Frühling: Wa s ma cht eigent lich eine … Wildkräuterköchin Wie kommst du darauf? Hast du Angst vor mir? Stefanie Gross-blau erntet, was die Natur hergibt. Haupt sache, der Garten oder die Wiese sind ungepflegt. bild : PD SPUREN: Stefanie, du bist Schauspielerin, Sängerin, Atem- und Körpertherapeutin – und jetzt auch noch Wildkräuterköchin. Wie bist du darauf gekommen? Stefanie Gross-blau: Oh, das freut mich, dass du die Sängerin auch erwähnst, macht das Singen doch mein Herz weit und glücklich. Genauso ist es mit den wilden Pflanzen. Sie machen mich einfach glücklich, indem sie mir gefallen und mich herausfordern. Sie machen, was sie wollen und leisten denen einen totalen Dienst, die sich auf sie einlassen. Ich habe immer schon gekocht, als Au-pair-Mädchen und später auch in Schloss Glarisegg, dem Ort für Begegnung und Bewusstsein, den ich mitbegründet habe. Es gab ältere Frauen in Glaris egg, die gespürt haben, dass ich eine besondere Affinität zur Natur habe. Sie begannen, mir Pflanzen zu zeigen, zum Beispiel die Melde. So habe ich Brennnessel und Melde in mein Kochen einfliessen lassen. Auf Spaziergängen habe ich mir alles, was ich kannte, in den Mund gesteckt. Und da sagte mein damaliger Freund: «Wenn du schon alles isst, dann lerne es doch gleich richtig.» Ich habe gespürt, er hat recht, und habe es so getan. Gibt es als Grundlage eine Ausbildung? Ja, ja, ich bin ein intensives halbes Jahr immer mit dem Nachtzug nach Graz gefahren und habe mich dort zur Kräuterpädagogin ausbilden lassen. Mit Pädagogik hatte das zwar wenig zu tun, aber es gab mir eine super Grundlage, was die Pflanzen betrifft. Ich habe mir eher gewünscht zu erfahren, dass du nichts verkochst, das giftig ist. Das nicht gerade, aber wenn ich mir vorstelle, dass du durch die Wiesen gehst und lauter Grünzeug zusammenliest, das andere nicht anrühren, wird mir etwas mulmig. Du bringst mich zum Lachen. Also, was ich nicht kenne, probiere ich höchstens selbst. Das habe ich mal gemacht mit dem Aaronstab. Nicht zu empfehlen, denn er ist sehr, sehr scharf und unangenehm. Aber ich gebe nur weiter, was ich wirklich weiss und kenne, versprochen. Gut. Was ist dein persönliches Rezept zum Frühlingsbeginn? Zwei Sachen möchte ich empfehlen. Aus fast allem kann man Suppe oder Salat machen. Deshalb empfehle ich zum Frühlingsanfang einen Vogelmierensalat. Entweder die Vogelmiere pur oder zu einem Kopfsalat dazugeben. Ein paar Apfelstücke und eine einfache Vinaigrette. Und dann natürlich die klassische 9-Kräuter-, oder Gründonnerstagssuppe. Einfach die ersten 9 essbaren Kräuter nehmen, die du findest, also beispielsweise Gundelrebe, Gänseblümchen, Löwenzahn, Schafgarbe (von der ersten feinen Rosette), Brennnessel, Vogelmiere, Spitzwegerich, Bärlauch, Scharbockskraut. Du würfelst ein paar Kartoffeln und Zwiebeln, brätst beides in Olivenöl an, löschst es mit Bouillon ab (oder Weisswein) und gibst dann die gehackte Kräutermischung hinzu. Lässt es circa fünf Minuten leicht köcheln. Wenn du gerne mit Sahne kochst, kannst du etwas Sahne hinzugeben. Ich mag gerne einen Spritzer Zitrone dazu. Diese Suppe vertreibt den Winter und regt den Stoffwechsel an. Klingt gewöhnungsbedürftig. Schmeckt das denn auch? Und wie! Das schmeckt mega lecker! Und ja, es ist so wie bei anderen guten Gewohnheiten: Finde dein eigenes Tempo, sie in dein Leben zu integrieren. Beginne zum Beispiel erst mal damit, Wildkräuter zum Kultursalat zu mischen. Die ersten Löwenzahnblätter im Jahr sind dazu wunderbar geeignet. Der Gaumen und das ganze Körpersystem gewöhnen sich dar an und werden mit der Zeit sogar danach verlangen. Hast du eine bestimmte Wiese, auf der du sammeln gehst? Nun bei mir ist es einfach, ich wohne auf dem Land und habe einen eigenen Garten. Es ist im Garten sogar einfacher zu ernten – allerdings muss er schon etwas wild und «ungepflegt» sein. Bei Wiesen solltest du wissen, dass sie nicht überdüngt sind. Die konventionelle Landwirtschaft ist zum Kräutersammeln nicht so geeignet. Aber wiederum viele Wegränder, etwas entfernt vom Verkehr schon. Kontakt für Kräuter-Tipps und Seminare: www.wildkraeuterkueche.ch und www.stefanieblau.com Fast alles, was die Natur hergibt, findet Verwendung in einer Wildkräuterküche. S P U REN Frühling 2015 21
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