese Gedenkstätten neuen
Typs verstehen sich als Lern- und
Vermittlungsorte, getragen von jenem Geschichtsgefühl, das dem
Engagement der generation of memory zugrunde liegt: Die Konfrontation mit dem Wissen, dass die
Menschheitsverbrechen des NSRegimes nicht nur an weit entfernten, abgekapselten Orten der Vernichtung stattgefunden haben, sondern vor Ort, in der Mitte der eigenen Gesellschaft. Das Potential der
historischen Orte wird nach dem
absehbaren Ende der Begegnung
mit Zeitzeug/inn/en noch an Bedeutung gewinnen: Als reale Anknüpfungspunkte für die Vermittlung der Schicksale der Verfolgten
und Ermordeten, als materielle Zeugen für die Lebensgeschichten der
Überlebenden. Die Zukunft der Erinnerung muss auf die Orte setzen:
Sie vermitteln das Wissen um die
historische Verantwortung der eigenen Gesellschaft für den „Zivilisationsbruch Ausschwitz“, sie werden
zu Erfahrungsorten für das „Primärgefühl der Fassungslosigkeit“ (Saul
Friedländer)4 in der Konfrontation
mit der Shoah. Dieses Gefühl aufrechtzuerhalten und die Berichte
der „letzten Zeugen“ über die Generationenschwelle hinaus weiterzutragen, das wird die Zukunftsfunktion der Orte sein.
3 Vgl. http://www.
gedenkstaetten-uebersicht.de/
4 Saul Friedländer: Den
Holocaust beschreiben. Auf dem Weg
zu einer integrierten Geschichte,
Wallstein 2007, S. 104.
17
• www.festwochen.at/into-the-city
What does memory mean to you?
Achtteilige Posterserie von Petra Gerschner / Michael Backmund, 2015
Die Plakatserie untersucht Be-
deutung und Formen gesellschaftlichen Erinnerns. Sie wirft Fragen auf,
welche Foren die Stimme erhalten,
über Geschichte zu sprechen, sie einzuordnen, festzuschreiben oder aber
sie partiell oder vollständig zu ignorieren. Die offizielle Geschichtsschreibung und die politische Einordnung und Bewertung des NSTerrors sowie der Kontinuität von
faschistischer und rassistischer Ausgrenzung sind Ausdruck realer Interessenskonstellationen und Machtverhältnisse einer Gesellschaft und
dokumentieren ihre vorherrschende
Selbstsicht.
Erinnern ist ein aktiver Prozess, der in der Gegenwart stattfindet und auf die Zukunft gerichtet
ist. Die aktuelle Präsenz der jeweiligen Positionen, Entscheidungen und
Handlungen im öffentlichen Diskurs, ihre Repräsentanz im kollektiven Gedächtnis und die möglichen
Konsequenzen, die einzelne Menschen, Gruppen und letztlich die gesamte Gesellschaft aus diesen Auseinandersetzungen ziehen, gestalten unmittelbar die Gegenwart.
Die Poster zeigen Motive des Morzinplatzes und seiner Umgebung sowie historische Dokumente und aktuelle Einschreibungen. In leuchtend
orangen Schriftzügen werden auf diesen Bildmotiven Statements und Fragen nach subjektiven und kollektiven
Prozessen des Erinnerns und Konsequenzen des Handelns oder NichtHandelns formuliert.
Die Reste einer abgerissenen Veranstaltungsankündigung der „Antifa-Night“ auf einer Betonsäule bilden den Hintergrund für ein Statement und verweisen auf die Aktualität und Präsenz des gesellschaftlichen
Widerstandes im öffentlichen Raum
gegen Faschismus und Ausgrenzung
(siehe Poster Seite 2). Darauf steht
das Zitat des Widerstandskämpfers
und Shoah-Überlebenden Martin
Löwenberg: „es kann legitim sein,
was nicht legal ist“. Das Poster verschränkt somit die Ebenen von Zeit
und Inhalt in Erzählsträngen, die die
Vergangenheit in der Gegenwart präsent werden lassen.
Tiefe Spuren, die sich über Jahre ins Mauerwerk des Leopold-FiglHofs in Wien eingeschliffen haben,
sind auf einer Aufnahme von 2014 zu
sehen. Die Stuhllehne und die Hinterköpfe der Polizeibeamten haben
in der Wand des Treppenhauses tiefe Einkerbungen und Verfärbungen
hinterlassen. Ein Beamter war dort
zum Schutz des Büros von Simon
Wiesenthal abgestellt. Die Polizei ist
weg. Übrig bleibt eine abgeschabte
Leerstelle, die sich mit Fragen füllt:
Vor wem musste dieser Ort nach
1945 bewaffnet geschützt werden?
Was sollte ein einzelner Polizist auf
einem Stuhl im Zwischengeschoss
gegen diese Bedrohung ausrichten?
Wie haben sich die politisch Verantwortlichen und die Wiener Stadtgesellschaft dazu verhalten? What does
memory mean to you?
Petra Gerschner / Michael Backmund
es kann legitim sein,
was nicht legal ist
martin löwenberg – ein leben gegen faschismus,
unterdrückung und krieg
Dokumentarfilm von Petra
Gerschner und Michael Backmund,
München 2011, 94 min
1 Jay Winter, Die Generation der
Erinnerung. Reflexionen über den
„Memory-Boom“ in der zeithistorischen
Forschung, in: WerkstattGeschichte
30/2001, S. 5-16, S. 16.
http://www.werkstattgeschichte.
de/werkstatt_site/archiv/WG30_005016_WINTER_GENERATION.pdf
2 Tony Judt, Erinnerungen aus dem
Totenhaus. Ein Versuch über das moderne
europäische Gedächtnis, in: Tony Judt,
Geschichte Europas von 1945 bis zur
Gegenwart, München 2006, S. 933-966.
Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015
Martin Löwenberg 2002 auf
einer Anti-Nazi-Demo
Foto: Petra Gerschner
Fast zwei Jahrzehnte begleiteten
die Filmemacher_innen den Widerstandskämpfer und ehemaligen KZHäftling Martin Löwenberg mit der
Kamera: bei seinem politischen Engagement zur Unterstützung von
Flüchtlingen sowie zur Entschädigung von ehemaligen Zwangsarbeiter_innen, aber auch bei seinem entschiedenen Eintreten gegen Neonazismus, Antisemitismus und Krieg.
Diese subjektive Protestgeschichte wird verknüpft mit aktuellen Interviews und historischem Bildmaterial aus Wroclaw (ehem. Breslau),
Dachau, Flossenbürg, Essen und
München zu einer filmischen Zeitreise 90 Jahre. Martin Löwenberg
entwickelt dabei eine ganz besondere Form der Reflexion von Geschichte, die die Bedeutung der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit für
die Gegenwart präsent werden lässt.
Film-Abend und Künstler_
innen-Gespräch
es kann legitim sein, was nicht legal ist
Mit: Petra Gerschner, Michael Backmund
(Regisseur_innen und Künstler_innen)
Termin: 19. Juni, 20 Uhr
Ort: Morzinplatz 1
what does memory mean to you
Die im Putz eingeschriebenen Spuren von Wachpolizisten stammen aus dem Stiegenhaus vor dem Simon Wiesenthal Archiv
Aus der Posterserie von Petra Gerschner / Michael Backmund
18
Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015
• www.festwochen.at/into-the-city
19
• www.festwochen.at/into-the-city
Initiative
Messages Repeated #6
Gedenkstätte
Screen-Magazin von Helmut & Johanna Kandl, mit einem künstlerischen Gastbeitrag von Andreas Siekmann, 2015
In der Into the City Centrale und am Morzinplatz
Gesprächsrunde im Blinklicht
über die Möglichkeiten zur
Öffnung der Gedenkstätte in der
Salztorgasse
Mit: Initiative Gedenkstätte
und Gerhard Baumgartner
(Historiker, DÖW)
Postkartenmotive von:
Clemens Wihlidal, Isa Rosenberger,
Martin Krenn,
Lils Ponger, Wien Museum (2),
Sarah Mendelsohn, Tim Sharp
Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015
Zugleich mit dem Bau des Leopold-Figl-Hofs bis 1968 wurde in der
Salztorgasse ein „Weiheraum“ zum
Gedenken an die Geschehnisse an
diesem Ort ausgeführt. 2011 kam es
auf Initiative einzelner Personen zur
Umgestaltung dieses Weiheraumes
in eine informativ angelegte Gedenkstätte, die nunmehr vom Dokumentationsarchiv des österreichischen
Widerstandes (DÖW) mitbetreut
wird. Diese permanente Gedenkstätte für die Opfer der Gestapo Wien in
der Salztorgasse 6 erinnert seither an
die Geschichte der Wiener Leitstelle
der Gestapo, die sich zwischen 1938
und 1945 im ehemaligen Hotel Metropole befand. Das DÖW bietet eine
„Begleitung durch die Gedenkstätte“
an, allein es fehlt an Mitteln, um den
Gedenkraum regelmäßig offen zu halten. Engagierte Bewohner_innen des
Leopold-Figl-Hofs und seiner Umgebung haben sich zur Initiative Gedenkstätte formiert. Gemeinsam werden sie in Zukunft den Raum jeden
Donnerstag von 15 bis 18:30 Uhr zugänglich machen und im Verbund mit
Historiker_innen des DÖW über die
Geschichte des Ortes informieren.
Es ist ganz im Sinne der Gruppe,
wenn sich noch mehr Menschen an
der Initiative beteiligen, um einige
Stunden ihrer Freizeit in den Dienst
der Gedenkarbeit zu stellen.
In unmittelbarer Nähe des Or-
tes der ehemaligen Gestapoleitstelle Wien (Morzinplatz 1) ist
ein Bildschirm platziert. Das darauf gezeigte Screen-Magazin Messages Repeated #6 thematisiert
Menschenrechtsverletzungen heute, ausgehend von dem Gedanken,
dass menschenverachtende Systeme nicht plötzlich entstehen, sondern sich lange vorher ankündigen,
so wie der Antisemitismus des Nationalsozialismus in der Judenfeind-
lichkeit des 19. Jahrhunderts seine
Wurzeln hat. Primo Levi, der über
seine Jahre im KZ geschrieben hat,
sagt: „Es ist geschehen, und folglich
kann es wieder geschehen“.
Das Konzept für das Screen-Magazin Messages Repeated entstand
ursprünglich für die von uns gestaltete Gedenkstätte in Aflenz, wo sich
ein Außenlager des KZ Mauthausen
befand. Wir wollten uns nicht mit
Gedenken und Historisierung begnügen. Das wichtigste bei diesem
Projekt ist daher der im Inneren der
Gedenkstätte/Ruine angebrachte
Screen, dessen Programm vorwiegend Menschenrechtsverletzungen
der Gegenwart thematisiert. Es werden Rassismen, Ungerechtigkeiten
und problematische politische Zusammenhänge sowie wirtschaftliche
Abhängigkeiten aufgezeigt, die hier
und jetzt geschehen. Die Arbeit ist
ein „work in progress“, das ScreenMagazin wird immer wieder neu redigiert.
Messages Repeated #6 wird den
Focus auf Menschenrechtsverletzungen in der Arbeitswelt legen. Diese Thematik aufzunehmen
scheint uns besonders wichtig, weil
extreme Ausbeutung nicht nur auf
Umwegen, über importierte billige Kleidung und Konsumgüter mit
uns zu tun hat, sondern auch mitten in unserer Gesellschaft existiert:
auf dem Bau, in der Gastronomie, in
der Fleischindustrie, bei Sexarbeiterinnen. Hier spielen extreme Aus-
beutung und sklavenartige Abhängigkeit eine immer größere Rolle,
sodass heutige Verhältnisse historischen Schilderungen von Arbeitsbedingungen z. B. des 19. und frühen
20.Jahrhunderts, wie Upton Sinclairs Schilderungen der Fleischindustrie in The Jungle (1906) oder
Egon Erwin Kischs Berichten über
Fabriken in Shanghai, immer ähnlicher werden.
Helmut & Johanna Kandl
www.waechterhaus.at
Im Wächterhaus im steirischen Aflenz wird
Messages Repeated seit 2009 gezeigt
Foto: Institut für Kunst im öffentlichen
Raum Steiermark/colourspace
In Kooperation mit: Institut für Kunst
im öffentlichen Raum Steiermark
Die fünfte Ausgabe des Screen-Magazins dreht sich um
Menschenrechtsverletzungen in der Arbeitswelt
Abb.: Helmut & Johanna Kandl
Umkämpftes Erinnern
Der Morzinplatz als Gedächtnisort im Postnazismus. Ein Symposium zu Geschichtspolitik und Gedenkkultur konzipiert von
Renate Höllwart, Monika Sommer, Nora Sternfeld, Luisa Ziaja / schnittpunkt. ausstellungstheorie & praxis
Präsentation
Initiative Gedenkstätte stellt sich vor
Termin: 19. Juni, 17 Uhr
Ort: Blinklicht, Fischerstiege 1-7
PROGRAMM
Samstag, 20. Juni 2015
In Kooperation mit: DÖW
16 bis 21 Uhr
Ort: Morzinplatz 1
Performance / Vortrag / Lesung / Diskussion
Gedenkstätte für die
Opfer der Gestapo Wien
16 Uhr
Begrüßung und Einführung
In der Salztorgasse 6 befand sich
Postkartenserie
Zusammengestellt von Lisl Ponger, 2015
Mit Beiträgen von Martin Krenn,
Sarah Mendelsohn, Lisl Ponger,
Isa Rosenberger, Tim Sharp,
Clemens Wihlidal und zwei
historischen Aufnahmen. Grafische
Bearbeitung: Toledo i Dertschei
Morzinplatz, der Platz, an dem
das gestohlene Hotel Metropole zur
größten Gestapo-Leitstelle des Deutschen Reiches umfunktioniert wurde, ist eine Leerstelle im heutigen
Wien. Die Postkartenserie mit dem
Titel Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben möchte dazu beitragen, diesen leeren Ort diskursiv zu füllen.
1910. Vom Ufer des Donaukanals im 2. Bezirk blickt man auf den
Morzinplatz mit dem Hotel Metropole, Kaffeehäusern und Geschäften.
Nach Kriegsende durchquert eine junge Frau denselben Platz, vorbei an zerstörten Häusern und der
Ruprechtsstiege.
Unmittelbar nach dem Anschluss
wurde das Hotel Metropole von den
Nationalsozialisten beschlagnahmt.
Zwischen 1938 und 1945 wurden
Hunderttausende „als Juden“ enteignet – beschönigend nannte man
diesen Raubzug „Arisierungen“.
Schmierzettel von Lisl Ponger ist eine to do Liste an einem beliebigen
Tag im Jahr 2015. Mit einem Asterisk sind jene Orte markiert, die von
„Arisierungen“ betroffen waren.
„Noch im Jahre 1948 bildete die
gespenstische Ruine des 1945 ausgebrannten Gestapo-Hauptquartiers eine Kulisse für den Film Der
dritte Mann“ schreibt Martin Krenn
zu seinem Motiv Von dem, was ihr
geseh’n, zu sprechen. Er hinterfragt
das lange Schweigen über die NSVerbrechen der Österreicher_innen,
den Umgang mit dem Gedenken an
das „arisierte“ Hotel Metropole und
den dort begangenen Gestapo-Verbrechen.
Die Suche nach der in den Morzinplatz eingeschriebenen aber unsichtbaren Vergangenheit ist Sarah
Mendelsohns Ausgangspunkt für
Five pedestrians looking for signs of
the former Hotel Metropole at Morzinplatz, heute ein Durchgangsort
mit Gemeindebauten, einer spärlichen Grünanlage mit Mahnmal und
einer Tiefgarage.
Ganz in der Nähe des Morzinplatzes, am Franz-Josefs-Kai 29,
befindet sich das Theater Komödie am Kai, ehemals Theater der
Courage. Mit dessen Gründerin Stella Kadmon, den Spuren ihrer Theaterarbeit im kollektiven Gedächtnis
Wiens und ihrem Einfluss bis heute setzt sich Isa Rosenberger in dem
Beitrag Courage auseinander.
Clemens Wihlidals Postkarte
zeigt Schieflage, das unverwirklichte
Siegerprojekt des Wettbewerbs zur
Umgestaltung des Luegerdenkmals
in ein Mahnmal gegen Antisemitis-
mus und Rassismus. Das Kippen des
Denkmals symbolisiert die Ambivalenz der Stadt im Umgang mit ihrem
ehemaligen Bürgermeister, der seine
erfolgreichen Wahlkämpfe mit massiver antisemitischer Rhetorik bestritt.
Die Postkarte Mything in Action Acceptance, Appropriation and Resistance von Tim Sharp ist eine Collage
aus einem US-amerikanischen Ersttagsbrief, offiziellen mexikanischen
Briefmarken und „Briefmarken“ der
zapatistischen Bewegung. Österreich nach dem Einmarsch der Nazis, wird mit Mexiko, dem einzigen
Land, das dagegen protestierte, verbunden, die Konstruktion des österreichischen Opfermythos wird der
Konstruktion der ehemaligen offiziellen Ikone der (unvollendeten) mexikanischen Revolution Emiliano
Zapata gegenübergestellt.
Lisl Ponger
der ehemalige Lieferanteneingang
des Hotels Metropole. Durch diesen
wurden die von der Gestapo Verhafteten zu den Verhören geführt, die
oftmals mit grausamen Folterungen
sowie Einweisungen in Konzentrationslager verbunden waren.
An der selben Stelle errichteten
1968 die Opferverbände einen „Gedenkraum für die Opfer des österreichischen Freiheitskampfes“. Nach einer umfassenden Renovierung wurde der in seiner ursprünglichen Form
erhaltene Gedenkraum 2011 mit einer Ausstellung über Opfer und Täter der Gestapo ergänzt. In dieser
wird nicht nur an die hier inhaftierten Widerstandskämpfer_innen und
an die anderen von der Gestapo verfolgten Menschen erinnert, sondern
es werden auch historische Informationen über die Gestapo, deren Organisation, Mitarbeiter, Arbeitsweise
etc., vermittelt.
www.doew.at
Gedenkstätte für die Opfer der Gestapo Wien
Salztorgasse 6, 1010 Wien
Donnerstags von 15 bis 18.30 Uhr geöffnet
durch die Initiative Gedenkstätte
Öffnungen zu anderen Zeiten und kostenlose
Führungen gegen Voranmeldung unter:
[email protected]
+43 1 22 89 469-319
16.30 Uhr
Befragungen und Allianzen
Eine Performance von
Jakob Lena Knebl (Künstler_in)
17.30 Uhr
Gedächtnistransformationen.
Der Morzinplatz als Beispiel
Heidemarie Uhl (Historikerin)
Abb.: schnittpunkt
Der Wiener Morzinplatz ist ein
zentraler und zugleich marginalisierter Erinnerungsort: Bereits unmittelbar nach Kriegsende wurde die in
Trümmern liegende Gestapo-Leitstelle als Ort des Terrors und der Verbrechen der Nazis zu einem wichtigen Bezugspunkt des Gedenkens an
die antifaschistischen Widerstandskämpfer_innen. Es sollte aber Jahrzehnte dauern, bis die in erster Linie vom KZ-Verband getragene und
immer wieder eingeforderte Würdigung der Opfer mit der Errichtung
einer Gedenkstätte und eines Mahnmals Eingang in die offizielle österreichische Gedenkkultur fand. Diese war bekanntlich bis in die 1990erJahre von jenem widersprüchlichen
Geschichtsverständnis geprägt, das
– die Mitverantwortung für die Verbrechen ausblendend – Österreich
als antinazistisches „erstes Opfer“
stilisierte und gleichzeitig die antifaschistische Erinnerungserzählung als kommunistisch diffamierte.
Die Auseinandersetzungen darüber,
welchen Opfern bzw. Opfergruppen
am Morzinplatz wie gedacht werden
soll, ziehen sich bis in die Gegenwart
– das Erinnern stellt sich nach wie
vor als umkämpftes dar.
Am Morzinplatz lassen sich also beispielhaft die geschichtspolitischen Deutungskämpfe der Zweiten
Republik – Konflikte, Kompromisse und Konsensbildungen, wie auch
deren Widersprüche und Auslassungen – nachzeichnen. Warum und inwiefern bleiben dieser Gedächtnisort und seine Geschichte dennoch
meist paradox unsichtbar? Und wofür kann und soll der Ort heute stehen?
Zum Abschluss des Into the CityProgramms Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben widmet
sich ein Symposium den vergangenen und gegenwärtigen geschichtspolitischen Kämpfen, geht den postnazistischen Bruchlinien und daraus
resultierenden Transformationen
des Gedenkens nach und fragt nach
möglichen Allianzen und Strategien der Intervention und Aktualisierung. In unterschiedlichen Formaten werden geschichtswissenschaftliche, künstlerische, geschichtsaktivistische, kulturwissenschaftliche
und stadtforschende Perspektiven
eröffnet, reflektiert und gemeinsam
diskutiert.
www.schnitt.org
In Kooperation mit schnittpunkt.
ausstellungstheorie & praxis
18.30 Uhr
Schreiben nach dem Massenmord
Eine Lesung aus Texten von
Doron Rabinovici (Schriftsteller, Historiker)
19.30 Uhr
Nie wieder was? Widersprüche und
Widerstände aktueller Geschichtspolitiken
Nora Sternfeld (Kunstvermittlerin,
Kuratorin) im Gespräch mit
Doron Rabinovici und Heidemarie Uhl
Sonntag, 21. Juni 2015
11 bis 20 Uhr
Ort: Morzinplatz 1
Performance / Vortrag / Lesung /
Diskussion / Rundgang / Workshop
11 Uhr
Transformationen der Ästhetik des
Erinnerns. Zum Dilemma der
(Un-)Darstellbarkeit
Luisa Ziaja (Kunsthistorikerin, Kuratorin)
12 Uhr
Intervention und Aktualisierung. Geschichtspolitik als künstlerisches Handlungsfeld
Paneldiskussion mit Nayari Castillo,
Eduard Freudmann, Petra Gerschner,
Jakob Lena Knebl, Martin Krenn,
Isa Rosenberger, Arye Wachsmuth
(Künstler_innen), moderiert von Luisa Ziaja
15 Uhr
Workshops am Morzinplatz
und im Textilviertel
vorgestellt und moderiert von
Renate Höllwart (Vermittlerin)
Pläne, Bauten und Geschichtsorte des
Nationalsozialismus in Wien: Kontinuitäten,
bestehende und fehlende Gedächtnisorte
Gabu Heindl (Architektin, Stadtforscherin)
gemeinsam mit Barbara Hainz,
Lukas Heinz, Juliana Lindenhofer,
Manuela Mandl (Student_innen)
Geschichtspolitischer Spaziergang
im Textilviertel mit Elke Krasny
(Kulturwissenschaftlerin, Kuratorin)
18 Uhr
Zur Zukunft des Erinnerns: Transnationale
Ansätze – Partizipative Strategien –
Urbane Verortungen
Paneldiskussion mit Lisa Bolyos
(Redakteurin Augustin, Aktivistin),
Gabu Heindl, Rena Rädle (Künstlerin,
Gedenkprojekt starosajmiste.info),
Jörg Skriebeleit (Historiker, KZ-Gedenkstätte Flossenbürg), moderiert von Monika
Sommer (Historikerin, Kuratorin)
20
Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015
Do 28 Mai
18 Uhr
Eröffnung der Ausstellungen
und Projekte im öffentlichen
Raum
19 Uhr
Konzert mit AutorYno (F),
Jazzwerkstatt Wien (A)
Into the City Centrale,
Morzinplatz 1
Fr 29
Sa 19 Uhr
Gespräch mit Expert_innen
und Künstler_innen
Mit: Winfried Garscha
(Historiker, DÖW), Csaba
Nemes (Künstler), Arye
Wachsmuth (Künstler) /
Sophie Lillie (Historikerin)
Into the City Centrale,
Morzinplatz 1
Alle Ausstellungen sind am
Eröffnungstag von 18 bis 22 Uhr
geöffnet. Die Kunstwerke im
öffentlichen Raum sind rund um
die Uhr zugänglich
Woche 1:
Verdrängte Geschichte
und kontaminierte Orte
Do 4 Juni
15 Uhr
Experten-Rundgang
Stadttempel, Israelitische Kultusgemeinde
Wien, Wiener Wiesenthal Institut
für Holocaust Studien
Mit: Ariel Muzicant (Ehrenpräsident der
Israelitischen Kultusgemeinde Wien)
Into the City Centrale, Morzinplatz 1
Fr 30
17 Uhr
Kurator_innen-Führung
Künstlerische Projekte rund
um das Hotel Metropole
Mit: Margarethe Makovec,
Anton Lederer, Birgit Lurz,
Wolfgang Schlag
Into the City Centrale,
Morzinplatz 1
Inserat.indd 1
9 Juni
19 Uhr
Buchpräsentation
Topographie der Shoah.
Gedächtnisorte des zerstörten
jüdischen Wien
Mit: Dieter J. Hecht, Eleonore
Lappin-Eppel, Michaela
Raggam-Blesch (Autor_innen).
Moderation: Albert Lichtblau
(Historiker)
Festwochen-Zentrum
im Künstlerhaus
Keine Anmeldung erforderlich
17 Uhr
Podiumsdiskussion zum umkämpften Erinnern und
Gedenkfeier für einen nie errichteten Obelisken
„Was sie unterließ, haben wir getan.“
Mit: Ruth Beckermann (Regisseurin), Zsuzsi Flohr (Künstlerin),
Stefan Foidl (Chorleiter), Benjy Fox-Rosen (Musiker), Eduard
Freudmann (Künstler), Winfried Garscha (Historiker), Marty
Huber (Aktivistin), Eva Reinold (Schauspielerin), Florian
Wenninger (Zeithistoriker), Luisa Ziaja (Kuratorin), u. a.
Into the City Centrale, Morzinplatz 1
Eintritt frei
Do 11
20.30 Uhr
Open-Air-Film-Abend
und Gespräch
Homemad(e), Ruth
Beckermann, A 2001, 80 min.
Mit: Ruth Beckermann
(Regisseurin, Homemad(e)),
Dorothee Frank (Journalistin,
Ö1)
Into the City Centrale,
Morzinplatz 1
Fr 12
19 Uhr
Gespräch mit Expert_innen
und Künstler_innen
Mit: Gabriele Anderl
(Historikerin), Nayari Castillo
(Künstlerin), Oliver Ressler
(Künstler), Isa Rosenberger
(Künstlerin)
Into the City Centrale,
Morzinplatz 1
Bei Schlechtwetter: Into the City
Centrale, Morzinplatz 1
Woche 3: Arisierung,
Vertreibung, Deportation
In Kooperation mit: schnittpunkt. ausstellungstheorie & praxis und Gegenstimmen
21
• www.festwochen.at/into-the-city
Sa 13
17 Uhr
Kurator_innen-Führung
Künstlerische Projekte rund
um das Hotel Metropole
Mit: Margarethe Makovec,
Anton Lederer, Birgit Lurz,
Wolfgang Schlag
Into the City Centrale,
Morzinplatz 1
19 Uhr
Gespräch mit Expert_innen
und Künstler_innen
Mit: Marianne Schulze
(Urenkelin von Mit-Besitzer_
innen des Hotel Metropole),
Tina Walzer (Historikerin),
Martin Krenn (Künstler),
Lisl Ponger (Künstlerin),
Tim Sharp (Künstler)
Into the City Centrale,
Morzinplatz 1
So 14
20.30 Uhr
Performance
The White Elephant Archive,
Setting No. 3
Mit: Eduard Freudmann
(Künstler)
Theater Nestroyhof
Hamakom
In englischer Sprache. Eintritt
frei. Begrenzte Platzanzahl,
Zählkartenausgabe beginnt eine Stunde
vor Beginnzeit
Keine Anmeldung erforderlich
5
16 Uhr
Stadtexpedition
Hotel Metropole. Erinnerung und Zukunft
Mit: Gerhard Milchram (Historiker,
Wien Museum), Gerhard Baumgartner
(Historiker, DÖW)
Into the City Centrale, Morzinplatz 1
Küchengespräche mit Rebellinnen,
Karin Berger, A 1984, 80 min.
Mit: Marek Widarski (Regisseur, Women
and War) und Karin Berger (Regisseurin,
Küchengespräche mit Rebellinnen)
Polnisches Institut Wien
In Kooperation mit: DÖW, Polnisches Institut Wien
Partner von Into the City
Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015
Di Sa 6
11 bis 18 Uhr
Tag der regionalen
Geschichts-Expert_innen
Eine/r muss die Arbeit ja tun
Into the City Centrale, Morzinplatz 1
In Kooperation mit: DÖW, erinnern.at
19 Uhr
Kuratoren-Führung
Unvergessen – Künstlerische Positionen
aus der Sammlung des DÖW
Mit: Günther Holler-Schuster (Kurator)
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW), Altes
Rathaus
20.30 Uhr
Performance
Vorzimmer // Widerstandsgeister
Mit: Pneuma Szöv. / Mobile Albania
(Künstler_innen)
Into the City Centrale, Morzinplatz 1
So 7
Do 18 Juni
19 Uhr
Gespräch mit Experten
und Künstler_innen
Mit: Andreas Peham
(Historiker, DÖW), Helmut
& Johanna Kandl (Künstler_
innen)
Into the City Centrale,
Morzinplatz 1
17 Uhr
Lesung, Konzert und
Künstler-Gespräch
Mit: Hans Breuer (Schäfer
und Musiker), Mingo Georgi
(Stimme), Aljosha Biz
(Musiker),
Ernst Logar (Künstler)
Into the City Centrale,
Morzinplatz 1
Woche 4:
Geschichtspolitik und
Handlungsfelder
Woche 2:
Widerstand
und
Erinnerungskultur
Foto: Hertha Hurnaus
In englischer Sprache. Begrenzte Platzanzahl,
Zählkartenausgabe beginnt
eine Stunde vor Beginnzeit
31
15 Uhr
Experten-Rundgang
Hotel Metropole, Leopold-Figl-Hof,
Gedenkstätte für die Opfer der Gestapo Wien
Mit: Gerhard Baumgartner (Historiker, DÖW)
Into the City Centrale, Morzinplatz 1
19 Uhr
Einführung in die
Ausstellung
Illusion der Schatten. Eine
fotografische Annäherungen
an das Simon Wiesenthal
Archiv
Mit: Zdená Kolečkova
(Künstlerin), Michaela
Vocelka (Historikerin, Simon
Wiesenthal Archiv)
Galerie Splitter Art
In Kooperation mit: Wien Museum.
Anmeldung erforderlich: www.wienmuseum.at
Anmeldung erforderlich. Aus Sicherheitsgründen ist
die Mitnahme eines Lichtbildausweises erforderlich.
Wir bitten auch um ihr Verständnis, dass die
19 Uhr
Teilnehmer_innen vor dem Einlass in den Stadttempel
Film-Abend und Gespräch
kontrolliert werden. Die Teilnehmer_innenanzahl ist
begrenzt und es ist daher unbedingt eine Anmeldung
Frauen im Widerstand: Women and
unter der E-mail-Adresse
War, Marek Widarski, PL 2005, 60 min.,
[email protected] erforderlich
20.30 Uhr
Performance
The White Elephant Archive, Setting No. 3
Mit: Eduard Freudmann (Künstler)
Theater Nestroyhof Hamakom
So • www.festwochen.at/into-the-city
kultur.arbeiterkammer.at
21.04.15 12:35
Fr 19
Sa 20
16 bis 21 Uhr
Symposium: Performance
/ Vortrag / Lesung /
Diskussion
Umkämpftes Erinnern. Der
Morzinplatz als Gedächtnisort
im Postnazismus
Mit: Renate Höllwart
20 Uhr
(Vermittlerin), Jakob Lena
Film-Abend und Künstler_
Knebl (Künstler_in), Doron
innen-Gespräch
es kann legitim sein, was nicht Rabinovici (Schriftsteller),
Monika Sommer
legal ist, Petra Gerschner,
Michael Backmund, DE 2011, (Historikerin), Nora Sternfeld
(Theoretikerin), Heidemarie
94 min.
Mit: Petra Gerschner, Michael Uhl (Historikerin), Luisa Ziaja
Backmund (Regisseur_innen (Kuratorin), u. a.
und Künstler_innen, es kann Into the City Centrale,
legitim sein, was nicht legal ist) Morzinplatz 1
Konzipiert von schnittpunkt.
Into the City Centrale,
ausstellungstheorie & praxis
Morzinplatz 1
17 Uhr
Präsentation
Initiative Gedenkstätte
stellt sich vor
Mit: Initiative Gedenkstätte
Blinklicht
So 21
11 bis 20 Uhr
Symposium: Vortrag / Diskussion / Rundgang / Workshop
Umkämpftes Erinnern. Der Morzinplatz als
Gedächtnisort im Postnazismus
Mit: Lisa Bolyos (Redakteurin Augustin), Nayari Castillo
(Künstlerin), Eduard Freudmann (Künstler), Petra Gerschner
(Künstlerin), Gabu Heindl (Architektin) / Barbara Hainz,
Lukas Heinz, Juliana Lindenhofer, Manuela Mandl (Student_
innen), Renate Höllwart (Vermittlerin), Jakob Lena Knebl
(Künstler_in), Elke Krasny (Kulturwissenschaftlerin), Martin
Krenn (Künstler), Rena Rädle (Künstlerin, Gedenkprojekt
starosajmiste.info), Isa Rosenberger (Künstlerin), Jörg
Skriebeleit (Historiker), Monika Sommer (Historikerin), Arye
Wachsmuth (Künstler), Luisa Ziaja (Kuratorin), u. a.
Into the City Centrale, Morzinplatz 1
Konzipiert von schnittpunkt. ausstellungstheorie & praxis
22
Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015
• www.festwochen.at/into-the-city
Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015
23
• www.festwochen.at/into-the-city
Spielorte
d
Ru
ol
fs
pl
at
z
kom 
Rudolfspark
9
org
Go
sse
n gasse
6
Seitenstetten
Sc
hw
e
gasse
-K
ai
5
np
lat
z
Nayari Castillo / Jacqueline Goldberg
Eine in Wien geborene Frau, die unterwegs
ihre Spuren verlor
Petra Gerschner / Michael Backmund,
What does memory mean to you?
U1/U4
Schwedenplatz
Martin Krenn / Schülerinnen und Schüler
der Gastgewerbefachschule Judenplatz Wien,
Gedenktafel Hotel Metropole
enst
ma
de
rk
t
Csaba Nemes, Hotel Metropole – eine Zeitleiste
ar
kt
Helmut & Johanna Kandl, Messages Repeated #6
ar
kt
ss
Fi
sc
hh
e
m
Martin Krenn, Sarah Mendelsohn, Lisl Ponger,
Isa Rosenberger, Tim Sharp, Clemens Wihlidal,
Postkartenserie zusammengestellt von Lisl Ponger
of
ga
rM
rn
ar
kt
ue
he
rM
Ba
he
fs
Ausstellungsdauer
29. Mai bis 21. Juni 2015
Donnerstag bis Sonntag, 14 bis 21 Uhr
An Feiertagen geöffnet, Eintritt frei
Kunstwerke im öffentlichen Raum Morzinplatz
und Umgebung sind durchgehend geöffnet
Ra b
se
as
sch
ng
Ho
de
Ho
se
al
eig
Ju
de
e
Ju
n
be
au
Tu
ch
l
e1
3
ass
Jo
ka
n
1 Into the City Centrale
8
Fle
i
Kohlmarkt/Graben

Fes
tw
oc
im henKü Zen
tru
Ak nst
ad
l
m
em erh
ies
tra aus
ß
i
W
rng
z-
au
z
rg
Ste
Fr
an
tz
inpla
Morz
n
Salvato
s es
Sa
de
lv
iv tand
at
h
c
s
or
r
r
a ide
ga
s
n
ss
o
i
W
e
s
t
n au
a
t
e
n sch th
W
e
a
i
i
m
p
R
pli
ku ich es 6–8
ng
Do terre , Alt raße
e rs
)
t
s
s
ö ÖW ger
tra
n
i
ße
(D ppl
Ausstellung / Kunst im öffentlichen Raum / Performance / Musik / Vortrag /
Lesung / Symposium / Diskussion / Workshop / Film / Führungen
lat
a
1
tsp
ga
se
7
l
ch
u
T
on
4
Into the City Cent
rale
Morzinplatz 1
e
ub
D
3
Ro
t
Art 10
rn
as
Ru
p
Splitter
Galerie asse 10
Ste
ag
rec
h
rstie
g
e 1–7
ag
Sa
lzt
as
r tg
Sc
hw
e
im l
oß e
St imm
H
Blink
licht
Vorlaufstraße
de
Fisch
e
2
nz
Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben
S
e
s
ass
e
tz
Fischerstiege
st a
grie
la
se
Ti
ef
Ge
Salz
fsp
Marie
Am
ol
itu
t
ns
sI
A
ien
tW
nstieg
a
he
isctade 7
n
l
Pom Ges
er
Gr
ab
en
Co
di
or
nc
tz
pla
Ru
d
ma
die en
Ha
ür o Wi
f
f
o
h
te p
roy n
tät ta
est020 Wie
ks r Ges
N
n
r
e
de
ate tz 1, 1
6
Ge fer d
Thsetroypla
sse
a
g
p
Ne
O alztor

Li
ch
t
en
ste
t
Ro
g
t
en
St
ef
ur
m
s
an
st
do
ß
ra
e
m
2 Vienna Airport Lines, Wartehaus
Helmut & Johanna Kandl,
Messages Repeated #6/Morzinplatz
3 Mahnmahl für die Opfer
der NS-Gewaltherrschaft
Zsuzsi Flohr / Benjy Fox-Rosen / Eduard
Freudmann / Eva Reinold, schnittpunkt.
ausstellungstheorie & praxis/ Luisa Ziaja,
Gegenstimmen/ Stefan Foidl,
„Was sie unterließ, haben wir getan.“
4 Billboard
Oliver Ressler, Untertauchen
5 Brunnen / Wasserstelle
Nayari Castillo / Jacqueline Goldberg ,
Eine in Wien geborene Frau,
die unterwegs ihre Spuren verlor
6 Litfaßsäule
Isa Rosenberger, Courage
Isa Rosenberger, Courage
7 Baustellen-Container
Pneuma Szöv. / Mobile Albania,
Vorzimmer // Widerstandsgeister
Arye Wachsmuth / Sophie Lillie,
exhibitofcrime. Die Mörder sind unter uns
(Der Mann den ich töten werde)
8 Ruprechtsstiege
Lisl Ponger / Tim Sharp,
Zwischen Judengasse und Morzinplatz
9 Gedenkstätte für die Opfer
der Gestapo Wien
Ernst Logar, Verwandte Erinnerungen
Donnerstag bis Sonntag 14 bis 21 Uhr
10 Galerie Splitter Art
Zdena Kolečková, Illusion der Schatten.
Eine fotografische Annäherung an das
Simon Wiesenthal Archiv
Montag, Dienstag, Mittwoch 12 bis 13.30 Uhr
und 16 bis 17.30 Uhr
Donnerstag und Freitag 12 bis 13.30 Uhr
und 14 bis 21 Uhr
Samstag und Sonntag 14 bis 21 Uhr
11 Dokumentationsarchiv des
österreichischen Widerstandes (DÖW)
Günther Holler-Schuster (Kurator),
Unvergessen. Künstlerische Positionen
aus der Sammlung des DÖW
Montag, Dienstag und Mittwoch 9 bis 17 Uhr
Donnerstag und Freitag 9 bis 21 Uhr
Samstag und Sonntag 14 bis 21 Uhr
DIE BIERKOMPOSITION
AUS DEM HERZEN
WIENS.
Aus »Die tödliche Blume« von Salvatore Sciarrino.
KUNST NICHT OHNE REFLEXION.
Wiener Festwochen nicht ohne unsere Unterstützung.
Feinherb, nussig, süffig:
Ottakringer Wiener Original.
Eine unserer vielen köstlichen Bierspezialitäten.
Otta_WrOriginal_238x173mm_IntotheCity.indd 1
10.04.15 11:24
24
Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben • 28. Mai bis 21. Juni 2015
Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gabriele Anderl,
AutorYno,
Gerhard Baumgartner,
Ruth Beckermann,
Karin Berger,
Irmgard Bibermann,
Aljoscha Biz,
Lisa Bolyos,
Hans Breuer,
Werner Bundschuh,
Nayari Castillo / Jacqueline Goldberg,
Brigitte Entner,
Zsuzsi Flohr / Benjy Fox-Rosen / Eduard Freudmann / Eva Reinold,
Dorothee Frank,
Winfried Garscha,
Gegenstimmen / Stefan Foidl,
Petra Gerschner / Michael Backmund,
Mingo Georgi ,
Karl-Heinz Gober,
Dieter J. Hecht / Eleonore Lappin-Eppel / Michaela Raggam-Blesch,
Gabu Heindl / Barbara Hainz / Lukas Heinz /
Juliana Lindenhofer / Manuela Mandl,
Renate Höllwart,
Günther Holler-Schuster,
Marty Huber,
Initiative Gedenkstätte,
Jazzwerkstatt Wien,
Helmut & Johanna Kandl,
Jakob Lena Knebl,
Zdena Kolečková,
Elke Krasny,
Martin Krenn / Schülerinnen und Schüler der
Gastgewerbefachschule Judenplatz Wien,
Albert Lichtblau,
Ernst Logar,
Sarah Mendelsohn,
Gerhard Milchram,
Maria-Theresia Moritz,
Ariel Muzicant,
Csaba Nemes,
Andreas Peham,
Pneuma Szöv. / Mobile Albania,
Lisl Ponger,
Doron Rabinovici,
Rena Rädle,
Oliver Ressler,
Isa Rosenberger,
Josef Schützenhöfer,
Tim Sharp,
Marianne Schulze,
Ursula Schwarz,
Jörg Skriebeleit,
Monika Sommer,
Nora Sternfeld,
Robert Streibel,
Heidemarie Uhl,
Michaela Vocelka,
Arye Wachsmuth / Sophie Lillie,
Robert Vorberg,
Tina Walzer,
Florian Wenninger,
Marek Widarski,
Clemens Wihlidal,
Walter Zambal,
Luisa Ziaja,
u. a.
Into the
• www.festwochen.at/into-the-city