Fischenthals Mütter wollen die Schulpolitik richten

Fischenthal
Fischenthals Mütter wollen die
Schulpolitik richten
Sieben Kandidaten für drei Schulpflegesitze: Fischenthal hat am
Sonntag eine breite Auswahl, um die Behörde zu vervollständigen.
Ein zweiter Wahlgang zeichnet sich ab.
von David Kilchoer, 20.09.2016, 15:49 Uhr
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Zankapfel und wohl ein Grund die Kandidatenflut: das Schulhaus Ried in Wald und der damit verbundene
Schulvertrag mit Wald für die Gibswiler Schüler.(Archivbild: Seraina Boner)
Das hat Fischenthal wohl seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen: Drei vakante
Sitze in der Schulpflege und mehr als doppelt so viele Kandidaten. Matthias
Gnehm, der zurückgetretene Schulpräsident, rieb sich die Augen, als er die
Kandidatenliste sah. «Wir hatten in den letzten Jahren immer Probleme, Leute
zu finden.» Er selbst war im Herbst 2009 mit gerade mal sieben Stimmen
eigentlich ungewollt und mangels Kandidaten als Ersatz in die Behörde
gewählt worden.
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Unterdessen ist die Schulbehörde von 9 auf 5 Mitglieder geschrumpft.
Nichtsdestotrotz: Ein derartiger Kandidatensegen sucht in der Region
seinesgleichen. Als Gnehm allerdings die Kandidaten genauer unter die Lupe
nahm, fiel ihm etwas auf: Von den sieben Wahlkämpfern sind fünf Mütter von
je ein bis zwei Schulkindern.
Schulvertrag als Grund?
Das ist ein Indiz für ihre Motivation. Die Frauen dürften aus der direkten
Betroffenheit etwas ändern wollen. Was es konkret zu ändern gibt, kann
Gnehm nicht präzise sagen. «Die Gibswiler haben sicherlich Sorgen, dass der
Vertrag mit Wald fürs Gibswiler Schulhaus aufgelöst wird und ihre Kinder
dann deutlich weitere Wege hätten.» Was bei den anderen dahintersteckt, ist
für ihn ein Rätsel. «Seit Pro Fischenthal aktiv ist, hat es aber eine
Sensibilisierung für die Lokalpolitik gegeben. Das kann mit ein Grund für die
Kandidatenflut sein.»
Gut findet er das Politisieren aus der Betroffenheit heraus allerdings nicht
unbedingt. «Zum einen schätzen die Kandidatinnen wohl die Art der Arbeit in
der Behörde falsch ein. Die Funktion der Schulpflege ist rein strategischer
Natur. Am Unterricht kann man nichts ändern.» Zum andern glaubt Gnehm,
dass die Frauen womöglich den Aufwand des Amts unterschätzen. «Es gibt
mehr zu tun, als man glaubt. Es geht um einen Schulapparat, der für 300
Kinder zuständig ist. Das macht man nicht mal so nebenbei.»
Eine andere Haltung dazu vertritt Martin Weisskopf, Fischenthaler
Ortsvertreter der SP. «Es liegt in der Natur der Sache, dass Eltern von
Schulkinder erhöhtes Interesse an der Schulthematik und damit an der
Behörde haben.» Er finde es auch nicht negativ, wenn sie sich engagieren
wollten. «Im Gegenteil. Ich bewundere alle, die sich für die Schule einsetzen
wollen.» Insbesondere jetzt, da die Schulpflege im Kontext der Finanzdebatte
und dem Schulvertrag mit Wald in den Medien präsent war. «Ich hätte eher
erwartet, dass sich keine Kandidaten finden lassen.»
Frauengremium möglich
Die Schulpflegewahl von Sonntag könnte dazu führen, dass das Gremium
künftig ausschliesslich aus Frauen besteht. Auch dies wäre ein Novum für
Fischenthal. Und auch diesbezüglich ist Gnehm skeptisch. «In der Schulpflege
brauchts auch Leute aus der Privatwirtschaft, Leute mit Führungserfahrung. In
Fischenthal kämen diesbezüglich vorwiegend Männer infrage.»
Nur: Die hätten keine Zeit fürs Amt. Gnehm selber sass in der
Findungskommission seiner Partei, der SVP. «Wir fragten verschiedenste Leute
an, wurden aber nicht wirklich fündig.» Für die drei vakanten Sitze schickt die
SVP nun lediglich eine Kandidatin ins Rennen. Weisskopf beurteilt die
Frauenfrage anders. «Das Geschlecht spielt keine Rolle, sondern lediglich die
Fähigkeiten der Kandidierenden und deren Interesse an der Aufgabe.»
Prognosen für die anstehende Ersatzwahl sind schwierig. Bei so vielen
Kandidaten zeichnet sich jedenfalls ein zweiter Wahlgang ab. Bleibt die Frage,
ob zumindest eine Person das absolute Mehr erreicht. Diesbezüglich dürfte
SVP-Frau Nelly Villiger gute Chancen haben. Die SVP hat in Fischenthal
erfahrungsgemäss immer gute Karten bei Wahlen. Bei der Wahl fürs Präsidium
hat wohl die einzige bisherige Kandidatin (Judith Rüegg, parteilos) die beste
Ausgangslage. Doch das ist reine Spekulation.
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