Mein sprachliches Genie in Deutsch Emil Karl Brezovsky schrieb als Fantasie – Gruselgeschichte folgende tolle Geschichte! Seine Aufsätze zu lesen sind für mich immer eine FREUDE! Überzeugen Sie sich selbst! Die gesprächige Kreuzspinne Sämtliche Nackenhaare standen mir zu Berge. Ein Schauer nach dem anderen überlief mich. Hatte da nicht eben eine Stimme gesprochen? Hatte sie nicht: „Hey, Alterchen?“, gesagt? Plötzlich hörte ich sie wieder: „Hey, Alterchen? Würdest du bitte von mir heruntergehen, bevor du mich zerquetschst? - Danke!“ Ich drehte mich um und machte mich auf das Schlimmste gefasst. Gleich würde ich etwas Schrecklichem gegenüberstehen, etwas Abscheulichem… Ich drehte mich endgültig um. Vorerst sah ich nichts. Aber dann bemerkte ich etwas Winzige, Kleines. Eben genau das Gegenteil von dem, das ich vorher genannt hatte. Es war… eine Kreuzspinne! Eine fröhliche, winzige Kreuzspinne! Erleichtert starrte ich sie an. „ Was glotz’n so, Jungchen?“ „Oh… Äh, mach ich doch gar nicht!“, beteuerte ich, obwohl ich sie immerzu anstarrte und irgendwo in der Ferne eine Tür quietschte. „Äh… würdest du jetzt bitte aus meinem Bett gehen?“, bat ich sie. „Ach was, Jungchen. In der Nacht fängt hier das Leben erst so richtig an!“, grinste sie (obwohl ich ihren Mund nicht sehen konnte) und flutschte durch das Schlüsselloch aus dem Zimmer hinaus. Etwas verwundert starrte ich ihr nach. Schließlich fiel mir ein, dass ich eigentlich schlafen gehen wollte. Ich legte mich ins Bett und fiel in unruhigen Schlaf. Ich träumte von einem Schnaps trinkenden Skelett, das mit einem stinkenden Socken herum wedelte. Außerdem spann eine singende Spinne ihr Netz zwischen den Rippen des Skeletts. Plötzlich spürte ich ein Kitzeln in der Nase. Ich nieste und saß mit aufrechtem Oberkörper im Bett. „Was ist denn?“, erkundigte ich mich in der Dunkelheit. „Der Schnaps ist alle!“, antwortete eine altbekannte Stimme. „Nur weil bei euch der Schnaps alle ist, weckst du mich!?“, brüllte ich die Spinne an. „Na hör mal! Nur schon gar nicht! Dies ist ein schrecklicher Verlust!“, behauptete die Spinne und ich merkte gleich, dass sie mich veräppeln wollte. „Lass mich raten!“, säuselte ich mit Unschuldsmiene. „Du wolltest mich zur Party einladen! Äh… eigentlich… natürlich!“, brüllte ich, dass das ganze Zimmer erzitterte. „Oder?“, fügte ich eher drohend hinzu. „Äh… Jaja… Natürlich!“, antwortete die Spinne etwas eingeschüchtert. „Komm schon, ich führ dich hin!“, sagte die Spinne und flutschte erneut durchs Schlüsselloch. Ich folgte ihr so schnell wie möglich. Schließlich betrat ich einen kleinen Raum, der voll mit Leuten (oder vielmehr Gestalten) war. In einer Ecke tanzten mindestens 30 Skelette. In einer anderen „geigte“ ein ganzes Orchester. In der Mitte spielten drei Mumien Fangen und versuchten, sich selbst auszuwickeln. Links von den Mumien stand ein Drache, der Feuer spie und so leckere Würstchen grillte, wobei er sich allerdings die Finger andauernd verbrannte. „Oh… Äh… Cool!“, das war das Einzige, was ich herausbrachte. Doch dann begann ich auch zu feiern. Ich tanzte mit den Skeletten und spielte mit den Mumien Fangen. Plötzlich ging das Licht aus. Stille. Totenstille. Nicht einmal das Klappern von einem Skelett war zu hören. Es war dunkel. Stockdunkel. Kein Klappern. Kein Rascheln. Kein Ton vom Orchester. Ich wartete nur darauf, dass das Licht wieder anginge und alle rufen würden: „Reingefallen!“ Doch es war Stille. Bedrohliche Stille. In der Dunkelheit blitzte ein grün leuchtendes Paar Augen auf. Bedrohliche Augen. Gefährliche Augen. Sie kamen näher, immer näher. Nun würde dieses Geschöpf angreifen können, so nahe war es. „Komm schon… Töte mich! Mach es kurz und schmerzlos“, dachte ich verzweifelt. Ein Schweißausbruch nach dem anderen überkam mich. Obwohl es in diesem Raum wohlig warm war, begann ich zu zittern und eine Gänsehaut lief mir über den Rücken. Der Schweiß trat mir aus allen Poren. Plötzlich spürte ich die Hand einer Mumie (noch eingewickelt oder nicht?) auf meinem Rücken und eine tiefe, raue Stimme sagte leise: „Du bist’s!“ Ich spürte die Erleichterung durch jede Ader meines Körpers fließen, als das Licht wieder anging. Ich kapierte: Die Augen gehörten der Mumie. Nun feierten wir glücklich und zufrieden den Rest der Nacht ohne ähnliche Pannen durch. Am nächsten Morgen schlief ich lange. Als ich aufwachte, hörte ich die Spinne noch laut schnarchen. Ob es hier jede Nacht solche Partys gab? Ich überlegte. Wieder machte die Kreuzspinne einen die Stille zerreißenden Schnarcher. Dann sagte sie leise zu mir: „Und selbst wenn sie jede Nacht eine Party schmeißen würden, ich hätte nichts dagegen.“ Und glücklich schlief sie nochmals ein. (Helga Bernhart, Deutsch: 3.Klasse, I. Leistungsgruppe)
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