Erfahrungsbericht an der EWHA 3

Mein Semester an der EWHA Womans University in Seoul, SüdKorea
Im Wintersemester 2014/15 habe ich mein Auslandssemester an der EWHA Womans
University in Seoul, Süd-Korea absolviert. Ich studiere Politikwissenschaften und habe mein
fünftes Semester im Ausland verbracht.
1. Ankunft & Unterkunft
Nachdem es zunächst so aussah, dass ich Pech haben sollte und keinen Platz im
Studentenwohnheim auf dem Campus bekomme, habe ich auf den letzten Drücker doch noch
einen Platz bekommen. An der EWHA gibt es drei verschiedene Studentenwohnheime, zwei
ausschließlich für internationale Studierende und ein Graduate Dormitory, indem ich
unterkam. Wie es der Name schon vermuten lässt, ist dieses Wohnheim eigentlich nur für
Master Studierende vorgesehen, jedoch haben ich und einige andere Austauschstudenten dort
ein Zimmer bekommen. Dies lag daran das in diesem Semester eine größere Zahl an
Austauschstudenten als üblich an die EWHA gekommen sind. Bewerben konnte man sich für
ein Doppel-oder Einzelzimmer. Ich habe mich für ein Doppelzimmer entschieden. Zum Einen
erhoffte ich mir dadurch gleich Anschluss zu finden und zum Anderen ist es auch
kostengünstiger. Die Zimmer waren recht schlicht gestaltet, sie hielten aber alles zum
Studentenleben benötigte bereit und waren sauber. Dass es keine Trennung zwischen Dusche
und Toilette gab (ein Duschkopf hing direkt neben dem WC) war anfangs etwas ungewohnt,
wurde aber schnell zur Normalität. Immerhin hatten mein Mitbewohner und ich ein eigenes
Bad, einige andere Zimmer hatten nur ein gemeinsames Bad auf dem Flur. Neben Bett,
Schrank und Schreibtisch verfügt auch jedes Zimmer an der EWHA über einen
Internetzugang, allerdings nur per lan-Kabel. Da mein Laptop aber über keinen lan-Anschluss
verfügt, habe ich mir einen kostengünstigen W-lan Router gekauft. Außerdem gibt es auf
jeder Etage eine sogenannte „Kitchnette“, die über zwei Mikrowellen und einen
Trinkwasserspender verfügte. Eine richtige Küche mit Herdplatten etc. gab es auch, allerdings
nur eine für alle drei Wohnheime.
Über die andere Möglichkeit der Einquartierung, dass „Off-campus“ Wohnen kann ich
persönlich nicht urteilen. Ich weiß aber von anderen Austauschstudenten dass es ein wenig
günstiger sein soll und es gibt auch Zimmer die nur 5 Minuten Fußweg von der EWHA
entfernt sind. Jedoch kann ich sagen, dass beide Modelle ihre Vorteile haben. Wenn man sich
für ein
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Zimmer im Wohnheim entscheidet findet man sicher schneller Anschluss zu anderen
internationalen Studenten. Außerdem bekommt man alle zum Leben notwendigen Dinge auch
auf dem Campus. Wenn man allerdings mehr in Kontakt mit Koreanern kommen möchte, vor
allem mit denjenigen die nicht studieren, dann sollte man sich vielleicht für die „Off-campus“
Variante entscheiden.
2. Leben in Seoul
Neben der Universität spielt natürlich auch die Stadt in der man studiert, eine wichtige Rolle
bei der Wahl des Auslandssemesters. Dazu sollte man sich erst einmal vergewissern das
Seoul-Stadt alleine 10 Millionen Einwohner hat. Der gesamt Großraum Seoul hat 20 bis 25
Millionen Einwohner, dieses entspricht in etwa der Hälfte der Gesamtpopulation Süd-Koreas.
Demnach eine absolute Weltmetropole über die man, vor allem in Deutschland, erstaunlich
wenig hört.
Am besten und einfachsten erkundet man die Stadt mit der U-Bahn. Das hat zwei Vorteile:
einerseits sind die Haltestellen alle auch in Englisch angegeben andererseits sind die
Fahrkarten verglichen mit deutschen Preisen günstiger. Als Fahrkarte kann man
praktischerweise einfach seinen Studentenausweis verwenden. Diesen kann man vor jeder
Station mit einem Geldbetrag seiner Wahl aufladen. Eine Fahrt, auf der man sogar einmal
umsteigen kann, kostet 1000 Won, was umgerechnet weniger als einen Euro beträgt. Das UBahnnetz ist zudem gut ausgebaut und man kommt schnell von einem Punkt zum Anderen.
Neben der U-Bahn kann man auch den Bus nutzen. Hierbei sind die Stationen allerdings nur
auf Koreanisch angegeben. Daher sollte man entweder schon ein wenig koreanisch können,
zumindest die Stationen lesen können, oder aber mit koreanischen Freunden fahren. Falls man
sich entschließt das Nachtleben Seouls zu entdecken, so wird das Taxi das Verkehrsmittel der
Wahl. Bei den Taxipreisen verhält es sich ähnlich wie mit den U-Bahnpreisen: etwas
günstiger als in Deutschland. Die Taxis haben unterschiedliche Farben: orange, weiß und
schwarz. Die schwarzen sollte man allerdings meiden, da diese als Limousinen gelten und
dementsprechend teurer sind. Außerdem sollte man seine
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Zieladresse auf Koreanisch sagen können da die meisten Taxifahrer kein englisch sprechen.
3. Essen in Seoul
In Seoul kann man eine große Vielzahl an kulinarischen Spezialitäten finden. Von typisch
koreanisch, über italienisch, bis hin zu orientalischen Spezialitäten kann man alles
bekommen. Allerdings muss man sich im Vergleich mit europäischen Standards auch auf
Einschränkungen gefasst machen. Es gestaltete sich zum Beispiel etwas schwierig
vegetarische Gerichte zu finden. Wobei es für mich noch etwas leichter war etwas passendes
zu finden, da ich nur auf Fleischprodukte verzichte, nicht jedoch auf Fisch-und
Meeresfrüchte. In meiner Anfangszeit hat mir mein mir zugewiesener buddy da sehr geholfen.
Sie hat mir einen Zettel geschrieben, auf dem genau stand was ich essen möchte und was
nicht. Dies war auch daher sehr hilfreich, da in koreanischen Restaurants die Mitarbeiter oft
gar kein oder nur sehr wenig englisch sprechen.
Zur typisch koreanischen Küche sei gesagt das, wie bei vielen asiatischen Ländern, Reis ein
elementarer Bestandteil der Gerichte ist. Dazu gibt es meist noch das koreanische
Nationalgemüse Kimchi, eine scharf-säuerliche Kohlvariante. Falls man Fleisch isst gibt es
Hühnchen in allen Variationen und das typische „Korean Barbecue“, bei dem man sein
Fleisch auf einer Feuerstelle im Tisch selber grillt. Ansonsten gilt es zu beachten, dass es kein
„deutsches“ Frühstück, mit Brot, Müsli etc. in Korea gibt. Es gibt zwar Bäckereien, die
französische Croissants und Baguettes anbieten, diese sind aber nicht mit hiesigen zu
vergleichen. Es klingt zwar sehr Klischeehaft, aber deutsches Brot war definitiv das, was ich
in meiner Zeit in Korea am meisten vermisst habe. Ansonsten ist mir noch aufgefallen, dass
die Gerichte in Restaurants zwar günstiger sind, die Portionen allerdings auch kleiner als in
Deutschland. Teilweise muss man sich also zwei Portionen bestellen um richtig satt zu
werden.
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4. Kosten & Finanzielles
Allgemein gilt, dass die Lebenshaltungskosten in Seoul ungefähr gleich sind wie die in
Deutschland. Allerdings gibt es in einigen Bereichen Preisunterschiede. Kosmetika wie
Deodorant oder Duschgel sind in Korea teurer. Dasselbe gilt auch für frisches Obst und
Gemüse im Supermarkt. Außerdem für alle Milchprodukte wie Joghurt, Milch oder Käse.
Diese Produkte werden alle aus dem Ausland importiert und sind daher teurer als
einheimische. Die Studiengebühren sind auch deutlich höher in Deutschland, wenn man
allerdings wie ich an eine Partneruniversität der LUH geht, bekommt man sie erstattet.
Beim Bezahlen wird in Korea deutlich häufiger zur Kreditkarte gegriffen. Mit Ausnahme von
kleinen Essenständen am Straßenrand kann man überall mit Kreditkarte zahlen. Zur
Kreditkarte sollte man noch beachten, dass man sich eine Kreditkarte zulegt die auch wirklich
überall im Ausland akzeptiert wird. Das Bezahlen ist hierbei meist nicht das Problem, sondern
das abheben vom Automaten. Hier gibt es einige Automaten die deutsche Kreditkarten
akzeptieren, andere nicht. Ich hab mich einfach „durchprobiert“ bis ich den richtigen
gefunden habe. Beim Bezahlen mit Kreditkarte sollte man noch beachten, dass man jedes Mal
auch eine, wenn auch geringe, Auslandsgebühr zahlt. Zudem ist es besser wenn man Bargeld
dabei hat, wenn man mit einer größeren Gruppe Essen geht.
5. Die EWHA Womans University
Die Frage die mir am meisten gestellt wurde war, warum ich denn auch als Mann an einer
Frauenuniversität zugelassen wurde. Hierzu lässt sich sagen, die EWHA nimmt nur keine
koreanischen Männer auf, für internationale Studenten gilt dieses Modell nicht. Auf dem
Gebiet der Frauenuniversitäten gilt die EWHA als beste in Korea, aber auch bei den
geschlechterübergreifenden zählt sie zu den Top Adressen in Korea, neben der Yonsei
University (die nur wenige Kilometer neben der EWHA liegt), der Seoul National University
oder der Ajou University die etwas außerhalb von Seoul liegt, um nur Einige zu nennen.
Neben dem offensichtlichstem Unterschied, das die LUH keine Frauenuniversität ist, gibt es
noch weitere Unterschiede. Die EWHA und das umliegende Viertel mit seinen unzähligen
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kleinen Gassen und Geschäften gelten bei vielen Touristen als Must-see in Seoul. Das führt
dazu dass auch auf dem Campus viele Touristen anzutreffen sind. Hierfür wurden schon extra
Warnschilder angebracht, an Türen zu Gebäuden, dass die Touristen die Studentinnen nicht
stören. Um dies zu verstärken werden auch sehr viele Kurse auf Englisch angeboten. Dazu
gibt es an der EWHA auch einen renommierten koreanisch Kurs, den ich auch belegt habe,
bei dem man in kurzer Zeit viel lernt. Mein Wochenplan sah so aus, das ich montags bis
donnerstags jeweils von 8 bis 10 Uhr 45 morgens koreanisch Unterricht hatte. Dies war vor
allem am Anfang für mich und einige andere Europäer sehr fordernd, aber mit der Zeit konnte
man schon einiges verstehen und z.B. im Restaurant auch schon auf Koreanisch bestellen.
Außerdem ist es allein schon hilfreich wenn man die Schrift lesen kann, da viele englische
Begriffe wie Shampoo einfach in koreanischer Lautschrift geschrieben werden. Neben dem
koreanisch Kurs belegte ich noch drei Kurse die zu meinem Fach Politikwissenschaften
passten. Vom Leistungsniveau her würde ich sagen waren die Kurse mindestens gleichwertig
mit denen LUH, wenn nicht sogar anspruchsvoller. Dies liegt daran, dass in Korea mehrere
Ausarbeitungen von einem erwartet werden als in Deutschland. Außerdem wir eine aktivere
Mitarbeit in den Seminaren erwartet und es gibt „Halbzeit-Klausuren“. Auch das EnglischLevel der Professoren und Kommilitonen war sehr hoch, sodass es überhaupt keine Probleme
gab mitzukommen.
Wie auch an der LUH gibt es auch an der EWHA ein buddy Programm, bei dem einheimische
Studenten internationale Studierende unterstütze. Hierzu kann ich natürlich kein
allgemeingültiges Urteil fällen, da jeder Mensch unterschiedlich ist und sich dementsprechend
auch unterschiedlich um seinen buddy kümmert. Mein buddy war sehr hilfsbereit und
unterstütze mich sehr oft. Das ist umso bemerkenswerter, wenn man berücksichtigt, dass mein
buddy zehn weitere internationale Studierende betreute.
Abschließend kann ich sagen, dass ich Seoul (Korea) und auch im Speziellen die EWHA,
jedem als Ziel seines Auslandsstudiums empfehlen kann. Die Menschen sind sehr freundlich
und man erhält einen Einblick in eine Kultur von der man in Deutschland leider viel zu wenig
mitbekommt.