Rede Andreas Sallmann

Referat
Anlass
Jahresmedienkonferenz Swiss Textiles
Datum
Dienstag, 28. April 2015
Referent
Andreas Sallmann, Präsident
Sehr geehrte Medienschaffende, sehr geehrte Damen und Herren
Auch von meiner Seite begrüsse ich Sie herzlich zu unserer Jahresmedienkonferenz, hier bei
Swisslastic in Wald.
Ich bedanke mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Danilo Pieri, dass wir hier sein dürfen. Sie werden
später noch einiges über die Firma Swisslastic erfahren. Und vor allem werden Sie beim Rundgang
Einblick in die Produktion der Garne und der Kompressions- sowie Stützstrümpfe erhalten. Die Firma
steht für das, was unsere Branche heute ausmacht: Ein international ausgerichtetes KMU, das
Produkte von höchster Qualität und einer hohen Serviceleistung anbietet.
Als Verband vertreten wir die Interessen dieser Firmen. Sie sind entlang der gesamten textilen
Wertschöpfungskette aktiv. Von der Herstellung der Garne, zu Seilen, Flächen, Stickereien bis zur
Veredlung und der Konfektionierung der Produkte. Die Schweizer Firmen sind innovativ und
konzentrieren sich auf wertschöpfungsintensive Produkte. Sei dies im hochmodischen Bereich mit
Stoffen und Stickereien für die Haute Couture oder im technischen Bereich mit Textilien für die
Medizinaltechnik, wie hier bei Swisslastic.
80 Prozent der Produkte und Dienstleistungen unserer Mitglieder werden exportiert. Davon gehen
rund 73 Prozent in die Europäische Union, 15 Prozent nach Asien und fünf Prozent in die USA.
Vor diesem Hintergrund ist klar: Der Entscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von Anfang
Jahr, den Euro-Mindestkurs aufzuheben, betrifft unsere Branche stark.
Die Europäische Union ist der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt für Schweizer Textilien und
Bekleidung. Unsere Unternehmen stehen im harten Wettbewerb. Auch bei einem Wechselkurs von
CHF 1.20 war der Schweizer Franken gegenüber dem Euro überbewertet. Mit dem Entscheid,
den Mindestkurs aufzuheben und der darauffolgenden Reaktion der Devisenmärkte wurden unsere
Exportmöglichkeiten innert weniger Minuten massiv verschlechtert. Die Aufwertung entspricht
einem Kostenschock von 20 Prozent. Die Margen waren schon zuvor gering. Bereits wenige Tage
nach dem 15. Januar 2015 übten die Kunden im In- und Ausland einen massiven Druck auf die
Schweizer Produzenten aus. Rabatte von 20 Prozent und sogar sogenannte Wertberichtigungen an
Lagerbeständen der Kunden werden gefordert. Am stärksten betroffen sind Firmen, die in der Schweiz
eine hohe Wertschöpfungs- respektive Produktionstiefe haben und in die EU exportieren. Wir sehen
bereits im ersten Quartal dieses Jahres einen Exportrückgang. Auch liegt die Kapazitätsauslastung
am Ende des ersten Quartals deutlich unter dem Stand zum Jahresbeginn.
Kurzfristig geht es nun darum, Kosten zu sparen, Prozesse und Budgetposten zu überprüfen und zu
optimieren. Das alleine genügt aber nicht. Ich sehe rot, wenn ich höre, die Unternehmen hätten ja drei
Jahre Zeit gehabt, sich darauf einzustellen. Die Unternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie
haben in den letzten Jahren eine harte Fitnesskur vollzogen und dank Prozess- und Produktinnovationen ihre Wettbewerbsfähigkeit stark gesteigert. Wir fordern von der Politik, dass bestehende
Belastungen rasch reduziert werden. Lassen Sie mich dies anhand von zwei Beispielen aufzeigen:
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Wir fordern bereits seit zwei Jahren eine autonome Abschaffung von Importzöllen auf Vorund Zwischenprodukten, die im Präferenzraum nicht mehr angeboten werden. Durch die Abschaffung
dieser unnötigen Zölle könnte die Industrie jährlich Kosten von über 7 Millionen Franken einsparen.
Auch eine Erleichterung in der Umsetzung des Arbeitsrechts hilft uns. Zum Beispiel, dass
die Voraussetzungen für die Bewilligung von Kurzarbeit durch die Reduktion der Karenzfrist auf
einen Tag und die Erhöhung der Bezugsdauer erleichtert werden. Zudem kann vor allem eine
unbürokratische Behandlung der gestellten Anträge zu einer grossen Entlastung der Industrie
beitragen.
Noch wichtiger ist aber, dass keine neuen Belastungen geschaffen werden. Ich sehe eine Reihe von
gesetzlichen Vorstössen und Initiativen auf uns zukommen, die für unsere Branche erhebliche
Konsequenzen haben könnten.
Erstens: Die Erbschaftssteuer-Initiative, über die am 14. Juni abgestimmt wird. Diese fordert, dass
Erbschaften von über 2 Millionen Franken und Schenkungen von mehr als 20’000 Franken pro Jahr
und Person mit einem Satz von 20 Prozent besteuert werden. Für Unternehmen sollen noch nicht
definierte Erleichterungen gelten, sofern sie mindestens zehn Jahre weitergeführt werden. Zahlreiche
Unternehmen in unserer Branche sind Familienbetriebe. Für ihre Zukunft stellt die ErbschaftssteuerInitiative eine ernsthafte Gefahr dar. Das Kapital ist im Betrieb investiert und nicht frei verfügbar.
Die geforderte Steuer würde die Unternehmensnachfolge drastisch erschweren: Je nach Situation
müssten Kredite aufgenommen, Eigenkapital abgebaut oder einschneidende Einsparungen
vorgenommen werden. Daran ändern auch die vorgesehenen Erleichterungen im Grundsatz nichts.
Sobald nämlich die Weiterführungsfrist von zehn Jahren nicht eingehalten werden kann, entfallen
nachträglich sämtliche Erleichterungen und die Steuern müssen nachbezahlt werden. Diese latente
Steuerlast bindet Mittel, die anstatt in Wachstum investiert als Rücklage gebunden werden. Swiss
Textiles lehnt die Initiative klar ab.
Zweitens: Im Bereich Umwelt und Energie macht uns die zunehmende Regulationsdichte grosse
Sorgen. Der Aufwand für die Abgabe von Daten an den Bund ist für die kleinen Unternehmen teilweise
enorm, dazu kommen zahlreiche Audits von Kunden und vonseiten der Kantone oder Gemeinden.
Unsere Mitgliedsfirmen tun bereits aus Eigeninteresse ihr Möglichstes, um umwelt- und
ressourcenschonend produzieren zu können. Mit der zunehmenden Bürokratisierung im
Umweltbereich wird aber die Eigeninitiative der Firmen ausgehebelt. Die inländische Produktion wird
gegenüber der ausländischen Konkurrenz schlechter gestellt, teilweise scheint es fast, als wolle die
Schweiz industrielle Produktion lieber ins Ausland auslagern, was dem Umweltschutz insgesamt
sicher nicht zugutekommen würde.
Ganz zentral ist für uns die Investition in Bildung, Innovation und Forschung. Innovation ist und
muss unsere Antwort auf die bevorstehenden Herausforderungen sein. Ich habe es zu Beginn gesagt.
Unsere Mitglieder sind international ausgerichtet und überzeugen mit ihren Innovationen auf der
ganzen Welt. Ich bin stolz darauf, dass sich unsere Branche weltweit mit den Besten messen kann.
Einen Einblick in die Vielfalt dieser Innovationskraft gibt Ihnen nun Peter Flückiger.
Besten Dank für Ihr Interesse. Für Fragen stehe ich Ihnen am Ende der Medienkonferenz gerne zur
Verfügung.
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