„KAIST – College of Business” in Seoul

Erfahrungsbericht:
„KAIST – College of Business” in Seoul
Für den Inhalt dieses Berichts trage ich die alleinige Verantwortung.
Im Rahmen der RWTH Aachen Hochschulpartnerschaften habe ich ein Semester lang die „KAIST
College of Business“ in Seoul besucht und möchte gerne in diesem Erfahrungsbericht über meine
Erfahrungen in Korea berichten.
1.
Vorbereitung
Nach der Zusage vom International Office in Aachen, war es für mich eigentlich vorgesehen, dass
ich im Daejeon Campus meinen Auslandssemester verbringe. In Daejeon (circa 2h südlich von
Seoul) sind die meisten Studenten der KAIST immatrikuliert und ist deswegen der Hauptcampus
von der Universität. Weil ich aber „Wirtschaftswissenschaft M.Sc.“ studiere und mich die
Veranstaltungen auf dem „College of Business“ mehr interessierten, habe ich mich erkundigt, ob
die Möglichkeit besteht im Campus in Seoul meinen Auslandssemester (auch im Rahmen der
Partnerschaft) zu verbringen. Nach dem Schriftverkehr habe ich erfahren, dass es möglich war in
Seoul mein Semester zu verbringen, ohne Zusatzkosten (manche Business Schools sind von
Hochschulpartnerschaften ausgeschlossen oder verlangen Studiengebühren) und mit einem
Zimmer im Studentenwohnheim. Aber bevor die endgültige Zusage von der Partneruniversität
kam, musste ich mich direkt bei der KAIST CB bewerben. Hierfür waren, zusätzlich zu den
Unterlagen von der ersten Bewerbung in Aachen, noch ein Englischzertifikat (z.B. Toefl) und zwei
Empfehlungsschreiben von Professoren an der RWTH nötig. Als die Zusage aus Korea kam
(Anfang Juni) sendete ich die nötigen Dokumente zur koreanischen Botschaft, um ein
Studentenvisum zu beantragen und hatte somit die bürokratische Vorbereitung auf das
Auslandssemester abgeschlossen.
Tipp: Dieser „externe“ Bewerbungsprozess könnte sich demnächst verändern, falls eine
Fakultätskorporation verhandelt wird (am besten im Exchange Office der Fakultät 8 nachfragen).
2.
Unterkunft
Alle Austauschstudenten haben die Möglichkeit bekommen, für sich im Studentenwohnheim ein
Zimmer in Anspruch zu nehmen. Die Zimmer waren relativ klein, für Seouler Verhältnisse sehr
kostengünstig (130.000 Won/Monat, Wechselkursabhängig circa 100€/Monat) und wurden mit
einem weiteren Austauschstudenten geteilt (Roommate-Prinzip, wie in der USA). Im Flur gab es
jeweils zwei Duschen und Toiletten, auf jeder Etage eine Waschmaschine und im obersten
Stockwerk zwei Trockner, eine kleine Küche und ein Wohnzimmer. Es gab insgesamt drei
Wohnheime und alle befanden sich im Campus, ca. 3 Gehminuten vom Universitätsgebäude und
Vorlesungssälen entfernt.
3.
Studium an der Gasthochschule
In der ersten Vorlesungswoche findet das Add-Drop-Period statt, wo die Vorlesungen an- oder
abgemeldet werden können. Hier ist es wichtig darauf zu achten, dass man möglichst schnell die
Veranstaltung anmeldet, bevor alle Plätze weg sind. Sollten alle Plätze belegt sein, kann man
den zuständigen Professor fragen, ob ein weiterer Platz zur verfügung gestellt werden kann. Die
Austauschstudenten, die nach einem weiteren Platz gefragt haben, bekamen diesen
normalerweise ohne Probleme.
Im Allgemeinen waren die Veranstaltungen aufwendig und verlangten sehr viel Arbeit. Den
Schwierigkeitsgrad fand ich persönlich mit dem der BWL/VWL Veranstaltungen an der RWTH
vergleichbar. Die Veranstaltungen die ich besucht habe, sahen normalerweise folgendermaßen
aus: Jede Woche wurden für jede Veranstaltung entweder eine Case-Study bearbeitet oder ein
Paper analysiert, wozu immer ein Bericht geschrieben werden musste (Paper-analyse sollten in
der Regel eine Seite lang werden, und die „Case Study“-Lösung bis zu vier Seiten). Cases wurden
im Regelfall in Gruppen bearbeitet und die Ergebnisse mit einer Powerpoint präsentiert. In der
Mitte des Semesters schrieben wir dann die „mid-terms“, in Dezember die „final exams“ und
zusätzlich
mussten
in
Dezember
die
Projektarbeiten
abgegeben
werden
(veranstaltungsbezogene Themen wurden recherschiert und im Anschluss wurde ein Paper dazu
geschrieben).
Während des Aufenthalts fand ich es besonders angenehm, einen eigenen Schreibtisch im „Lab“
zu haben (vergleichbar mit einem Bibliotheksplatz in Aachen; Foto 1). Ein Lab wurde von 16
Studenten geteilt und hatte einen Drucker, Mikrowelle und einen kleinen Kühlschrank. Am Anfang
des Semesters wurde jedem Austauschstudenten einer dieser Schreibtische zugewiesen.
4.
Zusammenarbeiten und -leben mit eiheimischen Studierenden
Wie der Name der Universität es schon sagt, handelt es sich im Seouler Campus um eine
Business School, wo die Studenten meistens in MBA-Studiengänge immatrikuliert sind. Das
heißt, dass die einheimischen Studenten normalerweise schon Berufserfahrung gesammelt
haben und von großen, koreanischen Firmen den MBA gesponsort bekommen. Weil einige schon
Familien hatten, war es in machen Fällen kompliziert, sich mit älteren Mitstudenten zu
verabreden. Zusätzlich waren manchmal die Englischkenntnisse eine weitere Hürde. Es gab aber
auch viele einheimische Studenten, die normalerweise auch Tutoren waren, mit denen die
Gruppe der Austauschstudenten viel unternommen haben (Abendessen, Reisen, etc.). Von der
Fachschaft wurden auch „mingeling“ Aktivitäten organisiert wie z.B. den Sports Day (Foto 2),
Abendessen, Sprachtandem und andere Tätigkeiten. Um auch die Arbeitsweise der
einheimischen, koreanischen Studenten kennenzulernen haben viele Professoren,
Gruppenarbeiten mit gemischten Teams verlangt. Dies hat den meisten Austauschstudenten
einen guten Einblick in die koreanische Arbeits-/Studentenkultur gegeben. Noch kurz zu den
weiteren Austauschstudenten: Von den circa 30 „Exchange Students“ waren die meisten aus
Europa (Deutschland, Holland, Frankreich und andere Länder). Die meisten haben BWL im
Master (M.Sc.) studiert, und mit denen habe ich auch viel unternommen und gearbeitet. Grund
dafür war auch, dass die englischsprachigen Vorlesungen in vielen Fällen fast ausschließlich von
internationalen Studenten besucht wurden.
5.
Alltag und Freizeit
Freizeitaktivitäten gibt es in einer 10 Millionen Metropole zuhauf. Es gibt z.B. jede Menge Museen,
Festivals, Kaufhäuser, Bars, Karaoke (auf Koreanisch Norebang), Tempel und Paläste. Für jeden
Geschmack ist etwas dabei. Was Fortbewegungsmittel angeht gibt es das sehr gute Metrosystem
und die günstige Taxis. Die nächstliegende Metrostation war die Hoegi-Station (15 Minuten zu
Fuß bis zum Campus), von wo aus man schnell bis nach Hongdae, Itaewon oder Gangnam fahren
kann. Für längere Wochenendreisen, z.B. nach Busan oder Gyeongju, gibt es täglich sehr viele
Schnellzüge, die aber im Voraus gebucht werden sollten. Wer noch weiter wegreisen möchte hat
auch die Möglichkeit vom Flughafen Gimpo aus, sehr kostengünstig zu fliegen.
Wer gerne Sport macht, kann alternativ zum Joggen auch im Campus Basketball oder Tennis
spielen, oder ins kleine Fitnesscenter (kostenlos) der Universität gehen. Und was das Essen
betrifft, hatte man im Campus auch sehr viele Alternativen. Im Hauptgebäude gab es einen
„Convenience Store“, Mensa, Bistro und ein Restaurant. Im Alltag haben sich die Studenten über
Kakao Talk (das koreanische WhatsApp) verabredet, im Bistro zu Mittag gegessen und abends
in einem der vielen Restaurants vor der Universität. Selber gekocht habe ich in den vier Monaten
nicht, weil einerseits die Küche sehr klein war, aber auch weil das Essen in den Restaurants um
die Universität sehr lecker und günstig waren. Noch als Tipp: Die Mensa der Kyung Hee
Universität ist auch sehr empfehlenswert, und hat etwas mehr Auswahl.
6.
Praktische Hinweise
Vor dem Auslandsaufenthalt: Vor der Reise nach Korea würde ich zwei Sachen empfehlen:
Erstens, ein Bankkonto bei einer Bank in Deutschland zu eröffnen, die kostenloses abheben von
Bargeld (im Ausland!) ermöglicht. Im Internet wird man zu diesem Thema schnell fündig. Es
besteht auch die Möglichkeit in der ersten Woche bei der Einführungsveranstaltung, ein
koreanisches Bankkonto zu eröffnen. Dies haben manche Studenten gemacht, die Bankkonten
wurden aber kaum benutzt. Und zweitens, die Krankenversicherung direkt in Deutschland
abzuschließen. Ein Mitstudent hat sich während des Aufenthalts beim „National Health Insurance
Service (NHIS)“ angemeldet. Problem für Studenten, die zum Zeitpunkt der Ankunft die
Versicherung abschließen möchten ist, dass hierfür eine „Alien Registration Card“ benötigt wird.
Diese Karte wird in der Einführungswoche im zuständigen Amt, mit Hilfe der Studentenbetreuerin
beantragt, und hat circa ein Monat gebraucht bis sie ausgestellt wurde. Mit der „Alien Registration
Card“ ist es dann auch möglich ins Ausland zu reisen und dann nach Seoul zurück zu kommen.
Weil die Karte aber einige Zeit braucht bis sie ausgestellt wird, ist es nicht möglich sich direkt am
Tag der Ankunft beim NHIS anzumelden. Alternativ kann man auch bei privaten Versicherungen
in Seoul fragen, wo es aber zu Kommunikationsproblemen mit den Mitarbeitern (allgemein ist es
kompliziert sich nur mit englisch zu verständigen) oder koreanischen Verträgen kommen kann.
Daher empfehle ich noch vor der Abreise eine Krankenversicherung in Deutschland zu finden,
die für Auslandsaufenthalte gültig ist.
In den ersten Wochen: In der Woche vor dem Vorlesungsbeginn findet die
Einführungsveranstaltung statt. In dieser Veranstaltung lernt man die Tutoren kennen, ein
Bankmitarbeiter kommt zur Universität um Konten zu eröffnen (freiwillig für die
Austauschstudenten) und SIM-Karten werden vom Telekom-Mitarbeiter verkauft. Eine Woche
später sind alle Austauschstudenten und die Studentenbetreuerin im Amt („Immigration Office“)
gewesen um unsere „Alien Registration Cards“ zu beantragen.
Tipp: Für den Fall, dass man am ersten Tag Bettwäsche, Kissen, etc. braucht, empfehle ich zum
Lotte Mart an der Cheongnyangni Station zu gehen (3-4 min mit dem Taxi entfernt). Hier gingen
die meisten Austauschstudenten die Sachen kaufen, für die Sie im Koffer keinen Platz mehr
hatten.
7.
Fazit
Seoul ist ein wunderbarer Ort um einen Auslandssemester zu verbringen. An der KAIST habe ich
nicht nur sehr viel über die Themengebiete der Veranstaltungen gelernt, sondern auch über die
koreanische und asiatische Kultur im Allgemeinen. Auch wenn in manchen Fällen eine
Sprachbarriere spürbar war, hat es mich immer wieder beeindruckt, wie hilfsbereit und freundlich
die Menschen mit mir gewesen sind. Mir hat Korea so gut gefallen, dass ich über die
Wochenenden die ich Zeit hatte, lieber in Korea gereist bin, als in dem Ausland zu fliegen. Für
mich war das eine sehr bereichernde Zeit. Insbesondere ist das Studium an der KAIST sehr
empfehlenswert, da die Hochschule auch international einen sehr guten Ruf genießt.