CONTE XT #4 2015 Mehr Erfolg im Beruf AN DER GRENZE Wie es der Wirtschaft geht 50% Bund soll Weiterbildung finanzieren DANIEL JOSITSCH Über die Schweiz und Europa CONTEXT – April 2015 Profitieren Sie als Mitglied von Vergünstigungen für RailAway Veranstaltungs-Kombis. sbb.ch/veranstaltungen Die besten Veranstaltungen. Reisen Sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu Ihrer Lieblingsveranstaltung und profitieren Sie dank den RailAway-Kombi-Angeboten von ermässigten ÖV-Billetten und teilweise reduzierten Eintrittstickets oder attraktiven Zusatzleistungen. Egal ob Musicals, Festivals, Messen, Sportevents oder Ausstellungen, RailAway hat für jeden Geschmack das passende Angebot. Lassen Sie sich auf sbb.ch/veranstaltungen inspirieren. Kombi-Angebot: 50% auf die ÖV-Fahrt Informationen: sbb.ch/openairsg Paul Gauguin. Bis 28. Juni 2015, Fondation Beyeler, Riehen/Basel Mit Paul Gauguin (1848–1903) präsentiert die Fondation Beyeler einen der berühmtesten und faszinierendsten Künstler überhaupt. Rund 50 Meisterwerke Gauguins aus internationalen Privatsammlungen und renommierten Museen lassen die Ausstellung zum Kulturhöhepunkt des Jahres werden. Kombi-Angebot: 10% auf die ÖV-Fahrt und 10% auf den Eintritt Informationen: sbb.ch/gauguin Disney The Lion King. Bis 16. August 2015, Musical Theater Basel Erleben Sie das Original Broadway-Musical erstmals auch in der Schweiz. Lassen Sie sich begeistern von packenden afrikanischen Rhythmen und dem warmen Zauber der Serengeti. 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Im Interview 12 analysiert er die Lage der Schweiz, 6 die Beziehungen zu Europa und wie er sich auch im Ständerat für Verbands anliegen engagieren würde. 12// Bereits seit längerem fordern wir mehr Geld für Absolventinnen und Absolventen von Weiter bildungen in der Höheren Berufsbildung. Nun geht es in Bern in die Endrunde – und wir liegen gut im Rennen. 18// 4 – BÜRO INTERNATIONAL 24 – PRAKTIKUM Egio, Griechenland Wann es Sinn macht 11 – FACILITY MANAGERIN 26 – RATGEBER Begeistert von Immobilien Beruf und Beratung / Bildung / Recht / Psychologie / Tipps 15 – FRAG DEN CHEF Kolumne von Rinaldo Dieziger 16 – PENSIONSKASSEN 28 – KURZ Aktuelles aus dem Verband Analyse der aktuellen Situation 29 – IMPRESSUM 22 – PORTFOLIO WORKING 30 – CARTOON Eine Alternative? Von Ruedi Widmer 23 – HÜGLI Kolumne von Franziska Hügli CONTEXT – April 2015 4 BÜRO INTERNATIONAL EGIO, GRIECHENLAND Paraskevi Kanelli arbeitet in der Einkaufsabteilung der Firma G. Kallimanis SA, die tiefgekühlte Fische und Meeresfrüchte verkauft. Chrissi Wilkens STECKBRIEF GRIECHENLAND Einwohner Egio: 21 255 Einwohner Griechenland: 10 775 557 Arbeitslosenquote: 26% Durchschnittseinkommen: zwischen 1245 und 1465 Euro brutto pro Monat Wichtigste Exportartikel: Speisen und Getränke, Fertigwaren, Erdölprodukte, Chemikalien, Textilien Hatten Sie als Kind einen Traumberuf? Nein, aber ich wollte gerne einen Beruf ausüben, der auch eine gemeinnützige Funktion hat. Ich wollte insbesondere kleinen Kindern oder Waisen helfen. Was arbeiten Sie? Seit einem Jahr arbeite ich in der Einkaufsabteilung der Firma G. Kallimanis SA. Sie hat eine führende Rolle auf dem griechischen Markt und verkauft tiefgekühlte Fische und Meeresfrüchte. Ich bin verantwortlich für den Import von Rohstoffen und Fertigwaren aus Drittländern wie China, Indien, Afrika und Südamerika. Ich bin ausserdem zuständig für die Bankverfahren, zum Beispiel die Ausstellung von Akkreditiven und für die Zollabfertigung von Waren und die Verwaltung der Zolllager der Firma. In den vergangenen vier Jahren war ich auch in der Planung tätig. Welche Ausbildung haben Sie gemacht? Ich habe ein Chemie-Studium an der Universität Patras in Griechenland abgeschlossen und dann an der TU München ein managementorientiertes betriebswirtschaftliches Aufbaustudium zur WirtschaftsChemikerin gemacht. Welche Qualitäten sind in Ihrem Beruf gefragt? Mein Beruf erfordert organisatorische Fähigkeiten, gute Pla- CONTEXT – April 2015 nung und Gelassenheit bei der Krisenbewältigung. Woran stören Sie sich? An der politischen und wirtschaftlichen Lage Griechenlands, die den Bürgerinnen und Bürgern keine Stabilität gewährleistet. Hinzu kommt das unzulängliche Gesundheits- und Bildungssystem in Griechenland – nicht nur das ein Mangel, der die Zukunft der nächsten Generation sicherlich beeinträchtigen wird. Da ich durchschnittlich neun Stunden am Tag arbeite, habe ich nicht genug Zeit für meine Kinder. Ich wünsche mir, ich könnte mehr Zeit mit ihnen verbringen. Wie oft machen Sie Ferien? Wir haben das Glück, in einer Küstenstadt in der Provinz zu leben, wo das Meer nur zehn bis fünfzehn Fahrminuten entfernt ist und wir den ganzen Sommer das Meer geniessen können. Als Familie machen wir Urlaub auf den Ionischen Inseln, aber nicht jedes Jahr. Würden Sie gern mehr verdienen oder sind Sie zufrieden? Ich könnte mit mehr Geld weniger Stress haben und mir mehr materielle Güter leisten. Aber Sachen, die für mich wichtig sind wie Gesundheit und familiäres Glück, kann man nicht mit Geld kaufen. Können Sie Geld auf die Seite legen? Schon vor der Krise in Griechenland habe ich immer ein wenig Geld gespart. Und auch jetzt während der Krise versuche ich immer einen festen Betrag zu sparen. Die Löhne sind natürlich aufgrund der Besteuerung und der Gehaltskürzungen reduziert. Ich versuche also, entsprechend weniger auszugeben, soweit das eben möglich ist, damit mir noch ein wenig Geld für den Sparstrumpf bleibt. Waren Sie jemals arbeitslos? Nein. U nmittelbar nach meinem Master-Abschluss in München arbeitete ich zwei Jahre als Unternehmensberaterin bei KPMG Consulting in Athen und danach acht Jahre bei Kraft Foods International in der Athener Schokoladenfabrik als Verantwortliche für den Einkauf von Rohstoffen und die Produktionsplanung. Ich habe dann zur Kallimanis gewechselt – einem Familienunternehmen in der kleinen Stadt Egio, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Was soll aus Ihren Kindern einmal werden? Ich habe eine sechsjährige Tochter und einen vierjährigen Sohn. Diese sind eindeutig das wertvollste Kapitel in meinem Leben. Jeden Tag versuche ich, die beste Mutter der Welt für die beiden zu sein und ihnen die Werte und das Wissen zu vermitteln, damit sie sich frei und glücklich fühlen. 5 Τα πολυτιμότερα όμως αγαθά για μένα όπως η υγεία και η οικογενειακή ευτυχία δεν αγοράζονται με χρήματα. Űbersetzung: Aber Sachen, die für mich wichtig sind wie Gesundheit und familiäres Glück, kann man nicht mit Geld kaufen. STECKBRIEF PARASKEVI KANELLI Zivilstand: Verheiratet Alter: 39 Wohnform: Wohnt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in einer Eigentumswohnung Wohnort: Egio CONTEXT – April 2015 6 WIRTSCHAFTSRAUM BASEL STARKER FRANKEN, STOTTERNDE WIRTSCHAFT Die Abkoppelung des Frankens vom Euro hat die Aussichten der Schweizer Wirtschaft verdüstert – zumindest vorübergehend. Besonders gross sind die Sorgen in Grenzregionen wie Basel, wo die Nachbarländer und deren Geschäfte mit tiefen Preisen locken. Michael Gasser Pino Covino D er erste Schock ist ver daut, doch die Unsi cherheit hat sich nicht verflüchtigt. Und das, obschon Oliver Adler, Chefökonom Schweiz bei der Credit Suisse, neuerdings nicht mehr an eine Rezession, sondern wieder an einen moderaten Anstieg der schweize rischen Wirtschaftsleistung fürs 2015 glaubt. Als Thomas Jordan, Vorsteher der Schweizerischen Nationalbank, Mitte Januar verkündete, den EuroFranken-Kurs nicht länger bei 1.20 zu stabilisieren, herrschte an der Schwei zer Börse zunächst Chaos und Ungläu bigkeit. Und sogar die internationale Finanzwelt schaute für kurze Zeit ge bannt auf das ökonomische Treiben in der Schweiz. Auch in der Region Basel dauerte es nicht lange, bis die ersten Negativmel dungen die Runde machten. Als Reakti on auf den wachsenden und durch den starken Franken weiter begünstigten Einkaufstourismus, gab etwa der Detail händler Manor bekannt, 150 Stellen am Basler Hauptsitz streichen zu wollen. MEHR STUNDEN Die insbesondere auf den Euroraum ausgerichtete Gebäudetechnologiefir ma Sauter verzichtete zwar auf Entlas sungen, lässt ihre 370 Angestellten in Basel jedoch seit Anfang April – und das geplante 15 Monate lang – 44 statt 40 Stunden arbeiten; dies in Absprache mit der Arbeitnehmerkommission. Die CONTEXT – April 2015 Manor Rechtsform: Aktiengesellschaft, gehört zur Manor Gruppe der Maus Frères Holding mit Sitz in Genf Gründung: Das erste Warenhaus wurde 1902 in Luzern unter dem Namen «Léon Nordmann» eröffnet. Branche: Detailhandel Eigenmarken: Yes or No, Avant Première, JJBenson und Maddison Leitung: Bertrand Jungo (CEO) Mitarbeitende: rund 10 400, davon ca. 1200 in Basel Jahresumsatz: 2,72 Milliarden Franken Zusammenarbeit mit dieser sei sehr eng, erklärt CEO Werner Karlen auf An frage. «Die Erhöhung der Arbeitszeit wurde von der Kommission im Wissen mitgetragen, dass der Schritt zu einer Verbesserung der finanziellen Situation des Werkes in Basel beiträgt.» Auf den 1. Mai angekündigt ist zudem eine Lohnkürzung von fünf Prozent, die ab einem Einkommen von 3750 Franken zum Tragen kommt und laut Karlen so lange gilt, «bis das Werk in Basel wieder aus der Verlustzone ist». Beim Zahnimplantathersteller Strau mann ist Vergleichbares im Tun. Die Basler Firma, die schweizweit gut 780 Mitarbeitende inklusive 220 Grenzgän ger beschäftigt, tätigt 95 Prozent ihres Geschäftes im Ausland und erwirt schaftet 40 Prozent des Umsatzes in Euro. Entsprechend stark leidet das Ge schäft unter dem hohen Frankenkurs. Deshalb haben sich auch erstaunliche 96 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Straumann bei einer Umfrage damit einverstanden erklärt, künftig weniger zu verdienen. Während die Geschäftsleitung eine Einbusse von 25 Prozent akzeptiert hat, müssen Ange stellte ohne Kaderfunktion fortan mit einem fünf Prozent geringeren Gehalt auskommen. Die Zustimmung der Belegschaft sei so deutlich ausgefallen, weil diese einen nochmaligen Stellenabbau wie im Jahre 2013 vermeiden wollte, erklärt Mark 7 «Grenzgänger sind wegen des Wechselkurses verunsichert.» Hill, Mediensprecher von Straumann. «Die Mitarbeitenden haben verstanden, dass der grösste Kostenblock die Perso nalkosten sind und bleiben.» Von der Idee, die beschäftigten Grenzgänger – auf freiwilliger Basis – neu in Euro zu bezahlen, hat man bei Straumann wie der Abstand genommen. Nicht weil das Vorgehen gegen das Gesetz verstossen hätte, sondern wegen mehrheitlich ne gativer Reaktionen der Belegschaft, wie Hill betont. «Wir haben zur Kenntnis genommen, dass viele Grenzgänger aufgrund des unsteten Wechselkurses bereits genügend Unsicherheit verspü ren.» LOHNKÜRZUNGEN PER E-MAIL Bereits jetzt in Euro statt in Franken be zahlt werden hingegen die Angestellten auf den Schiffen der Viking River Cruises: Mitte Januar kündigte die seit 2013 in Basel domizilierte Reederei den Schritt ohne Konsultationsverfahren per E-Mail an. Wer sich der Umstellung auf Euro-Löhne verweigerte, die einer Lohnkürzung von rund 13 Prozent gleichkam, hatte mit der Kündigung zu rechnen. Inzwischen sei es mindestens zu vier Entlassungen gekommen, sagt Nick Bramley, Sekretär der schweizeri schen Sektion der Seefahrtsgewerk Straumann Holding AG Rechtsform: Aktiengesellschaft Gründung: 1954 Branche: Pharmatechnik Produkte: Zahnimplantate Leitung: Marco Gadola (CEO), Gilbert Achermann (VR-Präsident) Mitarbeitende: rund 2400, davon 780 in der Schweiz Jahresumsatz: 710 Millionen Franken schaft Nautilus. Die Viking River Cruises mit einer Gesamtbelegschaft von 2000 Angestellten betreibt alleine in Westeuropa 40 Kreuzfahrtschiffe, die unter Schweizer Flagge unterwegs sind. «Der Firma geht es alles andere als schlecht», so Bramley. Das zeigt sich nicht nur daran, dass diese die äusserst erfolgreiche britische TV-Serie «Down ton Abbey» sponsert, sondern auch an den momentanen Investitionen gros sen Stils: Alleine diesen März sollen 18 neue Schiffe in Betrieb genommen wor den sein. Trotz heftiger Proteste gedenkt das Management der Viking River Cruises nicht, den Entscheid rückgän gig zu machen. Und streitet auch ab, dass die Massnahme mit dem Beschluss der Nationalbank zusammenhängt, den Franken vom Euro zu entkoppeln. «Nautilus hat aufgrund des Konflikts über 70 neue Gewerkschaftsmitglieder gewinnen können», erklärt Bramley und gibt zu verstehen, dass man sich weiterhin gegen das Vorgehen der Vi king River Cruises wehren wird. «Wir haben einen langen Atem.» WENIGER NEUE FIRMEN Ob sich die 1997 gegründete Reederei in norwegischem Besitz, die keine Me dienanfragen beantwortet, auch heute Sauter Rechtsform: Aktiengesellschaft Gründung: 1910 Branche: Gebäudeautomation, Haustechnik Produkte: u.a. Raumsensorik, Thermostate, Druckschalter Leitung: Werner Karlen (CEO), Marc Jacquet (VR-Präsident) Mitarbeitende: rund 2250, davon 370 in Basel Jahresumsatz: 400 Millionen Franken (2013) CONTEXT – April 2015 8 WIRTSCHAFTSRAUM BASEL «Am Ende steht bisweilen ein Stellenabbau» Die Basler Regierung sorgt sich um die Zukunft des regionalen Wirtschaftsraums. Vor allem, wenn es nicht gelingen sollte, die durch den starken Franken erhöhten Produktionskosten zu kompensieren, sagt Christoph Brutschin. Wie viele Firmen haben denn bis heute Kurzarbeitsentschädigung beantragt? Bis Mitte März haben in Basel-Stadt drei Firmen mit insgesamt 14 Mit arbeiterinnen und Mitarbeitern Kurzarbeit angemeldet. Diese wur de auch bewilligt. Michael Gasser Context: Herr Brutschin, als die Nationalbank Mitte Januar bekannt gab, die Untergrenze von 1.20 Franken gegenüber dem Euro nicht länger zu verteidigen, stand plötzlich das Wort Wirtschaftskrise im Raum. Bedroht schienen insbesondere die Grenzregionen. Verschieben nun Firmen ihren geplanten Umzug nach Basel, oder haben schon erste Unternehmen angekündigt, den Kanton zu verlassen? Christoph Brutschin: Sofortige Wegzüge oder aufgeschobene Zuzü ge sind nicht bekannt. Dies war aber auch nicht zu erwarten. Wir rech nen mit mittel- bis gar langfristigen negativen Auswirkungen, sofern es nicht gelingt, die höheren Produkti onskosten zu kompensieren, etwa durch zusätzliche Produktivität. Ent scheidend wird natürlich auch sein, wo sich der Frankenkurs stabilisiert. Das Konjunkturforschungsinstitut Bakbasel ging nach Aufhebung der Eurountergrenze davon aus, dass die Wirtschaftsleistungen um 0,2 Prozent schrumpfen. Mittlerweile glaubt man jedoch wieder an ein Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozent fürs laufende Jahr. Ist die Lage also gar nicht so schlimm wie ursprünglich gedacht? Der Franken-Euro-Kurs liegt momen tan deutlich über der Parität, nachdem er ja auch schon einiges darunter lag. Je näher der Kurs langfristig bei 1.20 Fran ken bleibt, desto kleiner wird der nega tive Einfluss auf das Wirtschaftswachs tum sein. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass das importierende Ge werbe und deren Kunden von Preisre CONTEXT – April 2015 Schaut man sich um, dann wird zu den altbekannten Rezepten Stellenabbau, Lohnkürzungen oder Kurzarbeit gegriffen. Gäbe es aus Sicht des Kantons noch andere Mittel, um der aktuellen Situation zu begegnen? Die meisten Firmen versuchen, die Produktivität zu erhöhen. Dies kann etwa mit rationelleren Pro duktionsverfahren geschehen. Am Ende dieser Massnahmenreihe steht bisweilen leider auch ein Stel lenabbau. duktionen profitieren können. Bei spielsweise haben die Autokäufe in den letzten Wochen merklich zugenom men. Die Verschlechterung der Lage kann, wie bereits gesagt, mittel- bis langfristig und schleichend eintreten. Dies lässt sich nicht in einer kurzfristi gen BIP-Prognose ablesen. Einige in Basel ansässige Firmen wie Straumann oder Sauter haben die Löhne kürzen lassen, und bei Manor soll es zu einem Abbau von 150 Stellen kommen. Wir standen oder stehen mit diesen und weiteren Unternehmen in Kontakt. Dabei verstehen wir sehr gut, dass sich einige Firmen wegen der Frankenstärke – oder besser gesagt wegen der Euro schwäche – grossen Herausforderungen gegenübersehen. Dabei müssen sie auch schmerzhafte Massnahmen ins Auge fassen. Vereinzelt war zu hören, dass sich der starke Franken auch auf die Forschung auswirken könnte. Bei den meisten Firmen ist die For schung langfristig ausgelegt. Sie unter liegt daher weniger den kurzfristigen Schwankungen. Aber natürlich verteu ert sich auch die Schweizer Forschung. Da diese aber als sehr wertschöpfend gilt, dürfte die Verteuerung eher zu ver kraften sein. Langfristig wird aber der Werkplatz Schweiz generell teurer, was für alle Wirtschaftsbereiche erschwe rend sein wird. ZUR PERSON CHRISTOPH BRUTSCHIN ist seit 2009 Mitglied des Regierungsra tes des Kantons Basel-Stadt und steht dem Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt vor. 9 «Die Konkurrenz im Ausland ist nochmals günstiger geworden.» nochmals für den Standort Basel ent scheiden würde, ist ungewiss. Fest steht hingegen, dass es einiges aufwendiger geworden ist, neue Firmen nach Basel zu locken. «Wir beobachten, dass an siedlungswillige Kunden aus dem EURaum ihre Investitionspläne kritisch überdenken oder sogar zurückstellen», sagt Adrian Stettler, interimistischer Geschäftsführer von BaselArea, der Wirtschaftsförderung für die beiden Basler Halbkantone, das aargauische Fricktal sowie den Kanton Jura. Es bestehe vermehrter Erklärungs bedarf und seit längerer Zeit müsse man zusätzliche Überzeugungsarbeit für das «Produkt» Wirtschaftsstandort Schweiz leisten, betont Adrian Stettler. «Wir verzeichnen aktuell jedoch keinen massiven Einbruch in den Ansied lungszahlen oder der Menge der Anfra gen für Neuprojekte.» Auch zu den heu tigen Rahmenbedingungen fänden sich noch genügend Unternehmen, die be reit seien, in der Region Basel zu inves tieren. Weniger zuversichtlich äussert sich Gabriel Barell, Direktor des Gewerbe Schwere Zeiten für das Basler Gewerbe Die Credit Suisse rechnet damit, dass der Einkaufstourismus im laufenden Jahr erneut anwächst – und zwar um gut zehn Prozent. Das würde einem Volumen von 5,5 Milliarden Franken entsprechen, das Schweizerinnen und Schweizer fürs Shoppen auf der ande ren Seite der Grenze aufwenden. Eine Entwicklung, die sich beispielsweise auch negativ auf den Umsatz von Bas ler Kleidergeschäften auswirkt. Die Betreiber von Innenstadt-Boutiquen wie Tonja oder Anouk preisen ihre Kollektionen deshalb mit Eurorabat ten von bis zu 15 Prozent an. Das Konzertlokal Z7 in Pratteln (BL) versucht es ebenfalls mit einem Preisnachlass: Weil das Gros der ge buchten Bands in Euro entlöhnt wird, entsteht ein kleiner Währungsge winn, den man ans Publikum weiter verbandes Basel-Stadt. Der deutlich überbewertete Franken habe je nach Branche einschneidende Wirkungen. «Diese sind oft erst mit einer zeitlichen Verzögerung sichtbar, da viele KMU zu erst einmal versuchen, mit den ver schlechterten Rahmenbedingungen zu kutschieren.» Unmittelbar betroffen seien etwa der Detailhandel, die Gastro nomie und die Export-Wirtschaft. «Die reicht. Die Eintrittspreise können da durch um circa zehn Prozent gesenkt werden. «Solange der Euro nicht wie der auf 1.20 Franken ansteigt, bleibt dem auch so», lässt die Medienstelle des Musiktempels wissen. Während der Basler Schriftsteller und Buchhändler Matthyas Jenny das Handtuch wirft und seine Bachletten Buchhandlung auf Ende September schliesst, will es die Konkurrenz vom Labyrinth nochmals wissen. Der La den wird laut Geschäftsführer Mat thias Staub neu aufgestellt. Doch was, wenn der Euro erneut an Wert ver liert? «Aufgrund seiner Kosten und tiefen Marge müssen wir so oder so immer wieder über die Bücher.» Für Staub wäre es bereits ein grosser Er folg, wenn das Geschäft fortan kosten deckend betrieben werden könnte. Konkurrenz jenseits der Grenze, die schon zuvor längere Spiesse und damit vorteilhaftere Preise hatte, ist auf einen Schlag nochmals günstiger geworden.» Im Vergleich zur ausländischen Kon kurrenz seien die Basler KMU zudem mit deutlich mehr Vorschriften und Ab gaben belastet. weiter Seite 10 ANZEIGE SERVICES CONSULTING ENGINEERING DATACENTERS Managed clOud & OutsOurcing services geprüfte Qualität: isae 3402 typ ii Eine zuverlässige IT ist heute ein Muss und bestimmt zentral über den Geschäftsnutzen jedes Unternehmens. Da die IT jedoch meistens nicht zu deren Kernkompetenzen gehört, sollten die anspruchsvollen und vielfältigen Aufgaben sinnvollerweise an einen kompetenten IT Partner übertragen werden. Zahlreiche Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen verlassen sich darum täglich auf die langjährige Erfahrung und die ausgewiesenen Spezialisten von iSource. Einige wichtige Leistungen im Überblick: - ICT Outsourcing für KMU mit Managed Cloud Services aufbauend auf den Architekturbereichen IT-Infrastruktur (IaaS), Anwendungsplattformen (PaaS) und Business-Applikationen (SaaS) - Integration von Cloud- und Private-CloudAngeboten für den Desktopbereich (DaaS) - Transparente Abrechnung der effektiv bezogenen Leistungen - Sichere Datenhaltung in der Schweiz durch den Betrieb von drei Hochverfügbarkeits-Rechenzentren - Konzeption, Realisierung und Betrieb von hochverfügbaren und Disaster-Recoveryfähigen Lösungen - Professionelle Beratung in den Bereichen Business-Impact-Analyse (BIA), BusinessContinuity-Planung und -Management iSource AG | Sägereistr. 24 | 8152 Glattbrugg Tel. 044 809 97 00 | www.isource.ch YOur it Heartbeat CONTEXT – April 2015 10 WIRTSCHAFTSRAUM BASEL Viking River Cruises Rechtsform: Aktiengesellschaft Gründung: 1997 Branche: Tourismus Produkte: Flusskreuzfahrten Leitung: Torstein Hagen (CEO und Verwaltungsratspräsident) Mitarbeitende: rund 1700 Jahresumsatz: 190 Millionen Franken IN BASEL EINKAUFEN Deshalb wünscht sich Barell vom Kan ton «entfesselt» zu werden – etwa durch Abbau von Bürokratie und Sistierung oder Abschaffung von Gebühren. Wer in Deutschland oder Frankreich ein kaufen gehe, der säge am Ast, auf dem wir alle sitzen, sagt er. «Die Basler Be völkerung schätzt es, dass die hiesige Wirtschaft gute Löhne zahlt, Arbeits plätze anbietet und die Jungen ausbil det. Konsequenterweise wäre es nichts als fair, dass alle, die nicht jeden Rappen umdrehen müssen, diese Geschäfte auch berücksichtigen», so Barell. Was spricht denn trotz starkem Franken weiterhin für den Standort Ba sel? «Das attraktive städtische Umfeld. Der öffentliche Verkehr ist gut ausge baut, die Wege sind kurz und die Viel falt der Geschäfte ist – noch – gross.» WAS SAGT DAS GESETZ? ANZEIGE «Ihr Aus- und Weiterbildungsinstitut IKP: wissenschaftlich – praxisbezogen – anerkannt» Dr. med. Y. Maurer Berufsbegleitende, anerkannte Weiterbildungen mit Diplomabschluss: Dipl. Körperzentrierte(r) Psychologische(r) Berater(in) Psychosoziale Beratungskompetenz kombiniert mit Körperarbeit (Erleben und Erfahren über den Körper), Entspannungsübungen, Sinnfindung, Ressourcenstärkung. Optional mit eidg. Dipl. (3 Jahre, SGfB-anerkannt) Info-Abend: 23. Juni in Zürich Dipl. Ernährungs-Psychologische(r) Berater(in) IKP Humanistische Psychologie: Sie lernen, Menschen mit Ernährungsproblemen ganzheitlich in ihrer aktuellen Lebenssituation zu beraten und eignen sich fundiertes Ernährungsfachwissen an. Optional mit eidg. Diplomabschluss. (2 bzw. 4 Jahre, ASCA- und SGfB-anerkannt) Info-Abend: 20. August in Zürich Dipl. Partner-, Paar- und Familienberater(in) IKP Ganzheitliche systemische Psychologie und Coaching-Tools rund um Beziehungsprobleme. Optional mit eidg. Dipl. (1,5 bzw. 3 J., SGfB-anerk.) Info-Abend: 2. Juni in Zürich Ausbildungsinstitut IKP, ZH und BE Seit 30 Jahren anerkannt CONTEXT – April 2015 Die gesetzliche Vorschrift zur Lohn zahlung in Art. 321b OR stellt auf die vertragliche Vereinbarung ab. Ist im Arbeitsvertrag der Lohn in Franken vereinbart, ist diese Regelung verbindlich und eine Lohnzahlung in Euro nicht zulässig. Umgekehrt ist es also möglich, im Vertrag die Lohnzahlung in Euro vor zusehen. Da ein Lohn auch variabel vereinbart und die Höhe des Lohnes an bestimmte Faktoren geknüpft werden kann, ist es an sich denkbar, den Lohn in Abhängigkeit eines Wechselkurses fest zulegen. Unklar ist allerdings, inwieweit darin eine unzulässige Überwälzung des Unternehmensrisikos erblickt würde. Nicht gestattet ist, aufgrund auslän discher Staatsangehörigkeit oder aus ländischen Wohnsitzes die Lohnzahlung in Euro vorzusehen, wenn es sich um EU-Bürgerinnen und -Bürger handelt. Das Personenfreizügigkeitsabkommen der Schweiz mit der EU v erbietet nämlich eine Diskriminierung von EUBürgern. Demzufolge können Schweizer Mitarbeitende nicht in Franken und Grenzgängerinnen und Grenzgänger in Euro entlöhnt werden, da letztere dadurch schlechter gestellt würden. Ein Gericht im Kanton Basel-Landschaft hat bereits vor einigen Jahren festge stellt, dass sich eine solche unterschied liche Behandlung nicht rechtfertigen lässt. Will ein Unternehmen aufgrund einer schwierigen wirtschaftlichen Lage Löhne reduzieren, stellt dies eine Vertragsände rung dar, welche der Zustimmung der betroffenen Mitarbeitenden bedarf. Eine sofortige Änderung ohne deren Einver ständnis ist dabei nicht möglich. Vielmehr muss der Arbeitgeber die geltende Kün digungsfrist einhalten (vorbehältlich einer spezifischen Krisenregelung in einem GAV). Nimmt ein Mitarbeiter bei einer Än derungskündigung die Offerte mit einem tieferen Lohn nicht an, wird das Arbeits verhältnis auf Ende der Kündigungsfrist aufgelöst. Im Falle einer solchen Ände rungskündigung ist der zeitliche Kündi gungsschutz nach Art. 336 c OR zu be achten. Wird der betroffene Mitarbeiter etwa während der Kündigungsfrist krank, führt dies zu einer Verlängerung der Kün digungsfrist. Ist zudem eine Vielzahl von Mitarbeitenden betroffen, kann dadurch der Tatbestand einer Massenentlassung erfüllt sein, bei welcher ein Arbeitgeber den vorgesehenen Verfahrensablauf einhalten und insbesondere ein Konsul tationsverfahren durchführen muss. Rainer Mössinger, Leiter Rechtsdienst beim Kaufmännischen Verband Schweiz ICH BIN ... 11 ...Facility Managerin Simone Fürer, 27, interessiert sich für komplexe Liegenschaften. Sie hat an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Facility Management studiert. Rolf Murbach «I mmobilien faszinieren mich. Ich habe mich deshalb nach Lehre, Berufsmittelschule und einigen Jahren Berufserfahrung für den Bachelorstudiengang Facility Management mit Vertiefung Immobilien Management entschieden, den ich in diesem Frühjahr abschliessen werde. Die ersten drei Semester habe ich berufsbegleitend studiert, danach Vollzeit. 60 Prozent arbeitete ich als Senior Assistentin Erbschaft und Steuern bei der St. Galler Kantonalbank. Das Studium habe ich als sehr spannend erlebt, breit und praxisbezogen. Neben den Grundlagenfächern wie BWL, Financial Accounting oder VWL beschäftigten wir uns unter anderem mit Gebäudeinstandhaltung, Werk- und Baustoffen, Corporate Real Estate Management, Immobilienentwicklung oder Psychologie. Facility Manager müssen Immobilien und deren Nutzer verstehen, technische, logistische und bauliche Infrastruktur bereitstellen sowie in der Lage sein, komplexe Gebäude zu verwalten und zu bewirtschaften. In meiner Bachelorarbeit habe ich eine Analyse über die Verwendung des Kapitals im Erneuerungsfonds durchgeführt, wobei ich 15 Stockwerkeigentumsliegenschaften verglichen habe. Lehrreich war das halbjährige Praktikum im vierten Semester. Ich war bei einem Büro-Neubau eines Versicherungskonzerns für die Organisation der Signaletik zuständig. Ich kümmerte mich um die Zuordnung der Netzwerk-Verkabelung von über 2400 Arbeitsplätzen. Dazu musste ich die Aufträge koordinieren, mit Architekten kommunizieren, auf der Baustelle die Arbeiten kontrollieren und eine dazugehörige Datenbank betreuen.» CV 2004-2007 Lehre als Kauffrau, St.Galler Kantonalbank AG (SGKB) 2007-2013 Assistentin Privatkunden, Beraterin Privatkunden, Senior Assistentin Erbschaften und Steuern bei der SGKB 2009-2011 Berufsmittelschule (berufsbegleitend) 2012-201 5 Bachelor Informationen studiengang Facility Management an der zum Beruf: ict-berufsbildung.ch Z ürcher Hochschule für Angewandte Wissen schaften 2014 Praktikum bei der Zürich Versi cherungs-Gesellschaft AG CONTEXT – April 2015 12 INTERVIEW «Wir unterstützen unsere Mitglieder in unsicheren Zeiten» Rolf Murbach Reto Schlatter ZUR PERSON DANIEL JOSITSCH ist Professor für Strafrecht, Nationalrat und Präsident des Kaufmännischen Verbandes Schweiz. Er kandidiert im Herbst für einen Zürcher Sitz im Ständerat. CONTEXT – April 2015 Viele wollen nicht zur Kenntnis nehmen, dass wir auf die bilateralen Verträge mit der EU angewiesen sind, sagt Daniel Jositsch. Context: Nach der Aufhebung des Euromindestkurses haben die Firmen verschiedene Massnahmen ergriffen: Lohnkürzungen, Kurzarbeit, Lohnzah lung in Euro, Stellenabbau. Halten Sie diese Massnahmen für gerechtfertigt? Daniel Jositsch: Zum Teil blieb den Unternehmen keine andere Wahl, insbesondere in der Exportindustrie und im Tourismus. Ihre Produkte und Dienstleistungen wurden auf einen Schlag um 20 Prozent teurer. Die Einsparungen gehen da auch zulasten der Arbeitneh- merinnen und Arbeitnehmer. Wichtig ist, dass die Betriebe Massnahmen ergreifen, die sie schnell wieder rückgängig machen können, wenn sich die Konjunktur erholt, wie wir das nach der Finanzkrise 2008 erlebt haben. Und ich hoffe, dass die Unternehmen fair bleiben, also keine Massnahmen ergreifen, um unter dem Deckmantel der aktuellen Krise ihren Gewinn zu optimieren. Deshalb ist auch die Sozialpartnerschaft so wichtig. Unser Verband gewährleistet mit den Gesamtarbeitsverträgen, dass 13 solche Massnahmen in einem fairen Rahmen ablaufen. Müssen wir uns auf anhaltende wirtschaftlich schwierige Zeiten einstellen? Ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld haben wir ja seit der Bankenkrise 2007/2008. Dennoch ist es der Schweiz in den vergangenen Jahren recht gut gelaufen. Die Wirtschaft boomte, und es wurden Arbeitsplätze geschaffen. Es zeichnet die Schweizer Wirtschaft aus, dass sie sich meist relativ schnell auf neue Situationen einstellen kann. Nun habe ich aber den Eindruck, dass wir uns Probleme zum Teil selber schaffen, insbesondere was die Beziehung zu Europa betrifft. Zum starken Frankenkurs: Dieser ist eine Konsequenz der wirtschaftlichen Stärke unseres Landes. Man darf eigentlich einen Kurs nicht an eine andere Währung anbinden. Ein Kurs liegt immer irgendwo. Wenn man keine Schwankungen will, dann will man in letzter Konsequenz keine eigene Währung. Die Aufhebung des Mindestkurses war aus Ihrer Sicht also notwendig? Auf jeden Fall. Es war schon fragwürdig, einen Mindestkurs festzulegen. Wenn wir eine eigene Währung wollen, dürfen wir den Franken nicht an den Euro anbinden – das entspricht faktisch einer Übernahme des Euro. Die Nationalbank hatte damals einen Mindestkurs festgesetzt, um die Wirtschaft zu stützen. Der Franken war sehr schnell erstarkt und vor allem die Exportwirtschaft litt darunter. Als temporäre Massnahme war das Festlegen eines Mindestkurses daher legitim. Man liess der Wirtschaft Zeit, um sich auf die neue Situation einzustellen. Aber dreieinhalb Jahre Anbindung an den Euro war meines Erachtens zu lang. Die Unternehmen haben sich darauf eingestellt und viele dachten, das würde so bleiben. Entsprechend überrumpelt waren sie durch den Entscheid der Nationalbank. Das andere grosse Thema ist die Beziehung der Schweiz zu Europa. Sie haben es angesprochen. Wir sind verunsichert, wie es nach der Annah me der Masseneinwanderungsinitia tive weitergehen soll. Was heisst: Wir schaffen uns Probleme zum Teil selber? Wir haben die bilateralen Verträge mit der Europäischen Union. Das ist eine äusserst komfortable Situation, obwohl es natürlich auch Probleme gibt. Die Verträge regeln und vereinfachen die Wirtschaftsbeziehungen mit unserem grössten Handelspartner. Natürlich ist der Volksentscheid zu respektieren, aber mir scheint, wir sind daran, das «Ich hoffe, dass wir die bilateralen Verträge retten können.» Kind mit dem Bade auszuschütten, indem wir die Bilateralen aufs Spiel setzen. Ich hoffe sehr, dass wir diese Verträge retten können. Ich befürchte allerdings, dass dies nicht so einfach sein wird. Wenn wir diese Verträge verlieren, wird unsere Wirtschaft in eine sehr schwierige Situation geraten. Der Bundesrat wird nun mit der EU verhandeln. Die EU hält an der Personenfreizügigkeit fest. Die Schweiz will die Zuwanderung selber steuern. Wie schätzen Sie einen Verhandlungserfolg ein? Das ist tatsächlich eine Knacknuss, und es gibt wenig Spielraum. Die Europäische Union wird kaum ein Vertragswerk ohne Personenfreizügigkeit akzeptieren. Es ist höchstens denkbar und zu hoffen, dass die EU der Schweiz entgegenkommt und ihr eine Personenfreizügigkeit mit flankierenden Massnahmen zugesteht. Das Volk müsste dann aber nochmals darüber abstimmen. Wir werden uns entscheiden müssen, ob wir aus den Bilateralen aussteigen wollen, um die Masseneinwanderungsinitiati- ve rigoros umzusetzen, oder ob uns die Bilateralen wichtiger sind. Es gibt meines Erachtens eine fatale Fehleinschätzung in unserem Land. Ich bin der Überzeugung, dass wir mehr auf diese Verträge angewiesen sind, als es die EU ist. Das wirtschaftliche Wachstum, das wir bis anhin hatten, ist ohne diese Verträge längerfristig kaum möglich. Nationalkonservative Kreise reden die Bedeutung der Bilateralen klein, setzen die Unabhängigkeit der Schweiz über alles und verbreiten eine antieuropäische Stimmung. Eine Umfrage hat gezeigt, dass insbesondere Junge und Welsche skeptisch sind gegenüber den bilateralen Verträgen – auch wenn eine Mehrheit der Schweizer Bevölke rung laut Umfrage nach wie vor für dieses Vertragswerk ist. Nochmals: Die Folgen sind schmerzhaft, wenn wir diese Verträge aufgeben. Viele Arbeitsplätze würden verschwinden. Und es wird sehr viel schwieriger sein, mit der Europäischen Union neue bilaterale Verträge auszuhandeln. Wir haben damals dieses Vertragswerk mit nur wenigen Ländern abgeschlossen. Heute sind es viel mehr Länder, die neue Verträge unterzeichnen müssten. Viele dieser EU-Mitglieder haben nur ein geringes Interesse an der Schweiz, da sie mit uns keine bedeutenden Handelsbeziehungen unterhalten. CONTEXT – April 2015 14 INTERVIEW «Die Wirtschaft ist nun vermehrt auf inländische Arbeitskräfte angewiesen.» Die Frankenkrise gibt uns einen Vorgeschmack darauf, was es bedeutet, wenn ein Teil der Wirtschaft in Schwierigkeiten gerät. Könnte das eine künftige Abstimmung zugunsten der Bilateralen beeinflussen? Wir haben ein demokratisches System. Das Volk entscheidet, was es will. Wenn sich die Bevölkerung gegen bilaterale Verträge mit Europa entscheidet, muss man das akzeptieren. Man sollte sich einfach bewusst sein, welches die Konsequenzen sind. Mich erinnert die Situation ein wenig an die Diskussion rund um den Flughafen Zürich. Wir hätten einen guten Staatsvertrag mit Deutschland gehabt. Wir sagten, wir wollen einen besseren. Nun haben wir keinen. Unser nördlicher Nachbar bestimmt, wie viele Anflüge er über seinem Gebiet toleriert, und wir haben dazu nichts zu sagen. Viele Arbeitnehmende sind verunsi chert wegen der Krise. Was tut der Kaufmännische Verband für seine Mitglieder? Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kaufmännischen Verbandes unterstützen die Mitglieder durch Beratung, zum Beispiel in juristischen Fragen bei einer Entlassung. Oder sie engagieren sich beim Ausarbeiten von Sozialplänen. Und wir beraten Stellensuchende in Laufbahnfragen und unterstützen CONTEXT – April 2015 sie beim Finden einer neuen Anstellung. Wichtig dabei ist die Bereitschaft zur Weiterbildung. Viele ehemalige Bankangestellte zum Beispiel müssen sich neu orientieren, weil es ihre Stellen nicht mehr gibt. Der Verband bietet hier mit seinen Schulen ein hervorragendes Weiterbildungsangebot. Der Kaufmännische Verband enga giert sich auch politisch. Wir setzen uns für starke Gesamtarbeitsverträge ein. Und wir engagieren uns für eine bessere Stellung von älteren Arbeitnehmenden, die teilweise diskriminiert werden, und für die Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt. Auch für flexible Arbeitszeitmodelle wie Teilzeit oder Home Office setzt sich der Verband ein. In vielen Branchen haben wir einen Fachkräftemangel. Nach der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative ist die Wirtschaft nun auf inländische Arbeitskräfte angewiesen. Die Unternehmen sind zwangsläufig offener für Teilzeitmodelle und sie sind auf erfahrene Arbeitnehmer 50 plus angewiesen. Darüber spricht man schon lange. Und doch hört man von vielen älteren Arbeitnehmenden, dass sie keine Stelle finden, weil sie zu teuer und angeblich zu wenig flexibel sind. Zudem würden Firmen ohnehin jüngere und formbare Mitarbeiter bevorzugen. Begnügen sich die Firmen mit Lippenbekenntnissen? Die Haltung vieler Arbeitgeber hat sich geändert, weil sie gemerkt haben, dass sie Fachkräfte künftig nicht mehr einfach aus dem Ausland rekrutieren können, sondern im Inland finden müssen. Sie haben erkannt, dass Arbeitnehmer über 50 und Frauen, die Teilzeit arbeiten wollen, eine grosse Ressource darstellen. Teilzeitarbeit ist in einigen Branchen aber nach wie vor tabu. Auch das ändert sich, Teilzeitarbeit ist zunehmend verbreitet. Oft werden Entwicklungen durch Krisen angestossen. Vor hundert Jahren war es Frauen zum Beispiel nicht erlaubt zu unterrichten. Wegen des Krieges fehlten die Männer in den Schulen und Frauen mussten ihre Arbeit übernehmen. Heute unterrichten in der Primarschule mehr Lehrerinnen als Lehrer. Sie kandidieren für den Ständerat. Falls Sie gewählt werden, bleiben Sie Präsident des Kaufmännischen Verbandes? Ja. Wofür werden Sie sich stark machen, auch im Interesse der Mitglieder des Kaufmännischen Verbandes? Der Ständerat behandelt ja die gleichen Geschäfte wie der Nationalrat. Das Gelingen der Reform 2020 der Sozialwerke ist ein zentrales Thema, das für die ganze Gesellschaft, insbesondere für die Arbeitnehmenden, von grosser Bedeutung ist. Dann wird uns im Parlament die angesprochene Europapolitik weiterbeschäftigen. Und mir ist nach wie vor die Stärkung des dualen Bildungssystems sehr wichtig, das politisch konstant unter Druck steht. Dies ist eigentlich seltsam. An jeder 1.-August-Rede wird ausgeführt, wie toll die duale Bildung sei. In der konkreten Stärkung dieses Bildungsweges hapert es dann aber. Allerdings wurde im vergangen Jahr, im Jahr der Berufsbildung, einiges unternommen, denken wir zum Beispiel an die Berufsmeisterschaften Swiss Skills. Ein wesentlicher Schritt in die richtige Richtung ist auch der nationale Qualifikationsrahmen, der die Be- FRAG DEN CHEF rufsbildungsabschlüsse, insbesondere der Höheren Berufsbildung, vergleichbar macht mit europäischen Abschlüssen. Die Stärken der Berufsbildung werden dadurch international besser wahrgenommen. In einer globalisierten Wirtschaft ist dies für Stellensuchende mit höheren Berufsbildungsabschlüssen sehr wichtig. Ein Erfolg ist auch die steuerliche Entlastung für berufliche Weiterbildung, die man erreicht hat. Dennoch schreitet die Akademisie rung des Bildungswesens und der Gesellschaft voran. Viele Eltern etwa wollen um jeden Preis, dass ihr Kind das Gymnasium besucht. Dabei sind Absolventinnen und Absolventen der Höheren Berufsbildung und von Fachhochschulen ebenso erfolgreich im Berufsleben wie Akademiker. Ich glaube, es ist weder für die Universitäten noch für das duale Bildungssystem und auch für die Gesellschaft nicht gut, wenn wir allzu viele Akademiker haben. Das Problem ist, dass viele eine akademische Ausbildung als Königsweg betrachten. Oftmals sind Fragen des Prestiges dafür verantwortlich. Wir müssen daran arbeiten, dass beide Ausbildungswege als gleichwertig wahrgenommen werden. Und schliesslich ist es wichtig, dass junge Leute eine Ausbildung wählen, die ihnen entspricht, sie interessiert und erfolgversprechend ist. Das kann der Berufsbildungsweg sein oder eine akademische Ausbildung. ANZEIGE Persönliche Entwicklung und Meditation Du willst Dein Leben verändern? 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Die Nachrichten. Sie hören der Moderatorin zu, wie sie von Bombendrohungen aus Nordkorea (Tagesschau) oder vergifteten Hühnern in Oberengstringen (TeleZüri) berichtet. Und Sie schauen genau hin. Nicht auf die Hühner oder Kim Jong-un. Sondern auf die Nachrichtensprecherin. Auf den Sofas dieser Welt sind Kursstürze und Regierungskrisen nur die weiteren Nachrichten im Kurzüberblick. Die Themen, die wirklich bewegen: schlecht sitzende Anzüge in grellen Farben, Frisuren und überhaupt hat der Stylist der Nachrichtensendung vermutlich den härteren Job als der Nahost-Korrespondent. Und genau so verhält es sich im Sitzungszimmer. Nicht nur Ihre Folien und Argumente müssen überzeugen, sondern auch Sie selbst. Alles zählt. Vom Augenaufschlag bis zu den Zehennägeln. Auftreten, Kleidung, Parfüm, Frisur. Bei Geschäftsterminen machen Sie den ersten Eindruck bereits beim Händedruck. Noch bevor Sie richtig den Mund auf gemacht haben. Sehen Sie den Hosenanzug oder das Deuxpièces als Uniform. Als Tarnanzug. Und schon fühlen Sie sich ein bisschen wie Peter Parker, Bruce Wayne oder Selina Kyle. Ich bin sicher, dass auch Sie ein Kostüm oder einen Anzug finden, in dem Sie sich wohlfühlen. Und falls Sie es immer noch nicht glauben, schauen Sie die Nachrichten das nächste Mal ohne Ton. RINALDO DIEZIGER ist Chef vom Ganzen der Übersetzungs- und Textagentur Supertext in Zürich. CONTEXT – April 2015 15 16 Pensionskassen treten auf die Bremse Die hartnäckig tiefen Zinsen setzen die Schweizer Pensionskassen weiter unter Druck. Sowohl die steigende Lebenserwartung als auch die schwierige Lage mit Kapitalanlagen werfen Fragen auf. Jürg Zulliger I n Sachen Altersvorsorge und Renten haben viele Leute gar keine Lust mehr, Nachrichten zu verfolgen: eine drohende Finanzierungslücke bei der AHV, eine fragile Vermögenssituation der Schweizer Pensionskassen, die je nach Börsenlaune oder Eurokrise mal etwas besser oder eben auch wieder schlechter da stehen. Heinz Rothacher vom Beratungsunternehmen Complementa betont zwar, dass sich die finanzielle Situation der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen dieses Jahr deutlich aufgehellt hat: «Die neusten Zahlen für das Jahr 2014 liegen uns noch nicht vor. Wir schätzen aber, dass die privaten Pensionskassen aktuell einen DeCONTEXT – April 2015 ckungsgrad von rund 106 bis 107 Prozent aufweisen.» Auch die öffentlichrechtlichen Kassen kommen langsam aus den gröbsten Schwierigkeiten heraus und sind heute im Durchschnitt zu «Pensionskassen verdienen kaum noch Geld mit Obligationen.» über 100 Prozent finanziert. Ein Deckungsgrad von mindestens 100 Prozent besagt, dass die versprochenen Versicherungsleistungen und Renten durch das vorhandene Kapital gedeckt sind. LEBENSERWARTUNG UND ZINS Allerdings sind im komplexen System der Beruflichen Vorsorge (BVG) zahlreiche Unbekannte einzusetzen. Besonders umstritten ist die Entwicklung der Lebenserwartung: So ist die durchschnittliche Lebenserwartung der 65-jährigen Frauen von rund 18 Jahren im Jahr 1981 auf gut 22 Jahre gestiegen (Ende 2013). Die 65-jährigen Männer leben ebenfalls länger – ihre weitere Lebenserwartung stieg von rund 14 auf 19 Jahre. Um den Lebensabend bei gleicher Rentenhöhe finanzieren zu können, müssen die Pensionskassen entsprechend mehr Mittel verfügbar halten. Während also die Leistungsziele ambitiös gesetzt sind, werfen die Kapitalanlagen kritische Fragen auf. Die Rede ist vom «dritten Beitragszahler», den Zinsen und Zinseszinsen auf dem Kapital, dem für die Finanzierung der Renten eine entscheidende Rolle zukommt. Während Schweizer Pensionskassen ihr Kapital früher mit Bundesobligationen zu einem Zins von rund vier Prozent relativ einfach und sicher anlegen konnten, stellen heute die negativen Zinsen eine Last für die Kassenverantwortlichen dar. «Die Pensionskassen müssen sich nun schon seit mehreren Jahren damit auseinandersetzen, dass PENSIONSKASSEN sie mit ihren Obligationen kaum noch Geld verdienen, insbesondere da wir negative Zinsen erreicht haben», sagt Experte Heinz Rothacher. Er geht davon aus, dass die heutigen Rentenversprechen in Zukunft nicht eingelöst werden können: «Es sei denn, wir haben wieder stark steigende Zinsen und ein gutes Wirtschaftswachstum.» Rothacher und auch andere Experten vermuten, dass sich der heutige gesetzliche Rentenumwandlungssatz von 6,8 Prozent nicht halten wird (s. Kasten). KEINE PANIK Hansueli Schütz, zuständig für Wirtschafts- und Sozialpolitik beim Kaufmännischen Verband, weiss um die Probleme mit der Zinsentwicklung. Die finanzielle Lage vieler Kassen sei aber nach wie vor nicht direkt besorgniserregend: «Der Deckungsgrad und damit die Reserven haben sich bei den meisten Kassen in den letzten Jahren tendenziell verbessert.» Obligationen seien zudem nur ein Anlageinstrument neben anderen, in vielen Fällen hätten Aktien und Immobilienanlagen die Performance gerettet. Im Hinblick auf all die Sorgen um Leistungskürzungen oder andere Massnahmen wie Beitragserhöhungen usw. warnt Hansueli Schütz vor überstürzten Aktionen: «Panikhandlungen sind nicht angesagt.» Vorsicht ist allein schon deswegen angebracht, weil in der ganzen Rentendebatte extrem lange Zeiträume überblickt werden müssen. Wer als aktiver Erwerbstätiger Beiträge in die Berufliche Vorsorge einzahlt, leistet diese Zahlungen über Jahrzehnte. Parameter wie etwa Umwandlungssatz oder technischer Zins müssen immer wieder ernsthaft überprüft, dürfen aber nie aus einer blossen Momentaufnahme heraus festgelegt werden. TREND RICHTUNG ABBAU Der Trend bei verschiedenen Vorsorgeeinrichtungen geht dennoch in Richtung Abbau, wie eine aktuelle Stichprobe zeigt: Die Publica, die Pensionskasse des Bundes und zugleich die grösste Vorsorgeeinrichtung der Schweiz, senkte per Anfang Jahr den Umwandlungs- satz auf 5,65 Prozent im Alter 65 und reduzierte den technischen Zins auf 2,75 Prozent (s. Kasten). Aufgrund der tendenziell weiter steigenden Lebenserwartung und extrem tiefer Zinsen seien weitere Senkungen «denkbar». Auch Christoph Ryter, Geschäftsführer der Migros-Pensionskasse MPK, kann weitere Massnahmen nicht ausschliessen: Sofern die nötige Sollrendite mit Massnahmen bei den Anlagen nicht erreicht werden könne, müsste die Leistungsstrategie «angepasst» werden. Die MPK hat letztmals auf Anfang 2012 ihre Leistungen geändert, und zwar indem sie das ordentliche Rücktrittsalter von 63 auf 64 Jahre erhöht und die Rente von 74 auf rund 70 Prozent des versicherten Lohnes reduziert «Die Reserven haben sich bei den meisten Kassen verbessert.» hat (garantierte Altersrente bei voller Beitragskarriere). Noch weiter gehen die grossen Versicherungen, die im BVG-Geschäft tätig sind: Axa Winterthur hat angekündigt, in der BVG-Vollversicherung im überobligatorischen Bereich den Rentenumwandlungssatz bis 2018 schrittweise sogar auf nur noch 5 Prozent zu senken. Pensionskassen und Versicherungen sind zwar aufgrund anderer gesetzlicher Bestimmungen nicht ohne weiteres vergleichbar, aber ein Trend in Richtung Rentenabbau scheint vorgezeichnet. Bundesrat und Sozialminister Alain Berset hat im Rahmen der «Altersvorsorge 2020» eine Senkung des Satzes von 6,8 auf 6 Prozent vorgeschlagen. Weiter sind flankierende Massnahmen wie höhere Beiträge durch wegfallende Koordinationsabzüge und andere Beitragssätze Teil der Reform. ARBEITNEHMERSEITE EINBEZOGEN Auch Hanspeter Konrad, Direktor des Pensionskassenverbandes Asip, rechnet mit schrittweisen Anpassungen: «Aufgrund des aktuellen wirtschaftlichen Umfeldes müssen die Umwandlungssätze tendenziell gesenkt werden.» Laut Konrad machen es die sinkenden Renditen zusehends schwieriger, die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. Sofern weder bei der Lebenserwartung noch auf der Ertragsseite eine grundsätzliche Trendwende eintritt, stehen längerfristig weitere Eckpunkte zur Debatte: Um das heutige Leistungsniveau halten zu können, wären grundsätzlich höhere Einzahlungen von Arbeitnehmer- wie von Arbeitgeberseite denkbar, aber auch eine weitere Erhöhung des Rentenalters ist im Rahmen einer späteren Reform nicht völlig ausserhalb von möglichen Szenarien. Zumindest eine Gewissheit haben wir: Die Stiftungsräte der Pensionskassen sind grundsätzlich paritätisch zusammengesetzt und nehmen die Interessen sowohl von Angestellten wie von Arbeitgeberseite wahr. Die beteiligten Vertreterinnen und Vertreter im Stiftungsrat werden gemeinsam über neue Lösungen entscheiden müssen. UMWANDLUNGSSATZ UND ZINSEN Aus dem Rentenumwandlungssatz (UWS) leitet sich die Höhe der Altersrente ab. Beispiel: Bei einem UWS von aktuell 6,8 Prozent im BVG-Obligatorium ergibt sich aus einem gesparten Alterskapital von 100 000 Franken eine Rente von jährlich 6800 Franken. Weil das in der Pensionskasse gesparte Geld grundsätzlich verzinst wird, spielt der sogenannte technische Zins eine grosse Rolle: Die künftigen Rentenversprechen hängen entscheidend davon ab, welcher Zinssatz für die Berechnungen eingesetzt wird. Wenn die erwarteten Erträge sinken, müssen die Leistungen bzw. der UWS reduziert werden, damit die Rechnung ausgeglichen bleibt. Zum anderen muss mehr Kapital bereitgestellt werden, um bei tieferen Erträgen die Renten später finanzieren zu können. CONTEXT – April 2015 17 18 HÖHERE BERUFSBILDUNG FINANZIELLE ENTLASTUNG DER ABSOLVENTEN Susanne Courage Absolventen einer höheren Berufsbildung finanzieren ihre Aus- und Weiterbildungen im Gegensatz zu Hochschulabsolventen meist selber. Im Rahmen der Änderung des Berufsbildungsgesetzes wird deshalb ein Systemwechsel bei der Finanzierung diskutiert. Der Kaufmännische Verband setzt sich im Rahmen der Anhörung dafür ein, dass die Absolventen von eidgenössischen Berufs- und höheren Fachprüfungen zukünftig 50 Prozent ihrer Vorbereitungskosten direkt vom Bund erstattet bekommen. Eine Umfrage des Kaufmännischen Verbandes im vergangenen Jahr unter 4000 Absolventen im kaufmännischbetriebswirtschaftlichen Berufsfeld hat gezeigt, dass ein Vorbereitungskurs durchschnittlich 15 000 Franken kostet. Auf eine Unterstützung durch öffentliche Beiträge können nur 9.1 Prozent der Kandidaten für eine Berufsprüfung und 3.4 Prozent der Kandidaten für eine höhere Fachprüfung zurückgreifen. Darüber hinaus leisten die Arbeitgeber einen wesentlichen Beitrag, indem sie die Weiterbildungen der Mitarbeitenden mitfinanzieren. Mit dem neuen Finanzierungsmodell werden die Bedingungen von Absolventen der höheren Berufsbildung denjenigen der Hochschulen angeglichen. Zukünftig soll die finanzielle Förderung den Personen direkt zugute kommen, die sich weiterbilden. Damit wird die höhere Berufsbildung gestärkt und die Chancengleichheit beim Zugang zur Weiterbildung erhöht. Details zur Umfrage: kfmv.ch/hbb-umfrage Wer finanziert Weiterbildung? Gesamtausgaben der öffentlichen Hand (Bund, Kantone und Gemein den) für die Tertiärstufe: Die höhere Berufsbildung bildet zusammen mit Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und Universitä ten/ETH die Tertiärstufe des Schweizer Bildungssystems. Kosten der öffentlichen Hand 2011 (in CHF) CONTEXT – April 2015 Höhere Berufsbildung (Tertiär B) 7.77 Mrd. 0.26 Mrd. Total Tertiärstufe 8.03 Mrd. Was kostet Weiterbildung? Medianwerte der Kurskosten und Prüfungsgebühren nach Abschlussart (in CHF): BP HFP Berufsprüfung Höhere Fachprüfungen Kurskosten HF Höhere Fachschule Nachdiplom studien 13 000 12 000 3000 NDS 22 000 16 000 2000 Quelle: Jasmin Gisiger, Michael Kraft, Claude Meier: Höhere Berufsbildung – Absolventenbefragung 2014 im kaufmännisch-betriebswirtschaftlichen Berufsfeld, Kaufmännischer Verband, Zürich, 2014. Hochschulbereich (Tertiär A) Prüfungsgebühren 2000 2000 ANZEIGE Rechnungswesen, KommuniKation und mehR ihr Portal Unterstützung durch Arbeitgeber 7.2% Zeitliche Unterstützung 53.6 % Finanzielle Unterstützung mit 100 Lehrgängen. aaRau Baden BaseL-Land BaseL-stadt BeRn BieL-Bienne LuZeRn st. gaLLen thun winteRthuR ZÜRich 39.2% Zeitliche und finanzielle Unterstützung Medianwerte der Kurskosten und Prüfungsgebühren nach Ausbildungsbereich (in CHF): Betriebswirtschafterin HF 22 000 Fachmann Finanz- und Rechnungswesen 15 000 Ausbilder (FA) HR-Fachfrau (FA) 10 000 12 000 w w w. k v b i l d u n g . c h 20 HÖHERE BERUFSBILDUNG Name: Qendresa Kamishaj Alter: 23 Jahre Bildungsgang: Rechtsassistentin WEITERBILDEN. WEITERKOMMEN! Mitglieder des Kaufmännischen Verbandes profitieren von zahlreichen Vergünstigungen und Spezialpreisen: Regionale Angebote Mitglieder haben Zugang zu zahlreichen kaufmännischen Bildungsinstituten und Schulen in der Schweiz und erhalten Vergünstigungen auf die Kursgebühren. Studiendarlehen Der Kaufmännische Verband unterstützt längerfristige Weiterbildungen im kaufmännischen Bereich mit interessanten Darlehen. Wer zwei Jahre Mitglied ist und seine Erwerbstätigkeit, z.B. wegen des Besuchs einer Fachhochschule, für mindestens ein Jahr aufgeben muss, kann sich für ein Studiendarlehen bewerben. Die Darlehen müssen vor Studienbeginn beantragt werden. Stipendien Wer an einer Fachhochschule studiert, kann bei den kantonalen Stipendienstellen einen Antrag auf finanzielle Förderung stellen. Das Merkblatt über Studienbeiträge und -darlehen, die Adressen der kantonalen Stipendiendienststellen sowie weitere Informationen über öffentliche Fördergelder erhalten Mitglieder bei den Sektionen des Kaufmännischen Verbandes. Sprachkurse Bei längerfristigen Sprachkursen nach der Lehre an einer auswärtigen Sprachschule übernimmt der Kaufmännische Verband für Mitglieder einen Teil der Studienkosten. Dies gilt für Kurse in einem Goethe-Institut und für Kurse zur Erlangung eines Sprachdiploms in England. Weitere Informationen: kfmv.ch/weiterbildungsvorteile Höhere Fachschule Qendresa Kamishaj hat eine kaufmännische Lehre in einer Anwaltskanzlei absolviert und arbeitet seit einem Jahr bei der Staatsanwaltschaft III des Kantons Zürich. Um zukünftig bei interessanten Rechtsfällen mitarbeiten zu können, macht sie berufsbegleitend eine Weiterbildung zur Rechtsassistentin. «Sehr gut», meint sie zum Engagement des Kaufmännischen Verbandes. Es sei besser, wenn der Bund das Geld in Weiterbildung investiere anstatt in andere unnötige Dinge. Name: Magda Marques Alter: 25 Jahre Bildungsgang: Direktionsassistentin mit eidg. Fachausweis Magda Marques hat nach ihrer kaufmännischen Lehre bei einem internationalen Technologiekonzern den Lehrgang zur Direktionsassistentin besucht. Ihr Arbeitgeber hat die Hälfte der Kosten für die zweijährige Weiterbildung übernommen. Magda Marques war froh, dass sie finanziell unterstützt wurde. Das Engagement des Kaufmännischen Verbandes findet sie gut. «Viele können Weiterbildungen nicht besuchen, da sie sich dies finanziell nicht leisten können oder der Arbeitgeber sie nicht unterstützt.» Name: Daniel Koller Alter: 28 Jahre Bildungsgang: Marketingfachmann mit eidg. Fachausweis Daniel Koller war nach seiner kaufmännischen Ausbildung bei einem IT- Unternehmen vier Jahre als Marketingassistent tätig. Danach wechselte er in die Marketingabteilung des Kaufmännischen Verbandes. Er hat berufsbegleitend die Weiterbildung zum Marketingfachmann an der Swiss Akademie in Zürich abgeschlossen. Der Kaufmännische Verband hat die Hälfte seiner Weiterbildungskosten übernommen. Direkte Zuschüsse für Vorbereitungskurse würde er befürworten, wenn dafür nicht andere Vergünstigungen wie zum Beispiel Steuerersparnisse entfallen. ANZEIGE › Höhere Fachschule für Wirtschaft HFW Jetzt anmelden: hkvaarau.ch Finde uns auf Facebook: www.facebook.com/HKVAarau CONTEXT – April 2015 INTERVIEW «Geld für Weiterbildung auf die Hand» Der Kaufmännische Verband arbeitet seit eineinhalb Jahren aktiv an der Gesetzesvorlage zur Finanzierung der Höheren Berufsbildung mit. Claude Meier, Leiter Bildung, äussert sich zu den Forderungen des Verbandes. Context: Was sind die Forderungen des Kaufmännischen Verbandes? Claude Meier: Wir setzen uns dafür ein, dass die Finanzierung der Vorbereitungskurse zu Berufs- und höheren Fachprüfungen neu geregelt wird. Bisher haben die Kantone entsprechende Angebote von ausgewählten Bildungsinstitutionen nach unterschiedlicher Praxis teilweise subventioniert. Fehlende Transparenz und eine Ungleichbehandlung der Absolventen sind die Folgen. In Zukunft sollen Absolventinnen und Absolventen von Berufs- und höheren Fachprüfungen direkt 50 Prozent der individuellen Kurskosten durch den Bund erstattet bekommen. Zudem fordern wir ein stärkeres finanzielles Engagement der öffentlichen Hand im Umfang von jährlich 100 Millionen Franken gezielt in die Höhere Berufsbildung. Dies ist eine notwendige Massnahme zur Ausschöpfung des Fachkräftepotenzials über die Stärkung der Berufsbildung im eigenen Land. Welche Ziele verfolgt der Verband mit diesem neuen Finanzierungssystem? Die Finanzierung der Höheren Berufsbildung ist für Absolventinnen und Absolventen neben der zeitlichen Verein- Finanzierung neu regeln: Claude Meier barkeit von Beruf, Familie und Weiterbildung eine grosse Hürde. Die Kosten für einen Vorbereitungskurs betragen heute zum Teil über 20 000 Franken. Obwohl die Kurse zu eidgenössischen Prüfungen freiwillig sind, werden sie von rund 90 Prozent der Prüfungskandidaten besucht. Wir setzen uns dafür ein, dass die direkten Ausbildungskosten für die Absolvierenden sinken und vergleichbar mit jenen der Hochschul- und Fachhochschulstudierenden werden. Was spricht für die direkte Auszahlung der Zuschüsse? Unsere Umfrage unter mehr als 4000 Absolventinnen und Absolventen der Höheren Berufsbildung im letzten Jahr hat gezeigt, dass Angestellte in KMU bei einer Weiterbildung von ihren Arbeitgebern seltener unterstützt werden als Mitarbeitende in Grossunternehmen. Mit einer direkten Auszahlung der Zuschüsse könnten auch KMU-Angestellte vermehrt von tieferen Weiterbildungskosten profitieren. Wenn der Bund sich finanziell stärker engagiert, würde sich zudem ein grösserer Spielraum für Unternehmen ergeben, ihren Angestellten zukünftig auch mehr Zeit für Weiterbildungen zur Verfügung zu stellen. Welche Voraussetzungen braucht es, um eine Unterstützung zu erhalten? Die konkreten Voraussetzungen werden erst im Verlauf der kommenden zwei Jahre politisch definiert. Voraussichtlich kann man davon ausgehen, dass Personen, die nach dem 1. Januar 2017 mit einem Vorbereitungskurs starten, von einer Rückvergütung von maximal 50 Prozent der Kurskosten profitieren. Bedingung für die Auszahlung wird die individuelle Zulassung respektive Absolvierung der eidgenössischen Berufs- oder höheren Fachprüfung sein. ANZEIGE Wege aus dem Dickicht von lauten Konflikten und kühlem Rückzug, stiller Vermeidung und heimlichem Gruppendruck mit • systemischem Blick auf Gruppen, beruflich und privat • klarer, wertschätzender Kommunikation • wahrnehmen von unbewusstem Gesprächsverhalten •entwickeln von effizienten, lösungsorientierten Alternativen Konfliktmanagement, Kommunikationstraining, Teambildung Sie erfahren in Ihrem Training oder Coaching Klarheit, Kompetenz und Wertschätzung und lernen selber genau das Renata B. Vogelsang Training Coaching Mediation www.rbv-now.ch Hertensteinstrasse 10 5408 Ennetbaden bei Zürich 079 385 22 39 [email protected] • Führungskräfte und Teams • Einzelpersonen und Gruppen • Öffentliche Seminare • Inhouse Trainings • E-Learning CONTEXT – April 2015 21 22 PORTFOLIO WORKING SCHÄUMCHEN UND SCHOKOLADE Weil es keine sicheren Jobs mehr gibt, denken viele Erwerbstätige über Alternativen nach. Mit einem Job-Mix kann man die Abhängigkeit von einem Arbeitgeber reduzieren und die Lebensqualität steigern. Regula Zellweger D ie Natur macht es uns vor: Sie setzt auf Diversität. Auf das Überleben aufgrund von Vielfalt. Wir empfinden diese Vielfalt in der Natur nicht primär als Überlebensstrategie, sondern ganz einfach als faszinierend und wunderschön. Was in der Natur schon ewig gelingt, kann man sich für die eigene Lebensgestaltung zunutze machen: das bewusste Sammeln von ausgewählten Dingen wie Erfahrungen, Kenntnissen, Wissen, Verhaltensmustern, Überzeugungen, Strategien und das Vernetztsein mit Menschen. Wer sich für Portfolio Working, also für verschiedene Tätigkeiten statt für eine feste Stelle entschliesst, muss sich selbst gut kennen. Er oder sie ist sich seiner bzw. ihrer Kompetenzen, PräfeCONTEXT – April 2015 renzen, Werte, Erfahrungen und Interessen bewusst. Und nicht zuletzt vernetzt man sich zielorientiert. Auf der Basis von Tätigkeiten, die man gut kann und gern tut, definiert man eine Auswahl von Produkten, die man anbieten will – und die sich gewinnbringend verkaufen lassen. AUFBAU VON NEUEM Aufgrund dieser Produktepalette geht es dann darum, Abnehmer für seine Angebote zu finden. Vielleicht wählt man als Vorstufe von Portfolio Working das Cappuccino Working. Das heisst, man behält denjenigen Anteil der bisherigen Erwerbstätigkeit, welcher die Existenzgrundlage sicherstellt, und baut mit den restlichen Kapazitäten Neues auf. ZUR KLÄRUNG Fragen, die sich angehende Portfolio Worker stellen sollten: › Wieviel muss ich mindestens verdienen? › Welche Arbeit würde mir Spass machen? › Welche materiellen und immateriellen Ressourcen habe ich? › Was macht mich einzigartig? › Welche Produkte möchte ich anbieten? › Welche Mandate kann ich übernehmen? HÜGLI 23 «Portfolio Working ist eine Win-winStrategie. Die Erfahrungen aus einzelnen Bereichen wirken sich bereichernd auf andere Tätigkeiten aus.» Dies immer unter der Voraussetzung, dass der Arbeitgeber damit einverstanden ist. Die Festanstellung ist quasi der Kaffee, die neuen Projekte und Mandate entsprechen Schäumchen und Schokolade. AUS ÜBERZEUGUNG Cornel Müller ist Portfolio Worker aus Überzeugung. Nach dem Wirtschaftsstudium an der HSG war ihm klar, dass er ein Unternehmertyp ist. Doch dieses Wissen allein reichte nicht. Kompetenzen mussten erweitert, Erfahrungen gesammelt und Netzwerke aufgebaut und gepflegt werden. Müllers Berufstätigkeit setzte sich zunächst aus drei Standbeinen zusammen: Unterrichten an Fachhochschulen und Publizieren in Fachmedien sicherten die Existenz. Zudem baute er die OE GmbH mit Produkten für den elektronischen Arbeits- ERFOLGSFAKTOREN Die folgenden Aspekte können dazu beitragen, dass Portfolio Working gelingt: › Freude am eigenen Tun, Begeisterungsfähigkeit › Gute Ausbildung, stete Weiterbil- dung und hohe Fachkompetenzen › Gutes Netzwerk, Kommunikationstalent › Konstruktiver Umgang mit Ängsten › Mut, Grenzen zu überschreiten und Weisheit, Grenzen zu respektieren › Risikofreude und die Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen › Selbstbewusstsein, Selbstwirksam- keitsglauben und die Fähigkeit zur Selbstreflexion › Unternehmerische Kreativität › Willen zur Eigenverantwortung › Frechmut markt auf. Heute ist Müller als Gründer und Mitinhaber von mehreren Firmen tätig. Zum Beispiel mit der jobchannel AG sowie der x28 AG, welche die Jobsuchmaschine jobagent.ch betreibt. Er sieht Portfolio Working als eine Win-win-Strategie. Die Erfahrungen aus einzelnen Bereichen wirken sich bereichernd auf andere Tätigkeiten aus. EINZIGARTIGES PROFIL Der Portfolio-Lebensstil setzt sich zum Ziel, nicht einfach eine Anpassungsstrategie zu wählen, sondern durch individuelle Kombinationen einzigartig zu sein. Wenn Talente und Präferenzen erkannt und gefördert werden, bekommen Profile ausgeprägte Ecken und Kanten. Menschen, die ihr einzigartiges Profil stetig bereichern und gezielt nutzen, um ihr Leben befriedigend, sinngebend und lustvoll zu gestalten, werden Lösungen finden für Fragen, die uns die Zukunft stellen wird und von denen wir heute noch nicht wissen, welche Kompetenzen zu deren Lösungen nötig sein werden. EIN PROZESS Portfolio Working ist nie ein Zustand, sondern immer ein Prozess. Man entwickelt seinen persönlichen Weg als eine Strategie auf unterschiedlichen Ebenen, mit der Möglichkeit, immer wieder neu zu entscheiden. Man kann das vergleichen mit dem Komponieren und Aufführen vielstimmiger Musik: Dazu gehören Haupt- und Nebenthemen, kurze Soli, langsame und schnelle Sätze in unterschiedlichen Tempi und Lautstärken. Neben vielerlei Kompetenzen braucht es aber auch eine Portion Frechmut, um nicht nur von Portfolio Working zu träumen, sondern mit einem reich bestückten Bildungs- und Erfahrungsrucksack in diese Richtung loszugehen. VERHAGELTER BONUS Ein Kunde von mir regte sich fürchterlich auf. Er, forsch, zielorientiert, karrierebewusst, verbal stark, leitet in einem vor drei Jahren fusionierten Unternehmen komplizierte Projekte im Verkauf. So zum Beispiel die Harmonisierung der Verkaufsprozesse über alle Länder hinweg. Neben seiner Projektleiterfunktion ist er selber im Verkauf tätig und rapportiert an den globalen Leiter Verkauf. Und dieser war es, der ihn vor unserem Gespräch so verärgert hatte. Obwohl er, wie es sich für einen durchsetzungsorientierten Menschen gehört, seine messbaren Ziele alle erreicht hatte, verhagelte ihm eine schlechte Beurteilung der Verhaltensziele seinen Bonus für 2014. «Die Eigenschaften, für die ich in der Linienfunktion viel Lob erhalte, sollen mir nun in meiner Projektleiterfunktion plötzlich zum Nachteil werden», meinte er verständnislos und erklärte, der globale Verkaufschef habe aus den Ländern negative Rückmeldungen zu seinem forschen Verhalten im Projekt erhalten. Ich versuchte, ihn zu beruhigen, ihm zu erklären, dass in Projektteams viel Fingerspitzengefühl gefragt sei und er die Leute besser einbeziehen müsse; insbesondere in einem kulturell vielfältigen Umfeld und noch nicht stabilisierten Unternehmen. Wir diskutierten Massnahmen, wie er diesen Umständen mehr Gewicht geben könnte. «Ich akzeptiere künftig trotzdem nur noch hart messbare Ziele», sagte er knurrend beim Abschied. Und ich wünschte mir einmal mehr, dass vermeintlich erfolgreiche Menschen besser auf neue Aufgaben vorbereitet werden. FRANZISKA HÜGLI, Unternehmens beraterin und Verwaltungsrätin. CONTEXT – April 2015 24 PRAKTIKUM WENN ES SEIN MUSS Nicht jeder KV-Abschluss führt sofort zur gewünschten Stelle. Manchmal kann ein Praktikum nach der Lehre eine sinnvolle Überbrückung bieten – vorausgesetzt, die Bedingungen stimmen. Kristin Kranenberg «M arketingunternehmen sucht Unterstützung für ein Jahr. Sie bringen eine abgeschlossene kaufmännische Ausbildung mit, wir bieten Ihnen eine vielseitige und verantwortungsvolle Tätigkeit.» Auf Jobwebseiten tauchen immer wieder Praktikantenstellen für ausgebildete Kaufleute auf. Das Praktikum nach Lehrabschluss ist aber die Ausnahme: Nur gerade 3,1 Prozent der Abgängerinnen und Abgänger einer kaufmännischen Grundbildung traten 2014 ein Praktikum an. Unter allen Arbeitnehmenden in der Schweiz absolvieren lediglich rund 1 Prozent ein bezahltes Praktikum. MÖGLICHE LOHNFALLE Solche Zahlen lassen noch nicht auf die Existenz einer «Generation Praktikum» schliessen – der Begriff steht für ganze Jahrgänge von jungen, gut ausgebildeten Menschen, die sich mit jeweils befristeten Arbeitsverträgen über Wasser halten müssen. Doch die Schweizer Politik hat das Thema angepackt. Die SVP rief den Bundesrat 2014 dazu auf, die Dauer von Praktikantenverträgen gesetzlich auf maximal ein Jahr zu beCONTEXT – April 2015 schränken. Der Bundesrat lehnte die Motion mit einem Hinweis auf die relativ geringe Zahl der Praktika ab. Dennoch seien Praktikumsangebote mit Vorsicht zu betrachten, sagen die Experten. Das Praktikum muss nicht, kann aber eine Lohnfalle sein. «Es besteht die Gefahr, dass man sich unter seinem Wert verkauft», sagt Reinhard Schmid, Geschäftsführer des S&B Instituts für Berufs- und Lebensgestaltung in Bülach. Laut Angaben des Kaufmännischen Verbandes lagen 2014 sogar 45,2 Prozent der Praktikumslöhne klar unter den vom Verband empfohlenen minimalen Löhnen. Der Kaufmännische Verband empfiehlt für Praktika nach der Grundbildung ein Gehalt von 1850 Franken brutto in den ersten drei Monaten respektive 2500 Franken brutto vom vierten bis zum sechsten Monat. OFFEN KOMMUNIZIEREN Ausserdem stellt sich die Frage, warum aus dem frischgebackenen Kaufmann sofort wieder ein Praktikant werden soll, hat er doch gerade eine dreijährige Lehre samt Ausbildungspraktika hinter sich. «Man sollte zu diesem Zeitpunkt Praktikum als Jobhopping Roland Walther, Lehrlingsverantwortlicher bei T-Systems Schweiz, befürwortet Praktikumsstellen als Übergangsangebot für Lehrabgänger. «Als Lernende verfügt man über einen gewissen Schutzstatus, später werden Fehler ganz anders aufgenommen.» Das Praktikum erleichtert diese Umstellung. Viele Lehrabgänger möchten sich zudem noch nicht auf einen Arbeitgeber festlegen, weiss Walther: «Ich habe schon einige Fälle von Jobhopping erlebt.» T-Systems Schweiz bietet laut Walther ein anständiges Gehalt. Für das einjährige Praktikum im Bereich Change Management zum Beispiel, das die Firma kürzlich auch für Bewerber und Bewerberinnen mit kaufmännischer Ausbildung ausschrieb, liegt der Monatslohn zwischen 4500 und 4700 Franken. 25 nur ausnahmeweise ein Praktikum antreten. Denkbar wäre es etwa bei einem Branchenwechsel», sagt Schmid. OPTION FÜR WIEDEREINSTIEG Eine weitere Ausnahme macht Schmid für Wiedereinsteigerinnen, die sich nach einer Familienpause auf dem Arbeitsmarkt zurückmelden. Auch wenn sie auf Papier diplomierte Kauffrauen sind, dürfte ihnen die Routine fehlen. «Auch hier kann ein Praktikum sinnvoll sein.» Wie beim Branchenwechsel gelte aber auch beim Wiedereinstieg: Der Einsatz sollte nicht länger als sechs Monate dauern und setzt eine sorgfältige Planung und Betreuung voraus. «Ein Praktikum hat immer Ausbildungscharakter», betont Schmid. Über die Bedingungen, inklusive das Gehalt, lasse sich aber mit dem Arbeitgeber reden. Macht dieser einen tiefen Gehaltsvorschlag, dann sei das längst nicht immer auf böse Absichten zurückzuführen. «Wenn man offen auf den Betrieb zugeht, kön- nen Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden. Im kaufmännischen Bereich kommt es meist zu einer guten Lösung», weiss Schmid. Allerdings dürfte man sich künftig auf härtere Lohnverhandlungen gefasst machen, haben doch viele Arbeitgeber mit dem starken Franken zu kämpfen. Die Prognose für den Schweizer Arbeitsmarkt habe sich nach einer langen, stabilen Phase für 2015 «leicht eingetrübt», teilte kürzlich etwa der Stellenvermittler Adecco mit. Im Bereich Büro und Verwaltung deuten die Zeichen im Vergleich zum hohen Stellenangebot der vergangenen Quartale sogar auf einen deutlichen Rückgang hin. Vielfalt Praktikum. Anstellungsbedingungen und Löhne. Herausgegeben vom Kaufmännischen Verband. Für Mitglieder kostenlos (12 Franken für Nichtmitglieder). Bezug: kfmv.ch/ Mitglieder/Info-Schriften. Zwei Ausnahmen Nach der Lehre eine feste Anstellung zu finden, ist nicht immer einfach. Dies zeigt auch die jährlich vom Kaufmännischen Verband durchgeführte Befragung der Abgänger/innen im kaufmännischen Bereich. Zahlreiche Betriebe wollen nur Personal mit Berufserfahrung einstellen. Laut dem Kaufmännischen Verband verkaufen sich junge Berufsleute mit einem Praktikum aber unter ihrem Wert. Wer die Lehre abgeschlossen hat und ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis vorweisen kann, verfügt bereits über drei Jahre Berufserfahrung und die nötigen Kompetenzen für den nahtlosen Berufseinstieg. In zwei Ausnahmefällen kann ein Praktikum nach der Grundbildung angebracht sein: zum einen beim Branchenübertritt, zum anderen – bei Erwerbslosigkeit – das Berufspraktikum. Wie das Motivationssemester ist auch das Berufspraktikum ein Angebot der Arbeitslosenversicherung. ANZEIGE Laufend Infoanlässe! Meine Bildungswelt .ch © CONTEXT – April 2015 RAT GEBER Haben Sie Fragen rund ums Thema Arbeitsplatz? Die Experten des Kaufmännischen Verbandes geben den Mitgliedern Auskunft. [email protected] kfmv.ch/beratung EINE ZEITSTRUKTUR HILFT Die Skepsis bei Mitarbeitenden gegenüber Home Office hat vor allem eine Ursache: die Angst, dass sich Arbeit und Privatleben nicht mehr voneinander trennen lassen. Dies hat eine im letzten Jahr durchgeführte Umfrage des Kaufmännischen Verbandes zu diesem Thema gezeigt. Tatsächlich kann Home Office zu einer Vermischung von Privatund Berufsleben sowie zu einer unbegrenzten Erreichbarkeit führen: Das muss jedoch nicht sein. Gefordert sind hier nicht nur Selbstdisziplin der Mitarbeitenden sondern auch Unterstützung durch Führungskräfte. Hier ein paar Tipps: › Schaffen Sie sich im Home Office eine Zeitstruktur mit Pausen (Kaffee, Mittag) und legen Sie Arbeitsbeginn und -schluss fest. Die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhepausen gelten im Übrigen auch im Home Office. Setzen Sie sich am Morgen realistische Arbeitsziele. Verschieben Sie unerledigte Arbeiten auf den nächsten Arbeitstag. › Rituale können Ihnen helfen, die Trennung zwischen Arbeits- und Freizeit deutlicher zu machen. Auch zu Hause können Sie sich für die Arbeit eine andere Kleidung anziehen als in der Freizeit. › Versuchen Sie, zu Hause eine räumliche Trennung zwischen Bürowelt und der Welt des Privatlebens herzustellen. Beispielsweise sollten Sie den Arbeitsplatz nicht am Esstisch einrichten, da es sonst schwierig wird, sich vor, während und nach dem Abendessen von der Arbeit zu trennen. › Home Office soll die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördern – aber nicht deren Vermischung: Die berufliche Tätigkeit kann nicht gleichzeitig mit der Kinderbetreuung erfolgen. Betreuungspflichtige Kleinkinder haben während der Arbeit am Arbeitsplatz nichts zu suchen. › Vereinbaren Sie mit den Vorgesetzten Erreichbarkeits- und Reaktionsregeln auf Mails und Telefone: Wenn Mitarbeitende einen Teil der Arbeitsleistung vom Home Office aus erbringen, heisst das nicht, dass sie zu jeder Tages- und Nachtzeit für ihre Vorgesetzten erreichbar sind. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg beim nächsten Mal im Home Office. Lesen Sie weitere Tipps zu Home Office in unseren Empfehlungen auf kfmv.ch/ho Manuel Keller ist Leiter Beruf und Beratung beim Kaufmännischen Verband Schweiz. Thomas Wetze l Von: An: Betreff: Datum: Thomas Wetze l <twetzel@gm ail.com> beratung@kfm v.ch Tertiär B 23. April 2015 15:35:40 MEZ Liebes Beratung steam Könnten Sie m ir bitte sagen, was man unte r dem Begriff Freundliche G Tertiär B verste rüsse ht? ANGEMAILT ANTWORT: Im Schweizer Bildungssystem ist die tertiäre Stufe die höchste Bildungsstufe und setzt sich aus den zwei Bereichen Tertiär A und Tertiär B zusammen. Tertiär A beinhaltet die Hochschulen, sprich die Fachhochschulen, die pädagogischen Hochschulen sowie die Universitäten. Für CONTEXT – April 2015 die Berufsbildung relevanter ist der Bereich Tertiär B, auch bekannt als Höhere Berufsbildung. Diese setzt sich wiederum zusammen aus den Höheren Fachschulen (Diplom HF) sowie den Berufsprüfungen (Eidg. Fachausweis) und den Höheren Fachprüfungen (Eidg. Diplom). Susana Méndez, Fachverantwortliche Berufsbildungspolitik beim Kaufmännischen Verband Schweiz RATGEBER RECHT TIPPS ARBEIT AUF ABRUF Das klappt! WELCHE KÜNDIGUNGSFRIST GILT? Ich arbeite seit neun Monaten in einem kleineren Betrieb als Sekretärin auf Abruf. Pro Woche muss ich durchschnittlich während 10 bis 20 Stunden arbeiten. Da ich keinen schriftlichen Arbeitsvertrag habe, erkundigte ich mich bei meinem Chef nach der Kündigungsfrist. Er meinte, ein Anstellungsvertrag auf Abruf könne ohne Einhaltung einer besonderen Kündigungsfrist aufgelöst werden. Da mein Arbeitseinsatz immer für eine Woche festgelegt werde, könne ich oder er im Laufe der entsprechenden Woche jederzeit mitteilen, dass das Arbeitsverhältnis mit Ende dieser Woche beendigt sei. Stimmt das? Da Ihre wöchentliche Arbeitszeit kleiner ist als bei einem vollen Pensum, der Zeitplan jedoch immer im Voraus bestimmt wird, handelt es sich bei Ihrem Anstellungsverhältnis nicht um einen Vertrag auf 27 Felix Kuster arbeitet als Rechtsanwalt beim Kaufmännischen Verband. felix.kuster @kfmv.ch Abruf, sondern um einen eigentlichen Teilzeitvertrag. Der Unterschied zwischen dem eigentlichen Teilzeitvertrag und dem Vertrag auf Abruf besteht darin, dass bei der Arbeit auf Abruf kein zum Voraus bestimmter Einsatzplan besteht. Gemäss Art. 319 OR gilt als Einzelarbeitsvertrag auch der Vertrag, durch den sich ein Arbeitnehmer zur Leistung von stunden-, halbtage- oder tageweiser Arbeit verpflichtet. Dies hat zur Folge, dass ebenfalls für diese Arbeitnehmer die Bestimmungen des OR über den Einzelarbeitsvertrag Anwendung finden. Da zwischen Ihnen und dem Arbeitgeber keine schriftliche Vereinbarung besteht, gelten die gesetzlichen Kündigungsfristen: im ersten Dienstjahr ein Monat, im zweiten bis und mit dem neunten Dienstjahr zwei Monate und nachher drei Monate. In wenigen Wochen stehen die Abschlussprüfungen deiner Lehre an. Was kannst du jetzt noch tun? Worauf solltest du achten? › Gemeinsam lernen: In Lerngruppen erhältst du neue Sichtweisen auf ein Thema und ihr könnt euch gegenseitig helfen. Frage zudem jemanden aus deinem Betrieb, ob er/sie mit dir die betriebliche mündliche Prüfung simuliert. › Übungsserien lösen: Unter kfmv.ch/ uebungsserien findest du unzählige alte Prüfungen, um den Ernstfall zu proben. › Pause einlegen: Reserviere deine Lernzeit und arbeite konzentriert. Gönne dir dafür regelmässige Pausen und ab und zu eine Belohnung, wenn du ein Ziel erreicht hast. › Kein Last-Minute-Lernen: Stundenlanges Büffeln am Vorabend bringt nichts, es macht dich nur nervös. Genügend Schlaf ist wichtiger! Mehr in unseren Merkblättern QV-Vorbereitung, QV-Checkliste (kfmv.ch/qv); exklusiv für Mitglieder: Wie lerne ich richtig?, Prüfungen Keine Panik! PSYCHOLOGIE MISSVERSTÄNDNISSE WIE GELINGT KOMMUNIKATION? Ich arbeite in unterschiedlich zusammengesetzten Arbeitsgruppen. Dabei fällt mir immer wieder auf, wie oft an der eigentlichen Sache vorbei diskutiert wird. Unfruchtbare Diskussionen und Missverständnisse sind die Folge. So wird viel Arbeitszeit und Energie verschwendet. Missverständnisse sind in unserer alltäglichen Kommunikation die Regel, Verstehen eher die Ausnahme. Kommunikation ist selten eindeutig. Jede Nachricht, die wir aussenden, enthält Botschaften auf unterschiedlichen Ebenen. Würden wir alle nur auf der Sachebene kommunizieren, wären die von Ihnen geschilderten Kommunikationsprobleme zu einem guten Teil gelöst. Laut dem Kommunikationsexperten Friedemann Schulz von Thun transportiert aber jede Nachricht neben der eigentlichen Sachinformation auch Informationen auf der «Beziehungsebene», der «Selbstoffenbarungs-» sowie auf der «Appell-Ebene». Selbstverständlich verhält es sich beim Empfang einer Botschaft nicht anders: Empfangene Nachrichten sind interpre tationsbedürftig, da wir auch auf allen geschilderten Kanälen Informationen empfangen. Diese Mehrdeutigkeit und Komplexität macht Kommunikation zu einer ausserordentlich anspruchsvollen Angelegenheit. Wegen dieser Komplexität können wir davon ausgehen, dass es kein Patentrezept dafür gibt, wie sich Kommunikation perfektionieren lässt. Verbessern lässt sie sich aber durchaus. Förderlich in Arbeitsgruppen ist beispielsweise, wenn alle Beteiligten wissen, welche Regeln gelten. In der direkten Zusammenarbeit wiederum lohnt es Carla Weber arbeitet als Psychologin beim Kaufmännischen Verband. [email protected] sich, an einer Kommunikationskultur zu arbeiten, die Klärung bei Unsicherheit ermöglicht. Wenn ich nicht sicher bin, wie eine Äusserung zu interpretieren ist, dann kläre ich das direkt mit der betreffenden Person. Arbeitsgruppen, die so kommunizieren, verhindern zwar nicht, dass es zu Missverständnissen in der Kommunikation kommt, aber sie reduzieren spürbar den Aufwand, der aus der Beseitigung dieser Missverständnisse resultiert. CONTEXT – April 2015 28 KURZ Positiver Einfluss des GAV Sektionen im Netz Ab sofort finden Sie alle Informationen der Sektionen und Regionen im Netz. Loggen Sie sich auf kfmv.ch/ sektionsnachrichten ein – und Sie sind immer auf dem neusten Stand. Kommunikation Kaufmännischer Verband Die Arbeitszufriedenheit von Angestellten in der Schweizer Holzbaubranche ist sehr hoch. Die Holzbaubranche ist geprägt von Klein- und Kleinstbetrieben. Seit 2007 gibt es einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV). Zu den Sozialpartnern gehört auch der Kaufmännische Verband. Eine aktuelle Befragung durch die Schweizerische Paritätische Berufskommission Holzbau (SPBH) bestätigt eine stabile und hohe Arbeitszufriedenheit. Über 90 Prozent der befragten Mitarbeitenden äusserte sich positiv zur gegenwärtigen Arbeitssituation. Sie sind sehr zufrieden. Die Umfrage zeigt, dass dem GAV eine positive Wirkung auf das Vertrauen, auf die Zufriedenheit wie auch auf das Ausbildungs- und Qualifikationsniveau attestiert wird. MEHR SICHERHEIT Seit 2011 vergibt die SPBH das Qualitätslabel Holzbau Plus, das für eine partnerschaftliche Unternehmenskultur und Personalführung steht. Das Gütesiegel erhält, wer über den GAV hinaus aktiv eine erfolgs- und mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur umsetzt. Aus der Umfrage geht hervor, dass Mitarbeitende von Holzbau-Plus-Betrieben noch zufriedener sind als jene von nicht zertifizierten Firmen. Es gibt aber auch einen kleinen Wermutstropfen unter den Umfrageresultaten: Die Mitarbeitenden der Branche sind immer weniger überzeugt, dass ihre Arbeitsplätze sicher und krisenfest sind. Gut 20 Prozent haben bereits über einen Branchenwechsel nachgedacht. Nebst dem Wunsch nach persönlicher Veränderung wird dies auch mit der Belastung und berufsbedingten Unfallgefährdung begründet. Verbesserungen wünschen sich die Mitarbeitenden in den Bereichen Führungsarbeit und Laufbahngestaltung. Teils sind die Arbeitgeber bereits daran, punkto Belastung und Sicherheit Massnahmen umzusetzen. pd ANZEIGE CONTEXT – April 2015 Google und Rackspace sind top Google ist gemäss Randstad der attraktivste, Rackspace laut Great Place to Work® der beste Arbeitgeber der Schweiz. Die Gewinner des zweiten Schweizer Randstad Awards sind Google, Patek Philippe und Swatch. Auf den weiteren Plätzen folgen Victorinox und der Flughafen Zürich. «Google trifft den Nerv der Zeit. Das Unternehmen bietet sehr attraktive Bedingungen in den Bereichen, die den Schweizer Arbeitnehmenden bei einem Arbeitgeber wichtig sind», sagt Richard Jager, CEO von Randstad Schweiz. Und was ist den Schweizern wichtig? Eine angenehme Arbeitsumgebung, ein gutes Gehalt, Arbeitsplatzsicherheit, sinnvolle Arbeitsinhalte und eine WorkLife-Balance. Diese Kriterien erfüllen auch die Unternehmen Rolex, Nestlé, Swiss, Swissport International und Stalder Rail. Sie figurieren ebenfalls in den Top Ten. WIE EINE FAMILIE Rackspace, das führende Managed Cloud Unternehmen, wurde durch Great Place to Work® zum besten Arbeitgeber der Schweiz gekürt. Das jährliche Ranking prämiert Betriebe, in denen sich Mitarbeitende motiviert, geschätzt und gefördert fühlen. Im Fall von Rackspace heisst es, das Unternehmen charakterisiere sich durch eine transparente, vertrauensvolle und ausserordentlich offene Kommunikationskultur. Die familiäre Atmosphäre, geprägt durch eine Schweizer Kultur in einem internationalen Umfeld, zeichne die Zürcher Büros aus. Mitarbeitende sollen einen angenehmen und motivierenden Arbeitsplatz vorfinden, so das Motto von Rackspace. Regelmässig stattfindende Teamevents wie die traditionellen Grillpläusche sowie ein grosser Entertainmentbereich mit Billardtisch, Tischfussball und Spielkonsolen würden für Abwechslung sorgen und zu dem für Rackspace typischen Teamspirit beitragen. pd KURZ Mit Kindern sicher unterwegs Sind Kinder im Auto nicht richtig gesichert, bietet auch das beste Fahrzeug keinen Schutz. Schon mit wenigen Massnahmen sind Kinder aber sicherer unterwegs. Jedes Jahr verunfallen in der Schweiz rund 500 Kinder im Auto. Grund ist oft ein ungenügender Schutz. Vier von zehn Kindern sind im Auto nicht oder nicht richtig gesichert, schreibt die Beratungsstelle für Unfall (bfu). Schon mit einfachen Sicherheitsmassnahmen kann man gezielt vorbeugen. SICHERE AUTOS Sicherheit fängt beim Auto an. Mit dem Nachwuchs kommt meist der Zeitpunkt, auf ein neueres Modell mit modernsten Sicherheitsstandards umzusteigen. Ob Kombi, Kompakt- oder Minivan, die Auswahl ist heute riesig. Wichtig ist, dass das Auto genügend Raum bietet. Nicht immer haben drei Kindersitze auf dem Rücksitz Platz. Wichtig sind auch einfach bedienbare Systeme wie etwa Isofix für die Befestigung der Kindersitze. SICHERE SITZE Bei den Kindersitzen gibt es je nach Gewicht bzw. Alter drei Stufen. Für die Kleinen bis 13 Kilogramm sind Babyschalen vorgesehen. Diese montiert man immer rückwärtsgerichtet. Vorne auf dem Beifahrersitz darf man sie nur verwenden, wenn der Front-Airbag deaktiviert ist. Kinder zwischen 9 und 18 Kilogramm werden im Kindersitz herumkutschiert. Kindersitze lassen sich auf die aktuelle Körpergrösse einstellen und sollten möglichst eng mit dem Auto verbunden sein – also nicht locker sitzen. Für die Grossen bis 12 Jahre oder 150 Zentimeter Grösse sind «Sitzerhöher» vorgesehen. Diese gibt es auch mit Rückenlehne, die insbesondere bei einem Seitenaufprall Schutz bieten. Auf allen Stufen ist es wichtig, dass der Sicherheitsgurt so eng wie möglich am Körper des Kindes anliegt. MIT KÖPFCHEN FAHREN Eltern und Mitfahrer sollen zudem immer an die eigene Sicherheit denken. So kurz die Fahrt auch sein mag – es gilt: anschnallen und den Gurt straff an den Körper ziehen. Nicht vergessen: Kopfstützen schützen. Richtig eingestellte Kopfstützen sorgen für ein geringeres Verletzungsrisiko bei einem Heckaufprall. Verlagsleitung Dorothea Tiefenauer [email protected] Redaktionsadresse Kaufmännischer Verband Context Hans-Huber-Strasse 4 Postfach 1853, 8027 Zürich Telefon +41 44 283 45 33 [email protected] www.context.ch Sekretariat: Andrea Stoop kfmv.ch/jobs Marketing Kaufmännischer Verband Hier können Sie Ihre individuelle Prämie berechnen und Ihre persönliche Offerte erstellen: www.zurichconnect.ch/ partnerfirmen. Dafür benötigen Sie folgendes Login: ID: kfmv Passwort: buero Oder Sie verlangen über die für Mitglieder exklusive Telefonnummer 0848 234 567 eine unverbindliche Offerte. IMPRESSUM Herausgeber Kaufmännischer Verband Schweiz Telefon +41 44 283 45 33 kfmv.ch Unterwegs zum Traumberuf. mit Als Mitglied des Kaufmännischen Verbandes profitieren Sie von günstigen Prämien für Ihre Auto-, Motorrad-, Hausrat-, Privathaftpflicht- und Gebäudeversicherung sowie für Assistance. kfmv.ch/zurich-connect NR. 4 – APRIL 2015 | ISSN 1424-5345 Redaktion Therese Jäggi (tj) [email protected] Andrea Mašek (ajm) [email protected] Rolf Murbach (mur) [email protected] Adressänderungen Kaufmännischer Verband Mitgliederadministration Telefon +41 44 283 45 30 [email protected] oder im Mitgliederbereich: kfmv.ch/login Erscheinungsweise Monatlich (11 Ausgaben) 119. Jahrgang Auflage: 43 182 Exemplare (WEMF-beglaubigt) Magazin Konzept, Art Direction und Layout Partner & Partner AG 8400 Winterthur www.partner-partner.com Abonnemente 48 Franken Bildnachweise Titelseite: Pino Covino; S.3: zvg, Pino Covino, Reto Schlatter; S.8: zvg (Peter Schnetz) ; S.15: istockphoto; S.16: Partner & Partner; S.20: zvg; S.21/23/29: zvg; S.22: Keystone/ imageBROKER/Egon Boemsch; S.24: Keystone/Gaetan Bally Anzeigen Creative Media GmbH Zürichstrasse 135 8910 Affoltern am Albis ZH Telefon +41 43 322 60 30 [email protected] Druckerei Vogt-Schild Druck AG 4552 Derendingen Context bekennt sich zum «Code of Conduct» der Schweizer Presse. Werbung und redaktioneller Teil sind klar getrennt. CONTEXT – April 2015 29 30 CARTOON CONTEXT – April 2015 «Wie für schwammige Körper gibt es dann Fitness-Studios für den schwammigen Geist.» Dieter Haller im GDI Impuls 4.14 GDI Impuls - stählt ihren Verstand, trimmt ihren Weitblick Mitglieder des Kaufmännischen Verbandes erhalten das Jahres-Abonnement (im ersten Jahr) zu einem exklusiven Vorzugspreis von CHF 60 anstatt CHF 120 (inkl. MwSt., exkl. Versandkosten) Ihr Abonn ement unter kfmv.ch/g di ISSN 1422-0482 . CHF 35 . EUR 27 Wissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft, Handel Nummer 4 . 2014 Exklusive GDI-Stud ie Die wicht igsten Ideengeb er der Wel t Ranking 20 14/15 Wer uns auf neue Ideen bringt. Und welche Wirklichkeit werden können. Karin Frick Dieter Haller Venkatesh Rao Algokratie Peak Science Ökonomie der Unbezahlbarkeit GDI IMPULS Wissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft, Handel www.gdi-impuls.ch . facebook.com /GDI.Impuls GDI Impuls Partner: Ausgezeichneter Service und günstige Prämien für Mitglieder des Kaufmännischen Verbandes Ihre persönlichen Vorteile: Jetzt Prämie berechnen und Offerte einholen! • GünstigerePrämienfürMitgliederdes KaufmännischenVerbandes • LebenspartnerimgleichenHaushalt profitierenauch • Kundenfreundliche1-Jahresverträge • ImSchadenfall7×24Stunden-Service zurichconnect.ch/partnerfirmen ID:kfmv,Passwort:büro 0848 234 567 Mo–Frvon8.00–17.30Uhr ExklusiveTelefonnummerfürMitgliederdes KaufmännischenVerbandes Exklusiv versicherbare Zusatzleistung in der Assistance Versicherung für Mitglieder des Kaufmännischen Verbandes: DieWeiterbildungsversicherungdecktdie AnnullierungskostenfürAus-oderWeiter- bildungeninfolgeKrankheitoderUnfall. DieVersicherungssummeistfreiwählbar. 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