Die Steuerreform ist auf den Weg gebracht. Im Ringen um die

DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER
April 2015
P.b.b. Verlagspostamt 1030 Wien, Zulassungsnr. 03Z034897M
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Die Steuerreform ist auf den Weg gebracht. Im Ringen um die
Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Österreichs ist das aber
nur ein erster Schritt.
Gastkommentar von Christian
Ortner: Schellings Plan und
des Teufels Beitrag
Seite 10
Serie: Mythen und Fakten
Der „Drittel-Mythos“ des
Pensionssystems
Seite 15
Wien:
Interview mit IMBA-Direktor
Josef Martin Penninger Seite 18
Foto: istockphoto.com/Rapido1
Der harte Weg
economics corner
Materialeffizienz prioritär
RISKPANEL Mit der Halbierung der Rohölpreise binnen eines Jahres ist die Versorgungssicherheit mit Rohstoffen aus dem Fokus der wirtschaftspolitischen
Diskussion geraten.
Zwei Förderansätze
Bei den privatwirtschaftlichen Strategien
zur Sicherung der Rohstoffversorgung
kommt es zu einer regelrechten Zweiteilung der Handlungspräferenzen. Bei den
Lösungskonzepten wird verstärkt auf das
Inland, weniger auf das Ausland gesetzt.
Mit weitem Abstand an der Spitze der favorisierten Lösungen steht die Erhöhung
der Materialeffizienz in den heimischen
Unternehmen, gefolgt von einer Erhöhung der Recyclingquote und der gezielten
Suche nach Substitutionsmöglichkeiten
für besonders knappe Rohstoffe. Die Erschließung neuer Lagerstätten in Europa,
aktive Direktinvestitionen im nicht-europäischen Ausland und der Abschluss langfristiger Lieferverträge treten hingegen in
den Hintergrund. Als Spezialthema wurde
zum aktuellen Termin das zukünftige Förderregime für Erneuerbare Energien ge-
Unabhängig von kurzfristigen Marktphänomenen erhebt die IV im Rahmen des
RiskPanels halbjährlich die Einschätzung
betroffener Unternehmen und weiterer
kenntnisreicher Akteure zu grundlegenden ressourcenbezogenen Fragestellungen. Die Respondenten schätzen die
Rohstoffverfügbarkeit über alle Rohstoffklassen hinweg während der letzten vier
Jahre und damit seit Bestehen des RiskPanels generell günstiger ein. Während
sich die Situation vor allem bei Erdöl wesentlich entspannt hat, herrscht bei einer
einzigen Gruppe, den Seltenen Erden,
allerdings weiterhin die Sorge vor einer
INFORMATION
Christian Helmenstein
[email protected]
wählt, nicht zuletzt vor dem Hintergrund,
dass bei den ältesten Anlagen der Förderzeitraum sukzessive abzureifen beginnt.
Zwei Förderansätze werden mit weitem
Abstand präferiert: zum einen die Förderung von Forschung und Entwicklung, zum
zweiten die Förderung von Investitionen.
Beide Ansätze zeugen von ökonomischer
Rationalität, denn wettbewerbsfähige Lösungen, wie sie primär durch Forschung
und Entwicklungsanstrengungen zu erzielen sind, sind nach wie vor rar – und in der
Verbindung mit Investitionsförderungen
lässt sich die Diffusion von innovativen
Lösungen beschleunigen. Zugleich werden
ökonomisch unwillkommene Preisverzerrungen vermieden.
Ölpreis, Brent, US $
A
Verknappung vor, wenngleich sich auch
hier die Situation gegenüber früheren
Jahren verbessert hat. Hier mag auch das
Erkenntnis der WTO eine Rolle spielen,
demzufolge chinesische Exportbeschränkungen diskriminierend und daher aufzuheben waren.
uch bei wichtigen Industriemetallen wie Kupfer
und Aluminium herrscht
derzeit ein fallender
Preistrend vor. Mit einer
wieder anziehenden internationalen Konjunkturdynamik wird diese Entwicklung
jedoch ihr Ende finden und in einen positiven Preistrend umschwenken.
Dagegen finden Quotenmodelle mit einer
gedeckelten Abnahmeverpflichtung für
Erneuerbare Energien und Versteigerungsmodelle kaum Anklang. Drastisch fällt
schließlich das Verdikt zu fixen Einspeisetarifen aus – es ist das einzige Regime mit
einer per Saldo negativen Bewertung und
fällt daher regelrecht durch. Da mutet es
wie Realsatire an, dass dieses, das schlechteste Modell, genau jenes ist, welches derzeit in Österreich praktiziert wird.
Privatwirtschaftliche Strategien: Rohstoffsicherung
Erhöhung der Materialeffizienz (inkl. Prozesseffizienz)
Erhöhung der Recyclingquote (im Inland)
Schaffung von Substitutionsmöglichkeiten
Langfristige Lieferverträge
Quelle: IV, RiskRe
(Aktive) Direktinvestitionen (im nicht-europ. Ausland)
Erschließung neuer Lagerstätten (in Europa)
-0,3
2 iv-positionen | April 2015
-0,2
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0,2
Saldo (negative < | > positive Erwartungen)
0,3
0,4
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0,7
0,8
Editorial
Die wirklichen Sorgen
der Menschen
Wenn alle Debatten so ablaufen, wie jene zur Steuerreform, hat Österreich ein
veritables Zukunfts-Problem.
Der Ruf nach einer evidenzbasierten Politik gilt für alle Bereiche: für die Steuerpolitik ebenso wie für die Bildungspolitik. Unterschiedliche politische Standpunkte
sind kein Problem in einer lebendigen Demokratie – im Gegenteil (!), aber sehr
Massive Anschläge auf den Standort verhindert, punktuelle Verbesserungen
wohl das Ignorieren und Verdrängen von Fakten. Es kostet uns nicht nur wertvolle
(z.B. Anhebung der Forschungsprämie) erzielt, einige unnötige Verschlechte-
Zeit, sondern auch Zukunft. Gerade im harten internationalen Standortwett-
rungen eingeführt, Struktur-Probleme nicht gelöst: Mit dieser Kurz-Bilanz der
bewerb kommt es darauf an, dass wir möglichst rasch die sachlich richtigen
Steuerreform lässt sich ihre standortpolitische Bedeutung auf den Punkt bringen.
Maßnahmen setzen. Dass wir die Arbeitszusatzkosten senken, Bürokratie und
Die Regierungsparteien haben ein klassisches Kompromiss-Paket vorgelegt.
Überregulierung zurückdrängen, das Bildungssystem fit für die Zukunft machen,
Manche Notwendigkeiten – Stichwort Tarifreform – adressiert, während die
die Innovationskraft stärken, den Standort für ausländische Unternehmen und
Gegenfinanzierung weitgehend auf das Prinzip Hoffnung baut und dringend
Fachkräfte attraktivieren.
erforderliche strukturelle Veränderungen nicht angegangen werden.
Wie wir das tun, darüber müssen wir in Österreich rasch politischen Konsens
Höchst problematisch an der vorliegenden Tarifreform sind jedenfalls die zuvor
schaffen. Unser Land braucht angesichts niedriger Wachstumsaussichten
geführte Debatte und die Töne unmittelbar nach dem Beschluss. Dass „den
und der angespannten Situation auf dem Arbeitsmarkt jetzt dringend einen
Menschen egal ist, woher das Geld kommt“ ist ein Offenbarungseid an offen-
standortpolitischen Turnaround. Die nächste Etappe der Entlastung muss daher
sichtlich verfehltem Politikverständnis mancher Akteure. Dass Vermögensteuern
ein Motor für die Wirtschaft sein – Stichwort die angekündigte Senkung der
auf der Agenda bleiben sollen, ist eine Kampfansage an den Standort und seine
Arbeitszusatzkosten. Denn damit schafft man Arbeitsplätze – und nicht durch
Arbeitsplätze. Und dass die wachsende Armut der Armen dem wachsenden
das ständige Schüren von Neiddebatten – vielmehr würde man gerne von ÖGB
Reichtum der Reichen geschuldet sei, ist Klassenkampf in Reinkultur.
und AK seriös hören, wie man dort gedenkt, Jobs zu schaffen. Denn das sind
die Sorgen, die die Menschen wirklich bewegen.
Die Einkommensverteilung ist in Österreich nicht ungleicher, sondern durch
die massive Umverteilungstätigkeit immer gleicher geworden. Auch wenn es
manche noch so oft wiederholen – von einer sich öffnenden Einkommensschere
Ihr
kann nicht die Rede sein: 39 Prozent der Lohnsteuerpflichtigen zahlen gar keine
Einkommensteuer, während das oberste Zehntel 33 Prozent der Einkommen
erwirtschaftet und 57 Prozent der Steuerleistung schultert. Und hier liegt der
wahre soziale Sprengstoff – die (Hoch-)Leistungsträger werden irgendwann
nicht mehr bereit sein, sich für ein ineffizientes System noch mehr auspressen
zu lassen – das gilt insbesondere für den Mittelstand.
Christoph Neumayer, Generalsekretär
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wirtschaftlicher Hinsicht auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene zu vertreten und wahrzunehmen, industrielle Entwicklungen zu fördern, Rahmenbedingungen für Bestand und Entscheidungsfreiheit des Unternehmertums zu
sichern und Verständnis für Fragen der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu verbreiten.
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Seiten zeichnet die jeweilige Landesgruppe verantwortlich. Grafik: Matthias Penz, Doris Grussmann.
Foto: IV
Druck: Ueberreuter Druckzentrum GmbH, 2100 Korneuburg. Erscheinungsort: Wien. Offenlegung nach § 25 des Mediengesetzes: iv-positionen erscheint 10x jährlich in einer Auflage von 8.300, Unternehmensgegenstand: Information zu
industrie- und gesellschaftspolitischen Themen für Mitglieder der Industriellenvereinigung und Meinungsträger in Österreich. Siehe auch unter www.iv-net.at/b80
Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf geschlechtsspezifische Endungen verzichtet. Die verwendeten Bezeichnungen beziehen sich auf beide Geschlechter gleichermaßen.
April 2015 | iv-positionen
3
Coverstory
Anschlag verhindert –
Strukturreformen fehlen
V
ergleicht man die Ankündigungen vor der Steuerreform
mit deren Ergebnis, so zeigt
sich: Die größten Anschläge
auf den Industrie- und Arbeitsstandort
Österreich konnten verhindert werden.
„Wirklich standortschädliche Ideen sind
abgewendet worden – Erbschafts-, Schenkungs- und Vermögensteuern sowie etwa
das Erbschaftssteueräquivalent bei Stiftungen oder Verschlechterungen bei der
Gruppenbesteuerung. Auch ist es gelungen, im Bereich der Forschungsförderung
etwas durchzusetzen, die Prämie steigt
von zehn auf zwölf Prozent. Negativ ist,
dass die Reform nicht zum Anlass genommen wurde, große längerfristige Strukturreformen durchzuführen“, so IV-Präsident
Georg Kapsch. So seien die Maßnahmen
der Regierung keine Steuerstrukturreform, sondern lediglich eine „überfällige
Tarifanpassung“. Klar positiv sieht die
Industrie die Senkung des Eingangssteuersatzes auf 25 Prozent wie auch die Anhebung der Grenze für die nun vorletzte
Tarifstufe auf 90.000 Euro. „Ein standort-
4 iv-positionen | April 2015
politisch fatales Signal ist hingegen die
Anhebung des Spitzensteuersatzes auf
55 Prozent. Wenn wir damit zwar auch ,nur‘
400 Personen belasten, schaden wir uns international massiv selbst – mit einem Ergebnis von vielleicht 20 Millionen Euro für
das Budget. Das kann es wohl nicht sein“,
so Kapsch. Zudem hat die Anhebung der
KESt eine äußerst negative Signalwirkung
auf Unternehmen und den heimischen
Kapitalmarkt (sh. Kasten: Die Steuerreform aus Sicht der Industrie).
Keine Strukturreformen, konkrete
Einsparungen offen
Die Industriellenvereinigung kritisiert,
dass das Projekt einer Steuerreform nicht
für umfassende Entlastung und Strukturreformen genutzt wurde. Nur ein Fünftel
der Entlastung wird durch ausgabenseitige
Einsparungen finanziert – und auch hier
sind die konkreten Schritte offen. „Wirklich zukunftsweisende Schritte in wichtigen
Bereichen wie im Pensionssystem oder im
Verwaltungs- und Staatsaufgabenbereich
dürfen nicht weiter aufgeschoben werden.
Coverstory
Fotos: IV/Andi Bruckner, istockphoto.com/Lokibaho
QUO VADIS? Ein fundamentaler Anschlag auf den
Standort konnte bei der Steuerreform abgewendet
werden, unsinnige Belastungen kommen. Die überfällige Tarifanpassung löst keine Strukturprobleme.
Für die Industrie ist wichtig, dass bei der nächsten
Etappe eine Arbeitszusatzkostensenkung kommt.
Der Weg zum Aufschwung ist noch lang.
Zudem können wir uns derzeit eine Steuerreform eigentlich nicht leisten. Wir haben
deshalb aus guten Gründen eine Steuerreform vorgeschlagen, die erst später startet,
auf acht Jahre aufgeteilt ist und dafür aber
ein größeres Volumen von 15 Milliarden
Euro hat“, so Kapsch. Die Gegenfinanzierung der Steuerreform durch höhere
Steuern wird von der Industrie nachdrücklich abgelehnt. „Erhöhte Steuern in einem
Hochsteuerland mit einer Abgabenquote
von 43,9 Prozent bedeuten eine klare Themenverfehlung. Neben der Anhebung des
Spitzensteuersatzes belastet die KESt-Erhöhung den Mittelstand, da viele KMU als
GmbH organisiert sind, und die Erhöhung
der Grunderwerbssteuer belastet den Generationenwechsel in heimischen Familienbetrieben“, fasst IV-Präsident Kapsch
die Kritikpunkte der Industrie zusammen.
Immerhin habe sich die Regierung zu einer
Verwaltungskostenbremse bekannt.
ort bleiben“, ergänzt IV-Generalsekretär
Christoph Neumayer. Dies zeigen die international unterdurchschnittlichen Konjunkturaussichten und die stetig wachsenden Arbeitslosenzahlen in Österreich,
während sich in
„Wirklich zukunftsweianderen Ländern
die Lage am Arsende Schritte in wichbeitsmarkt durch
tigen Bereichen wie im
höheres WachsPensionssystem oder
tum
entspannt.
im Verwaltungs- und
„Dass ÖGB-PräsiStaatsaufgabenbereich
dent Erich Foglar
angesichts der ofdürfen nicht weiter
fensichtlichen Reaufgeschoben werden.“
formerfordernisse
IV-Präsident Georg Kapsch
kürzlich im ORF
davon sprach, wir
hätten ‚Arbeit und Geld wie Sand am
Meer‘ ist ein Hohn für die von Arbeitslosigkeit Betroffenen“, so der IV-Generalsekretär.
„Arbeit und Geld wie Sand am Meer“?
Dies zeigt aber auch der internationale Standortvergleich, wie er zuletzt im
„Deloitte Radar 2015“ zusammengefasst
„Die benötigte Tarifreform ist da, aber
die Herausforderungen für den Stand-
April 2015 | iv-positionen
5
Coverstory
wurde, wofür Ranglisten zur Wettbewerbsfähigkeit und Interviews mit tausenden Managern ausgewertet wurden.
Das alarmierende Ergebnis: Österreich
ist nur noch in zwei von fünf Rankings
unter den Top20-Ländern, nämlich beim
OECD-Better
Life Index und
„Stimmungsmache
dem Global Innogegen die vermeintlich
vation Index des
,Reichen‘ darf kein
IMD Lausanne.
Der Standort ÖsProgramm mehr für
terreich verliert
Österreich sein.“
im internationalen
IV-Generalsekretär Christoph Neumayer
Vergleich weiter
an Wettbewerbsfähigkeit. Österreich schwimme auf einer
Welle des Mittelmaßes, gebe man sich
damit zufrieden, so sei der weitere
Abstieg programmiert, warnt DeloitteÖsterreich-Chef Bernhard Gröhs.
Offene Reformliste
Stillstand in der heimischen Pensionspolitik auf. Österreich zeige kein Interesse,
so die Experten des Rechnungshofes,
sich an ausländischen Pensionsmodellen
ein Beispiel zu nehmen. Die Gegenüberstellung mit den größenmäßig vergleichbaren Ländern Schweiz, Niederlande
und Schweden zeigt: Das gesetzliche
Pensionsantrittsalter für Männer liegt in
den vier Staaten bei 65 Jahren. Beim tatsächlichen Antrittsalter präsentieren sich
die Staaten aber höchst unterschiedlich:
Während Männer in der Schweiz (65,5
Jahre) und in Schweden (66,3 Jahre)
durchschnittlich sogar länger als bis zum
gesetzlich vorgeschriebenen Stichtag arbeiten und die Niederländer mit 63,6 Jahren knapp darunter liegen, gehen Männer
in Österreich mit 60,4 Jahren deutlich
früher in Pension. Laut österreichischem
Pensionsmonitoring lag das Antrittsalter
übrigens 2013 bei 58,5 Jahren und 2014
erst bei 59,8 Jahren. „Das Pensionssystem
ist nur ein Beispiel dafür, wie in Österreich in den vergangenen Jahren mit dem
Thema Strukturreformen umgegangen
wird: Sie finden nicht statt“, bilanziert
IV-Generalsekretär Neumayer.
Tatsache ist: Notwendige Reformen wurden in Österreich in den vergangenen
zehn Jahren verwässert oder gar nicht erst
umgesetzt. Bereits 2005 hatte die OECD
einen politischen Reform-Katalog für Österreich empfohlen, der u.a. Reformen
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des Pensionssystems umfasste. Doch
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rund die Hälfte der OECD-Em!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
pfehlungen wurde bisher nicht
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realisiert. Auch der österrei- ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! !
chische Rechnungshof griff ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! !
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in seinem jüngsten Bericht ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! !
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die OECD-Kritik und den ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! !
Foto: IV/Prantl
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6 iv-positionen | April 2015
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Lohnstückkosten
Nationale Währungen, 2002-2016
130
Eurozone 19
Deutschland
Österreich
125
120
115
Quellen: EK, IV. * ~ Prognose.
110
105
100
95
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015* 2016*
Arbeitszusatzkosten senken
Großer Reformbedarf für den Standort Österreich besteht jedenfalls bei den
Arbeitszusatzkosten. Die Summe aus
Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträgen macht in Österreich 49,1 Prozent der gesamten Lohnkosten aus. Im
OECD-Durchschnitt beträgt die Gesamtlast an Steuern und Abgaben nur 35,9
Prozent der Arbeitskosten. „Österreich
hat die dritthöchste Gesamtlast an Steuern und Abgaben als Anteil der Arbeitskosten aller OECD-Staaten. Unser Land
hat in den letzten Jahren seine Position
– auch gegenüber Deutschland – kontinuierlich verschlechtert. Die bloße Senkung
der Lohnsteuer greift daher zu kurz, zumal
die Arbeitszusatzkosten zu beinahe drei
Viertel aus Sozialversicherungsbeiträgen
der Dienstgeber und Dienstnehmer bestehen“, erklärt IV-Präsident Georg Kapsch
mit Blick auf die Steuerreform. Durch
die Anhebung der Höchstbeitragsgrundlage in der Sozialversicherung kommt es
nun sogar zu einer Lohnnebenkostenerhöhung und damit zu einem zusätzlichen
Zwangs-Körberlgeld von rund vier Millionen Euro für die Arbeiterkammer. Die
Forderung der IV: Die Lohnnebenkosten
müssen, wie von der Regierung in Aussicht gestellt, 2017/18 jedenfalls gesenkt
werden. Die so rasch wie möglich umzusetzende substanzielle Senkung der Lohnnebenkosten ist durch die Reduktion des
Beitrags zum Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) bzw. des Unfallversicherungsbeitrages (UV) problemlos möglich.
Im aktuellen Regierungsprogramm ist die
„Prüfung und Auslotung der Potenziale
zur Senkung der Lohnnebenkosten unter
den Gesichtspunkten der Effizienz und
Kostenwahrheit“ jedenfalls ausdrücklich
vorgesehen.
Rasches Handeln ist für den Standort gerade in diesem Bereich wichtiger denn je:
Die steigenden Arbeitszusatzkosten verschlechtern Österreichs Wettbewerbsposition deutlich. Österreichs Lohnstückkosten liegen weit über jenen Deutschlands
und der Euro-Länder (sh. Grafik Lohnstückkosten 2002-2016).
Weniger ist mehr
Aus Sicht der Industrie ist wichtig, dass
es nach dem Steuerreform-Kompromiss
nun zu einem regierungspolitischen
Schulterschluss zur Stärkung des Standortes kommt. „Die Zukunft liegt nicht in
mehr, sondern in weniger Belastungen
für alle, die Tag für Tag am Standorterfolg arbeiten – das gilt für alle Bereiche,
von Steuern und Abgaben über Bürokratie bis hin zu energiepolitischer Regulierung“, stellt IV-Präsident Georg Kapsch
klar. Die IV ruft auch zu mehr Fairness
und Sachlichkeit in der politischen Debatte auf. IV-Generalsekretär Neumayer: „Stimmungsmache gegen die vermeintlich ,Reichen‘ darf kein Programm
mehr für Österreich sein. Und man soll
auch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen:
Wer etwa die Schweiz mit ihren Erbschaftssteuern in manchen Kantonen als
Beispiel für Österreich hergenommen
hat, sollte fairerweise nicht vergessen,
dass wir 30 Milliarden Euro weniger
Steuern zahlen würden, hätten wir die
Abgabenquote der Schweiz.“
Bewegung zahlt sich aus
Gerade das Thema Erbschaftssteuer hat
gezeigt, was ein standortpolitischer Schulterschluss alles bewegen kann. So ersuchte der frühere Bundeskanzler Alfred
Gusenbauer nach der Abschaffung der
Erbschaftssteuer in Österreich in der
deutschen „Bild“-Zeitung, „möglichst
breit zu publizieren“, dass es von Mitte
2008 an in Österreich keine Erbschaftssteuer mehr gibt. Gusenbauer warb damals in der deutschen „Bild“-Zeitung
sogar für die Senkung der Körperschaftsteuer: „Steuern runter macht Österreich
munter – und sicher auch Deutschland.“
Fazit: Eine Politik, die weniger von Ideologie als vielmehr von Vernunft bestimmt
wird, erreicht auf Dauer mehr für Standort und Beschäftigung in Österreich. Unser Land muss mit Reformen Richtung
Zukunft steuern.
FACTBOX
Die Steuerreform aus Sicht der Industrie auf einen Blick
POSITIV
NEGATIV
+ keine Erbschafts-, Schenkungs- und
- fehlende Gegenfinanzierung über Struktur-
Vermögensteuern
+ Anhebung der Forschungsprämie von zehn
auf zwölf Prozent
+ Senkung des Eingangssteuersatzes auf
25 Prozent
+ Anhebung der Grenze für die nun vorletzte
Tarifstufe auf 90.000 Euro
+ Stärkung der Mitarbeiterkapitalbeteiligung
+ Finanzierungspaket für KMU
+ Vereinbarung einer Verwaltungskostenbremse
reformen – stattdessen Anhebung des Spitzensteuersatzes auf 55 Prozent, der Immobilienund Kapitalertragsteuer sowie der Grunderwerbsteuer
- Lohnnebenkostenerhöhung durch Anhebung
der Höchstbeitragsgrundlage
- Lohnnebenkostensenkung erst ab 2018
April 2015 | iv-positionen
7
IE
R
SE
P-
U
RT
A
ST
Datenaufbereitung hautnah
Das analysierte Bild zeigt ein Erythem
– eine Hautentzündung, die nach einer
Bestrahlung entstehen kann. Die Intensität der Hautrötung wird automatisch
exakt vermessen.
INFORMATION
Web-Tipp:
www.scarletred.at
8 iv-positionen | April 2015
D
er 36-jährige Genetiker
Harald Schnidar wurde
während seiner klinischen
Forschungstätigkeit – er
testete ein neues Medikament gegen Bestrahlungsdermatitis – auf
ein spezielles Problem der Pharma- und
Arzneimittelindustrie aufmerksam: „Zeit
ist ein entscheidender Erfolgsfaktor bei
der Entwicklung neuer Medikamente.
In meiner ersten klinischen Studie inkludierte ich nur eine kleine Anzahl von 20
Patienten. Dennoch hat mich die am Ende
der Studie anfallende Datenaufbereitung
drei Monate zusätzliche Entwicklungszeit
gekostet.“ Schnidar erkannte die Ursache in einer fehlenden Technologie und
auch ihr großes Potenzial. Er meldete ein
internationales Patent an, etablierte den
Prototypen und gründete 2014 das Wiener MedTech-Startup SCARLETRED
Biomedicals GmbH. Sein Ziel: Die Datenaufbereitung bei dermatologischen Studien möglichst effizient zu gestalten, sodass
Unternehmen und Gesundheitssystem
massiv Geld und Ressourcen einsparen
können.
Objektive Hautanalyse
per medizinischer App
Das entwickelte System besteht aus vier
Komponenten: einer Medical App, einem
Hautpflaster, einer Cloud-basierenden
Analyse-Plattform und Codes zur Anonymisierung der Patienten. Veränderungen auf der Haut, etwa Rötungen,
Entzündungen und Wunden, können da-
mit in einem standardisierten Verfahren
dokumentiert und gemessen werden. Das
System ermöglicht es damit etwa auch,
zu untersuchen, wie ein und dieselbe
Person auf verschiedene Medikamente oder
Cremen reagiert. „Ein wichtiger Fortschritt in der Medizin. Denn es gibt viele
verschiedene Hauttypen. Ernährung, Immunsystem und individuelle Lebensweise
haben darauf einen großen Einfluss. Praktische Allgemeinlösungen sind daher oft
nur schwer möglich“, so Schnidar.
In erster Linie soll das System dabei helfen, die Entwicklung neuer Arzneimittel
zu beschleunigen, so der Gründer: „Das
hilft sowohl den Unternehmen als auch
den Patienten.“ Für präklinische Studien
wird das medizinische System „Scarletred®Vision“ seit Jänner 2015 auf Anfrage
angeboten. Erste Pilotkunden, u.a. in der
Schweiz, nutzen das System bereits in Phase I/II-Studien.
CE-Zertifizierung nächstes Ziel
Das nächste Ziel des Jungunternehmers
ist die CE-Medizinprodukt-Zertifizierung,
so Schnidar: „Diese wollen wir bis Mitte
des Jahres erreichen.“ Internationale Investoren haben ihr Interesse bereits angemeldet. Die Suche nach lokalen Investoren
und Partnern aus der Industrie bleibt dennoch eine schwierige Aufgabe: „Wien
verfügt über eine kaum wahrgenommene,
jedoch kompetitive Startup-Szene, warum
also immer in die Ferne sehen, wenn Gutes
doch so nahe liegt“, so Schnidar.
Fotos: SCARLETRED
MEDTECH
Ein Wiener Startup hat es sich zum
Ziel gesetzt, die
internationale klinische Entwicklung
und Testung von
Arzneimitteln zu
beschleunigen – das
spart Zeit und Geld.
Junge Industrie
Haben das Land
nur geliehen
Die Bundesregierung bejubelt sich und die „größte
Steuerreform aller Zeiten“ – zu Recht?
ist. Diesen doppelten Missstand hätte man mit einer
von der Hand zu weisen, dass diese Steuerreform
wirklichen Steuerstrukturreform zumindest teilweise
zwangsläufig ein neues Sparpaket nach sich ziehen
beheben können.
wird müssen. Oder eben noch schneller und stärker
Nachhaltigkeit ist ja in der Politik seit einigen Jahren
steigende Schulden. Hoffen wir, dass strukturelle Re-
bereits ein besonders beliebter Ausdruck. Nachhal-
An der nun beschlossenen Reform ist aber eigentlich
formen – wie nun von allen versprochen – unmittelbar
tigkeit sei, so hören wir immer wieder, DIE Lösung für
nur eines vorbehaltlos zu begrüßen: Man hat endlich
in Angriff genommen werden, denn sie sind mehr als
so ziemlich alle Probleme unserer Zeit. Tatsächlich
einmal in der Regierung gemeinsam ein größeres
überfällig. Der gelernte Österreicher zweifelt… Auch
wäre Nachhaltigkeit auch sinnvoll, wenn man sie
Projekt zum Abschluss gebracht, und die Zielsetzung
eine Absenkung der Arbeitszusatzkosten wird gerade
beispielsweise im Sinne der Generationen ernst
– weniger Steuern für alle – ist lobenswert. Problema-
einmal als Ziel formuliert, mit budgetärem Vorbehalt.
nehmen würde. Das bedeutet, dass keine Generation
tisch wird es aber, wenn man die Eigenfinanzierung
Für die Verbesserung unserer Wettbewerbsfähigkeit
auf die Kosten einer anderen leben dürfte. Dies wäre
unter die Lupe nimmt. Das ist gar nicht so einfach,
und damit die Erhaltung bestehender bzw. den
sehr sinnvoll, denn im Grunde haben wir dieses Land
denn vieles ist noch völlig unklar. Knapp über eine
Aufbau neuer Jobs ist das zu wenig. Gut gemeint ist
ja nur von den nächsten Generationen geliehen. Es
Milliarde Euro sollen aus Einsparungen durch eine
eben noch nicht gut gemacht.
sollte damit unsere Aufgabe sein, ihnen dieses Land
„Verwaltungsreform“ kommen. Details? Noch offen.
in einem ordentlichen Zustand zu hinterlassen. In
Fast zwei Milliarden Euro aus der „Betrugsbekämp-
eben diesem Sinne wäre eine echte Entlastung für
fung“, der Rest durch „Selbstfinanzierung“ und hö-
alle ja immens wichtig. Die Steuer- und Abgabenquote
here Steuern. Alles in allem: Eine Gegenfinanzierung,
ist in Österreich ganz einfach zu hoch. Gleichzeitig
die dem Prinzip Hoffnung folgt. Gleichzeitig haben wir
hat unser Schuldenberg schon schwindelerregende
ohnehin schon keinen Budgetspielraum mehr und
Höhen erreicht und wächst weiter – was eben gerade
was uns die Hypo noch so bescheren wird, weiß auch
Therese Niss,
den kommenden Generationen gegenüber sehr unfair
niemand genau. Die große Gefahr ist damit leider nicht
Bundesvorsitzende der Jungen Industrie
JI-Skiwochenende in Kärnten
Fassdauben eignen sich offenbar doch nur bedingt als Skiersatz.
Fotos: JI, JI-Kärnten, Foto Helmreich
D
er Wanderpokal des Wintersport-Wochenendes der JI wandert 2016 nach Vorarlberg, die JI-ler
hatten bei den Bewerben im Skigebiet
Hochrindl haarscharf die Nase vor den
Niederösterreichern. Die Kärntner Landesgruppe hatte den Teilnehmern ein
sehr abwechslungsreiches Programm
geboten. Unter anderem mussten die
weißen Hänge mit „Ski“ aus alten
Zeiten bezwungen werden. So mancher
JI-ler lernte dabei die Beschaffenheit
der Piste aus allernächster Nähe kennen. Einen Bericht und weitere Fotos
vom Ski-Wochenende finden sich hier:
www.jungeindustrie.at/b815m37
Herzlichst Eure
Stöber übernimmt
gruppe1031
Erstmals steht mit Birgit Stöber (GoodMills
Group GmbH) eine Präsidentin an der
Spitze der gruppe1031. Vizepräsidenten
sind Georg Haschke (DR.OWL-NutriHealth
GmbH) und Frederik Tengg (HIQ Solutions
GmbH). (FH) Philipp Bousa (Accenture
GmbH), Clemens Rezac, CFA (CORIOLIS
Green Investment Solutions GmbH) und
Gottfried Schellmann (Markowski Schellmann Rechtsanwälte OG) komplettieren
das neue Vorstandsteam.
Infos und Termine der gruppe1031 unter
www.gruppe1031.at
April 2015 | iv-positionen
9
Kommentar von außen
Schellings Plan und
des Teufels Beitrag
Fein, dass die meisten Österreicher 2016 etwas
weniger Steuern zahlen. Jetzt fehlt nur noch eine
Steuerreform.
viel zu sehen, es sei denn, man versteht die Ein-
Steuerreform Wachstum und Beschäftigung (zu)
führung einer Registrierkassen-Pflicht als Beitrag
stärken“, geworden?
zur Entbürokratisierung, die teilweise Erhöhung
der Mehrwertsteuer und der Gewinnsteuern als
Dass die Linderung der Progression zu mehr Kon-
Was war eigentlich das Ziel jener Steuerreform,
Vereinfachung oder den Wegfall der Absetzbarkeit
sum und damit zu etwas Wachstum führen wird, ist
die uns die Bundesregierung nun 2016 beschert?
von privaten Krankenversicherungsbeiträgen als
plausibel – wenn auch leider nicht zwingend hierzu-
Fragen wir doch einfach einmal den Herrn Finanz-
Entrümpelung. Tatsächlich einlösen konnte Schelling
lande. Denn nicht wenige der sozial Schwächeren
minister selbst, der muß es ja am besten wissen.
hingegen sein zentrales Versprechen, zu entlasten,
mit kleinen Einkommen werden das zusätzliche
Also, Hans Jörg Schelling im Wortlaut: „Wir haben
und zwar in durchaus respektablem Ausmaß. Im
Geld wohl für einen neuen Flat-TV aus China, eine
mehrere Ziele. Das eine ist die Konsolidierung des
Wesentlichen restituiert der Fiskus damit freilich nur,
Küche vom Elch oder eine Urlaubswoche in der
Budgets, das darf man nie aus den Augen verlie-
was der Staat sich seit der letzten Steuerreform im
Türkei nützen, einen Kredit schneller abzahlen oder
ren. Zweitens wollen wir vereinfachen, entrümpeln,
Wege der kalten Progression gekrallt hat, was das
Reserven für schlechte Zeiten bilden – alles nett,
entbürokratisieren und entlasten. Und drittens
Vergnügen über die Korrektur des Tarifes dann doch
aber leider dem Wachstum in Österreich nicht eben
wollen wir mit dieser Steuerreform Wachstum und
etwas trübt. Aber sei es drum, hier hat der Finanzmi-
dienlich. Hier gilt eher das Prinzip Hoffnung. Noch
Beschäftigung stärken.“ („Profil“ 13.9.2014)
nister zweifellos gehalten, was er versprochen hat.
weiter am Ziel des Finanzministers vorbei geht die
Gemessen an dieser Latte, die der Finanzminister
Nichts ändert diese gelungene Entlastung leider
zu schaffen“. Zu vermuten, dass die nun kommende
ja höchstpersönlich gelegt hat, wird man die real
am beklagenswerten Umstand, dass Österreich
kräftige Erhöhung der Höchstbeitragsgrundlage zur
mit 44 Prozent nach
Sozialversicherung und damit verbundene Verteue-
wie vor eine skandalös
rung des Faktors Arbeit auch nur einen einzigen Job
hohe Abgabenquote
schafft, erfordert schon eine erhebliche intellektuelle
hat, die signifikant über
Flexibilität. Zu befürchten ist eher: Diese und eine
jener Deutschlands
ganze Reihe anderer Bosheiten den Unternehmern
und mittlerweile sogar
gegenüber werden unter dem Strich nicht Jobs
Schwedens liegt. Der
bringen, sondern Jobs kosten. Und das ist ange-
Staat greift sich deut-
sichts von demnächst wohl 500.000 Arbeitslosen
lich mehr, als notwen-
nun wirklich keine gute Nachricht.
Steuerreform, wenn es darum geht, „Beschäftigung
„Nicht nur OeNB-Präsident Claus Raidl, dem
Finanzminister ideologisch durchaus nah,
vermutet, dass dies
eher eine Tarifreform
auf Pump wird.“
Christian Ortner, freier Journalist
dig und sinnvoll wäre
– und das bleibt auch
Dass die meisten Österreicher 2016 etwas weniger
weiterhin so. Schellings
Steuern zahlen werden, ist fein. Noch feiner wäre
existierende Steuerreform der Koalition nur sehr,
Diktum, Österreich habe kein Einnahmenproblem,
möglichst bald eine Steuerreform, die erreicht, was
sehr bedingt als Volltreffer beschreiben können.
sondern ein Ausgabenproblem, bleibt daher auch
Schelling selbst als Ziel vorgegeben hat.
Dass sie einer „Konsolidierung des Budgets“ die-
weiterhin gültig. Und was ist schließlich aus seiner
nen wird, die in der Tat höchst wünschenswert
Zielvorgabe, „mit dieser
wäre, glaubt angesichts der teilweise eher sehr
optimistisch definierten Einnahmen aus Titeln wie „Betrugsbekämpfung“ und „Gegenfinanzierung“ eigentlich niemand
mehr. Ganz im Gegenteil: Nicht
nur OeNB-Präsident Claus Raidl,
durchaus nah, vermutet, dass
dies zum Teil eher eine Tarifreform
auf Pump wird. „Konsolidierung
des Budgets“ haben wir uns
eher anders vorgestellt. Auch
von „Vereinfachen, Entrümpeln,
Entbürokratisieren“ ist nicht rasend
10 iv-positionen | April 2015
Fotos: Ortner, istockphoto.com/alexandrumagurean
dem Finanzminister ideologisch
Interview
Spitzenforschung: Kommunikation
als die neue Herausforderung
INTERVIEW mit Heinz Engl, Rektor der Universität Wien, anlässlich des 650-jährigen Gründungsjubiläums einer der traditionsreichsten Universitäten Europas.
Die Universität Wien feiert im Jahr 2015 ihr 650.
Gründungsjubiläum. Was sind die Herausforderungen, vor denen die Universität Wien in den
kommenden Jahren steht?
Die Universität hat sowohl die Aufgabe breit Bildung für viele anzubieten als
auch in der Grundlagenforschung weltweit
kompetitiv zu bleiben. Beiden Aufgaben
gerecht zu werden, ist insbesondere in
budgetär schwierigen Zeiten eine große
Herausforderung. Zudem wird die Universität künftig vermehrt Aktivitäten entfalten, um Grundlagenforschungsergebnisse
für Wirtschaft und Gesellschaft nutzbar zu
machen. In Weiterführung der Aktivitäten
„Die Kommunikation der Relevanz der
Spitzenforschung für Gesellschaft
und Wirtschaft ist die Herausforderung
in den kommenden Jahren.“
Heinz Engl, Rektor der Universität Wien
des Jubiläumsjahrs wird die Universität
breit in der Öffentlichkeit kommunizieren,
welche Relevanz Spitzenforschung für Gesellschaft und Wirtschaft hat.
Welche Maßnahmen ergreift die Universität
Wien, um die Anzahl der Drop-Outs – insbesondere in den von der Industrie stark nachgefragten
MINT-Studienrichtungen – zu reduzieren?
In diesem Zusammenhang ist die Gestaltung der Studieneingangs- und Orientierungsphase, kurz STEOP, besonders
wichtig. Die Universität Wien hat die
Phase des Studieneinstiegs so gestaltet,
dass die Studierenden einerseits von Beginn einen guten Überblick über den Inhalt des Studiums bekommen und andererseits innerhalb eines Semesters zeigen
können, ob sie bereit und in der Lage sind,
das gewählte Studium zu absolvieren. In
den MINT-Fächern müssen insbesondere
die Laborplätze, bei denen Engpässe bestehen, ausgebaut werden.
Die erfolgreiche Implementierung der „PädagogInnen-Bildung neu“ ist aus Sicht der Industrie
der Dreh- und Angelpunkt, um die Ausbildungsqualität künftiger Pädagoginnen und Pädagogen
zu verbessern. Wo liegen aus Sicht der Universität Wien die Herausforderungen in der Umsetzung der Ausbildungsreform?
Die Universität Wien hat ihre Lehramtsstudien bereits mit dem Studienjahr
2014/15 auf die neue Struktur umgestellt
und entwickelt nun gemeinsame Programme mit den Pädagogischen Hochschulen. Neben den selbstverständlich
notwendigen Kompetenzen im didaktischen Bereich ist es mir besonders
wichtig, dass die künftigen LehrerInnen
Wissen im Fach haben, das über den unmittelbaren Schulstoff hinausgeht.
FACTBOX
Fotos: univie, IV
Heinz Engl
• Geboren am 28. März 1953 in Linz
• Studium der Technischen Mathematik an der Universität Linz
• Vizerektor der Universität Wien
von 2007 bis 2011
• Rektor der Universität Wien seit
1. Oktober 2011
Überreichung der Ausgabe der IV-Hochschulstrategie an Rektor Engl (Mitte) durch Freunde des IV-Netzwerks
(v.l.n.r.:) Christian Friesl, Bereichsleiter Bildung & Gesellschaft; Peter Koren, IV-Vize-Generalsekretär; Günter
Thumser, Vorsitzender des Ausschusses Bildung & Gesellschaft; Christoph Neumayer, IV-Generalsekretär
April 2015 | iv-positionen
11
HTL
Beste Bildung: Neuer Baustein
„Standortasset HTL“ vorgelegt
WISSEN Eingebettet in die Initiative „Beste Bildung“ hat die IV einen Spezialschwerpunkt zur Stärkung der Ingenieursschulen gesetzt und das Strategiepapier „Standortasset HTL“ erarbeitet. Die Industrie versteht das darin
enthaltene „Fünf-Punkteprogramm“ als Arbeitsauftrag, den es nun gemeinsam
mit der Politik umzusetzen gilt.
B
ildung hat einen zentralen
Stellenwert für Gesellschaft und Wirtschaft in Österreich. Sie ist wesentliche
Grundlage für eine erfolgreiche individuelle, gesellschaftliche und
wirtschaftliche Zukunft und Voraussetzung für Forschung und Innovation. Die
Industriellenvereinigung hat daher erst
vor wenigen Monaten durch ihr Konzept
„Beste Bildung für Österreichs Zukunft.
Bildung neu denken. Schule besser leben“ die grundlegende Neugestaltung des
Pflichtschulbereichs eingefordert.
Die „Ingenieursschulen“ mit ihrem breiten, technisch orientierten Bildungsangebot an höheren technischen sowie landund forstwirtschaftlichen Schulen stellen
dagegen bereits heute ein internationales
Alleinstellungsmerkmal des Innovationsstandortes Österreich dar. Die große Zu-
INFORMATION
friedenheit der Unternehmen insbesondere mit der HTL und ihren Graduierten
ist bekannt: Zwei Drittel des höherqualifizierten technischen Personals der Industrie kommen direkt aus der HTL oder
technischen Fachschulen. Schon heute
fehlen dem Standort Österreich pro Jahr
rund 1.000 Neugraduierte in besonders
stark nachgefragten technischen Studienrichtungen. Ohne HTL würde diese Lücke sogar auf 2.500 Personen pro Jahr anwachsen. Die HTL ist damit lebenswichtig
für die innovative Industrie und bedarf
dringend einer Aufwertung und besseren
internationalen Positionierung.
In einem bereichsübergreifenden Ansatz
(IV-Bereiche „Ressourcen & Infrastruktur, Innovation & Technologie“ und „Bildung & Gesellschaft“) hat die IV gemeinsam mit Vertretern von Ingenieursschulen
und internationalen Leitbetrieben das
Strategiepapier „Standortasset HTL“ erarbeitet. Das darin inkludierte Fünf-Punkteprogramm umfasst Maßnahmenpakete in
fünf zentralen Handlungsfeldern:
• Frühförderung in MINT (Mathematik,
Informatik, Naturwissenschaften und
Technik)
• Festigung der erfolgreichen Struktur
der HTL
• Internationale Positionierung der
HTL-Ausbildung – Optimierung von
Schnittstellen
• Rekrutierung und Sicherstellung von
exzellentem Personal
• Ausbau von Kooperationen – Öffnung
der Schulen
Österreich ist als Wissens- und Innovationsgesellschaft
auf
neugierige,
kreative und technikaffine Talente
angewiesen. Es gilt daher, mehr junge Menschen für MINT und entsprechende Bildungs- und Berufswege zu
interessieren. Die Ingenieursschulen
stellen dabei DIE MINT-Knotenpunkte
in Österreich dar. Die IV erwartet deshalb das rasche Aufgreifen ihrer Empfehlungen durch die Politik und steht
hierbei als Umsetzungspartner zur Verfügung.
Standortasset
HTL
Strategiepapier zur Stärkung
und Weiterentwicklung der
„Ingenieursschulen“
in Österreich
Standortasset
HTL
www.iv-net.at
23.02.15 10:35
Wolfgang Haidinger
[email protected]
Sonja Lengauer
[email protected]
Web-Tipp:
www.iv-net.at/b3574
12 iv-positionen | April 2015
Frauen für technische
Schlüsselpositionen motivieren
ZUKUNFT.FRAUEN 8 Am 9. März 2015 lud das BMWFW gemeinsam mit der IV und
der WKÖ zur feierlichen Diplomverleihung des 8. Durchgangs des Führungskräfteprogramms „Zukunft.Frauen“.
„E
ine stärkere Repräsentanz von
Frauen in Top-Managementpositionen wirkt sich nachweislich
positiv auf den wirtschaftlichen Erfolg
und auf die Wettbewerbsfähigkeit eines
Unternehmens aus. Insbesondere profitieren Industrieunternehmen durch
Vielfalt und Diversität in der Personalstruktur. Es gilt, Frauen auf ihrem Weg
in Aufsichtsrats- und Vorstandspositi-
onen abseits jeder Quotenthematik zu
stärken und zu fördern, wobei die Industrie insbesondere Frauen für technische Schlüsselpositionen motivieren
möchte“, so Mag. Christoph Neumayer,
Generalsekretär der Industriellenvereinigung, der gemeinsam mit StS Harald
Mahrer und Anna Maria Hochhauser
bei der Diplomüberreichung herzlich
gratulierte.
Schulgovernance — Eckpunkte
für einen Paradigmenwechsel
STUDIE Das Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) hat ein im Auftrag von IV und WKÖ
erstelltes Studienupdate präsentiert.
D
ie Vorschläge, die völlig neue
Ansätze für den institutionellen Rahmen des heimischen
Bildungswesens aufzeigen,
wurden
bereits dem in der Broschüre „Beste
Bildung. Bildung neu denken. Schule
besser leben“ vorgestellten Schulträgermodell zu Grunde gelegt.
Die Eckpunkte
Fotos: Zukunft.Frauen
•
•
Echte Schulautonomie (finanziell,
personell und pädagogisch)
Schulträgermodell mit Pro-KopfFinanzierung für akkreditierte
Schulträger
•
Zentrale Kompetenzen beim Bund
(Akkreditierung, Finanzierung &
Controlling, Kerncurricula)
•
Verschlankung der Verwaltungsstrukturen (regionale Education
Boards statt Landesschulverwaltung)
•
Externe Qualitätskontrolle und
-sicherung sowie externe Schulevaluation
•
Offener Lehrerinnen- und Lehrerarbeitsmarkt sowie ein neues
Lehrerinnen- und Lehrerdienst- und
-besoldungsrecht
Die Studie ist abrufbar unter:
www.ibw.at/de/ibw-studien
INFORMATION
Die Bewerbungsfrist für den 9. Durchgang läuft
noch bis 1. Juni 2015.
Mehr Informationen unter:
www.zukunft-frauen.at
Kontakt
Alexandra Schöngrundner
[email protected]
TERMIN
28. April 2015 | 17:00 Uhr
IV-TEACHER`S AWARD 2015
im Haus der Industrie,
Schwarzenbergplatz 4, 1031 Wien
Ausgezeichnet wird in den Kategorien Elementarpädagogik – Lernen von 0 bis 6, Individualität
– Umgang mit Vielfalt, Lebenskompetenz – Lernen
für Beruf und Alltag sowie MINT – Begeisterung für
Technik und Innovation.
Mitwirkende: Gabriele Heinisch-Hosek
(Bundesministerin für Bildung und Frauen),
Mag. Christoph Neumayer (IV-Generalsekretär),
Univ.-Prof. Dr. Reinhold Popp (Zukunftsforscher),
Dipl. BW Axel Kühner (Vorstandsvorsitzender,
Greiner Holding)
Moderation: Mag. Lisa Nimmervoll (Der Standard)
Künstlerische Performance: Markus Hauptmann,
Pädagoge und Kabarettist
April 2015 | iv-positionen
13
Was Unternehmen wissen müssen
TIPPS Ob zu Umweltschutz, Korruptionsbekämpfung, Verbraucherinteressen – mit
Leitsätzen zu diesen und anderen Themen gibt die OECD multinationalen Unternehmen wertvolle Hilfestellungen.
D
ie OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen zielen
darauf ab, den positiven Beitrag
von Unternehmen zum weltweiten ökonomischen, ökologischen und sozialen
Fortschritt zu fördern. Dazu enthalten
INFORMATION
Referat C2/4a „Österreichischer
Nationaler Kontaktpunkt (NKP)
für die OECD-Leitsätze für
multinationale Unternehmen“
Stubenring 1, 1011 Wien
E-Mail: [email protected]
Tel.: +43(0)1 711 00/5240 oder 5050
sie konkrete Handlungsempfehlungen,
u.a. zu Menschen- und Arbeitsrechten,
Umweltschutz, Korruptionsbekämpfung,
Verbraucherinteressen oder Besteuerung.
Für Unternehmen, die in Schwellen- und
Entwicklungsmärkten aktiv sind, stellen
die Novellierungen aus 2011 im Bereich
Menschenrechte, Wertschöpfungskette
und Due Diligence neue Herausforderungen dar. Diese betreffen die Bereiche
Recht, Compliance und auch gesellschaftliche Verantwortung (CSR). Die
„Nationalen Kontaktpunkte“ (NKPs) der
OECD-Mitgliedländer – in Österreich
ist dieser im BMWFW angesiedelt – informieren dazu und unterstützen Unternehmen bei der Umsetzung. Im Falle einer Beschwerde gegen ein Unternehmen
durch einen Stakeholder leitet der NKP
ein Mediationsverfahren ein, um gemeinsame Lösungsansätze zu erarbeiten und
sich außergerichtlich zu einigen.
Bei der Veranstaltung „Pathways to Mutual Benefits“ am 2. März in der Industriellenvereinigung informierten Expertinnen und Experten der OECD und des
Consensus Building Institute über die
richtige Anwendung der Leitsätze.
Felix Clary & Franz Weinberger wiedergewählt
Dr. Felix Clary
TERMIN
19. Mai 2015 | WU Wien, Library & Learning Center
Wiener Strategieforum 2015
Die Austrian Strategic Management Society lädt
Topvertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft zum
hochkarätigen Gedankenaustausch.
Programm und Infos: www.strategieforum.at
14 iv-positionen | April 2015
Mag. Franz Weinberger
D
r. Felix Clary und Aldringen
wurde im Februar erneut einstimmig zum Vorsitzenden und
Sprecher des Verbandes der Automobilimporteure gewählt. Für Clary ist es
die dritte Amtszeit, er hatte bereits von
2000 - 2005 und 2012 - 2014 den Vorsitz
in der Interessenvertretung inne. Davor
Weiters wurde Mag. Franz Weinberger als
Sprecher der österreichischen Nutzfahrzeugimporteure wiedergewählt. Der Ausschuss der Nutzfahrzeuge befasst sich mit
den besonderen Anliegen der Nutzfahrzeugbranche in Österreich. Mitglieder
sind die führenden Vertreter der Lkwund Omnibusmarken DAF, IVECO,
Mercedes-Benz, MAN, Renault Trucks,
Scania sowie Volvo Trucks. Weinberger,
der seit 1979 in der Nutzfahrzeugbranche
und seit 1991 für MAN im Vertrieb tätig
ist, wurde nunmehr bereits zum zweiten
Mal in der Funktion wiederbestellt.
Fotos: Verband der Automobilimporteure, istockphoto.com/caracterdesign
fungierte Clary als Geschäftsführer von
BMW Austria und war zuletzt bis 2008
verantwortlich für das BMW Nordeuropa Geschäft. Als Stellvertreter wurde
Mag. Alexander Struckl, Geschäftsführer von General Motors Austria, bestätigt. Die Geschäfte führt weiterhin Dr.
Christian Pesau.
E
RI
SE
Mythen
Fakten
Der „Drittel-Mythos“ des
Pensionssystems
IRREFÜHRUNG Immer wieder wird heftig über die heimischen Pensionen diskutiert.
Besonders rund um die Finanzierbarkeit des Systems halten sich hartnäckig viele
Annahmen, die ohne realen Hintergrund als Fakten hingenommen werden.
I
Versicherungsbeiträge eine gesetzliche
Notbremse ziehen mussten. Aus dieser
Notbremse, die übrigens seit 2005 nicht
mehr im ASVG steht, wurde dann der
„Drittel-Mythos“, der bis heute weiterlebt. Dass der „Generationenvertrag“
heute trotz der zahlreichen Beitragserhöhungen kaum mehr eingehalten werden kann und der Steuerzahler in Zukunft immer mehr zuschießen muss, liegt
an der von den ASVG-Gründungsvätern
nicht vorhergesehenen demografischen
Entwicklung. 1956 entfielen 350 Pensionsbezieher auf 1.000 Pensionsversicherte, heute sind es schon 620.
mmer wieder behaupten Pensionsreformgegner die explodierenden Zuschüsse der Steuerzahler zum Pensionssystem
(immerhin zwölf Mrd. Euro heuer und schon fast 15 Mrd. im Jahr 2019)
sollen uns nicht weiter beunruhigen, weil
unser System angeblich von Anfang an
so konzipiert wurde, dass ein Drittel der
Pensionskosten von Arbeitnehmerbeiträgen gedeckt wird, ein Drittel von Arbeitgeberbeiträgen und ein Drittel von
den Steuerzahlern.
Sinne eines nachhaltigen beitragsorientierten Pensionssystems, denn Ersatzzeiten sind geplante (und planbare) ex-ante
Einzahlungen und nicht unkontrollierte
ex-post Ausfallhaftungen, die dem Budget durch mangelndes Controlling jedes
Jahr einfach „passieren“.
Das Volumen dieser Ersatzzeiten beträgt
nur knapp ein Fünftel der in die Höhe
schnellenden „Ausfallhaftungen“ und
wird sich auch in Zukunft laut jüngsten
Prognosen halbwegs stabil entwickeln.
Die „Ausfallhaftungen“ hingegen, werden sich von 2,5 auf über fünf Prozent des
BIP im Jahr 2050 bzw. 30 Mrd. Euro verdoppeln. Das ist ein „Blankoscheck der
Steuerzahler“, der sicher nicht im Sinne
der Gründungsväter des ASVG war.
Dieser Mythos ist aber weder in den historischen Materialien zum Allgemeinen
Sozialversicherungsgesetz (ASVG) von Steuerzuschüsse ins Pensionssystem sind
1956 noch im Sozialversicherungs-Über- nur in Form von Ersatzzeiten legitimierleitungsgesetz von 1947 noch in der bis- bar. Das ist ein grundlegender Unterherigen Judikatur verankert. Das ASVG schied. Ersatzzeiten werden politisch gewurde nämlich im Sinne des Äquivalenz- wollt als quasi „Dienstgeberbeiträge des
bzw. Versicherungsprinzips eingeführt. Bundes“ für Familienerziehungszeiten,
INFORMATION
Leistungen sollen also vorrangig durch Präsenz- und Zivildienstzeiten oder
Clemens Wallner
Versicherungsbeiträge und nicht durch Zeiten der Arbeitslosigkeit vorab in das
[email protected]
Steuern der Allgemeinheit finanziert System eingezahlt. Das ist durchaus im
werden. Das belegen schon alleine die
Beitragserhöhungen in den 1970er und
Der Zuschuss der Steuerzahler ins Pensionssystem
80er-Jahren. Seit 1956 hat sich der PensiGesamte Pensionsversicherung; Ausfallhaftung, Partnerleistung und
onsversicherungsbeitrag von elf Prozent
alle Beiträge für Teilversicherte; ohne Ausgleichzulage
(Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeitrag)
16
auf heute 22,8 Prozent mehr als verdopin Prozent der Pensionsausgaben (rechte Skala in Prozent)
in Mrd. Euro (linke Skala)
pelt, weil der Gesetzgeber den Mehrauf14
wand eben nicht vom Steuerzahler abde11,5
cken lassen wollte.
12
Vom Hilfeschrei zum Mythos
Erst 1993 hat man dem ASVG den §79a
hinzugefügt, wonach der Bundesbeitrag
„maximal ein Drittel der Gesamtkosten“
betragen darf. Wahrscheinlich beruft sich
der heutige Mythos auf diesen damaligen
verzweifelten Hilfeschrei der Gesetzgeber, die angesichts der explodierenden
Kosten und der bereits überbordenden
14,9
27
26
10
8
28
25
7,4
24
6
23
4
22
2
21
0
20
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
Quelle: Pensionssicherungsreformkommission, 2014
April 2015 | iv-positionen
15
Service
Nachhaltiges Wachstum mit Beteiligungskapital
vom aws Mittelstandsfonds
FONDS Der aws Mittelstandsfonds ist die führende Beteiligungsgesellschaft in
Österreich. Er verfügt über Beteiligungskapital in Höhe von 80 Mio. Euro.
Karl Lankmayr,
Geschäftsführer aws
Mittelstandsfonds
S
eit seiner Gründung Ende 2009
durch die Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH (aws) – die
Förderbank der Republik Österreich – ist
der Fonds 17 Beteiligungen eingegangen.
Der Investitionsfokus liegt nicht nur auf
expandierenden mittelständischen Unternehmen, sondern ist auch auf die Anschlussfinanzierung von wachstumsstarken Unternehmen mit Sitz in Österreich
ausgerichtet. Darüber hinaus stellt ein
weiterer Schwerpunkt die Beteiligung als
Co-Investor bei mittelgroßen Übernahmen, MBO/MBI oder Unternehmensnachfolgen dar.
Der aws Mittelstandsfonds versteht sich
dabei als langfristiger, stabiler Partner
und bietet unternehmerisches Wachstumskapital mit aktiver Unterstützung. In
partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit
Management und Eigentümern werden
Beteiligungsunternehmen strategisch und
operativ weiterentwickelt, ohne sich dabei
in das Tagesgeschäft einzumischen. Partner des aws Mittelstandsfonds erhalten
zudem exzellenten Zugang zum gesamten
aws-Kontaktnetzwerk, der Marktexpertise und den zahlreichen Förderungsmöglichkeiten der aws.
INFORMATION
Beteiligungskriterien:
• Unternehmen mit Sitz in Österreich
• Mindestumsatz 2 Mio. Euro
• Ca. 500 Mitarbeiter (in Ausnahmefällen bis ca. 1.000 Mitarbeiter)
• Minderheitsbeteiligung bei der Platzierung
von Eigenkapital
• Beteiligungsbetrag zwischen 300.000 Euro
bis 5 Mio. Euro
• Laufzeit bis zehn Jahre
www.mittelstands-fonds.at
M2M Forum CEE
W
oran denkt man,
wenn man das Kürzel „M2M“ bzw. das
Schlagwort „Machine-to-Machine-Kom-
INFORMATION
M2M Forum CEE am 9. Juni 2015
im Tech Gate Vienna. Projekte und
Vortragende kommen aus Ungarn,
Kroatien, Slowenien, Serbien, Polen,
Tschechien, Deutschland, Holland,
Österreich, Schweiz, Kanada und Qatar.
IV-Mitglieder erhalten mit dem Code
„IV-380“ bei der Anmeldung
vergünstigte Tickets.
www.m2m-forum.eu
16 iv-positionen | April 2015
munikation“ hört? Man assoziiert damit
eher komplizierte Technik als Dienste,
die uns das Leben erleichtern. Dies liegt
daran, dass unter dem M2M-Überbegriff
eine enorme Bandbreite an Anwendungen
zu finden ist. M2M begegnet uns in vielen
Lebensbereichen und in den unterschiedlichsten Branchen. Navigationsgeräte, Car
Sharing, Alarm- & Sicherheitstechnik sind
für uns bereits selbstverständlich geworden. In anderen Geschäftsfeldern (Energiesektor, Healthcare, Landwirtschaft,
Telematik,...) entwickeln sich durch Real-time-Datenverarbeitung neue Lösungen. Die Industrieautomation erlebt
unter dem Begriff Industrie 4.0 gerade
eine neue Dimension.
Hans Sailer, Initiator
des M2M Forums CEE
Fotos: aws, Hans Sailer
VERANSTALTUNG Einige der spannendsten M2M-Projekte aus den Bereichen Smart
City, Industrie 4.0, ConnectedFuture, Transport & Logistic werden am 9. Juni 2015
im Tech Gate Vienna präsentiert.
Bücher
Hohes Haus!
Der vorliegende Band ist das überarbeitete und ergänzte Ergebnis einer
gemeinsam von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der
Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, der Karls-Universität Prag, dem Nationalmuseum in Prag und dem Abgeordnetenhaus
des Parlaments der Tschechischen Republik veranstalteten Tagung zur
Geschichte des mit dem Februarpatent von 1861 wiederbegründeten Parlamentarismus der österreichischen Länder. Die Publikation in ihrer Konzentration auf das parlamentarische Leben im alten Österreich und seine Spuren
in der Tschechoslowakei, der Republik Österreich sowie der Slowakei und
der Tschechischen Republik bis in das 21. Jahrhundert beleuchtet u.a. die
historische Bedeutung des Parlamentarismus.
Hohes Haus! 150 Jahre moderner Parlamentarismus in Österreich, Böhmen, der
Tschechoslowakei und der Republik Tschechien im mitteleuropäischen Kontext
Franz Adlgasser, Jana Malínská,
Helmut Rumpler, Luboš Velek (Hg.),
ÖAW, 436 Seiten, 79 Euro
Schweres Erbe und
„Wiedergutmachung“
Mit der entsprechenden Gesetzgebung zu Beginn der 2000er-Jahre setzte die
österreichische Bundesregierung unter Kanzler Wolfgang Schüssel neue Maßstäbe in der „Wiedergutmachung“ und der Entschädigung von NS-Opfern, die
auch international höchste Anerkennung fanden. Die Maßnahmen spiegelten
jenes politische Umdenken in Österreich wider, das wesentlich durch die
internationale Diskussion ausgelöst wurde und jenem differenzierten Bild entsprach, das viele politische Repräsentanten, spätestens seit Franz Vranitzky, in
zahlreichen öffentlichen Aussagen von Österreich gezeichnet hatten.
Stefan Karner, Walter M. Iber (Hg.),
Studienverlag, 310 Seiten, 29,90 Euro
Schweres Erbe und „Wiedergutmachung“
Restitution und Entschädigung in Österreich: Die Bilanz der Regierung Schüssel
Eine feine Gesellschaft
Verhängnisvolle Heiratsallianzen, widerspenstige Ehekandidaten, heimliche Liebesabenteuer, Luxus-Callgirls und Kurtisanen, gepeinigte Kinder,
skrupellose Erzieher, gelangweilte Thronfolger und Playboy-Prinzen. Europas
Königs- und Kaiserhöfe im 19. Jahrhundert waren „eine feine Gesellschaft“.
Zahllose Affären erschütterten die europäischen Herrscherhäuser. Das neue
Phänomen der Massenmedien lieferte den schockierten Untertanen immer
neue Skandal- und Klatschgeschichten. Martina Winkelhofer führt den Leser
hinter die Kulissen der Königs- und Kaiserhäuser und zeichnet so ein Sittengemälde von Europas Dynastien am Vorabend des Ersten Weltkrieges.
Eine feine Gesellschaft – Europas Königs- und Kaiserhäuser
Martina Winkelhofer, Amalthea,
304 Seiten, 24,95 Euro
April 2015 | iv-positionen
17
Wien
Das IMBA-Gebäude im 3. Bezirk in Wien
Prof. Dr. Josef Martin Penninger
Stammzellzentrum als Chance
INTERVIEW Nach einem weltweit geachteten Durchbruch in der Stammzellforschung
am IMBA im Jahr 2013 plant der wissenschaftliche Direktor, Josef Penninger, nun
die Errichtung eines eigenen Stammzellforschungszentrums in Wien.
FACTBOX
IMBA: Institut für Molekulare
Biotechnologie
Mit über 200 Mitarbeitern ist das „Institut für Molekulare Biotechnologie“ (IMBA) der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften eine der führenden
Forschungseinrichtungen in Österreich und international beachtet für seine Forschungserfolge.
Prof. Dr. Josef Martin Penninger
* 1964
1982 - 1988: Medizinstudium, Universität Innsbruck
1994 - 2002: Forschungsleiter, Amgen Research
Institute, Toronto
1994 - 2003: Wissenschaftlicher Mitarbeiter, The
Ontario Cancer Institute, Toronto
seit 1998:
Dozent, Institut für Allgemeine und
Experimentelle Pathologie, Universität
Innsbruck
seit 2002:
Direktor am IMBA
seit 2004:
Adjunct Full Professor, Abteilung
für Immunologie und medizinische
Biophysik, University of Toronto
18 iv-positionen Wien | April 2015
dieser komplett neuen, transformativen
Technologie eröffnet sich für die Erforschung des menschlichen Gehirns eine
Vielzahl an spannenden Möglichkeiten.
Ziel ist es, in Zukunft diese Methode dafür
zu verwenden, um verschiedenste menschliche Erkrankungen des Gehirns zu erforschen und womöglich auch neue Medikamente zu entwickeln.
Sie verfolgen an Ihrem Institut nun das Projekt, ein
eigenes „Stammzellforschungszentrum“ einzurichten. Was kann man sich darunter vorstellen und
welche Ziele möchten Sie mit diesem neuen Zentrum, sofern es realisiert werden kann, erreichen?
Die Möglichkeit, aus Stammzellen Gewebe regenerieren zu können, ist eine völlig
neue Richtung in der Medizin. In den letzten Jahren haben wir sehr viel gelernt über
Stammzellen, etwa, dass man jede somatische Zelle, wie eine Hautzelle oder eine
Blutzelle, zu einer Stammzelle zurückprogrammieren kann. Aus solchen können
dann wieder verschiedene Zellen gemacht
werden, wie etwa die für die „Minigehirne“. Somit ist die Stammzellforschung
zu einem der wichtigsten Forschungsgebiete geworden. Basierend auf unseren
transformativen Technologien wie den
„Minigehirnen“ oder den von uns entwickelten haploiden Stammzellen – Stamm-
zellen mit nur einem Chromosomensatz
– haben wir exzellente Möglichkeiten, uns
zu einem weltweiten Zentrum der Stammzellforschung zu etablieren.
Welche Rahmenbedingungen benötigen Sie am
Standort Wien, um dieses Projekt verwirklichen
zu können? Welche Rolle können Politik, Sozialpartner und konkret die Industrie spielen, wenn es
darum geht, dieses Projekt zu realisieren?
Es gibt viel Engagement der Stadt, um
Wissenschaft und Forschung in Wien auszubauen. Um ein Stammzellzentrum zu
etablieren, benötigen wir die Hilfe der
Stadt Wien, der Politik und zukünftig auch
von der Industrie. Das Vienna Biocenter
hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt und wir sind auf einem sehr guten
Weg. Aber nun ist es an der Zeit, den nächsten Schritt zu machen, um ein Schwergewicht in der Forschung werden zu können.
Die Stammzellforschung ist hierfür ein
ausgezeichneter Beitrag, um dies zu erreichen. Es ist absolut essenziell, dass wir
uns hier in Österreich dazu entscheiden in
Spitzenforschung zu investieren. Denn nur
dann kommen gute Leute nach Österreich
und gute Ideen können entstehen – dies eröffnet eine Vielfalt an neuen, vielversprechenden Entdeckungen und damit auch
von neuen Firmen.
Fotos: IMBA/M. Sazel, IMBA
Worum ging es bei der im Jahr 2013 gemachten
Entdeckung und welche Chancen ergeben sich
daraus möglicherweise für die Medizin?
Jürgen Knoblich und Madeline Lancaster
haben erstmalig aus menschlichen Stammzellen dreidimensionale Organoide, sogenannte „Minigehirne“, gezüchtet. Mit
Wien
Gesundheitswirtschaft stärken!
Die Reform des österreichischen Gesundheitssystems ist aufgrund des fortschreitenden demografischen Wandels, der damit verbundenen Zunahme
chronischer Erkrankungen und der immer enger
werdenden Spielräume in den öffentlichen Budgets
eine enorme Herausforderung, wenngleich ein dringendes Gebot der Stunde. In diesem Zusammenhang
sollte jedoch die Rolle der Gesundheitswirtschaft für
hinaus hat sich im Raum Wien eine beachtliche Zahl
internationale Vermarktung der hohen Qualität des
attraktiver Biotechnologie-, Pharma- und Medizin-
österreichischen Gesundheitswesens. Hier liegt
technikunternehmen im Rahmen der LISAvienna
– unter der Voraussetzung wettbewerbsfähiger
(Life Science Austria Vienna Region) angesiedelt. Wir
Rahmenbedingungen – sicherlich noch viel unge-
müssen daher unsere Anstrengungen darauf richten,
hobenes Potenzial, das sowohl Gesundheitseinrich-
dass sich diese Branchen in Wien und am Standort
tungen als auch Unternehmen am internationalen
Österreich weiterhin bestmöglich entfalten können.
Gesundheitsmarkt noch realisieren könnten.
den Wirtschaftsstandort stärker Berücksichtigung
finden.
Ein besonderes Asset stellt sicherlich auch der
Die Stärkung der Gesundheitskompetenz ist daher
IKT-Sektor dar. Wien ist einer der Top-IKT-Standorte
sowohl im Sinne des Gesundheitssystems wie
Europas. Darüber hinaus ist der gesamte Bereich der
auch des Wirtschaftsstandortes ein zentrales Zu-
Unternehmen leisten im Gesundheitssektor wichtige
Elektro- und Elektronikindustrie ein äußerst starker
kunftsthema. Eine zukunftsfähige österreichische
Beiträge zur Unterstützung, Effizienzsteigerung und
Wirtschaftssektor. Diese attraktive Kombination birgt
Gesundheitswirtschaft sorgt nicht nur für Innovation
Modernisierung des öffentlichen Gesundheitswe-
ein besonderes Zukunftspotenzial in sich, da u.a. vor
und Wachstum, sondern ist auch ein wichtiger
sens. Die Gesundheitswirtschaft stellt in den derzeit
dem Hintergrund des demografischen Wandels und
Eckpunkt zur Unterstützung der Gesundheit unserer
wirtschaftlich herausfordernden Zeiten einen der
den damit einhergehenden Herausforderungen vor
Gesellschaft.
wenigen Bereiche dar, von denen auch weiterhin
allem im Pflegebereich technologische Lösungen
Wachstumsimpulse zu erwarten sind. So haben in
eine immer größere Rolle spielen werden (Stichworte
der Wiener Gesundheitsökonomie insbesondere die
sind hier beispielsweise e-health, Telemedizin oder
Life Sciences, der IKT-Sektor, e-health und Teleme-
„Ambient Assisted Living“).
Ihr
dizin besonderes Zukunftspotenzial.
Abgesehen von der Förderung dieser „Wiener StärIn Bezug auf die Life Sciences ist das Vienna
kefelder“ gibt es noch weitere Stellschrauben, die
Biocenter im 3. Wiener Gemeindebezirk ein Vor-
wir betätigen müssen, um die Potenziale der Wiener
zeigebeispiel für einen erfolgreichen Cluster öster-
Gesundheitswirtschaft voll heben zu können. Dazu
reichischer Spitzenforschung in Kombination mit
gehören beispielsweise die vermehrte Nutzung von
Ing. Wolfgang Hesoun,
hochinnovativen Pharmaunternehmen. Darüber
Outsourcing und PPP-Modellen sowie die verstärkte
Präsident der IV-Wien
INFORMATION
Talentetage: Berufswelt der Techniker entdecken!
Im Rahmen der Talentetage des Technischen Museums und der IV-Wien am 28. und 29. April 2015
erzählen Lehrlinge und Fachtechniker aus Wiener Industrie unternehmen aus ihrem Berufsleben.
Die Talentetage finden bereits zum dritten Mal statt und richten sich an Jugendliche zwischen zehn und
15 Jahren. Ziel ist es, junge Menschen für Berufe im Bereich der Naturwissenschaften und Technik zu
begeistern sowie Karrierewege aufzuzeigen.
Nähere Informationen unter
Foto: IV-Wien
www.technischesmuseum.at
[email protected]
April 2015 | iv-positionen Wien
19
Wien
WIEN
V.l.n.r.: Thomas Czypionka, Sonja Wehsely, Corinna Milborn, Werner Frantsits, Wolfgang Köppl, Philipp Lindinger
Gesundheit ist Wirtschaftsfaktor
VERANSTALTUNG Bestmögliche Rahmenbedingungen für Unternehmen sicherstellen
– über 16 Prozent der österreichischen Wertschöpfung werden durch „Bedürfnis der
Menschen nach Gesundheit“ ausgelöst.
Gesundheitswesen neu betrachtet
Thomas Czypionka, Head of IHS
HealthEcon, hob in seinem Impulsreferat
die wichtige Rolle des Gesundheitsbereichs als Wirtschaftsfaktor hervor: „Dieser Bereich darf nicht nur als Kostenfaktor begriffen werden. Das Bedürfnis der
Menschen nach Gesundheit stellt eine wesentliche Antriebsfeder der österreichi-
INFORMATION
Einen ausführlichen Bericht lesen
Sie unter: www.iv-wien.at
20 iv-positionen Wien | April 2015
schen Wirtschaft dar. Durch eben dieses
Bedürfnis werden 16,22 Prozent der österreichischen Wertschöpfung ausgelöst,
fast jeder fünfte Beschäftigte in Österreich erhält dadurch Arbeit.“
Chancen für die Gesundheitswirtschaft
in Österreich
men bei der Förderung genau dann alleine gelassen werden, wenn die Kosten
massiv werden – denn klinische Studien
werden von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) nicht gefördert –, dann
ist der Standort in naher Zukunft für innovative Firmen untauglich.“
Versorgungsqualität vs. Kostendruck
Wolfgang Köppl, Leiter des Sektors
Healthcare CEE bei der Siemens AG
Österreich, betonte: „Technologie ist ein
unersetzbarer Faktor, um das Gesundheitssystem effektiv und zu erschwinglichen Kosten zu gestalten. Innovationen
der Medizintechnik-Branche bilden das
Fundament dafür, dass die richtigen Therapieentscheidungen für die passenden
Patienten zum bestmöglichen Zeitpunkt
getroffen werden können. Darüber hinaus muss ein enger vernetztes Zusammenarbeiten in allen Disziplinen der Medizin gefördert werden.“
Die anschließende Podiumsdiskussion
mit Vertretern aus der Industrie stand
unter dem Titel „Versorgungsqualität vs.
Kostendruck – Risiken & unerwünschte Nebenwirkungen für den Industrieund Arbeitsstandort Österreich“. Dabei
spitzte Werner Frantsits, Vorstandsvorsitzender der SANOCHEMIA Pharmazeutika AG, die Diskussion aus seiner
Sicht wie folgt zu: „Wenn in der österreichischen Gesundheitswirtschaft nur noch
das Billigstbieterprinzip Schule macht
und zusätzlich noch die forschenden Fir-
„Ein wesentlicher Meilenstein in der
nachhaltigen Kostenoptimierung wäre,
die Entscheidungsträger von einem
Schwenk weg von der Stückkosten- hin zu
einer zeitgemäßen Prozesskostenbetrachtung zu überzeugen. Innovative Produkte
sowie Behandlungsmethoden steigern
die Effizienz und senken gleichzeitig die
Kosten“, unterstrich Philipp Lindinger,
Geschäftsführer von AUSTROMED,
der Interessenvertretung der Medizinprodukte-Unternehmen.
Es brauche eine starke öffentliche Hand
im Gesundheitswesen, um beste Qualität
sicherzustellen, unterstrich die amtsführende Wiener Stadträtin für Gesundheit
und Soziales Sonja Wehsely im Interview
mit Moderatorin Corinna Milborn. Für
Wehsely steht fest: „Eine gut aufgestellte Gesundheitswirtschaft unterstützt das
öffentliche Gesundheitswesen und sorgt
in einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit für die beste medizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten.“
Foto: IV / Andi Bruckner
A
m 18. März luden die
I V- L a n d e s g r u p p e n
Wien, Niederösterreich
und Burgenland in Kooperation mit AUSTROMED zur Veranstaltung „Gesundheit als
Wirtschaftsfaktor – zwischen Potenzial
und Kostendruck“. „Eine starke heimische Gesundheitswirtschaft ist ein wesentlicher Baustein eines erfolgreichen
Gesundheitssystems in Österreich. Wir
müssen daher stetig an der Verbesserung
der Rahmenbedingungen für die Unternehmen in diesem Bereich arbeiten,
damit die Potenziale am Standort bestmöglich genutzt werden können“, betonte IV-NÖ-Geschäftsführerin Michaela
Roither bei der Eröffnung der Veranstaltung im Namen der Gastgeber.