20160722 Vorlage

Postbank Research
Morgenkommentar
für Freitag, 22. Juli 2016
Unsere Fundamentaleinschätzung
Die Europäische Zentralbank hat auf ihrer gestrigen Sitzung ihre Leitzinsen unverändert
gelassen. Zudem führte sie erneut aus, dass diese für längere Zeit und weit über den
Zeithorizont des Nettoerwerbs von Vermögenswerten hinaus auf dem aktuellen oder
einem niedrigeren Niveau bleiben werden. Überdies bestätigte der EZB-Rat, dass die
monatlichen Ankäufe von Vermögenswerten im Volumen von 80 Mrd. Euro mindestens
bis März 2017 erfolgen sollen. Erforderlichenfalls werden sie auch darüber hinaus
fortgeführt, in jedem Fall aber so lange, bis der Rat eine nachhaltige Korrektur der
Inflationsentwicklung erkennt, die mit seinem Inflationsziel in Einklang steht. Angesichts
der bestehenden Unsicherheiten für Inflation und Wachstum, zu denen jetzt auch das
Votum der britischen Bevölkerung zählt, dass das Land die Europäische Union verlassen
soll, hielt sich die EZB auch die Möglichkeit offen, weitere geldpolitische Maßnahmen zu
ergreifen. Dabei würde sie sich, nach Aussage Draghis auf der Pressekonferenz, in den
kommenden Monaten in einer besseren Position befinden, die grundlegenden
makroökonomischen Bedingungen zu überprüfen, da dann zusätzliche Informationen
vorliegen werden, einschließlich der neuen Projektionen der EZB für Inflation und
Wachstum. Da diese im Rahmen der Pressekonferenz veröffentlicht werden, die sich an
die kommende Ratssitzung im September anschließt, werten wir dies als Hinweis, dass
die EZB auf eben dieser Sitzung tätig werden könnte. Allerdings rechnen wir lediglich
damit, dass sie eine Verlängerung ihres Ankaufprogramms über März 2017 hinaus
beschließt, ggf. einschließlich der Anpassung einiger Details dieses Programms. Weitere
Maßnahmen dürfte sie unserer Einschätzung nach aber nur ergreifen, wenn sich die
Konjunktur im Euroraum wider Erwarten kräftig abschwächt oder die Inflationsrate
erneut zurückgeht.
Heute stehen mit den Einkaufsmanagerindizes für Juli sowohl für den Euroraum
insgesamt als auch für Deutschland die ersten Stimmungsindikatoren für den
Unternehmenssektor zur Verfügung, die auf einem Befragungszeitraum basieren, der
erst nach dem Brexit-Votum begann. Dieses dürfte die Stimmung belastet haben. Für den
EWU-Serviceindex erwarten wir einen Rückgang um 0,5 auf 52,3 Punkte, während der
Index für das Verarbeitende Gewerbe aufgrund der stärkeren Exportorientierung des
Sektors etwas deutlicher um 0,8 auf 52,0 Punkte sinken sollte. Gegen einen kräftigeren
Rückgang spricht insbesondere, dass die finalen Juni-Daten, die auch den Teil des
Befragungszeitraums nach dem Referendum am 23. Juni umfassen, gegenüber den
vorläufigen Werten aufwärts revidiert wurden. Dies gilt auch für die deutschen
Einkaufsmanagerindizes, die im Juli in gleichem Ausmaß wie ihre EWU-Pendants auf 53,7
Punkte für das Verarbeitende Gewerbe beziehungsweise auf 53,2 Punkte für den
Dienstleistungssektor nachgeben dürften.
Uhrzeit Land Indikator
09:30 DE Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe, Jul, vorl.
09:30 DE Serviceindex, Jul, vorl.
10:00 EWU Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe, Jul, vorl.
10:00 EWU Serviceindex, Jul, vorl.
Konsens
Prognose
53,4
53,2
52,0
52,3
Postbank
Prognose
Vorperiode
53,7
54,5
53,2
53,7
52,0
52,8
52,3
52,8
Quelle: Bloomberg; Prognosen Postbank
Die Informationen in diesem Dokument beruhen auf öffentlich zugänglichen Informationen, die wir für
zuverlässig und korrekt halten. Eine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Angaben können wir
jedoch nicht übernehmen. Diese Informationen dürfen nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder
Verkauf von Wertpapieren der in diesem Bericht genannten Unternehmen verstanden werden.
Postbank Research Seite 1
Morgenkommentar für Freitag, 22. Juli 2016
Unsere Markteinschätzung
Rentenmarkt:
Die gestrigen geldpolitischen (Nicht-)Beschlüsse der EZB sowie die anschließenden
Äußerungen Draghis auf der Pressekonferenz sorgten zwar zwischenzeitlich für eine
gewisse Volatilität an den Rentenmärkten, hinterließen aber keinen bleibenden Eindruck.
Letztlich schlossen Bundesanleihen uneinheitlich. Während die Rendite 10-jähriger Bunds
um 1 Basispunkt auf -0,02% nachgab, stieg die 2-jähriger Anleihen um 1 Basispunkt auf
-0,62%. Die Rendite 5-jähriger Bundesanleihen wiederum blieb mit -0,50% unverändert.
Leicht fester war gestern die Tendenz am US-Anleihemarkt. Die Rendite 10-jähriger
Treasuries gab um 2 Basispunkte auf 1,57% nach.
Währungen:
Auch an den Devisenmärkten tat man sich gestern etwas schwer mit der Interpretation
der Verlautbarungen seitens der EZB. Zunächst reagierte der Euro gegenüber dem USDollar positiv, gab die zwischenzeitlichen Kursaufschläge aber rasch wieder ab. Letztlich
gab der Euro leicht um 0,1% auf 1,0998 USD nach. Dagegen tendierten britisches Pfund
und japanischer Yen spürbar fester. Der Euro verlor 0,4% auf 0,8321 GBP bzw. 0,5%
auf 116,95 JPY. Im Vergleich zum Schweizer Franken verbesserte er sich jedoch um 0,2%
auf 1,0875 CHF.
Aktienmarkt:
Uneinheitlich schlossen gestern die wichtigsten europäischen Leitindizes. Die Indizes
tendierten in engen Bahnen seitwärts. Insgesamt überwogen knapp die Kursrückgänge.
Deutliche Kursbewegungen blieben aber die Ausnahme. Dies zeigen beispielsweise die
Kursveränderungen von Stoxx 600 und Euro Stoxx, die 0,23 bzw. 0,06 Punkte schwächer
als am Vortag schlossen. Mit einem Kursabschlag von 6,0% randgierte die LufthansaAktie am DAX-Ende. Das Management der Kranich Airline senkte die Gewinnprognose
für das laufende Geschäftsjahr und dies fiel auf wenig Gegenliebe bei den Investoren. An
der Wall Street schlossen Dow Jones Industrial, S&P 500 und Nasdaq Composite
schwächer. Gewinnmitnahmen und mit Enttäuschung aufgenommene Quartalsberichte
bestimmten das Bild. Die Aktie des Chipherstellers Intel gab 4,0% nach. Die vorgestern
after the bell vorgelegten Quartalszahlen enttäuschten die Anleger offenbar. Positiv war
hingegen die Reaktion auf den Quartalsbericht von Ebay, den der Onlinehändler
ebenfalls vorgestern after the bell vorgelegt hatte. Die Aktie legte 10,9% zu. An den
asiatischen Börsen geben heute Morgen die Notierungen auf breiter Front nach. Die
insgesamt schwachen Vorgaben von der Wall Street lasten auf der Stimmung. Besonders
deutlich fallen die Kursrückgänge am Kabutocho aus. Nikkei 225 und Topix tendieren im
späten Handel jeweils gut ein Prozent leichter. Die schwachen Vorgaben von der Wall
Street und aus Asien lasten heute Morgen auch auf der Stimmung der europäischen
Investoren. Nach den Kursgewinnen der jüngeren Vergangenheit erwarten wir heute
Gewinnmitnahmen. Der DAX dürfte schwächer in den heutigen Handelstag starten.
Die Informationen in diesem Dokument beruhen auf öffentlich zugänglichen Informationen, die wir für
zuverlässig und korrekt halten. Eine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Angaben können wir
jedoch nicht übernehmen. Diese Informationen dürfen nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder
Verkauf von Wertpapieren der in diesem Bericht genannten Unternehmen verstanden werden.
Postbank Research Seite 2
Morgenkommentar für Freitag, 22. Juli 2016
Wichtige Marktdaten im Überblick
Stand
21. Juli 2016
Veränderung*
Zinsen
3-Monate Euribor (%)
12-Monate Euribor (%)
2-j. Swaps (%)
5-j. Swaps (%)
10-j. Swaps (%)
-0,30
-0,05
-0,22
-0,12
0,36
0
0
0
0
0
2-j. Bundesanleihen (%)
5-j. Bundesanleihen (%)
10-j. Bundesanleihen (%)
-0,62
-0,50
-0,02
1
0
-1
3-Monate US-Libor (%)
10-j. US-Treasuries (%)
0,71
1,57
1
-2
Aktienindizes
DAX
MDAX
Euro Stoxx 50
Dow Jones Industrial
Standard & Poor's 500
Topix (Japan)
10.156,21
20.783,90
2.968,49
18.517,23
2.165,17
1.339,39
0,14%
-0,43%
0,05%
-0,42%
-0,36%
0,65%
1,0998
0,8321
116,95
1,0875
45,64
1.322,53
-0,10%
-0,41%
-0,47%
0,17%
-0,78%
0,33%
Devisen und Rohstoffe
EUR/USD
EUR/GBP
EUR/JPY
EUR/CHF
Rohöl Brent ($/Barrel)
Gold ($/Feinunze)
* zum Stand vorletzter Werktag
in bp
in %
in %
Quelle: Thomson Reuters Datastream, Bloomberg
[email protected]
[email protected]
[email protected]
Deutsche Postbank AG
Zentrale
Friedrich-Ebert-Allee 114-126
53113 Bonn
Die Informationen in diesem Dokument beruhen auf öffentlich zugänglichen Informationen, die wir für
zuverlässig und korrekt halten. Eine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Angaben können wir
jedoch nicht übernehmen. Diese Informationen dürfen nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder
Verkauf von Wertpapieren der in diesem Bericht genannten Unternehmen verstanden werden.
Postbank Research Seite 3