HAMBURG 14 Montag, 8. Oktober 2001 Bahnfahren wie zu Opas Zeiten ¦ ¦ ¦ ST. PAULI Restaurant überfallen Zwei bewaffnete Männer haben in der Nacht zum Sonnabend das italienische Lokal „Rocco“ an der Wohlwillstraße (St. Pauli) überfallen und 4500 Mark erbeutet. Die Täter waren durch eine offene Schiebetür in das Lokal gestürmt und hatten die vier Kellner aufgefordert, ihnen ihre Portemonnaies zu geben. Einer der Kellner erlitt einen Schock. Die Männer flüchteten unerkannt. (hpdb) RISSEN Das Geburtstagskind: Der Alsterdampfer „St. Georg“ feierte sein 125. Jubiläum − und war noch rüstig und im Einsatz. Kinder-Hospiz braucht Spenden Hunderte Hamburger fuhren mit den Veteranen von Wasser und Schiene. NOSTALGIE Die T 11 zuckelt gemächlich nach Barmbek. Gaby Bruhn, Vivian (l., 9) und Bianca (9) fuhren Bahn. Handarbeit: Früher war UBahnfahren kraftaufwendig. Für das Projekt Kinder-Hospiz „Sternenbrücke“ soll im November mit dem Umbau der Godeffroy-Villa in Rissen begonnen werden. Noch fehlen 1,5 Millionen Mark. Der Förderverein: „Helfen Sie uns, damit wir helfen können.“ (Spendenkonto 1343 500 110 bei der Haspa, BLZ 200 505 50.) Unterstützt wird das Projekt von Großspendern wie der HermannReemtsma-Stiftung. (kg) Per Hinrichs „Bei Niesen, Husten, Spucken bediene dich des Taschentuchs!“ Das Warnschild in der historischen U-Bahn lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig, aber es drängen sich gleich zwei Fragen auf: Haben die Fahrgäste 1912 reihenweise in die Waggons gespuckt, dass man es ihnen ausdrücklich verbieten musste? Und warum werden die Kunden eigentlich geduzt? Im Triebwagen T 11 des Vereins Verkehrsamateure und Museumsbahn hängen allerlei Ermahnungen, die sich die Hamburger auf ihren Fahrten in den Untergrund zu Herzen nehmen sollten. Und am Sonnabend konnte sich jeder noch einmal in Uropas Lage versetzen: Am ersten Verkehrshistorischen Tag gingen die Veteranen von Straße und Schiene noch einmal auf die Strecke. Zwei U-Bahnzüge, zwei S- Fast wie eine Szene aus dem Jahre 1912: Am verkehrshistorischen Tag fuhren Hunderte Hamburger mit dieser U-Bahn aus dem Jahre 1912. Es war einer der ersten Züge, die bei der Eröffnung des Hochbahnnetzes auf die Schiene kamen. FOTOS: MICHAEL SCHWARTZ Bahnen, drei Busse und der Alsterdampfer „St. Georg“ beförderten etwa 900 Hamburger von Barmbek in die City und zurück. Möglich machten das verschiedene Vereine, die ausrangierte Schienenfahrzeuge und Busse vor der Schrottpresse retten, restaurieren und zu besonderen Anlässen wieder aus dem Schuppen holen. Sogar ein paar Straßenbahnwagen sind erhalten geblieben, nur gab es für die am Sonnabend natürlich keine Schienen zum Schaufahren mehr. Mit einer 90-jährigen U-Bahn zu fahren fühlt sich allerdings nicht viel anders an als mit einer Jährige in der Betriebsleitung, aber etwa 30-mal im Jahr darf er den T 11 fahren. Im Wagen aber fühlt sich der Kunde wie ein König: Überall edle „Damen mit unverdeckten HutnadelHolzvertäfelunspitzen sind von der Beförderung gen, Messinghaltegriffe und Abteiausgeschlossen“, steht in der Polizeile. Keine Schmieverordnung vom 25. Januar 1912. rereien, kein Müll. Ob der Reisende im Kaiserlangsamer als gewohnt im Bahn- reich wohl pfleglicher mit „seihof Jungfernstieg über die Gleise. ner“ Bahn umgegangen ist? Da„Das macht richtig Spaß, den al- mals teilte die Hochbahn ihre Waten Wagen zu fahren“, sagt Dieter gen sogar noch in 2. und 3. Klasse Risse. Eigentlich arbeitet der 44- ein; eine 1. gab es nicht. Nach 20 modernen. Am Anfang ruckt es ein bisschen heftiger, dann zuckelt das kleine Gefährt etwas <> Nr. 234 Seite 14 2 GLÜCKWÜNSCHE 25. Dienstjubiläum feiert heute: Selami Akdas, Norddeutsche Affinerie AG. Geburtstag feiern am 9. Oktober: Hedwig Henrich (94), Elfsaal 20; Henny Clasen, geb. Haverland (91), Gärtnerstr. 63; Hertha Moehlke (86), Magda Töllner (85), Osdorfer Landstr. 28. Einem Teil unserer heutigen Auflage sind Prospekte der Firmen Der Praktiker, Görtz GmbH & Co, Karstadt AG, Saturn Elektro Hamburg und Staples beigefügt. Vitatop: Streit eskaliert Wettbewerb: Texte über Siegfried Lenz „Deutschstunde einmal anders“ ist der Titel des dritten Schreibwettbewerbs, den das Amt für Schule ausschreibt. Mitmachen können alle Hamburger Schüler ab Klasse 7. Gewidmet ist der Wettbewerb diesmal Hamburgs Ehrenbürger Siegfried Lenz, der im März seinen 75. Geburtstag feierte. In allen möglichen Textformen können sich die Schüler mit dem Jubilar auseinander setzen − vom fiktiven Interview bis zur Kurzgeschichte oder zu Hörspielbzw. Theaterszenen ist alles erlaubt. Einsendeschluss ist der 31. Dezember. Texte sind in achtfacher Ausführung zu senden an: Hartmut Deutelmoser, S 13/14, Amt für Schule, Hamburger Straße 31, 22083 Hamburg . Wichtig ist, dass sich der Text auf Siegfried Lenz bezieht, er nicht länger als drei Seiten und der Name des Verfassers (sowie Klasse und Schule) vermerkt ist. (kg) Minuten Fahrt erreicht der Zug Barmbek. Dort legte auch die „St. Georg“ an, und die Hochbahn feierte ein weiteres Fest. Die U-2Brückenbauarbeiten sind abgeschlossen. Beim Museum für Arbeit bewunderten Besucher das Schneiderad von Elbtunnelbohrer „Trude“ und sahen sich historische Omnibusse an. Der Renner: die Hinweisschilder von damals. „Damen mit unverdeckten Hutnadelspitzen sind von der Beförderung ausgeschlossen“, prangt der „Paragraph 23 der Polizeiverordnung vom 25. Januar 1912“ in der U-Bahn. Früher war eben nicht alles besser. ¦ Besitzer wirft Betriebsrat vor, Sanierung zu verhindern Der Ton im Streit zwischen dem Betriebsrat des Fitnessclubs Vitatop und dem Besitzer Harald Claussen wird immer schärfer: Nachdem die drei Betriebsräte Axel Ritter, Dirk Petersen und Stefan Holst dem Unternehmer vorgeworfen haben, er versuche sie mundtot zu machen und führe die Geschäfte nach Gutsherrenart (wir berichteten), schlägt Claussen nun zurück. Ziel des Trios sei es, die Sanierung des verschuldeten Fitnessclubs zu verhindern, um ihn dann billig übernehmen zu können, sagte Claussen dem Abendblatt. „Ich habe mich nicht gegen den Betriebsrat zur Wehr gesetzt, weil ich gegen einen Betriebsrat bin, sondern, weil ich die Vorgeschichte der Herren kenne.“ Claussen wirft den Betriebsräten unter anderem vor, sich unter dem Vorbesitzer des Clubs an Steuerhinterziehungen beteiligt zu haben. Harald Claussen, Vorsitzender des Verbandes deutscher Fitnessund Freizeit-Unternehmen sowie Schwarz E-Blau E-Rot E-gelb Harald Claussen ist der Besitzer des Fitnessclubs Vitatop. Im Oktober 2000 hatte er den Club gekauft. FOTO: MICHAEL RAUHE geschäftsführender Gesellschafter der Sportlife-Firmengruppe, hatte den Club im Oktober 2000 gekauft. Erst später sei aufgefallen, dass der Preis für das Vitatop auf Grund falscher Bilanzen maßlos überhöht gewesen sei. Wegen ihrer Beteiligung an den Vorgängen hätten Ritter, Holst und Petersen im Dezember, kurz vor der Bildung eines Betriebsrates, ihre Kündigungen erhalten. Ein Arbeitsgericht erklärte diese jedoch für unwirksam. Als im März 2001 schließlich ein Betriebsrat unter der Aufsicht der DAG, die Claussen „frühesten Manchester-Kapitalismus“ vor- wirft, gewählt wurde, dauerte es zwei Tage, bis dieser seinen Club für eine Mark an einen Gastwirt verkaufte. Der Gastwirt sollte die Restsumme von rund 500 000 Mark später über Leasing-Zahlungen begleichen. Ziel sei es gewesen, den Betriebsfrieden wieder herzustellen und die Sanierung des Clubs voranzubringen, so Claussen. Doch dem Betriebsrat habe der neue Besitzer nichts entgegensetzen können und nach zweieinhalb Monaten das Handtuch geworfen. Dadurch habe er die Anteile zurückerhalten. Für Claussen spielt der Betriebsrat mit Hilfe der Gewerkschaft ein unsauberes Spiel: Ohne Rücksicht auf Arbeitsplätze gehe es nur darum, den Club entweder in die Insolvenz zu treiben, um ihn dann kaufen zu können, oder so lästig zu werden, dass eine Abfindungssumme von mehr als 200 000 Mark gezahlt werde. „Beidem will ich mich nicht beugen“, sagte Claussen, der sich „mit aller Kraft um die Sanierung des Clubs bemühen will.“ (kab)
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