Glosse Es lebe das Patriarchat – oder da war doch mal was? Stefanies neue Wurstschneidemaschine „Es iss ja wie es iss“, pflegt Stefanie bei der morgendlichen NDR-Kultsendung „Frühstück bei Stefanie“ zu sagen. Aber wie isses denn, zum Beispiel heute, mit Blick auf Verhältnisse an den Schulen? Als einfacher Kollege empfindet man seine Lage schon manchmal wie der Frührentner Herr Ahlers: „Dat tut hier nix zur Sache“ oder wie früher die SPDMitglieder unter Schröder, deren kritische Stellungnahmen stets unter dem „Bastakuratell“ ihres Vorsitzenden standen. Selbst Stefanie muss sich mit bissigen Feedback-Äußerungen ihrer Frühstücksrunde auseinandersetzen und macht es durchaus stil- und humorvoll. Aber so isses im wirklichen (schulischen) Leben außerhalb von Imbissstuben dann leider doch nicht. Ich denke da z.B. an das Thema Schulinspektion. Da rennen mehr oder weniger kompetente, durchaus freundliche Beobachter tagelang im Zwanzig-Minuten-Takt von Klasse zu Klasse und bemühen sich, irgendwelche Kriterien in Beobachtungsbögen einzutragen. Ihr Ergebnis soll dann zu seriösen Erkenntnissen über die Arbeit der KollegInnen führen. Stefanie würde wohl sagen: „Und wenn ich in den zwanzig Minuten gerade nur Mettbrötchen schmiere...?“ Na ja, aus ihrer Sicht geht das Resultat dann schon irgendwie schief. In der Schule allerdings durften die KollegInnen ihren Arbeitsplatz und Schulleitungen mit einer Internetbefragung beurteilen. „Das kannste haben“, meinte Udo dazu wohlwollend. Stimmte aber nicht, viele 22 wollten es nicht haben und in einigen bekannten Fällen wurde die Meinungsabgabe auch massenhaft verweigert. „Und wat is dabei rausgekommen?“, würde an dieser Stelle der etwas schwerhörige Opa Gerke krähen. Tja, etwas zugespitzt formuliert erhielten die Schulleitungen selbstverständlich die Noten 1 oder 2 für ihre Führungsqualitäten, während die Arbeit der LehrerInnen eher mit 3 oder 4 bewertet wurde. „Und das wolln die alles in den zwanzig Minuten rausgekriegt haben?“, verwundert sich Udo. Ganz so einfach ist es natürlich nicht, aber so ungefähr. Interessant ist dabei aber dennoch, dass viele Schulen ähnliche Ergebnisse vorweisen. „Können die denn alle nicht Unterricht machen?“, meldet sich jetzt Herr Ahlers noch mal zu Wort. Stefanie reagiert etwas ärgerlich mit der Gegenfrage: „Ja, was soll das?“ Gute Frage! Das möchten viele KollegInnen auch wissen. Unmut darüber auf Konferenzen zu formulieren war auch fast noch OK, tat aber dann doch nix zur Sache. Verteilt wurden Gruppenarbeiten mit dem Auftrag zu überlegen, wie man besser werden kann, obwohl man die „Schlechtleistung“ doch eigentlich gar nicht anerkannt hat. „Da geht immer noch was!“, ruft Stefanie in ihrer bekannt lockeren Art und: „Ich brauch nur länger arbeiten, und vielleicht noch 'ne Wurstschneidemaschine für den Aufschnitt anschaffen!“. „Und wie macht ihr das an der Schule?“, will Udo wissen. Tja, ich vermute mal, das soll wohl so ähnlich laufen. Es iss ja wie es iss. Nur ist es auch gut so? Milch und Zucker dürfen wir wohl auch in Zukunft noch selbst nehmen. “Und was fehlt Dir noch, Franz?“ – „Schulsachverständiger mit zwölf Buchstaben.“ – „Besserwisser?“ – „Ja, kommt hin!“. Back to the 60s „Früher hatten wir auch `n Kaiser“, bekommt man manchmal entgegen gehalten, wenn man über die Verschlechterung von demokratischen Strukturen an den Schulen räsoniert. Das ist sicher richtig, aber zumindest die Gewerkschaften im Bund mit den Sozis hatten damals noch Hoffnung. Nämlich die Hoffnung, dass es besser wird. Und es gab sie, die Erfolge. Sie kamen spät und viele mussten erst nach dem Ende der Hitler-Diktatur erobert oder erneuert werden. Nicht zuletzt Demokratie und Mitbestimmung für Arbeitnehmer sind nie von oben verliehen worden. Es waren immer Forderungen von unten, die sich erst gegen Widerstände von oben durchsetzten. Das bekannte Motto von Willy Brandt „Mehr Demokratie wagen!“ trugen schließlich auch Lehrer in die Schulen. In einem zum Teil zähen Kulturkampf gelang es, verkrustete Strukturen in Form und Inhalten aufzubrechen und zu verändern. Auch der Autor gehört letztlich zur großen Schar der gewerkschaftlich organisierten Lehrer, die gegen Ende der 70er an die Schulen strömten. Hartnäckig setzten wir uns damals unter anderem dafür ein, dass die KollegInnen ein entscheidendes Mitspracherecht bei der Auswahl des schulischen Führungspersonals erhielten. Über entsprechend hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 3-4/2011 demokratiefreundliche Regeln sind schließlich einige von uns in Führungspositionen gelangt, die sie noch heute ausfüllen. Irgendetwas muss dann wohl in den vergangenen Jahren trotzdem schief gelaufen sein. Wo sind eigentlich unsere schönen Mitbestimmungsrechte von früher geblieben? Sie wurden eingetauscht oder wegreformiert. Was haben wir stattdessen bekommen? Mehr Gehalt, bessere Arbeitsbedingungen? Hmm, leider nicht, eher das Gegenteil. Und für die Besetzung von Leitungsstellen gibt es jetzt einen tollen Findungsausschuss. Und wer findet da den Führungsnachwuchs? Natürlich diejenigen, die ihre Karriere nicht zuletzt dem Votum ihrer früheren Gewerkschaftskollegen zu verdanken haben. Tja, und die Basis? Ja, doch, sie wird angehört! Und wann wird sie angehört? Wenn der Findungsausschuss entschieden hat. Na toll! Unter Demokratie hatten wir zuvor jedenfalls gemeinsam mal was anderes verstanden. Daran zu erinnern ist natürlich unbeliebt und diejenigen, die es trotzdem machen, werden eher abgewatscht. Das Beste, was man über das Verhalten des Führungspersonals sagen kann, ist: sie verhalten sich rechtlich korrekt. Übrigens genau wie damals unsere Altvorderen. Im Prinzip haben wir es in vielen Bereichen geschafft, das „Rollback“ in die 60er. Es lebe das Patriarchat – na Kunst als Beruf? Ausstellung für Oberstufen im Schulmuseum Das Hamburger Schulmuseum ist nicht nur ein Ort, an dem Schülerinnen und Schüler etwas über Erziehung und Bildung in Kaiser- und Nazizeit erfahren können, sondern auch ein Ort, an dem Jugendkultur präsentiert und gelebt wird. Warum eine gelungene Schulaufführung nur der eigenen Schule und nicht auch gleich einem größeren jugendlichen Publikum präsentieren? Das Museum ist technisch bestens aufgestellt und bietet Unterstützung in allen organisatorischen Fragen an. Ab Juni beherbergt das Museum die umfangreiche WanderAusstellungsdauer Öffnungszeiten Führungen Ort Eintritt Kontakt ausstell u n g „ Ku n st und Beruf – Berufe der Kunst“, ein Projekt, das ehemalige Schülerinnen und Schüler aus Kunst- Fr 10.April bis Fr 16.September 2011 Mo-Fr 8:00-16:30 Uhr nach Absprache Hamburger Schulmuseum Seilerstr. 42, 20359 Hamburg-St.Pauli 1 € (ohne Führung) www.hamburgerschulmuseum.de Tel. 34 58 55 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 3-4/2011 gut oder das Matriarchat! Angesichts dieser Strukturen und des Verlustes demokratischer Substanz möchte man schon manchmal aufgeben und privatisieren. Aber… haben sie es verdient? „Es iss ja wie es iss!“, sagt die bekannte norddeutsche Kulturkritikerin Stefanie und trotz der Tatsache, dass man Milch und Zucker immer noch selbstbestimmt nehmen kann, ist manches eben nicht gut. „Was macht dein Kreuzworträtsel, Franz?“ „Tja, Hilfe beim Erreichen hoher pädagogischer Positionen?“ „Das ist doch einfach – Schulleiter!“ „Stimmt – passt“. Hajo Kasten H 14 kursen des Auguste ViktoriaGymnasiums Itzehoe hergestellt haben. Es wurde speziell für OberstufenschülerInnen der Gymnasien, Gesamt- und Waldorfschulen konzipiert und kann die offizielle Berufsberatung unterstützen. Die Erfahrung zeigt, dass auch 10. Klassen davon profitieren. Die Ausstellung bietet eine umfassende Dokumentation zu 21 Berufen der Bildenden Kunst, mit Schwerpunkt auf der angewandten Kunst. Dabei werden das Schulfach Kunst als Ausgangspunkt, das Studium als Prägung und der Beruf in seiner Vielfalt der Möglichkeiten präsentiert. Das Projekt wird von der Landesregierung SchleswigHolstein gefördert. Momentan arbeitet das IQSH daran, eine Bilddokumentation der Ausstellung ins Internet zu stellen, die im Bildungsportal SchleswigHolstein zu finden sein wird. Wir freuen uns auf zahlreiche Besucherinnen und Besucher aus den Kunstkursen der Hamburger Schulen! Susanne Meuthien Museumspädagogin 23
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