989 kb - Merck KGaA

Wachstum
gestalten
Hauptversammlung 2015
Bericht von Karl-Ludwig Kley
Vorsitzender der Geschäftsleitung
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Wachstum gestalten
Frankfurt am Main, 17. April 2015
– Es gilt das gesprochene Wort –
Bericht zur Hauptversammlung 2015
herzlich willkommen zur Hauptversammlung von Merck.
Letztes Jahr habe ich Ihnen angekündigt, dass Merck 2014 sein Effizienzprogramm abschließen
wird und dass wir die Weichen wieder verstärkt auf Wachstum stellen. Wir haben versprochen.
Und wir haben geliefert.
Mit unserem Effizienzprogramm erreichten wir bis Ende 2014 Einsparungen von 360 Millionen
Euro. Wir haben mit Sigma-Aldrich die größte Akquisition in der Geschichte unseres Unternehmens
vereinbart. Wir haben AZ Electronic Materials vollständig übernommen und integriert. Und wir
haben ein Entwicklungsabkommen mit Pfizer abgeschlossen, das unseren Eintritt in die Immunonkologie beschleunigen soll.
Über dieses ereignisreiche Jahr werde ich Ihnen nun im Detail berichten. Ich beginne mit den
Zahlen, die unseren Erfolg widerspiegeln.
Der Umsatz ist 2014 um 6% auf 11,3 Milliarden Euro gestiegen. Das organische Wachstum
betrug 4%. Die Gesamterlöse, in denen zusätzlich zum Umsatz noch Lizenz- und Provisionserlöse
enthalten sind, steigerten wir auf 11,5 Milliarden Euro.
Das EBITDA vor Sondereinflüssen, unsere wichtigste Ertragskennzahl, stieg um über 4% auf den
Rekord von 3,4 Milliarden Euro. Dies entspricht einer Marge von 30% vom Umsatz. Der Business
Free Cash Flow lag zwar 12% unter dem Wert des Vorjahres, blieb aber mit 2,6 Milliarden Euro
auf hohem Niveau.
Zu Beginn des Jahres litten wir noch unter negativen Wechselkursen. Dies veränderte sich jedoch
im Jahresverlauf zum Positiven. Insgesamt waren die negativen Effekte aus Währungseinflüssen
mit 2% daher relativ gering.
Gewachsen sind wir vor allem in den Ländern Lateinamerikas und Asiens. Sie sind in der Region
„Emerging Markets“ gebündelt. 80% unseres organischen Wachstums entfiel auf diese Region.
Ihr Umsatzanteil erreichte damit 38%. In Europa stiegen unsere Umsätze um weniger als 1%.
Europa machte damit 35% unserer Umsätze aus. Unser Fokus auf Wachstumsmärkte zahlt sich
also aus.
Unsere Nettofinanzverschuldung hatten wir zu Beginn des Jahres fast komplett zurückgefahren.
Durch die Übernahme von AZ Electronic Materials erhöhte sie sich zwischenzeitlich auf 2,2
Milliarden Euro. Doch bereits zum Jahresende lag sie wieder unter 600 Millionen Euro. Merck hat
2014 einmal mehr die Fähigkeit bewiesen, seine Schulden schnell zu tilgen.
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Der Erfolg des vergangenen Jahres wäre ohne unsere Mitarbeiter nicht möglich gewesen.
Wir haben über 39.000 engagierte Mitarbeiter, die rund um den Globus großartige Arbeit leisten.
Ihnen allen danke ich für ihren Einsatz und ihre Leistung.
Veränderung in der Geschäftsleitung
In den vergangenen Monaten gab es drei Veränderungen in der Geschäftsleitung.
Seit August 2014 bekleidet Marcus Kuhnert die Position des Chief Financial Officer. Er war
zuvor bei der Henkel AG & Co. KGaA tätig, zuletzt als Chief Financial Officer der Sparte Laundry &
Home Care. Herr Kuhnert setzt unsere offene Kommunikation mit dem Kapitalmarkt fort.
Seit Januar dieses Jahres verantwortet Belén Garijo als Mitglied der Geschäftsleitung den Unternehmensbereich Healthcare. Sie bleibt zudem President und CEO von Merck Serono. Dort hat
sie seit 2011 zahlreiche Veränderungen vorangebracht und Weichen für zukünftiges Wachstum
gestellt.
Stefan Oschmann ist seit Januar der Stellvertretende Vorsitzende der Geschäftsleitung. Seine
Zuständigkeit für unser Pharma-Geschäft hat Frau Garijo übernommen. Die Schwerpunkte seiner
Arbeit liegen in der künftigen strategischen Ausrichtung des Unternehmens und unserer Innovationsfähigkeit. Zudem verantwortet er die Konzernfunktionen Strategie, Patente & Scientific
Services sowie Public Affairs & Corporate Responsibility.
Aktie und Dividende
Meine Damen und Herren,
als Merck-Aktionäre hatten Sie im vergangenen Jahr einmal mehr Grund zur Freude. Unser
Papier legte im Jahresverlauf um 20% zu. Ihre Aktien haben damit nicht nur 18 Prozentpunkte
besser abgeschnitten als der DAX. Sie waren auch der Spitzenreiter im Index. Der Höchstkurs
von 2014 wurde Ende November erreicht und lag bei 80,40 Euro. 2015 ging es noch weiter nach
oben. Vor wenigen Tagen erreichte unsere Aktie ein neues Allzeithoch von 111,25 Euro.
Aufgrund der erfolgreichen Entwicklung des Unternehmens wollen wir die Dividende erneut
erhöhen. Dabei müssen wir auch dem Kapitalbedarf für den Abschluss der Sigma-AldrichAkquisitionen Rechnung tragen. Wir schlagen daher vor, die Dividende um 5 Cent auf 1,00 Euro
je Aktie anzuheben.
Unsere Geschäfte entwickelten sich 2014 durchgehend gut.
Bericht zur Hauptversammlung 2015
Merck Serono
Merck Serono ist unser Geschäft für verschreibungspflichtige Medikamente. Der Umsatz ist 2014
organisch um 4% auf 5,8 Milliarden Euro gewachsen. Die Gesamterlöse gingen dagegen um 1%
zurück. Dies hatten wir erwartet. Der Grund waren niedrigere Lizenzerlöse, die wir für Humira®,
Avonex® und Enbrel® erhalten haben. Das EBITDA vor Sondereinflüssen ging daher ebenfalls
leicht auf 1,8 Milliarden Euro zurück.
Unser umsatzstärkstes Medikament ist unverändert Rebif®. Es wird zur Behandlung der Multiplen
Sklerose eingesetzt. Dies ist ein hart umkämpfter Markt mit zunehmender Konkurrenz durch oral
verabreichte Medikamente. Dennoch konnten wir die Position von Rebif® verteidigen und den
Umsatz stabil halten. In Nordamerika, dem wichtigsten Markt für Rebif®, stiegen die Umsätze
sogar leicht.
Das Krebsmedikament Erbitux® erreichte ein organisches Wachstum von 6%. Besonders beachtlich war das organische Wachstum von 18% in den Schwellenländern.
Das Therapiegebiet Fruchtbarkeit erzielte die stärksten Umsatzsteigerungen im Merck-SeronoPortfolio. Dazu hat wesentlich unser größtes Produkt in diesem Therapiegebiet, Gonal-f®,
beigetragen, dessen Umsatz organisch um 9% wuchs. Wir sind und bleiben Weltmarktführer im
Bereich der Fruchtbarkeitsbehandlungen.
Auch unsere „Klassiker“ bleiben wichtig. Der Betablocker Concor® erreichte ein organisches
Wachstum von 8%. Euthyrox®, zur Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen, wuchs sogar um
24%. Dagegen schloss Glucophage®, das zur Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt wird,
das Jahr mit einem organischen Rückgang von 1%. Dies ist auf Lieferschwierigkeiten in Europa
zurückzuführen.
Wir denken zunehmend auch über Medikamente hinaus. So haben wir 2014 eine neue
RebiSmart™-Injektionshilfe und die Software MSdialog für die Behandlung von Multipler Skle­
rose vorgestellt. Damit werden Datum und Dosis der Injektion drahtlos übertragen und an den
behandelnden Arzt weitergeleitet. In Zukunft können Ärzte so mehr Zeit für Patientengespräche
nutzen, denn die grundlegenden Daten haben sie bereits. Auch für Patienten mit Wachstumsstörungen gibt es mit dem easypod™ und dem Softwaresystem easypod™ connect solch eine
Applikationshilfe.
Die Forschungsquote von Merck Serono erhöhte sich 2014 auf 23%. Wir konzentrieren unsere
Forschung auf die Bereiche Onkologie, Immunonkologie, Immunologie und Neurologie.
In der Onkologie macht Evofosfamide Fortschritte, auch bekannt als TH-302. Zwei Phase-IIIStudien laufen, um unter anderem die Wirksamkeit bei Bauchspeicheldrüsenkrebs zu untersuchen.
Außerdem haben wir gemeinsam mit Sysmex Inostics einen Bluttest für Darmkrebspatienten
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entwickelt. Damit kann festgestellt werden, welche Patienten von einer Therapie mit Erbitux®
profitieren würden.
Das Onkologie-Projekt Sym004 haben wir dagegen eingestellt. Auch die Entwicklung von
Plovameracetat und Ceralifimod in der Neurologie haben wir beendet, da sie unsere Kriterien
nicht mehr erfüllten. Wir konzentrieren uns auf andere Wirkstoffe.
Zweifelsfrei die größte Neuigkeit des Jahres betraf die Immunonkologie. Dort suchen wir nach
Wegen, um das menschliche Immunsystem für den Kampf gegen Krebs zu nutzen. Unser Antikörper Avelumab ist dabei vielversprechend. Im November gaben wir bekannt, dass wir für seine
Entwicklung und Vermarktung künftig mit dem Pharmaunternehmen Pfizer zusammenarbeiten
werden. Wir werden die relevanten Studien zu Avelumab gemeinsam durchführen.
Neben rund 680 Millionen Euro für unsere Zusage erhalten wir von Pfizer das gemeinsame
Vermarktungsrecht für das Krebsmedikament Xalkori®. Im zweiten und dritten Quartal dieses
Jahres werden wir mit der gemeinsamen Vermarktung in den USA, Kanada, Japan und fünf
europäischen Ländern beginnen. Das bedeutet für uns auch Zugang zum großen amerikanischen
Onkologie-Markt. Dort war Merck bisher nicht vertreten.
Diese Allianz sorgte für internationale Aufmerksamkeit. Zu Recht. Denn die schlagkräftige Forschung, Entwicklung und weltweite Vermarktung, die mit dieser Allianz möglich werden, öffnen
uns viele neue Möglichkeiten im Bereich der Onkologie. Zum anderen ist die Vereinbarung auch
ein Zeichen dafür, dass die Ergebnisse unserer Forschung wieder internationale Anerkennung
finden.
Consumer Health
Consumer Health, unser Geschäft für rezeptfreie Medikamente, ist organisch um 5% gewachsen
und erzielte Umsätze von rund 800 Millionen Euro. Die Wachstumsstrategie zeigt Erfolge.
Wir nennen die Strategie 3x3. In jedem Land, in dem Consumer Health aktiv ist, wollen wir mit
mindestens drei führenden Produktmarken vertreten sein. Und wir wollen dort einen Marktanteil
von mindesten 3% erreichen.
2014 wurden zahlreiche neue Produkte eingeführt. In Deutschland beispielsweise Nasivin®
mentholfrisch oder eine neue Formulierung der Vigantoletten®. In Großbritannien waren die
Vitaminpräparate Perfect7® der Marke Seven Seas® erfolgreich. Sie wurden von den Kunden der
Drogeriekette Boots mit dem Preis für das beliebteste neue Produkt 2014 ausgezeichnet.
Bericht zur Hauptversammlung 2015
Performance Materials
Die Umsätze von Performance Materials wuchsen im vergangenen Jahr um 25% auf 2,1 Milliarden
Euro. Ein Grund war solides organisches Wachstum. Zudem stiegen die Umsätze durch den Kauf
von AZ Electronic Materials. Das EBITDA vor Sondereinflüssen verbesserte sich um 15% auf rund
900 Millionen Euro.
Auf der letzten Hauptversammlung berichtete ich Ihnen von der Übernahme von AZ, einem
führenden Anbieter von Materialien für die Elektronikindustrie. 2014 haben wir AZ und seine
1.100 Mitarbeiter erfolgreich integriert.
Die AZ-Produkte finden sich in integrierten Schaltkreisen, Flachbildschirmen und Leuchtdioden.
Sie ergänzen unser bestehendes Portfolio von Performance Materials perfekt. Zudem stammten
mehr als drei Viertel der AZ-Umsätze von Produkten, die in ihren jeweiligen Märkten führend
sind. Wir können Kunden nun eine noch breitere Produktpalette von Hightech-Materialien
präsentieren.
Auch unsere Flüssigkristalle hatten ein erfolgreiches Jahr. Merck ist und bleibt der weltweite Marktund Technologieführer bei Flüssigkristallmischungen. Da wo wir sind, ist vorn. Wir profitieren von
der ungebremsten Nachfrage nach hochwertigen und großflächigen Ultra-HD-Fernsehern. Wie
in den vergangenen Jahren wurde das größere Absatzvolumen jedoch teilweise durch Preisverfall
aufgezehrt.
Die gestiegene Nachfrage nach Displays mit organischen Leuchtdioden sorgte für ein erfreuliches
Wachstum bei unseren OLED-Materialien.
Auch unser Geschäft mit Pigmenten konnte organisch leicht wachsen. Besonders das Effekt­
pigment Xirallic®, das in hochwertigen Autolacken eingesetzt wird, war gefragt.
Unsere wichtigsten Kunden für Flüssigkristalle und Hightech-Materialien sind führende
Elektronik­hersteller. Diese sind fast ausschließlich in Asien beheimatet. Performance Materials
erwirtschaftete daher 74% seines Umsatzes in der Region Emerging Markets.
China wird immer wichtiger, nicht nur als Absatzmarkt. Mittlerweile erwirtschaftet Performance
Materials mehr Umsatz in China als in Japan. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Natürlich wird es
zunehmend auch Konkurrenz durch chinesische Wettbewerber geben. Dem setzen wir Innovation
und Kundennähe entgegen. Im Dezember 2013 haben wir deshalb ein Flüssigkristall-Zentrum in
Schanghai eingeweiht.
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Merck Millipore
Merck Millipore ist unser Geschäft für Produkte und Lösungen für die Life-Science-Industrie.
Hier erzielten wir 2014 ein organisches Plus von knapp 5%. Damit stiegen die Umsatzerlöse auf
2,7 Milliarden Euro. Das EBITDA vor Sondereinflüssen stieg um 3% auf rund 700 Millionen Euro.
Die Geschäftseinheit Process Solutions hilft Pharma- und Biotech-Unternehmen dabei, Arznei­
mittel sicher und effizient zu entwickeln und herzustellen. 2014 waren besonders unsere Filtra­
tionssysteme erfolgreich, ebenso wie Produkte zur Aufreinigung und Sterilisation.
In der Geschäftseinheit Lab Solutions liefen Produkte für die Laborwasseraufbereitung gut.
Die Umsätze der Geschäftseinheit Bioscience blieben stabil. Hier konnte eine geringere Nachfrage
nach Antikörpern durch Zellanalyseprodukte kompensiert werden.
Auch 2014 hat Merck Millipore zahlreiche neue Produkte auf den Markt gebracht. Dazu gehörten
neue Steritest™-Symbio-Pumpen. Mit ihnen kann die Keimfreiheit von Arzneimitteln einfach,
sicher und zuverlässig überprüft werden. Die Pumpen erfüllen die strengsten Anforderungen für
pharmazeutische Tests.
Unsere SmartFlare™ RNA-Sonden wurden von der renommierten Zeitschrift R&D Magazine
als eines der 100 technisch fortschrittlichsten Produkte des letzten Jahres prämiert. Mit diesen
Sonden können Forscher in Echtzeit ermitteln, welche Gene die Funktion einer lebenden Zelle
steuern. Damit ergeben sich neue Möglichkeiten, die Entstehung und Behandlung von Krankheiten zu untersuchen.
Das Life-Science-Feld ist ein Wachstumsmarkt der Zukunft. Wir wollen diese Zukunft mitgestalten.
Deshalb gaben wir im September unsere Pläne bekannt, das amerikanische Life-Science-Unter­
nehmen Sigma-Aldrich zu übernehmen. Dies wäre die größte Übernahme in der Geschichte von
Merck. Und ein Meilenstein für unser Life-Science-Geschäft.
Die Aktionäre von Sigma-Aldrich haben im Dezember zugestimmt. Die amerikanische Kartellbehörde hat uns grünes Licht gegeben. Nun fehlen noch einige kartellrechtliche Freigaben aus
anderen Märkten. Wir sind jedoch weiterhin zuversichtlich, die Übernahme Mitte des Jahres
abschließen zu können.
Diese Übernahme ist ein Glücksfall. Jedem, der in der Life-Science-Industrie arbeitet, ist SigmaAldrich als Goldstandard bekannt. Das Unternehmen bietet eine große Anzahl hochwertiger
Produkte, die unser Portfolio optimal erweitern würden. Zudem verfügt Sigma-Aldrich über die
führende internetbasierte Verkaufsplattform der Branche. Ein Großteil der Produkte kann dort
einfach und schnell online bestellt werden.
Durch den Zukauf von Sigma-Aldrich würden wir eines der führenden Unternehmen in der
Life-Science-Industrie werden. Zudem würden wir unsere Präsenz in dem enorm wichtigen
Bericht zur Hauptversammlung 2015
nordamerikanischen Markt stärken. Mit dieser Akquisition festigt Merck dauerhaft seine Position
in einem zentralen Zukunftsmarkt.
Der Kapitalmarkt hat positiv auf unsere Ankündigung reagiert. Unser Aktienkurs stieg zeitweise
um über 8%. Anleger und Analysten wissen: Unsere gute finanzielle Basis und unser starker
Cashflow sorgen dafür, dass wir diese Transaktion stemmen können. Und dass wir damit die
Basis für langfristig profitables Wachstum legen.
Ausblick 2015
Meine Damen und Herren,
2014 war ein gutes Jahr für Merck. Wir sind in allen vier Geschäften erfolgreich gewachsen.
Wichtiger noch: Wir haben Weichen gestellt, um unser künftiges Wachstum zu gestalten.
Durch die Kooperations-Vereinbarung mit Pfizer hat unser Pharmageschäft die Möglichkeit, im
zukunftsträchtigen Forschungsfeld Immunonkologie erfolgreich zu sein. Die geplante Übernahme
von Sigma-Aldrich wird unser Life-Science-Geschäft auf eine neue Basis stellen. Und durch
die Übernahme und Integration von AZ haben wir Performance Materials gestärkt. Mit anderen
Worten: Wir sind 2014 nicht nur gewachsen; wir haben unsere Wachstumsplattformen für die
Zukunft gestärkt und ausgebaut.
Dies spiegelt sich in unserer künftigen Struktur wider. Wir berichten ab sofort in drei Unternehmensbereichen: Healthcare, Life Science und Performance Materials. Healthcare umfasst die
Geschäfte von Merck Serono, Consumer Health, Allergopharma und Biosimilars. Life Science
beinhaltet Merck Millipore und bietet Raum für die Übernahme von Sigma-Aldrich. Performance
Materials ist unser bekanntes Geschäft mit Displaymaterialien, Pigmenten und neuen Materialien, nun ergänzt durch AZ.
Am 19. Mai präsentieren wir Ihnen erstmals Quartalszahlen in der neuen Struktur. Dann geben
wir auch eine detaillierte Prognose bekannt.
Bisher ergeben die konjunkturellen Aussichten für 2015 ein gemischtes Bild. Europa hat sich noch
immer nicht aus der Krise befreit. Hier erwarten wir auch in diesem Jahr nur niedrige Wachstumsraten. In den USA geht es jedoch bergauf.
In Europa und den USA wird das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP kontrovers dis­
kutiert. Ich verfolge die deutsche Debatte dazu mit Sorge. Sie ist hauptsächlich von Angst vor
einem übermächtigen Amerika geprägt. Dabei wird übersehen: Wir sind ebenbürtige Partner.
Besonders wenn Europa geschlossen auftritt. Wir können unsere Interessen selbstbewusst
durchsetzen.
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Dieses Abkommen ist für Europa, besonders für Deutschland, eine große Chance. Unter­nehmen wie Merck würden von harmonisierten Regeln profitieren, beispielsweise in der Arznei­
mittel­zulassung. Verbraucher würden durch niedrigere Preise Geld sparen. Und als die größten
Wirt­­schaftsmächte könnten die USA und Europa mit TTIP internationale Standards durchsetzen,
bevor es andere tun. Denn Europa und die USA sind längst nicht mehr der Nabel der Welt.
Die Welt ändert sich. Auch bei Merck werden die Schwellenländer 2015 den größten Anteil des
Umsatzwachstums ausmachen. Dazu gehört auch China. Selbst wenn das Wachstum geringer
ausfällt als in den vergangenen Jahren, hat China noch immer beachtliche Zuwachsraten. Wir
setzen daher weiter auf unsere Präsenz in China.
Regionale Instabilität wird auch 2015 ein Risikofaktor bleiben. Die politische Situation in Russland und der Ukraine trifft uns aufgrund des geringen Umsatzanteils und der Struktur unserer
Geschäfte weit weniger als andere deutsche Unternehmen. Gleiches gilt für den arabischen
Raum. Risiken bestehen unverändert in Argentinien und Venezuela.
Die Schwellenländer entwickeln sich sehr unterschiedlich. Eine Zusammenfassung in die Region
„Emerging Markets“ ist daher nicht mehr zeitgemäß. Wir werden ab sofort in einer neuen regionalen Struktur berichten: Europa, Nordamerika, Lateinamerika, Asien-Pazifik sowie Naher Osten
und Afrika.
Von den Weltmärkten wird 2015 also keine Balance zu erwarten sein. Von Merck dagegen
schon. Unsere drei Unternehmensbereiche sind gut für die Zukunft gerüstet. In vielen unserer
Produktfelder sind wir Markt- und Innovationsführer. Und das nicht nur in einer Branche.
Unsere Unternehmensbereiche sind breit aufgestellt, sodass wir auch in einem wechselhaften
Wirtschaftsumfeld bestehen können. Unser Wachstumsmodell ist also auch für 2015 und
darüber hinaus intakt.
Anders als in den vergangenen Jahren erwarten wir 2015 Rückenwind durch Wechselkurseffekte.
Wichtige Währungen werteten gegenüber dem Euro auf. Zudem wird sich die Übernahme von AZ
auch 2015 positiv auswirken. Insgesamt erwarten wir somit für das laufende Jahr einen leichten
Anstieg des Umsatzes, des EBITDA vor Sondereinflüssen und des Business Free Cash Flow.
Sollte die Übernahme von Sigma-Aldrich wie geplant zur Jahresmitte vollzogen werden, wird
das Wachstum höher ausfallen. In diesem Fall rechnen wir beim Umsatz mit zweistelligen
Wachstumsraten. Auch das EBITDA vor Sondereinflüssen und der Business Free Cash Flow würden
gegenüber 2014 sehr stark steigen.
Auf diesen guten Aussichten ruhen wir uns jedoch nicht aus, im Gegenteil. Wir arbeiten daran,
die Zukunft von Merck zu gestalten und nachhaltig abzusichern.
Bericht zur Hauptversammlung 2015
Ausblick Healthcare
Bei Healthcare werden 2015 erhebliche Anstrengungen in die Immunonkologie fließen. Wir
wollen unsere Allianz mit Pfizer nutzen, um auf diesem Forschungsgebiet eine starke Position
aufzubauen. Der Fokus liegt auf Avelumab. Ein Schlüssel zum Erfolg wird dabei Geschwindigkeit
sein. Denn auch Wettbewerber sind in der Immunonkologie aktiv. Bis zu 20 Studien sollen dieses
Jahr starten, unter anderem für Nierenkrebs und Blasenkrebs. Sechs davon sind zulassungsrelevant. Eine erste Phase-III-Zulassungsstudie bei Lungenkrebs wurde bereits initiiert.
Unsere bestehenden Medikamente werden wir natürlich nicht vernachlässigen. Wir wollen unsere
Marktführerschaft im Bereich Fruchtbarkeitsmedizin ausbauen. Auch in unseren anderen Therapie­
gebieten erwarten wir eine positive Entwicklung. Diese wird besonders von anhaltendem Wachstum in Asien und Lateinamerika getrieben.
Eine Ausnahme bildet Rebif®. Für dieses Produkt erwarten wir, wie bereits in der Vergangenheit
angekündigt, besonders starken Konkurrenzdruck. Wir gehen davon aus, dass in den Hauptmärk­
ten Nordamerika und Europa die Umsätze zurückgehen werden. Doch auch wenn orale Konkurrenzpräparate praktischer sind, ist Rebif® unverändert ein wertvolles Mittel zur Behandlung
der Multiplen Sklerose. Viele Patienten haben jahrelang gute Erfahrungen mit Rebif® gemacht.
Und durch die RebiSmart™-Injektionshilfe und die Software MSdialog bieten wir kontinuierliche
Innovationen für Ärzte und Patienten.
Consumer Health wird die 3x3-Strategie weiter umsetzen. Wir stärken in diesem Zusammenhang
unsere Verkaufsorganisation, um die Vermarktung unserer Produkte zu verbessern. Die gesamte
Markenfamilie der Vigantoletten® wird im Jahresverlauf von Merck Serono in das Portfolio von
Consumer Health transferiert und dort das Angebot an Vitamin-Präparaten ergänzen.
Unsere Anstrengungen beim Aufbau eines Biosimilars-Portfolios zeigen Früchte. Die ersten
Phase-III-Studien werden zum Ende dieses Jahres und zum Beginn von 2016 starten. Somit
ist unser Biosimilars-Geschäft auf einem guten Weg, mehr Menschen weltweit den Zugang zu
hochwertigen Biopharmazeutika zu ermöglichen.
Unser Allergopharma-Geschäft baut seine Arbeit zur Erforschung und Vermarktung von AllergieTherapien weiter aus. 2016 soll die Produktion in Reinbek bei Hamburg erweitert werden. Wir
werden dann über zusätzliche Kapazitäten zur Herstellung von Präparaten gegen Heuschnupfen
oder allergisches Asthma verfügen.
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Ausblick Life Science
Unser Unternehmensbereich Life Science beschäftigt sich dieses Jahr intensiv mit der Übernahme
von Sigma-Aldrich und der Planung der Integration. Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir noch nicht
alle kartellrechtlichen Freigaben erhalten. Wir müssen uns daher an einen streng regulierten
Prozess halten. Auf der nächsten Hauptversammlung werde ich Ihnen mehr zu diesem Thema
sagen können.
Doch auch das laufende operative Geschäft treiben wir voran. Unser Ziel ist es, unseren Anteil am
Life-Science-Markt in den USA auszubauen. Außerdem arbeiten wir daran, uns auf die besonderen Bedürfnisse von Biopharmazeutika-Produzenten in Schwellenländern einzustellen. Dieser
wachsenden Kundengruppe möchten wir zielgerichtete und ganzheitliche Lösungen anbieten.
Besonders in China wollen wir unsere Präsenz stärken.
Darüber hinaus investieren wir weiter in Forschung und Entwicklung, um Kunden ständig inno­
vative Produkte anbieten zu können. Mitte des Jahres werden wir einen Bioreaktor aus der
Mobius®-Reihe mit einem Volumen von 2.000 Litern vorstellen. Diese Größe ist besonders für
den Biosimilars-Markt interessant und hilft unseren Kunden dabei, ihre Produkte schneller zur
Marktreife zu bringen.
Wir wollen auch eine neue Generation des Muse®-Zellanalysesystems auf den Markt bringen.
Das Muse® Auto CD4 bietet viele Möglichkeiten zur biowissenschaftlichen Diagnostik, einschließlich zum Nachweis von AIDS.
Ausblick Performance Materials
Performance Materials wird auch 2015 daran arbeiten, unsere Marktführerschaft bei Flüssig­
kristallen zu verteidigen. Wir müssen dabei mit dem rapiden Tempo der Elektronikindustrie
mithalten. Heute liegt die Lebensdauer einer Flüssigkristallmischung bei unter drei Jahren. Daher
forschen wir kontinuierlich an Lösungen, die unsere Kunden morgen und übermorgen in Displays
umsetzen können.
Dass uns dies gelingt, zeigt der Erfolg unserer UB-FFS-Technologie (Ultra-Brightness Fringe Field
Switching). Das ist ein neuer Schaltmodus, mit dem die Lichtdurchlässigkeit von Displays um
15% erhöht wird. Der Vorteil: Das Display verbraucht bei besserer Bildqualität weniger Strom.
Mobile Geräte können also länger betrieben werden. UB-FFS wird bereits in vielen Smartphones
und Tablet-PCs eingesetzt.
Unsere Expertise bei Flüssigkristallen nutzen wir auch für andere Anwendungsgebiete. Mit Flüssig­
kristallen lässt sich zum Beispiel die Licht- und Wärmedurchlässigkeit von Fenstern regulieren.
Im Sommer bleibt es so angenehm kühl, im Winter wird die Heizung unterstützt. Im Juli haben
Bericht zur Hauptversammlung 2015
wir das niederländische Unternehmen Peer+, den Spezialisten dieser sogenannten SmartWindow-Technologie, übernommen. Die Pilotproduktion der Fenster läuft auf Hochtouren. Auf
der Fachmesse „BAU“ in München haben wir unsere Flüssigkristall-Fenster vorgestellt und sind
auf enormes Interesse gestoßen. Im Einsatz sind diese Fenster bereits in der Fassade unseres
modularen Innovationszentrums in Darmstadt.
Auch unsere Pigmente entwickeln wir beständig weiter. Unser Erfolgsprodukt Xirallic® haben
wir 2014 durch eine neue Generation, genannt Xirallic® NXT, erweitert. Das erste Pigment, das
dunkelgraue Xirallic® NXT Panthera Silver, ist seit April auf dem Markt.
Im Geschäftsbereich Integrated Circuit Materials sind die meisten der Produkte von AZ gebündelt.
Hier stehen zahlreiche neue Produkte vor der Marktreife. Dazu gehören Lösungen für Kunden aus
der Halbleiterindustrie, um ihre Produktion einfacher und kostengünstiger zu machen.
Unsere Transformation
Meine Damen und Herren,
seit acht Jahren berichte ich Ihnen über die Veränderungen bei Merck. Wir haben in diesen Jahren
viel erreicht.
Merck ist heute ausgezeichnet aufgestellt. Wir präsentieren Ihnen gute Zahlen. Wir schmieden
Deals, die in Leuchtbuchstaben am New Yorker Times Square gezeigt werden. Zwischen April 2007
und April 2015 ist der Kurs Ihrer Aktien um fast 130% gestiegen.1
Wer hätte das vor den Veränderungen der vergangenen Jahre gedacht? Unsere Pharma-Pipeline
war ausgetrocknet. Mehrere große Forschungsprojekte mussten ergebnislos abgebrochen
werden. Das Laborgeschäft war zu klein, um konkurrenzfähig zu sein. Allein die Flüssigkristalle
hielten das Unternehmen über Wasser.
Die Veränderung der vergangenen Jahre ist kein Zufall. Sondern das Ergebnis einer lang angelegten Transformationsstrategie.
Wir haben die richtigen Menschen in wichtige Positionen im Unternehmen geholt. Mit Programmen wie „Bewahren. Verändern. Wachsen“ und vor allem „Fit für 2018“ haben wir uns neu
aufgestellt. Merck ist effizienter, schneller und flexibler geworden.
Entscheidend war auch der Umbau des Portfolios. Wir haben das Generika-Geschäft verkauft,
ebenso wie kleinere Teilgeschäfte. Und haben dann gezielt zugekauft. Die Übernahme von Millipore hat unser Life-Science-Geschäft gestärkt und wettbewerbsfähig gemacht. Nur so sind wir
heute in der Lage, Sigma-Aldrich zu übernehmen. Dank der Übernahme von Serono kann unser
127,44% (Xetra) zwischen 30. April 2007 und 10. April 2015.
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Pharmageschäft international mithalten. Ein Abkommen wie unseres mit Pfizer wäre vor einigen
Jahren für Merck nicht denkbar gewesen.
Heute sind wir in unseren drei Unternehmensbereichen Healthcare, Life Science und Performance
Materials stark aufgestellt. Ob bei Fruchtbarkeitsbehandlungen, probiotischen Vitaminen, Flüssigkristallen, Effektpigmenten oder Chromatographie-Produkten – wir sind Weltmarktführer in hoch
spezialisierten Bereichen.
Und wir stehen in den Startlöchern für weiteres Wachstum. Denn wir haben nicht nur starke
Unternehmensbereiche etabliert, sondern Innovations- und Wachstumsplattformen. In allen
unseren Geschäften können wir nun aus eigener Kraft wachsen.
Innovationszentrum
Die entscheidende Rolle für die weitere Entwicklung von Merck wird Innovation spielen. Deshalb
steht Innovation im Zentrum unserer Pläne für die neu gestaltete Unternehmenszentrale in
Darmstadt.
Innovation wird nicht durch einzelne Forscher erreicht, die alleine im stillen Kämmerlein forschen. Innovation ist eine Mannschafts-Disziplin. Innovative Potenziale werden erst in offenen
Prozessen, in Partnerschaften, Allianzen und Vernetzung freigesetzt. Dieser Art von Zusammenarbeit wollen wir im Innovationszentrum nicht nur Raum, sondern auch ein kreatives Umfeld
geben. Dort sollen die Ideen zu disruptiven Technologien für morgen und übermorgen entstehen.
Dieser Fokus auf Innovation ist uns so wichtig, dass wir nicht auf ein neues Gebäude warten
wollten. Deshalb steht in Darmstadt bereits ein temporäres, modulares Innovationszentrum.
Die ersten Projektteams nehmen in Kürze die Arbeit auf.
Bericht zur Hauptversammlung 2015
Von Herzen ein Original
Meine Damen und Herren,
Unsere Mitarbeiter arbeiten rund um den Globus dafür, Patienten ein besseres Leben zu ermöglichen und unseren Kunden optimale Produkte und Lösungen anzubieten. Wie ich Ihnen heute
berichten konnte, tun sie das mit großem Erfolg.
Viele unserer Mitarbeiter sind stolz auf ihre Arbeit bei Merck. Wir haben eine Webseite eingerichtet,
auf der Mitarbeiter zeigen können, warum sie „Von Herzen ein Merck-Original“ sind.
Hier drei Beispiele:
• Dave Godlewski aus den USA findet: „Originale sind authentisch, bahnbrechend und echt.
Wenn man Teil eines Unternehmens ist, das all diese Dinge vereint – wie kann man etwas
anderes als stolz sein?“
• Von Soledad Romero aus Madrid stammen die Sätze: „Wenn ich Rechnungen bearbeite oder
Anrufe beantworte […], bin ich Teil des Wunders der Wissenschaft im menschlichen Leben.
[Das Wunder,] Paaren dabei zu helfen, Eltern zu werden. Medizinische Lösungen für schreckliche Krankheiten zu entwickeln. Eine Hoffnung für Familien zu sein.“
• Und Robert André aus Darmstadt schreibt: „Ich bin stolz darauf, in einem Familienunternehmen tätig zu sein, in dem Tradition und Innovation gelebt wird[. U]nd dazu kann man mit
seiner Arbeit auch noch anderen Menschen helfen.“
Unsere Mitarbeiter sind stolz auf Merck. Zu Recht. Sie zeigen, was in uns steckt. Und was uns
antreibt: Der Anspruch, Großes möglich zu machen.
Merck ist bestens aufgestellt, um diesem Anspruch in den nächsten Jahren weiter gerecht zu
werden. Wir setzen diese Entwicklung fort, im Einklang mit unseren Werten, unseren Traditionen
und unserer Offenheit für Veränderung. Diese Mischung hat uns zu dem gemacht, was wir
heute sind: Ein innovatives Hightech-Unternehmen, erster Ansprechpartner für unsere Kunden
und respektiert in der Gesellschaft. Wir gestalten Innovation. Wir gestalten Wachstum.
Sie, liebe Aktionäre, bitte ich, uns auf diesem Weg zu begleiten. Schenken Sie uns weiter Ihr
Vertrauen. Es wird sich weiter lohnen.
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Merck
Group Communications
64271 Darmstadt
E-Mail: [email protected]
www.merck.de