CO NTE XT Mehr Erfolg im Beruf #3 2016 Nach der Lehre JUNGE KAUFLEUTE SIND GEFRAGT 8000 KANDIDATEN Perfekte Prüfungs organisation FÜHRUNG Altersunterschied von Bedeutung? P U B L I R E P O R TA G E Berufsbegleitend zur dipl. Pflegefachfrau/ zum dipl. Pflegefachmann – das Gesundheitswesen bietet Perspektiven! Ein Beruf mit Zukunft Unterrichtssequenzen im Skillslabor des Careum Bildungszentrums. Das Gesundheitswesen ist ein spannendes Umfeld, das sich laufend weiterentwickelt und stets neue Herausforderungen an seine Fachleute stellt. Die Branche bietet nicht nur vielfältige Berufsbilder, sondern auch attraktive Karrieremöglichkeiten. Ab Herbst 2016 wird der Bildungsgang der Höheren Fachschule Pflege auch berufsbegleitend angeboten. Diese Ausbildung ermöglicht es, sich beruflich neu zu orientieren und gleichzeitig im angestammten Beruf oder in der Familienarbeit tätig zu sein. Der Ausbildungsplan des neuen vierjährigen Bildungsgangs setzt sich aus Schulblöcken und Praktika zusammen, die eine verlässliche Planung während der ganzen Ausbildungszeit zulassen. Im Namen «Careum» sind zwei Elemente enthalten, die unser Bildungszentrum massgeblich prägen: «car» steht für das englische Verb «to care» (sich um jemanden kümmern, betreuen, pflegen), dies ist allen Gesundheitsberufen gemein; «eum» steht für «Lyceum» (Latein: Bildungsstätte), da im schulischen Alltag die Vermittlung von fundiertem Wissen und aktuellen Erkenntnissen im Vordergrund steht. Praxisbezogene Ausbildung Als modernes Bildungszentrum, das mitten im Hochschulquartier von Zürich liegt, arbeiten wir mit aktuellsten und praxisorientierten Lehr- und Lernformen. Unsere Bildungsgänge der Höheren Fachschulen basieren alle auf dem pädagogischen Verständnis des Problem basierten Lernens (PBL), eine moderne Lehr- und Lernform, bei der die Studierenden aktiv und selbstgesteuert lernen können. Nebst dem Unterricht und Vorlesungen im Careum Bildungszentrum erarbeiten die Studierenden den Lernstoff selbstständig in Lerngruppen oder im Selbststudium. Die virtuelle Lernplattform CareOL (Careum Online Learning), welche allen Studierenden zur Verfügung steht, ermöglicht zudem ein zeit- und ortsunabhängiges Lernen. Wichtiger Bestandteil des PBL im Careum Bildungszentrum ist das Skillstraining: Hier findet der Transfer der Theorie in die Praxis statt. Während dieser Unterrichtssequenzen üben die Studierenden in den praxisnah ausgestatteten Skillsräumen verschiedene Handlungen und Abläufe in einer geschützten Lernumgebung. So gewinnen die Studierenden an Sicherheit, was ihnen sowohl im Praktikum ab dem 2. Ausbildungsjahr als auch beim Übertritt in die Berufswelt eine rasche Integration in den Alltag ermöglicht. Während der Tätigkeit im Praktikumsbetrieb werden die Studierenden durch Berufsbildnerinnen und Berufsbildner in ihrem Lernen gefördert und unterstützt. Im berufsbegleitenden Bildungsgang sowie in den regulären Bildungsgängen nehmen Selbststudium und begleitetes Lernen einen grossen Raum ein. Die berufsbegleitende Ausbildung HF Pflege erfordert von den Studierenden ausgeprägte organisatorische Fähigkeiten und eine hohe Belastbarkeit. Studierende bestätigen, dass das PBL ein hohes Mass an Selbstständigkeit sowie Disziplin verlange, gleichzeitig aber Teamarbeit wichtig sei. Diese Erfahrungen helfen den Studierenden im Berufsleben, wenn es beispielsweise darum geht, Verantwortung für komplexe Pflegesituationen zu übernehmen oder eine Problemstellung im interprofessionellen Team zu diskutieren. Beim Berufsbild der diplomierten Pflegefachfrauen und Pflegefachmännern stehen die Patientinnen und Patienten im Zentrum der Tätigkeit. Sie sind verantwortlich für die Planung und Ausführung des Pflegeprozesses und übernehmen Fach- und Führungsverantwortung in Zusammenarbeit mit verschiedenen Berufsgruppen der Pflege. Teamarbeit und Kommunikation spielen dabei eine bedeutende Rolle. Darüber hinaus befassen sie sich mit einer Reihe weiterer Aufgaben, wie z. B. Prävention, Arbeitsorganisation und Qualitätssicherung. Die Studierenden eignen sich während der Ausbildung nicht nur fundiertes Wissen in Pflege- und Naturwissenschaften an, auch angrenzenden Bezugswissenschaften wie Soziologie und Psychologie wird Zeit eingeräumt. Nach Abschluss der Höheren Fachschule können die diplomierten Pflegefachleute unter anderem in Spitälern, Kliniken, Pflegezentren, Arztpraxen, in der Spitex oder in der Industrie arbeiten. Ausserdem steht es ihnen offen, sich auf einem der Fachbereiche, wie zum Beispiel Intensivpflege oder Anästhesie, zu spezialisieren oder mit entsprechenden Weiterbildungen Führungs- und Ausbildungsaufgaben zu übernehmen. I N F O R M AT I O N E N & A D R E S S E Informationsveranstaltungen Nutzen Sie die Gelegenheit und erfahren Sie von unseren Studierenden und pädagogischen Mitarbeitenden mehr über die Ausbildung und den Alltag im Careum Bildungszentrum. Bei einem Rundgang über den Careum Campus können Sie auch einen Blick in die Skillsräume werfen. Die nächsten Veranstaltungen finden am Mittwoch, 30. März 2016 und Montag, 9. Mai 2016 im Careum Bildungszentrum statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Weitere Informationen Careum Bildungszentrum Gloriastrasse 16 8006 Zürich Telefon 043 222 52 00 www.careum-bildungszentrum.ch careum Bildungszentrum INHALT Jedes Jahr schliessen zwei Lernende beim Kaufmännischen Verband ihre Lehre ab. Wenn möglich arbeiten sie danach, zumindest für eine gewisse Zeit, weiter bei uns. Dass auch ein Wechsel seine Vorteile hat, und Peter Kyburz CEO Kaufmännischer Verband Schweiz. [email protected] alle wichtigen Erkenntnisse aus unserer aktuellen Umfrage unter Lehrabgänger/ innen lesen Sie ab Seite 6// Worauf 6 kommt es an, wenn man eine Prüfung mit mehreren hundert Kandidaten organisieren muss? Prüfungsleiter/innen der examen.ch AG geben A uskunft. 14// Klüngel und Abgrund – Mit Cartoons zu 14 einem Unternehmen mit diesem Namen hat 2007 die Zusammenarbeit zwischen Ruedi Widmer und Context begonnen. Heute erscheint sein letzter Beitrag bei uns. Ganz h erzlichen Dank an Ruedi Widmer für all seine wunderbaren, erhellenden und hintergründigen Cartoons. 30// 5 – KOMMENTAR 24 – GESUNDHEIT Amalia Zurkirchen über die Finanzierung der höheren Berufsbildung Reden über psychische Probleme hilft 18 – ONLINE Recht/Bildung/Berufs- und Praxisbildung/Psychologie Wie findet man den richtigen Umgang damit? 21 – ABSCHLÜSSE Jetzt auch auf Englisch 21 – SEITZ 26 – RATGEBER 28 – KURZ/IMPRESSUM Aktuelles aus dem Verband 29 – PARTNERINFOS Kolumne von Yvonne Seitz 22 – FÜHRUNG Altersunterschied als Herausforderung CONTEXT – März 2016 Entdecke Sprachenlernen neu Mit Babbel können Sie ganz einfach und selbstbestimmt Ihre Wunschsprache lernen. Die Sprachlern-App bietet insgesamt 14 Lernsprachen und eine riesige Auswahl an interaktiven Sprachkursen mit alltagsnahen Inhalten, die Sie sofort anwenden können: von der Reisevorbereitung zu Hobbies, Business-Sprache und Smalltalk. 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Abo kann jederzeit zum Ende der Laufzeit gekündigt werden, ansonsten verlängert sich das Abo automatisch um weitere 6 bzw. 12 Monate zu folgenden Konditionen: 6 Monatsabo für 26,64€, 12 Monatsabo für 47,52€ KOMMENTAR 5 Mehr Geld für die höhere Berufbildung I n unserer aktuellen Umfrage unter Abgänger/innen der kaufmännischen Grundbildung 2015 geben über 90 % der Befragten an, dass sie beabsichtigen, eine Weiterbildung in Angriff zu nehmen. Es scheint, dass die jungen Erwachsenen das Konzept des lebenslangen Lernens schon voll und ganz verinnerlicht haben. Sie scheinen motiviert und willig, in ihrem Beruf am Ball zu bleiben, trotz oder gerade wegen der anspruchsvollen kaufmännischen Lehre. ändert. Neu sollen dann die Absolventinnen und Absolventen von Berufs- und höheren Fachprüfungen maximal 50 % der Kurskosten direkt vom Bund zurückerstattet erhalten. Die konkreten Bedingungen werden dieses Jahr politisch definiert. AMALIA ZURKIRCHEN Dieser Systemwechsel stellt Transparenz her und vermeidet die Ungleichbehandlung der Absolventinnen und Absolventen. Durch die direkte Finanzierung erhalten auch Mitarbeitende, welche nicht durch ihre Arbeitgeber finanziell unterstützt werden, einen attraktiven Zugang zu Weiterbildung. Arbeitgebenden bietet das neue subjektorientierte Finanzierungsmodell die Möglichkeit, nebst der weiterhin erforderlichen finanziellen Beteiligung an der Weiterbildung neue attraktive Unterstützungsmodelle für ihre Arbeitnehmenden zu entwickeln, zum Beispiel mit Zeitgutschriften. Flexible Modelle sollen die Attraktivität von Arbeitgebern steigern und der Fachkräftepotentialausschöpfung dienen. Interessant dabei ist, dass Lehrab... ist Leiterin Bildung beim Kaufmännischen Verband. gängerinnen und Lehrabgänger mit und ohne Berufsmatur sich nur in der Wahl der Weiterbildungsstufe unterscheiden und nicht in der Absicht, eine Weiterbildung zu absolvieren. Für einen beträchtlichen Teil der jungen Berufsleute ohne Berufsmatur ist der Weg über die höhere Berufsbildung der anvisierte. Dabei bietet sich ein berufsbegleitendes Studium an einer höheren Fachschule (HF) an, oder, wenn sie nach einigen Jahren Berufserfahrung eine berufliche Spezialisierung wünschen, stehen zahlreiche Unser Berufsbildungssystem bietet ein vielfältiges Angebot an eidgenössische Berufs- und höhere Fachprüfungen zur Wahl. Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten zum Erhalt und zur Förderung der Arbeitsmarktfähigkeit. Der KaufmänDer Kaufmännische Verband setzt sich im Projekt des Bundes nische Verband steht in verschiedenen Gremien und als Mit«Stärkung der höheren Berufsbildung» dafür ein, dass die Fiträger von über 20 Berufsbildern für eine arbeitsmarktnahe nanzierung der Vorbereitungskurse zu Berufs- und höheren und selbstbewusste Berufsbildung ein. Entscheidend ist meiFachprüfungen neu geregelt wird. Obwohl der Besuch solcher nes Erachtens, wie sich die höhere Berufsbildung in Zukunft Kurse freiwillig ist, werden sie von rund 90 % der Absolventinpositionieren wird. nen und Absolventen besucht. Nebst der zeitlichen Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Weiterbildungsengagement stellt Im Zuge des Fachkräftemangels und bei gleichzeitig unsichedie Finanzierung die Weiterbildungswilligen vor grosse Herrer Wirtschaftslage soll es ein Bekenntnis zur Stärkung der ausforderungen. Bei Kurskosten, welche zum Teil über 20 000 höheren Berufsbildung geben. Daher setzt sich der KaufmänFranken betragen, ist eine finanzielle Beteiligung des Arbeitnische Verband für ein stärkeres finanzielles Engagement der gebers oftmals unerlässlich. öffentlichen Hand von mindestens 100 Millionen Franken ein. Dies speziell für die höhere Berufsbildung und damit für Die bisherige unterschiedliche Praxis der Kantone, Vorbereieine strikte Arbeitsmarktorientierung beziehungsweise für tungskurse von ausgewählten Bildungsinstitutionen teilweise die Schaffung eines klaren Profils in Abgrenzung zur akadezu subventionieren, wird ab dem 1. August 2018 komplett gemischen Bildung. «Der Kaufmännische Verband setzt sich für ein stärkeres finanzielles Engagement der öffentlichen Hand ein.» CONTEXT – März 2016 6 ABGÄNGER/INNEN-UMFRAGE STABILE SITUATION Neun von zehn Befragten fühlen sich gut auf das Berufsleben vorbereitet. Bei manchen Lernenden liegen die Löhne zu tief, einige haben zu wenig Ferien. Dies sind Ergebnisse der aktuellen Befragung von Abgänger/innen der kaufmännischen Grundbildung. Raphael Noser, Michael Kraft, Therese Jäggi Michele Limina / Grafische Darstellungen: Partner & Partner D er Übergang von der Lehre ins Berufsleben ist für Jugendliche ein wichtiger Lebensabschnitt. Ob er gelingt oder nicht, kann entscheidenden Einfluss auf die spätere Berufslaufbahn haben. Die Umfrage des Kaufmännischen Verbandes unter den Abgänger/ innen der kaufmännischen Grundbildung und der Büroassistent/innen setzt sich deshalb seit mehreren Jahren zum Ziel, eine Momentaufnahme der beruflichen Realität an dieser Schnittstelle vorzunehmen, und zwar jeweils im Juli und im November. Bis 2012 wurden ausschliesslich die Absolvent/innen der betrieblich organisierten Grundbildung (BOG) berücksichtigt. 2013 kamen die Handels- und Wirtschaftsmittelschulen dazu. Seit 2014 werden auch die Abgänger/innen von privaten Handelsschulen befragt und gleichzeitig nur noch diejenigen Handels- und Wirtschaftsmittelschulen berücksichtigt, welche auch das eidgenössische Fähigkeitszeugnis verleihen. Dies ermöglicht einen Vergleich zwischen der schulisch organisierten Grundbildung (SOG) und der BOG. HEIKLER ÜBERGANG Die schwache konjunkturelle Entwicklung in der Schweiz und der starke Franken zeigen Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt. Das Staatssekretariat für Wirtschaft und Arbeit (SECO) verzeichnet eine steigende Tendenz bei der saisonbereinigten Arbeitslosenquote. Par- CONTEXT – März 2016 allel zu den gesamtschweizerischen Entwicklungen hat sich auch die Jugendarbeitslosenquote (18- bis 21-Jährige) entwickelt. Sie betrug im November 2015 3.7% und lag damit 0.2 Prozentpunkte höher als im Vorjahreszeitraum. Erfahrungsgemäss reagiert die Jugendarbeitslosigkeit besonders sensibel auf konjunkturelle Schwankungen. Das Risiko, arbeitslos zu werden, ist gerade in Übergangssituationen besonders hoch. Im Zusammenhang mit den konjunkturellen Schwierigkeiten ist in den kom- «Fokus auf die Schnittstelle zwischen Lehre und Berufsleben» menden Monaten mit einem weiteren Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit zu rechnen. GROSSE BETEILIGUNG An der Juliumfrage haben insgesamt 3073 Personen teilgenommen und im November konnten 1411 Abgänger/innen erneut befragt werden. Die Zahl der Teilnehmenden hat sich damit im Vergleich zum letzten Jahr erhöht. Von den Befragten im Juli absolvierten 2594 Personen (84.4%) die kaufmännische Grundbildung in einem Lehrbetrieb mit Berufsfachschule, 358 (11.6%) in einer Handels-/Wirtschafsmittelschule und 121 (4.0) in einer privaten Handelsschule. EINSTIEG MEISTENS ERFOLGREICH Obwohl ein Grossteil der Abgänger/innen relativ früh damit beginnt, seine berufliche Zukunft nach der Grundbildung zu planen, nimmt der Übergang in den Arbeitsmarkt doch eine gewisse Zeit in Anspruch. Bezüglich der Stellensituation dürfte deshalb insbesondere die Situation im November aussagekräftig sein. Die Lage der Abgänger/innen der BOG ist mit jener der letzten Jahre vergleichbar. Auf Darstellung 1 (Seite 7) wird ersichtlich, dass drei von vier Abgänger/innen zum zweiten Befragungszeitpunkt eine reguläre Arbeitsstelle gefunden haben und erwerbstätig sind. Im Übrigen absolvieren 3.7% ein Praktikum. 15.8% machen mehrheitlich etwas Anderes; sie leisten beispielsweise Militärdienst oder haben bereits mit einer Weiterbildung begonnen. All diese Zahlen sind praktisch identisch mit denjenigen des letzten Jahres. Dies spricht für ein stabiles kaufmännisches Grundbildungssystem und einen beständigen Arbeitsmarkt für Berufseinsteiger/innen. Mit 4.9% erweist sich auch die Zahl der BOG-Abgänger/innen, welche derzeit nicht erwerbstätig und auf Stellensuche sind, als stabil. Nur ein Teil dieser Personen ist jedoch beim Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) gemeldet und gilt demnach offiziell als arbeitslos. Diese Situation trifft auf insgesamt 3.4% aller BOG-Abgänger/innen zu. Die Entwicklung dieser Zahlen verläuft über die letzten Jahre, wenn auch auf einem etwas tieferen Niveau, weitgehend parallel zu den offiziellen Daten des SECO. Schliesslich fällt der konstant hohe Anteil an Personen auf, die weder erwerbstätig noch auf Stellensuche sind (15.8%). Auch dieser bewegt sich im Rahmen der letzten Jahre. Der überwiegende Anteil dieser Personen absolviert derzeit entweder eine neue Aus- oder eine Weiterbildung (68.2%) – vorwiegend die Berufsmatur – oder einen Sprachaufenthalt (19.3%). Bereits im Juli haben über 50% angegeben, dass sie sich, bei weiterhin erfolgloser Stellensuche, auch vorstellen können, einen Sprachaufenthalt oder eine Weiterbildung als Alternative ins Auge zu fassen. Dieses Ergebnis ist ein Hinweis darauf, dass ein Teil der Personen, welcher im November «etwas Anderes» macht, dies nur beschränkt freiwillig tut und somit eher einem Plan B nachgeht. ZU TIEFE LÖHNE WÄHREND DER LEHRE Die Löhne der Berufseinsteiger/innen fallen mehrheitlich zufriedenstellend aus: Der Median des Bruttoeinkommens liegt bei 54 600 Franken, das heisst: es erhalten genau gleich viele Personen mehr beziehungsweise weniger als diesen Betrag. Erfreulich ist, dass sich die Einstiegslöhne von Frauen nicht systematisch von denjenigen der Männer unterscheiden. Noch immer verdient jedoch rund jede/r fünfte Arbeitnehmende weniger als die vom Verband als Mindestlohn empfohlenen 4000 Franken pro Monat (x13). Mit der Entlöhnung zeigten sich die Befragten zufrieden, wobei die Zufriedenheit mit der Höhe des Lohnes angsteigt. Erstmals wurden in der aktuellen Umfrage Daten erhoben zu den Löhnen der Lernenden. Der Kaufmännische Verband empfiehlt während der Grundbildung Löhne von 770 Franken im ersten, 980 Franken im zweiten und 1480 Ecknauer+Schoch ASW 7 version internet weiter Seite 9 Sie werden demnächst Ihre Ausbildung beenden. Haben Sie zum aktuellen Zeitpunkt bereits eine Arbeitsstelle für die Zeit danach gefunden? (in %) ABACUS Business Software goes mobile ABACUS bringt Bewegung Juli 2015 November 2015 6.7 18.1 3.5 3.2 2.9 19.2 18.5 Alle (N=3021) in Ihr Business. Apps für Smartphones und iPads informieren Sie schneller und machen Sie und Ihre Mitarbeiter effizienter und flexibler. > Unterwegs Leistungen, Spesen, Stunden erfassen, und Projektdaten bearbeiten und sofort mit der Software 17 3 Rapporte ausfüllen, Adressen 71.3 56.6 4.9 2.7 16.7 3.7 Betrieblich organisierte Grundbildung (N=2567) 60.6 Ja, ich habe bereits eine Stelle (Vertrag unterzeichnet oder definitive Zusage). Ja, ich habe bereits einen Praktikumsplatz. Nein, ich habe noch keine Stelle gefunden, bin aber auf Stellensuche. 15.8 in Ihrem Unternehmen synchronisieren > Überall und jederzeit Stammdaten und Standardauswertungen einsehen 75.6 www.abacus.ch Nein, ich habe noch nicht mit der Stellensuche begonnen. Nein, ich benötige derzeit keine Stelle. Darstellung1: Stellensituation im Juli und im November CONTEXT – März 2016 8 ABGÄNGER/INNEN-UMFRAGE Will erste Berufserfahrungen sammeln LARISSA KUSKE (19) «Ich habe im Sommer 2015 die Lehrabschlussprüfung gemacht. Die Lehre absolvierte ich beim Kaufmännischen Verband. Bereits Anfang Jahr machte ich mir Gedanken, wie es danach weitergehen könnte. Bis Ende Januar war ich in der Finanzabteilung tätig und merkte dort, dass mir dieser Tätigkeitsbereich sehr gut gefiel. Im April habe ich unserem Leiter HR mitgeteilt, dass ich interessiert wäre, nach Abschluss weiterhin hier tätig zu sein. Ich musste mich etwas gedulden, doch Anfang Juni erhielt ich die Zusage für einen befristeten Vertrag. Ich war damals sehr erleichtert über diesen Bescheid. Die Monate vorher waren geprägt von Unsicherheit, zum einen eben wegen der Arbeit, zum anderen kann man auch nie ganz sicher wissen, ob man die LAP besteht. Für mich hat sich jedenfalls beides innert kurzer Zeit in positivem Sinn geklärt. Ich finde es ganz klar von Vorteil, wenn man noch eine gewisse Zeit im Lehrbetrieb bleiben kann. In meiner Klasse war das auch bei den meisten der Fall. Von einigen Kollegen aber weiss ich, dass sie jetzt, ein halbes Jahr nach Lehrabschluss noch immer auf Stellensuche sind. Ein Kollege hat kürzlich einen Job im Detailhandel angenommen, einfach damit er etwas hat, und das obwohl er sehr gut war in der Berufsschule. Berufserfahrung scheint enorm wichtig zu sein bei der Stellensuche. CONTEXT – März 2016 Mein Vertrag ist bis Ende April befristet. Ich werde demnächst meine ersten Bewerbungen losschicken. Die Versicherungsbranche würde mich interessieren, ich hätte gerne eine Tätigkeit mit mehr Kundenkontakt. Ansonsten aber bin ich recht offen und schaue einfach mal, was sich ergibt. In der nächsten Zukunft will ich erste Berufserfahrungen sammeln und Geld sparen, damit ich später mal einen längeren Sprachaufenthalt machen kann. Am wichtigsten bei der Arbeit ist für mich das Team. Das heisst, dass man untereinander und natürlich auch mit der Vorgesetzten gut auskommt. Das steht für mich an erster Stelle. Von Bedeutung ist auch, dass die Tätigkeit interessant ist und dass man die Möglichkeit hat, Weiterbildungen zu machen. Der Lohn wird für mich immer wichtiger, da ich zunehmend auf mich alleine gestellt bin, auch wenn ich momentan noch zu Hause wohne. In letzter Zeit habe ich einiges über die Digitalisierung gelesen. Im Detailhandel sieht man ja jetzt konkret, wie Kassierinnen durch Maschinen ersetzt werden. Auch in den Banken und Versicherungen wird immer mehr automatisiert. Aber ich denke, den direkten Kundenkontakt kann man nicht so leicht ersetzen. Jedenfalls hoffe ich das.» 9 Franken im dritten Lehrjahr. Die Empfehlung wird heute relativ oft unterschritten, wobei die Löhne insbesondere im dritten Lehrjahr deutlich zu tief angesetzt sind, wie die erstmalige Erhebung in dieser Frage zeigte. Aufgrund der zunehmenden Selbstständigkeit und eines zusätzlichen Arbeitstags im Betrieb (B- und E-Profil), ist der Lohnsprung im dritten Lehrjahr jedoch gerechtfertigt und müsste auch von den Betrieben konsequenter vollzogen werden. ZU WENIG FERIEN Arbeitnehmende unter 20 Jahren stehen gesetzlich mindestens fünf Wochen Ferien zu. Diese arbeitsrechtliche Regelung wird jedoch bei 20.6% der unter 20-Jährigen nicht eingehalten. Damit wird der Jugendschutz in einem Fünftel aller Arbeitsverträge unterlaufen. Von den älteren Abgänger/innen, welche nicht mehr unter diese Jugendschutzbestimmung fallen, haben mehr als die Hälfte mindestens fünf Wochen Ferien vertraglich zugesichert. Das gesetzliche Minimum von 20 Ferientagen pro Jahr hingegen gilt noch für 30.1% der Befragten. Wie schon im letzten Jahr arbeiten rund zwei Drittel aller Abgänger/innen in Betrieben, in welchen 42 bis 43 Arbeitsstunden pro Woche einer Vollzeitstelle entsprechen. Für weitere 30.6% gilt die 40- bis 41-Stundenwoche. Wie viele Ferientage erhalten Sie pro Jahr bei Ihrer neuen Stelle? 20/21 Tage 22–24 Tage 25–27 Tage 28–30 Tage Mehr als 30 Tage 46.4% 30.1% 6.1% 14.9% 2.5% über 20 Jahre (N=362) Jugendschutz mind. 25 Tage 67.9% 8.7% 11.9% 9.4% 2% unter 20 Jahre (N=586) Darstellung 2: Ferientage pro Jahr JOB SOLL INTERESSANT SEIN 2015 wurden die Abgänger/innen erstmals nach den Kriterien befragt, welche ihnen bei einer (neuen) Arbeitsstelle wichtig sind. Im Vordergrund stehen dabei sowohl eine interessante Tätigkeit, als auch ein gutes Arbeitsklima und angenehme Arbeitskolleg/innen. Beides gehört für über 60% der Befragten zu einem der drei wichtigsten Kriterien. An dritter Stelle folgen die Entwicklungs- und die Karrieremöglichkeiten, bevor – erst an vierter Stelle – ein angemessener Lohn genannt wird. ANZEIGE SERVICES CONSULTING ENGINEERING DATACENTERS Managed clOud & OutsOurcing services geprüfte Qualität: isae 3402 typ ii Eine zuverlässige IT ist heute ein Muss und bestimmt zentral über den Geschäftsnutzen jedes Unternehmens. Da die IT jedoch meistens nicht zu deren Kernkompetenzen gehört, sollten die anspruchsvollen und vielfältigen Aufgaben sinnvollerweise an einen kompetenten IT Partner übertragen werden. Zahlreiche Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen verlassen sich darum täglich auf die langjährige Erfahrung und die ausgewiesenen Spezialisten von iSource. Einige wichtige Leistungen im Überblick: - ICT Outsourcing für KMU mit Managed Cloud Services aufbauend auf den Architekturbereichen IT-Infrastruktur (IaaS), Anwendungsplattformen (PaaS) und Business-Applikationen (SaaS) - Integration von Cloud- und Private-CloudAngeboten für den Desktopbereich (DaaS) - Transparente Abrechnung der effektiv bezogenen Leistungen - Sichere Datenhaltung in der Schweiz durch den Betrieb von drei Hochverfügbarkeits-Rechenzentren - Konzeption, Realisierung und Betrieb von hochverfügbaren und Disaster-Recoveryfähigen Lösungen - Professionelle Beratung in den Bereichen Business-Impact-Analyse (BIA), BusinessContinuity-Planung und -Management iSource AG | Sägereistr. 24 | 8152 Glattbrugg Tel. 044 809 97 00 | www.isource.ch YOur it Heartbeat CONTEXT – März 2016 ABGÄNGER/INNEN-UMFRAGE Planen Sie zurzeit eine Weiterbildung oder eine neue Ausbildung?(in %) Ja, ich habe bereits damit begonnen Ja, innerhalb der nächsten 6 Monate nA 24.2 usb 19.4 il d u n g Ja, in den nächsten 1–2 Jahren Ja, irgendwann später (N=1332) 8.3 20 16 Nein de 15.6 25.1 tb is HOCH MOTIVIERT Die Abgänger/innen zeigen sich auch im Jahr 2015 äusserst weiterbildungswillig. Insgesamt 92.6% aller Befragten weiter Seite 12 rz ti Ja, innerhalb der nächsten 7–12 Monate De 7.4 ei Für Männer sind die Entwicklungsund Karrieremöglichkeiten (59.1%) sowie der angemessene Lohn (49.7%) wichtiger als für die Frauen. Für diese steht hingegen das Kriterium Arbeitsklima mit 66.5% noch deutlicher im Vordergrund. Personen, die weniger als den vom Kaufmännischen Verband empfohlenen Mindestlohn verdienen, messen dem Salär tendenziell einen leicht höheren Stellenwert zu bei einer (neuen) Stelle. Bereits im Juli hat schon fast jede/r dritte Abgänger/in (30.8%) eine ihm/ ihr angebotene Stelle abgelehnt. In mehr als der Hälfte der Fälle war dafür Unzufriedenheit mit den zu erledigenden Aufgaben und der angebotenen Funktion verantwortlich, kaum je aber unterschiedliche Lohnvorstellungen. En 10 Au s bi Darstellung 3: Weiterbildungspläne l du n t gss ar ANZEIGE Mein Erfolgserlebnis: «INDIVIDUELL UND KREATIV AUSBILDEN.» Gestalten Sie Lernsituationen von Studierenden und Mitarbeitenden mit mehr Sicherheit, Kreativität und lernfördernden Methoden. Holen Sie sich jetzt den anerkannten Abschluss als: Praxisausbilder/in mit SVEB-Zertifikat ■ ■ Mit Förderung des Migros-Kulturprozent Lernbegleitung mit Einzelpersonen durchführen Individuelle Lernprozesse unterstützen, AdA-FA-M3 Beratung und Anmeldung: Tel. 0844 844 900 oder klubschule.ch 11 Ist offen für vieles HELIOS WHITE (19) «Ich habe meine Lehre beim Kaufmännischen Verband gemacht, die ersten eineinhalb Jahre im M-Profil, also mit Berufsmatura. Da ich den Aufwand etwas unterschätzt habe, wechselte ich dann ins E-Profil. Als klar wurde, dass sich beim Kaufmännischen Verband keine passende Möglichkeit zur Weiterbeschäftigung ergeben würde, nahm ich mir vor, gleich nach Lehrabschluss die BMS wieder aufzunehmen. Mit der Stellensuche habe ich aber erst nach Lehrabschluss angefangen, vorher reichte die Zeit dafür nicht aus. Da ich an der LAP mehr als eine 4,5 im Schnitt hatte, musste ich wenigstens keine Aufnahmeprüfung machen. Schwieriger war es, eine Stelle zu finden, bei mir ganz besonders, weil ich eine Teilzeitstelle suchte. Man steht in einem harten Konkurrenzkampf mit Leuten, die Berufserfahrung aufweisen können, gerade zum Beispiel Wiedereinsteigerinnen suchen oft auch eine Teilzeitstelle. Insgesamt habe ich etwa 25 Bewerbungen verschickt. Und ich muss schon sagen, eine Absage ein zustecken, ist gar nicht so einfach. Wenn man eine KV-Lehre macht, bekommt man mit, wo all die Kollegen und Kolleginnen arbeiten: bei Banken, Versicherungen, NGOs, in der Verwaltung – man könnte dann fast auf die Idee kommen, alle diese Türen stünden einem offen. So ist es aber ganz und gar nicht. Wir werden nicht umworben von den Unternehmen. Man muss sich ganz schön ins Zeug legen. Eines Tages aber hat es geklappt. Seit Januar arbeite ich beim Versandunternehmen DHL in Regensdorf. Hier habe ich eine 50%-Stelle. Das ist perfekt. So bleibt mir genügend Zeit für die BMS. Im Sommer 2017 werde ich voraussichtlich abschliessen. Was ich danach genau machen werde, weiss ich noch nicht. Ich bin offen für vieles und schaue mal, welche Möglichkeiten sich ergeben. Grosses Interesse habe ich momentan für Archäologie und Geschichte. Ob es später einmal in diese Richtung gehen wird, weiss ich jetzt noch nicht. Ausgeschlossen ist es nicht, denn die Passerelle ermöglicht mit der Berufsmatura auch ein Hochschulstudium. Heute finde ich, dass ein Wechsel nach der Lehre auch seine Vorteile hat. Man lernt einen anderen Betrieb kennen und damit auch neue Arbeit und neue Kollegen. Da muss man sich erst einmal zurechtfinden. Ein Grossbetrieb wie DHL bietet auch ganz neue Möglichkeiten. Man kann weltweit innerhalb des Betriebes wechseln, so habe ich beispielsweise einen Kanadier getroffen, der für DHL zunächst nach Schweden gezogen ist und danach in die Schweiz. Finde ich super.» CONTEXT – März 2016 12 ABGÄNGER/INNEN-UMFRAGE FORDERUNGEN Aus der diesjährigen Studie ergeben sich für den Kaufmännischen Verband folgende Handlungsfelder: Erleichterter Einstieg in den Arbeitsmarkt: Es müssen vermehrt unbefristete Stellen für Berufseinsteiger/ innen geschaffen werden. Die während der Grundbildung erlangte Arbeitserfahrung ist verstärkt anzuerkennen. Angemessene Entlöhnung: Sowohl während der Grundbildung als auch im regulären Arbeitsmarkt sind die Arbeitnehmenden angemessen zu entlöhnen. Ziel muss eine durchgehende Einhaltung der Mindestlohnempfehlungen sein. Einhaltung der Jugendschutzverordnung: Die Jugendschutzbestimmungen müssen konsequent eingehalten werden. Arbeitnehmer/innen unter 20 Jahren stehen mindestens fünf Wochen Ferien pro Jahr zu – auch nach Abschluss der Grundbildung. Faire Praktikumsbedingungen: Praktika nach der Grundbildung sind nur in Ausnahmefällen sinnvoll und müssen einen Ausbildungscharakter sowie einen ausreichenden Betreuungsanteil aufweisen. Praktika sind zudem mit mindestens 1850 Franken monatlich zu entlöhnen. Unterstützung von Weiterbildungsvorhaben: Die Weiterbildungsabsichten der Abgänger/innen müssen von ihren neuen Betrieben stärker mittels zeitlicher und/oder finanzieller Ressourcen unterstützt werden. Wirtschaft und Politik sind überdies gefordert, ideale Rahmenbedingungen für die Weiterbildungsvorhaben zu schaffen. ANZEIGE Die Schweizer Bildungsinstitution. Effizient. Sicher. Individuell. «Mit der AKAD Weiterbildung manage ich alles optimal: Beruf, Weiterbildung und Freizeit.» Wir unterstützen Sie auf Ihrem Bildungsweg! Unser Angebot: Berufliche Grundbildung und Maturität, Berufliche Weiterbildung, Sprachen und Individuelle Bildung im Selbststudium. www.akad.ch AKAD Context CONTEXT – März 2016 Die AKAD Schulen gehören zur Kalaidos Bildungsgruppe Schweiz haben vor, sich nach der abgeschlossenen Grundbildung weiterzubilden. Ein Viertel der Befragten hat sogar bereits damit begonnen und ein weiteres Viertel plant den Start der neuen Aus- oder Weiterbildung bis Ende Jahr. Damit werden per Ende 2016 voraussichtlich bereits die Hälfte aller Abgänger/innen 2015 eine neue Aus- oder Weiterbildung angetreten haben. Die Weiterbildungsvorhaben der Befragten unterscheiden sich dabei stark nach dem Ausbildungsprofil. Für die E-Profil Abgänger/innen stehen zunächst vor allem das Erlangen der Berufsmaturität sowie (später) Zertifikatskurse und Berufsprüfungen im Vordergrund. Die Mehrheit der M-Profil-Abgänger/innen wiederum orientiert sich stärker am Hochschulbereich (Tertiär A) und plant neue Aus- oder Weiterbildungen an Fachhochschulen oder Universitäten. Es zeigt sich somit, dass die Abgänger/innen mit der Idee des lebenslangen Lernens bereits vertraut sind. Sie erhoffen sich durch ihre Anstrengungen aber auch konkrete Vorteile wie etwa eine verbesserte berufliche Position oder einen höheren Lohn und zeigen gleichzeitig eine hohe Bereitschaft, auch in Zukunft im kaufmännischen Bereich tätig zu sein. GUT VORBEREITET Die Grundbildung wird von den Abgänger/innen im Rückblick unverändert positiv bewertet und hat die Erwartungen der Befragten in über 85% der Fälle erfüllt. Etwa neun von zehn Befragten fühlen sich gut darauf vorbereitet, eine feste Stelle als Kaufmann oder als Kauffrau anzutreten. Diese positive Bewertung der Grundbildung widerspiegelt sich auch in der Lehrabbruchsquote, die im kaufmännischen Bereich tiefer ausfällt als in anderen Berufen: Die Daten lassen vermuten, dass sie möglicherweise gar unter 10% liegt. Vorzeitige Lehrvertragsauflösungen sind dabei meist auf (zwischenmenschliche) Probleme im Betrieb zurückzuführen. Schulische Probleme stellen hingegen nur selten die massgebliche Ursache dar. Raphael Noser, Michael Kraft: Abgänger/innen der kaufmännischen Grundbildung 2015. Rückblick, Stellensituation, Perspektiven. Hg. Kaufmännischer Verband 2016. Vollständige Studie: kfmv/lau Neu! Mehr als Seminare Sihlpost Zürich Bildung im Zentrum der Schweiz Auch Lust auf Karriere? Weiterbildung bringt’s! Marketing, Personal, Führung oder Finanzen? Jetzt informieren und anmelden. BFB I Tel. 032 328 30 00 I www.bfb-bielbienne.ch 14 HÖHERE BERUFSBILDUNG INTENSIVE TAGE Worauf kommt es bei der Organisation von Prüfungen mit mehreren hundert Kandidierenden an? Zwei Prüfungsleiterinnen und ein Prüfungsleiter der examen.ch AG geben Auskunft. Therese Jäggi ZWÖLF STUNDEN VOR ORT: KIRSTEN KOFFRE-LOOS «Die Prüfungen sind für uns eine intensive Phase. Wir sind dann jeweils zwölf Stunden vor Ort. Die Anspannung ist nicht nur bei den Kandidaten, sondern auch bei uns sehr gross. Bei den Marketingfachleuten sind es jeweils rund 800 Personen, die geprüft werden. Für eine Veranstaltung dieser Grössenordnung bieten wir 20 CONTEXT – März 2016 externe Assistenten auf. Die Prüfung findet für alle drei Landessprachen an einem gemeinsamen Prüfungsort in der Deutschschweiz statt. Ich habe noch nie erlebt, dass jemand einen Spickzettel benutzt hätte. Sollte das aber einmal der Fall sein, würde die Aufsicht das sofort dem Prüfungsleiter mitteilen und der müsste dann entscheiden, ob diese Person suspendiert wird. Nach der Prüfung müssen wir uns schnell vergewissern, dass wir im Besitz von exakt so vielen Lösungen sind wie Kandidaten teilgenommen haben. Auch nur eine fehlende Arbeit wäre eine Katastrophe. Wenn die schriftlichen und mündlichen Prüfungen vorbei sind, werden bei uns die Noten berechnet. Man darf zwei Noten unter einer Vier haben, sofern man insgesamt mindestens einen Schnitt von 4,0 erreicht, aber keine unter einer drei. Dann bestellen wir beim Staatssekretariat für Bildung, For- ANZEIGEN Kirsten Koffre-Loos ist verantwortlich für die folgenden Prüfungen: Marketingfachmann/fachfrau (BP): ca. 800 Kandidierende jährlich Marketingleiter/in (HFP) ca. 100 Kandidierende jährlich Verkaufsfachmann/fachfrau (BP) ca. 500 Kandidierende jährlich Verkaufsleiter/in (HFP) ca. 200 Kandidierende jährlich schung und Innovation die Diplome, damit diese rechtzeitig für die Schlussfeier bereit sind. Die Prüfungsergebnisse teilen wir schriftlich mit. Diejenigen, die nicht be- standen haben, erhalten einen eingeschriebenen Brief. Ab diesem Datum hat jemand das Recht, einen Rekurs beim SBFI zu machen. Erfahrungsgemäss sind das aber nur ganz wenige Personen. Sehr viele hingegen, die nicht bestanden haben, verlangen Akteneinsicht. Die Erfolgsquote bei den Marketingfachleuten beträgt 75 bis 80%, auf der Leiterstufe liegt sie bei 60 bis 65%. – Tja, geschenkt werden einem die Titel nicht. Die Enttäuschung nach einer misslungenen Prüfung ist riesig. Wir haben dann oft Leute am Telefon, die völlig verzweifelt sind. Sie sagen etwa, sie seien doch in der Schule immer so gut gewesen, immer eine 5, und jetzt das: eine 2,5. Diesen Leuten raten wir immer zur Akteneinsicht. Sie können dann ihre Arbeit mit ihren Dozenten nochmals in Ruhe durchgehen und das negative Ergebnis hoffentlich nachvollziehen. Das ist sicher eine gute Voraussetzung für eine allfällige Wiederholung der Prüfung. Von denjenigen, die bestanden haben, hören wir natürlich nichts, dafür sehen wir sie dann an der Schlussfeier, wie sie glücklich ihr Diplom entgegennehmen.» Warte nicht auf den Wind, nimm das Ruder selbst in die Hand. Die WKS ist das Boot.» San d ro Lattan zi o Die beste Adresse, auch für Finanzen und Controlling. www.wksber n.ch Mehr wissen, Grosses bewegen. BVS Business-School Zürich St. Gallen Bern Luzern BETRIEBSWIRTSCHAFT Kader-Jahreskurs Höheres Wirtschaftsdiplom HWD/VSK Betriebswirtschafter/in VSK Bachelor BA / Master Degree Techn. Kaufmann /-frau eidg. FA HAT GROSSEN RESPEKT VOR DEN KANDIDATEN: DALYA ABO EL NOR «Im Januar fand in Bern die Schlussfeier der Direktionsassistentinnen statt. Die Übergabe des Fachausweises für die erfolgreich bestandene Prüfung ist jeweils nicht nur für die Absolventinnen, sondern auch für unser Organisationsteam ein Highlight. Doch nach der Prüfung ist vor der Prüfung. Bald treffen die ersten Anmeldungen für die nächste Prüfung im Oktober ein. Was unmittelbar bevorsteht, sind die Berufs- und höheren Fachprüfungen in Rechnungswesen und Controlling. Jede der von uns betreuten Prüfungen erstreckt sich mehr oder weniger über ein Jahr. Während dieser Zeit stehen wir immer wieder in Kontakt mit den Kandidaten und Kandidatinnen. MARKETING Marketing-Assistent /in MarKom Marketingfachmann/-frau eidg. FA VERKAUF Verkaufs-Assistent /in MarKom Verkaufsfachmann/-frau eidg. FA PERSONAL Dalya Abo El Nor ist verantwortlich für die folgenden Prüfungen: Fachfrau/Fachmann im Finanz- und Rechnungswesen (BP) 1000 Kandidierende jährlich Expertin/Experte in Rechnungslegung und Controlling (HF) 200 Kandidierende jährlich Direktionsassistentin/Direktions assistent (BP) 300 Kandidierende jährlich Personal-Assistent /in mit Zertifikat Trägerverein HR HR-Fachmann /-frau eidg. FA RECHNUNGSWESEN Assistent/in Finanz-/Rechungswesen Sachbearbeiter/in Rechnungswesen VSK Beginn: ab 25. April 2016 am Abend Samstag Montag Informieren Sie sich unverbindlich BVS, Militärstrasse 106, 8004 Zürich (Nähe Hauptbahnhof, gratis Parkplätze Telefon: 044 241 08 89 ) www.bvs-bildungszentrum.ch CONTEXT – März 2016 16 HÖHERE BERUFSBILDUNG Sie stellen Fragen zu Hilfsmitteln, wollen wissen, wie der Prüfungssaal aussieht, wie viele Kandidaten im gleichen Raum wie sie geprüft werden und vieles mehr. Sie wollen sich so gut wie möglich auf diesen wichtigen Tag vorbereiten. Es steht für sie viel auf dem Spiel. Sie haben sehr viel Zeit und Geld investiert und stehen oft auch unter dem Druck ihres Arbeitgebers. Diese grosse Anspannung ist natürlich jeweils am Tag der Prüfung zu spüren. Die Leute verhalten sich sehr unterschiedlich in dieser Situation. Manche sind ganz bei sich und wollen möglichst mit niemandem Kontakt, andere stellen sich kurz vor und wollen ein paar Worte wechseln. Gerade auch nach der Prüfung kommen manchmal völlig aufgelöste Kandidaten auf uns zu, weil es angeblich ganz schlecht gelaufen ist. Da versucht man natürlich, ein paar aufmunternde Worte zu finden. Ich habe jedenfalls grossen Respekt vor dem, was diese Leute leisten. Bei der Prüfung Direktionsassistenz sind die Frauen praktisch unter sich. Da sind pro Jahrgang nur gerade ein bis zwei Männer mit dabei. Bei der Berufsprüfung Finanz- und Rechnungswesen hat es mehr Frauen als Männer, während dann bei der sehr anspruchsvollen höheren Fachprüfung in Rechnungslegung und Controlling wiederum die Männer mit 70% deutlich in der Mehrheit sind. Nicht schlecht gestaunt habe ich einmal, als mir ein Kandidat vorgeschlagen hat, ihm vorab die Lösungen auszuhändigen. Man könne da durchaus auch über Geld reden, meinte er. Bis heute bin ich nicht ganz sicher, wie ernst das gemeint war.» FREUDE AM KONTAKT MIT MENSCHEN: MARIO SPOLJAREC «Ich bin vor wenigen Monaten zur examen.ch AG gestossen. Meinen ersten Einstieg in die Prüfungsorganisation hatte ich im Jahr 2002 beim Kaufmännischen Verband, wo ich während 10 Jahren ebenfalls alle Prüfungen aus dem Human-Resources-Bereich betreute. 2012 wechselte ich dann den Arbeitgeber, nicht aber das Arbeitsgebiet und habe während dieser Zeit meine Weiterbildung zum Betriebswirtschafter HF begonnen. Die Erfahrungen, die ich während all der Jahre als Prüfungsorganisator sammeln durfte und das zusätzliche Wissen, das ich während meiner laufenden Weiterbildung erwerbe, kann ich als Bereicherung in meine neue Funktion als Teamleiter einbringen. Die Prüfungen werden gesamtschweizerisch in den drei Landessprachen Deutsch, Französisch und Italienisch angeboten. Die Diplomprüfungen gehören zu den anspruchsvollsten Prüfungen und werden nur von hochspezialisierten Personen in Angriff genommen. Neben organisatorischem Talent und dem Interesse, auch gegenüber Modernisierungen in den Prüfungen wie zum Beispiel der Umstellung auf webbasierte Prüfungen, bringen meine Teamkolleginnen und ich auch die Freude am Kontakt mit Menschen mit. Dabei stehen gerade während der Anmelde- und Prüfungszeit die Anliegen der Prüflinge ganz im Vordergrund. Da heisst es oft auch für uns, Nerven zu bewahren und den Kandidaten und Kandidatinnen die Anspannung zu nehmen. Es geht aber auch darum, auf besondere Bedürfnisse einzugehen, menschlich wie fachlich – zum Beispiel auf Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung. Diese Kandidaten können einen sogenannten Nachteilsausgleich für sich beanspruchen, der in den Prüfungskommissionen behandelt und dem Kandidaten oder der Kandidatin mitgeteilt wird. Auch nach den Prüfungen, wenn die Ergebnisse verschickt werden, heisst es: geteilte Freude mit denjenigen, die ihr Zertifikat, ihren Fachausweis oder ihr Diplom erhalten, und geteiltes Leid mit denjenigen, die nochmals zur Prüfung antreten müssen.» Mario Spoljarec ist verantwortlich für folgende Prüfungen: Zertifikatsprüfung Personalassistent/in: ca. 3000 Kandidierende jährlich HR-Fachmann/fachfrau (BP): ca. 1200 Kandidierende jährlich HR-Leiter/in (HFP): ca. 30 Kandidierende jährlich Sozialversicherungs-Fachleute (BP): ca. 650 Kandidierende jährlich Sozialversicherungs-Expertinnen und -Experten (HFP): ca. 25 Kandidierende jährlich ANZEIGE Weiterbildung Finance, Banking, Controlling, Accounting, Immobilien Master of Advanced Studies MAS Corporate Finance, MAS Bank Management, MAS Private Banking & Wealth Management, MAS Risk Management, MAS Immobilienmanagement, MAS Pensionskassen Management, MAS Controlling, MAS Economic Crime Investigation Diploma of Advanced Studies DAS Compliance Management, DAS Bank Management, DAS Private Banking & Wealth Management, DAS Corporate Finance, DAS Pensionskassen Management, DAS Controlling, DAS Accounting Certificate of Advanced Studies CAS Digital Banking, CAS Finanzmanagement für Nicht-Finanzfachleute, CAS Swiss Certified Treasurer (SCT)®, CAS Finanz- und Rechnungswesen für Juristen, CAS Tax Compliance Management for Financial Institutions, CAS Finanzmathematik & Statistik, CAS Führungskompetenz für Finanzfachleute, CAS Commodity Professional www.hslu.ch/ifz-weiterbildung CONTEXT – März 2016 17 «Die Abschlüsse sind auf dem Markt wirklich etwas wert» Die Absolventen von Prüfungen in der höheren Berufsbildung haben einen starken Praxisbezug. Das ist von grossem Vorteil auf dem Arbeitsmarkt, sagt Sandra Fickel. Therese Jäggi Context: Das Unternehmen examen.ch ist stark ausgebaut worden. Was genau hat sich verändert? Sandra Fickel: Seit Anfang Jahr gehört neu der Bereich «Marketing und Verkauf» dazu. Das bedeutet: Zu den bisher von uns betreuten acht Prüfungen sind vier neue hinzugekommen, zwei Berufsprüfungen und zwei höhere Fachprüfungen. Und natürlich ist auch das Team grösser geworden. Wir sind jetzt rund 20 Leute und damit wohl die grösste Prüfungsorganisation auf dem Schweizer Markt. Geändert hat sich auch die Organisationsform. Examen.ch ist nicht mehr länger ein Profitcenter des Kaufmännischen Verbandes, sondern ein selbstständiges Unternehmen. Welche Prüfungen werden momentan am stärksten nachgefragt? Seit einigen Jahren verzeichnen wir einen grossen Zulauf bei den HR-Prüfungen, sowohl zur HR-Fachfrau wie auch zum Personalassistenten, aber auch die Marketing- und Rechnungswesen-Prüfungen sind von der Nachfrage her auf konstant hohem Niveau. Diese Fachausweise gehören schweizweit zu den teilnehmerstärksten Berufsprüfungen. Für die HR-Leiter/in-Prüfung hingegen melden sich nur gerade zwei Dutzend Kandidaten pro Jahr an. Die Diskrepanz ist tatsächlich gross, aber sie ist leider typisch für diesen Bildungsbereich. In der höheren Berufsbildung sind die Prüfungen auf Fachausweis-Stufe bestens bekannt und etabliert. Die Diplomstufe hat es da wesentlich schwerer. Das ist bei vielen Prüfungen so, mit Ausnahme von Abschlüssen, die in der jeweiligen Branche beziehungsweise dem jeweiligen Berufsfeld stark verankert sind, wie zum Beispiel der Controller. Dieser ist sehr gut positioniert. Ansonsten hat die eher geringe Zahl von Absolventen unter anderem damit zu tun, dass es auf diesem hohen Ausbildungsniveau viel mehr Alternativen beziehungsweise mehr Konkurrenz unter den Anbietern gibt. Bei den Direktionsassistentinnen gibt es bisher nur die Berufsprüfung. Wird da auch irgendwann eine höhere Fachprüfung dazukommen? Im Moment ist das nicht geplant. Das ist eine sehr generalistische Prüfung. Die Absolventinnen haben damit einen sehr guten Nachweis ihrer breiten Kompetenzen und spezialisieren sich zum Teil anschliessend, beispielsweise mit Weiterbildungen im HR, Marketing, in Organisation oder Buchhaltung. Ganz allgemein: Welches sind die Stärken der höheren Berufsbildung? Die Absolventinnen und Absolventen haben einen starken Praxisbezug. Es sind ja die Branchenverbände, welche die Prüfungen tragen, die Anforderungen definieren, die Prüfungskommissionen mit ihren Mitgliedern besetzen und die Prüfungen verantworten. Dort wird festgelegt, was die Absolventen können müssen. Die Absolventen lernen also das, was es in ihrem Berufsfeld braucht. Sie sind somit adäquat ausgebildet und entsprechend auf dem Arbeitsmarkt auch gefragt. Die Erfolgsquote bei den Abschlüssen ist relativ tief. Warum? Die Erfolgsquote liegt in der Regel zwischen 60 und über 80%. Der Grund dafür ist: Es handelt sich nicht um schulinterne Prüfungen wie dies zum Beispiel bei Fachhochschulen und höheren Fachschulen der Fall ist. Der Grundsatz in der höheren Berufsbildung lautet: Wer lehrt, prüft nicht. Die Erfolgsquote ist schon immer mal wieder ein Thema und natürlich fragen sich die Kandidaten zum Teil, ob sie sich einer derart anspruchsvollen Prüfung stellen wollen. Anderseits kann man auf einen Fachausweis oder ein Diplom stolz sein. Nicht jeder schafft es. Die Titel sind auf dem Arbeitsmarkt wirklich etwas wert. Die meisten Prüfungen werden noch von Hand geschrieben. Wie sieht es mit der Umstellung auf online oder elektronische Prüfungen aus? Da wird sich in den nächsten Jahren sicher noch einiges verändern. In den einzelnen Branchen und Trägervereinen wird das bereits umgesetzt. Es gibt verschiedene Ansätze und Prüfungen, in denen zumindest ein Teil online geprüft wird. Die Zertifikatsprüfung Personalassistent/in wird bereits heute elektronisch abgelegt. Bei den Direktionsassistentinnen gehören die OfficeAnwendungen zum Prüfungsstoff und dieser Teil wird selbstverständlich auch am PC absolviert. Ansonsten liegt es halt auch am System dieser zentral durchgeführten Prüfungen mit bis zu 1200 Kandidaten, dass die Umstellung auf elektronische Prüfungen eine sehr grosse Herausforderung darstellt. Sandra Fickel ist Geschäftsführerin der examen.ch AG, Dienstleister für die Organisation von eidgenössischen Prüfungen. IN ZAHLEN 12 Prüfungen 3 Prüfungssekretariate 8000 Kandidaten und Kandidatinnen 2000–3000 Experten CONTEXT – März 2016 18 DIGITAL Online macht müde Die digitale Revolution durchdringt das ganze Leben. Der richtige Umgang mit den digitalen Möglichkeiten ist anspruchsvoll. Nicht alle kommen damit zurecht. D Kim Farragher as Smartphone ist unser ständiger Begleiter. Wir telefonieren mit dem Gerät, verwalten Termine, chatten, sind auf Social-Media-Plattformen unterwegs, lesen Zeitungen, lassen uns navigieren und vertrauen uns Dutzenden von Apps an. Noch bevor wir am Morgen die Zähne putzen, leuchtet das Handy auf und erinnert an eine bevorstehende Sitzung. Während des Frühstücks checken wir unsere E-Mails. Push-Meldungen halten uns ständig auf dem Laufenden. Anstatt in einem Geschäft einzukaufen, besorgen wir Kleider online. Bevor wir einschlafen, schauen wir nochmals aufs Handy. Alexander Markowetz, InformatikProfessor und Autor des Buches «Digitaler Burnout», hat in einer Studie aufgezeigt, dass wir einen immer grösseren Teil unserer Tätigkeiten mit Hilfe von digitalen Medien abwickeln. Wir würden uns zu einem «homo digitalis» entwickeln. Vor allem WhatsApp, Facebook und App-Spiele beanspruchen unsere Aufmerksamkeit. Dank Likes und Nachrichten erhalten wir soziale Bestätigung. Wir haben immer wieder das Bedürfnis, unser Smartphone zu entsperren, um zu sehen, ob wir eine Nachricht erhalten haben oder ein Post geliked wurde. Jedes Entriegeln des ANZEIGE ›Köpfchen! Infoabende und Anmeldung: hkvaarau.ch/info CONTEXT – März 2016 STARTEN SIE DURCH! Am 5. September 2016 starten die folgenden Lehrgänge: Kaufmännische Berufsmaturität II Technische Berufsmaturität II Nach einer erfolgreichen abgeschlossenen beruflichen Grundbildung bereiten wir Sie in 9 Monaten berufsbegeleitend auf die eidgenössische Berufsmaturitätsprüfung vor. Passarelle Tony Buckley, 34 Valeria Piediscalzi, 22 Buchhalter in einem Grossunternehmen Medizinische Praxisassistentin Jeder Mitarbeiter ist mit einem Smartphone und einem Laptop ausgestattet. Dadurch können wir von überall aus arbeiten. Jederzeit erreichbar zu sein gilt umso mehr, je höher man auf der Karriereleiter aufsteigt. Meine Arbeitstage werden immer wieder durch E-Mails und Telefonate unterbrochen. Damit ich nicht ständig gestört werde, teile ich meinen Tag in Blöcke ein. Ich nehme mir jeweils zwei Stunden Zeit, um zu arbeiten, und dann beantworte ich 30 Minuten lang E-Mails und Telefonate. Ich habe mein Handy stets dabei. Während des Tages lenkt mich das Handy häufig ab, vor allem WhatsApp. Ich schaue mehrmals in der Stunde auf das Display. Vibriert oder blinkt mein Handy, muss ich nachschauen, wer mir geschrieben hat. Meistens sind es nur kurze Mitteilungen ohne grossen Informationswert. Wenn ich aber das Handy erst einmal entsperrt habe, dann gehe ich gewöhnlich noch auf Facebook und andere Social-MediaPlattformen. Dabei vergehen schnell mal 30 Minuten. Ich versuche im Alltag trotzdem Pausen einzulegen. Beispielweise l asse ich im Zug das Handy in der Tasche und geniesse einfach die Fahrt. Privat nutze ich mein Handy ununterbrochen, zum Beispiel wenn ich auf das Tram warte oder alleine zu Mittag esse. Sobald ich aber mit Menschen zusammen bin, versuche ich mein Smartphone zu ignorieren. Handys ruft schon eine Art Glücksgefühl hervor, unabhängig davon, ob es etwas Neues gibt. Markowetz kommt in seiner Studie zum Ergebnis, dass dahinter ähnliche Mechanismen wie bei einer Glückspielsucht stecken. PAUSENLOS Täglich verbringen wir so bis zu drei Stunden mit unserem Smartphone. Früher hatten wir viele kleine Pausen im Alltag. An der Bushaltestelle, im Zug oder bei einer Tasse Kaffee hatten wir Zeit, in uns reinzuhören. Heute nutzen wir diese Pausen, um noch kurz eine Nachricht zu schreiben, unsere Facebook-Seite zu aktualisieren oder einfach im Netz zu surfen. «Wohin uns diese Rastlosigkeit führt, sehen wir an den steigenden Zahlen von Depressionen und psychischen Erkrankungen», führt Markowetz aus. «Unser Gehirn braucht Der Passerellenlehrgang ist ein einjähriger Lehrgang, der Personen mit Berufsmaturität auf die Ergänzungsprüfung vorbereitet, welche zur Zulassung zu universitären Hochschulen berechtigt. 3. Sek A Nach einem Jahr 3. Sek A an der Wirtschaftsschule stehen Ihnen alle Karrieretüren offen. Mittelschulvorbereitung In einem Jahr werden Sie an der Wirtschaftsschule intensiv auf die Aufnahmeprüfung für die Mittelschulen vorbereitet. Besuchen Sie den nächsten Infoabend am 10. März 2016 um 18.00 Uhr. Lagerstrasse 45, 8004 Zürich wirtschaftsschule.juventus.ch 043 268 25 11 aber regelmässig Pausen, sonst werden wir krank». Der Mensch sei nicht dafür geschaffen, ständig online zu sein. Zudem käme uns die Fähigkeit zu warten abhanden. Dennoch halten wir uns zunehmend im Internet auf. Wir wollen erreichbar sein. Im Restaurant legen viele Gäste ihr Smartphone auf den Tisch, damit sie jederzeit sehen, was online läuft. Und in den Ferien sind Handy, Tablet und Laptop dauerpräsent. Ein Hotel ohne WLAN kommt nicht infrage. Auch die Unternehmen sorgen für «always on». Sie statten ihre Mitarbeitenden mit Smartphone und Tablet aus. Nach Büroschluss geht es auf dem Smartphone weiter: E-Mails, Nachrichten und Firmennews verfolgen uns bis tief in die Nacht. Die Trennung zwischen Job und Freizeit geht zunehmend verloren. Unablässig mit dem Internet IHR WEG ZUM ERFOLG! Direktionsassistent/-in mit eidg. Fachausweis Führungsfachmann/-frau mit eidg. Fachausweis Besuchen Sie unsere Infoabende. Infos unter klz.juventus.ch/informationsabende. Limmatstrasse 21, 8005 Zürich klz.juventus.ch 044 446 45 45 TIPPS › Checken Sie Ihr Mail nur noch zwei- bis dreimal pro Tag, Ihren Facebook-Account einmal. › Verzichten Sie auf die Kommunikation von Unwichtigem. › Lassen Sie während des Essens Ihr Smartphone in der Tasche. › Meiden Sie während des Arbeitens das ziellose Surfen. › Schalten Sie Offline-Zeiten ein. › Besprechen Sie mit Ihren Vorgesetz- ten, wie Sie es mit den Offline-Zeiten halten. Sie müssen nicht dauernd erreichbar sein. › Richten Sie Handy-freie Zonen ein (zum Beispiel im Schlafzimmer) und halten Sie sich daran. › Geniessen Sie den Augenblick. Posten Sie nicht jeden Moment auf Facebook oder Instagram. › Lassen Sie in den Ferien den Laptop zu Hause. verbunden zu sein, gibt uns ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle. Tatsächlich aber macht uns das müde und brennt uns aus. ZERSTÜCKELTER TAG Durch die dauernde Erreichbarkeit und Interaktion erfährt unser Alltag ständig Unterbrechungen. Viele konzentrieren sich nur noch selten über längere Zeit auf eine Sache. Sie springen von einem zum anderen. Markowetz sagt: «Der Tag zerfällt in kleine Fragmente und wir schaffen es nicht mehr, in einen Arbeitsflow zu kommen, längere Gespräche zu führen oder einem Gedanken zu folgen.» Unablässig piepst, vibriert und blinken Smartphone, PC oder Tablet. Die Geräte verlangen unsere Aufmerksamkeit. Dies führe dazu, dass unsere Produktivität abnehme und der Stresspegel steige. Im schlimmsten Fall ende die Entwicklung in einem digitalen Burnout. Laut Markowetz befinden sich heutzutage viele in einem Zustand, in dem sie weder produktiv noch entspannt und auch nicht zufrieden sind. Die Digitalisierung ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Deshalb ist es wichtig, mit den elektronischen Geräten bewusst umzugehen – so der Tenor von Fachleuten. Eine unreflektierte Nutzung könne schädliche Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben. Es liegt an uns, eine gesunde Kommunikation zu pflegen, damit die digitale Welt nicht uns, sondern wir sie kontrollieren. Alexander Markowetz: Digitaler Burnout Warum unsere permanente SmartphoneNutzung gefährlich ist. Knaur Verlag 2015. 28.90 Franken ANZEIGE Wirtschaft to go! Egal wo, egal wann. Ihr Digital-Abo der HANDELSZEITUNG unter shop.wirtschaftsmedien.ch/hz Die Schweizer Wochenzeitung für Wirtschaft BERUFSBEZEICHNUNGEN SEITZ 21 Englische Titel Seit Anfang Jahr gibt es in der höheren Berufsbildung einheitliche und inter national verständliche Titel. Rolf Murbach A bsolventinnen und Absolventen mit einem Abschluss der höheren Berufsbildung sind auf dem Arbeitsmarkt zum Teil benachteiligt, weil diese Abschlüsse oftmals zu wenig bekannt sind oder im Vergleich zu akademischen Diplomen weniger Anerkennung erfahren – obwohl die Absolventen dank der anspruchsvollen Weiterbildungen und Prüfungen topqualifiziert sind. Wer zum Beispiel eine höhere Fachprüfung bestanden hat, bewegt sich in seinem Berufsfeld auf höchstem Niveau. Vor allem internationale Firmen sind aber mit der höheren Berufsbildung wenig vertraut. Sie wissen unter Umständen nicht, was ein Fachausweis, ein eidgenössisches Diplom oder ein Abschluss einer höheren Fachschule auszeichnet. Sie setzen daher auf Bewerberinnen und Bewerber mit einem Bachelor- oder Masterabschluss. Insbesondere bei internationalen Arbeitgebern und im Ausland sind Absolventen der höheren Berufsbildung gegenüber Konkurrenten mit einem akademischen Abschluss im Nachteil. Dies wird sich nun ändern. Seit langem haben sich Bildungsfachleute und Politiker mit diesem Thema befasst. Angestrebt wurden international verständliche englische Titelbezeichnungen, die Vergleichbarkeit und Anerkennung der Berufsbildung im In- und Ausland gewährleisten. Zudem sollen die Titelbezeichnungen die Mobilität von Berufsleuten erleichtern. Im Rahmen des Strategieprojektes «Stärkung der höheren Berufsbildung» hat das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI zusammen mit den Verbundpartnern englische Titelbezeichnungen erarbeitet. Sie sind seit Anfang Jahr in Kraft. Die Umsetzung der englischen Berufsbezeichnungen liegt nun bei den Trägerschaften. Der Kaufmännische Verband, der in dem Prozess involviert war, begrüsst das Ergebnis. Die internationale Vergleichbarkeit und die Anerkennung der höheren Berufsbildung wie auch jene der Grundbildung werde nun erhöht. Wer zum Beispiel diplomierter Betriebswirtschafter HF ist, ist nun gleichzeitig Inhaber eines englischen Titels: Business Administration, Advanced Federal Diploma of Higher Education. So lauten künftig die englischen Titelbezeichnungen (xy = Berufsbezeichnung). An erster Stelle kann ein «licensed» oder «registred» stehen (für reglementierte oder zertifizierte Berufsabschlüsse; «certified» für nicht reglementierte Berufe). Eidgenössisch anerkannte Bildungsgänge der höheren Fachschulen (Diplom höhere Fachschule) (College of Higher Education) Certified/Registered/Licensed (xy), Advanced Federal Diploma of Higher Education Eidgenössische höhere Fachprüfung HFP (Diplom) Certified/Registered/Licensed (xy), Advanced Federal Diploma of Higher Education Eidgenössische Berufsprüfung BP (Fachausweis) Certified/Registered/Licensed (xy), Federal Diploma of Higher Education Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis EFZ (Abschluss Grundbildung) Certified/Registered/Licensed (xy), Federal Diploma of Vocational Education and Training Eidgenössisches Berufsattest EBA Certified/Registered/Licensed (xy), Federal Certificate of Vocational Education and Training ERFINDE DICH NEU! Wandel. Überall. Auch in der Arbeitswelt. Und wir mittendrin. Ob wir nun wollen oder nicht. Von exponentieller Entwicklung ist die Rede, ja gar von einer vierten industriellen Revolution. Klar ist: Die Arbeitswelt von morgen wird in vielem anders sein als heute. Doch wie, das ist noch weitgehend offen. Was also tun, um fit für die Zukunft zu sein? Das Ganze ähnelt einer Rechen aufgabe mit mehreren Unbekannten: Niemand weiss, welche Kernkompetenzen künftig als unabdingbar gelten und welche Tätigkeiten in nicht allzu ferner Zukunft bereits von Algorithmen ausgeführt werden. Also ausharren, im Sinne von Kopf in den Sand und warten, bis sich die Lage geklärt hat? Mitnichten! Das wäre mit Sicherheit die falsche Strategie. Weitaus klüger scheint mir, die berufliche Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Und das heisst, diejenigen Fähigkeiten zu fördern, die nicht von einer Maschine erledigt werden können: beispielsweise Kreativität, Teamgeist, den Willen zu gemeinsamen Lösungen. Doch dazu braucht man Vielfalt: Vielfalt an Erfahrungen, Kompetenzen, an Blickwinkeln und Herangehensweisen. Denn gerade wenn Unterschiedlichkeiten zusammenkommen, kann Neues entstehen – vorausgesetzt man begegnet dem Andersartigen mit Offenheit. Doch wer stets bereit ist zu lernen, der er findet sich auch immer wieder neu – und dieser permanente Wandel seiner selbst ist wohl ein erster Schritt in Richtung Zukunft! Statt Kopf im Sand – also besser: Nase im Wind! Und willkommen Zukunft! YVONNE SEITZ, Head Diversity & Employer Attractiveness AXA Winterthur und frei schaffende Journalistin CONTEXT – März 2016 22 FÜHRUNG Junge Chefs und ältere Mitarbeitende Muss man ältere Mitarbeitende führen, kann der Altersunterschied eine Herausforderung sein. Hilfreich ist dabei eine offene Kommunikation. Als Führungskraft sollte man zudem von stereotypen Vorstellungen über ältere Angestellte wegkommen. Kristin Kranenberg S ie sind jung, ambitioniert, machen den ersten Schritt in eine leitende Stellung und stehen plötzlich einem Team von Mitarbeitenden vor, von denen einige so alt sind wie die eigenen Eltern. So aussergewöhnlich ist diese Konstellation nicht, geben doch heute viele Unternehmen ihren «High-Potentials» die Chance, Führungsverantwortung zu übernehmen. Doch wie steht es um die Akzeptanz der jungen Chefs und Chefinnen in der Belegschaft? Claude Heini, Führungscoach in der Region Zürich und Ko-Autor des Buchs «Plötzlich Chef», sieht vor allem Probleme, wenn sich die jungen Führungskräfte neben den sonstigen Aufgaben noch die nötige Führungskompetenz aneignen müssen: «Wer führungsmässig noch nicht ganz sicher ist, kann sich durch den Altersunterschied zusätzlich herausgefordert fühlen.» Es wäre aber ein «dummer Fehler», die Unsicherheit hinter einem forschen Auftreten zu verstecken, führt Heini an. «Wer den Chef markiert, erreicht das Gegenteil von dem, was er anstrebt.» Es gelte, den älteren Kolleginnen und Kollegen eine gebührende Wertschätzung zu zeigen, ohne die eigene innere Sicherheit zu verlieren – schliesslich wurde man nicht ohne Grund in die leitende Rolle befördert. DAS GESPRÄCH HILFT Falls einer der Altgedienten Mühe hat, die jüngere Person als Chefin oder Chef zu akzeptieren, rät Heini der betroffenen Führungskraft zu einem Gespräch. «Indem man dem Gegenüber ein Entgegenkommen signalisiert, darf man gleichzeitig Verständnis für die eigene Position verlangen.» Verharre die andere Seite in Ablehnung oder zeige sie sogar obstruktives Verhalten, dann solle man sich unverzüglich Unterstützung in der HR-Abteilung holen, betont Heini. Im äussersten Fall sei dem unwilligen Kollegen auch klar zu machen, dass seine Haltung Konsequenzen haben kann, etwa durch die Versetzung in eine andere Abteilung. Doch solche Situationen seien eher eine Ausnahme, in vielen Fällen würden die jungen Chefs und Chefinnen wohlwollend aufgenommen. «Wenn man selbst alles schon ein bisschen gesehen hat, kann es sogar Spass machen, Wissen und Erfahrungen weiterzugeben.» VERSTÄNDNIS FÜR LEBENSKRISEN Ältere Angestellte sind aber nicht nur stille Mentoren im Hintergrund. Ihre Präsenz in den Unternehmen wächst durch den demografischen Wandel, dazu kommt der Fachkräftemangel, mit dem in der Schweiz diverse Branchen zu kämpfen haben. Führungspersonen, ob jung oder alt, tun deshalb gut daran, sich Gedanken zu machen, wie man die älteren Kollegen und Kolleginnen gut motiviert für das Unternehmen behalten kann. Ratgebertexte zum Thema mahnen zur Sensibilität, so sollte man etwa hellhörig auf mögliche Zeichen der Resignation unter älteren Mitarbeitenden reagieren und Verständnis für die Lebenskrisen haben, die in dieser Lebensphase auftreten können. HARTNÄCKIGE VORURTEILE Doch bei all den gut gemeinten Vorschlägen lauert immer auch die Gefahr der Stereotypisierung. «Unsere Vorstellungen vom Alter sind immer noch vereinfachend und generalisierend», sagt ANZEIGE Juristisches Fachwissen für die Berufspraxis Dipl. Rechtsassistent /in HF e mit einem funtsassistenten sind Mitarbeitend Rechtsassistentinnen und Rech ntierungswissen. Orie und juristischen Hintergrund dierten, generalistischen und rgang dauert 6 Semester. Der berufsbegleitende Leh CONTEXT – März 2016 Durchführungsorte: in Sargans ZbW St.Gallen und neu auch Zentrum für berufliche Weiterbildung Gaiserwaldstrasse 6 9015 St.Gallen Tel. 071 313 40 40 Fax 071 313 40 00 [email protected] www.zbw.ch Die Leistungsschule 23 HILFREICHE DU-KULTUR die Psychologin Martina Zölch, Professorin an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und Leiterin des Instituts für Personalmanagement und Organisation der FHNW. Besonders hartnäckig sei etwa die Befürchtung, dass es unter älteren Mitarbeitenden vermehrt zu Krankheitsausfällen komme. Zölch: «Zwar ist die Krankheitsdauer bei älteren Menschen generell höher, dafür sind Junge aber oftmals häufiger krank.» Weitere Missverständnisse sieht Zölch beim Thema Beurteilungsgespräch. Es sei «völlig absurd», die Leistungsbeurteilung eines 58- oder 60-Jährigen aufgrund seines Alters «Wer den Chef markiert, erreicht das Gegenteil von dem, was er anstrebt.» nicht mehr ernst zu nehmen. Diese Person dürfte noch einige Jahre für das Unternehmen tätig sein – länger als manch jüngerer Kollege, der vielleicht schon auf einen Job beim nächsten Arbeitgeber schielt. Gerade diejenigen, die schon länger im Job sind, könnten davon profitieren, wenn die Arbeit wieder einmal seriös thematisiert werde, bemerkt Zölch: «Die ältere Mitarbeiterin in einer Komfortzone zu lassen, ist der falsche Weg.» Junge Führungskräfte sollten hier «mutig sein», auch wenn das Beurteilungsgespräch mit der älteren Person für sie eine Herausforderung bedeute und sie allenfalls auch kritisches Feedback zu erteilen hätten. Isabelle Müller leitet beim Krankenversicherer Helsana ein 15-köpfiges Team, das die Leistungspflichten bei Unfällen und IV-Ablehnungen überprüft und Stornierungen und Zahlungskorrekturen erledigt. Die 32-jährige gelernte Drogistin, die sich zurzeit als Sozialversicherungsfachfrau weiterbilden lässt, fing 2011 als Sachbearbeiterin bei der Helsana an, drei Jahre später rückte sie in ihre heutige Position. Das Alter ihrer Mitarbeitenden liegt zwischen 22 und 62 Jahren, ein Drittel der Mitarbeiterinnen – es ist nur ein Mann dabei – ist älter als 50 Jahre. Bevor sie als Teamleiterin antrat, habe sie sich schon Gedanken über die Altersunterschiede in der Gruppe gemacht, erzählt Müller. «Dann habe ich mir aber gesagt: Wieso soll ich mit älteren Angestellten anders umgehen als mit jungen?» Für sie habe sich inzwischen bestätigt, dass das Alter der Kolleginnen im Arbeitsalltag keine Rolle spiele. Lieber schaue sie sich die individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse der Mitarbeitenden an. «Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass jede ihren Job gut machen kann.» Und man müsse ohne Vorurteile auf Mitarbeitende zugehen. «Denn damit ist die Basis für Entwicklungsmassnahmen gelegt», so Zölch. UNTERSTÜTZUNG IM IT-BEREICH Bleibt die Frage, wie man die älteren Kollegen und Kolleginnen darin unterstützen kann, bei Änderungen im ITBereich mitzuhalten. Laut Führungscoach Claude Heini lautet auch hier die Devise, die möglichen Ängste offen anzusprechen, zumal sich die Mitarbeiter Auch Emanuele Zapparrata, Marktgebietsleiter Geschäftskunden bei Postfinance, achtet im Umgang mit den Mitarbeitenden nicht nur auf das Alter. Der 37-Jährige liess sich nach der kaufmännischen Lehre mit Berufsmaturität zum Bankfachmann ausbilden und absolviert zurzeit berufsbegleitend einen Executive MBA. Seit fünf Jahren leitet er am rechten Zürichsee-Ufer die Produktberatung und den Verkauf im Geschäftskundenbereich. Aktuell sind zwei der fünf Kundenberater zwischen 45 und 50 Jahre alt, vor 3 Jahren waren sogar noch vier von fünf Kundenberatern älter als er, erzählt Zapparrata. «Für mich hat das nie eine Rolle gespielt.» Hilfreich dürfte in dieser Hinsicht auch die Unternehmenskultur von Postfinance sein. «Wir haben über alle Hierarchiestufen hinweg eine Du-Kultur.» Zapparrata war vorher selbst Kundenberater im Geschäftskundenbereich, den er heute führt. Ältere Mitarbeiter könnten ihm aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung immer wieder wertvolle Inputs liefern, so Zapparrata. Am wichtigsten sei ihm als Führungskraft die Authentizität: «Man muss spürbar echt sein.» selbst oft nicht getrauen, dies zu tun. «Stattdessen äussert jemand vielleicht zahlreiche Argumente, weshalb eine bestimmte technische Änderung nicht eingeführt werden soll.» Als Führungskraft könne man aber Zuversicht vermitteln oder auch ganz praktisch einen Kurs anbieten. Heini: «Dabei lässt sich vermitteln, dass der Umgang mit IT auch in kleinen Schritten erlernbar ist.» ANZEIGE Weiterbildung für Berufsleute www.kvlu.ch/berufsakademie CONTEXT – März 2016 24 GESUNDHEIT WIR REDEN DARÜBER Jeder zweite Mensch erfährt in seinem Leben einmal eine psychische Erkrankung. Die Ursachen sind vielfältig. Bei der Erkrankung wie auch für die Genesung ist Arbeit oft von zentraler Bedeutung. Therese Jäggi W ie gaaht‘s? Diese Frage bekommen wir im Arbeitsalltag oft zu hören, und genauso oft stellen wir diese auch unseren Kollegen und Kolleginnen. Die Antworten darauf sind meistens kurz und nicht sehr aufschlussreich. «Gut», sagen wir dann etwa, oder «nicht schlecht» und im schlimmsten Fall «es geht so». Wir fassen diese Frage beziehungsweise die Antwort darauf nicht so wortwörtlich auf, mehr als ein Gesprächsritual oder als Gesprächseinstieg zu einem anderen Thema. Und ganz schnell sind wir dann jeweils wieder auf der sachlichen Ebene und somit weit entfernt vom Persönlichen. Die Kampagne «Wie geht’s dir?» fordert dazu auf, konkreter nachzufragen, ehrlicher darauf zu antworten. Sie wurde auf Initiative der Stiftung Pro CONTEXT – März 2016 Mente Sana und mehrerer Trägerkantone 2014 lanciert und widmet sich seit Oktober 2015 dem Schwerpunkt Arbeitswelt. «Ständiger Leistungsdruck, Angst vor Arbeitsplatzverlust oder Überforderung sowie zwischenmenschliche Konflikte können zu psychischen Belastungen führen», schreiben die Initianten. Sie plädieren für eine Enttabuiserung des Themas. Dies könnte – so die Hoffnung – der hohen Zahl von IV-Bezügerinnen und -Bezügern aufgrund psychischer Erkrankungen etwas entgegensetzen. Diese Zahl liegt heute bei 43%. IM GESPRÄCH Auf den im öffentlichen Raum ausgehängten Plakaten sind jeweils zwei Menschen im Gespräch zu sehen. Mit drei Stichworten wird beschrieben, wor- über sie sich gerade unterhalten. Die ersten beiden Wörter beziehen sich auf den Arbeitsalltag, das dritte thematisiert eine psychische Erkrankung. Zum Beispiel: «Wochenende. Lohnrunde. Burnout.» Oder: «Auto. Überstunden. Schlafstörung.» Im Schlusssatz wird deutlich, worum es geht: «Wir reden über alles, auch über psychische Gesundheit.» Wie sage ich es meinen Kollegen oder Vorgesetzten? Diese Frage kommt auch immer mal wieder vor in der Beratungspraxis von Carla Weber, Psychologin beim Kaufmännischen Verband. Betroffene versuchen, so lange wie möglich, ihre Erkrankung zu verstecken. «Es braucht Mut, in einem ausgesprochen auf Leistung fokussierten Umfeld zu einer Schwäche zu stehen», sagt Carla Weber. Viele befürchteten, dass sie die Kollegen damit überforderten und bei ihnen Hilflosigkeit auslösten. «Tatsächlich ist es viel einfacher, auf jemanden zuzugehen, der das Bein im Gips hat, als auf jemanden mit einem verweinten Gesicht.» BERATUNG FÜR MITGLIEDER Wenn Sie über längere Zeit beruflichem Stress ausgeliefert sind, besteht die Gefahr, dass Sie in eine Burn-out-Spirale geraten. Symptome wie Schlaf störungen, depressive Verstimmung und Erschöpfung sind Warnsignale. Nehmen Sie diese ernst. Als Mitglied haben Sie Anspruch auf eine kostenlose Kurzzeitberatung (ein Erstgespräch und maximal fünf Beratungsgespräche) bei einer erfahrenen Psychologin des Kaufmännischen Verbandes: Carla Weber ([email protected]), Stellvertreter: Thomas Castelberg ([email protected]). 25 EINFACHE ANGEBOTE Die Unsicherheit im Verhalten gegenüber Betroffenen sei gross. Dabei erwarte ja bestimmt niemand konkrete Tipps oder gar Lösungen. Vielmehr gehe es um ganz einfache Angebote. Zum Beispiel: «Ich bin da, wenn du reden willst.» Oder: «Komm, wir gehen über Mittag eine Stunde in den Park.» Und natürlich sind da ausser den Kollegen auch der Vorgesetzte, die Personalchefin involviert. Was erzählt man diesen? Spricht man besser von einem Burn-out als von einer Depression? Soll man den Arzt vom Arztgeheimnis entbinden? «Es gibt keine allgemeinen Antworten auf diese Fragen», sagt Carla Weber. Das hänge immer von den individuellen Verhältnissen ab, von der Qualität der Beziehungen am Arbeitsplatz, vom Vertrauen, der Unternehmenskultur. Und es könne durchaus auch Situationen geben, wo etwas zu verschweigen klüger sei als zu thematisieren. Grundsätzlich aber findet auch Carla Weber, dass reden viel Positives bewirken kann. «Es gibt sehr viele Vorurteile im Zusammenhang mit psychischen Krankheiten.» Ihrer Meinung nach hängt das damit zusammen, dass das Thema nach wie vor weitgehend tabuisiert wird. «Viele können sich einfach nicht vorstellen, was eine Depression bedeutet.» Sie glaubten etwa, die Betroffenen sollten sich einfach etwas mehr zusammenreissen. Davon könne aber keine Rede sein. «Die Betroffenen befinden sich in einer extrem unangeneh- men Situation, der sie völlig ausgeliefert sind. Sie geraten in eine verhängnisvolle Spirale, und je länger sie nicht darauf reagieren, desto länger dauert es, bis sie sich wieder daraus befreien können.» ANKER FÜR NORMALITÄT Dass die Kampagne «Wie geht’s dir?» momentan auf Arbeit fokussiert, findet Carla Weber sinnvoll. «Es gibt eine Reihe von stressbedingten Erkrankungen, die im Wesentlichen auf die Situation am Arbeitsplatz zurückzuführen sind.» Sie erlebe aber selten, dass jemand die Beratung ausschliesslich wegen eines Problems am Arbeitsplatz aufsuche. Da komme oft noch ein beträchtlicher Anteil an Belastungen im privaten Bereich dazu. Anderseits spiele die Arbeit – ausser als Ursache für Erkrankung – auch eine grosse Rolle für die Genesung. «Arbeit ist ein starker Anker für Normalität.» Wenn jemand wegen einer psychischen Erkrankung während einer gewissen Zeit nicht arbeiten konnte, dann ist der Weg zurück von grosser Bedeutung. «Die einen finden rasch einen Wiedereinstieg, andere brauchen länger oder sogar mehrere Anläufe.» Da sind laut Carla Weber Arbeitgeber und Kollegen ebenfalls stark gefordert, indem sie die Betroffenen bei der Rückkehr in die Normalität unterstützen. Oft sei es für die Betroffenen jedoch einfacher, an einem neuen Ort wieder einzusteigen, weil das Terrain am alten Arbeitsplatz einfach zu stark vorbelastet sei. Dies treffe ganz besonders auf Führungskräfte zu. GESPRÄCHSTIPPS Viele Menschen haben Angst, nicht die richtigen Worte zu finden, wenn sie jemanden auf mögliche psychische Probleme ansprechen möchten. Betroffene anderseits befürchten abgelehnt zu werden, wenn sie sich mitteilen. Die folgenden Tipps zeigen, dass ein solcher Gesprächseinstieg gar nicht so schwierig sein muss. GESPRÄCHSEINSTIEGE FÜR ANGEHÖRIGE, ARBEITSKOLLEGEN ODER FREUNDE › Ich mache mir Sorgen um dich, du wirkst in letzter Zeit etwas bedrückt. › Es beschäftigt mich, dass du nie › mehr an unsere Treffen kommst. Geht es dir nicht so gut? Ich habe das Gefühl, dir geht es nicht so gut im Moment. Magst du heute oder ein anderes Mal mit mir darüber sprechen? GESPRÄCHSEINSTIEGE FÜR PSYCHISCH ERKRANKTE MENSCHEN: › In letzter Zeit fühle ich mich nicht so gut. › Mir geht es nicht besonders. Kann ich mit dir darüber reden? › Ich habe im Moment einige Probleme und es täte mir gut, wenn mir jemand zuhören würde Quelle: www.wie-gehts-dir.ch. Auf dieser Website sind viele weitere Tipps zu finden, wie ein Gespräch über psychische Probleme oder Erkrankungen gelingen kann. ANZEIGE Prüfungsausschreibung 2016 Eidgenössische Berufsprüfung Direktionsassistentin/Direktionsassistent Prüfungsordnung vom 20. Juni 2011 Schriftlicher Teil: Montag, 10. und Dienstag, 11. Oktober 2016 Mündlicher Teil: Mittwoch, 12. bis Freitag, 14. Oktober 2016 Anmeldeschluss ist am 31. März 2016 unter www.examen.ch/da Prüfungsgebühr CHF 1750.00 Kaufmännischer Verband | Berufsprüfung Direktionsassistent/in | Postfach 1853 | 8027 Zürich CONTEXT – März 2016 RAT GEBER Haben Sie Fragen rund ums Thema Arbeitsplatz? Die Experten des Kaufmännischen Verbandes geben den Mitgliedern Auskunft. [email protected] kfmv.ch/beratung ERWERBSLOSIGKEIT WIE BIN ICH VERSICHERT? Ende Februar endet mein Arbeitsverhältnis. Wie sieht es aus mit dem Versicherungsschutz bei Krankheit, Unfall oder Invalidität, wenn ich nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses nicht ohne Unterbruch ein neues Arbeitsverhältnis eingehen kann und deshalb auf Arbeitslosenentschädigung angewiesen bin? RECHT Falls Sie sich nach Beendigung des Ar beitsverhältnisses beim RAV anmelden und danach krankheitsbedingt arbeits unfähig werden, zahlt die Arbeitslosen kasse die Taggelder bis zum 30. Tag nach Beginn der Arbeitsunfähigkeit. Gegen Unfall bleiben Sie während der Arbeitslosigkeit weiterhin versichert. Die Prämie für die Unfallversicherung wird von der Arbeitslosenentschädigung in Ab zug gebracht. Das Taggeld der Unfallversi cherung betrüge in diesem Fall 80% des versicherten Lohnes, den Sie vor Beginn der Arbeitslosigkeit erzielt haben. In der beruflichen Vorsorge bleiben Sie während der Arbeitslosigkeit bei der Auf fangeinrichtung BVG weiterhin gegen die Risiken Invalidität und Todesfall versi chert, allerdings lediglich im Rahmen des BVG, also des gesetzlichen Minimums. Falls Sie nach Beendigung des Arbeits verhältnisses mit der Anmeldung bei der Arbeitslosenkasse zuwarten, fällt der Versi cherungsschutz der einzelnen Versicherun gen innert kurzer Zeit dahin. Hatte der Arbeitgeber eine Krankentag geldversicherung, fällt der Versicherungs schutz bereits mit Beendigung des Arbeits verhältnisses dahin. Wer also nach Be Felix Kuster Felix Kuster arbeitet als Rechtsanwalt beim Kaufmännischen Verband. [email protected] endigung des Arbeitsverhältnisses krank heitsbedingt arbeitsunfähig wird, hat keinen Anspruch mehr auf Leistungen der Taggeld versicherung des ehemaligen Arbeitgebers. Bei Unfall geniesst die/der Versicherte noch während 30 Tagen nach Beendigung des Arbeitsvertrages Versicherungsschutz. Sie wären also noch bis am 30. März 2016 versichert. Am 31. März wäre diese Frist so mit bereits um einen Tag überschritten und es bestünde kein Versicherungsschutz mehr. In der beruflichen Vorsorge dauert der Versicherungsschutz noch während eines Monats nach Beendigung des Arbeitsver hältnisses (also nicht nur während 30 Tagen wie bei der Unfallversicherung). Der Versi cherungsschutz besteht in dieser Zeit noch für die Risiken Invalidität und Todesfall. Thomas Wetze l Von: An: Betreff: Datum: Thomas Wetze l <twetzel@gm ail.com> beratung@kfm v.ch KV für Erwachse ne 25. Februar 20 16 11:14:28 M EZ Guten Tag Könnten Sie m ir bitte sagen, was unter dem Begriff «KV für Freundliche G Erwachsene» rüsse verstanden wird durchgestrichen ? ANGEMAILT ANTWORT: Das KV für Erwachsene ist eine Möglichkeit, den kaufmännischen Berufsabschluss auch aus serhalb der gängigen Ausbildungsstrukturen zu erlangen. Diese Grundbildung richtet sich an Personen, die im kaufmännischen Umfeld arbei ten und noch keinen formellen Abschluss erwor ben haben. Voraussetzungen sind mindestens fünf Jahre Berufserfahrung, davon zwei Jahre im kaufmännischen Bereich. Darüber hinaus sind CONTEXT – März 2016 gute Leistungen in Mathematik und Deutsch so wie gute Kenntnisse in einer bis zwei Fremdspra chen (je nach Profil) gefragt. Ein grosser Vorteil des KV für Erwachsene ist, dass kein Lehrbetrieb involviert ist, d.h. man kann die Berufstätigkeit beibehalten. In der Vorbereitung auf das Qualifi kationsverfahren kann man zwischen Selbststu dium und dem Besuch von Vorbereitungskursen an einer Berufsfachschule wählen. Susana Méndez; Fachverantwortliche Bildungspolitik und -beratung RATGEBER BERUFS- UND PRAXISBILDUNG QUALIFIKATIONSVERFAHREN WAS IST GUTE VORBEREITUNG? Unsere Lernende absolviert zurzeit ihr letztes Lehrjahr. Nach bestandenem QV wird sie ihr lang ersehntes Fähigkeitszeugnis erhalten. Nun möchte ich sie optimal darauf vorbereiten. Können Sie mir sagen, wie ich vorgehen soll? Mit einer frühzeitigen Vorbereitung schaffen Sie gute Voraussetzungen. Damit es mit dem QV klappt, braucht es viel Übung: Unter stützen Sie Ihre Lernende bei der Lernpla nung und -organisation und geben Sie ihr allenfalls auch die Möglichkeit, während der Arbeitszeit zu lernen. Sinnvoll ist insbeson dere, die berufspraktische, mündliche Prü fung zu simulieren. Vielleicht wollen Sie auch selbst eine alte Abschlussprüfung lösen und mit ihr über allfällige Schwierigkeiten sprechen? Ausserdem gibt es zahlreiche Vorberei tungs- bzw. Repetitionskurse die vom Kauf männischen Verband (stark vergünstigt), der Berufsfachschule und anderen Stellen angeboten werden. Informieren Sie Ihre Lernende über diese Möglichkeiten. Die Fachgruppe «Wir Berufs- und Praxisbild ner/innen» hat zudem ein Merkblatt ent worfen, das Ihnen weitere hilfreiche Tipps für vor, während und nach dem QV mit auf den Weg gibt. Und zudem nicht vergessen: Ein offenes Ohr und aufmunternde Worte sind in dieser herausfordernden Zeit be sonders wichtig. Kevin Hofstetter ist Verantwortlicher WBP Luzern. [email protected] Den Mitgliedern der Fachgruppe WBP senden wir das QV-Merkblatt für Berufs- und Praxisbildner/innen gerne zu – ein E-Mail an [email protected] genügt! Für alle, die Interesse an der Fachgruppe haben: kfmv.ch/wbp PSYCHOLOGIE PRÄVENTION WIE SCHÜTZE ICH MICH VOR BURN-OUT? In der letzten Mitarbeiterbeurteilung riet mir mein Vorgesetzter, ich solle dringend etwas tun, damit ich kein Burnout bekomme. Ich müsse zu meiner Work-Life-Balance schauen. Ist das nicht frech? Was soll ich mit dieser Aussage? Als psychologische Beraterin begrüsse ich es, wenn Führungspersonen eine gesundheitli che Gefahr bei ihren Mitarbeitern anspre chen. Meiner Erfahrung nach können Men schen, die sich in der Burn-out-Spirale in einer gewissen Tiefe und Enge bewegen, sel ber nur erschwert bis gar nicht erkennen, dass sie sich in einem gefährlichen Bereich befinden. Unter Aufbietung der allerletzten Kraft strampeln sie nämlich im Hamsterrad und haben weder genügend Energie noch Zeit und vor allem nicht mehr genügend Ab stand, um zu erkennen, wie es ihnen wirklich geht und was sie da genau tun. Von aussen ist diese Phase des Prozesses häufig deutli cher zu erkennen. Ein Burn-out hat man nicht einfach wie durch einen Schalter ausgelöst. Wir be finden uns in der heutigen Arbeitswelt in der Spirale von chronischem Stress. Mit we nig oder nur kurzandauerndem Stress kön nen wir uns dank Ferien oder anderen Er holungsmöglichkeiten in der Spirale leicht wieder nach oben drehen. Das vegetative Nervensystem kann durch Entspannung wieder beruhigt werden. Geraten wir tiefer in die Spirale, wird der Aufwand immer grösser, uns wieder in die gesunde Rich tung nach oben zu bewegen. Je tiefer wir geraten, desto enger wird es und die Mög lichkeiten sind zwar dringender aber auch anspruchsvoller. Dabei sind körperliche Symptome wertvolle Botschaften über wichtige Bedürfnisse, die lange missachtet wurden. Da braucht es nicht mehr nur Entspannung, da sind tiefere innere Zwick mühlen freizulegen. Meist sind es widersprüchliche Erfah rungen, die mit erhöhtem Engagement eben nicht zu lösen sind. Meist geht es um eine Sinnkrise. Dann kann es sehr hilfreich sein, sich von einer Fachperson begleiten zu lassen, die in solchen Prozessbegleitun gen erfahren ist. Wenn es gelingt, einen neuen Sinn zu entwickeln, führt dies zu in nerer Befriedigung und Würde und daraus entwickeln sich neue Kräfte. Ich würde die Bemerkung Ihres Vorge setzten also positiv werten und mich auf die Suche machen nach einer guten Unter Carla Weber arbeitet als Psychologin beim Kaufmännischen Verband. [email protected] stützung, um längerfristig wieder in eine gesunde Energiebalance zu finden. Ande rerseits würde ich den Ball des Vorgesetz ten aufnehmen und zurückfragen: Was kann die Organisation beitragen, damit ich nicht tiefer in die Spirale gerate? Burn out ist nicht nur ein individuelles Problem. Oftmals weist es auf notwendige Verände rungen in der Organisation hin. Habe ich genügend Einflussmöglich keiten und reichen die verfügbaren Res sourcen aus, um meiner Arbeit Sinn zu ver leihen? Gibt es andere Risikofaktoren von Burn-out im System (ständige Umstruktu rierungen, keine klaren Arbeitsaufträge, Personalabbau, mangelnde Wertschät zung)? Gut also, wenn das Thema Burnout-Prophylaxe in differenzierter Weise auf den Tisch kommt. Nehmen Sie den Ball auf! CONTEXT – März 2016 27 28 KURZ Mehr Lohn für Lidl-Angestellte 67 000 Franken Die Lohnverhandlung zwischen dem Kaufmännischen Verband, der Gewerkschaft Syna und Lidl Schweiz konnten erfolgreich abgeschlossen werden. Lidl Schweiz erhöht die Gesamtlohnsumme im Geschäftsjahr 2016 um 1 Prozent. Zudem werden sämtliche Mindestlöhne landesweit um 100 Franken angehoben. Der Mindestlohn für Mitarbeitende ohne anrechenbare Berufserfahrung beträgt damit neu monatlich 4100 Franken (x13). Mitarbeitende mit einer 2-jährigen Berufslehre beziehen künftig mindestens 4200 und mit einer 3-jährigen Berufslehre mindestens 4350 Franken. Alle Angaben beziehen sich auf ein 100%-Pensum. Die vereinbarte Lohnsummenerhöhung von 1 Prozent beinhaltet neben der Erhöhung der Mindestlöhne insbeson- In den beiden letzten Context-Ausgaben von 2015 haben wir unsere Mitglieder gebeten, sich an der Weihnachtssammlung zu beteiligen. Dieser Aufruf hat 67 000 Franken eingebracht. Das Geld wird Berufskolleginnen und -kollegen zugutekommen, die in einer finanziellen Notlage sind. Der Kaufmännische Verband dankt allen Mitgliedern herzlich für ihre Grosszügigkeit. Kaufmännischer Verband dere Beträge für individuelle Lohnerhöhungen. Auch alle weiteren Lohnbänder werden nach oben angepasst. Damit liegt Lidl Schweiz deutlich über allen bisher bekannt gegebenen Lohnerhöhungen im Detailhandel. Der Kaufmännische Verband ist sehr erfreut über dieses Ergebnis. Die Lohnsummenerhöhung von 1 Prozent ist angesichts der laufenden Negativteuerung eine spürbare Reallohnverbesserung und sucht in den Lohnrunden 2016 im ganzen Detailhandel ihresgleichen. Die Sozialpartner haben sich darauf verständigt, dass die grosse Mehrheit der Mitarbeitenden in den Genuss einer Salärverbesserung kommen soll. Sozialpartnerschaft Kaufmännischer Verband ANZEIGE IMPRESSUM Herausgeber Kaufmännischer Verband Schweiz Telefon +41 44 283 45 33 www.kfmv.ch Verlagsleitung Dorothea Tiefenauer [email protected] Redaktionsadresse Kaufmännischer Verband Context Hans-Huber-Strasse 4 Postfach 1853, 8027 Zürich Telefon +41 44 283 45 33 [email protected] www.context.ch Sekretariat: Andrea Stoop CONTEXT – März 2016 NR. 3 – MÄRZ 2016 | ISSN 1424-5345 Redaktion Therese Jäggi (tj) [email protected] Rolf Murbach (mur) [email protected] Erscheinungsweise Monatlich (11 Ausgaben) 119. Jahrgang Auflage: 41 329 Exemplare (WEMF/SW-beglaubigt) Magazin Konzept, Art Direction und Layout Partner & Partner AG 8400 Winterthur www.partner-partner.com Adressänderungen Kaufmännischer Verband Mitgliederadministration Telefon +41 44 283 45 30 [email protected] oder im Mitgliederbereich: www.kfmv.ch/login Anzeigen Creative Media GmbH Zürichstrasse 135 8910 Affoltern am Albis ZH Telefon +41 43 322 60 30 [email protected] Bildnachweise Titelseite: Reto Schlatter; S. 14: MCH Group; S. 15 oben, 16: zvg; S. 15 unten: Therese Jäggi; S.17: Marion Nitsch; S.18: Keystone/imageBROKER/ Manfred Bail; S.24: zVg. Kampagne www.wie-gehts-dir. ch; S. 19/S. 29: zvg. Abonnemente 48 Franken Druckerei Vogt-Schild Druck AG 4552 Derendingen Context bekennt sich zum «Code of Conduct» der Schweizer Presse. Werbung und redaktioneller Teil sind klar getrennt. Context wurde vom Verband SCHWEIZER PRESSE für das Jahr 2016 mit dem Gütesiegel «Q-Publikation» ausgezeichnet PARTNERINFOS Paradiesische Malediven Paradiesisch kleine Inseln mit Schatten spendenden Palmen, schneeweissen Sandstränden und smaragdgrünen Lagunen: das finden Sie auf den Malediven. Ob gross oder klein, ob Robinson pur oder chic und modern, ob romantisch oder aktiv – für jedermann ist eine «perfekte» Insel dabei. So entdecken beispielsweise immer mehr Familien die traumhafte Welt der Malediven. Die blauen Lagunen laden zum ausgedehnten Plantschen ein. Weisse Sandstrände sind ideal, um sich mit Mami und Papi mal wieder richtig auszutoben. Und eine farbenprächtige Unterwasserwelt garantiert bereits bei den ersten Schnorchelversuchen unvergessliche Erlebnisse. Ist ein Meer mit Schwarm- und Gross fischen Ihre Welt? Auch dann sind die Malediven das perfekte Ziel für den nächsten Tauchurlaub. Neben allerlei bunten Rifffischen treffen die Feriengäste je nach der gewählten Insel auch auf Schildkröten, Haie, Mantas oder mit etwas Glück sogar auf Walhaie. Das alles klingt nach viel Action, aber auch für ruhesuchende Paare oder gar für Flitterwochen sind die Malediven ideal. Erleben Sie Romantik pur bei ei- nem Candle Light Dinner, gönnen Sie sich eine wohltuende Massage im Spa oder sitzen Sie gemütlich vor Ihrer Strandvilla und schauen Sie dem Sonnenuntergang zu. An Romantik fehlt es auf den Malediven definitiv nicht. Ob Familie, Wasserratten oder frisch Vermählte: Die Malediven bieten Erholung pur und unvergessliche Eindrücke. Das Team von Manta Reisen hilft Ihnen gerne, Ihr ganz persönliches Paradies zu finden. Mitglieder des Kaufmännischen Verbandes profitieren von 5% Rabatt auf Ferien bei Manta Reisen (genaue Konditionen unter kfmv.ch/mantareisen). Jeder kann Sprachen lernen Diese Vision treibt das Babbel-Team seit der Gründung 2007 an. Die marktführende App zum Online-Lernen macht Sprachen von Englisch bis Indonesisch einfach zugänglich, ob zu Hause am Computer oder unterwegs mit dem Smartphone oder Tablet. Babbel befähigt Lerner, bereits nach der ersten Lektion einfache Gespräche zu führen und die Lernsprache direkt anzuwenden. Babbel unterstützt Menschen dabei, die Freude am Lernen jenseits von Beruf oder Schule zu entdecken. Durch die unkomplizierte Integration der Babbel-Kurse in den Alltag der Lerner bleiben sie langfristig motiviert und nutzen Babbel im Durchschnitt weit über zwölf Monate hinaus. Das Premium-Geschäftsmodell gewährleistet eine werbefreie Umgebung mit direktem Fokus auf die Lerninhalte. Babbel vereint hochwertige Kurse mit moderner Technologie. Die Lernin- halte werden von einem professionellen Team aus Didaktikern, Autoren und Sprachlehrern spezifisch für jede Sprache und Schwierigkeitsstufe erstellt. Die App ist datengetrieben und lernt stetig aus der tatsächlichen Nutzung. Das Angebot ist weltweit über die Webseite Babbel.comoder mobil über iOS und Android nutzbar und bietet Kurse für 14 Lernsprachen in sieben Ausgangssprachen, die der jeweiligen Muttersprache des Lerners entsprechen. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 400 Teammitglieder an den Standorten Berlin und New York. Als Mitglied des Kaufmännischen Verbandes profitieren Sie von 20% Rabatt auf die 6- und 12-Monats- Abonnements. Weitere Informationen: kfmv.ch/babbel 29 «Ihre Lohnbrücke» – Den gewohnten Lebensstandard beibehalten Arbeitslosigkeit oder Erwerbsunfähigkeit haben oft empfindliche Einkommenslücken zur Folge. «Ihre Lohnbrücke» hilft, diese Lücke mit einer unkomplizierten Versicherungslösung von Helvetia zu schliessen. So gut das System der Sozialversicherungen in der Schweiz auch ausgebaut ist: Es weist empfindliche Lücken auf. Bei Arbeitslosigkeit oder Erwerbsunfähigkeit sind beispielsweise nur 70% bis 80% des bisherigen Salärs gesichert. Bei einem Jahreseinkommen von 80 000 Franken können plötzlich bis zu 2000 Franken pro Monat im Haushaltbudget fehlen. Doch Fixkosten für Miete, Auto oder andere Verpflichtungen lassen sich nicht von einem Tag auf den anderen anpassen. In einer ersten Phase helfen vielleicht persönliche Ersparnisse über die Runden. Um jedoch genügend Zeit zu haben, beruflich oder gesundheitlich wieder Tritt zu fassen, bietet Helvetia Versicherungen mit «Ihre Lohnbrücke» den Mitgliedern des Kaufmännischen Verbandes exklusiv die Möglichkeit, Einkommenslücken von 500 bis 2000 Franken pro Monat finanziell abzusichern. Der versicherte Betrag wird ihnen unabhängig von anderen Versicherungsleistungen bei Arbeitslosigkeit oder Erwerbsunfähigkeit direkt überwiesen. Weitere Informationen sind im Internet unter kfmv.ch/lohnbruecke zu finden. CONTEXT – März 2016 30 CARTOON CONTEXT – März 2016 «Hat sich eine Innovation erst einmal prinzipiell etabliert, wird sie durch viele Mikro-Erfindungen perfektioniert.» Venkatesh Rao im GDI Impuls 3.15 GDI Impuls - die Zukunft bietet Chancen Mitglieder des Kaufmännischen Verbandes erhalten das JahresAbonnement zu einem exklusiven Vorzugspreis von CHF 60 anstatt CHF 120 (inkl. MwSt., exkl. Versandkosten). Ihr Abonn e mit 50% R ment abatt unte r www.kfm v.ch/gdi GDI IMPULS Wissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft, Handel www.gdi-impuls.ch . facebook.com /GDI.Impuls GDI Impuls Partner: 15% Oster-Rabatt Im HP Store für Mitglieder des Kaufmännischen Verbandes. HP Store mit Tiefstpreisgarantie: einfach, sicher, unkompliziert. 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