Gruppe Energie. Innovat ion. Eff iz ienz. 2 | 2011 wie schaffen wir eine neue energieversorgung? Editorial 3 Liebe Leserinnen und Leser, Nie zuvor wurde soviel über die Zukunft der Energieversorgung diskutiert wie in den letzten Wochen. Wie geht es weiter? Wenn wir die Kohlekraftwerke wieder stärker zur Erzeugung zu schalten, steigen die CO2-Emmissionen. Neue Gaskraftwerke müssten erst einmal gebaut werden. Erneuerbare Energien sind derzeit nicht ausreichend vorhanden, geschweige denn Netze zum Transport der Energie aus Sonne und Windkraft. Wir als Energieerzeuger und -versorger stehen zu den Erneuerbaren Energien und werden deren Ausbau auch hier im Saarland weiter vorantreiben. Doch es darf nicht verschwiegen werden, dass dieser Ausbau nicht zum Nulltarif zu haben ist. Über die Höhe wird derzeit treff lich gestritten. Und so nimmt es denn auch nicht Wunder, dass selbst in der Ethik-Kommission die Aussagen darüber, was uns die Energiewende tatsächlich kosten wird, stark differieren. Und es darf auch nicht verschwiegen werden, dass es massive Widerstände gibt. Wie also schaffen wir eine neue Energieversorgung? Zahlreiche Beispiele dafür finden Sie in der Ihnen vorliegenden Ausgabe unseres Magazins und auch künftig werden wir als Energie versorger uns diesem Thema stellen. Übrigens: Am 30. April dieses Jahres war bundesweit Tag der Erneuerbaren Energien. Die VSE AG hat sich daran beteiligt mit einem Info- und Familientag im Windpark Merchingen. Eine informative Lektüre wünschen Ihnen Dr. Hanno Dornseifer Tim Hartmann Prof. Leo Petry VSE KONTAKT Juni 2011 Energie. Innovation. Effizienz. INHALT au s d e m u n t e r n e h m e n Kundenservice erhöhen und Kosten senken 5 Erfolgsmodell Windpark 6 Mit vereinten Kräften: Eine bessere Infrastruktur für das Saarland 8 Ein Riese auf Reisen 11 Phänomenale Nachwuchsförderung 12 au s d e r e n e rg i e w i r t s c h a f t Die Erneuerbaren – wirklich alles im grünen Bereich? 12 Eitel Sonnenschein und saubere Luft 16 au s d e r p r a x i s VSE KONTAKT Juni 2011 Lagerlogistik bietet hohe Einsparpotenziale 20 Die grüne Industriestadt: Dillingen Interview mit Bürgermeister Franz-Josef Berg 22 Hallenbad Dillingen: Energiekosten um 20 % gesenkt 24 Stadtwerke Dillingen: Investitionen in die Zukunft 25 Beschaffung: Vom Bleistift bis zum Rasterelektronenmikroskop 26 Licht aus per Fingerzeig – Smarte Ideen fürs Haus 28 Euroskypark – Satellitenkommunikation auch für Stadt- und Gemeindewerke 30 Schneller surfen, besser sehen in Steinbach und Schwarzenholz 32 kurzmit teilungen 34 Aus dem unternehmen 5 Kundenservice erhöhen und Kosten senken Kunden setzen verstärkt auf managed services der VSE NET Eine kurze Einweisung für die Mit arbeiter und schon kann‘s losge hen. Telefon und Internetanschluss reichen aus. Eine Reihe namhafter Energieunternehmen, Banken und Versicherungen, Fußballvereine so wie Informationsdienste, die eine Vielzahl von Telefonanrufen tag täglich handeln und dabei höchstes Augenmerk auf Erreichbarkeit, Kun denzufriedenheit und auf Kosten le gen müssen, setzen bei „managed services“ auf die intelligente Lö sung der VSE NET. Die telefonische Erreichbarkeit ist ein deutlicher Wettbewerbsvorteil, denn Kunden möchten kein ständiges Besetztzei chen hören oder stundenlang in der Warteschleife hängen. Der Bedarf für virtuelle ServiceCenter steigt: Mehrere Tausend An rufe am Tag müssen binnen Sekun den standortunabhängig an ver schiedene Dienstleister, sprich Ser vice-Center, geroutet werden, wenn möglich: schnell, gut und günstig. Der Vorteil der managed services: Man benötigt keine Techniker vor Ort, die Software, Hardware oder Anschlüsse installieren. Das Rou ting liegt im virtuellen Telefonnetz, d.h. im öffentlichen Telefonnetz der VSE NET. Das System erkennt stand ortunabhängig innerhalb von Se kundenbruchteilen, wohin der An rufer vermittelt werden muss und wo ein freier Platz ist. Die größte Herausforderung besteht darin, den Routingplan in der Software ab zubilden. Das macht die VSE NET in Absprache mit den Service-CenterVerantwortlichen, den Mitarbeitern und den Betriebsräten. Sie können diesen Prozess bei Bedarf jederzeit ändern und anpassen. Der Telekommunikationsdienstleis ter VSE NET hat dafür eine Soft ware-Lösung im Einsatz, die mehr als innovativ ist. Die automatische Anrufverteilung der VSE NET, kurz ACD genannt, er füllt die Anforderungen von Kun den, Auftraggebern und Mitarbei tern: Verkürzte Wartezeiten, verbes serter Service, der Kunde spart Geld Mitarbeiter können flexibler ein gesetzt werden, Anrufe können standortunabhängig besser ver teilt und Ressourcen adäquat genutzt werden Eingehende Anrufe können ge prüft und statistisch erfasst wer den. Erstmalig kann der Auftrag geber die Arbeit seiner Dienst leister prüfen Die Technik ist ausbaubar, Inter net-basiert und multi-kanalfä hig, d.h. Telefonie, Faxe und EMails können darüber abgewi ckelt werden. Weitere Infos: [email protected] VSE KONTAKT Juni 2011 6 Aus dem unternehmen Erfolgsmodell Windpark VSE KONTAKT Mai 2011 Aus dem unternehmen 7 Mit 11 Millionen kWh ist der Wind ertrag des VSE-Windparks Mer chingen im ersten Betriebsjahr zwar knapp hinter den Erwartun gen von über 13 Millionen kWh zu rückgeblieben. Doch beteiligte Der Wind blies im Jahr 2010 vor allem in den Herbstund Wintermonaten nicht ganz so stark wie erwartet. Der VSE-Windpark Merchingen wird von den Bürgern, wie Hans-Jürgen Domberg, aber nach wie vor befürwor tet: „Die Katastrophe von Japan hat gezeigt, dass grü ner Strom ein wichtiger Baustein der Energieversorgung der Zukunft ist. Da es aber gegen vie le Projekte zur regenerativen Ener gieversorgung massiven Widerstand aus der Bevölkerung gibt, hat die VSE einen guten Weg gewählt. Sie nimmt die Bürger bei einem solchen Projekt mit auf den Weg und bietet die Mög lichkeit, finanziell zu profitieren.“ Mit der Bürgerbeteiligung hat die VSE bewusst auf ein leicht verständ liches Modell gesetzt. Jeder Bürger, bevorzugt aus dem direkten Umfeld von Merchingen, konnte gegen Ge währung eines Darlehens für den Windpark am Ertrag partizipieren. 325 Windpartner beteiligten sich mit einer Summe von insgesamt drei Mil lionen Euro, rund ein Viertel davon stammte aus Merchingen. Die Rück zahlung des Darlehens erfolgt Ende 2017, die Verzinsung beträgt mindes Bürger profitierten von der garan tierten Mindestverzinsung ihres Anlagebetrags von 4 Prozent. tens 4 % pro Kalenderjahr; je nach Strommenge sind bis zu 8 % Zinsen möglich. Unter den Anlegern sind viele Minderjährige und zahl reiche Senioren, die das Geld für ihre Enkel angelegt haben. So ist der VSE-Windpark nicht nur ein Baustein zur ökologisch sinnvollen Energieer zeugung, sondern auch ein Invest ment in die Zukunft. Auch Simone Mattedi gehört zu den Anlegern: „Als ich von der Möglichkeit der Betei ligung an der Erzeugung Regenerati ver Energien erfuhr, habe ich diese Chance gerne wahrgenommen. Zum einen, weil ich so mein ökologisches Bewusstsein zeigen kann, zum ande ren aber auch wegen der Verzinsung, die mir keine Bank anbieten kann.“ Wegen des großen Erfolgs der Bürger beteiligung und der daraus resultie renden breiten Akzeptanz des Wind parks, gilt das Projekt als Erfolgsmo dell, das schon Nachahmer gefunden hat. Zwei von 325 Windpartnern: Simone Mattedi und Hans-Jürgen Domberg VSE KONTAKT Juni 2011 8 Aus WISSEN demUND unternehmen VISIONEN Mit vereinten Kräften: Eine bessere Infrastruktur für das Saarland Ein verzweigtes Autobahnnetz, Bahnanschluss, ein Flughafen in der Nähe, Geschäfte, Ärzte, Schulen und Kindergärten, Strom, Gas, Wasser und ein schneller Anschluss an das weltweite Datennetz – eine gute Infrastruktur ist ein bedeutender Standortfaktor. Das wissen auch die saarländischen Städte und Ge meinden und buhlen um die Gunst potenzieller In vestoren. Doch vielerorts würden sich entsprechende Baumaß nahmen für einen potenziellen Investor kaum rechnen: Ein erheblicher Batzen Geld fließt bei der Verlegung von Rohren und Leitungen für Strom, Wasser und Gas in Tief baumaßnahmen, sprich Gräben. Straßen und Bürger VSE KONTAKT Juni 2011 steige werden oft mehrfach aufgerissen, bis alle Leitun gen liegen. Ständige Bauarbeiten und unzufriedene An wohner sind die Folge. Die VSE-Gruppe, insbesondere die Netzgesellschaften von VSE und energis sowie der Telekommunikations dienstleister VSE NET modernisieren die Infrastruktur in zahlreichen Ortsteilen oder bauen sie aus. Überall dort, wo energis die Erdgasversorgung auf- oder ausbaut oder die Strom-Freileitungen durch Erdkabel ersetzt werden, werden, wenn möglich, Leerrohre für Glasfaser gleich mitverlegt. Dies gilt auch für die Zu sammenarbeit mit den Stadt- und Gemeindewerken aus der VSE-Gruppe. Städte und Gemeinden profitieren vom Aus WISSEN dem unternehmen UND VISIONEN 9 Synergieeffekt, denn die Kosten für den Ausbau redu zieren sich erheblich. In einigen Ortsteilen der Kommunen Kleinblittersdorf, Ottweiler, Heusweiler, Saarwellingen oder Wadern sind die Tiefbaumaßnahmen bereits abgeschlossen. In an deren Teilen sind sie noch in vollem Gang. Über eine Milliarde Euro sieht das Investitionsprogramm der VSEGruppe in den kommenden Jahren vor. So werden im mer mehr Städte und Gemeinde über eine hochmoder ne Infrastruktur verfügen. Ein weiterer Standortvorteil: Ein Großteil des Invests fließt in Aufträge an heimische Firmen und trägt somit zur Sicherung von Arbeitsplätzen bei. Synergetischer Ausbau Die Arbeiten werden von der Arbeitsgruppe „Lichtwel lenleiter-Koordination“ mit Mitarbeitern von VSE, ener gis, den Netzgesellschaften und VSE NET koordiniert. Die Redaktion sprach mit einigen Mitarbeitern über die Hintergründe des synergetischen Ausbaus. Welche Vorteile bringt die Zusammenarbeit den Beteiligungsunternehmen der energis? Gerhard Mellinger, energis-Netzgesellschaft: „Wir übernehmen die Netzplanung für die kleineren Beteiligungsunternehmen. So werden Baumaßnahmen unter den gleichen Rahmenbedingungen wie im übrigen energis-Netzgebiet durchgeführt mit dem Ziel, ein modernes Datennetz aufzubauen. Das gilt für Losheim, Saarwellingen, Lebach, Eppelborn, Wadern und Schwalbach. Die größeren Stadtwerke im Saarland übernehmen das selbst, sprechen aber auch geplante Maßnahmen mit VSE NET und den Netzgesellschaften ab, um mögliche Synergien zu nutzen.“ ken und Zukunftschancen eröffnen. Wenn wir als energis-Netzgesellschaft die Erdgasversorgung ausbauen oder Ortsnetze im Strom verkabeln, verlegen wir in der Regel Erdrohre mit. Von der Kostenersparnis profitieren wir als Investor aber vor allem der Kunde, denn er bekommt Anschluss an eine hochmoderne Infrastruktur.“ Warum ist die Anbindung an das Glasfasernetz so wichtig? Reiner Kroha, VSE NET Technik: „Der Bedarf an hoher Bandbreite nimmt ständig zu. Immer mehr Dienste werden über das Internet angeboten und abgewickelt. Der Glasfaseranschluss wird genauso wichtig wie der Anschluss an Strom, Gas, Fernwärme und Wasser und trägt zur Wertsteigerung einer Immobilie bei.“ In welchen Kommunen wird in diesem Jahr weiter ausgebaut? Klaus Schreiner, energis Netzservice: „Die Baumaßnahmen starten oder gehen weiter in verschiedenen Ortsteilen der Städte und Gemeinden Heusweiler, Großrosseln, Kleinblittersdorf, Mandelbachtal, Friedrichsthal, Ottweiler und Püttlingen. Gleiches gilt für Beteiligungsunternehmen der energis, für die wir die Baumaßnahmen koordinieren. Das gilt sowohl für Netzerweiterungs- als auch Sanierungsmaßnahmen.“ Weitere Infos: Koordinator Arbeitsgruppe, Reiner Kroha [email protected] Welche Rolle spielt die VSE beim synergetischen Netzausbau? Stefan Schulte, VSE Leitungsbau: „VSE hält mit den Glasfasersystemen im 110-kV- und 35-kV-Netz die Kern-Infrastruktur des Datennetzes der VSE-Gruppe im Saarland vor. Baumaßnahmen in diesen Netzen werden in der Gruppe genauso abgesprochen wie bei energis. Von besonderer Bedeutung sind hierbei die zurzeit laufenden Verkabelungen im 35-kV-Netz der VSE.“ Was bringt der synergetische Ausbau dem Kunden? Jörg Schuhmacher, energis Netzservice: „Synergien schöpfen heißt für uns Investitionskosten sen- (v.l.n.r.) Gerhard Mellinger, Reiner Kroha, Jörg Schuhmacher, Klaus Schreiner und Stefan Schulte. Weiteres Mitglied ist Rudolf Federspiel. VSE KONTAKT Juni 2011 10 Aus WISSEN demUND unternehmen VISIONEN VSE KONTAKT Juni 2011 Aus dem unternehmen 11 Ein Riese auf Reisen – 600 MVA-Trafo für Ensdorf Monate Vorbereitung sind vergan gen, als sich der 400 Tonnen-Ko loss im Februar auf den Weg macht. und Brücken würden diese Last nicht Transportgenehmigungen, eine aus- passierbar. Nur gut, dass das Kraft- getüftelte Fahrtstrecke, unzählige werksgelände der VSE über ein eige- Spezialfahrzeuge und zahlreiche nes Bahngleis verfügt. Mitarbeiter waren vonnöten, um den Nach Ankunft wurde der Trafo auf 600 MVA-Transformator aus dem zwei Spezialtieflader mit 240 Reifen Werk in Mönchengladbach in die gehieft. Millimeterweise wurde der Umspannanlage der Amprion auf Koloss einige hundert Meter weit dem VSE-Gelände in Ensdorf zu brin- durch das Kraftwerksgelände zur gen. Weit über 100 Tonnen wiegt al- Schaltanlage gezogen. Eine Stei- lein das Trafoöl, das erst vor Ort ein- gung auf der Strecke machte eine zu- gefüllt wird. Zum Vergleich: ein Sack sätzliche Zugmaschine erforderlich, Zement wiegt 50 kg, ein Mercedes denn vorne am Konvoi drehte die Ma- Benz zwei Tonnen und eine Diesellok schine mit qualmenden Reifen 100 Tonnen. Spezialwaggons mit durch. Doch den Fachleuten der Am- vielen Achsen, um das Gewicht bes- prion und der Transportfirmen ge- ser zu verteilen, transportierten das lang es nach kurzer Zwangspause, Schwergewicht auf Schienen ins den Transformator in die Endposi Saarland. Viele Straßen mit Tunneln tion zu schieben. aushalten oder sind aufgrund ihres Unterbaus und ihrer Breite gar nicht Hintergrund Der Trafo neuester Bauart kann für bis zu 400 kV Leistung eingesetzt werden. Die Lebensdauer eines Tra fos beträgt rund 40 Jahre, er kostet zwischen zwei und sechs Millionen Euro. Die Amprion GmbH mit rd. 850 Mit arbeitern ist ein europäischer Über tragungsnetzbetreiber, der ein Höchst- und Hochspannungsnetz in Deutschland mit einer Länge von rd. 11.000 km und ca. 160 Schaltund Umspannanlagen betreibt. Mehr als 27 Millionen Menschen werden über das Stromnetz ver sorgt. Weitere Infos unter www.amprion.net VSE KONTAKT Juni 2011 12 Aus dem unternehmen VSE-Stiftung: Phänomenale Nachwuchsförderung VSE KONTAKT Juni 2011 WISSEN UND VISIONEN 13 gefördert von der Wie wird mit Wind und Sonne Strom erzeugt, wie funktioniert die Sprachübertragung mittels Rohr und Trichter, was ist Schwarzlicht, warum ist ein Stein im Wasser leichter als in der Luft, wieso kann eine Kugel bergauf rollen? An der Grundschule St. Michael in Lebach läuft zurzeit ein bemerkenswertes Projekt für Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren. Ziel des so genannten Projekts „Miniphäno menta“ ist es, auf spielerischem Wege Inte resse für Naturwissenschaften zu wecken. In Zusammenarbeit mit Lehrern, Eltern, Schü lern und dem Physik-Leistungskurs des Gym nasiums Lebach wurden verschiedene Expe rimentierstationen gebaut und in der Schule aufgestellt. Die 50 Stationen werden von Zeit zu Zeit ausgetauscht und ergänzt. Die Dau erausstellung zum Mitmachen läuft seit ei nem Jahr und kommt sehr gut an, betont Schulleiterin Irmgard Kiefer. „Es ist ein tech nisches Projekt mit positiven Nebeneffekten. Es geht nicht nur um das reine Lernen, son dern vielmehr um das Entdecken und Lernen in der Gruppe und bringt zudem Eltern, Schü ler und Lehrer zusammen.“ Weitere Infos: [email protected] [email protected] VSE KONTAKT Juni 2011 14 aus PROJEKTE der energiewirtschaft · PRODUKTE · DIENSTLEISTUNGEN Die Erneuerbaren – ein Wandel mit Hindernissen VSE KONTAKT VSE KONTAKT Juni 2010Dezember 2010 aus der energiewirtschaft 15 95 Prozent aller Deutschen – im Saarland sogar 96 Prozent – wünschen sich den verstärkten Einsatz von Sonne, Wind und Bio masse zur Stromerzeugung. So ei ne repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts for sa Anfang des Jahres 2010 bei rund 5.000 Personen deutsch landweit. Auch in Gegenden, wo die Erneuer baren Energien bereits einen hohen Anteil an der Stromerzeugung ha ben, fordert eine überdurchschnitt liche Mehrheit den Ausbau weiter zu forcieren. Landes- und Kommu nalpolitik sollten sich verstärkt da für einsetzen, so die mehrheitliche Erwartung quer durch alle Bundes länder. Selbst wenn die Anlagen im unmit telbaren Wohnumfeld liegen, scheint die Akzeptanz groß. Bei Windkraftanlagen liegt sie bei rund 70 Prozent, bei Biomasseanlagen bei 64 Prozent. So weit die Statistik, doch die Rea lität sieht oft anders aus. Denn immer wieder gibt es massive Proteste gegen den Bau von Anla gen zur Strom- und Wärmeerzeu gung aus Regenerativen Energien. Bürgerinitiativen führen Lärm- oder Geruchsbelästigung ins Feld, von Landschaftsverschandelung ist vie lerorts die Rede. Naturschützer be klagen die Gefahren für die Tier welt, Anwohner ziehen vor Gericht. Auch der VSE-Windpark Merchin gen stieß auf massive Widerstände. Mehr als neun Jahre dauerte es, be vor sich die Windräder drehen konn ten. Dafür hatte die VSE allerdings auch Zugeständnisse gemacht: Statt der geplanten vier Anlagen gibt es jetzt nur drei, um die Schat tenbildung zu verringern. Auch ver pflichtete man sich zur Renaturie rung, pflanzte Hecken, Obst- und Laubbäume, und engagiert sich seitdem im Vogelschutz. Die lange Vorlaufzeit in Merchingen zeigt, wie schwer es ist, den Bau von Wind kraftanlagen zu verwirklichen. Viele Gemeinden haben Probleme mit Er neuerbaren Energien, weil häufig dagegen geklagt wird, so wie der zeit in Weiskirchen gegen Windrä der. In Merzig-Fitten fühlen sich Bür ger von der Bio-Erdgasanlage beläs tigt. Und in Losheim-Wahlen hat jüngst ein Kläger vor Gericht Recht bekommen. Es ging um nächtliche Lärmbelästigung durch die seit Jah ren in Betrieb befindlichen Wind kraftanlagen. Strom aus Erneuerbaren Energien scheint im Aufwind zu sein. Doch die Bürger müssen besser informiert und mit einbezogen werden. Die VSE hat den Windpark Merchingen mit Beteiligung der Bürger realisiert und war damit Vorreiter. Inzwischen sind andere gefolgt. Vorausetzung für die Erreichung des Ziels, den An teil Erneuerbarer Energien in den nächsten Jahren beträchtlich zu stei gern, ist ein politischer und gesell schaftlicher Konsens. Dann ist alles machbar. VSE KONTAKT Juni 2011 16 aus Kolumne der energiewirtschaft VSE KONTAKT Juni 2011
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