UNABHÄNGIGE ÜBERPARTEILICHE TAGESZEITUNG ... Augsburger Allgemeine Kino Der Berlinale-Sieger trotzt dem Berufsverbot Porträt Seite 2 MONTAG, 16. FEBRUAR 2015 AUSGABE AS | NR. 38 | 71./164. JAHRGANG Tipps für den Alltag Warum Schuhe quietschen – und was man dagegen tun kann Geld & Leben Stark bewölkt, 3 Grad Auf den Bergen Sonne, sonst meist trüb Wetter www.augsburger-allgemeine.de PREIS ¤ 1,60 Endspurt Nach Anschlägen in Dänemark steigt die Terrorangst Blickpunkt Lokales Mieten steigen weiter Wohnen ist in Augsburg noch einmal teurer geworden. Es liege an der Furcht der Vermieter vor der Mietpreisbremse, so der Mieterverein. Islamistische Gewalt In Kopenhagen werden ein Regisseur und ein Wachmann erschossen. Karnevalszug in Braunschweig abgesagt Kopenhagen/Braunschweig Fünf Wochen nach den islamistischen Attentaten von Paris hat der Terror erneut eine europäische Hauptstadt getroffen. Innerhalb von zehn Stunden erschoss ein Mann in Kopenhagen einen Filmemacher während einer Diskussion über Meinungsfreiheit und einen jüdischen Wachmann vor einer Synagoge. Die dramatische Großfahndung nach dem mutmaßlichen Attentäter endete mit dessen Tod. Er wurde am frühen Sonntagmorgen bei einem Schusswechsel mit Sicherheitskräften erschossen. Gleichzeitig wuchs in Deutschland die Angst vor Anschlägen. Am Sonntag wurde der Karnevalsumzug in Braunschweig, zu dem 250 000 Besucher erwartet worden waren, nur wenige Stunden vor dem geplanten Beginn abgesagt. Der Polizei habe „eine konkrete Gefährdung durch einen Anschlag mit islamistischem Hintergrund“ vorgelegen, hieß es. Die für heute geplanten Rosenmontagsumzüge im Rheinland sollen indes stattfinden. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte: „Die Gefährdungslage in Deutschland ist unverändert hoch.“ Die Taten erinnerten an die Anschläge auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo in Paris und lösten in vielen Ländern Bestürzung aus. Die Pariser Terrorakte könnten den Attentäter laut der dänischen Sicherheitsbehörde PET zu seinen Taten angeleitet haben. Ähnlich wie in Frankreich war er der Polizei zuvor bekannt gewesen. Einschüchtern lassen will sich Dänemark nicht. „Es gibt viele Fragen, die die Polizei noch beantworten muss“, sagte Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt. „Aber es gibt eine Antwort, die wir heute schon geben können. Und die lautet, dass wir unsere Demokratie verteidigen werden.“ Dänemarks Königin Margrethe beschwor die Bürger, nach den Terroranschlägen zusammenzuhalten. Waffenruhe in der Ostukraine hält Donezk/Kiew Die Waffenruhe im Kriegsgebiet Ostukraine hat Hoffnungen auf eine allmähliche Entspannung im Konflikt zwischen der prowestlichen Führung in Kiew und prorussischen Separatisten genährt. Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) bestätigten am Sonntag in Kiew, die Feuerpause habe in den ersten zwölf Stunden gehalten – mit einigen Ausnahmen vor allem im strategisch wichtigen Ort Debalzewo. Dort berichteten auch die Konfliktparteien weiterhin von vereinzeltem Artilleriebeschuss. Als nächsten Schritt sollen Militär und Separatisten in den kommenden Tagen ihre schweren Waffen hinter eine Trennlinie zurückziehen, um eine Pufferzone zu bilden. (dpa) Die dramatischen Stunden von Kopenhagen begannen am Samstag um 15.33 Uhr. Der junge Mann beschoss mit einer automatischen Waffe von außen das Kulturcafé, in dem eine Veranstaltung zum Thema „Kunst, Gotteslästerung und Freie Rede“ stattfand. Der 55-jährige Filmregisseur Finn Nørgaard wurde getötet, drei Polizisten wurden verletzt. Der Angriff galt vermutlich dem schwedischen Zeichner Lars Vilks, der von Islamisten wegen seiner Mohammed-Karikaturen kritisiert wird. Er blieb unverletzt. Etwa zehn Stunden nach dem ersten Anschlag versuchte wahrscheinlich derselbe Täter, nach Mitternacht in eine Synagoge einzudringen. Er eröffnete das Feuer und traf einen Mann tödlich in den Kopf – laut jüdischer Gemeinde einen 37 Jahre alten freiwilligen Wachmann. Der mutmaßliche Attentäter war der Polizei unter anderem durch Gewaltdelikte bekannt. Der 22-Jährige sei in Dänemark geboren und im Bandenmilieu aufgefallen, teilte die Polizei mit. Es gebe keine Hinweise auf Komplizen oder einen Aufenthalt des Mannes als Dschihadist in Syrien oder im Irak. (dpa, AZ) »Kommentar und Politik Kommentar VON WINFRIED ZÜFLE » [email protected] Ich bin Charlie, ich bin Jude A Nicht nur für Gardemädchen geht’s jetzt noch mal hoch her Bei Faschingsfreunden haben die letzten Tage bestimmt Spuren hinterlassen, etwa in Form von Kopfschmerzen. Aber was soll’s? Man kann es zum einen mit dem Gesundheitswahn auch übertreiben, wie im Leitartikel zu lesen ist, zum anderen ist am Aschermittwoch bekanntlich ohnehin alles vorbei. Also: Heute und morgen darf ruhig noch mal gefeiert, getanzt und geschunkelt werden, auch wenn man sich dafür den Knöchel bandagieren muss wie das Gardemädchen der Schlossfinken aus Höchstädt (Kreis Dillingen) auf unserem Bild. Denn Fasching kann auch mal strapaziös sein, wie Sarah Ritschel, die die Garde begleitet hat, auf der Dritten Seite schreibt. Fasching kann aber vor allem auch viel Spaß machen, wie auf den Bildern vom närrischen Treiben in der Region auf Bayern zu sehen ist. Foto: Annette Zoepf Neue Terroristen-Taktik ● Parallelen zu Paris Der Terrorismusexperte Rolf Tophoven sieht bei den Anschlägen von Kopenhagen Parallelen zu den jüngsten Terrorakten in Paris. ● Abkehr von großen Anschlägen Laut Tophoven ist beim Vorgehen von Terroristen ein Wandel erkennbar. Die Terrorszene setze nicht mehr auf große Anschläge mit Bomben. Diese brauchten viel Vorbereitung, Personal und Ressourcen – und die Gefahr, entdeckt zu werden, sei groß. Stattdessen gebe es nun „mehr und mehr kleinere Anschläge durch Individualtäter und Kleinstgruppen“. (dpa) SPD gewinnt in Hamburg Wahl Scholz regiert weiter. FDP feiert einen Erfolg. Debakel für die CDU Hamburg Olaf Scholz bleibt Erster Bürgermeister von Hamburg. Mit ihrem Spitzenkandidaten hat die SPD dem vorläufigen amtlichen Endergebnis nach gestern 45,7 Prozent der Stimmen geholt. Sie verliert damit aber wohl die absolute Mehrheit in der Bürgerschaft und muss sich einen Koalitionspartner suchen. Aller Voraussicht nach wird Scholz künftig mit den Grünen regieren, die auf gut zwölf Prozent kamen. Zweiter Sieger des Abends ist die FDP. Den Liberalen gelang mit Katja Suding locker der Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. Die Alternative für Deutschland, die erstmals in Hamburg antrat, schaffte den Einzug in die Bürgerschaft. Einen bitteren Tag erlebte die CDU, die auf 15,9 Prozent abstürzte. Herausforderer Dietrich Wersich musste damit eine historische Niederlage einstecken. Die Linke kam den Hochrechnungen zufolge auf 8,5 Prozent. Historisch war auch die geringe Wahlbeteiligung. Sie lag bei 56 Prozent. (AZ) »Politik Eine Woche krank ohne Attest Gesundheit Reformvorschlag soll Arztpraxen entlasten Berlin/Magdeburg Die Überlegung kommt gerade recht zur augenblicklichen Grippewelle: Mediziner der Universität Magdeburg schlagen vor, die Regeln für Krankschreibungen zu lockern. Beschäftigte sollten sich für die Dauer von bis zu einer Woche selbst krankmelden können, sagte Wolfram Herrmann, Leiter des Magdeburger Forscherteams, der Welt am Sonntag. Eine Studie habe ergeben, dass viele Arztbesuche nur erfolgten, um die ärztliche Bescheinigung zur Krankschreibung zu erhalten. Falle ein Teil davon weg, würden die Hausärzte entlastet und könnten sich besser um die Behandlung von Patienten mit langwierigen Erkrankungen kümmern. Arbeitgeber verlangen in der Regel ab dem vierten Tag der Krankheit eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Drei Tage kann ein Beschäftigter also nach eigener Entscheidung ohne „Krankenschein“ zu Hause bleiben. Herrmann schlug vor, eine Ausweitung auf fünf Tage in Pilotprojekten auszuprobieren. „Dass durch eine eigenständige Krankmeldung der Beschäftigten die Zahl der Fehltage nicht nach oben schnellt, zeigen Erfahrungen aus Norwegen“, sagte der Arzt. Der CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn zeigte sich aufgeschlossen: „In Deutschland ist die Zahl der durchschnittlichen Arztbesuche auch deswegen so hoch, weil Patienten nur für Rezepte, Verlaufskontrollen oder auch Kurzzeitkrankschreibungen immer zum Arzt müssen“, sagte er der Zeitung. Die Arbeitgeber sehen dagegen keinen Handlungsbedarf. „Die gesetzlichen Regelungen zu Krankschreibungen haben sich in Deutschland insgesamt bewährt“, erklärte der Arbeitgeberverband BDA. (dpa) »Bayern ttentate islamistischer Fanatiker in westlichen Großstädten hat es mehrfach gegeben. In Madrid und London starben insgesamt 250 Menschen. Es waren blindwütige Attacken auf Unschuldige, jeder hätte das Opfer sein können. Mit dem Anschlag auf die französische Satirezeitung Charlie Hebdo vor wenigen Wochen hat sich das geändert: In Paris sollten gezielt Islamkritiker getroffen werden. Die Täter greifen die Grundlage westlicher Gesellschaften an, die Meinungs- und Pressefreiheit. Charlie Hebdo ist leider kein Einzelfall geblieben. Auch der Attentäter von Kopenhagen wollte einen Karikaturisten töten, auch ihm ging es um die Unterdrückung der freien Meinungsäußerung. Wie bei der „Je suis Charlie“-Bewegung muss auch jetzt die Gesellschaft fest zusammenstehen. Wir dürfen den Verbrechern keinen Einfluss auf unsere Gesellschaft zugestehen. Besonders schändlich ist, wenn islamistische Attentäter ihre Verbrechen mit der Ermordung von Juden krönen wollen. Das fordert die westliche Gesellschaft mindestens ebenso zur Solidarität heraus. Jüdische Mitbürger müssen mitten unter uns sicher leben können. Es gilt nicht nur „Ich bin Charlie“, sondern auch „Ich bin Jude“. Vorläufiges amtliches Endergebnis 2015 2011 56,6 57,0 SPD 45,7 48,4 -2,7 CDU 15,9 21,9 -6,0 GAL/Grüne 12,2 11,2 +1,0 Die Linke 8,5 6,4 +2,1 FDP 7,4 6,7 +0,7 AfD 6,1 – +6,1 Wahlbeteiligung Heute in Ihrer Zeitung Randale in der Bundesliga Augsburg Der 21. Spieltag in der Bundesliga wurde überschattet von Ausschreitungen. Bei der 2:3-Niederlage des FC Augsburg in Bremen wurden Augsburger Fans nach dem Spiel von etwa 60 gewaltbereiten Bremern unweit des Weserstadions angegriffen. Sie gingen außer auf die Gästefans auch auf die begleitenden Polizisten los. Zwei Bremer Fans und ein Zivil-Polizist wurden dabei verletzt. Auch im Rheinderby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem Aufsteiger 1. FC Köln (1:0) kam es zu Gewaltszenen. Dort stürmten 25 vermummte Kölner Hooligans nach dem Spiel den Platz. Es gab heftige Rangeleien, Fußtritte und Faustschläge. Bei diesen Ausschreitungen wurden ein Polizist und mehrere Ordner verletzt. »Sport Für Athen wird es ernst Im Schuldenstreit mit Griechenland steht die vielleicht alles entscheidende Woche an. Bereits heute beraten die Euro-Finanzminister in Brüssel mit ihrem griechischen Amtskollegen. »Wirtschaft Auf einen Blick Augsburg 30–36 Bayern 13–14 Capito 16 Fernsehen aktuell am Montag 26 Feuilleton 15 Feuilleton regional 33 Gesundheit 17 Panorama Politik Rätsel/Sudoku Roman Sport Sport regional Wetter Wirtschaft 18 4–6 6 27 19–23 24–25 27 10–12 Kontakt Redaktion Tel. (08 21) 777- 0 Fax (08 21) 777-2067 [email protected] Anzeigen Tel. (08 21) 777- 25 00 Fax (08 21) 777- 25 85 [email protected] Abo-Service Tel. (08 21) 7 77- 23 23 [email protected] 5 10008 4 190139 701605
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