Bahnfahren wie zu Opas Zeiten - Archiv

HAMBURG
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Montag, 8. Oktober 2001
Bahnfahren wie zu Opas Zeiten
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ST. PAULI
Restaurant
überfallen
Zwei bewaffnete Männer haben in der Nacht zum Sonnabend das italienische Lokal
„Rocco“ an der Wohlwillstraße (St. Pauli) überfallen und
4500 Mark erbeutet. Die Täter waren durch eine offene
Schiebetür in das Lokal gestürmt und hatten die vier
Kellner aufgefordert, ihnen
ihre Portemonnaies zu geben. Einer der Kellner erlitt
einen Schock. Die Männer
flüchteten unerkannt. (hpdb)
RISSEN
Das Geburtstagskind: Der Alsterdampfer „St. Georg“ feierte sein
125. Jubiläum − und war noch rüstig und im Einsatz.
Kinder-Hospiz
braucht Spenden
Hunderte Hamburger fuhren mit den Veteranen von Wasser
und Schiene.
NOSTALGIE
Die T 11 zuckelt gemächlich
nach Barmbek.
Gaby Bruhn, Vivian (l., 9) und
Bianca (9) fuhren Bahn.
Handarbeit: Früher war UBahnfahren kraftaufwendig.
Für das Projekt Kinder-Hospiz „Sternenbrücke“ soll im
November mit dem Umbau
der Godeffroy-Villa in Rissen
begonnen werden. Noch fehlen 1,5 Millionen Mark. Der
Förderverein: „Helfen Sie
uns, damit wir helfen können.“ (Spendenkonto
1343 500 110 bei der Haspa,
BLZ 200 505 50.) Unterstützt
wird das Projekt von Großspendern wie der HermannReemtsma-Stiftung. (kg)
Per Hinrichs
„Bei Niesen, Husten, Spucken bediene dich des Taschentuchs!“
Das Warnschild in der historischen U-Bahn lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig,
aber es drängen sich gleich zwei
Fragen auf: Haben die Fahrgäste
1912 reihenweise in die Waggons
gespuckt, dass man es ihnen ausdrücklich verbieten musste? Und
warum werden die Kunden eigentlich geduzt?
Im Triebwagen T 11 des Vereins Verkehrsamateure und Museumsbahn hängen allerlei Ermahnungen, die sich die Hamburger auf ihren Fahrten in den
Untergrund zu Herzen nehmen
sollten. Und am Sonnabend konnte sich jeder noch einmal in Uropas Lage versetzen: Am ersten
Verkehrshistorischen Tag gingen
die Veteranen von Straße und
Schiene noch einmal auf die Strecke. Zwei U-Bahnzüge, zwei S-
Fast wie eine Szene aus dem Jahre 1912: Am verkehrshistorischen Tag fuhren Hunderte Hamburger mit dieser U-Bahn aus dem Jahre
1912. Es war einer der ersten Züge, die bei der Eröffnung des Hochbahnnetzes auf die Schiene kamen.
FOTOS: MICHAEL SCHWARTZ
Bahnen, drei Busse und der Alsterdampfer „St. Georg“ beförderten etwa 900 Hamburger von
Barmbek in die City und zurück.
Möglich machten das verschiedene Vereine, die ausrangierte
Schienenfahrzeuge und Busse
vor der Schrottpresse retten, restaurieren und zu besonderen Anlässen wieder aus dem Schuppen
holen. Sogar ein paar Straßenbahnwagen sind erhalten geblieben, nur gab es für die am Sonnabend natürlich keine Schienen
zum Schaufahren mehr.
Mit einer 90-jährigen U-Bahn
zu fahren fühlt sich allerdings
nicht viel anders an als mit einer
Jährige in der Betriebsleitung,
aber etwa 30-mal im Jahr darf er
den T 11 fahren. Im Wagen aber
fühlt sich der
Kunde wie ein König: Überall edle
„Damen mit unverdeckten HutnadelHolzvertäfelunspitzen sind von der Beförderung
gen, Messinghaltegriffe und Abteiausgeschlossen“, steht in der Polizeile. Keine Schmieverordnung vom 25. Januar 1912.
rereien,
kein
Müll. Ob der Reisende im Kaiserlangsamer als gewohnt im Bahn- reich wohl pfleglicher mit „seihof Jungfernstieg über die Gleise. ner“ Bahn umgegangen ist? Da„Das macht richtig Spaß, den al- mals teilte die Hochbahn ihre Waten Wagen zu fahren“, sagt Dieter gen sogar noch in 2. und 3. Klasse
Risse. Eigentlich arbeitet der 44- ein; eine 1. gab es nicht. Nach 20
modernen. Am Anfang ruckt es
ein bisschen heftiger, dann zuckelt das kleine Gefährt etwas
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Nr. 234
Seite 14
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GLÜCKWÜNSCHE
25. Dienstjubiläum feiert heute:
Selami Akdas, Norddeutsche
Affinerie AG.
Geburtstag feiern am 9. Oktober: Hedwig Henrich (94),
Elfsaal 20; Henny Clasen, geb.
Haverland (91), Gärtnerstr. 63;
Hertha Moehlke (86), Magda
Töllner (85), Osdorfer Landstr.
28.
Einem Teil unserer heutigen
Auflage sind Prospekte der Firmen Der Praktiker, Görtz
GmbH & Co, Karstadt AG, Saturn Elektro Hamburg und
Staples beigefügt.
Vitatop: Streit eskaliert
Wettbewerb:
Texte über
Siegfried Lenz
„Deutschstunde einmal anders“ ist der Titel des dritten
Schreibwettbewerbs, den das
Amt für Schule ausschreibt.
Mitmachen können alle Hamburger Schüler ab Klasse 7.
Gewidmet ist der Wettbewerb
diesmal Hamburgs Ehrenbürger Siegfried Lenz, der im
März seinen 75. Geburtstag
feierte. In allen möglichen
Textformen können sich die
Schüler mit dem Jubilar auseinander setzen − vom fiktiven
Interview bis zur Kurzgeschichte oder zu Hörspielbzw. Theaterszenen ist alles
erlaubt.
Einsendeschluss ist der 31.
Dezember. Texte sind in achtfacher Ausführung zu senden
an: Hartmut Deutelmoser, S
13/14, Amt für Schule, Hamburger Straße 31, 22083 Hamburg . Wichtig ist, dass sich der
Text auf Siegfried Lenz bezieht, er nicht länger als drei
Seiten und der Name des Verfassers (sowie Klasse und
Schule) vermerkt ist.
(kg)
Minuten Fahrt erreicht der Zug
Barmbek. Dort legte auch die
„St. Georg“ an, und die Hochbahn
feierte ein weiteres Fest. Die U-2Brückenbauarbeiten sind abgeschlossen. Beim Museum für Arbeit bewunderten Besucher das
Schneiderad von Elbtunnelbohrer „Trude“ und sahen sich historische Omnibusse an. Der Renner: die Hinweisschilder von damals. „Damen mit unverdeckten
Hutnadelspitzen sind von der Beförderung
ausgeschlossen“,
prangt der „Paragraph 23 der Polizeiverordnung vom 25. Januar
1912“ in der U-Bahn. Früher war
eben nicht alles besser.
¦
Besitzer wirft Betriebsrat vor, Sanierung zu verhindern
Der Ton im Streit zwischen dem
Betriebsrat des Fitnessclubs Vitatop und dem Besitzer Harald
Claussen wird immer schärfer:
Nachdem die drei Betriebsräte
Axel Ritter, Dirk Petersen und
Stefan Holst dem Unternehmer
vorgeworfen haben, er versuche
sie mundtot zu machen und führe
die Geschäfte nach Gutsherrenart (wir berichteten), schlägt
Claussen nun zurück.
Ziel des Trios sei es, die Sanierung des verschuldeten Fitnessclubs zu verhindern, um ihn dann
billig übernehmen zu können,
sagte Claussen dem Abendblatt.
„Ich habe mich nicht gegen den
Betriebsrat zur Wehr gesetzt,
weil ich gegen einen Betriebsrat
bin, sondern, weil ich die Vorgeschichte der Herren kenne.“
Claussen wirft den Betriebsräten
unter anderem vor, sich unter
dem Vorbesitzer des Clubs an
Steuerhinterziehungen beteiligt
zu haben.
Harald Claussen, Vorsitzender
des Verbandes deutscher Fitnessund Freizeit-Unternehmen sowie
Schwarz
E-Blau
E-Rot
E-gelb
Harald Claussen ist der Besitzer des Fitnessclubs Vitatop. Im Oktober 2000
hatte er den
Club gekauft.
FOTO: MICHAEL
RAUHE
geschäftsführender Gesellschafter der Sportlife-Firmengruppe,
hatte den Club im Oktober 2000
gekauft. Erst später sei aufgefallen, dass der Preis für das Vitatop
auf Grund falscher Bilanzen
maßlos überhöht gewesen sei.
Wegen ihrer Beteiligung an den
Vorgängen hätten Ritter, Holst
und Petersen im Dezember, kurz
vor der Bildung eines Betriebsrates, ihre Kündigungen erhalten.
Ein Arbeitsgericht erklärte diese jedoch für unwirksam. Als im
März 2001 schließlich ein Betriebsrat unter der Aufsicht der
DAG, die Claussen „frühesten
Manchester-Kapitalismus“ vor-
wirft, gewählt wurde, dauerte es
zwei Tage, bis dieser seinen Club
für eine Mark an einen Gastwirt
verkaufte. Der Gastwirt sollte die
Restsumme von rund 500 000
Mark später über Leasing-Zahlungen begleichen. Ziel sei es gewesen, den Betriebsfrieden wieder herzustellen und die Sanierung des Clubs voranzubringen,
so Claussen. Doch dem Betriebsrat habe der neue Besitzer nichts
entgegensetzen können und nach
zweieinhalb Monaten das Handtuch geworfen. Dadurch habe er
die Anteile zurückerhalten.
Für Claussen spielt der Betriebsrat mit Hilfe der Gewerkschaft ein unsauberes Spiel: Ohne
Rücksicht auf Arbeitsplätze gehe
es nur darum, den Club entweder
in die Insolvenz zu treiben, um
ihn dann kaufen zu können, oder
so lästig zu werden, dass eine Abfindungssumme von mehr als
200 000 Mark gezahlt werde.
„Beidem will ich mich nicht beugen“, sagte Claussen, der sich
„mit aller Kraft um die Sanierung
des Clubs bemühen will.“
(kab)