Investmentstrategie Zinsen und Währungen August 2016 USA: Schwaches Wachstum auch im 2. Quartal Inflationsrate dürfte gegen Jahresende auf knapp 2% steigen Das US-BIP ist im 2. Quartal in annualisierter Rechnung lediglich um 1,2% gewachsen. Dabei gingen vom privaten Verbrauch, der um 4,2% zulegte, kräftige Impulse aus. Auch der Außenhandel erwies sich diesmal als Stütze der Konjunktur. Er steuerte 0,2 Prozentpunkte zum Wachstum bei. Dagegen gaben die Investitionen auf breiter Front nach. Die Bruttoanlageinvestitionen der Unternehmen sanken um 2,2%. Zudem fielen die Wohnungsbauinvestitionen überraschenderweise um 6,1%. Die stärkste Belastung ging aber von den Lagerinvestitionen aus, die das BIP-Wachstum gleich um 1,2 Prozentpunkte drückten. Dabei ergab sich erstmals seit fast fünf Jahren Lagerabbau. Für die Aussichten in den kommenden Quartalen ist dies aber positiv. Die Lagerkorrektur, die das US-Wachstum seit dem 2. Quartal 2015 durchgehend gebremst hat, sollte jetzt auslaufen, sodass von dieser Seite aus keine größeren Belastungen mehr zu erwarten sind. Auf der anderen Seite dürfte sich aber der sehr kräftige Zuwachs beim privaten Verbrauch in näherer Zukunft kaum wiederholen lassen. In der Summe sehen wir weiterhin eine gute Chance, dass sich das BIPWachstum im 3. und 4. Quartal auf eine Rate von 2,5% oder etwas mehr beschleunigt. Unsere BIP-Prognose für 2016, die wir vorläufig noch bei 1,7% belassen, könnte sich aber dennoch als etwas zu optimistisch erweisen. Für 2017 gehen wir gleichwohl weiterhin von einer Beschleunigung auf 2,4% aus. Die US-Verbraucherpreise insgesamt wie auch die Kernverbraucherpreise sind im Juni gegenüber Mai um 0,2% gestiegen. Während sich die Kerninflationsrate damit von 2,2% auf 2,3% erhöht hat, verharrte die Inflationsrate bei 1,0%. Letztere sollte jedoch in den kommenden Monaten aufgrund von Basiseffekten aus dem Ölpreisverfall im Vorjahr deutlich anziehen. Ende 2016 dürfte die Inflationsrate bei knapp 2% liegen und im Jahresdurchschnitt 1,4% betragen. Für 2017 gehen wir weiterhin von einem Anstieg der Teuerungsrate auf 2,3% aus. Zinsentwicklung im Euroraum Prozent 4 4 Swapsatz 10J 3 3 2 2 1 1 3-Monats-Euribor 0 0 -1 -1 09 10 11 12 13 14 15 16 17 Quelle: Thomson Reuters Datastream; Prognosen Postbank EWU: Konjunkturaussichten bleiben trotz des Brexit-Votums vorläufig günstig Inflationsrate zieht ganz allmählich an Das BIP des Euroraums ist im 2. Quartal um 0,3% gegenüber der Vorperiode gewachsen. Damit hat sich die Zuwachsrate im Vergleich mit der des 1. Quartals halbiert. Dies war aber auch erwartet worden, da einige Sondereffekte die konjunkturelle Dynamik zu Jahresbeginn überzeichnet hatten, sodass es sich bei der nachfolgenden, spürbaren Abschwächung in erster Linie um eine Gegenbewegung gehandelt hat. Bislang liegen nur aus wenigen EWU-Mitgliedsländern Ergebnisse für das 2. Quartal vor. Dabei ist das Wachstum in Spanien mit 0,7% gegenüber dem Vorquartal robust geblieben. In Frankreich war dagegen lediglich Stagnation zu verzeichnen, was aber dem kräftigen Plus von 0,7% zum Jahresauftakt geschuldet war. Für Deutschland gehen wir weiterhin von einem Anstieg des BIP um 0,2% im 2. Quartal aus, nachdem das Plus im 1. Quartal mit 0,7% nicht zuletzt aufgrund eines witterungsbedingt starken Schubs bei den Bauinvestitionen sehr hoch ausgefallen war. Zinsen und Währungen Hinsichtlich der weiteren konjunkturellen Aussichten sind die Abwärtsrisiken durch das Votum der britischen Bevölkerung für einen Austritt des Landes aus der EU sicherlich gestiegen. In Großbritannien selber hat dies bereits zu einem massiven Stimmungseinbruch bei den Unternehmen geführt. Der britische PMI für das Verarbeitende Gewerbe sackte im Juli um 4,2 auf 48,2 Punkte ab. Den Serviceindex traf es mit einem Absturz um 4,9 auf 47,4 Punkte noch schlimmer. Diese Stimmungsindikatoren bewegen sich damit aktuell auf Niveaus, die auf ein unmittelbares Rezessionsrisiko hinweisen. Auch auf die Stimmungsindikatoren für den Euroraum wirkte sich das Brexit-Votum negativ aus, aber bei Weitem nicht in dem Ausmaß wie in UK. Der EWU-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe ist im Juli um 0,8 auf 52,0 Punkte gefallen. Beim EWU-Serviceindex ergab sich hingegen aufgrund der geringeren Exportabhängigkeit sogar ein moderater Anstieg um 0,1 auf 52,9 Punkte. Noch resistenter als die EWU-PMIs präsentierte sich das ifo-Geschäftsklima für die gewerbliche Wirtschaft Deutsch-lands. Der ifo-Gesamtindex ist im Juli nur leicht um 0,4 auf 108,3 Punkte gesunken. Der Rückgang basierte aus-schließlich auf den Geschäftserwartungen, die um 0,9 auf 102,2 Punkte nachgegeben haben. Damit blieb dieser Teilindex aber über seinem im Mai erreichten Niveau. Die deutschen Unternehmen schauen somit aktuell trotz der Verunsicherung, die durch das BrexitVotum zu erwarten war, optimistischer in die Zukunft als im Frühjahr. Insge-samt lassen die Sentimentindikatoren darauf schließen, dass sich der konjunkturelle Aufwärtstrend sowohl in der EWU als auch in Deutschland in der 2. Jahreshälfte 2016 fortsetzt. Vor diesem Hintergrund bleiben unsere BIP-Prognosen für 2016 von 1,5% für den Euroraum und von 1,8% für Deutschland unverändert. Auch an den Progno-sen für 2017 von 1,4% für die EWU und von 1,5% für Deutschland halten wir vorläufig fest. Das Abwärtsrisiko für Letztere hat sich aber durch das Brexit-Votum erhöht, da man nicht ausschließen kann, dass die diesbezüglichen Befürchtungen der Unternehmen in den kommenden Monaten doch noch deutlicher zunehmen, was sich dann negativ im Investitionsverhalten niederschlagen würde. Die EWU-Inflationsrate ist im Juli nochmals leicht von 0,1% auf 0,2% gestiegen. Gestützt wurde der Zuwachs von den Preisen für Dienstleistungen, die im Vorjahresvergleich um 1,2% anstiegen nach 1,1% im Juni. Dagegen haben die gesunkenen Energiepreise die Preisentwicklung mit einem Minus von 6,6% wieder deutlicher belastet, nachdem sie im Juni nur um 6,4% nachgegeben hatten. In den kommenden Monaten sollte die Inflationsrate vor allem aufgrund des Faktors Energie weiterhin gemächlich steigen. Anfang 2017 könnte sie dann die 1Prozentmarke erreichen. Unsere EWU-Inflationsprognosen von 0,2% für 2016 und von 1,3% für 2017 sehen wir durch die jüngste Entwicklung untermauert. Bank of England wird Leitzins wohl senken EZB sollte QE verlängern Fed dürfte Leitzins Ende 2016 leicht anheben Entgegen den Erwartungen hat die Bank of England (BoE) auf ihrer ersten Sitzung nach der Brexit-Entscheidung noch keine Lockerung ihrer Geldpolitik beschlossen. Allerdings erwarten die meisten Mitglieder des geldpolitischen Komitees einen solchen Schritt für die kommende Sitzung im August. Bis dahin liegen neue Prognosen der Notenbank für die Konjunktur- und Inflationsentwicklung, die unter Berücksichtigung der Brexit-Entscheidung erstellt worden sind, vor. Angesichts der jüngst veröffentlichten Stimmungsdaten zur britischen Wirtschaft, die einen starken Konjunktureinbruch nach dem Referendum erwarten lassen, halten wir eine erste Absenkung der Leitzinsen um 25 Basispunkte durch die BoE im August für wahrscheinlich. Im weiteren Jahresverlauf erwarten wir einen weiteren kleinen Zinsschritt, so dass der britische Leitzins gegen Jahresende bei 0,1% liegen dürfte. Gleichzeitig könnte die Notenbank auch unkonventionelle Maßnahmen wie den Ankauf von Anleihen nutzen, um den Expansionsgrad der Geldpolitik weiter zu erhöhen. Die EZB hat auf ihrer jüngsten Sitzung ihre Leitzinsen unverändert gelassen. Überdies bestätigte sie, dass die monatlichen Ankäufe von Vermögenswerten im Volumen von 80 Mrd. Euro mindestens bis März 2017 erfolgen sollen. Angesichts der bestehenden Unsicherheiten für Inflation und Wachstum, zu denen jetzt auch das BrexitVotum zählt, hielt sich die EZB aber die Möglichkeit offen, weitere geldpolitische Maßnahmen zu ergreifen. Dabei würde sie sich, nach Aussage Draghis, in den kommenden Monaten in einer besseren Position befinden, die grundlegenden makroökonomischen Bedingungen zu überprüfen, da dann zusätzliche Informationen vorliegen werden, einschließlich der neuen Projektionen der EZB für Inflation und Wachstum. Da diese im Rahmen der Pressekonferenz veröffentlicht werden, die sich an die kommende Ratssitzung im September anschließt, ist dies als Hinweis zu werten, dass die EZB auf eben dieser Sitzung tätig werden könnte. Wir rechnen allerdings nicht mit einer nochmaligen Leitzinssenkung. Jedoch dürfte die EZB ihr Ankaufprogramm über März 2017 hinaus verlängern. Zugleich gehen wir davon aus, dass sie die Obergrenze von bislang 33% einer Emission, die mit den EZB-Ankäufen maximal erreicht werden darf, auf 50% anhebt, um einer Knappheit an ankaufbaren Anleihen zu begegnen. Hinsichtlich der US-Notenbank rechnen wir weiterhin mit einer nächsten Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte gegen Ende 2016. Im ersten Halbjahr 2017 sollte die Fed dann eine weitere, vorsichtige Anhebung beschließen. Auf Jahressicht sollte die Fed Funds Target Rate damit von 0,25-0,50% auf 0,75-1,00 % steigen. Postbank Research Seite 2 Zinsen und Währungen Neues Renditetief nach Brexit-Votum Japanisches Konjunkturprogramm sorgt für Gegenbewegung Der im Zuge des Brexit-Referendums eingeleitete Abwärtstrend bei den Renditen setzte sich Anfang Juli zunächst fort. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen erreichte dabei mit -0,20% ein neues historisches Renditetief. Außerdem konnte die Bundesregierung Mitte Juli zum ersten Mal in der Geschichte eine 10-jährige Bundesanleihe mit einer negativen Rendite begeben. Auch in anderen Währungsräumen gaben die Renditen in dieser Phase kräftig nach und verzeichneten teilweise ebenfalls historische Tiefstände. Nach Veröffentlichung eines starken US-Arbeitsmarktberichtes und der unerwartet schnellen Benennung einer Nachfolgerin für den zurückgetretenen britischen Premierminister setzte in der zweiten Juliwoche eine Aufwärtskorrektur der Renditen ein. Kurzzeitig erreichte die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen dabei die Null-Prozentmarke, fiel anschließend aber erneut in den negativen Bereich zurück. Verantwortlich zeichneten diesmal vor allem sehr schwache britische Konjunkturindikatoren. 10-jährige britische Gilts markierten daraufhin mit 0,69% ein Allzeittief. Gleiches galt für entsprechende japanische Staatsanleihen, deren Rendite bis auf -0,29% nachgab. Zuletzt erfolgte allerdings eine rasche Gegenbewegung, die ausgerechnet vom japanischen Markt ausging. Die Verabschiedung eines Konjunkturprogramms, das umgerechnet gut 240 Mrd. € umfassen soll, durch die japanische Regierung ließ die Rendite 10-jähriger japanischer Staatsanleihen binnen kurzer Zeit auf -0,08% springen, was die Renditen in anderen Industrieländern mit nach oben zog. 10-jährige Bunds rentierten zuletzt bei -0,04%. Aufwärts zeigten in den letzten Wochen auch die Renditen am kurzen Ende des deutschen Kapitalmarktes. Die Rendite 2-jähriger Bunds lag zuletzt bei -0,60%, nachdem sie Anfang Juli noch bis auf -0,70% gefallen war. Hierin zeigt sich, dass die zwischenzeitlichen, überzogenen Erwartungen an weitere expansive Maßnahmen durch die EZB inzwischen korrigiert wurden. Gleichwohl liegen die Renditen in diesem Laufzeitenbereich immer noch niedriger als vor dem Brexit-Votum. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei der jüngsten Aufwärtsbewegung der Renditen bereits um eine nachhaltige Trendwende handelt, ist allerdings gering. Vor allem die massiven Marktinterventionen der EZB sprechen gegen ein spürbar steigendes Renditeniveau. Da wir zudem damit rechnen, dass die EZB ihr Ankaufprogramm noch einmal verlängert, gehen wir davon aus, dass die 10jährige Bundrendite Ende 2016 ihr aktuelles Niveau allenfalls leicht übertrifft. Auf Jahressicht rechnen wir aber weiterhin mit einem Anstieg auf 0,40%, sofern die Fed ihren Leitzins weiter anhebt und sich die konjunkturelle Erholung im Euroraum fortsetzt. Schlechte UK-Konjunkturdaten belasten das britische Pfund Dollar leidet unter schwachem BIP-Wachstum Nach dem Brexit-Votum stand das britische Pfund unter einem deutlichen Abwertungsdruck. Vom 23. Juni bis zum 7. Juli wertete der Euro um nahezu 12% auf 0,8567 GBP auf. Anschließend konnte sich das Pfund aber stabilisieren und erhielt dabei Unterstützung durch die BoE, die auf ihrer Juli-Sitzung überraschenderweise auf eine Zinssenkung verzichtete. Der Euro pendelte daraufhin über zwei Wochen hinweg zwischen 0,83 und 0,84 GBP, bevor das Pfund infolge schwacher britischer Konjunkturindikatoren wieder unter Druck geriet. Zuletzt wurde der Euro mit 0,8415 GBP gehandelt. Gegenüber dem USDollar neigte der Euro im Juli über weite Strecken zur Schwäche. Am 22. des Monats fiel er erstmals seit Anfang März wieder unter 1,10 USD. Zuletzt konnte er sich aber wieder spürbar befestigen. Hierzu trugen nicht zuletzt die unerwartet schlechten US-BIP-Daten zum 2. Quartal bei. Bis zum 2. August stieg der Euro auf 1,1223 USD, lag damit aber noch unter dem Niveau, das vor dem Brexit-Votum zu verzeichnen war. Keine klaren Tendenzen ergaben sich in den letzten Wochen gegenüber Schweizer Franken und japanischem Yen. Zuletzt wurde der Euro bei 1,0825 CHF bzw. bei 113,08 JPY gehandelt, jeweils leicht schwächer als Anfang Juli. Infolge der erwarteten Leitzinssenkungen in UK rechnen wir mit einer weiteren Abwertung des britischen Pfundes. Auf Jahressicht dürfte der Euro auf 0,90 GBP steigen. Hingegen sollte er gegenüber dem US-Dollar nochmals nachgeben und in Richtung Parität tendieren. Auch im Vergleich zum japanischen Yen erwarten wir eine trendmäßige Abwertung. Auf Sicht von 12 Monaten dürfte der Euro auf 100 JPY nachgeben. Dagegen sehen wir den Euro gegenüber dem Schweizer Franken auf Jahressicht nur wenig verändert bei 1,10 CHF. Heinrich Bayer Bei den Marktbeurteilungen handelt es sich um die persönliche Meinung des Autors. Sie dienen der unverbindlichen Information und stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung der Postbank dar. Team Volkswirtschaft Zinsen Dr. Marco Bargel, Chefvolkswirt [email protected] Heinrich Bayer [email protected] Dr. Lucas Kramer [email protected] www.postbank.de Redaktionsschluss: 02. August 2016 Deutsche Postbank AG Zentrale Friedrich-Ebert-Allee 114-126 53113 Bonn Telefon: (0228) 920-0 Postbank Research Seite 3 Zinsen und Währungen Charts KfW-ifo-Mittelstandsindikator Die mittelständische Wirtschaft Deutschlands zeigt sich bislang von dem Brexit-Votum unbeeindruckt. Der KfWifo-Mittelstandsindikator verzeichnete im Juli sogar einen Anstieg um 0,3 auf 16,7 Punkte, seinen höchsten Stand in diesem Jahr. Die Einschätzung der aktuellen Lage erreichte dabei mit einem Plus von 0,6 auf 27,6 Punkte ein Dreijahreshoch. Die Erwartungskomponente gab hingegen marginal um 0,1 auf 5,7 Punkte nach. In der Sektorenbetrachtung ragt das mittelständische Bauhauptgewerbe heraus, dessen Geschäftsklima von 26,6 auf sehr hohe 27,9 Punkte zugelegt hat. Im Verarbeitenden Gewerbe wiederum ist ein kleines Plus zu verzeichnen (+0,1 auf 10,9 Punkte). Dagegen hat sich das Geschäftsklima im Einzelhandel (-0,5 auf 22,9 Punkte) sowie im Großhandel (-1,2 auf 22,4 Punkte) leicht abgeschwächt, bewegt sich aber weiterhin auf einem hohen Niveau. EUR/USD-Wechselkurs USD je 1 EUR 1,50 1,50 1,40 1,40 1,30 1,30 1,20 1,20 1,10 1,10 1,00 1,00 10 11 12 13 14 15 16 17 Quelle: Thomson Reuters Datastream; Prognosen Postbank Infolge des Brexit-Votums gab der Euro gegenüber dem US-Dollar deutlich nach und fiel bis am 22. Juli erstmals seit Anfang März wieder unter 1,10 USD. Zuletzt wurde der Dollar aber durch schwache US-Konjunkturdaten belastet, da dadurch die Wahrscheinlichkeit einer baldigen US-Leitzinserhöhung weiter gefallen ist. In der Folge kletterte der Euro wieder über 1,12 USD. Unserer Einschätzung nach dürfte die US-Notenbank jedoch an ihrer Strategie festhalten, die Geldpolitik vorsichtig zu straffen. Die nächste Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte erwarten wir gegen Ende dieses Jahres, eine weitere im Verlauf des ersten Halbjahres 2017. Aufgrund der zunehmenden Zinsspreizung zwischen der EWU und den USA dürfte der Dollar dann wieder stärker werden, sodass auf Jahressicht die Parität zum Euro in Angriff genommen wird. EUR/GBP- und EUR/CHF-Wechselkurs GBP je 1 EUR 0,95 CHF je 1 EUR 1,50 0,90 1,40 0,85 1,30 0,80 1,20 0,75 1,10 0,70 1,00 0,65 0,90 10 11 12 EUR/GBP (li. S.) 13 14 15 16 17 EUR/CHF (re. S.) Quelle: Thomson Reuters Datastream; Prognosen Postbank Nach einem Abwertungsschub des britischen Pfundes gegenüber dem Euro unmittelbar nach dem Entscheid der britischen Bevölkerung, dass UK die EU verlassen soll, konnte sich das Pfund zunächst einmal auf niedrigerem Niveau stabilisieren. Hierbei half die Entscheidung der BoE, ihren Leitzins vorläufig unverändert zu belassen. Allerdings zeichnet sich ab, dass dieser bereits im August um 25 Basispunkte gesenkt wird. Darüber hinaus rechnen wir aber noch mit einer weiteren Leitzinssenkung in diesem Jahr. Auch die neuerliche Auflegung eines QEProgramms im weiteren Jahresverlauf ist nicht unwahrscheinlich. In der Summe dürfte das Pfund durch diese expansiven geldpolitischen Maßnahmen nochmals unter Abwertungsdruck geraten. Wir gehen deshalb davon aus, dass der Euro auf Sicht eines halben Jahres auf 0,90 GBP steigt und dieses Niveau anschließend behauptet. Postbank Research Seite 4 Zinsen und Währungen Charts ifo-Index (Stimmung in Wirtschaftszweigen) EWU-Inflation und -Kerninflation 30 Prozent 5,0 5,0 20 20 4,0 4,0 10 10 3,0 3,0 0 0 2,0 2,0 1,0 1,0 0,0 0,0 Prozentsaldo 30 -10 -10 -20 -20 -30 -30 2010 2011 2012 2013 2014 Ver. Gewerbe Einzelhandel -1,0 2015 -1,0 06 Großhandel Baugewerbe 07 08 09 10 EWU-Inflation 11 13 14 15 EWU-Kerninflation Quelle: Thomson Reuters Datastream Zinsstrukturkurve (Euro-Swapsätze) 12 Quelle: Thomson Reuters Datastream 10-j. Renditen EWU-Staatsanleihen Prozent 1,2 1,2 1,0 1,0 0,8 0,8 0,6 0,6 0,4 0,4 0,2 0,2 0,0 0,0 -0,2 -0,2 -0,4 -0,4 0 2 4 6 Laufzeit in Jahren aktuell 8 v. 1 Jahr 10 v. 1 Monat Quelle: Thomson Reuters Datastream EUR/JPY- und EUR/CNY-Wechselkurs JPY je 1 EUR EUR/SEK- und EUR/NOK-Wechselkurs CNY je 1 EUR 10,0 150 140 10,0 10,0 9,0 9,5 9,5 8,5 9,0 9,0 8,5 8,5 8,0 8,0 7,5 7,5 8,0 110 NOK je 1 EUR 10,5 9,5 130 120 SEK je 1 EUR 10,5 7,5 100 7,0 90 6,5 7,0 2010 2011 EUR/JPY (li. S.) 2012 2013 2014 2015 EUR/CNY (re. S.) Quelle: Thomson Reuters Datastream 7,0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 EUR/SEK (li. S.) EUR/NOK (re. S.) Quelle: Thomson Reuters Datastream Postbank Research Seite 5 Zinsen und Währungen Zinsszenarien im Überblick Basiszinsszenario (70%)* 3-Monats-Euribor 2-j. Bunds 5-j. Bunds 10-j. Bunds • • • • • (20%)* 3-Monats-Euribor 2-j. Bunds 5-j. Bunds 10-j. Bunds • • • in 3 Monaten in 6 Monaten in 9 Monaten in 12 Monaten -0,30 -0,60 -0,48 -0,04 -0,30 -0,60 -0,45 0,00 -0,30 -0,60 -0,40 0,10 -0,30 -0,50 -0,25 0,30 -0,30 -0,50 -0,20 0,40 Die Weltwirtschaft wächst 2016 um 3,0% und 2017 um 3,4%. Das EWU-BIP wächst 2016 um 1,5% und 2017 um 1,4%. Die Euro-Inflation bleibt 2016 mit 0,2% deutlich unter dem von der EZB angepeilten Zielbereich von knapp 2%, beschleunigt sich aber 2017 auf 1,3%. Das Wachstum des US-BIP verlangsamt sich 2016 auf 1,7%, steigt aber 2017 auf 2,4%. Die US-Inflation erhöht sich 2016 auf 1,4% und 2017 weiter auf 2,3%. Niedrigzinsszenario • 02.08. • • • • • 02.08. in 3 Monaten in 6 Monaten in 9 Monaten in 12 Monaten -0,30 -0,60 -0,48 -0,04 -0,50 -0,90 -0,80 -0,50 -0,50 -0,90 -0,80 -0,50 -0,50 -0,90 -0,80 -0,50 -0,50 -0,90 -0,80 -0,50 Das Brexit-Votum führt zu einem schweren Wachstumseinbruch nicht nur in UK, sondern auch in der EWU. Die Verschuldungskrise im Euroraum verschärft sich wieder. Die US-Konjunktur verliert deutlich an Fahrt und wächst 2017 nur sehr verhalten. Der Euroraum fällt zurück in die Rezession; das BIP schrumpft 2017. • • • • • Hochzinsszenario (10%)* 3-Monats-Euribor 2-j. Bunds 5-j. Bunds 10-j. Bunds • • • • • Die Fed hebt ihren Leitzins weiter an, jedoch nur langsam. In 12 Monaten liegt die Fed Funds Target Rate bei 0,75-1,00%. Die Rendite 10-j. US-Staatsanleihen erhöht sich auf Jahressicht auf 2,10%. Die EZB verzichtet auf weitere Leitzinssenkungen, verlängert aber ihr Ankaufprogramm. Die 10-j. Bundrendite liegt auf Jahressicht bei 0,40%. Die Zinskurve versteilert sich von heutigem Niveau aus auf Sicht von 12 Monaten. Der Euro liegt auf Jahressicht bei 1,00 US-$. In der EWU und den USA kommt es zu deflationären Tendenzen. Die Fed senkt den Leitzins wieder und legt ein neues „Quantitative Easing“-Programm auf. Die EZB senkt den Refisatz unter 0%, reduziert den Einlagensatz deutlich und weitet ihre unkonventionellen expansiven Maßnahmen nochmals aus. Die Rendite für 10-j. Bunds fällt bis auf -0,50% und verharrt dann dort. Die Kapitalmarktkurve verschiebt sich nach unten und wird dabei flacher. 02.08. in 3 Monaten in 6 Monaten in 9 Monaten in 12 Monaten -0,30 -0,60 -0,48 -0,04 -0,15 -0,20 0,30 1,00 0,00 0,00 0,60 1,50 0,10 0,30 0,90 1,90 0,20 0,50 1,30 2,20 Schnelle Entspannung an den Finanzmärkten; Sorgen um Staatsschulden in der EWU lösen sich fast vollständig auf; Brexit hinterlässt kaum negative Spuren; das Wachstum in China beschleunigt sich spürbar. Das globale Wachstum zieht kräftig an; 2017 steigt das Welt-BIP um mehr als 5%. Die US-Konjunktur gewinnt deutlich an Fahrt. Das BIP-Wachstum erreicht 2017 über 4%. Die Konjunktur in der EWU erholt sich rasch. 2016 beschleunigt sich das Wachstum auf rund 3%. Der Ölpreis steigt massiv. • • • • • • • Die Inflationserwartungen verstärken sich global. Die US-Kerninflation klettert im Prognosezeitraum auf etwa 3%. In der EWU steigt die Inflation auf Jahressicht über 2%. Die EZB hebt den Refisatz gegen Ende des Prognosezeitraums auf 0,25% an. Die Fed hebt ihre Leitzinsen im Prognosezeitraum zügig an. Die 10-j. Bundrendite steigt im Zuge kräftiger Renditeaufschläge bei US-Treasuries auf 2,20%. Die Kapitalmarktkurve wird rasch steiler und bleibt dann im Prognosezeitraum sehr steil. * subjektive Eintrittswahrscheinlichkeiten von Postbank Research Postbank Research Seite 6 Zinsen und Währungen Prognosen August 2016 Zinserwartungen anderer Institute und des Marktes 3-Monats-Euribor 10-j. Bunds -0,30 -0,04 02.08. in 3 Monaten in 12 Monaten in 3 Monaten in 12 Monaten UniCredit BayernLB DZ Bank Commerzbank Dekabank Durchschnitt der 5 Institute -0,35 -0,30 -0,35 -0,30 -0,30 -0,32 -0,35 -0,35 -0,35 -0,35 -0,30 -0,34 -0,05 -0,10 n.v. -0,10 -0,05 -0,08 0,50 0,10 n.v. 0,20 0,05 0,21 Postbank -0,30 -0,30 0,00 0,40 Markterwartungen (Forward Rates) -0,32 -0,34 -0,02 Geldmarktsätze dürften auf Jahressic ht weitgehend auf aktuellem Niveau verharren. Leichter Anstieg der Kapitalmarkrenditen auf Jahressic ht erwartet. 0,05 Quelle: Bloomberg, Prognosen anderer Institute Märkte Zinsen in % Euroraum Refisatz 3-Monats-Euribor 2-j. Bunds 10-j. Bunds Swap Spread 10J. in Prozentpunkten USA Fed Funds Rate 3-Monats-Libor 2-j. Treasuries 10-j. Treasuries Wechselkurse US-Dollar (EUR/USD) Japanisc her Yen (EUR/JPY) Britisc hes Pfund (EUR/GBP) Sc hweizer Franken (EUR/CHF) Chinesisc her Renminbi (EUR/CNY) Polnisc her Zloty (EUR/PLN) Tschec hisc he Krone (EUR/CZK) Sc hwedische Krone (EUR/SEK) Norwegische Krone (EUR/NOK) 02.08. in 3 Monaten in 6 Monaten in 9 Monaten in 12 Monaten 0,00 -0,30 -0,60 -0,04 0,37 0,00 -0,30 -0,60 0,00 0,35 0,00 -0,30 -0,60 0,10 0,35 0,00 -0,30 -0,50 0,30 0,30 0,00 -0,30 -0,50 0,40 0,30 0,25-0,50 0,77 0,68 1,56 0,25-0,50 0,80 0,80 1,60 0,50-0,75 0,90 0,90 1,80 0,50-0,75 1,00 1,00 1,90 0,75-1,00 1,15 1,20 2,10 02.08. in 3 Monaten in 6 Monaten in 9 Monaten in 12 Monaten 1,1223 113,08 0,8415 1,0825 7,4350 4,3256 27,033 9,5606 9,4716 1,10 110 0,85 1,10 7,40 4,30 27,1 9,10 9,20 1,05 105 0,90 1,10 7,40 4,30 27,1 8,90 9,00 1,05 105 0,90 1,10 7,35 4,25 26,1 8,80 8,95 1,00 100 0,90 1,10 7,00 4,25 25,1 8,70 8,90 Quelle: Bloomberg Konjunktur Deutschland Euroraum USA 2015 BIP, real in % ggü. Vj. 2016e 2017e 1,7 1,6 2,6 1,8 1,5 1,7 1,5 1,4 2,4 2015 Inflationsrate in % 2016e 2017e 0,3 0,0 0,1 0,5 0,2 1,4 1,5 1,3 2,3 Postbank Research Seite 7
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