Was muss alles in einem QM-Handbuch erfasst sein?

PRAXIS
Qualitäts
Management
QM-Dokumentation
Was muss alles in einem
QM-Handbuch erfasst sein?
Das QM-Handbuch ist das „Herzstück“ des Qualitätsmanagements
und dient als Grundlage für dessen
Einführung, Umsetzung und Weiterentwicklung. In ihm werden wesentliche Aspekte, die zur Sicherung und
Verbesserung der Qualität in der
Praxis beitragen, festgelegt. Außerdem gibt es allen, die in der Praxis
arbeiten, Orientierung und schafft
Transparenz und somit Offenheit bei
der Zusammenarbeit.
1. Deckblatt als erste Handbuchseite
Auf der ersten Seite des QM-Handbuchs
stehen Praxisname, Praxisanschrift und
Hinweise zu den Rechten an den Handbuchinhalten (Copyright).
2. Inhaltsverzeichnis
Mit einem Inhaltsverzeichnis schaffen
Sie Überblick und finden einzelne Kapitel und Kriterien einfach und schnell.
3. Grundlagen und Grundsätze des QM
Dieser Abschnitt ist die Einleitung und
beschreibt
• Ziel und Zweck der QM-Einführung,
• Hinweise zum ausgewählten und eingeführten QM-System,
• Hinweise zum Gültigkeitsbereich,
• Hinweise zur Freigabe des Handbuchs,
• Hinweise zum Nutzen des Handbuchs.
4. Beschreibung der Praxis
An dieser Stelle folgen Angaben zu
• Standort,
• Fachgebiet,
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Der Allgemeinarzt 7/2014
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Die nachfolgende Gliederung dient
als Gestaltungsempfehlung und kann
selbstverständlich jederzeit an ein bestimmtes QM-System angepasst werden.
• Schwerpunkten sowie
• telefonischer und örtlicher Erreichbarkeit.
5. Praxisführung und Personal
In diesem Abschnitt wird die Aufbauorganisation beschrieben. Beispiel: „Leiter
der Praxis sind die beiden Ärzte Dr. med.
X und Dr. med. Y. Sie tragen Verantwortung für den gesamten Geschäfts- und
Organisationsablauf der Praxis.
Legen Sie Verantwortlichkeiten fest, damit Regelungen
auch eingehalten werden.
Die Verantwortungsbereiche und Befugnisse sind schriftlich festgelegt.
Die Praxisorganisation ist an die leitende Praxismitarbeiterin Frau Z mit
Weisungsbefugnis für die Mitarbeiter
delegiert.
In der Praxis sind neben Frau Z zwei Medizinische Fachangestellte in Vollzeit,
eine Medizinische Fachangestellte in
Teilzeit sowie eine Reinemachefrau auf
450-Euro-Basis beschäftigt. Die Ausbildung von Medizinischen Fachangestellten findet aktuell nicht statt.“
6. Technische Ausstattung
Hier wird die apparative Ausstattung für
Diagnostik und Behandlung beschrieben.
7. Leistungsspektrum
Beschrieben werden die medizinischen
und nicht-medizinischen Leistungen, die
in der Praxis angeboten werden.
8. Patientenversorgung
Die Patientenversorgung umfasst
• Patientenführung,
• Diagnostik,
• Therapie und das
• Weiterleiten in andere Versorgungsbereiche.
9. Zusammenfassung/
Übersicht der Abläufe
Die Praxisabläufe können beispielsweise in einer Prozesslandkarte (auch
genannt „Prozesshaus“) graphisch darwww.allgemeinarzt-online.de
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gestellt werden. Sie lässt sich untergliedern in
1. Führungsprozesse (unternehmerische
Prozesse),
2. Kernprozesse (patientenbezogene
Prozesse) und
3. Unterstützungsprozesse (organisatorische, administrative Prozesse).
Neben den Prozessen, die es in der Praxis gibt, gibt die Prozesslandkarte auch
Aufschluss darüber, an welchen Stellen
Prozesse zusammenhängen, ineinander
übergehen oder es zu Wechselwirkungen
kommen kann.
Möchte man auf eine Prozesslandkarte
verzichten, können die einzelnen Prozesse auch tabellarisch aufgeführt werden.
An dieser Stelle sollten auch Angaben
zu den „mitgeltenden“ QM-Dokumenten
(Verfahrensanweisungen, Arbeitsanweisungen, Checklisten und weitere Vorgabedokumente) gemacht werden, die
zusätzlich erstellt wurden und in der
Praxis Gültigkeit haben.
10. Verantwortlichkeiten und
Organigramm
Um sicherzustellen, dass Regelungen in
der Praxis auch eingehalten werden und
sich für die Kontrolle jemand zuständig
fühlt, müssen gerade für die wichtigen
Bereiche wie Hygiene, Datenschutz, EDV
usw. Verantwortlichkeiten (z. B. in einer
Verantwortlichkeiten-Matrix) festgelegt
werden.
In einem Organigramm werden außerdem die verschiedenen Positionen und
Hierarchieebenen (z. B. Leitende Mitarbeiter) dargestellt.
11. Praxisphilosophie und Leitbild
Im Leitbild werden Visionen, Ziele,
Selbstverständnis und Werte beschrieben. Fragen, die bei der Entwicklung des
eigenen Praxisleitbildes weiterhelfen,
können lauten:
1. Wer sind wir?
2. Was sehen wir als unsere Aufgabe an?
3. Wie sehen wir unseren Kunden (insbesondere Patienten)?
4. Welche Ziele haben wir?
5. Wohin wollen wir uns entwickeln?
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6. Wie wollen wir miteinander und untereinander umgehen?
7. Worin unterscheiden wir uns von
anderen oder auch: Was macht uns
unverwechselbar?
12. Praxisziele
Legen Sie vom Praxisleitbild abgeleitete
Praxisziele fest, die Ihnen als Praxisinhaber wichtig sind und Sie „voranbringen“.
Beispiele für Praxisziele:
• Medizinische Ziele
• Mitarbeiterorientierte Ziele
• Wirtschaftliche Ziele
• Umweltorientierte Ziele.
Zahlen, Daten und Fakten müssen im
Handbuch nicht bekanntgegeben werden.
13. Dokumentationsanforderungen
An dieser Stelle werden Angaben gemacht zu
• Aufbau und Pflege des QM-Handbuchs,
• Lenkung der QM-Dokumente (Befugnis, Erstellung, Freigabe, Überprüfung, Aktualisierung),
• Lenkung von Aufzeichnungen (Patientendaten, Behandlungsergebnisse
etc.).
14. Einhaltung gesetzlicher
Anforderungen
Beschreiben Sie, wie Sie die gesetzlichen
Bestimmungen und Anforderungen in
der Praxis sicherstellen. Dazu gehören
Aussagen zu den Verantwortlichkeiten,
Fort- und Weiterbildungen und Unterweisungen der Mitarbeiter.
• Medizinprodukte
• Hygiene
• Arbeitsschutz
• Brandschutz
• Datenschutz und Schweigepflicht
• Umgang mit Medikamenten.
15. Einarbeitung, Schulung, Ausbildung,
Kommunikation des Praxispersonals
• Wie ist die Ausbildung geregelt?
• Gibt es in der Praxis einen Ansprechpartner für die Auszubildenden?
• Gibt es Kooperationen mit anderen
Praxen zur Vermittlung von fachfremden Ausbildungsinhalten?
• Gibt es ein Fort- und Weiterbildungskonzept für Praxismitarbeiter?
• Sind Pflichtfortbildungen festgelegt?
• Gibt es ein Einarbeitungskonzept für
neu eingestellte Praxismitarbeiter?
• Welche Kommunikationsstrukturen
gibt es in der Praxis (z. B. Teambesprechungen, Mitarbeitergespräche etc.)?
16. Messung, Analyse, Überwachung
von Prozessen
Beschreiben Sie, welche Messungen,
Analysen und Überwachungen Sie im
Rahmen des Qualitätsmanagements
eingeführt haben, zum Beispiel
• Befragungen von Patienten, Kollegen,
Mitarbeitern
• Statistiken über Störungen, Ausfälle,
Fehlzeiten usw.
• Auswertungen von externen und
internen Qualitätssicherungsmaßnahmen
• Auswertungen von Fehlern, Korrektur- und Vorbeugemaßnahmen
• Durchführen von internen Prozessaudits und anderes.
17. Korrektur- und Vorbeugemaßnahmen
Spricht man von Korrektur- und Vorbeugemaßnahmen, so ist damit zum einen
der Umgang mit Fehlern und Störungen
gemeint, zum anderen aber auch der
Umgang mit Beschwerden.
Es geht also dabei um das Erfassen, Bewerten und Beheben von Fehlern und
Beschwerden sowie auch um Maßnahmen, die zum Minimieren und Vermeiden von Fehlern und Risiken eingeführt
werden (sogenannte Vorbeugemaßnahmen).
18. Kontinuierliche Verbesserung
Beschreiben Sie in diesem Abschnitt,
wie und wodurch kontinuierliche Verbesserungen zum Aufrechterhalten
und Weiterentwickeln des Qualitätsmanagements in Ihrer Praxis sichergestellt
werden. Grundlage dafür ist der PDCAZyklus: Plan (Planen) – Do (Handeln)
– Check (Prüfen) – Act (Einleiten von
Verbesserungen).
▪
Christiane Fleißner-Mielke
www.praxistrainingplus.de
97737 Gemünden/Main
www.allgemeinarzt-online.de