Dr. Heiko Claussen: Daten intelligent für neue

Daten intelligent für neue Anwendungen nutzen
Die selbstlernende System von
Dr. Heiko Claussen überwachen
Gasturbinen und a
­ ndere Maschinen.
Heute sind so gut wie alle Maschinen und Anlagen mit Sensoren ausgestattet,
die ­Daten liefern, beispielsweise über Energieverbrauch, Temperatur oder Schall­
entwicklung. Dr. Heiko Claussen entwickelt selbstlernende Systeme, die aus diesen
­Daten ­lernen, wie eine Maschine optimal läuft oder wann es Abweichungen gibt.
Der Clou: Das i­ntelligente Überwachungssystem analysiert Daten, die ohnehin
­generiert werden. Der junge Forscher hat eine Blitzkarriere bei Corporate Technology
in Princeton, USA, hingelegt. Er wurde in der Kategorie Junge Talente als Erfinder
des ­Jahres 2016 ­ausgezeichnet.
Dr. Heiko Claussen
Senior Key Expert bei Corporate
­Technology in Princeton, New Jersey
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»Das ist sehr wichtig, denn wenn die Flamme nicht brennt,
aber weiter Gas in die Brennkammer strömt, könnte die Tur­
bine beschädigt werden«, sagt Claussen.
Dr. Heiko Claussen
Erfinder des Jahres 2016
»Wenn Kunden ein Pro­
blem mit ihren Anlagen
haben, brauchen sie
­sofort eine Lösung; das
spornt mich an.«
Heiko Claussen liebt Effizienz. Konkret bedeutet das für den
jungen Forscher, aus bereits vorhandenen oder ohnehin er­
hobenen Daten einen Zusatznutzen herauszuholen. Dafür
entwickelt er selbst lernende Systeme, die in Echtzeit Daten
verarbeiten und sofort merken, wenn beispielsweise eine
Maschine nicht mehr so läuft, wie sie sollte. Besonders stolz
ist Claussen auf ein System, das universell für viele Geräte
einsetzbar ist. »Man steckt es einfach an und kann so die
Maschine überwachen«, erklärt der junge Forscher. Die Soft­
ware des Systems lernt, wie sich die Maschine im normalen
Betrieb verhält, beispielsweise welche Vibrationen routine­
mäßig in bestimmten Bereichen der Anlage herrschen. Wei­
chen die Daten dann ab, merkt das die Software und gibt
ganz einfach über eine Mobilfunkverbindung Alarm. »Für
kleinere Apparaturen wie Kesselspeisepumpen, Wasserpum­
pen oder Ventilatoren in einem Kraftwerk, die vom gleichen
Typ nur in kleiner Stückzahl verwendet werden, lohnt es sich
häufig nicht, ein mathematisches Modell für die Daten­
analyse zu erstellen«, erklärt Claussen. »Unser System ist viel
einfacher und kann schnell zur effizienten Überwachung
eingesetzt werden.«
Obwohl die statistische Signalverarbeitung in sehr vielen
industriellen Bereichen eine wichtige Rolle spielt, arbeitet
Claussen meist für die Geschäftseinheiten im Energie­kontext.
Bei Corporate Technology in Princeton entwickelt er in der
Abteilung Production Runtime Systems unter anderem Proto­
typen für die Überwachung von Gasturbinen. So hat er ein
System entwickelt, das mittels Analyse von akustischen Sig­
nalen aus den Brennkammern der leistungsstärksten Gas­
turbinen von Siemens, der SGT-8000H-Reihe, überwacht, ob
die Flammen in allen Brennkammern tatsächlich an sind.
Normalerweise werden die Flammen in Gasturbinen mit
­einem teuren, zusätzlichen System überwacht, das auf opti­
schen Sensoren basiert. Serienmäßig sind die Gasturbinen
jedoch auch mit Sensoren ausgestattet, die Schallwellen in
den Brennkammern aufnehmen. Diese Daten benutzt das
von Claussen erfundene Monitoring-System, um zu kontrol­
lieren, ob die Flammen brennen. Das System wird mit der
T-3000-Anlagensteuerung der Gasturbine verbunden, die im
Notfall sofort automatisch die Turbine stoppen kann. Zusätz­
lich zum Überwachen der Flammen kann das System weitere
wichtige Flammenparameter in Echtzeit berechnen.
Welche Erfindungen von konkretem Nutzen sein könnten,
erfährt Claussen häufig im direkten Gespräch mit Kunden.
»Grundlagenforschung ist zwar interessant, ich wollte aber
von Anfang an miterleben, wie meine Ideen in der Industrie
angewendet werden«, erklärt er. Deswegen fühlt sich der
junge Forscher auch bei CT in Princeton genau am richti­
gen Platz, denn »hier arbeiten viele Kollegen eng mit den
Geschäfts­einheiten zusammen, und man bekommt da­
durch ­einen sehr guten Überblick und kann Erfahrungen
sammeln«.
Im idyllischen Allgäu geboren und aufgewachsen, zog es
Claussen sehr früh ins Ausland. Sein Studium der Elektro­
technik absolvierte er parallel an der Fachhochschule in
Kempten und an der Universität von Ulster, Nordirland. »So
wollte ich gleich die Weichen stellen, um später auch inter­
national arbeiten zu können«, erklärt er. Seine Doktorarbeit
absolvierte er an der Universität Southampton, war aber zu
dieser Zeit bereits mit einer halben Stelle bei Corporate Tech­
nology in Princeton angestellt. »Das war ideal für mich, da
ich auch manchmal Vorlesungen an der renommierten Uni­
versität von Princeton besuchen konnte.« Wie das ging? Ganz
einfach, indem er sich bei den Professoren gemeldet hat.
»Die sind oft sehr erfreut, wenn sie interessierte Gasthörer
haben«, erklärt Claussen. Seine Interessen waren breit ge­
fächert: Von Mathematik bis hin zur Philosophie reichten die
Vorlesungen.
Keine Frage, für sein Alter hat Claussen bereits sehr viel er­
reicht: 50 gemeldete Erfindungen führten zu 49 Schutzrechts­
familien, zu denen bereits 19 Einzelpatente erteilt wurden –
dies spricht eine eindeutige Sprache. Dabei ist ihm der Erfolg
allein nicht so wichtig, für ihn kommt es auch auf den Zweck
an: »Ich möchte nicht für ein Unternehmen arbeiten, das nur
den Gewinn im Fokus hat. Gerade bei den Energiethemen,
aber auch in vielen anderen Bereichen trägt Siemens viel zu
Verbesserungen für die gesamte Gesellschaft bei, und das
ist mir wichtig.«
SIEMENS.DE/ERFINDER
SIEMENS.COM/PRESSE/INNO2016
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