ZO/AvU Samstag, 16. April 2016 Bezirk Hinwil l 5 Exodus in der Fischenthaler Schulpflege FISCHENTHAL Innerhalb zweier Monate gaben drei von fünf Mitgliedern der Schulpflege Fischenthal ihren Rücktritt bekannt – darunter auch Schulpräsident Matthias Gnehm. Er erklärt sich die Häufung durch Zufälle und gibt berufliche Gründe für seinen Rücktritt an. Der Schulpflege Fischenthal laufen die Mitglieder davon. Ende März gab der Gemeinderat Fischenthal bekannt, dass Schulpflegemitglied Michael Graf (parteilos) und Schulpräsident Matthias Gnehm (SVP) ein Gesuch um vorzeitige Entlassung aus dem Amt beim Bezirksrat in Hinwil eingereicht haben. Zwei Monate davor tat dies schon Marc Bölsterli (SVP). Dessen Gesuch wurde bereits angenommen, und er wurde aus der Schulpflege entlassen. Die gehäuften Rücktritte in den vergangenen Monaten sorgen für Gesprächsstoff. Was steckt hinter dem Exodus? «Ich trete aus persönlichen und beruflichen Gründen zurück», sagt Schulpräsident Matthias Gnehm, der seit 2009 Mitglied der Schulpflege ist. «Ich habe die einmalige Chance, den Landwirtschaftsbetrieb meiner Schwiegereltern zu übernehmen.» Gnehm betreibt derzeit neben seinem Behördenamt noch einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb und arbeitet zudem Teilzeit in einer Zimmerei. «Die Belastung wäre zu gross, alles mit meinem Amt unter einen Hut zu bringen.» Klar hätte er noch zwei Jahre warten können, aber die Belastung wäre dann zu gross gewesen. «Ich wollte diese Entscheidung lieber jetzt treffen, wenn ich noch nicht überlastet bin. Daher kam der Rücktritt so kurzfristig.» Rücktritt schweren Herzens Gerne gibt Gnehm sein Amt aber nicht auf. «Ich habe schweren Herzens beschlossen, aufzuhören. Das Behördenamt lag und liegt mir noch immer am Her- zen.» Der Rücktritt dränge jedoch nicht. «Es muss nicht von heute auf morgen sein. Es wäre ideal, wenn ich das Amt Ende Jahr niederlegen könnte», sagt der Schulpräsident und Gemeinderat. «Ich gehe nicht wegen Streit oder Kommunikationsschwierigkeiten.» Matthias Gnehm Noch-Schulpräsident Die Kommunikationspanne rund um die Verlegung von Schülern im Schulhaus Ried letzten November steht laut Gnehm nicht im Zusammenhang mit seinem Rücktritt. «Es ist ein rein persönlicher Entscheid. Ich gehe nicht wegen Streit und Kommunikationsschwierigkeiten.» Damals beteuerte der Gemeindepräsident Josef Gübeli (SVP) an einem Informationsanlass, er habe nicht die Absicht, Gibswiler Schüler nach Fischenthal zur Schule zu schicken. Kurz darauf zeigte eine veröffentlichte Anfrage der Schulpflege Fischenthal, dass diese genau dies im Sinn hatte. Der Vorfall führte dazu, dass sich Gübeli für die widersprüch liche Kommunikation im Namen des Gemeinderats entschuldigte. Ein blöder Zeitpunkt Dass es zu einem Doppelrücktritt kam, sei ein Zufall, sagt Gnehm. «Hätte ich das gewusst, hätte ich mein Gesuch später eingereicht.» Die Schulpflege scheint sich offenbar nicht abgesprochen zu haben. Von internen Kommunikationsproblemen will Gnehm aber nichts wissen. «Ich habe gemeinsam mit meiner Familie den Entscheid gefällt. Normalerweise ist es nicht üblich, einen Rücktritt vorgängig abzusprechen.» Gnehm gibt aber zu, dass es ein blöder Zeitpunkt sei. Die Schulpflege könne aber weiterhin ihre Pflichten und Aufgaben erfüllen. «Wir sind nach wie vor vier Mitglieder. Der Bezirksrat wird dafür sorgen, dass die Behörde weiterhin ihre Geschäfte erledigen kann», sagt Gnehm. Er gehe davon aus, dass er so lang bleiben müsse, bis die Nachfolge geregelt sei. Der Bezirksrat wird seinen Entscheid dem Fischenthaler Gemeinderat, der Schulpflege sowie den Gesuchstellern voraussichtlich nächste Woche mitteilen. Der Gemeinderat hat bereits vermeldet, dass er nach der Verkündigung des Entscheids darüber befinden wird, ob das laufende Ersatzwahlverfahren von Marc Bölsterli abgebrochen und stattdessen für die gesamten Ersatzwahlen der Schulpflege eine neue Wahl anordnung eingeleitet wird. Sibylle Egloff ENTLASSUNGSGESUCH So entscheidet der Bezirksrat Hinwil Der Bezirksrat hat drei Möglichkeiten, auf das Gesuch zu reagieren. Erstens kann er dem Gesuch zustimmen und die Gesuchssteller per sofort von ihrem Amt entlassen. Zweitens kann er dem Gesuch zustimmen und die Gesuchsteller per Amtsantritt der Nachfolger entlassen oder drittens kann er das Gesuch ablehnen. Bei einer sofortigen Entlassung muss der Bezirksrat dafür sorgen, dass die Behörde beschlussfähig bleibt. Dazu benötigt die Schulpflege Fischenthal mindestens drei Mitglieder. Vorübergehend kann die Beschlussfähigkeit durch eine kommissarische Sachverwaltung sicher gestellt werden, bis die rechtskräftige Ersatzwahl erfolgt. Das Verfahren dauert üblicherweise sechs bis acht Monate. sib Zwischen Ortsbildschutz und Nutzung Letzte Arbeiten am Kreisel SEEGRÄBEN Mitten im Seegräbner Ortszentrum sticht ein Neubau ins Auge: Fast komplett in Holz verkleidet, ist aus einem Bauernhof mit Scheune ein Mehrfamilienhaus geworden. BUBIKON Die Hauptarbeiten am «Rössli»-Kreisel in Wolfhausen konnten Ende Februar abgeschlossen werden. Dies schreibt die kantonale Tiefbaukommission in einer Mitteilung. Die abschliessenden Belagsarbeiten finden von Montag, 18. April, bis Donnerstag, 27. April, statt und erfolgen in zwei Etappen. In der ersten Etappe bis 22. April wird der Verkehr in beide Richtungen via Bubikon umgeleitet. Der Bus verkehrt in beide Richtungen normal. In der zweiten Etappe vom 25. bis 27. April wird der Verkehr in Richtung Rüti/Bubikon grossräumig umgeleitet. Der Verkehr in Richtung Hombrechtikon wird einspurig durch die Baustelle geführt. Der Bus nach Bubikon wird via Chilehölzlistrasse umgeleitet. Während dieser Zeit wird die Haltestelle Neugut in Fahrtrichtung Bubikon an die Einmündung Chilehölzli-/Landstrasse verlegt. Der Bus in Gegenrichtung verkehrt normal. Der Kreisel ist während der gesamten Zeit normal befahrbar, es ist aber zeitweise mit Behinderungen und Wartezeiten zu rechnen. Da diese Arbeiten trockenes Wetter erfordern, müssen sie bei nasser Witterung verlängert oder verschoben werden. zo Beat Messikommer verbrachte in seinem alten Elternhaus an der Aathalstrasse in Seegräben harte Zeiten. «Viereinhalb Jahre lang hatten wir kein warmes Wasser», sagt er. Die «Zentralheizung» bestand aus dem Kachelofen, dessen Wärme für Küche und Wohnzimmer reichte. «In den anderen Zimmern wars im Winter eiszapfenkalt», erzählt der Seegräbner. Im Schlafzimmer liess er deshalb den ganzen Winter über einen Elektro-Ofen laufen. «Das hatte arge Stromrechnungen zur Folge.» Weil die Scheune leer stand, wehte der Wind teils die Ziegel von unten her weg. «Wir mussten Jahr für Jahr Ziegel auswechseln.» Damit ist nun Schluss. Messikommer hat alle Probleme auf einen Schlag mit einem grossen Um- und Neubauprojekt gelöst. «Es war klar: Wir mussten etwas machen», erzählt er. Erstmals habe er schon vor 30 Jahren über ein Bauprojekt nachgedacht. Die Idee versandete, er nahm sie vor rund sieben Jahren wieder auf. Ein erster Architekt sprang ab, bevor es zur Baueingabe kam. Messikommer fragte die SRT Architekten AG an, die in Seegräben bereits einen Ersatzneubau erfolgreich über die Bühne gebracht hatte. Viele reden mit Denn im Herzen Seegräbens einen Neubau zu planen, ist keine einfache Sache. Wer hier bauen will, muss sich durch zahlreiche Regulierungen, Vorgaben und Richtlinien beissen. Bauherr, Architekt, örtliche Baubehörde, der Kanton, Nachbarn: Alle wollen sie ein Wörtchen mitreden. Als Architekt Stephan Weber von der SRT Architekten AG Messikommers Bauprojekt übernahm, war ihm klar, welcher Rattenschwanz dazugehören würde, bis der fertige Bau stünde. «Man muss das Gespräch mit den Instanzen suchen», sagt der Wetziker, der für die FDP im Parlament sitzt. «Nur so findet man Viel Glas hinter Holz versteckt: Architekt Stephan Weber vor dem Mehrfamilienhaus im Seegräbner Ortszentrum. Lösungen.» Die Baulinien waren vorgegeben, und eine Reihe von Einschränkungen erschwerte die Projektierung: keine Balkone, Holzfassadenpflicht im Scheunenbereich, nur wenige Dachfenster, um nur einige zu nennen. Auf der anderen Seite wollte der Bauherr Wohnungen in der Scheune schaffen, seine eigene Wohnung im ehemaligen Bauernhaus renovieren und eine Tiefgarage plus Kellergeschoss unter der ehemaligen Scheune erstellen – das alles energetisch auf möglichst aktuellem Stand. Die Frage des Lichts So begann ein Arbeitsprozess, der für kleinste Details spezifische Lösungen forderte. Grosses Thema war dabei die Frage des Lichts. «Wenige Dachfenster und möglichst geschlossene Holzfassaden schränken den Spielraum stark ein», sagt Weber. Doch er fand für beide Einschränkungen eine Hintertür: Die Süd- und die Nordfassade des neuen Anbaus bestehen praktisch nur aus Glas. Dieses kleidete er in eine Art Holzraster, das gut 75 Prozent der Fläche abdeckt, die nicht als Fenster gilt. «So fällt auf der gan- zen Hausseite Licht ins Innere.» Das Muster des Holzrasters designte er selber. «Ich wollte etwas Identitätsstiftendes, das sich selbst flächig verschränkt.» Das gelang ihm. Doch da blieb noch das gut drei Meter überlappende Vordach, das einen mächtigen Schatten auf die Fassade wirft. «Eigentlich wäre ebenfalls eine Glaslösung schön gewesen.» Doch das ging wegen der Dachfensterbeschränkung nicht. «Aber Licht durchlassende Solarpanels sind erlaubt», sagt Weber. Die sind zwar nur teilweise transparent. «Aber es ist für die Lichtverhältnisse eine spürbare Verbesserung.» Das Balkonverbot umging der Architekt mit einer Art ins Haus gebauter Loggia, wie er es nennt. Sie ist auf allen vier Seiten mit einer Glasfront versehen, nach aussen können die Fenster geöffnet werden. Mit der Dreifachverglasung, der Lüftung und der wärmegedämmten Dachkonstruktion liess sich im Neubau problemlos der Minergiestandard erreichen. Schwieriger wurde das Unterfangen im geschützten Bauernhaus an der Hauptstrasse. «Klar: Wir mussten gegen innen isolieren», sagt We- ber. Die Fenster wurden ersetzt, der Dachstuhl wurde ausgebaut und wärmegedämmt. Für die Lüftung musste der Architekt praktisch auf jedem Stockwerk eine andere Lösung finden. Teils landete sie in der Decke, teils in den Wänden. So erreichte er auch im Altbau den Minergiestandard. Bei Bauer gewohnt Bald ist das Haus wieder bewohnbar. Messikommer fand mit seiner Familie bei einem Bauern im Dorf Unterschlupf, bis er Ende Mai zurück ins einstige Elternhaus ziehen kann. Die restlichen Wohnungen sind teils bereits vermietet. Im Erdgeschoss gibt es 3½-Zimmer-Wohnungen à 2270 Franken pro Monat. Für die Maisonettewohnungen – beide 4½-Zimmer à 3370 Franken – stünden einige Interessenten in den Startlöchern, sagt Weber. Messikommer ist wichtig, dass zumindest ein Teil der Wohnungen an Familien vermietet wird, zumal er selber kleine Kinder hat und die Schule gleich neben dem Neubau steht. «Es sieht diesbezüglich gut aus», sagt er. «Der Bau ist attraktiv, gut gelungen», findet der Eigentümer. «Ich hatte an- Seraina Boner fangs einige schlaflose Nächte, einige Bauchschmerzen, aber mit Stephan Weber ging das ruckzuck und ohne Probleme über die Bühne.» Das sagt auch Weber selbst. «Es war ein sehr angenehmer und positiver Bau. Die Zusammenarbeit mit den Behörden hat wunderbar funktioniert.» David Kilchör Tag der offenen Tür am 21. Mai von 10 bis 15 Uhr. HISTORISCHE BAUTE Das Resultat eines Dorfbrands 1827 kam es in Seegräbens Dorfzentrum zu einem grossen Brand, bei dem viele Menschen obdachlos wurden – insbesondere Bauern. Sie verteilten sich in der Folge rund ums Zentrum und bauten fünf neue Bauernhäuser auf. Dasjenige der Messikommers war bis 1829 erbaut, der Kachelofen stammt aus dem Jahr 1833. Seither befindet es sich im Besitz der Familie. Es steht unter kommunalem Schutz. kö In Kürze RÜTI ZKB baut um und bezieht Provisorium Die ZKB-Filiale an der Bergstrasse wird ab 18. April umgebaut und renoviert. Die Bauarbeiten dauern voraussichtlich bis Mitte September. Ab 30. Mai werden die Schalter in einem Provisorium unmittelbar vor der Bank zu finden sein. Die Öffnungszeiten bleiben unverändert. zo WALD Info-Anlass zum Grundeinkommen Die SP und die Grünen Wald laden am Mittwoch, 20. April, um 20 Uhr im «Schwert»-Saal Wald zu einer Informationsveranstaltung ein. Im Zentrum steht die Volksinitiative zum «Bedingungslosen Grundeinkommen». zo
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