Fischenthal 13 regio.ch, Donnerstag, 25. Februar 2016 «Kosten werden auf mehr Einwohner verteilt» FISCHENTHAL Die Gemeinde ist 2015 so stark gewachsen wie keine andere im Zürcher Oberland. Über 100 Einwohner mehr als im Vorjahr zählt Fischenthal. Gemeindepräsident Josef Gübeli sagt warum und wie die Gemeinde damit umgeht. Sibylle Egloff Fischenthal ist laut dem Statistischen Amt von 2014 auf 2015 enorm gewachsen. Die Einwohnerzahl hat um 4,3 Prozent zugenommen. Das sind etwas mehr als 100 neue Einwohner. Was bedeutet das für Fischenthal? Josef Gübeli: Das ist sehr er freulich und beschert Fischen thal neue Persönlichkeiten. Ich selbst bin 1982 zugezogen. Es war aber auch abzusehen, dass die Gemeinde wächst. Es wurde in den letzten Jahren viel ge baut. Zwischen 2002 und 2004 kam ein grosser Quartierplan in Gibswil in Bewegung. Zirka 80 bis 100 Wohneinheiten ent standen. Im letzten Jahr konn ten zudem drei Mehrfamilien häuser, die hinter dem Restau rant Gibswilerstube im Quar tier Geeren gebaut wurden, so wie zwei Mehrfamilienhäuser in Steg bezogen werden. Der Wohnraum ist günstig. Könnte das auch ein Faktor für den Zuwachs sein? Ja, die Bodenpreise sind günsti ger als auf der anderen Seite des Bachtels. Ein Eigenheim kann man sich hier noch leisten. Die Leute, die hierherziehen, sind sich aber bewusst, dass man abge legener wohnt und die Einkaufs möglichkeiten begrenzt sind. Man braucht in Fischenthal ein Auto. Besteht durch den günstigen Wohnraum die Gefahr, dass sozial Schwache nach Fischenthal ziehen, die die Gemeinde dann finanziell unterstützen muss? Ich glaube nicht, dass das auf die Neuzuzüger zutrifft. Die meisten sind Eigenheimbesitzer und müssen trotz günstigem Wohnraum über ein gewisses Einkommen verfügen. Für bil Die neuen Mehrfamilienhäuser an der Rosenbergstrasse hinter der «Gibswilerstube» haben für Zuwachs gesorgt. Bild: Seraina Boner lige Mietwohnungen kann dies der Fall sein. Es ist aber schwie rig zu belegen, dass dadurch tatsächlich Sozialhilfebezüger nach Fischenthal gelockt wer den. Mehr Einwohner brauchen auch mehr Infrastruktur. Ein Problem für das finanzgeplagte Dorf? Im Bereich «Wir haben Schule gibt es viel Bauland – bezüglich Wachstum ist Infrastruktur noch Opti erwünscht.» mierungsbe darf. Alle Josef Gübeli Unter- und Mittelstufenschüler von Gibs wil besuchen den Unterricht im Schulhaus Ried in Wald. Wir zahlen Wald dafür Beiträge. 2023 läuft der Vertrag aus. Be reits vorher möchten wir mit Wald bessere Konditionen ver handeln, damit die Kosten opti miert werden können. Wir müs sen aber keine weiteren Schul häuser bauen. Sonst besteht jedoch kein Bedarf, weitere I nfrastruktur zu schaffen. Ein Lebensmittelgeschäft in F ischenthal selbst wäre sicher willkommen, oder? Die Leute, die auswärts arbei ten, kaufen auch auswärts ein. Es ist unbestritten, dass sich Fischenthal zusätzliche Läden wünscht. Es ist aber nicht mög lich, Grossverteiler hierher zu locken. Wir sind froh über die Läden, die wir in Steg und Gibswil haben. Diese wollen wir auch behalten. auf mehr Einwohner verteilt werden. Aber nur anhand der Einwohnerzahl solche Progno sen zu machen, ist nicht mög lich. Die Einwohnerzahl ist einer von vielen Faktoren. Wird Fischenthal so nicht zum Schlafdorf? Die Gefahr ist da. Es gibt schon solche, die nur hier wohnen und nicht aus dem Haus rauskom men. Dagegen kann man aber fast nichts tun. Was macht die Gemeinde, um die Neuzuzüger ins Dorfleben zu integrieren? Bis vor einigen Jahren fanden Neuzuzügeranlässe statt. Da diese sehr wenig in Anspruch genommen wurden, schafften wir diese wieder ab. Es gibt aber ein breites Vereinsange bot. Die Neuzuzüger müssen aber auch selbst die Initiative ergreifen. Wenn man Kinder im Schulalter hat, ist es einfacher, Anschluss zu finden. Ist eine Fusion somit vom Tisch? Wird Fischenthal durch den Anstieg der Einwohnerzahl künftig eigenständig bleiben? Das kann so nicht abschlies send gesagt werden. Es ist aber schon so, dass es positive Aus wirkungen für Fischenthal hat, wenn die Bevölkerungszahl steigt. Die Kosten können so Darf Fischenthal in Zukunft noch mehr wachsen? Ja, sicher. Wir haben viel Bau land, und neue Bautätigkeiten mit 50 bis 100 Wohneinheiten sind geplant. Ein gesundes Wachstum der Gemeinde ist somit erwünscht und in den nächsten fünf bis zehn Jahren auch zu erwarten.
© Copyright 2024 ExpyDoc