Gesundheitsgespräch Darmkrebs – früh erkannt ist halb geheilt! Sendedatum: 04.03.2017 Expertin: PD Dr. Sylvie Lorenzen, Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III, Hämatologie und Onkologie am Klinikum rechts der Isar in München Autor: Holger Kiesel Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten in Deutschland. Nur Tumoren in Brust oder Prostata kommen noch öfter vor. Das Tückische: Darmkrebs entsteht oft aus völlig harmlosen Vorstufen. Da Tumoren im Darm aber in der Regel sehr langsam wachsen, bestehen bei rechtzeitiger und regelmäßiger Vorsorge dennoch recht gute Heilungschancen. Und wer auf seine Ernährung achtet, sich viel bewegt und außerdem nicht raucht und nicht trinkt, der hat schon viel getan, um die Entstehung von Darmkrebs zu vermeiden. Besonders achtsam sein sollte allerdings, wer bereits Fälle von Darmtumoren in der Familie hat oder hatte. Der Text beruht auf einem Gespräch von Holger Kiesel mit PD Dr. Sylvie Lorenzen, Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III, Hämatologie und Onkologie am Klinikum rechts der Isar in München. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 1 Stufenweise Entwicklung - Wie Darmkrebs entsteht Darmkrebs entsteht in den allermeisten Fällen im Dickdarm. Nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Tumore sitzt im Dünndarm. Ausgangspunkt für die Entstehung von Darmkrebs sind oft harmlose Vorstufen. Aufbau des Darms Im Wesentlichen unterscheiden wir zwischen Dünndarm und Dickdarm. Der Dickdarm misst etwa 1,5 Meter, der Dünndarm ca. vier bis fünf Meter. Der Dickdarm verläuft wie ein umgekehrtes U durch den Bauchraum und wird in verschiedene Abschnitte unterteilt. Dort entsteht auch die überwiegende Mehrzahl (95 Prozent) aller Darmtumoren. In der Regel wird auch der Enddarm (Rektum) in diesem Zusammenhang zum Dickdarm gerechnet. Wie Darmkrebs entsteht Die Entstehung von Darmkrebs ist in der Regel ein jahre- oder jahrzehntelanger Prozess, der häufig mit der Entartung einer einzelnen Zelle beginnt. Zugrunde liegen Fehler im genetischen Material, die im Laufe der Zeit das Wachstumsverhalten der Zellen verändern. Ist die Veränderung schwerwiegend, stirbt die Zelle normalerweise entweder ab oder wird vom Immunsystem unschädlich gemacht. Funktioniert dieser Mechanismus nicht, und die veränderte Zelle kann sich weiter teilen und ihre Eigenschaften weitergeben, entsteht am Ende Krebs. Wie oft kommt Darmkrebs vor? In Deutschland ist Darmkrebs die dritthäufigste Krebsart nach Brust- und Prostatakrebs. Etwa jeder siebte Tumor wächst im Darm. Das bedeutet ungefähr 70.000 neu Erkrankte jedes Jahr (darunter etwas mehr Männer), von denen etwa 30.000 versterben. Alter der Betroffenen Die Mehrzahl der Betroffenen erkrankt nach ihrem 70. Lebensjahr. Weniger als zehn Prozent bekommen Darmkrebs bereits, bevor sie 55 geworden sind. In diesen Fällen liegt meist entweder eine genetische Prädisposition vor, oder die Betroffenen leiden an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung. Gutartige Vorstufen Aus Untersuchungen weiß man, dass Darmkrebs meist aus zunächst gutartigen Vorstufen hervorgeht. Diese sind bei einer Darmspiegelung als kleine Wucherungen der Darmschleimhaut sichtbar, als sogenannte Polypen. Unter dem Mikroskop zeigt sich, dass die meisten dieser gutartigen Geschwulste sogenannte Adenome sind. Andere Formen von Darmpolypen kommen deutlich seltener vor. Nur ein Teil scheint sich über einen längeren Zeitraum und in Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 2 mehreren Schritten zum Karzinom zu entwickeln. Heute kennt man zudem mehrere aufeinanderfolgende, charakteristische Genveränderungen, die vermutlich hinter dieser schrittweisen Entwicklung stehen. Symptome und Risikofaktoren - Abgrenzung zu anderen Darmerkrankungen Die ersten Symptome von Darmkrebs sind oft unspezifisch und können verschiedenste Ursachen haben. Das deutlichste Warnsignal: Blut im Stuhl. Dann sollte man auf jeden Fall zum Arzt gehen. Schwere entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa können zum Teil ähnliche Beschwerden hervorrufen wie Darmkrebs. Entscheidende Unterschiede zeigen sich häufig erst bei der Darmspiegelung (Koloskopie) oder im Rahmen einer Gewebeentnahme (Biopsie). Speziell Patienten mit Colitis Ulcerosa weisen abhängig von der Schwere und der Dauer der Erkrankung ein erhöhtes Darmkrebsrisiko auf. Erste Symptome Wie bei vielen Erkrankungen sind auch beim Darmkrebs erste Symptome häufig unspezifisch und treten eher schleichend auf, so dass sie alle möglichen Ursachen haben könnten. Das einzige zuverlässige Frühsymptom ist eine Blutbeimischung im Stuhl. Allerdings gibt es auch hier eine zweite mögliche Erklärung: Hämorrhoiden. Veränderungen beim Stuhlgang Auch ansonsten kann der Stuhlgang des Betroffenen durchaus Hinweise geben. So zum Beispiel, wenn Durchfall und Verstopfung häufig wechseln, vermehrt Schleim im Stuhl auftritt oder sich sein Geruch verändert. Tumoren, die Schmerzen verursachen oder sogar ertastet werden können, sind in der Regel schon relativ weit fortgeschritten. Wann man zum Arzt gehen sollte Bei signifikanten Veränderungen des Stuhlgangs oder Blut im Stuhl sollte man in jedem Fall ein Arzt aufsuchen. Aber auch eine Kombination weniger spezifischer Symptome wie Bauchschmerzen, Abgeschlagenheit oder Fieber sollten vom Fachmann abgeklärt werden. Risikofaktoren für Darmkrebs Bei der Entstehung von Darmkrebs spielen verschiedenste Risikofaktoren eine Rolle. Dazu gehören: • das Alter des Betroffenen Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 3 • • • • • • falsche Ernährung (wenig Ballaststoffe, viel rotes Fleisch und Wurst) Übergewicht (BMI >25) Bewegungsmangel übermäßiger Alkoholgenuss Rauchen Langjährige chronisch-entzündliche Darmerkrankungen Genetische Vorbelastung Genetische Prädisposition scheint als Faktor bei Darmkrebs eine besonders wichtige Rolle zu spielen. Menschen, bei denen ein Verwandter ersten Grades an Darmkrebs erkrankt ist, haben ein zwei- bis dreimal höheres Risiko, selbst zu erkranken als andere. Es gibt auch Formen von Darmkrebs (gerade bei jüngeren Patienten), die direkt vererbt werden, z.B. das sogenannte LynchSyndrom. Dennoch entstehen die meisten Tumoren sporadisch, d.h. ohne dass für den Einzelfall eine Ursache ausgemacht werden kann. Vorsorge gegen Darmkrebs - Rechtzeitig zur Darmspiegelung Wenn man frühzeitig und regelmäßig zur Vorsorge geht, sind die Heilungschancen bei Darmkrebs mittlerweile sehr gut. Außerdem: Ab 55 wird die Darmspiegelung auch von der Krankenkasse übernommen! Wer Darmkrebs vorbeugen will, sollte natürlich die Risikofaktoren möglichst vermeiden, also nicht rauchen, nicht trinken, sich ausgewogen ernähren und viel bewegen. Und: Er sollte regelmäßig und frühzeitig zur Vorsorge gehen. Jeder gesetzlich Versicherte hat Anspruch auf mindestens zwei Darmspiegelungen. Die Kosten einer Koloskopie werden ab dem 55. Lebensjahr von den Krankenkassen übernommen. Ab dem 50. Lebensjahr bis zur Vollendung des 55. Lebensjahres besteht Anspruch auf eine jährliche Blutuntersuchung im Stuhl. Bei einem positiven Befund sollte der komplette Darm untersucht werden. Einmal gemacht, muss die Koloskopie – bei unauffälligem Befund - erst nach zehn Jahren wiederholt werden. Gibt es einen Befund, wird Gewebe entnommen und genauer untersucht. Risikopatienten sollten früher zur Vorsorge Wenn schon ein Verwandter ersten Grades Darmkrebs hatte, sollte man entsprechend früher zur Vorsorge gehen. "Es gilt die Regel: Ist der Verwandte mit 50 erkrankt, sollte man mit 40 zum ersten Mal zur Vorsorge gehen. Immer zehn Jahre vor der ersten Diagnose." PD Dr. Sylvie Lorenzen, Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III, Hämatologie und Onkologie am Klinikum rechts der Isar in München Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 4 Bessere Prognose durch Vorsorge Die Darmkrebsvorsorge gehört zu den effektivsten Maßnahmen der Früherkennung. Durch sie können deutlich mehr Tumoren frühzeitig erkannt und therapiert werden, und die Prognose bei Darmkrebs hat sich in den letzten Jahren stark verbessert. Chemoprävention bei Darmkrebs? Die Einnahme von Medikamenten (Acetylsalicylsäure) oder komplementärmedizinischen Präparaten (Selen) zur Vorbeugung gegen Darmkrebs ist derzeit nicht zu empfehlen. Die Datenlage zur Wirksamkeit solcher Mittel ist im Moment noch zu unsicher und die Gefahr von Nebenwirkungen zu groß. Was macht einen Tumor gefährlich? Behandlung bei Darmkrebs Wird ein Tumor im Darm gefunden, hängt die Behandlung davon ab, wo er genau sitzt, wie groß er ist und ob er bereits gestreut hat. Oft muss operiert werden. Wie Darmkrebs behandelt werden muss, hängt von der Größe und Lage des Tumors ab. Außerdem ist entscheidend, wie viele Schichten der Darmwand er bereits durchdrungen hat und ob er schon Metastasen gebildet hat. Handelt es sich um einen größeren Tumor, der bereits durch die Darmwand gewachsen ist, muss meist operiert werden. Dabei wird in der Regel das befallene Gewebe plus die umliegenden fünf Zentimeter und die benachbarten Lymphknoten entfernt. Die Eingriffe finden meist offen statt, es gibt aber zum Teil auch schon minimalinvasive Verfahren. Wann muss operiert werden? Idealerweise sollte der Eingriff durchgeführt werden, bevor ein Geschwür angefangen hat zu streuen. Unumgänglich ist eine Operation immer dann, wenn durch den Tumor ein Darmverschluss droht. Die weitere Behandlung hängt dann von der genauen Lage des Geschwürs ab. Wie viel Dickdarm braucht der Mensch? Muss ein Stück Dickdarm aufgrund eines Tumors entfernt werden, kann der oder die Betroffene meist auch ohne gut weiterleben. "Auf unseren Dickdarm könnten wir im Prinzip komplett verzichten und auch von unserem Dünndarm könnten wir problemlos ein gutes Stück entbehren. Dieses Problem stellt sich allerdings selten, da Geschwüre im Dünndarm mit Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 5 ca. fünf Prozent aller Darmtumoren eine Rarität sind." PD Dr. Sylvie Lorenzen, Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III, Hämatologie und Onkologie am Klinikum rechts der Isar in München Chemotherapie bei Darmkrebs In den frühen, auf den Darm beschränkten Stadien von Darmkrebs kommt in der Regel keine Chemotherapie zum Einsatz, da hier die Heilungsraten auch ohne sehr gut sind. Erst bei fortgeschritteneren, großen Tumoren mit Lymphknotenbefall wird diese Therapiemethode angewandt, um die Prognose langfristig zu verbessern. Bestrahlung bei Enddarmkrebs Bestrahlungen kommen meist nur bei fortgeschrittenen, tief sitzenden Tumoren im Enddarm infrage. Hier wird vorab meist eine Radiochemotherapie (also eine Kombination aus Bestrahlung und Chemotherapie) durchgeführt. Dieses Vorgehen kann helfen, den natürlichen Darmausgang zu erhalten. Medikamente bei Darmkrebs In den letzten Jahren wurden immer mehr Medikamente entwickelt, die direkt auf den Darmkrebs wirken, die Heilungschancen verbessern und weniger Nebenwirkungen haben als frühere Präparate. Zu den bewährten Mitteln gehören u.a. Fluorouracil, Irinotecan und Oxaliplatin. Neue Präparate Daneben werden seit knapp 15 Jahren auch Antikörper-Therapien, vor allem bei fortgeschrittenen Tumoren eingesetzt. Sie hemmen beispielsweise die Neubildung von Gefäßen im Tumorgewebe. Auch Immuntherapien könnten gerade in Zukunft verstärkt Anwendung finden. Künstlicher Darmausgang Kann infolge einer Tumorerkrankung der natürliche Darmausgang nicht erhalten werden, muss ein künstlicher Darmausgang (Stoma) gelegt werden. Hier unterscheidet man zwei Formen: Das protektive Stoma, das nur kurzfristig den natürlichen Darmausgang ersetzt (etwa wenn Stuhl zeitweise abgeleitet werden muss). Das dauerhafte Stoma Die zweite Form ist das permanente (endständige) Stoma, das dauerhaft die Aufgabe des ursprünglichen Darmausganges übernimmt. Diese Form bedeutet für die Betroffenen einen spürbaren Einschnitt in der Lebensqualität, auch weil sich lokal Entzündungen und Infektionen bilden können und der Umgang mit dem Stoma erlernt werden muss. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 6 Wenn der Krebs wiederkommt Bei vielen Krebsarten gilt: Ist ein Patient mindestens fünf Jahre ohne erneuten Befund, hat er den Krebs überwunden und ist geheilt. Beim Darmkrebs ist das leider etwas anders: Hier können auch nach sehr viel längeren Zeiträumen noch Rezidive auftreten. Dies ist aber zum Glück selten. Darmkrebs – welche Ernährung ist sinnvoll? Autor: Holger Kiesel Experte: Prof. Dr. med. Burkhard Göke, Ärztlicher Direktor am Klinikum HamburgEppendorf Gesunde Ernährung ist bei der Krebsprävention immer wichtig. Bei der Entstehung von Darmkrebs spielen die Essgewohnheiten der Betroffenen jedoch eine besonders große Rolle. Zuviel rotes Fleisch, zu wenig Ballaststoffe, übermäßiger Alkoholgenuss. All diese Dinge können die Bildung von Tumoren im Darm begünstigen. Und auch für Patienten, die bereits an Darmkrebs erkrankt sind, ist eine darmschonende Ernährung von ganz entscheidender Bedeutung. Dabei gilt es vor allem alles zu vermeiden, was dem Darm Probleme macht, weil es beispielsweise Blähungen, Verstopfung oder Durchfall verursacht. Der Text beruht auf einem Interview von Holger Kiesel mit Prof. Dr. Burkhard Göke, Ärztlicher Direktor am Klinikum Hamburg-Eppendorf. Prävention durch Ernährung - Der Darm sendet Alarmsignale Gesunde Ernährung hilft auf vielfältige Weise, unseren Darm gesund zu erhalten. Dabei besonders wichtig: ballaststoffreich essen. Kommt der Darm mit der aufgenommenen Nahrung nicht gut zurecht, sendet er entsprechende Signale, etwa in Form von Blähungen, Bauchschmerz, Verstopfung oder Durchfall. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 7 "Da wir ja auch immer wieder mit dem experimentieren, was wir besonders gut vertragen bzw. was uns schmeckt, sind solche Beschwerden kein Problem, solange sie gelegentlich vorkommen. Bedenklich wird es erst, wenn sie dauernd auftreten." Prof. Dr. Burkhard Göke, Ärztlicher Direktor am Klinikum Hamburg-Eppendorf Wie viel Stuhl ist normal? Die durchschnittliche Stuhlmenge täglich liegt bei etwa 200 Gramm. Allerdings sind hier die Schwankungen sehr groß: Dreimal wöchentlich Stuhlgang können genauso normal sein wie zweimal täglich. Die Stuhlmenge kann vorübergehend (bedingt durch das Ernährungsverhalten) ansteigen. Ist sie dauerhaft zu groß bei veränderter Konsistenz, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Was den Darm schützt Besonders wichtig, um den Darm gesund zu erhalten ist ballaststoffreiche Kost. Sie fördert nicht nur die Verdauung, sondern stärkt auch die Darmflora. Vor allem mediterrane Ernährung ist hier zu empfehlen. Weißes Fleisch (Geflügel oder Fisch) statt rotem, viel Obst und Gemüse, Müsli und verschiedene Getreidezubereitungen sind günstig. Bekommen Vegetarier seltener Darmkrebs? Bei Menschen, die sich fleischlos ernähren, ist die Quote derer, die an Darmkrebs erkranken, tatsächlich etwas niedriger. Das dürfte allerdings weniger mit dem Verzicht auf Fleisch an sich zu tun haben. Vielmehr ist es wohl der Tatsache geschuldet, dass Vegetarier und Veganer seltener übergewichtig sind und damit ein ganz entscheidender Risikofaktor wegfällt. Wenn der Darm öfter Probleme macht Wer häufig Darmprobleme wie Durchfall, Blähungen oder Verstopfung hat, sollte einen Facharzt aufsuchen, um eine Darmspiegelung machen zu lassen. Liegt kein Befund vor, kann man versuchen, die Darmflora mit vorsichtigen Maßnahmen wie Flohsamen oder Weizenkleie (einen Esslöffel in einem großen Glas Wasser trinken) positiv zu beeinflussen. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 8 Falsche Ernährung - Was das Darmkrebsrisiko erhöht Wer sich unausgewogen ernährt, schadet seinem Darm! Zu viel Fleisch, ballaststoffarme und fettreiche Kost, zuckerhaltige Getränke, Alkohol. All das sind nicht zu unterschätzende Risikofaktoren. Wer Übergewicht hat, an einer Störung der Insulinverarbeitung (Diabetes mellitus) oder einer Stoffwechselstörung leidet, hat ein nachweislich erhöhtes Risiko für Darmkrebs. Unter den Nahrungsmitteln befördern laut Studien besonders ballaststoffarme oder fettreiche Kost und rotes Fleisch (speziell wenn es stark gesalzen, gepökelt, geräuchert oder scharf angebraten wird) die Entstehung von Tumoren im Darmbereich. Die Gefahr steigt weiter, wenn jemand zusätzlich auch noch raucht oder eine genetische Disposition in seiner Familie vorliegt. Falsche Ernährung fördert Darmkrebs Die offensichtlichste Folge falscher und unausgewogener Ernährung - das Übergewicht - gehört (neben Rauchen und Bewegungsmangel) zu den drei größten Risikofaktoren für Darmkrebs. Was genau passiert, ist Folgendes: Durch falsche Ernährung verändert sich die Darmflora ungünstig, das heißt die Millionen verschiedene Bakterien, die in unserem Darm ihre Arbeit verrichten. Außerdem begünstigt Übergewicht hormonelle Störungen. Entzündungen im Darm In der Folge werden im Darm in Wechselwirkung mit dem Nahrungsbrei Schadstoffe gebildet. Zusammen mit schädlichen Substanzen, die bereits in der Nahrung vorhanden sind, lösen diese Entzündungsprozesse an der Darmschleimhaut aus. Die nächste Stufe sind Wucherungen im Darm, aus denen dann, insbesondere bei Menschen mit einer entsprechenden genetischen Disposition, Polypen und im weiteren Verlauf Darmkrebs entstehen können. Übergewicht ist gefährlich Starkes Übergewicht führt dazu, dass die Menge an Insulin steigt, die ein Mensch benötigt, um seinen Glucose-Stoffwechsel zu bewältigen. Dieser erhöhte Bedarf wird von der Bauchspeicheldrüse befriedigt. Auf Dauer entwickelt sich dann aber eine Unempfindlichkeit (Resistenz) gegen und eine Überversorgung mit Insulin (Hyperinsulinämie). Da Insulin nicht nur für den Zuckerstoffwechsel verantwortlich ist, sondern im Körper auch (gutartige wie bösartige) Wachstumsprozesse ankurbelt, kann eine solche Überversorgung in der Konsequenz auch Darmkrebs fördern, indem sie die Wirkung bereits vorhandener anderer Risikofaktoren verstärkt. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 9 Nicht zu viel essen! Zu viel essen ist nicht gut für den Darm. Dabei ist das Problem nicht so sehr die Größe der einzelnen Portion, als vielmehr die gesamte Kalorienzufuhr über den Tag. Wie hoch der Bedarf eines Menschen hier ist, hängt dabei davon ab, wie sehr er sich körperlich beansprucht. Bei mittlerer Belastung liegt der Energiebedarf bei etwa 2.400 Kilokalorien pro Tag. Problem: Da wir häufig gar nicht essen, um unseren Nährstoffbedarf zu decken, sondern beispielsweise um uns zu belohnen, aus Langeweile oder Gewohnheit, nehmen wir häufig sehr viel mehr Kalorien zu uns als nötig! Zuviel Zucker schadet dem Darm Um den Prozess, der zu einer Überversorgung mit Insulin (Hyperinsulinämie) führt, gar nicht erst in Gang zu setzen, ist es sinnvoll, sich nicht übermäßig zuckerhaltig und fettreich zu ernähren. "Man muss nicht bewusst zuckerarm essen. Ab und zu Schokolade ist kein Problem. Dauernd Schokolade schon." Prof. Dr. Burkhard Göke, Ärztlicher Direktor am Klinikum Hamburg-Eppendorf. Alkohol in Maßen Auch das Trinken ist Teil der Ernährung. Was dem Darm in diesem Zusammenhang am meisten schadet, ist regel- oder übermäßiger Alkoholgenuss. Denn: Auch Alkohol beeinflusst die Darmflora negativ. Außerdem wirken bestimmte Abbauprodukte des Alkohols direkt schädlich auf die Zellen. In der Folge kann es zu Entzündungsreaktionen und damit zur überschießenden Bildung von Bindegewebe kommen. Letztlich kann dadurch auch Krebs entstehen. Nicht so süß trinken! Prinzipiell gilt beim Trinken dasselbe wie beim Essen: Zu viel Zucker ist nicht gut für den Darm! Eine krebsfördernde Wirkung von Getränken, die viel Kohlensäure oder künstliche Süßstoffe enthalten, ist hingegen nicht nachgewiesen. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 10 Nach der Diagnose Darmkrebs – die richtige Ernährung Nach der Diagnose muss man noch mehr auf seine Ernährung achten. Die Devise heißt: Möglichst alles vermeiden, was den Darm zusätzlich belastet oder Beschwerden verursacht. Ob jemand seine Ernährungsgewohnheiten verändern muss, nachdem Darmkrebs diagnostiziert wurde, hängt davon ab, ob die entstandene Veränderung am Darm so operiert werden kann, dass die Nahrung ihn danach wieder normal passieren kann. Bleibt eine Verengung bestehen, muss die Ernährung auf jeden Fall umgestellt werden, um Verstopfungen (Stau des Stuhls vor der Verengerung) zu vermeiden. Erhöhter Nährstoffbedarf bei Darmkrebs Krebspatienten haben bei fortgeschrittener Erkrankung – bis zur Behandlung ihres Tumors - einen erhöhten Energiebedarf, weil Krebsgeschwüre viele Nährstoffe umsetzen (je größer, desto mehr). Diesen Bedarf zu befriedigen ist manchmal nicht einfach, auch weil viele Patienten infolge ihrer Erkrankung einen gewissen Widerwillen gegen Fleisch entwickeln oder appetitlos werden. Grundsätzlich gilt: Stabil weiteressen wie zuvor und Lebensmittel, die Beschwerden (Durchfall, Blähungen) verursachen, weglassen. Unverträglichkeiten bei Darmkrebspatienten Infolge einer Darmkrebserkrankung können Unverträglichkeiten gegen bestimmte Lebensmittel (z.B. Hülsenfrüchte, Kohl, Sauerkraut, Zwiebeln, frisches Brot) entstehen. Außerdem können kohlensäurehaltige oder saure Getränke und Kaffee sowie frittierte, geräucherte oder stark gewürzte Speisen Probleme bereiten. Auch eine Laktose-Intoleranz kann sich in Einzelfällen symptomatisch verstärken. Unverträglichkeiten vermeiden Um Unverträglichkeiten rechtzeitig zu erkennen, sollten Betroffene nach einer Erkrankung "leichte Vollkost" (ohne Zutaten, die Unverträglichkeiten auslösen, schonend zubereitet) zu sich nehmen und ihr Gewicht möglichst stabil halten. Außerdem ist es – auch weil die Beschwerden oft individuell sehr unterschiedlich sind – häufig sinnvoll, in einem "Ernährungstagebuch" festzuhalten, was man gegessen hat, um die Ursache schneller entdecken zu können. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 11 Verstopfung und Blähungen Bei Darmkrebspatienten treten – gerade nach einer OP – häufig Beschwerden wie Verstopfung, Blähungen oder Völlegefühl auf. Hier hilft die Zufuhr von Ballaststoffen. Wichtig ist, die Aufnahme langsam zu steigern: Man beginnt mit einem Teelöffel Flohsamen oder Leinsamen täglich mit 100 ml Wasser und kann dann bei Bedarf hochgehen bis zu drei Esslöffeln pro Tag mit mindestens 1,5 Litern Wasser. Auch saure Milchprodukte wie Joghurt oder Kefir und Fruchtsäfte (Apfelsaft, Traubensaft) können beim Abführen helfen. Dehydrierung vermeiden Auch Durchfall kann als Folge einer Darmkrebserkrankung häufiger vorkommen. Dann ist es – speziell bei älteren Patienten – sehr wichtig, die verlorene Flüssigkeit schnell wieder zuzuführen, damit die Betroffenen nicht dehydrieren. Ernährung während der Chemo Chemotherapeutika können starke Nebenwirkungen haben und die Darmschleimhaut angreifen. Unter anderem können sie auch Durchfälle auslösen. Auch hier gilt: Verlorene Flüssigkeit ersetzen, Nährstoffe zuführen (durch Zugabe von Salz und Traubenzucker), leichte Vollkost zu sich nehmen und Gewicht möglichst stabil halten. Achtung: All zu schneller Gewichtsverlust erschwert die Behandlung, weil das den Betroffenen stark strapaziert! Ernährung nach der Darm-OP Muss bei Krebspatienten ein Stück Darm entfernt werden, hat das in der Regel keinen großen Einfluss auf die Ernährung der Betroffenen. Der Grund: Es handelt sich meist um einen Teil des Dickdarms, der hauptsächlich die Aufgabe hat, den Stuhl einzudicken. Der Restdickdarm kann einen Teilverlust ausgleichen. Der größte Teil des Stoffwechsels findet ohnehin im Dünndarm statt und kann auch nach einer OP relativ ungestört weitergehen. Außerdem kann der Dünndarm die Aufgaben des Dickdarms auch teilweise mit übernehmen. 'Krebsdiäten' sind nicht sinnvoll! Spezielle Diäten für Darmkrebspatienten, wie sie etwa im Internet häufig angeboten werden (Elementardiät, etc.), sind in der Regel nicht sinnvoll und häufig reine Geschäftemacherei! Über eine ausgewogene und leichte Kost kann man sich alles zuführen, was der Körper benötigt! Nur bei starkem körperlichen Substanzverlust wird über Elementar- oder Formuladiäten nachgedacht. Krebsdiäten mit Behandlungswirkung gegen den Krebs sind leider nur Wunschdenken. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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