„Schluss mit Gewalt und Hass. Wir brauchen Dialog!“

Berlin 26. Juli 2016
Pressemitteilung
„Schluss mit Gewalt und Hass. Wir brauchen Dialog!“
Wir, die Stiftung Dialog und Bildung, verurteilen den Putschversuch in der
Türkei aufs aller Schärfste. Zugleich fordern wir die Erdoğan-nahen Organisationen in der Türkei genauso wie in Deutschland dringend dazu auf, jeglichen Aufruf zu Gewalt und Denunziation zu unterlassen und ein friedliches
Zusammenleben in Deutschland, in Europa und weltweit zu ermöglichen.
Vor dem Hintergrund der blutigen Attentate in Würzburg, München und
jüngst in Ansbach appellieren wir an alle Verbände und Organisationen mit
Verbindung zur Türkei, sich wieder den innenpolitischen Problemen in
Deutschland zu widmen. Als Teil dieser Gesellschaft muss in der deutschtürkischen und muslimischen Community unverzüglich gemeinsam nach
Lösungen gesucht werden.
In der Türkei ist eine neue Stufe der Eskalation eines lange gärenden Konflikts erreicht, der nunmehr auch die Bevölkerung in Deutschland betrifft. In
den letzten Jahren wurden auf Betreiben der türkischen Regierung tausende
Menschen in Folge kritischer Äußerungen unter fadenscheinigen Gründen
angeklagt oder inhaftiert. Der Putschversuch, den Erdoğan als „einen Segen
Gottes“ bezeichnet hat, gibt dem Präsidenten nun den Vorwand, um eine
„vollständige Säuberung des gesamten Staatsapparates“, längst gehegte
Pläne zur Aufhebung der Gewaltenteilung und eine Umwälzung der demokratischen Staatsordnung im Land durchzuführen.
Dabei wird die weltweite Hizmet-Bewegung als Sündenbock genutzt. Der
74-jährige Prediger Fethullah Gülen vertritt eine friedensstiftende Haltung,
die sich aus der mystischen Tradition des Islam speist. Dies kann man in
seinen über 60 Büchern deutlich entnehmen. Sie begeistern und inspirieren
Millionen Menschen weltweit sich den zeitgemäßen Herausforderungen zu
stellen und sich zivilgesellschaftlich zu engagieren. Er lehnt jegliche Form
von Gewalt ab und lebt seit 17 Jahren in den USA. Gülen ermutigt die Menschen zu einem zivilen, demokratisch geprägten Islamverständnis und zu
einem friedlichen Miteinander aller – insbesondere mit Minderheiten. Genau
das ist Erdoğan, dem entschiedenen Vertreter eines autokratischen
Staatsislam ein Dorn im Auge.
Der verlängerte Arm Erdoğans greift nun bis nach Deutschland: In den letzten Tagen waren zahlreiche Menschen, die mit der Hizmet-Bewegung sympathisieren, Beschimpfungen, Beleidigungen und sogar Morddrohungen
ausgesetzt. Einzelne Hizmet-nahe Organisationen wurden von Anhängern
Erdoğans tätlich angegriffen. Sachbeschädigung und Vandalismus wurden
zur Anzeige gebracht. Die wachsende Aggression ist bedrohlich und gefährdet auch die innere Sicherheit in Deutschland. Sie verunsichert und verängstigt Menschen, die sich seit Jahren in der Hizmet-Bewegung für eine
friedliche Gesellschaft in Deutschland und weltweit engagieren.
In diesem Sinne, fordern wir die Anhänger Erdoğans und die dem türkischen Staatsapparat nahestehenden Organisation auf, Anfeindungen und
die Gewaltaufrufe zu beenden! Innenpolitische Themen der Türkei dürfen
nicht nach Deutschland transportiert werden. Hasserfüllte Äußerungen und
Handlungen intensivieren die gesellschaftliche Spaltung und Spannung unter Deutsch-Türken. Das stellt ein großes Hindernis für die verantwortungsvolle Teilhabe in der Gesellschaft dar, in der wir zusammenleben. Innerdeutsche Themen wie die Integration der Flüchtlinge, Gewaltprävention,
Bekämpfung von religiösem Extremismus und Rechtsradikalisierung werden
überschattet. Dabei ist ein friedliches Zusammenleben in Deutschland ohne
die Lösung dieser Probleme nicht möglich.
Alle deutsch-türkischen Verbände rufen wir dazu auf, friedlich miteinander
in den Dialog zu treten und an der Lösung der innerdeutschen Probleme, für
die wir alle Verantwortung tragen müssen, gemeinsamen zu agieren!
Wir appellieren an die Verantwortlichen der deutschen Politik und Gesellschaft sich dieser Problemlage anzunehmen und sich aktiv gegen diese unsere Gesellschaft vergiftende Propaganda einzusetzen.
Wir sind offen für den Dialog mit allen Teilen der Gesellschaft, die sich
ebenso für den weltweiten Frieden, die Demokratie und Menschenrechte
einsetzen.
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Rückfragen:
Stiftung Dialog und Bildung:
Ercan Karakoyun
Tel 030 206 21 400
[email protected]
Die Stiftung Dialog und Bildung ist eine Stiftung von Menschen, die in Hizmet (der “Gülen-Bewegung”) aktiv sind. Das Engagement von Hizmet für
interkulturellen Dialog und Bildung ist aus einzelnen Initiativen vor Ort entstanden und in vielfältiger Form gewachsen. Vor diesem Hintergrund gibt
die Stiftung als Ansprechpartner für Engagierte, Partner und Interessierte
sowie Medien und Politik Antworten auf Fragen in Bezug auf Hizmet. Gleichzeitig stößt sie neue Projekte und Konzepte im Bereich Bildung und Dialog
an. Durch ihre wissenschaftliche Arbeit möchte sie auch die Forschung zu
Hizmet vorantreiben.