Darüber - Banque Internationale à Luxembourg

BIL BOARD
Finanzmarktnachrichten
financial market news
Sehr geehrte Damen und Herren,
Werter Anleger,
Im Jahr 2014 kam die volle Bedeutung der drei Begriffe, aus denen sich der Name unserer Bank zusammensetzt, mehr denn je zum Tragen:
-B
anque: Die BIL ist die älteste Privatbank Luxemburgs und einer der Grundpfeiler des Finanzplatzes.
Sie zeichnet sich durch eine vielschichtige Struktur
und ein umfassendes, auf die Ansprüche sämtlicher
Kunden ausgerichtetes Angebot aus. Sowohl das
Bankgeschäft der BIL wie auch das Bankgeschäft ihres
Treuhänders Experta wurden durch die Schaffung
unseres Multi-Family Office Belair House und den
Aufbau des auf die Strukturierung von Anlageinstrumenten spezialisierten Unternehmens BIL
Manage Invest bereichert.
- Internationale: Die BIL ist in den weltweit wichtigsten Privatbankzentren – der Schweiz, Singapur und
seit Oktober auch in Dubai – vertreten.
- L uxembourg: Als systemrelevanter Akteur nimmt
die BIL nach wie vor eine Schlüsselrolle bei der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes ein und passt
sich fortwährend den Bedürfnissen ihrer Kunden und
den gesetzlichen Auflagen an.
2015 erwarten uns zahlreiche Herausforderungen.
Eine davon ist die Entwicklung unserer internationalen
Strategie und die weitere Verankerung im Großherzogtum basierend auf der Nähe zu unseren Kunden.
Seien Sie versichert, dass wir Ihnen mehr denn je zur
Seite stehen und alles daran setzen werden, Fragen
zu Ihrem Vermögen bestmöglich zu beantworten. Sie
können auf unser unvoreingenommenes Know-how
sowie unsere transparenten Beratungen und Anlagedienstleistungen bei der Verfolgung Ihrer Ziele einer
gewinnbringenden Anlage zählen.
Ich wünsche Ihnen ein glückliches und erfolgreiches
Jahr 2015.
Hugues Delcourt
Chief Executive Officer
Winter 2014/2015
07/12
Umgekehrter Ölschock
versetzt Anleger in
Angst
Von Yves Kuhn, Chief Investment Officer
„Warum sollte ich die Förderung drosseln...?“
... ist wahrscheinlich eines der berühmtesten Zitate des Jahres 2014. Der saudische
Ölminister Ali Al-Naimi erklärte:
„… dies ist ein Markt, und ich verkaufe auf
einem Markt. Warum sollte ich also drosseln?“.
Damit reagierte er auf Forderungen bestimmter OPEC-Mitgliedsländer nach einer Senkung
der Fördermengen im Dezember 2014, um eine
Untergrenze für die rückläufigen Rohölmärkte
zu schaffen.
Der Ölpreisrückgang sorgt für neue Rekorde
an den Finanzmärkten: Parallel zum Rohölpreis
verzeichneten die Währungen der ölexportierenden Länder (CAD, COP, NOK, RUB) und die
Spreads hochverzinslicher Unternehmensanleihen Schwankungen, wie es sie in den
letzten dreißig Jahren höchstens während der
Rezession in den USA oder Asien gab. JP Morgan erklärte dazu: „ … wenn der Ölpreis eher
aus Gründen des Angebots als der Nachfrage zurückgeht, setzt in den G3-Märkten fast
reflexhaft ein positives Denken ein, denn
diese Länder stellen den größten Wirtschaftsblock der Welt dar und sind große
Energieimporteure." Innerhalb des US-Markts
für High-Yield-Unternehmensanleihen ist
der Energiesektor am stärksten gewichtet:
Er macht rund 20 % des High-Yield-Index aus,
doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Daher
geraten Unternehmensanleihen unter Druck,
während das Einkommen der Privathaushalte
und die Verbraucherausgaben ordentlichen
Auftrieb erhalten.
Der Einbruch war so verheerend, dass offen
über geopolitische Intrigen gesprochen wurde:
Russland sollte die Folgen zu spüren bekommen, Iran sollte an den Verhandlungstisch
zurückkehren, US-Schieferöl sollte den OPECLändern keine Marktanteile mehr abnehmen
usw. Wie es den OPEC-Mitgliedern ergeht,
lässt sich wahrscheinlich am Beispiel eines
Mitgliedslands wie Abu Dhabi am besten
ermessen: Das Emirat erhöhte kürzlich die
Förderung, um die Cashflows zu stabilisieren.
Die OPEC kontrolliert nur 30 % der weltweiten
Ölförderung und kann den Preis nicht einmal
durch die Senkung der Fördermenge steuern.
Als Saudi-Arabien das letzte Mal wegen der
gesunkenen Ölpreise die Förderung zurückfuhr, dauerte es laut Laurence Fink, CEO von
Blackrock, 10 Jahre, bis das Land den verlorenen Marktanteil wieder zurückgewonnen hatte. Die USA erhöhten das weltweite Angebot
in den letzten zwei Jahren um 1,6 Mio. Barrel
pro Tag, aber die weltweite Nachfrage stieg
nur um 0,6 Mio. Barrel. Bei einem Preis von
100 USD pro Barrel hat sich diese Diskrepanz
noch verstärkt. Die Nachfrageentwicklung
Yves Kuhn
Olivier Goemans
Chief Investment Officer
Head of Portfolio Management
verlangsamte sich, auch wenn man Ersatzprodukte
wie z. B. grüne Energie unberücksichtigt lässt. Die
Schlüsselfrage lautet, was den Ausverkauf gerade
zu diesem Zeitpunkt auslöste, denn genau die gleichen Statistiken lagen bereits vor vier Monaten vor.
Niedrigere Ölpreise werden letzten Endes die Nachfrage ankurbeln. Manche Branchenkenner glauben,
dass die Verbraucher in den westlichen Ländern
dank des Ölpreisrückgangs mehr als 500 Mrd.
USD zusätzlich für Investitionen und den Kauf
von Konsumgütern zur Verfügung haben. Diese
Situation hat aber auch ihre Schattenseiten, denn
die Ölförderländer nehmen weniger ein und Energieunternehmen könnten beginnen, ihre Investitionen zurückzufahren. Der US-Ölkonzern Chevron
kündigte bereits eine Senkung seiner Investitionsausgaben um über 20 % an. US-amerikanische Junk
Bonds könnten unter Druck geraten, denn Energieunternehmen machen fast 20 % des High-YieldIndex aus. Während viele vom Einbruch der Ölpreise
profitieren, gibt es auch Verlierer: Russland ist in die
Knie gegangen, denn ein Großteil der Wirtschaft des
Landes hängt stark von fossilen Energieträgern wie
Rohöl und Erdgas ab. Folglich büßte die Landeswährung, der Rubel, 2014 über 55 % an Wert ein.
In Venezuela droht ein Zahlungsausfall. Der Ölpreisrückgang zieht auf sehr kurze Sicht eine Deflation
nach sich, und die US-Inflation wird sich unseres
Spotpreis für WTI-Rohöl
120
100
80
60
40
20
0
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Quelle: Bloomberg, BIL
Erachtens zwischen 1 % und 1,5 % einpendeln. Allerdings bereitet der Deflationsschub den
meisten Volkswirtschaftlern keine Sorgen, denn er ist zeitlich begrenzt. Mittel- bis langfris'#!"
tig heizen fallende Energiepreise natürlich die Inflation an, den Verbrauchern steht mehr
5 year, 5 year EUR inflation swap rate
Geld
'!!" zur Verfügung und die Unternehmensgewinne steigen dank niedrigerer Energiekosten
3
unverhofft
an.
&!"
2.8
2.6 Europa, wo das Wirtschaftswachstum Ende 2014 stagnierte, wäre dies ein Segen.
Für
%!"
Der
2.4 Rückgang des Euro um über 12 % gegenüber dem US-Dollar im Jahr 2014 und die
gesunkenen
Energiepreise dürften die europäischen Volkswirtschaften und die weltweiten
$!"
2.2
Verbraucherausgaben ankurbeln. Die Wahrscheinlichkeit einer umfassenden quantitativen
2
#!"
Lockerung
(d. h. der Senkung der Kapitalkosten durch den Kauf von Staatsanleihen auf dem
1.8
Sekundärmarkt) stieg an, nachdem die EZB neue Töne anschlug: Statt eine Ausweitung ihrer
1.6!"
Bilanz
auf 3 Bio. EUR zu „erwarten“, wird dies nun „angestrebt“. Damit wären die Vorausset1.4
zungen
für ein Wirtschaftswachstum vorhanden, das 2015 über 1,5 % betragen könnte.
1.2
1
2008
2009
2010
2011
2012
Makroökonomischer Ausblick der BIL
für die nächsten 6 Monate
2013
xxxxx
Wirtschaftswachstum: Das weltweite Wachstum
wird sich 2015 beschleunigen. Das Wachstumsplus
wird im Wesentlichen den Industrieländern zu
verdanken sein. Gemäß der Bloomberg-Erhebung ist
2014 ein weltweites Wirtschaftswachstum von 3,5 %
gegenüber 3,1 % zu erwarten; die USA dürften um
über 3 % und die Eurozone um 1,2 % zulegen. Vor allem in den USA dürften die Investitionsausgaben der
Unternehmen und der Wohnungsbau das Wachstum
stützen. Deutliche Wachstumsrückgänge werden
für den russischen (-0,9 %), chinesischen (7 %) und
brasilianischen Wirtschaftsraum (0,7%) erwartet. Japan dürfte um 1,4 % wachsen. Dazu ist anzumerken,
dass die volatilen Energiepreise ein wichtiger Faktor
bei der Abschätzung des Wirtschaftswachstums
sind.
2
Inflation: Es gibt einige Bedenken, was die Auswirkung der sinkenden Energiepreise auf die
Inflation
anbelangt. Kurzfristig könnte
in Nikkei
der Tat ein
Kurs-Gewinn-Verhältnis
des
225deutlicher Inflationsrückgang ins Haus
stehen.
Während
der
Rückgang
der
Ölpreise
die
US-Gesamtinflation
auf einen niedrigen
40
Stand (1 % bis 1,5 %) drücken wird, dürfte der von der Fed verwendete Maßstab, der Index
35
für
den Verbrauch der Privathaushalte (PCE), kaum darunter leiden. Aufgrund der steigenden
30 Kapazitätsauslastung der US-Industrie wird es einen leichten Anstieg der Lohninflation
geben. Die Inflation in der Eurozone bereitet uns Sorgen, und der gesunkene Ölpreis könnte
25
bedeuten, dass die niedrige Inflation in diesem Währungsraum auch die Inflationserwar20
tungen
nach unten zieht. Wir erwarten, dass die Inflation in der Eurozone in den nächsten 6
Monaten
irgendwo zwischen 0 % und 0,5 % liegen wird, wobei die Gefahr besteht, dass die Eu15
rozone insgesamt in den kommenden Monaten sogar in den negativen Bereich absinken wird.
10
In den Schwellenländern könnte die Inflation unverändert bleiben: Die Währungsschwäche
5
dämpft
den Ölpreisrückgang ab, und wir erwarten dort keine allzu ausgeprägte Entwicklung
der0 Deflation. Es ist offensichtlich, dass in den nächsten Monaten ein deutlicher Unterschied
zwischen
Anbietern und
Verbrauchern bestehen
wird – zwischen
Förderländern
und erdöl2010
2011
2012
2013
2014
importierenden Ländern.
Quelle:Thomson Reuters, BIL
“
Erneut aufkommende Sorgen um die Zukunft
der Eurozone würden Vermögen vernichten
Zinsen: Die US-Zinsen werden parallel zu den Realzinsen niedrig bleiben. Wir erwarten nicht, dass die Fed in der ersten Jahreshälfte 2015 an der Zinsschraube drehen wird. Aber 2015 wird es in den USA eine Zinserhöhung geben. Der immer stärkere Index für den Verbrauch der Privathaushalte (PCE),
ein wichtiger Maßstab der Fed, wird im zweiten Halbjahr 2015 mehr Aufmerksamkeit erhalten. Unseres Erachtens ist es durchaus möglich, dass die
langfristigen Renditen in den kommenden Monaten noch weiter zurückgehen. Insgesamt dürfte der Einbruch der Ölpreise nur begrenzte Auswirkung
auf die Geldpolitiken der Fed haben. Was den Arbeitsmarkt anbelangt wird der Lohndruck wahrscheinlich im Jahresverlauf zunehmen. Darüber hinaus
hat die US-Notenbankchefin Janet Yellen erklärt, dass höhere Löhne Voraussetzung für Zinserhöhungen sind. In Europa erwarten wir sehr akkommodierende Geldpolitiken. Wie bereits erwähnt gehen wir von einer umfassenden quantitativen Lockerung im Euroraum aus; in den USA und dem Vereinigten Königreich folgte auf jede quantitative Lockerung ein Anstieg der langfristigen Zinsen; etwas höhere Zinsen in den Kernmärkten der Eurozone
würden uns folglich nicht überraschen. Der Spread zwischen den Peripherie- und den Kernländern der Eurozone beträgt mehr als 120 Basispunkte für
längerfristige Papiere, könnte aber infolge einer umfassenden quantitativen Lockerung erheblich sinken. Da eine niedrige Inflation hartnäckig ist und
länger andauert, erwarten wir im Euroraum eigentlich keine großen Schwankungen der kurzfristigen Zinsen.
Schlüsselrisiken für unsere Erwartungen
Was Risiken anbelangt stellen eine weitere Abschwächung des Wachstums außerhalb der USA
und/oder eine Wachstumsverlangsamung in den
USA unseres Erachtens das größte Abwärtsrisiko
dar. Folglich wird die Fed die Zinsen 2015 nicht
erhöhen; Deflationsdruck kann auch in den USA
entstehen, und dann wäre sehr wahrscheinlich die
ganze Welt davon betroffen. Die Arbeitslosigkeit
würde überall massiv ansteigen und es würde eine
erhebliche Vermögensvernichtung drohen.
Ein weiteres Risiko, das es zu beachten gilt, sind
möglicherweise erneut aufkommende Sorgen
um die Zukunft der Eurozone. Die Ungewissheit
in Bezug auf einen ungeordneten Ausstieg eines
EU-Landes würde mehr Vermögen vernichten
als ein Krieg in der Ukraine oder im Nahen Osten.
Bisher hat der mächtige monetäre Schutzwall, den
die Zentralbanken aufgebaut haben, die Wand der
Ängste überragt. Sollte der Markt jedoch von der
steigenden Ungewissheit in Bezug auf die Zukunft
der Eurozone überrascht werden, kann selbst eine
lockere Geldpolitik das Interesse der Anleger an
risikoreichen Anlagen nicht wach halten und die
Anleger werden „mit den Füßen abstimmen“. Als potenzielle Gefahrenherde könnten sich
die spanischen oder französischen Rechtspopulisten oder sogar die griechischen Linken der
Syriza-Partei erweisen.
Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi erklärte, er könne eine quantitative Lockerung auch ohne einstimmigen Beschluss des Direktoriums der EZB umsetzen. Europa muss voll hinter jedem Beschluss der EZB stehen. Wenn Deutschland, das wirtschaftlich
stärkste Land der Eurozone, von der Entscheidung der EZB abweichen und sich damit von der
EZB distanzieren würde, würde Europa in einer Sackgasse stecken. Jegliche Zweifel an einer
europäischen Institution und deren Unterstützung durch einen Mitgliedstaat würden zu
großem Unbehagen und zu Sorgen bezüglich der gemeinsamen Zukunft führen.
Manche Schwellenländer könnten ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen oder ihre Schulden umstrukturieren: Diese Gefahr droht vor allem in Venezuela und
Russland. Während wir im Falle Venezuelas diese Möglichkeit sehen, betragen die russischen
Devisenreserven über 400 Mrd. USD. Dennoch wird die Befürchtung, dass einzelne russische
Unternehmen zu einer Umschuldung gezwungen sein werden, die Märkte in den kommenden
Wochen begleiten; in diesem Szenario leiden risikoreiche Anlagen und vor allem europäische.
Was die Aufwärtsrisiken anbelangt könnte der drastische Rückgang der Energiepreise die
Konjunktur weltweit ankurbeln. Vor allem der Lohndruck würde in den USA schneller
entstehen als erwartet. Die Fed würde wahrscheinlich die Zinsen früher erhöhen als erwartet,
aber vor allem würden die Renditen langfristiger US-Treasuries steigen, was zu erheblicher
Volatilität in einer bisher als sicher angesehenen Anlagekategorie führen würde.
Vermögensaufteilung der BIL
Auf kurze Sicht halten wir an der leichten Übergewichtung von Aktien und insbesondere von
japanischen und US-Aktien fest. Die Bewertungen
von Anleihen sind insgesamt überzogen.
Wir konzentrieren unsere Anlagen am Anleihemarkt auf das europäische High-Yield-Segment
3
und Anleihen aus Peripherieländern . US-amerikanische Investment-Grade-Unternehmensanleihen könnten ein gewisses Wertpotenzial besitzen. Im Übrigen haben wir unsere
optimistische Einschätzung von Schwellenländeranleihen deutlich gesenkt.
Die europäischen Aktienmärkte sind zahlreichen kurzfristigen Risiken ausgesetzt,
und wir bleiben neutral eingestellt, solange nicht eine bessere Visibilität besteht.
Japanischen Aktien drohen niedrige Bewertungen, sowohl absolut gesehen als auch im
historischen Vergleich. Der Wertverlust des Yen stärkt die Wettbewerbsfähigkeit von Exportunternehmen, und die äußerst lockeren Geldpolitiken der Bank of Japan werden natürlich auch den Markt
stützen. In Europa ist die Situation aus unserer Sicht ähnlich. Die Bewertungen sind nicht so attraktiv,
aber die Gewinne liegen auch rund 35 % unter ihrem Stand von 2007. Die äußerst lockere Geldpolitik
der EZB, der Euro-Rückgang und der Einbruch der Energiepreise werden die Unternehmensgewinne auf
mittlere Sicht ankurbeln.
In Bezug auf die USA werden wir im Jahresverlauf zurückhaltender agieren . Dieser Markt zeichnet
sich durch leicht überzogene Bewertungen, Gewinnmargen auf Höchstständen (der USD-Anstieg wird
wahrscheinlich vom Rückgang der Energiepreise abgedämpft) und eine Beschleunigung des Investitionszyklus aus; mittelfristig ist er für Anleger weniger attraktiv als die beiden anderen Märkte.
Alles in allem erwarten wir 2015 mehr Volatilität, denn uns bietet sich ein undurchsichtiges Bild. Über-
zogene Märkte und geringe Visibilität waren noch nie gute Voraussetzungen für Anlagen.
Aktien der Eurozone
Obwohl es 2014 einige Verbesserungen der
Kennzahlen (z. B. beim Kurs-Gewinn-Verhältnis) gab,
ist unseres Erachtens das Aufwärtspotenzial
noch nicht ausgeschöpft. Wir sind uns bewusst,
dass der schwache Wachstumsausblick für die
Region Ausdruck der Labilität der europäischen
Wirtschaft ist; viele Risiken (Griechenland, Russland,
Deflation, Rezession usw.) sind bedeutsam, werden
aber noch nicht voll verstanden. Andererseits
wird die Kombination aus einem schwächeren
Euro, geringeren Einstandskosten aufgrund der
fallenden Öl- und Metallpreise und anhaltend
niedrigen Finanzierungskosten den meisten
Unternehmensgewinnen in Europa Auftrieb geben
– die Konsenserwartungen laufen im Moment auf
einen Anstieg des Gewinns je Aktie um 9-10 % für
2015 hinaus.
Der MSCI Europe wird zurzeit mit 14,0x das
erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis der nächsten
zwölf Monate gehandelt. Im Vergleich zu
neueren historischen Zeiträumen erscheinen
die europäischen Bewertungen überzogen.
Angesichts der US-Bewertungen dürfte dies
jedoch stark übertrieben sein, denn europäische
Aktien werden mit einem Abschlag von 15 %
gegenüber US-Aktien gehandelt. Noch wichtiger
ist der Aspekt, dass die Unternehmensgewinne
in den USA 25 % über den Höchstständen von
2007 liegen, die europäischen aber rund 35 %
darunter. Eine umfassende quantitative Lockerung
durch die Europäische Zentralbank dürfte dazu
beitragen, das Potenzial der europäischen
Unternehmensgewinne auszunutzen.
4
Wir erwarten, dass die Gewinne in Europa endlich
anziehen und insbesondere, dass zyklische Werte im
weiteren Verlauf höher bewertet werden. Wir sind
uns bewusst, dass die niedrige Inflationsrate den
Bankensektor beeinträchtigen wird, der vor einem
weiteren Jahr mit einem geringen Gewinnwachstum
steht. Allerdings sind die Bewertungen niedrig
und die Dividendenrenditen liegen bei knapp 4 %.
Folglich sind wir optimistisch in Bezug auf aus-
gewählte Banken, vor allem aus den Peripherieländern; diese dürften in großem Maße von einer
weiteren Verringerung der Risikostreuung durch
die Bilanzausweitung der EZB profitieren. Dieser
Sektor wird mit einem KBV von 0,9x gehandelt,
also unter dem Niveau von Ende 2013, obwohl die
Prüfung der Aktiva-Qualität und die Stresstests
positiv ausfielen. Darüber hinaus schätzen wir
den Automobil- und den Fremdenverkehrssektor, die aus unserer Sicht beide in hohem Maße
von den fallenden Ölpreisen und dem niedrigeren
EUR/USD-Wechselkurs profitieren, sowie den eher
defensiven Gesundheitssektor, dem der Wechselkurs ebenfalls zugutekommen dürfte.
US-Aktien: Solides Wirtschaftswachstum
und hoher Barmitteleinsatz durch die Unternehmen werden überzogene Bewertungen stützen
Angesichts der Tatsache, dass der MSCI US
Index in diesem Jahr fast 37 neue Höchststände
erreichte, überrascht es nicht, dass Anleger der
nächsten Korrektur sorgenvoll entgegenblicken.
Die US-Konjunkturindikatoren überraschen
jedoch weiterhin positiv, und dieser Markt
könnte im Zusammenspiel mit den soliden
Unternehmensergebnissen seinen Anstieg auf
kurze Sicht fortsetzen.
“
Die
Rentabilität
im Gesundheitssektor
war in den
letzten Jahren
extrem
hoch
Angesichts des MSCI US Index, der zurzeit mit 16,3x
das KGV in den nächsten zwölf Monaten gehandelt
wird (15 % Aufschlag gegenüber den europäischen
Märkten) erscheinen die Bewertungen jedoch
überzogen. 2015 wird die Fed Fund Rate
wahrscheinlich die Bewertungen der Aktienmärkte
beeinträchtigen. Normalerweise reagieren die
Aktienmärkte schon drei bis vier Monate vor einer
Zinserhöhung.
In den USA
und der
Eurozone
werden
japanische
Aktien
Spotpreis für WTI-Rohöl
mit
einem
120
Abschlag
100
80
gegenüber
60
dem Markt
40
gehandelt
20
0
2008
2009
2010
Quelle: Bloomberg, BIL
Was könnte den US-Aktien auf diesen Ständen
noch Unterstützung bieten? Wie bereits erwähnt:
stärkeres Wachstum. Nach unserem Dafürhalten
wird aber auch der Barmitteleinsatz (z. B.
Fusionen und Übernahmen, Aktienrückkäufe
und Dividendenerhöhungen) auf hohem Niveau
weitergehen, denn die starke CashflowGenerierung der US-Konzerne bedeutet, dass auf
kurze Sicht eine Untergrenze für die Bewertungen
der Aktienmärkte besteht. Wir sind uns bewusst,
dass sich die Margen der Unternehmen, die in den
USA im Schnitt über 30 % höher als in der Eurozone
sind, mittelfristig stabilisieren könnten. Der neue
Investitionszyklus, ein aufwertender US-Dollar und
Inflations-/Lohndruck werden die Rentabilität der
US-Unternehmen langsam verringern. Im Moment
könnten die unverhofften Gewinne durch die
gesunkenen Energiekosten dafür sorgen, dass die
2011
2012
2013
2014
Margen weiterhin hoch bleiben.
Unsere bevorzugten Sektoren in den USA sind
nach wie vor Informationstechnologie (IT) und
'#!"
Gesundheit. Der IT-Sektor verzeichnet ein starkes
5 year, 5 year EUR inflation Wachstum
swap ratebei nicht überzogenen Bewertungen:
'!!"
IT-Aktien werden weiterhin mit einem Abschlag
3
gegenüber dem Markt gehandelt, während
&!"
2.8
normalerweise ein Aufschlag von 20 % besteht.
2.6
%!"
Auch der Gesundheitssektor ist angesichts solider
2.4
Bilanzen und des Gewinnwachstumspotenzials
$!"
2.2
relativ attraktiv. Damit befindet sich der Sektor in
2
#!"
einer guten Position, um die Dividenden anzuheben,
1.8
Aktien zurückzukaufen und Übernahmen zu
1.6!"
tätigen. Uns ist klar, dass der freie operative
1.4
Cashflow ein Schlüsselfaktor für die Bewertung
1.2
des Gesundheitssektors ist. Diese Kennzahl
1
beträgt zurzeit 4,8x und ist damit niedriger als
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2007. Gleichzeitig
haben
sich die Bewertungen
des
Sektors seit 2007 verdoppelt. Mit anderen Worten:
xxxxx
Die Rentabilität und die Cashflow-Generierung im
Gesundheitssektor waren in den letzten Jahren
extrem hoch.
Kurs-Gewinn-Verhältnis des Nikkei 225
40
35
30
25
20
15
10
5
0
2010
2011
Quelle:Thomson Reuters, BIL
5
2012
2013
2014
Japanische Aktien
Die Entscheidung der Bank of Japan auf ihrer
Sitzung Ende Oktober, ihr qualitatives und
quantitatives Lockerungsprogramm (QQE)
fortzusetzen, ist nicht nur positiv für die
japanischen Aktienmärkte, sondern hat auch eine
wesentliche Bedeutung für die globalen Märkte,
denn sie schließt sich an das gerade beendete
Anleihenkaufprogramm der Fed an. Es ist nahezu
sicher, dass die unterschiedlichen Geldpolitiken der
Fed und der Bank of Japan mittelfristig weiterhin
Abwärtsdruck auf den Yen gegenüber dem USDollar ausüben. In den vergangenen Jahren bestand
eine hohe Korrelation zwischen dem USD/JPYWechselkurs und dem japanischen Aktienmarkt.
Seit Beginn der aktuellen Aktienhausse im Jahr
2012 betrug diese Korrelation nahezu 98 %. Daher
ist es für Anleger am japanischen Aktienmarkt von
entscheidender Bedeutung, ihr Währungsrisiko in
ihrer Referenzwährung abzusichern.
In den USA und der Eurozone werden japanische
Aktien sowohl auf Grundlage des Kurs-Gewinn- als
auch des Kurs-Buchwert-Verhältnisses mit einem
Abschlag gegenüber dem Markt gehandelt. Warum
halten wir das nicht für eine Falle für Anleger?
In den letzten Quartalen gab es ermutigende
Anzeichen dafür, dass in Japan mehr Wert auf den
Shareholder Value gelegt wird. Dies war Teil eines
Vorstoßes für eine Corporate-Governance-Reform
im Rahmen des dritten Pfeils der Abenomics.
Dividendenausschüttungen und Aktienrückkäufe
nahmen anschließend deutlich zu. Alles deutet
darauf hin, dass sich dieser Trend fortsetzt, denn
die Barmittelbestände der Unternehmen sind
sehr hoch. Dies ist positiv, denn Aktienrückkäufe
weisen eine hohe Korrelation mit dem Aktienmarkt
insgesamt auf.
Der staatliche Pensionsfonds hat eine massive
Veränderung seiner Vermögensaufteilung von
Anleihen in Aktien beschlossen. Die aggressive
geldpolitische Lockerung der Bank of Japan soll
zu einer anhaltenden Inflation mit einem Zielwert
von 2 % im Laufe des Jahres 2015 führen. Da die
Inflation zurzeit nur ungefähr die Hälfte dieses
Ziels beträgt, wird die Bank of Japan weiterhin
alles Notwendige tun, um dieses Ziel zu erreichen.
Steigende Inflation macht Aktien zu einer
attraktiveren Anlage als Anleihen, und die Kaufkraft
eines Pensionsfonds hat erheblichen Einfluss auf
den Gesamtmarkt.
Nach dem Erdrutschsieg der Liberaldemokratischen
Partei im Dezember 2014 hat Premierminister Abe
nun vier weitere Jahre Zeit, um seine Reformen
fortzusetzen. Dank der Zweidrittelmehrheit der
LDP und ihres Koalitionspartners im japanischen
Unterhaus kann er sich über Beschlüsse des
Oberhauses hinwegsetzen, was ihm ermöglicht,
einige sehr unpopuläre Entscheidungen zu treffen,
z. B. die Atomkraftwerke wieder in Betrieb zu
nehmen. Dies wäre ein positiver Schritt, der zum
einen niedrigere Stromkosten für japanische
Unternehmen und zum anderen weniger Importe
fossiler Brennstoffe und eine bessere Handelsbilanz
zur Folge hätte.
Insgesamt dürfte 2015
sich durch hohe Volatilität
auszeichnen und
Diversifikation wird äußerst
Festverzinsliche Anlagen
Schlussfolgerungen
Wie Deutsche Bank Research schrieb, „… [führte] die Kombination aus niedrigerer
Inflation, der Aussicht auf Zinserhöhungen in den USA, erneuter quantitativer
Lockerung in Europa und Japan und Ungleichgewichten zwischen Angebot und
Nachfrage weltweit zu einem erheblichen Rückgang langfristiger Termingeschäfte und
der Risikoprämie auf Anleihen…"
Generell ist das Risiko-Ertrags-Verhältnis bei
Anleihen recht unausgewogen und in hohem
Maße von einem allmählichen Anstieg der
Zinsen abhängig. Rein auf die Bewertungen
bezogen spricht nach wie vor vieles für Aktien.
Das Problem dabei ist jedoch, dass es ein paar
unvorhersehbare Entwicklungen geben kann
(Griechenland, Russland, Wirtschaftswachstum
usw.), die schwere Folgen für risikoreiche
Anlagen haben könnten und diese positive
Sichtweise der Aktien eintrüben.
Wie bereits dargelegt glauben wir insgesamt, dass 2015 durch stärkeres Wachstum,
aber auch durch unterschiedliche Inflationsausblicke in den USA und Europa/Japan
geprägt sein wird.
Auf kurze Sicht ergibt sich aus unseren Modellen, dass die Inflation wegen der fallenden
Rohstoff- und Rohölpreise weltweit zurückgehen wird. Anleihen sind sehr aggressiv
bewertet und auf manchen Märkten, vor allem in der Eurozone, ist ein sehr negatives
Deflationsszenario eingepreist. Nach einem Rückgang in den nächsten sechs Monaten auf
rund 1,5 % erwarten wir, dass 10-jährige US-Zinsen gegen Ende des Jahres auf Niveaus über
2,5 % steigen. Eine weitere Verflachung der US-Renditekurve ist unseres Erachtens möglich,
da die Zinsen am kurzen Ende deutlich ansteigen werden. Die Kapazitätsauslastung der USIndustrie ist wieder auf 80 % gestiegen: Dies galt bisher als die Schwelle zur Inflation.
Letzten Endes wird das Verhalten der Zinsen der europäischen Kernländer vom
Inflationsmuster diktiert. Wir erwarten, dass die europäischen Zinsen irgendwann in den
nächsten sechs Monaten ihre Talsohle erreichen. Darüber hinaus sind wir uns bewusst,
dass die Inflation in diesem Jahr kein besonderes Problem für die Eurozone sein wird,
denn geringes Wachstum, hohe Arbeitslosigkeit und sinkende Rohstoffpreise werden
die Kerninflation niedrig halten. Wir bevorzugen Anleihen aus Peripherieländern, da noch
Spielraum für eine Verringerung des Risikos besteht. Griechenland könnte ein zunehmendes
politisches Risiko darstellen und dafür sorgen, dass erneut Befürchtungen im Hinblick auf
den Ausstieg bestimmter Länder aus der Eurozone aufkommen. In diesem Szenario würden
viele Anleger sichere Häfen gegenüber Anleihen der Peripherieländer bevorzugen. Wir
werden die neuen Entwicklungen in Griechenland sehr genau beobachten.
Auf US-Dollar lautende Schwellenländeranleihen sehen wir inzwischen vor allem
aus dem Grund etwas pessimistischer, dass die Kapitalkosten aufgrund des Anstiegs
des US-Dollar und/oder der Zinsen viele Probleme schaffen. Ferner sind in den Haushalten
einiger großer Schwellenländer, darunter Iran, Russland, Venezuela und Mexiko, deutlich
höhere Ölpreise einkalkuliert. Venezuela könnte auf kurze bis mittlere Sicht gezwungen
sein, um eine Umschuldung zu bitten. Die Gefahr eines Übergreifens ist begrenzt; allerdings
würden Anleger andere „risikoreiche“ und ähnliche Schwellenländer aufgeben. Ein
weiteres Sorgenkind, das Anleger noch sehr beschäftigen wird, ist Russland. Die erhebliche
Verschuldung russischer Unternehmen, die hohe Abhängigkeit von den Rohölpreisen und der
unaufhaltsame Rubel-Rückgang trotz enorm hoher Zinsen von 17 % beunruhigen Anleger in
der Eurozone.
Die quantitative Lockerung ist in Europa nicht unter Dach und Fach; dass sie Anfang
2015 kommt, ist jedoch mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % anzunehmen. Unsere
Favoriten im globalen High-Yield-Segment sind europäische Titel, denn die akkommodierende
Haltung der EZB stärkt den Wert dieser Anlagekategorie. Was US-High-Yield-Anleihen
anbelangt sind wir mittelfristig pessimistischer, vor allem wenn Rohöl auf längere Sicht billig
bleiben sollte. Unternehmen aus dem Energiesektor machen rund 20 % des High-Yield-Index
in den USA aus. Die Schonfrist wird gewährt, weil es in diesem Sektor 2017 nur ein paar
wichtige Fälligkeitstermine geben wird.
Unsere wichtigsten Schlussfolgerungen lauten:
-Auf kurze Sicht bevorzugen wir japanische
und US-Aktien. Die bei europäischen Aktien
bestehenden Unsicherheiten in Bezug auf die
Deflation, die Sorgen um den Euro wegen der
möglichen Neuwahlen in Griechenland und
die Folgen des Niedergangs der russischen
Wirtschaft mahnen uns zur Vorsicht
gegenüber auf Euro lautenden Aktien.
-Die Inflation könnte kurzfristig erheblich
sinken; dies wäre positiv für US-Treasuries
und Staatsanleihen der Kernländer der
Eurozone. Aus unserer Sicht könnte sich die
Inflationsentwicklung wegen der starken
US-Konjunktur umkehren; in Europa dürfte
die Inflation im ersten Halbjahr 2015 ihre
Talsohle erreichen.
-Wir ziehen europäische High-Yield-Anleihen
dem US-High-Yield-Sektor vor.
-Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit,
dass die EZB im ersten Quartal 2015
in irgendeiner Form eine quantitative
Lockerung einleitet. Davon werden die
Spreads des europäischen Bankensektors
und die europäischen Peripherieländer
profitieren.
-Wir sind inzwischen pessimistischer in
Bezug auf Staatsanleihen und Aktien der
Schwellenländer.
-Im Falle einer quantitativen Lockerung durch
die EZB dürfte der Euro in den kommenden
Monaten weitere 5 % bis 10 % gegenüber
dem US-Dollar einbüßen.
-Insgesamt dürfte 2015 sich durch hohe
Volatilität auszeichnen und Diversifikation
wird äußerst wichtig sein.
Yves Kuhn
Chief Investment Officer
Da sich die wirtschaftlichen Bedingungen jederzeit ändern können, sind die in diesem Ausblick präsentierten Angaben und Meinungen nur zum 17. Dezember 2014 aktuell. Diese
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