GESUNDHEIT IM BLICK NEWSLETTER FÜR JOURNALISTEN Ausgabe März 2015 Kreuzallergie Das doppelte Leiden Während viele Menschen den Frühling sehnlich erwarten, hält sich die Freude bei Pollenallergikern in Grenzen. Der verstärkte Pollenflug macht ihnen das Leben schwer. Richtig unangenehm wird es, wenn eine Kreuzallergie mit Lebensmitteln wie Obst, Gemüse oder Nüssen hinzukommt. Wir geben Tipps, wie sich Allergiker darauf einstellen können. Inhalt dieser Ausgabe Seite 1 Kreuzallergie Das doppelte Leiden Seite 2 Menschen, die allergisch auf Frühblüher sind, haben im Frühjahr mit Niesattacken, laufender oder zugeschwollener Nase, juckenden, tränenden Augen und lähmender Mattigkeit zu kämpfen. Wenn nach dem Verzehr eines Apfels zudem der Rachen kribbelt oder die Lippe anschwillt, kann das ein Zeichen für eine Kreuzallergie sein. Dabei reagieren Allergiker auch auf andere Stoffe, die anhand ihrer chemischen Zusammensetzung den schon allergieauslösenden Stoffen ähneln. „Auch bei einer Pollenallergie auf früh blühende Bäume und Sträucher treten häufig vermehrt allergische Reaktionen gegen Lebensmittel auf“, sagt Dr. Utta Petzold, Allergologin bei der BARMER GEK. Für mehr als 50 Prozent der Birkenpollen-Allergiker gilt: Wer auf Birke, Erle und Hasel reagiert, zeigt hauptsächlich eine allergische Reaktion auf Nüsse und einige rohe Obstsorten wie Apfel, Birne, Pfirsich, Pflaume und Kirsche. Nahrungsmittel verträglich machen Bei den meisten Betroffenen treten Kreuzreaktionen nur während der akuten Pollensaison auf. Aber es gibt auch Allergiker, die das ganze Jahr lang mit ihrer Kreuzallergie gegen die Lebensmittel zu kämpfen haben. „Am besten ist es, wenn man die entsprechenden Nahrungsmittel mit ein paar einfachen BARMER GEK I Gesundheit im Blick I März 2015 Ab ins Bett Endlich wieder gut schlafen Seite 3 Rückenschmerzen Bewegt durch den Alltag Seite 4 Fit trotz Nachtschicht Wer regelmäßig isst, bleibt leichter wach! Seite 5 Ein Tropfen zuviel Hilfe bei Blasenschwäche Seite 6 Ist das so? Gesundheitsmythen unter der Lupe Seite 1 Tricks verträglicher macht, sodass das Allergen deaktiviert wird oder weniger aggressiv ist“, so Petzold. Dazu gehört, das Obst und Gemüse zu schälen, denn die meisten Allergene sitzen direkt unter der Schale. „Einzelne Obstund Gemüsesorten werden auch durch Erhitzen verträglicher. Dies sollte jeder für sich ausprobieren“, rät die Expertin. Kompott, Kuchen oder Marmelade müssen dann nicht vom Speiseplan gestrichen werden. Auch kann es hilfreich sein, das Obst und Gemüse zu zerkleinern, denn das Schneiden zerstört den allergenen Eiweißbaustein. Ein geriebener Apfel wird daher oftmals besser vertragen als ein ganzer. Pollenflug beobachten Für alle Pollenallergiker gilt darüber hinaus: Gänzlich entgehen kann man der Belastung durch Pollen zwar nicht, aber es hilft, sich täglich auf dem Laufenden zu halten. Eine Pollenflugvorhersage findet sich auf der Internetseite des Deutschen Wetterdienstes (www.dwd.de/pollenflug.de). Aber auch Radio und Tageszeitung liefern tagesaktuelle, regionale Informationen über den Flug der wichtigsten Pollen. „Sind die Konzentrationen der Pollen in der Luft hoch, sollten die Aktivitäten eher nach drinnen verlegt werden“, empfiehlt Petzold. Weitere Informationen rund um das Thema Allergie gibt es unter www.barmer-gek.de/134285 Tipps für den Alltag •Alte Apfelsorten und Äpfel von Streuobstwiesen sind in der Regel verträglicher: beispielsweise Altländer, Gloster, Hammerstein, Cox Orange, Boskop und Gravensteiner. •Sauerstoff inaktiviert das Allergen: Den geschälten Apfel am besten eine Weile an der Luft liegen lassen. •Möglichst auf Alkohol verzichten, denn gleichzeitiger Alkoholgenuss kann die allergische Reaktion verstärken. •Die Einnahme von Antihistaminika kann die Symptome lindern. Ab ins Bett Endlich wieder gut schlafen Ein Schaf, zwei Schafe, drei Schafe – das bekannte Schäfchen zählen hilft in den wenigsten Fällen, wenn Menschen unter Schlafstörungen leiden. Wir geben einen Überblick, welche Methoden förderlich sind und wie jeder sein Schlafverhalten positiv beeinflussen kann. Kurz noch E-Mails abrufen, am Computer spielen oder noch schnell einen Blick auf Facebook werfen. Wer so den Tag beendet, kann Probleme beim Einschlafen bekommen oder sogar unter Schlaflosigkeit leiden. Laut einer Studie der Universität Bergen sind dafür die blauen Wellenlängen des Lichtes, mit denen LEDs Tablet, Laptop oder Handy beleuchten, verantwortlich, da sie den Körper wieder wach machen. Aber auch der Inhalt kann dafür sorgen, dass es schwer fällt, abzuschalten und schnell einzuschlafen. „Um gut in den Schlaf zu finden, sollte man schon 30 Minuten vor dem Schlafengehen zur Ruhe kommen. Der Körper kann so runterfahren und sich auf die Schlafphase einstellen. Vor allem Kinder brauchen feste Schlafzeiten und Zubettgeh-Rituale“, sagt Andrea Jakob-Pannier, Psychologin bei der BARMER GEK. Neben Handy und Co. gibt es viele Dinge, die den Schlaf stören können. Schlafstörungen sind weit verbreitet, etwa jeder dritte Deutsche leidet darunter. Ausschlaggebend ist dabei nicht die Dauer der Schlafzeit, sondern wie erholt sich ein Mensch am Morgen fühlt. Denn wie viel Schlaf eine Person braucht, ist bei jedem unterschiedlich. Wer dauernd nachts wach wird, kommt nicht in die Tiefschlafphase, die für die körperliche Erholung benötigt wird. Um einen gesunden Schlaf zu unterstützen, kann die sogenannte BARMER GEK I Gesundheit im Blick I März 2015 Der häufigste Grund für Schlafstörungen ist Stress. Die Anspannung sorgt dabei für die schlaflosen Nächte. Seite 2 Schlafhygiene helfen. Damit sind Lebensgewohnheiten und Verhaltensweisen gemeint, die den Schlaf positiv beeinflussen. „Wichtig ist zunächst, dass man auf seinen Körper hört und dann schlafen geht, wenn man müde ist, soweit die Umstände es zulassen“, so Jakob-Pannier. Arbeit nicht mit ins Schlafzimmer nehmen Unter Schlafhygiene fällt auch die Ausstattung und Gestaltung des Schlafzimmers, die Einfluss auf den Schlaf haben kann. Alle Gegenstände, die an Arbeit erinnern, sollten wenn möglich aus dem Schlafzimmer verbannt werden. Auch sind Fernsehen oder Essen im Bett tabu, denn sonst verlernt der Körper, dass das Bett mit dem Schlaf gekoppelt sein soll. Falls der schnarchende Partner der Grund für den Schlafmangel ist und selbst Ohrenstöpsel nicht helfen, sollte darüber nachdacht werden, getrennt zu schlafen. „So hart das klingt, aber ein dauerhafter Schlafmangel kann negative Auswirkungen auf den gesamten Körper haben und die Leistungsfähigkeit sowie die Stimmungslage enorm einschränken“, so Jakob-Pannier. Neben Konzentrationsschwächen und Gereiztheit als Folge können dann auch bestimmte Körperfunktionen gestört sein. Denn nicht nur das Gehirn verarbeitet nachts alle Prozesse und Informationen des Tages, auch das Immunsystem arbeitet auf Hochtouren. Der häufigste Auslöser für Schlafstörungen ist jedoch Stress. Hohe Belastungen in Familie, Schule und Beruf bescheren fast jedem schlaflose Nächte. Die Anspannung sorgt nicht nur für hohen Blutdruck, sondern lässt die Gedanken im Kopf ununterbrochen kreisen. „Techniken zur Entspannung lösen zwar nicht unmittelbar die Ursache, doch helfen sie dabei einen klaren Kopf zu bekommen, um besser abzuschalten“, rät Jakob-Pannier. Dazu gehören Yoga, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung. „Oft hilft auch ein kurzer Spaziergang oder schöne Musik, um die Anspannung los zu werden.“ Rückenschmerzen Bewegt durch den Alltag Fast jeder kennt sie – Rückenschmerzen, die die Bewegungsfreiheit einschränken und damit für schlechte Laune sorgen. Ganz vermeiden lassen sich die Beschwerden zwar meist nicht, aber wer richtig mit seinen Schmerzen umgeht und in Bewegung bleibt, kann Häufigkeit und Stärke verringern. Denn jeder hat mehr Einfluss auf seinen Rücken, als er denkt. Und: Akute Rückenschmerzen verschwinden fast immer von allein wieder. Fitness und ein allgemeines körperliches Wohlbefinden sind gute Voraussetzungen, um Rückenschmerzen zu vermeiden. „Dabei ist jede Bewegung besser als gar keine. Und gerade der Alltag bietet dazu mehr Möglichkeiten, als viele glauben“, meint Klaus Möhlendick, Diplom-Sportwissenschaftler bei der BARMER GEK, und nennt gleich einige Beispiele: „Treppe statt Aufzug, Fahrrad statt Auto, im Büro häufiger die Sitzposition wechseln (,aktives Sitzen’) und nicht den ganzen Tag in derselben Position vor dem Computer verharren. Denn durch die monotone Haltung können sich Muskeln verkrampfen und Beschwerden, vor allem in der Schulter-Nacken-Partie, ausgelöst werden.“ BARMER GEK I Gesundheit im Blick I März 2015 Mit Bewegung und einer positiven Einstellung zu ihrem Rücken können Rückenschmerz-Geplagte wieder leichter in den Alltag finden. Seite 3 Was tun, wenn der Schmerz da ist? Während Rückenschmerz-Geplagte früher Bettruhe halten sollten, wissen Mediziner heute: Längere Liegephasen verhindern, schnell wieder auf die Beine zu kommen. „Beim Auskurieren akuter Rückenschmerzen kommt es auf die richtige Mischung zwischen Schonung und Belastung an. Schont man sich zu lange, lassen Muskelkraft und Beweglichkeit nach, man ist weniger leistungsfähig und belastbar, und das mündet in mehr Schmerzen“, erklärt Möhlendick. „Andererseits kann es beim Ignorieren der Rückenbeschwerden zu einer körperlichen Überforderung kommen, woraus ebenfalls mehr Schmerzen resultieren.“ Wer akut unter Rückenschmerzen leidet, sollte daher körperliche Aktivitäten im Alltag zunächst verändern oder einstellen und sich überlegen, was früher schon einmal geholfen hat. Ob Wärme, Entspannung, eine bestimmte Lagerung oder ganz gezielte Bewegungen – bei jedem kann etwas anderes helfen. Wenn der Arzt attestiert, dass keine ernsthafte Erkrankung hinter den Rückenschmerzen steckt, ist es oft hilfreich, baldmöglichst wieder seine Alltagsaktivitäten aufzunehmen. „Ganz entscheidend ist die Überzeugung, dass man die Schmerzen selbst beeinflussen kann. Stress und Unzufriedenheit können die Schmerzen verstärken. Umgekehrt kann eine positive Grundeinstellung aber auch helfen, die Beschwerden schnell zu bewältigen“, so Möhlendick. Tipp Die Broschüre „Rücken aktiv – Bewegen statt schonen“ (www.barmer-gek. de/127007) hilft, einen rückengerechten und gesunden Lebensstil zu führen. Ausgleich in der Freizeit Gerade bei Stress kann ein sportlicher Ausgleich in der Freizeit helfen und Rückenschmerzen lindern oder ihnen vorbeugen. „Jetzt im Frühjahr kann man gut allein aktiv sein. Ob Walken, Schwimmen, Laufen, Radfahren, Inlinern oder Sport im Fitnessstudio – für jeden ist etwas dabei“, meint Möhlendick. Wer Unterstützung braucht, findet in Sportgruppen Gleichgesinnte, um wieder an körperliche Aktivitäten herangeführt zu werden. Fit trotz Nachtschicht Wer regelmäßig isst, bleibt leichter wach! Ob Feuerwehrmann oder Notarzt: Millionen Menschen arbeiten regelmäßig auch nachts, viele verdienen ihren Lebensunterhalt sogar ausschließlich mit Nachtschichten. Doch das Leben gegen die innere Uhr kann die Gesundheit gefährden. Wichtig ist es vor allem, auf die richtige Ernährung zu achten. Wer zwischen 22 und sechs Uhr morgens arbeitet, ist nicht nur hohen psychischen, sondern auch starken körperlichen Belastungen ausgesetzt: Der Körper muss, entgegen dem biologischen Rhythmus, zu Zeiten leistungsfähig sein, in denen er sich normalerweise erholt. Neben Müdigkeit und Konzentrationsmangel kann es dadurch auch zu Herz-Kreislauf-Problemen und Stoffwechselerkrankungen kommen. Für Schichtarbeiter ist es daher besonders wichtig, möglichst viel Kontinuität in den Tagesablauf zu bringen. Regelmäßige Mahlzeiten, die auf die veränderten Anforderungen des Körpers abgestimmt sind, können dabei helfen. „Wichtig sind feste Essenszeiten“, erklärt Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der BARMER GEK. „Zum einen wird dadurch ein wenig das Gefühl verringert, aus dem Takt geraten zu sein, zum andern helfen sie dem Körper dabei, während der vielen Stunden entgegen dem üblichen Tag-Nacht-Rhythmus BARMER GEK I Gesundheit im Blick I März 2015 Nachtschichten sind körperlich und psychisch sehr anstrengend. Feste Essenszeiten können die Umstellung ein wenig erleichtern. Seite 4 leistungsfähig und konzentriert zu bleiben. Da die meisten Unfälle während des absoluten Leistungstiefs gegen drei Uhr morgens passieren, ist dies eine empfehlenswerte Gegenstrategie.“ Wer in Nachtschicht arbeitet, sollte insgesamt sechs Mahlzeiten zu sich nehmen. Die Hauptmahlzeiten sind das Mittag- und Abendessen und erfolgen idealerweise zu Hause, möglichst immer zur gleichen Zeit. „Für Schichtarbeiter ist es schwer genug, das soziale Leben aufrecht zu halten“, meint Marschall. „Eine der beiden Hauptmahlzeiten kann man aber so zumindest gemeinsam mit der Familie einnehmen.“ Zwischen Mittag- und Abendessen empfiehlt sich ein kleiner Nachmittagssnack, vor Arbeitsbeginn ist ein kaltes oder warmes Abendessen sinnvoll. „Das kann ein Gemüseauflauf oder auch mageres Fleisch oder gedünsteter Fisch mit Nudeln, Reis oder Pellkartoffeln als Beilage sein“, rät Marschall. Weniger ist mehr Nachts arbeitet der Magen-Darm-Trakt auf „Sparflamme“ und schüttet weniger Verdauungssäfte aus. Sinnvoll sind daher während der Nachtschicht mehrere kleine, leicht verdauliche Mahlzeiten. Große Mengen an fettreichem Essen kosten den Körper viel Kraft für die Verdauung und vermindern die Leistungsfähigkeit. „Da nachts die sinkende Körpertemperatur zu Müdigkeit führt, kann während der ersten Arbeitspause gegen Mitternacht eine warme Mahlzeit den Körper etwas aufwärmen und dadurch den Schlafmodus ein wenig vertreiben“, erklärt Marschall. „Auch eine Tasse heißer Tee oder Brühe können hilfreich sein.“ Zwischen drei und vier Uhr empfiehlt die Expertin einen kohlenhydrat- und eiweißreichen Snack, wie beispielsweise Obst, Kompott, ein Müsli oder ein Brot mit einem fettarmen Belag. „Das verhindert das Absinken des Blutzuckerspiegels und Leistungsfähigkeit und Konzentration werden gefördert“, so Marschall. Nach der Schicht darf es noch ein kleines Frühstück zu Hause sein. „Das kann auch helfen, ein wenig abzuschalten und danach besser in den Schlaf zu finden.“ Ein Tropfen zuviel Hilfe bei Blasenschwäche Ein Nieser, ein Huster oder andere geringe Belastungen des Unterleibs – an einer Blasenschwäche leiden überdurchschnittlich häufig Frauen und die können dann nicht mehr kontrollieren, wann sie mal müssen. Eine Blasenschwäche ist jedoch kein Grund zur Verzweiflung, denn die moderne Medizin und andere Heilmethoden können helfen. Viele Frauen schämen sich dafür, dabei ist Blasenschwäche kein seltenes Problem. Schon junge Frauen sind überdurchschnittlich häufig betroffen. Das Risiko steigt dann mit zunehmendem Alter. Schätzungen zufolge leiden 40 Prozent aller Frauen über 60 Jahren an Blasenschwäche. „Die Stütz- und Haltefunktion des weiblichen Beckenbodens ist sehr viel stärker beansprucht, weil Frauen ein breiteres Becken haben als Männer“, erklärt Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der BARMER GEK. „Geburten, Unterleibsoperationen, Übergewicht oder körperliche Belastungen können den Beckenboden auf Dauer schwächen und so auch den Verschlussmechanismus der Blase beeinträchtigen.“ BARMER GEK I Gesundheit im Blick I März 2015 Bei den meisten Frauen beginnen die Beschwerden einer Blasenschwäche schleichend, erst verlieren sie nur geringe Tropfen Urin, dann irgendwann so viel, dass es im Alltag unangenehm wird. Seite 5 Frauen, die unter einer schwachen Blase leiden, sind besonders häufig von einer sogenannten Belastungsinkontinenz betroffen. Beim Husten, Lachen, Niesen oder Treppensteigen kommt es zu ungewolltem Urinverlust. Eine andere Form der Blasenschwäche ist die Dranginkontinenz. Dabei ist die Blasenmuskulatur extrem angespannt, so dass es zu plötzlichem starken Harndrang kommt. Betroffene schaffen es dabei nicht immer rechtzeitig bis zur Toilette. Dranginkontinenz kann auch durch häufige Blasenentzündungen ausgelöst werden. Beckenboden trainieren „Bei leichter Inkontinenz hilft ein Beckenbodentraining, durch das die Muskeln gestärkt werden. Wenn Frauen Schwierigkeiten haben, ihre Beckenmuskulatur zu spüren, kann eine Elektrostimulation dabei helfen, die Muskeln zur Kontraktion zu bringen“, sagt Marschall. Der Beckenboden kann auch unterwegs gestärkt werden. Einfach die Muskeln beim Sitzen in der Bahn oder im Büro fünfmal hintereinander anspannen und wieder lockern. Oder beim Wasserlassen mehrmals den Urinstrahl unterbrechen. Bei stärkeren Beschwerden kann nach ärztlicher Verordnung ein Medikament mit dem Wirkstoff Duloxetin, das die Funktion des Blasenschließmuskels verbessert, Linderung schaffen. In oder nach den Wechseljahren kann oft Östrogenmangel die Ursache für die Blasenschwäche sein, da das Gewebe durch den Hormonmangel an Festigkeit verliert. Dann können östrogenhaltige Salben oder Zäpfchen helfen. Stellt sich keine Besserung ein, kann je nach Ursache eine Operation nötig werden. Betroffene mit hartnäckigen Beschwerden können sich auch in speziellen Inkontinenzsprechstunden Rat einholen, die bereits in einigen Kliniken vorhanden sind. Tipps zur Vorbeugung und Linderung •Regelmäßig Sport treiben. Bewegung fördert die Durchblutung, kräftigt die Muskulatur und steigert die körperliche Fitness – das kommt auch der Blase zugute. •Gewicht reduzieren. Überflüssige Pfunde belasten den Beckenboden. •Harnwegsinfektionen vermeiden, da diese das Inkontinenzrisiko erhöhen. Sich warm halten, damit keine Unterkühlung eintritt. •Auf die richtige Körperhaltung achten. Alle Bewegungen und Positionen, die den Rücken schonen, sind auch gut für den Beckenboden. Bei einer Dranginkontinenz kann ein spezielles Blasentraining helfen: Hierbei trinken die Betroffenen bewusst und verlängern schrittweise die Abstände zwischen den Toilettengängen. So wird die Blase wieder an größere Füllmengen gewöhnt. „Regelmäßiges Beckenbodentraining hilft nicht nur Betroffenen, Frauen ab 30 können damit auch vorbeugen“, rät Marschall. Besonders wichtig sei, dass Frauen mit Blasenschwäche trotzdem viel trinken, ergänzt die Expertin. „Ist die Blase nie richtig gefüllt, bleibt der Beckenboden untrainiert und wird dadurch erst recht schwächer. Außerdem verringert sich durch das Trinken die Infektionsgefahr.“ Informationen, wie ein Beckenbodentraining funktioniert, gibt es unter: www.gesundheitsinformation.de/beckenbodentraining.2288.de.html Ist das so? Gesundheitsmythen unter der Lupe Um unsere Gesundheit und Ernährung ranken sich zahlreiche Mythen. Unsere medizinischen Experten haben erneut drei davon unter die Lupe genommen. Lesen unter der Bettdecke ist schlecht für die Augen Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der BARMER GEK: „Auch in Zeiten von E-Books und Tablets greifen Kinder und Jugendliche vor dem Einschlafen gerne auch noch zum guten, alten Buch. Das Lesen unter der BARMER GEK I Gesundheit im Blick I März 2015 Lesen unter der Bettdecke macht zwar müde, schadet aber den Augen nicht. Seite 6 Bettdecke im schummerigen Halbdunkel ist dabei nicht schädlich für die Augen, aber anstrengend. Das liegt daran, dass das Buch ohne ausreichende Beleuchtung sehr nah vor das Gesicht gehalten werden muss. Damit ein scharfes Bild auf der Netzhaut entsteht, müssen sich die Augenmuskeln stark zusammenziehen, um die Augenlinse so zu formen, dass die Brechkraft erhöht wird. Dauerhaft angestrengte Augenmuskeln können zu Kopfschmerzen mit begleitender Übelkeit führen. Eine anhaltende Verschlechterung der Sehfähigkeit wie beispielsweise Kurzsichtigkeit lässt sich mit dem gelegentlichen Lesen unter der Bettdecke aber nicht auslösen.“ Pflanzliche Arzneimittel sind „harmlos“ Heidi Günther, Apothekerin bei der BARMER GEK: „Präparate auf pflanzlicher Basis sind sehr beliebt. Viele wollen sich etwas Gutes tun und lieber nicht zur ,chemischen Keule’ greifen. Allerdings können einige dieser Präparate auch den gegenteiligen Effekt bewirken. Wer beispielsweise täglich zu seiner Tasse Blasen- und Nieren-Tee greift, ohne akute Beschwerden zu haben, kann die Nieren damit sogar reizen. Ein klassisches Beispiel sind auch Abführmittel, denn hier kann auf Dauer ein Gewöhnungseffekt eintreten. Und Menschen, die allergisch auf Kamille reagieren, sollten bei der Wahl von Cremes besonders auf die Inhaltsstoffe achten, um eine allergische Reaktion zu vermeiden.“ Mit Vorsicht geniessen: Auch pflanzliche Arzneimittel können Nebenwirkungen haben. Zahnpasta hilft gegen Pickel Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der BARMER GEK: „Die Idee, dass Zahnpasta gegen Pickel helfen könnte, kommt wahrscheinlich daher, dass Zink ein Bestandteil von vielen Zahncremes ist. Es wirkt Keim hemmend, und die Zinkpartikel führen zum sogenannten ,Dochteffekt‘. Das bedeutet, dass eventuell auftretendes Sekret aus der Entzündung an die Oberfläche geleitet wird. Dadurch trocknet der Pickel aus. In Zahnpasta sind aber auch noch andere Wirkstoffe enthalten, die ihrerseits zu Hautirritationen und Entzündungen führen können. Fazit: Grundsätzlich wird man seine Pickel allein mit Zahnpasta nicht los, auch wenn sie in Einzelfällen helfen mag.“ Impressum BARMER GEK Verantwortlich Athanasios Drougias Abt. 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