Neuö Zürcör Zäitung NZZ – INTERNATIONALE AUSGABE gegründet 1780 Freitag, 9. Januar 2015 V Nr. 6 V 236. Jg. www.nzz.ch V € 2.90 Zuwanderungsstopp im Ausnahmefall Frankreich im Schock Vor Gesprächen mit der EU Nach dem Attentat auf das Satiremagazin «Charlie Hebdo» ruft Staatspräsident Hollande zur Einheit auf Michael Skibbe verlässt GC Zürich Fussball-Trainer geht im Streit (dpa) V Der Trainer des Fussball-Vereins Grasshopper Club Zürich, Michael Skibbe, kehrt in die Türkei zurück. Der 49-Jährige einigte sich mit seinem bisherigen Verein auf die sofortige Auflösung seines noch bis zum 30. Juni 2016 laufenden Vertrages, wie der Klub am Donnerstag mitteilte. Skibbe steht kurz vor einem Engagement beim türkischen Erstligisten Eskisehirspor, für den er 2011 schon einmal tätig war. Was Skibbe nur wenige Tage nach der Winterpause unternimmt, ist eine Flucht – in Anbetracht der belastenden Vorgeschichte liegt dieser Schluss nahe. Sport, Seite 33 WENIGER VERGEUDUNG Die Anstrengungen der Detailhändler gegen die Wegwerfmentalität Wirtschaft, Seite 12, 13 ZAUBER DER ZAHLEN Firmen, die Big Data nutzen, können rascher auf Veränderungen reagieren Wirtschaft, Seite 14 WETTER Wolkig mit Niederschlägen Deutschschweiz, Nord- und Mittelbünden, Westschweiz und Wallis: Wechselnd bewölkt. Später Bewölkungsverdichtung und einige zum Teil kräftige Niederschläge. 3 bis 8 Grad Celsius. Alpensüdseite und Engadin: Zunächst sonnig. Später Bewölkungszunahme und schwache Niederschläge. Seite 35 BÖRSE Dow Jones 17805,41 1,26% 9106,19 2,31% Euro in Franken 1,201 0,01% Erdöl (WTI in $) 48,83 0,18% SMI Kursfeststellung um 15.50 Uhr ME(S)Z. q Seite 15 Der Terroranschlag auf die Redaktion der Zeitschrift «Charlie Hebdo» hat weltweit Entsetzen ausgelöst. Präsident Hollande rief zur nationalen Einheit auf. Zehntausende von Franzosen beteiligten sich an Solidaritätskundgebungen. Nikos Tzermias, Paris Frankreichs Staatspräsident Fran¸cois Hollande hat am Mittwochabend in einer Fernsehansprache den Donnerstag zum nationalen Trauertag erklärt und angeordnet, dass die Trikolore-Fahnen im ganzen Land drei Tage lang auf halbmast gesetzt werden. Zugleich rief Hollande seine Mitbürger und politischen Gegner zur nationalen Einheit im Kampf gegen den Terrorismus auf. Dem Kommando auf der Spur Der Anschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift «Charlie Hebdo», die wiederholt mit Mohammed-Karikaturen Aufsehen erregt hat, sei ein Angriff auf die Freiheit, die Demokratie und die republikanischen Grundwerte Frankreichs gewesen, sagte Hollande. Für diese Werte seien auch die Opfer der Terroristen heldenhaft eingestanden. Das Attentat forderte 12 Todesopfer und mehrere Schwerverletzte. Die zwei oder laut einem Zeugen möglicherweise gar drei mit Kalaschnikows bewaffneten Islamisten hatten unter anderem den Herausgeber «Charb» und drei weitere Karikaturisten der Zeitschrift ermordet. Unter den Todesopfern waren auch zwei Polizisten, die das Gebäude bewacht hatten. Auch am Donnerstagnachmittag und trotz intensiven Fahndungen befanden sich die Attentäter, die von Experten als gut ausgebildet charakterisiert wurden, noch immer auf der Flucht. Einige Medien berichteten, dass Spezialeinheiten der Polizei den Islamisten auf den Fersen seien und das Fluchtauto im nordfranzösischen Ort Villers-Cotteret ˆ gefunden hätten. Die Agentur Reuters meldete unter Berufung auf Polizeiquellen, die Attentäter seien ein rund 30-jähriges Brüderpaar aus Paris sowie ein 18-Jähriger aus Reims, wo Hausdurchsuchungen stattgefunden hätten. Das Blutbad hat die französische Gesellschaft zutiefst schockiert und aufge- Frankreich trauert: Auf der Place de la R´epublique in Paris solidarisieren sich Menschen mit «Charlie Hebdo». wühlt. Zeugnis davon legten am Mittwochabend nicht zuletzt auch die Zehntausende von Bürgern ab, die in vielen Städten des Landes zu spontan organisierten Solidaritätskundgebungen strömten und vielfach kleine Plakate mit der Aufschrift «Je suis Charlie» hochhielten. Allein auf der Place de la Republique ´ in Paris fanden sich mindestens 35 000 Manifestanten ein. Zwischen je 10 000 und 15 000 Demonstranten wurden in Lyon, Rennes und Toulouse gezählt. lamentskammern sowie die Anführer aller im Parlament vertretenen Parteien. Der sozialistische Premierminister Manuel Valls rief Sarkozy zu einer gemeinsamen Demonstration auf, die am Sonntag stattfinden soll. Sarkozy sagte unter der Bedingung zu, dass die Kundgebung in einem «andächtigen, würdigen und von Festigkeit geprägten Geist» ablaufen werde. Weltweite Solidarität Der Terrorakt wurde auch von den Exponenten aller linken und rechten Oppositionsparteien schärfstens und vorerst ohne Wenn und Aber verurteilt. Der Chef der bürgerlichen UMP und frühere Staatschef Nicolas Sarkozy sicherte seinem Nachfolger volle Unterstützung bei einer Verschärfung des Kampfes gegen den Terrorismus zu. Hollande empfing am Donnerstag im Elysee-Palast ´ die Vorsitzenden der Par- Solidaritätserklärungen trafen in Paris aus fast allen Ländern der Welt ein, besonders aus den europäischen Hauptstädten und aus Washington, wo Präsident Barack Obama seinem französischen Amtskollegen am Telefon grösstmögliche Unterstützung zusagte. Als barbarischer Akt wurde das Attentat auch vom Papst sowie von führenden Vertretern der muslimischen Glaubensgemeinschaften in Frankreich verdammt. Irans Aussenministerium nannte den Mordanschlag einen «Akt, der dem Islam fremd sei». INTERNATIONAL WIRTSCHAFT SCHWEIZ Seite 4 Seite 11 Seite 26 .............................................................................. .............................................................................. .............................................................................. INTERNATIONAL MEINUNG & DEBATTE ZÜRICH UND REGION Seite 6 Seite 19 Seite 29 .............................................................................. .............................................................................. .............................................................................. WIRTSCHAFT FEUILLETON SPORT Seite 7 Seite 21 Seite 33 Merkel verspricht Cameron nichts Über die Parteigrenzen hinaus Bergbahnen haben mit Finanzen zu kämpfen Börsen und Märkte 15 Panorama 20 Warum «Charlie Hebdo» gehasst wird Sport 33, 34 Finanzmarkt 16 Tourismus 16 ANSCHLAG IN PARIS «Charlie Hebdo» Das Satireblatt war aus Prinzip nie korrekt, sondern provozierte immer. «Lieber sterben als knien», hatte der Chefredaktor als Motto ausgegeben. Mohammed-Zeichnungen Seit im Jahr 2006 eine dänische Zeitung zwölf Karikaturen des Propheten veröffentlicht hat, werden deren Urheber regelmässig bedroht. Kommentar Der Anschlag ist ein Angriff auf unsere Zivilisation. Eine Brutalisierung des öffentlichen Diskurses ist schon länger zu beobachten. International, Seite 2, 3 ........................................................................... Schweiz Bundesrätin Doris Leuthard irritiert mit einem Tweet zum Thema Satire und muss nachbessern. Schweiz, Seite 26 Wo die Kugel rollt Kampf um Abfall intensiviert sich Abhören Wie Simon Ammann Ein Whistleblower wird einfacher – für alle zum Sturzpiloten wurde will in den Kantonsrat Inflation in der EU ins Negative gefallen YOAN VALAT / EPA Dario Cologna kann kaum Zeit aufholen Ferienwohnungen 16 € 2.90 / £ 2.50 Redaktion und Verlag: Neue Zürcher Zeitung, Falkenstrasse 11, Postfach 8021 Zürich, Telefon +41 44 258 11 11, Leserservice/Abonnements: +41 44 258 18 03, weitere Angaben im Impressum Seite 24 Immobilien 16 Bildgrösse: 51.89 mm x 33.16 mm KEYSTONE sig./ks. V Als Alternative zu einer strikten Interpretation des Zuwanderungsartikels oder dessen Streichung aus der Verfassung wird die Idee einer Schutzklausel diskutiert. Die Personenfreizügigkeit soll in Ausnahmesituationen beschränkt werden können. Die Obergrenze läge vermutlich im Minimum bei ungefähr 40 000 Zuwanderern aus dem EU-/Efta-Raum. Heute sind es rund 55 000. Unterhalb dieses Schwellenwerts ginge es nicht mehr um Ausnahmesituationen, sondern faktisch um die Abschaffung der Freizügigkeit. In diesem Fall könnte der Bundesrat die Masseneinwanderungsinitiative nicht «europakompatibel» umsetzen. Schweiz, Seite 25 Wer auf dem Las Vegas Strip Kasino für Kasino, Erlebnishotel für Erlebnishotel aufsucht, merkt schnell: Auf der bekannten Vergnügungsmeile herrscht Reizüberflutung. Klassischer geht es etwa in Monte Carlo, Estoril oder Baden-Baden zu und her, wo die Kugel in edlem Ambiente rollt. Reisen und Freizeit, Seite 38–40
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