20160429 ZOL Seite 5 Das ist und wird keine One

Bezirk Hinwil l 5
ZO/AvU
Freitag, 29. April 2016
«Das ist und wird keine One-Man-Show»
FISCHENTHAL Gemeinderat und Finanzvorstand Herbert
Müller (SVP) hilft der Schulpflege Fischenthal als
kommissarischer Sachwalter aus der Patsche. Er glaubt nicht,
dass er sich mit dieser weiteren Aufgabe übernimmt.
Die Schulpflege Fischenthal ist
wieder beschlussfähig: Dies hat
sie Gemeinderat Herbert Müller
(SVP) zu verdanken. Nachdem der
Bezirksrat Hinwil Schulpräsident
Matthias Gnehm (SVP) und
Schulpflegemitglied Michael Graf
(parteilos) letzte Woche per sofort
aus dem Amt entlassen hatte,
stand die Schulpflege mit nur
noch zwei Mitgliedern da. Eines
zu wenig, um beschlussfähig zu
sein. Der Bezirksrat hat daraufhin
Müller vorübergehend als kommissarischen Sachwalter eingesetzt. Er wird sich bis zur Ersatzwahl eines Schulpräsidenten um
die Geschäfte der Schulpflege
kümmern.
Sie wurden vom Bezirksrat Hinwil angefragt, ob Sie das Amt
des kommissarischen Sachwalters übernehmen wollen.
Warum haben Sie sich dafür
bereit erklärt?
Herbert Müller: Einerseits, weil ich
in Fischenthal selbst arbeite und
so vor Ort und schnell erreichbar
bin. Andererseits, weil die Budgetierung der Schule ansteht und ich
sowieso darin involviert gewesen
wäre. Es lag also auf der Hand.
Stand niemand anderes aus
dem Gemeinderat zur Verfügung?
Ich wurde vom Gemeindepräsidenten Josef Gübeli (SVP) sowie
von der Bezirksratssekretärin
Jacqueline Hayek angefragt, ob
ich die Aufgabe übernehmen
könnte. Das Problem ist, dass die
meisten Gemeinderatsmitglieder
nicht in Fischenthal, sondern auswärts arbeiten. Zwar wäre Gemeinderätin Judith Sievi (SVP)
die Stellvertreterin von Matthias
Gnehm. Da sie aber bereits mit
den Angelegenheiten rund um das
Haus Geeren stark beschäftigt ist,
haben wir gefunden, dass es die
beste Lösung ist, wenn ich die
Aufgabe übernehme.
Sie sind Gemeinderat, Finanzvorstand, im Ausschuss des
Hauses Geeren, Mitglied der
Strategiegruppe und arbeiten
daneben als Treuhänder. Nun
kommt noch ein weiteres Amt
hinzu. Wie bringen Sie das alles
unter einen Hut?
Eine Lösung für das Haus Geeren
wurde vorerst mit dem Pflegezentrum Bauma gefunden. Auch die
Arbeit am Strategieprozess ist
durch. Diese beiden intensiven
Aufgaben fallen somit weg. Ich
habe dadurch wieder Luft für
das neue Amt. Zudem ist es nicht
meine Aufgabe, langfristige Strategien für die Schule aufzugleisen,
sondern das Funktionieren der
Behörde bis zu den Ersatzwahlen
zu sichern.
Es scheint, als seien Sie der
Einzige, der in dieser Gemeinde
bereit ist, Verantwortung zu
übernehmen. Ist dem so?
Nein, das ist sicher nicht so. Die
Behördenmitglieder und Mit-
Greift der Schulpflege Fischenthal unter die Arme: Finanzvorstand Herbert Müller (SVP) amtet als kommissarischer Sachwalter.
arbeiter stehen hinter mir. Wenn
etwas sein sollte, kann ich sie
jederzeit anfragen. Das ist und
wird keine One-Man-Show.
Lastet nicht zu viel Druck
auf Ihren Schultern?
Nein, jetzt lastet kein übermässiger Arbeitsdruck mehr auf mir.
Der Strategieprozess und die Fragen zum Haus Geeren haben mich
total absorbiert, und ich musste
meine Arbeit als Treuhänder etwas hintanstellen. Nun ist dies
aber vorbei. Den öffentlichen
Druck der Bevölkerung kann ich
aushalten.
Als Finanzvorstand müssen Sie
derzeit sparen. Werden Sie als
kommissarischer Sachwalter
den Rotstift auch bei der Schule
zücken?
Nein, auf keinen Fall. Ich habe viel
zu wenig Kenntnis, um den Rotstift zu zücken. Der Schulpräsident, die Schulpflege, die Verwaltung und die Schulleitung haben
gute Arbeit geleistet und bereits
aufgegleist, wie es mit der Schule
weitergehen soll.
Was sind Ihre Ziele während
Ihres temporären Engagements?
Meine Aufgabe ist, dass durch
meine Anwesenheit die Behörde
beschlussfähig bleibt und die Geschäfte der Schulpflege weiterhin
reibungslos ablaufen.
Wo gibt es Verbesserungspotenzial?
Es wird immer Verbesserungspotenzial geben. Dies ist jedoch
Sache der Schulpflege und der
Schule. Es ist nicht in meinem
Sinn, alles durcheinanderzubringen.
Sie kontrollieren nun fast jeden
Bereich der Gemeinde: Schule,
Finanzen, Strategie und Alters-
Archivbild Silvano Pedrett
heim. Ist das nicht eine gefährliche Machtkumulation?
Die Frage ist berechtigt. Ich bin
aber ein ganz normales Mitglied
des Gemeinderats. Sicherlich
habe ich durch das Finanzamt
eine Schlüsselposition inne, die
mir Einblick in jeden Bereich der
Gemeinde verschafft. Die Entscheidungsgewalt habe ich aber
nicht allein. Welche Entscheide
gefällt und welche Richtungen
eingeschlagen werden, legt
schliesslich das jeweilige Gremium fest.
Interview: Sibylle Egloff
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