SWR2 Zeitwort

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SWR2 Zeitwort
23.02.1903:
Kuba verpachtet die Guantanamo Bay an die USA
Von Thomas Ihm
Sendung: 23.02.2017
Redaktion: Ursula Wegener
Produktion: SWR 2017
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O-Ton:
Autor:
Seit 1898 seien die USA jetzt widerrechtlich in Guantanamo-Bay, klagt der Sprecher
des lateinamerikanischen Fernsehsenders telesur. Am 23. Februar 1903 verpachtete
Kuba die Bucht im Osten der Insel für 99 Jahre an die USA.
O-Ton:
Autor:
Kuba zentrale Lage zwischen Karibik und dem Golf von Mexiko ist von strategischer
Bedeutung – das galt erst recht, als 1914 der Panama-Kanal eröffnet wurde. Auf
Guantanamo Bay entstand ein Stützpunkt für die amerikanische Flotte, die sich dort
mit Kohle, Wasser, Proviant und Munition versorgen konnten.
Musik: Guantanamera
Autor:
Pete Seegers Version von Guantanamera macht das Lied Anfang der 60er Jahre
schlagartig bekannt – auch in Kuba selbst. Der Refrain ist doppeldeutig: Guajira
Guantanamera bedeutet entweder das Lied oder die Bauersfrau aus Guantanamo.
Zuerst gesungen hat es der kubanische Sänger Joseito Fernandez.
Musik: Guantanamera
Autor:
1934, da war Kuba inzwischen unabhängig geworden, wurde der Pachtvertrag noch
einmal erneuert – diesmal auf ewig. Nur wenn beide Vertragsparteien einer
Kündigung zustimmen, wird die Bucht von Guantanmo wieder Eigentum Kubas.
1959, mit dem Sieg der Revolution, verschlechterte sich das Klima schlagartig. Der
Militärstützpunkt war jetzt ein Vorposten des Kalten Krieges. Fidel Castro weigerte
sich, den Pachtvertrag anzuerkennen.
O-Ton Fidel Castro:
Autor:
Die kubanische Revolution 1959 führte zwei Jahre später fast zu einem Atomkrieg.
Guantanmo-Bay wurde umzäunt. Ein riesiges Minenfeld, 44 Grenztürme und
mehrere Tausend US-Soldaten sichern das Gebiet. Die Kubaner stellten die
Versorgung mit Strom und Wasser ein. Und sie weigern sich, die Pacht zu kassieren,
die ihnen eigentlich zusteht.
Musik: Commandante Che Guevara
Autor:
Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wurde das berühmt-berüchtigte
Gefängnis auf dem kubanischen Militärstützpunkt errichtet. Dort gilt nicht das Recht
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der USA, und deshalb können dort Terrorverdächtige recht problemlos gefangen und
misshandelt werden:
US-Präsident Obama versprach zwar, das Lager von Guantanamo zu schließen,
aber er scheiterte damit am Widerstand im Kongress. Immerhin lockerte er den Bann
und besuchte im März letzten Jahres sogar Havanna. Und wenig später kamen dann
auch die Rolling Stones vorbei und gaben in Havanna ein Open Air Konzert:
Das Schicksal von Guantanamo Bay, des Lagers dort, die Zukunft der Beziehungen
Kubas zu den USA, das alles liegt nun in den Händen von Donald Trump. Für eine
Rückgabe an Kuba spricht derzeit nichts. Aber immerhin kann Donald Trump aus
Guantanamo Bay kein Ferienparadies machen. Der Pachtvertrag gestattet nämlich
nur eine militärische Nutzung.
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