Management SAR BAN ES-OXLEY ACT – STELLEN B ESCH R EI B U NGEN/-B EWERTU NGEN Was verbindet Sarbanes-Oxley Act und Stellenbeschreibungen/-bewertungen? Warum Stellenbeschreibungen eine Renaissance erleben! Sarbanes-Oxley Act – abgekürzt als SOA oder aber häufiger als SOX – ist ein Begriff, der mit Finanzberichterstattung und Wirtschaftsprüfung normalerweise sofort in Verbindung gebracht wird. Aber welchen Zusammenhang gibt es zwischen SOX und Stellenbeschreibungen? Wirtschaftsprüfern darzustellen. Die Wirtschaftsprüfer selbst nutzen bei ihrer Arbeit oft anerkannte Frameworks, um die internen Kontrollsysteme zu überprüfen. Das in den USA am häufigsten genutzte und anerkannteste Framework zur Überprüfung der IKS ist das des Committee of Sponsoring Organisations (COSO) of the Treadway Commission, welches in seinen Grundzügen 1992 entwickelt wurde. Das COSO Framework bietet geeignete Kriterien, mit denen das Management eines Unternehmens die Effektivität der IKS überprüfen kann und nach denen Wirtschaftsprüfer die entsprechende Berichterstattung aufbauen können. „Stellenbeschreibungen“ – mit diesem Begriff wurde Ende des letzten Jahrhunderts in deutschen Unternehmen ein etwas verstaubtes und nicht flexibles Instrument der Personal- oder Organisationsabteilung verbunden. Ungeliebt vom Management fristeten Stellenbeschreibungen ein eher bescheidenes Dasein in Unternehmen. Der Titel des Artikels suggeriert, dass es eine Verbindung zwischen SOX und den eher profanen Themen „Stellenbeschreibung/-bewertung“ gibt. Wie aber ist die Beziehung, warum sollten Unternehmen im Zusammenhang mit Sarbanes-Oxley Act an „Stellenbeschreibungen/-bewertungen“ und ihre Bedeutung denken? Unbestritten, dass Stellenbeschreibungen und Stellenbewertungen für Nachvollziehbarkeit, Transparenz und Klarheit in Organisationen sorgen. Die nachfolgende Darstellung erläutert den Zusammenhang und zeigt, warum Stellenbeschreibungen/-bewertungen eine Rolle bei der Einhaltung der Anforderungen des SOX spielen (können). Sarbanes-Oxley Act und COSO Framework Durch die Bilanzskandale um Enron, Worldcom etc. wurde die Forderung nach verbindlichen Regelungen zur Unternehmensberichterstattung in den USA immer lauter. Am 25. Juli 2002 verabschiedete der US-Kongress den nach seinen Autoren benannten Sarbanes-Oxley Act, der durch die Unterzeichnung durch den US-Präsidenten George W. Bush zum 30. Juli 2002 in Kraft gesetzt wurde. Mit dem Sarbanes-Oxley Act soll das Vertrauen von Aktionären und anderen Interessengruppen in die Finanzberichterstattung von Unternehmen wie- COSO Framework und Stellenbeschreibungen/ -bewertungen Dr. Konrad Reiher, Partner/Mitglied der Geschäftsleitung bei der Hay Group dergewonnen werden. SOX nimmt die Unternehmensleitung stärker in die Pflicht, für Vollständigkeit und Richtigkeit der Angaben bei der quartalsweisen und jährlichen Berichterstattung Sorge zu tragen. Neue Anforderungen an die Unternehmensleitung ergeben sich zusätzlich aus SOX. Es ist erforderlich, einen fortlaufenden Nachweis über die Funktionsfähigkeit des internen Kontrollsystems (IKS) im Rahmen des Unternehmensreportings zu führen. Eine besondere Bedeutung kommt im SOX der Section 404 zu. Während 404 a die Verantwortlichkeit des Managements für die Einrichtung und Pflege von geeigneten internen Kontrollstrukturen und Prozessen für das Finanzreporting sowie für die regelmäßige Überprüfung der Effektivität der internen Kontrollsysteme beschreibt, befasst sich 404 b mit den Verantwortlichkeiten der unabhängigen Wirtschaftsprüfer hinsichtlich der Testierung und Berichterstattung für die Wirksamkeit der internen Kontrollsysteme (IKS). Die Unternehmen sind dabei aufgefordert, ihre IKS, basierend auf geeigneten Kontrollkriterien, den unabhängigen Das COSO Framework enthält die fünf Komponenten ■ ■ ■ ■ ■ Kontrollumfeld, Risikobeurteilung, Kontrollaktivitäten, Information und Kommunikation und Überwachung. Die erste Komponente „Kontrollumfeld“ ist die für das Thema „Stellenbeschreibungen/-bewertungen“ die interessanteste. Diese Komponente enthält die folgenden sieben Prinzipien/Themenfelder: 1. Integrität und ethische Werte, 2. Unternehmensleitung, 3. Führungsphilosophie und Geschäftsgebaren, 4. Organisationsstruktur, 5. Befähigung zur Finanzberichterstattung, 6. Entscheidungskompetenz und Verantwortlichkeit und 7. Personal. Nutzt eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft das COSO Framework, so wird sie der Leitung eines Unternehmens bei der Bewertung der IKS Fragen wie die folgenden stellen: Perspektiven | 5-6/2007 8 Management 1. Sind Standards für Integrität und ethisches Verhalten implementiert? 2. Sind Corporate Governance Policies definiert, die das Kontrollumfeld positiv beeinflussen? 3. Berücksichtigt das Management die richtigen Competency-Anforderungen, die richtige Ausbildung und das Wissen, die für besondere Funktionen und die Ausführung besonderer Aufgaben der internen Kontrolle notwendig sind? 4. Unterstützen die Organisationsstruktur sowie die unterschiedlichen Level of Authority ein klares Verständnis der Berichtswege sowie die Etablierung geeigneter Trennungen von Verantwortlichkeiten? 5. Sind alle aus SOX und dem COSO Framework resultierenden Aufgaben und Prozesse (effizient) auf Stellen abgebildet und sind diese Stelleninhabern auch bekannt sowie gezielt kommuniziert worden? 6. Tragen HR Policies und Procedures dazu bei, sicherzustellen, dass die Mitarbeiter die notwendigen Competencies and Integrität besitzen? Schaut man sich die Fragen an, so ist es offensichtlich, dass die unabhängigen Wirtschaftsprüfer in diesem Zusammenhang die Unternehmen nach der Existenz von aktuellen Organigrammen, Stellenbeschreibungen, Inter-Accountability-Matrizen oder Stellenbewertungen/Grading-Strukturen und den damit verbundenen Prozessen der per- manenten Anpassung fragen. Die aufgeführten Instrumente und die damit verbundenen Prozesse generieren Klarheit und Transparenz in Unternehmen hinsichtlich ■ ■ ■ ■ Rollen und Verantwortlichkeiten, Anforderungen der Stelle an die Stelleninhaber und die damit verbundene Kommunikation, Einbindung und Rolle von Stellen und Stelleninhabern in wichtige Entscheidungsprozesse und Berichts- und Entscheidungswege für alle Stellen, insbesondere aber auch für alle, die durch die internen Kontrollsysteme berührt sind. SOX nimmt die Unternehmensleitungen stärker in die Pflicht. Durch den Identifikationsteil (siehe Bild) zeigen Stellenbeschreibungen auf, wie eine Stelle in die Organisationsstruktur eingebunden ist. Die wichtigsten Zuständigkeiten zeigen, in welche Entscheidungsprozesse sie wie eingebunden ist. Enthält die Stellenbeschreibung darüber hinaus noch Informationen zur notwendigen Qualifikation und den notwendigen Competencies der Stelleninhaber, um die Stellen auszufüllen, so ist seitens des Unternehmens Transparenz hinsichtlich des Kontrollumfelds geschaffen und dokumentiert worden. Sind darüber hinaus Prozesse und Systeme implementiert, mit denen organisatorische Veränderungen dokumentiert und kommuniziert werden, so sind weite Teile der Anforderungen der COSO Framework-Komponente erfüllt. Die Nutzung einer analytischen Stellenbewertungsmethode zur Bewertung von Stellen führt bei den am häufigsten genutzten Methoden dazu, dass sich Unternehmen mit Fragen der organisatorischen Einbindung der Stellen im Allgemeinen sowie der Involvierung der Stellen in Entscheidungsprozesse sowie der Strategieentwicklung und –implementierung befassen. Diskus- sionen um Themen wie Handlungsfreiheit, Einfluss der Stelle auf das Geschäft, Involvierung in Strategieentwicklung und Implementierung sowie Stellencharakter zeigen auf, wie eine Stelle innerhalb der Organisation gesehen wird, wie ihre Entscheidungsfreiheit und ihr Ergebnisbeitrag ist. Der Prozess der Stellenbewertung schafft Klarheit über die Rolle und Anforderungen an die Stellen innerhalb des Unternehmens. Letzteres ist insbesondere in Unternehmen mit Matrixstrukturen von großer Bedeutung. Die Instrumente „Stellenbeschreibung und Stellenbewertung“ sowie die damit verbundenen Prozesse bilden darüber hinaus die Grundlage für weitere Personalinstrumente wie Vergütungsmanagement, Talent-Management etc. Ist die Stellenbeschreibung vom Stelleninhaber unterzeichnet bzw. akzeptiert, hat er dokumentiert, entsprechende Aufgaben und Inhalte zu übernehmen. Bei späteren Verstößen und Zuwiderhandlungen steht er damit – zumindest teilweise – in der Pflicht. Perspektiven | 5-6/2007 9 Management Von Stellenbeschreibungen/ -bewertungen zum Sarbanes-Oxley Act Zusammenfassend schaffen Stellenbeschreibungen/-bewertungen und die damit verbundenen Prozesse Klarheit und Transparenz über Berichtswege, Anforderungen, Verantwortlichkeiten und Rollen und unterstützen damit die Anforderungen der Komponente „Kontrollumfeld“ des COSO Frameworks. Das COSO Framework wiederum hat sich in den letzten Jahren als anerkanntes Standard-Framework zur Darstellung und Überprüfung der Vorgaben des SarbanesOxley Act in Unternehmen und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften entwickelt. Unternehmen, die dem Sarbanes-Oxly Act unterliegen oder ihm aufgrund von Good Governance freiwillig folgen, tun also gut daran, ihre Organisationsstrukturen in Stellenbeschreibungen zu dokumentieren, die Rollen und Verantwortlichkeiten zu bewerten und Prozesse zu entwickeln und zu implementieren, die es ihnen erlauben, schnell und flexibel organisatorische Veränderungen zu gestalten und zu dokumentieren. Dabei werden in Stellenbeschreibungen die Aufgaben und Verantwortlichkeiten dokumentiert. Sind sie von den Stelleninhabern unterzeichnet, hat er dokumentiert, entsprechende Aufgaben und Zuständigkeiten zu übernehmen. Insbesondere kann das Unternehmen auf diesem Wege nochmals die Bedeutung bestimmter Prozesse, Aufgaben im Zusammenhang mit SOX/COSO unterscheiden bzw. das Risiko eventueller Verstöße, Nichtwahrnehmung von Aufgaben verdeutlichen. kumentation über die damit verbundenen Prozesse!“ Dieses schafft Vertrauen in die Effektivität der internen Kontrollsysteme! Stellenbeschreibungen selbst erleben auch in Deutschland daher eine Renaissance! Ansprechpartner: [email protected], Partner/Mitglied der Geschäftsleitung Über die Hay Group Hay Group ist eine unabhängige, internationale Unternehmensberatung, die Auf die Frage „Kann ich eine Dokumentation Ihrer Organisation und der Verantwortlichkeiten der Mitarbeiter in wichtigen Entscheidungsprozessen von Ihnen bekommen?“ eines unabhängigen Wirtschaftsprüfers sollte eigentlich jedes Unternehmen ohne Zeitverzögerung antworten können: „Ja, hier haben Sie die Dokumentation als auch die dazugehörigen Stellenbewertungen, und hier ist noch zusätzlich die Do- mit ihrem umfassenden, integrierten Ansatz sozioökonomische Systeme gestaltet und dadurch strukturiertes, nachhaltiges Wachstum in Unternehmen, Organisationen und Verbänden generiert. Hay Group arbeitet an 86 Standorten in 47 Ländern und betreut mit ca. 2.200 Beratern über 7.000 Kunden. 85.000-EU RO-STI P EN DI U M Förderprogramm für angehende Top-Managerin Zum zweiten Mal schreibt das Handelsblatt seinen Wettbewerb für ein MBA-Stipendium an der Top-Business School Insead aus. Das Projekt soll Frauen auf ihrem Weg in die Führungsetagen unterstützen. Angehende Managerinnen, die an einer Teilnahme interessiert sind, können ihre Bewerbungsunterlagen bis zum 30. Juni 2007 einreichen. Teilnahmeberechtigt sind Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit oder ständig in Deutschland lebende Ausländerinnen. Das Stipendium in Höhe von 85.000 € deckt die vollen Programmgebühren ab. bereits ist: der Ritterschlag für alle, die ins Top-Management wollen. Der MBA ist immer öfter eine große Chance. Für die einen bedeutet das Management-Studium an einer führenden Business School einen deutlichen Karrieresprung. Anderen ermöglicht der Master of Business Administration, sich völlig neu zu erfinden und beruflich ganz neue Wege zu gehen. Und immer mehr wird der MBA auch in Deutschland, was er international Da aber gibt es gerade in Deutschland viel zu wenige Frauen. Derzeit gibt es in keinem Vorstand der großen Dax-Unternehmen eine Frau. Auch in der Finanzindustrie, dort, wo in der Londoner City oder an der Wall Street in New York zahlreiche Frauen ihren Weg gemacht haben, gibt es hierzulande noch immer vergleichsweise wenige Frauen in Führungspositionen. Das Förderprogramm soll dazu beitragen, diesem Zustand abzuhelfen. Der Weg zum Stipendium: 1. Informationen über das berufsbegleitende Executive MBA-Programm sind auf der Insead-Website (www.insead.edu/emba) abrufbar. Mit dem Förderprogramm sollen Frauen auf ihrem Weg in die Führungsetagen unterstützt werden. 2. Insead bietet dann eine Beratung zu den Fragen: Kann das EMBA-Programm die persönlichen Karriere-Erwartungen erfüllen? Ist das Programm für Sie geeignet? Erfüllen Sie die Voraussetzungen? Kontakt: Hilde Deschoemaeker, e-Mail: [email protected] Perspektiven | 5-6/2007 10
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