Perspektiven_August_2016 [Kompatibilitätsmodus]

Postbank Research
Perspektiven
August 2016
US-Wahlen: Quo vadis Wall Street?
2016 ist wieder ein Wahljahr für die USA
Die Mehrheitsverhältnisse im Kongress stehen ebenfalls auf dem Prüfstand
Hillary Clinton vs. Donald Trump
Was wäre, wenn … Donald Trump
Was wäre, wenn … Hillary Clinton
Demokrat oder Republikaner, wer ist besser für die Wall Street?
Innerhalb der Amtszeiten ist ein (Kurs-)Muster zu erkennen
Parteizugehörigkeit eines US-Präsidenten hat wenig Einfluss auf US-Dollar-Entwicklung
EWU-Konjunktur: Aussichten bleiben trotz Brexit-Votums vorläufig günstig
Deutsche Unternehmen von Brexit-Votum nur mäßig beeindruckt
Konjunkturelle Erholung bislang intakt – dennoch Risiken für 2017
EWU-Inflationsrate wieder leicht positiv
US-Konjunktur: Moderate Belebung im 2. Quartal
Einzelhandelsumsätze signalisieren kräftiges Plus beim privaten Verbrauch
Starker Arbeitsmarktbericht für Juni kein Grund zur Euphorie
Konjunktur dürfte sich in der 2. Jahreshälfte weiter beschleunigen
Inflationsrate dürfte gegen Jahresende auf knapp 2% steigen
Rentenmarkt: Sorge vor wachsender Anleihe-Knappheit lässt Renditen weiter purzeln
Neues Renditetief nach Brexit-Votum
Spielräume der EZB zur Verlängerung ihres Anleiheankaufprogramms
Brexit-Entscheidung lässt EZB kalt – Bank of England wartet noch
Aktienmarkt: Kurzfristig mit Rückschlagsgefahr
Brexit war gestern
Im bisherigen Jahresverlauf hat die Wall Street die Nase vorn
Leichte Besserung der Quartalszahlen an der Wall Street
Anleger aktuell zu optimistisch
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Team Postbank Research
Dr. Marco Bargel
Chefvolkswirt
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Heinrich Bayer
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Dr. Lucas Kramer
[email protected]
Heinz-Gerd Sonnenschein
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Redaktionsschluss: 27. Juli 2016
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Perspektiven August 2016
US-Wahlen: Quo vadis Wall Street?
2016 ist wieder ein Wahljahr für die
USA
Die 58. Präsidentschaftswahl findet am 8.
November diesen Jahres in den USA statt.
An diesem Tag wählen die US-Bürger die
Wahlmänner, die am 18. Dezember den
US-Präsidenten und seinen Vize für die
kommenden vier Jahre bestimmen.
Dann wird sich entscheiden, ob mit Hillary
Clinton erstmals eine Frau das Amt des USStaatsoberhauptes bekleiden wird. Am 26.
Juli wurde sie auf dem Parteitag der Demokraten zur Präsidentschaftskandidatin
gekürt. Sie ist die erste Frau in der 240jährigen Geschichte der USA, die von einer
der beiden großen Parteien für die
abschließende Präsidentschaftswahl nominiert wurde. Die Demokratin residierte als
First Lady an der Seite von Präsident Bill
Clinton schon von Januar 1993 bis Januar
2001 im Weißen Haus. In der ersten Amtszeit von Barack Obama war sie als Außenministerin Mitglied der US-Regierung. Mit
mehr Mühe als viele erwartet hatten,
setzte sie sich in den Vorwahlen gegen
Senator Bernie Sanders durch.
Für die Republikaner tritt der Immobilienmogul Donald Trump an. Dienstag, den
19. Juli, stimmte eine deutliche Mehrheit
auf dem republikanischen Parteitag für ihn.
Zu Beginn der Vorwahlen wurden ihm nur
geringe Chancen eingeräumt. Er galt als
Exot ohne politischen Background, der nur
mit markigen Sprüchen provozierte. Bei
den Vorwahlen setzte er sich überraschend
gegen 16 Mitbewerber durch. Er ist seit
Dwight D. Eisenhower 1952 der erste Kandidat einer der beiden großen Parteien, der
vorher nie ein politisches Amt bekleidete.
Die Mehrheitsverhältnisse im Kongress
stehen ebenfalls auf dem Prüfstand
Am 8. November wird aber nicht nur entschieden, wer für die kommenden vier
Jahre die USA regieren wird. An diesem
Tag finden auch Kongresswahlen statt.
Aktuell haben die Republikaner in beiden
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Häusern des Kongresses die absolute
Mehrheit. Dies macht Barack Obama das
Regieren zum Ende seiner zweiten Amtszeit nicht gerade einfach.
Das Repräsentantenhaus mit seinen 435
Sitzen wird komplett neu gewählt. Im
aktuellen Repräsentantenhaus verfügen die
Demokraten über 186 Sitze. Zur Mehrheit
fehlen ihnen 32. Im Senat wird die Gruppe
der sogenannten Class 3-Senatoren neu
gewählt. Dies sind 34 der insgesamt 100
Senatoren. Obwohl nur rd. ein Drittel der
Sitze neu gewählt werden, könnten die
Demokraten theoretisch die Mehrheit im
Senat erreichen. Von den restlichen 66
Sitzen der Class 1- sowie Class 2-Senatoren verfügt die Partei über 35 Sitze. Zudem
kooperiert der parteiunabhängige Senator
Angus King (Maine) mit den Demokraten.
Ihnen fehlen folglich lediglich 15 Sitze zur
Mehrheit im Senat. Rein rechnerisch wäre
somit auch ein Wechsel der Mehrheit im
Senat am 8. November möglich. Je nach
Ausgang der Kongresswahlen kann sich
auch das neue US-Staatsoberhaupt mit
Mehrheiten der anderen Partei im gesamten Kongress konfrontiert sehen. Dies
würde die Regierungsarbeit erschweren.
Hillary Clinton vs. Donald Trump
Lange Zeit hatte Hillary Clinton bei den
Umfrageergebnissen einen Vorsprung vor
Donald Trump. Nicht nur dass dieser Vorsprung immer kleiner wurde, am aktuellen
Rand hat der Immobilienmogul mehr als
nur Boden gut gemacht. Die LA Times
sieht ihn in ihrer jüngsten Umfrage vom
25. Juli sogar mit 46 zu 41 Prozent vorne.
Hier deutet sich ein heißer Wahlkampf der
beiden Kontrahenten bis zum letzten Tag
an. Nach unserer Einschätzung ist der
Wahlausgang völlig offen. Dies dürfte sich
auch in den kommenden Wochen nicht
ändern.
Im Vorwahlkampf und auch auf den Nominierungsparteitagen von Demokraten und
auch Republikanern wurde deutlich, dass
beide Kandidaten keinen uneingeschränk-
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Perspektiven August 2016
Umfrageergebnisse deuten Kopf-anKopf-Rennen an
Umfrageergebnisse in %
60
60
55
55
50
50
45
45
40
40
35
35
30
30
2015
Hillary Clinton
2016
Donald Trump
Quelle: Thomson Reuters Datastream
ten Rückhalt in ihren eigenen Parteien haben. Die Unterstützung durch Parteimitglieder sollte sich daher auch im weiteren
Wahlkampfverlauf in Grenzen halten. Das
Zünglein an der Waage könnten wie schon
2000 die Grünen spielen. Sie sind zwar nur
eine kleine Splitterpartei mit wenig bis
keiner Aussicht auf einen eigenen Wahlerfolg. Aber schon 2000 kürte der Grüne
Ralph Nader den Republikaner George W.
Bush zum Präsidenten. Dessen Sieg fiel
hauchdünn aus. Sowohl der demokratische
Kandidat Al Gore als auch Nader setzten
sich für den Umweltschutz ein. Wahlentscheidende Stimmen, die Al Gore zum Sieg
fehlten, gingen an Nader.
Beim Fußball heißt es zwar ‚Geld schießt
keine Tore‘. Bei der US-Präsidentschaftswahl gilt dies aber in der Regel nicht. Bei
elf der vierzehn Präsidentschaftswahlen
seit 1960 gewann der Kandidat mit dem
größeren Wahlkampfbudget. Seit 1980
war dies immer der Fall. So sollte es auf
dem Papier eine klare Sache für Hillary
Clinton werden. Bisher sammelten sie und
ihr Team Spenden in Höhe von rd. 375
Mio. US-Dollar ein. Donald Trump hat die
100 Mio. Schwelle hingegen noch nicht
überschritten (Stand 22. Juli). Dieser
Eindruck trügt nach unserer Einschätzung.
Denn Donald Trump warb zum Anfang des
Vorwahlkampfes u.a. mit dem Motto für
sich, dass er den Wahlkampf aus seiner
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eigenen Kasse finanzieren werde. Diese
Strategie hat er vor kurzem geändert und
er sammelt nun auch Spendengelder zur
Unterstützung seines Wahlkampfes. Wie
viel Geld er aus seiner privaten Kasse in
seinen Wahlkampf investiert hat bzw. noch
investieren wird, ist nicht bekannt. Daher
kann der mögliche Wahlsieger nicht an der
Höhe der Spendengelder abgelesen werden.
Die Summen, die in den USA während eines Wahlkampfes von den diversen Kandidaten und Parteien in die Hand genommen
werden, sind für europäische Verhältnisse
astronomisch. Umgerechnet beliefen sich
die gesamten Wahlkampfausgaben 2012
auf 2,4 Mrd. Euro. Der aktuelle Wahlkampf wird Schätzungen zufolge mit 2,7
Mrd. Euro bzw. mehr als 20 Euro je abgegebener Stimme zu Buche schlagen. Bei
der Bundestagswahl 2013 bzw. der französischen Präsidentschaftswahl 2012 beliefen
sich die jeweiligen Ausgaben auf bescheidene 1,49 Euro bzw. 1,84 Euro je abgegebener Stimme.
Die Möglichkeit, dass Donald Trump bei
der Wahl gewinnt, ist nicht zu unterschätzen. Geschickt umgarnt er wichtige Wählergruppen wie den ‚kleinen Mann‘ oder
die jüdische Bevölkerung mit seiner Aussage, dass die Zusammenarbeit mit Israel
intensiviert werden müsse. Hillary Clinton
muss in den kommenden Monaten noch
viel Überzeugungsarbeit für ihr Programm
bei den US-Wählern insgesamt, aber auch
bei den Mitgliedern ihrer eigenen Partei
leisten. Die Unterstützung durch den
amtierenden Präsidenten und dessen
Ehefrau hat bisher noch nicht den erhofften Erfolg gebracht. Nach unserer Ansicht
ist das Rennen um die US-Präsidentschaft
völlig offen. Die Kandidaten haben mit den
Nominierungen die letzte Hürde genommen und sind auf die Zielgerade eingebogen. Jetzt sind Stehvermögen und eine
gute Kondition gefragt.
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Was wäre, wenn …
… Donald Trump obsiegen würde, die
mögliche Reaktion an der Wall Street? Der
Immobilienmogul hat durch markige
Sprüche im Vorwahlkampf auf sich aufmerksam gemacht und seine republikanischen Mitbewerber teils wüst beschimpft.
Oberstes Credo für ihn, der sich auch
gerne als ‚Stimme des kleinen Mannes‘
bezeichnet, ist ‚America first‘. Nach seiner
Ansicht werden die USA im Allgemeinen
und die US-Bürger im Speziellen in vielen
Fällen benachteiligt. Dies muss korrigiert
werden. Beispielsweise sollen angeblich
unfaire Handelsabkommen wie das Nordamerikanische Freihandelsabkommen mit
Kanada und Mexiko oder die Transpazifische Partnerschaft neuverhandelt werden.
Selbst die über die Welthandelsorganisation geschlossenen Verträge sollen auf den
Prüfstand.
Allein dieser Punkt aus dem Programm von
Donald Trump birgt für die Börse reichlich
Zündstoff. Die Aussicht, dass jemand ins
Weiße Haus einzieht, der wahrscheinlich
gegen den freien Handel vorgehen will,
sollte viele Investoren verunsichern. Ausgehend von der Wall Street dürfte es bei
einem Wahlerfolg von Donald Trump
zumindest vorübergehend zu deutlichen
Kursrückgängen kommen. Denn die mögliche Wiedereinführung von Zollschranken
würde die Umsatz- und Gewinnentwicklung der international operierenden Unternehmen belasten. Die Firmenlenker dürften dann geplante Investitionen zunächst
zurückstellen. Die Weltwirtschaft sollte bei
einer Umsetzung darunter leiden. Aktuell
werden unter dem Eindruck der anstehenden Austrittsverhandlungen der Briten aus
der EU die globalen Wachstumserwartungen schon reduziert. Wenn die größte
Volkswirtschaft der Welt mit einem rd.
fünfmal so großen BIP wie Großbritannien
sich wirklich vom freien Handel verabschieden würde, dürfte das Klagen erheblich
lauter ausfallen. Alleine schon die Sorge,
dass Trump seinen Sprüchen auch Taten
folgen lassen könnte, würde die Börsen
daher rd. um den Globus auf Talfahrt
schicken. Auch wenn alle wissen, dass
‚nichts so heiß gegessen wie gekocht
wird‘: Unsicherheit ist Gift für die Märkte.
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Für unsere Aktienmarktprognosen bestünde dann ein erheblicher Revisionsbedarf.
Was wäre, wenn …
… Hillary Clinton ins Weiße Haus
einzieht. Ihr Wahlprogramm liest sich im
Vergleich zu dem von Donald Trump
unspektakulär. Steuerentlastungen für den
Mittelstand, Erhöhung der Reichensteuer,
Investitionen u.a. in die Infrastruktur und
viele andere Punkte könnten genauso auch
in einem Wahlprogramm von Angela
Merkel oder Francois Hollande zu finden
sein. Mit Investitionen in Erneuerbare Energien ist sie auch auf einer Wellenlänge mit
unserer Kanzlerin. Die Ausweitung des
Obama Care-Programms spricht zudem für
eine Fortführung eines wichtigen Projektes
des aktuellen Präsidenten. Unternehmen
der Branchen Bau und -zulieferer, Healthcare sowie Erneuerbare Energien dürften
beispielsweise zu den Profiteuren zählen.
Sie will sich auch um Geringverdiener kümmern und die Arbeitsplätze in den USA
sichern. Unternehmen, die Arbeitsplätze
ins Ausland verlagern, sollen bestraft
werden. Das Wohl des ‚kleinen Mannes‘ ist
also auch in ihrem Fokus. Bei einer Wahl
Hillary Clintons dürfte es in Anbetracht
dieses ‚normalen‘ Wahlprogramms nach
unserer Ansicht zu keinen überraschenden
außerordentlichen Kursbewegungen an
der Wall Street kommen. Business as usual
sollte vielmehr angesagt sein.
Demokrat oder Republikaner, wer ist
besser für die Wall Street?
Zur Beantwortung dieser Frage haben wir
die Kursentwicklung des Standard & Poor‘s
500 in den Amtsperioden aller US-Präsidenten nach dem Zweiten Weltkrieg untersucht. Im Durchschnitt aller 17 Amtszeiten
seit 1948 verzeichnete der US-Leitindex je
Legislaturperiode ein Kursplus von 38,5%.
Während der US-Leitindex in den neun
Amtszeiten eines republikanischen Präsidenten im Mittel nur 23,7% zulegte,
erreichte er in den acht Amtszeiten der
demokratischen Staatslenker einen durchschnittlichen Kursanstieg von 55,1%. Allerdings profitierten die Demokraten von den
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beiden Amtszeiten Bill Clintons‘ sowie der
ersten Legislaturperiode von Barack
Obama. Unter Bill Clinton haussierte die
Wall Street in Folge des IT-Booms, und der
S&P 500 legte in der ersten Amtszeit
79,2% und in der zweiten 72,9% zu.
Barack Obama zog im Januar 2009 ins
Weiße Haus ein. Zu diesem Zeitpunkt
raubte die globale Finanz- und Wirtschaftskrise der Welt den Atem. Auf die Krise
folgte die Erholung und bis zum Ende der
ersten Amtszeit von Barack Obama erholte
sich der S&P 500 deutlich. Sein Kursplus
während dieser vier Jahre betrug 84,5%.
Lässt man diese Zeiträume außer Acht,
verringert sich der durchschnittliche Kursanstieg in den Amtszeiten der Demokraten
auf 40,8%. Die Outperformance ist aber
auch dann noch deutlich.
Für das bessere Abschneiden der Aktienmärkte unter demokratischen Präsidenten
gibt es einen plausiblen ökonomischen
Grund. Von den elf Rezessionen, die die
USA seit dem zweiten Weltkrieg durchlebte, fielen lediglich drei in Amtszeiten
von demokratischen Präsidenten. Zudem
fielen die Ölpreisschocks Anfang der
1970er und 1980er Jahre ebenfalls in
Amtszeiten republikanischer Präsidenten.
Dies bedeutet allerdings nicht, dass
Republikaner allgemein eine schlechtere
Wirtschaftspolitik als Demokraten betreiben. Vielmehr waren sie aufgrund der
schwächeren konjunkturellen Entwicklung
oft zu Reformen gezwungen, die ihre
wachstumsfördernde Wirkung erst nach
mehreren Jahren entfalten. So waren
beispielsweise vor allem unter republikanischen Präsidenten etliche liberale Reformen zu beobachten. Insofern dürfte auch
der eine oder andere demokratische
Präsident die Früchte geerntet haben, die
sein republikanischer Vorgänger gesäht
hatte. Allerdings fielen auch einige Krisen
wie die Watergate-Affäre unter Richard
Nixon oder der Irak- und der AfghanistanKrieg unter George W. Bush in Amtszeiten
von republikanischen Präsidenten. Demokraten zeigten oft ein größeres diplomatisches Geschick. So legte John F. Kennedy
die Kuba-Krise ohne Militäreinsatz bei und
Jimmy Carter schloss mit der damaligen
UDSSR das SALT-II-Abkommen. Börsen
sind stark stimmungsgetrieben und
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schwanken in unsicheren Zeiten deutlich.
Demokraten spielten insgesamt gesehen
melodiöser auf der diplomatischen Klaviatur und sorgten so für ein börsenfreundliches Klima.
Innerhalb der Amtszeiten ist ein
(Kurs-)Muster zu erkennen
Bemerkenswert ist die zeitliche Verteilung
der Kursentwicklung von Aktien an der
Wall Street während der Amtsperioden
von US-Präsidenten. Die stärksten Kurszuwächse sind regelmäßig im zweiten und
dritten Jahr einer Amtszeit mit durchschnittlich jeweils 11,9% zu verzeichnen.
Danach folgt das Wahljahr (+6,0%), das
dem vierten Jahr einer Amtszeit entspricht
und wider Erwarten nicht die beste
Performanceaufweist. Am schwächsten
entwickelte sich der S&P 500 im Antrittsjahr eines Präsidenten mit einem Kursplus
von 5,7%.
S&P 500 mit bester Performance in den
Amtsjahren zwei und drei
alle Amtszeiten seit 1948
S&P 500 Performance
Demokraten
Republikaner
Jahr 1 Durchschnitt Jahr 2 + 3 Jahr 4
Quelle: Bloomberg, Postbank Research
Dies überrascht nicht. Nutzen doch die
meisten Politiker die erste Phase einer
Amtszeit, um unpopuläre Maßnahmen
umzusetzen. In der momentan auf der Zielgeraden befindlichen zweiten Amtszeit von
Barack Obama wiederholt sich dieses
Muster nicht. Das Antrittsjahr liegt mit
einem Kursplus von 23,7% vorne, gefolgt
vom letzten Jahr seiner zweiten Legislaturperiode mit +16,6% (bis zum 22. Juli
gerechnet). Die sonst so starken Jahre zwei
und drei bringen zusammen genommen
gerade einmal einen Kurszuwachs von
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1,1% zu Stande. Nach unserer Ansicht
beruht der starke Zuwachs von mehr als
zwanzig Prozent im ersten Jahr seiner
zweiten Legislaturperiode noch auf der
allgemeinen wirtschaftlichen Erholung
nach dem Tief der globalen Finanz- und
Wirtschaftskrise. Die im historischen Vergleich schwache Performance des S&P 500
in den Amtsjahren zwei und drei dürfte
dem Umstand geschuldet sein, dass ein
Präsident in den USA nur einmal wiedergewählt werden kann. Barack Obama
musste in seiner zweiten Amtszeit keinen
‚Wahlkampf‘ mehr betreiben und keine
‚Wahlgeschenke‘ mehr verteilen. Er konnte
die Politik mit Elan verfolgen, die nach
seiner Einschätzung die richtige für die
USA war.
Parteizugehörigkeit eines US-Präsidenten hat wenig Einfluss auf US-DollarEntwicklung
Interessant ist hier der Blick auf die Wertentwicklung des US-Dollar im Vergleich zu
anderen wichtigen internationalen Währungen. Hierzu haben wir die Entwicklung
des Federal Reserve USD Exchange Rate
Index seit 1976 analysiert. Dies ist das Jahr,
in dem die erste volle Amtszeit eines USPräsidenten nach dem Auseinanderbrechen des Bretton-Woods-Systems begann.
In diesem Index sind handelsgewichtet
kanadischer Dollar, japanischer Yen, britisches Pfund, Schweizer Franken, australischer Dollar, schwedische Krone sowie der
Euro bzw. vor dessen Einführung D-Mark,
französischer Franc und italienische Lira
enthalten.
rer Ansicht aber nicht signifikant. Bedeuten
die Veränderungsraten doch, dass sich die
US-Devise pro Jahr einer Amtszeit rein
rechnerisch weniger als ein Prozent verteuerte bzw. weniger als ein halbes Prozent
abschwächte. Und über alle zehn Legislaturperioden gerechnet hat der Greenback
im Mittel je Amtszeit nur 0,8% bzw. rein
rechnerisch 0,2% je Jahr aufgewertet.
Fakten und nicht die Parteizugehörigkeit
des US-Präsidenten und sein eventuelles
diplomatisches Geschick bestimmen nach
unserer Einschätzung die Wertentwicklung
der US-Devise. Der US-Dollar ist die Welthandelswährung Nummer eins und auch in
Krisenzeiten wird er oft von Anlegern
gesucht. Viele externe Faktoren bestimmen
seine Wertentwicklung, gleich ob ein
Demokrat oder ein Republikaner im
Weißen Haus residiert. Seine Wertentwicklung folgt langfristigen Trends, die
sich meist über die Legislaturperioden
verschiedener Amtsinhaber erstrecken.
Heinz-Gerd Sonnenschein
Auf den ersten Blick scheint sich das
Ergebnis der Analyse der Aktienmarktentwicklung zu wiederholen: Demokraten
schlagen Republikaner. Im Mittel wertete
der Greenback in Amtszeiten von Demokraten 3,4% auf, während er in Legislaturperioden von Republikanern 1,7% nachgab. Diese Veränderungen sind nach unse-
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Perspektiven August 2016
EWU-Konjunktur: Aussichten bleiben trotz Brexit-Votums
vorläufig günstig
Deutsche Unternehmen von BrexitVotum nur mäßig beeindruckt
Das Votum der britischen Bevölkerung für
einen Austritt des Landes aus der EU hat
zu einem massiven Stimmungseinbruch
geführt – in Großbritannien. Der britische
PMI für das Verarbeitende Gewerbe sackte
im Juli um 3,0 auf 49,1 Punkte ab. Den
Serviceindex traf es mit einem Absturz um
4,9 auf 47,4 Punkte noch schlimmer. Diese
Stimmungsindikatoren bewegen sich damit
aktuell auf Niveaus, die auf ein unmittelbares Rezessionsrisiko hinweisen.
Auch auf die Stimmungsindikatoren für
den Euroraum wirkte sich das BrexitVotum negativ aus, aber bei Weitem nicht
in dem Ausmaß wie in UK. Der EWU-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende
Gewerbe ist im Juli um 0,9 auf 51,9
Punkte gefallen. Beim EWU-Serviceindex
ergab sich aber aufgrund der geringeren
Exportabhängigkeit lediglich ein moderater
Rückgang um 0,1 auf 52,7 Punkte. Die
Daten zeigen damit, zumindest bis zum
jetzigen Zeitpunkt, keine Stimmungseintrübung, die die konjunkturelle Erholung in
der Eurozone in Frage stellen würde.
Noch resistenter als die EWU-PMIs präsentierte sich das ifo-Geschäftsklima für die
gewerbliche Wirtschaft Deutschlands. Der
ifo-Gesamtindex ist im Juli nur leicht um
0,4 auf 108,3 Punkte gesunken. Der
Rückgang basierte ausschließlich auf den
Geschäftserwartungen, die um 0,9 auf
102,2 Punkte nachgegeben haben. Damit
blieb dieser Teilindex aber über seinem im
Mai erreichten Niveau. Die deutschen
Unternehmen schauen somit aktuell trotz
der Verunsicherung, die durch das BrexitVotum zu erwarten war, optimistischer in
die Zukunft als im Frühjahr. Der ifoLageindex stieg sogar marginal um 0,1 auf
114,7 Punkte an und erreichte damit das
höchste Niveau seit August 2015. Ganz
ohne Folgen für die Stimmungslage der
deutschen Unternehmen blieb das BrexitVotum dennoch nicht. Auf sektoraler
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ifo-Index: Leichter Dämpfer im Verarb.
Gewerbe – Bausektor boomt
Index
112
Index
126
110
124
108
106
122
104
102
120
100
118
98
14
15
16
ifo-Geschäftsklima (li. S.)
Geschäftsklima Ver. Gew. (li. S.)
Geschäftsklima Bau (re. S.)
Quelle: Thomson Reuters Datastream
Ebene ergaben sich nämlich sehr differenzierte Stimmungstendenzen. So ermäßigten sich die Teilindizes für das Verarbeitende Gewerbe und den Großhandel. Damit
zeigen sich in den exportintensiven Sektoren durchaus Bremsspuren, die allerdings
bislang nicht so tief ausgefallen sind, wie
zu befürchten war. Die Unternehmen in
den überwiegend binnenwirtschaftlich
orientierten Sektoren zeigten sich sogar
bestgelaunt. Das Geschäftsklima im Baugewerbe stieg auf ein Allzeithoch. Dazu legte
der Index für den Einzelhandel ebenso zu
wie der separat erhobene ifo-Serviceindex.
Konjunkturelle Erholung bislang intakt
– dennoch Risiken für 2017
Insgesamt lassen die Sentimentindikatoren
darauf schließen, dass sich der konjunkturelle Aufwärtstrend sowohl in der EWU als
auch in Deutschland in der 2. Jahreshälfte
2016 fortsetzt. Nach der sich klar abzeichnenden Abschwächung der BIP-Wachstumsraten im 2. Quartal, die aber in erster
Linie den starken, zum Teil witterungsbedingten Zuwächsen zu Jahresbeginn
geschuldet ist, rechnen wir wieder mit
einer Wachstumsbeschleunigung. Für das
3. und 4. Quartal erwarten wir, wie zuvor
bereits, Zuwachsraten von jeweils 0,4% im
Vorquartalsvergleich für die EWU. Für
Deutschland gehen wir von jeweils 0,5%
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Perspektiven August 2016
aus. Positive Impulse sollten dabei jeweils
weiterhin von der Binnennachfrage
(privater Verbrauch, Staatskonsum und
Bruttoanlageinvestitionen) kommen.
Gleichzeitig dürften sich die Bremseffekte,
die in den letzten Quartalen vom Außenhandel ausgegangen waren, abschwächen
oder sogar vollständig auslaufen. Vor
diesem Hintergrund bleiben unsere BIPPrognosen für 2016 von 1,5% für den
Euroraum und von 1,8% für Deutschland
unverändert.
Auch an den Wachstumsprognosen für
2017 von 1,4% für die EWU und von
1,5% für Deutschland halten wir vorläufig
fest, zumal sich darin ohnehin bereits
unsere Annahme einer leichten konjunkturellen Abkühlung widerspiegelt. Das
Abwärtsrisiko für diese Prognosen hat sich
aber durch das Brexit-Votum erhöht, auch
wenn dieses bislang nur sehr begrenzte
Auswirkungen auf die Unternehmensstimmung gehabt hat. Letztlich kann man aber
nicht ausschließen, dass die diesbezüglichen Befürchtungen der Unternehmen in
den kommenden Monaten doch noch
deutlicher zunehmen, was sich dann
negativ in deren Investitionsverhalten
niederschlagen würde.
Inflationsraten krabbeln allmählich
nach oben
Prozent
3
3
2
2
1
1
0
0
-1
-1
10
11
12
13
14
15
16
17
Deutsche Inflationsrate
EWU-Inflationsrate
Quelle: Thomson Reuters Datastream; Prognosen Postbank
EWU-Inflationsrate wieder leicht
positiv
Die EWU-Inflationsrate ist im Juni von
-0,1% auf 0,1% gestiegen. Der leichte
Anstieg resultierte insbesondere daraus,
dass der von der Energiekomponente ausgehende Abwärtsdruck nachgelassen hat.
So fielen die Energiepreise im Vorjahresvergleich nur noch um 6,4% nach einem
Rückgang um 8,1% im Mai. In den kommenden Monaten sollte die Inflationsrate,
wiederum aufgrund des Faktors Energie,
weiterhin gemächlich steigen. Anfang
kommenden Jahres könnte sie dann die 1Prozentmarke erreichen. Unsere EWUInflationsprognosen von 0,2% für 2016
und von 1,3% für 2017 sehen wir durch
die jüngste Entwicklung untermauert.
Heinrich Bayer
Prognosen Postbank
Deutschland
Euroraum
2015
2016e
2017e
2015
2016e
2017e
Reales BIP in % ggü. Vj.
1,7
1,8
1,5
1,6
1,5
1,4
Privater Verbrauch
2,0
1,9
1,5
1,7
1,7
1,5
Bruttoanlageinvestitionen
2,2
3,2
2,1
2,7
2,5
2,3
Staatsverbrauch
2,5
2,2
1,2
1,3
1,5
1,2
Exporte
5,4
2,7
4,2
5,1
2,9
3,8
Importe
5,8
4,6
5,2
5,9
4,1
4,5
Außenbeitrag*
0,2
-0,6
-0,1
-0,1
-0,4
-0,1
Lagerinvestitionen*
-0,5
0,2
0,2
-0,1
0,1
0,0
Arbeitslosenquote in %
6,4
6,2
6,5
10,9
10,0
9,6
Inflationsrate in %
0,3
0,5
1,5
0,0
0,2
1,3
Staatl. Finanzierungssaldo**
0,7
0,0
0,0
-2,1
-2,0
-1,7
* Wachstumsbeiträge in % des BIP ** in % des BIP
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US-Konjunktur: Moderate Belebung im 2. Quartal
Einzelhandelsumsätze signalisieren
kräftiges Plus beim privaten Verbrauch
Die US-Einzelhandelsumsätze sind im Juni
deutlich um 0,6% gegenüber dem Vormonat gestiegen, wobei ohne die häufig volatilen Autoumsätze sogar ein Plus von 0,7%
verzeichnet wurde. Die als ´retail control`
bezeichnete Abgrenzung der Einzelhandelsumsätze (ohne Baumaterialien, Autos,
Gastronomie- und Tankstellenumsätze)
legte im Juni um 0,5% zu und wies damit
bereits den achten monatlichen Anstieg in
Folge aus. In dieser Abgrenzung lagen die
Umsätze damit im 2. Quartal dieses Jahres
um 1,9% über ihrem durchschnittlichen
Niveau des Vorquartals. Da ´retail control`
direkt in die Schätzung des privaten Verbrauchs einfließt, spricht der seit Herbst
letzten Jahres etablierte und jüngst noch
einmal beschleunigte Aufwärtstrend für eine wesentliche Belebung des privaten Verbrauchs, der im 2. Quartal in annualisierter
Rechnung um gut 3% zugelegt haben
dürfte. Hingegen ist seitens der US-Industrie für das abgelaufene Quartal kein wesentlicher Beitrag zum BIP-Wachstum zu
erwarten. Trotz des im Juni kräftigen Anstiegs um 0,6% gegenüber dem Vormonat
lag die Produktion immer noch um 0,3%
unter ihrem Niveau im 1. Quartal. Insgesamt gehen wir weiterhin davon aus, dass
sich das BIP-Wachstum im 2. Quartal deutlich von 1,1% auf 2,0% in annualisierter
Rechnung beschleunigt hat, wobei wir die
Risiken – insbesondere aufgrund der positiven Signale für den privaten Verbrauch –
aktuell eher auf der Oberseite sehen.
Starker Arbeitsmarktbericht für Juni
kein Grund zur Euphorie
Nach dem drastischen Rückgang des Beschäftigungsaufbaus auf 11 Tsd. neue Stellen im Mai weist der Arbeitsmarktbericht
für Juni ein kräftiges Plus in Höhe von 287
Tsd. neuen Jobs aus. In sektoraler Betrachtung stand der Zuwachs – angesichts seines Ausmaßes wenig überraschend – auf
Postbank Research
Einzelhandel expandiert, Industrieproduktion immer noch verhalten
% ggü. Vm.
1,5
1,5
1,0
1,0
0,5
0,5
0,0
0,0
-0,5
-0,5
-1,0
-1,0
2013
2014
2015
2016
Einzelhandelsumsätze ´retail control`
Industrieproduktion
Quelle: Thomson Reuters Datastream
einer breiten Basis. Das größte Plus hatte
der Dienstleistungssektor zu verzeichnen,
wo mit 256 Tsd. mehr als siebenmal so viele Jobs geschaffen wurden wie im Vormonat. Dies war in erster Linie dem Telekommunikationssektor zu verdanken. Nachdem
ein großer Streik beim Anbieter Verizon
den Stellenaufbau im Mai um 32 Tsd. gebremst hatte, zeigte sich hier im Juni eine
deutliche Gegenbewegung um 28 Tsd.
Stellen. Im gesamten Sektor ´Dienstleistungen: Informationstechnologie` stieg die Anzahl der Stellen um 44 Tsd. nach einem
Rückgang um 39 Tsd. im Vormonat. Auch
bei Freizeitdienstleistungen (+59 Tsd. nach
-3 Tsd. im Vormonat) war ein deutlicher
Swing zu verzeichnen. Während der Beschäftigungsaufbau im Baugewerbe lediglich stagnierte, wiesen auch das Verarbeitende Gewerbe (+14 Tsd. nach -16 Tsd.)
sowie der öffentliche Sektor (+22 Tsd.
nach +17 Tsd.) ein deutliches Beschäftigungsplus aus. Nichtsdestotrotz stieg die
Arbeitslosenquote von 4,7% auf 4,9%.
Der Anstieg war aber nicht auf eine hohe
Zahl von Entlassungen, sondern vielmehr
auf einen deutlichen Anstieg der Zahl der
Erwerbspersonen (Erwerbstätige plus Beschäftigung suchende Personen) zurückzuführen und ist somit kein Grund zur Besorgnis. Gleichwohl gibt der Arbeitsmarktbericht aber auch keinen Anlass zur Euphorie.
Das starke Beschäftigungsplus ist in erster
Linie als Rückprall auf den schwachen
Seite 10
Perspektiven August 2016
Vormonat zu werten. Im Mittel der Monate Mai und Juni lag der Stellenaufbau mit
lediglich 149 Tsd. Stellen nur marginal höher als im April und ist zudem noch weit
von seinem durchschnittlichen Niveau der
vergangenen zwölf Monate (204 Tsd.) entfernt. Von einer spürbaren Belebung am
US-Arbeitsmarkt kann folglich nur für den
Fall die Rede sein, dass sich die starke Entwicklung im Juni im Zuge der anziehenden
Konjunktur in den kommenden Monaten
bestätigt.
Basiseffekte aus Energiepreisverfall im
Vorjahr stützen Inflationsrate
Veränd. ggü. Vj. in USD
Prozent
4
60
3
40
20
2
0
-20
1
-40
0
-60
-1
11
12
13
14
15
16
17
Brent-Ölpreis (li. S.)
Inflationsrate (re. S.)
Quelle: Thomson Reuters Datastream; Prognosen Postbank
Konjunktur dürfte sich in der 2. Jahreshälfte weiter beschleunigen
Für die konjunkturelle Entwicklung der USWirtschaft in den kommenden Monaten
sind wir weiterhin verhalten positiv gestimmt. Insbesondere zeigen die ersten
Post-Brexit-Stimmungsindikatoren keinerlei
diesbezügliche Stimmungseintrübung bei
den US-Unternehmen. So sind die ISM-Indizes im Juli für das Verarbeitende Gewerbe auf 53,2 Punkte (+1,9) und für den
Dienstleistungssektor auf 56,5 Punkte
(+3,6) gestiegen. Eine Sonderumfrage des
Institute for Supply Management (ISM)
zeigt zudem, dass rund 60% der befragten
Unternehmen einen vernachlässigbaren
Einfluss des Brexit-Votums auf ihre finanzielle Situation erwarten. Vor diesem Hintergrund halten wir an unserer BIP-Prognose
von 1,7% für 2016 weiterhin fest, sehen
aber nicht zuletzt aufgrund des stärker
Prognosen Postbank
USA
2015 2016e 2017e
Reales BIP in % ggü. Vj.
2,4
1,7
2,4
Privater Verbrauc h
3,1
2,7
2,4
Bruttoanlageinvestitionen
4,0
1,7
4,7
Staatsverbrauc h
0,7
1,4
1,6
Exporte
1,1
-0,4
2,4
Importe
4,9
1,4
4,0
Außenbeitrag*
-0,6
-0,3
-0,3
Lagerinvestitionen*
0,2
-0,5
-0,1
0,1
1,4
Inflationsrate in %
* Wachstumsbeiträge in % des BIP
2,3
Postbank Research
erwarteten 2. Quartals mittlerweile ein gewisses Aufwärtsrisiko. Für das kommende
Jahr erwarten wir nach wie vor eine Beschleunigung des Wachstums auf 2,4%.
Inflationsrate dürfte gegen Jahresende
auf knapp 2% steigen
Die US-Verbraucherpreise sind im Juni im
Vormonatsvergleich um 0,2% geklettert.
Positive Impulse gingen dabei erneut von
den Energiepreisen aus, die gegenüber Mai
weiter um 1,3% zulegen konnten. Gleichzeitig setzte sich aber der leichte Abwärtstrend bei den Nahrungsmittelpreisen aus
dem Vormonat fort. Diese sanken um
0,1%, wohingegen die Kernverbraucherpreise um 0,2% anzogen. Während die
Kerninflationsrate sich damit im Juni von
2,2% auf 2,3% erhöht hat, verharrte die
Inflationsrate bei 1,0%. Letztere sollte jedoch in den kommenden Monaten deutlich anziehen, wenn – trotz des jüngsten
Rückgangs des Ölpreises – Basiseffekte aus
dem erheblichen Preisverfall im Vorjahr
wirksam werden. Ende des Jahres dürfte
die Inflationsrate bei knapp 2% liegen und
im Jahresdurchschnitt 1,4% betragen. Für
2017 gehen wir weiterhin von einem deutlichen Anstieg der Teuerungsrate auf 2,3%
aus. Die Kerninflationsrate dürfte in diesem
Jahr 2,2% betragen und 2017 auf diesem
Niveau verharren.
Dr. Lucas Kramer
Seite 11
Perspektiven August 2016
Rentenmarkt: Sorge vor wachsender Anleihe-Knappheit
lässt Renditen weiter purzeln
Neues Renditetief nach Brexit-Votum
Der im Zuge des Brexit-Referendums eingeleitete Abwärtstrend bei den Renditen
setzte sich bis Anfang Juli zunächst fort.
Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen
erreichte dabei mit -0,20% ein neues historisches Renditetief. Außerdem konnte
die Bundesregierung Mitte Juli zum ersten
Mal in der Geschichte eine 10-jährige Bundesanleihe mit einer negativen Rendite
begeben. Auch in anderen Währungsräumen lagen die Renditen im vergangenen
Monat auf einem neuen Rekordtief. 10jährige US-Treasuries rentierten zeitweise
nur noch bei 1,36%, Staatsanleihen
gleicher Laufzeit aus Großbritannien bei
0,81%. Nach Veröffentlichung eines
starken US-Arbeitsmarktberichtes und der
unerwartet schnellen Benennung eines
Nachfolgers für den zurückgetretenen
britischen Premierminister setzte in der
zweiten Juliwoche bei deutschen und USStaatsanleihen eine Aufwärtskorrektur der
Renditen ein. Kurzzeitig erreichte die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen dabei die
Null-Prozentmarke, fiel zuletzt aber wieder
leicht in den negativen Bereich zurück.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei der
jüngsten Aufwärtsbewegung der Renditen
bereits um eine nachhaltige Trendwende
handelt, ist allerdings gering. Vor allem die
massiven Marktinterventionen der EZB
sprechen gegen ein höheres Renditeniveau. Denn neben der gestiegenen Unsicherheit im Zuge des Brexit-Referendums
war die Sorge vor einer Verknappung der
Staatsanleihen ein wesentlicher Treiber des
Renditeverfalls im Euroraum in den vergangenen Wochen. Wie stark die Ankaufprogramme der Zentralbanken inzwischen auf
den Zinsniveaus insbesondere in Deutschland lasten, wird deutlich, wenn man die
Ankaufsvolumina in Relation zu den Nettoneuemissionen betrachtet. Seit Jahresstart
hat die EZB rund 101 Mrd. Euro an
deutschen Staatsanleihen gekauft. Dies
liegt bereits 6 Mrd. Euro höher als brutto
von der deutschen Finanzagentur emittiert
wurde. Wenn man zusätzlich die Rückzahlungen in Höhe von 127 Mrd. Euro mit
Postbank Research
Moderater Renditeanstieg auf
Jahressicht
Prozent
4,0
Prognose
4,0
3,0
3,0
2,0
2,0
1,0
1,0
0,0
0,0
-1,0
-1,0
10
11
12
13
14
15
16
17
10-j. Bundrendite
10-j. Treasury-Rendite
Quelle: Thomson Reuters Datastream; Prognosen Postbank
einschließt, so hat die EZB über 133 Mrd.
Euro mehr an deutschen Staatsanleihen
gekauft, als netto emittiert wurden. Bis
Jahresende dürfte sich diese Differenz
noch auf rund 200 Mrd. Euro ausweiten.
Spielräume der EZB zur Verlängerung
ihres Anleiheankaufprogramms
Sollte die EZB auf einer ihrer nächsten
Sitzungen eine Verlängerung des Anleiheankaufprogramms über März 2017 hinaus
beschließen, was wir für sehr wahrscheinlich halten, dürfte sich die Knappheit bei
Staatsanleihen noch verschärfen. Lässt sie
Ankaufkriterien und -volumen unverändert, würden spätestens im Oktober 2017
nicht mehr ausreichend Bundesanleihen
für einen Ankauf zur Verfügung stehen.
Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass die
EZB zeitgleich mit einer Verlängerung des
Ankaufprogramms auch eine Aufweichung
der Ankaufkriterien beschließen wird. Hierbei halten wir eine Anhebung der Obergrenze von 33% auf 50% einer Emission,
die mit den EZB-Ankäufen maximal erreicht werden darf, für die wahrscheinlichste Option. Aber auch eine Absenkung
bzw. Aufhebung der Renditeuntergrenze
von -0,4% sowie eine Reduzierung der für
einen Ankauf erforderlichen Mindestlaufzeit einer Anleihe sind nicht auszuschließen. Eine weitere Möglichkeit wäre
die Abkehr vom derzeit geltenden Prinzip
Seite 12
Perspektiven August 2016
der Ankäufe nach dem EZB-Kapitalschlüssel. Wir halten diese Option wegen
der damit verbundenen rechtlichen Hürden
und verteilungspolitischen Wirkungen
allerdings für nur schwer durchsetzbar.
Außerdem lässt sich bereits durch die
anderen erwähnten Maßnahmen, bspw.
die Anhebung der Obergrenze auf 50%
einer Emission, das Ankaufprogramm bis in
das Jahr 2018 hinein verlängern, ohne dass
bei Bundesanleihen ein Engpass befürchtet
werden müsste.
Eine Aufweichung der Ankaufkriterien
könnte die Sorgen vor einer Verknappung
der Staatsanleihen im Euroraum dämpfen
und dementsprechend zu einer leichten
Aufwärtsbewegung bei den Renditen
führen. Dies ändert allerdings nichts an der
Tatsache, dass die EZB ihre massiven Eingriffe am Markt noch für längere Zeit
fortsetzen und einen signifikanten Anstieg
der Renditen damit verhindern wird. Neben den Anleihekäufen der EZB sind aber
auch andere Faktoren, vor allem die anhaltend niedrige Inflation, für das historisch
tiefe Zinsniveau verantwortlich. Sollten die
Ölpreise - wie von uns erwartet - in den
kommenden Monaten in einem Bereich
von 40-50 US-Dollar je Fass verharren, ist
ein signifikanter Anstieg der Inflation im
Euroraum gegen Jahresende unausweichlich. Die Teuerungsrate sollte dabei bis auf
rd. 1 Prozent ansteigen. Sie würde damit
zwar immer noch deutlich unterhalb des
von der EZB angestrebten Zielniveaus von
knapp 2% liegen. Die Aufwärtsbewegung
dürfte aber ausreichen, um Sorgen vor
einer Deflation im Euroraum zunächst einmal zu zerstreuen. Vor diesem Hintergrund
halten wir es für wahrscheinlich, dass die
zuletzt sehr niedrigen langfristigen Inflationserwartungen am Markt wieder etwas
ansteigen werden. Dies sollte zu einer moderaten Aufwärtsbewegung der Renditen
führen. Wir erwarten einen Anstieg der
Rendite 10-jähriger Bundesanleihen auf
0,4% in einem Jahr.
Brexit-Entscheidung lässt EZB kalt –
Bank of England wartet noch
Entgegen der Erwartung vieler Marktteilnehmer hat die Bank of England auf ihrer
ersten Sitzung nach der Brexit-Entscheidung noch keine Lockerung ihrer Geldpolitik beschlossen. Allerdings erwarten die
meisten Mitglieder des geldpolitischen
Komitees einen solchen Schritt für die
kommende Sitzung im August. Bis dahin
liegen neue Prognosen der Notenbank für
die Konjunktur- und Inflationsentwicklung,
die unter Berücksichtigung der BrexitEntscheidung erstellt worden sind, vor.
Angesichts der jüngst veröffentlichten
Stimmungsdaten zur britischen Wirtschaft,
die einen starken Konjunktureinbruch nach
dem Referendum erwarten lassen, halten
wir eine erste Absenkung der Leitzinsen
um 25 Basispunkte durch die Bank of
England im August für wahrscheinlich. Im
weiteren Jahresverlauf erwarten wir einen
weiteren kleinen Zinsschritt, so dass der
britische Leitzins gegen Jahresende bei
0,1% liegen dürfte. Gleichzeitig könnte die
Notenbank auch unkonventionelle Maßnahmen wie den Ankauf von Anleihen
nutzen, um den Expansionsgrad der Geldpolitik weiter zu erhöhen. Wegen der sich
verschlechternden Konjunkturaussichten
und der geldpolitischeren Lockerungsmaßnahmen in Großbritannien dürfte das
britische Pfund weiter unter Druck stehen.
Wir erwarten gegen Jahresende einen
EUR/GBP-Kurs von 0,90.
Ankäufe und Potenzial für Ankäufe
von Bundesanleihen durch die EZB
Mrd. Euro
500
März 2017 Sep 2017
Wegfall der Renditeuntergrenze
+ Ausweitung Laufzeit auf > 6 Monate
500
400
Wegfall der Renditeuntergrenze
Anhebung Issue Limit auf 50%
400
300
Beibehaltung der aktuellen Kriterien
300
200
200
100
100
0
0
Quelle: Thomson Reuters Datastream
Postbank Research
Seite 13
Perspektiven August 2016
Die bisher veröffentlichten Stimmungsdaten aus anderen EU-Staaten lassen
außerhalb Großbritanniens eine nur leichte
Dämpfung der Konjunkturentwicklung
durch die Brexit-Entscheidung erwarten.
Belastende Effekte, die durch eine erhöhte
Marktvolatilität und Veränderung in den
Kursniveaus befürchtet wurden, blieben
angesichts der moderaten Marktreaktion
auf den Ausgang des Referendums aus.
Wir sehen für die EZB daher aktuell keine
Veranlassung, ihren geldpolitischen Kurs
wegen des Brexits zu verändern. Eine
Verlängerung des Anleiheankaufprogramms über den März 2017 hinaus halten
wir aber dennoch für wahrscheinlich. Denn
die Inflation im Euroraum wird sich trotz
des von uns erwarteten Anstiegs auch im
kommenden Jahr noch auf einem relativ
niedrigen Niveau befinden und noch nicht
im Einklang mit dem Inflationsziel der EZB
stehen. Da im September neue Projektionen der EZB für Inflation und Wachstum
veröffentlicht werden, könnte die Notenbank dies als Anlass nehmen, die Verlängerung zu beschließen. Selbst wenn sich in
den kommenden Monaten entgegen
unserer Erwartung ein deutlich negativer
Einfluss der Brexit-Entscheidung auf die
Konjunktur im Euroraum abzeichnen sollte,
halten wir eine weitere Leitzinssenkung
wegen der damit verbundenen Risiken für
die Finanzstabilität dennoch für unwahrscheinlich. Eher dürfte die EZB bei Bedarf
die unkonventionellen Maßnahmen
nochmals ausweiten, auch wenn sie dabei
zunehmend auf Grenzen der praktischen
Umsetzbarkeit stößt.
Dr. Marco Bargel
Prognosen Postbank
27.07.
in 3 M
in 12 M
0,00
0,00
0,00
Leitzinsen in %
Euroraum
USA
0,25-0,50 0,25-0,50 0,75-1,00
Japan
-0,10
-0,10
-0,10
UK
0,50
0,25
0,10
Renditen 10 Jahre in %
Bunds
-0,08
0,00
0,40
US-Treas.
1,50
1,60
2,10
Jap. JGBs
-0,30
-0,30
0,00
Brit. Gilts
0,74
0,90
1,10
Spreads ggü. Bunds in Basispunkten
10j. Swap
38
35
30
EWU-Corp.
80
90
80
Quelle: Bloomberg, Thomson Reuters Datastream
Postbank Research
Seite 14
Perspektiven August 2016
Aktienmarkt: Kurzfristig mit Rückschlagsgefahr
Brexit-Sorgen schnell wieder verflogen
Indizes, indexiert 23.06.16 = 100
110
105
Volas zeigen – Ängste sind verflogen
110
Volatilitätsindizes
45
45
105
40
40
35
35
30
30
100
100
95
95
25
25
90
90
20
20
15
15
85
85
6
13
20
Jun 2016
DAX
FTSE 100
27
4
11
18
Jul 2016
Euro St. 50
FTSE 250
25
Quelle: Thomson Reuters Datastream
Brexit war gestern
Beim Blick auf den obigen Kurschart kann
man diesen Eindruck gewinnen. Sowohl
DAX, Euro Stoxx 50 als auch der britische
FTSE 250 schlossen Dienstag, den 26. Juli,
lediglich 0,1%, 1,9% bzw. 1,5% unter
ihren Schlusskursen vom 23. Juni. Die
deutlichen Kursrücksetzer vom 24. sowie
27. Juni gehören offenbar der Vergangenheit an. Dabei haben die Austrittsverhandlungen noch gar nicht begonnen. Selbst
der Termin für die Einreichung des ‘Kündigungsschreibens’ durch die britsche Regierung bei der EU steht noch nicht fest.
Ausschlaggebend für den Sinneswandel
der Investoren war, dass nach dem ersten
Schritt ‘das Referendum’ auch der zweite
Schritt ‘Eintritt in die Austrittsverhandlungen’ folgen wird. Mit der zunächst ungelösten Frage ‘Wer führt die Austrittsverhandlungen?’ drohte ein Machtvakuum in
UK zu entstehen. Es wurde durch Theresa
May rasch gefüllt. Ihre Erklärung, die Austrittsverhandlungen einleiten zu wollen,
war das Aufbruchsignal für die Börsen.
Nichts hassen Investoren mehr als Ungewissheit und einen Schrecken ohne Ende.
Die Volatilitätsindizes spiegeln mit ihren
deutlichen Rückgängen die entspannte
Haltung der Investoren eindeutig wider.
Alle drei Indizes markierten am 22. Juli
zudem die bisher niedrigsten Stände im
bisherigen Jahresverlauf.
Auf den ersten Blick überrascht die mar-
Postbank Research
10
Jun 15
10
Sep 15
DAX
S&P 500
Dez 15
Mrz 16
Jun 16
Euro St. 50
Quelle: Thomson Reuters Datastream
kante Outperformance des FTSE 100 im
Vergleich zu den drei genannten Indizes im
Allgemeinen und dem FTSE 250 im Speziellen. Statt sich ebenfalls langsam dem
Schlussstand vom 23. Juni wieder anzunähern, weist der britische Leitindex ein Kursplus von 6,1% für diesen Zeitraum auf. Die
Erklärung liegt im Detail. Während der
FTSE 250 dem deutschen MDAX entsprechend die britischen Nebenwerte beinhaltet, die mit ihren Geschäften stark auf den
britischen Binnenmarkt abzielen und jede
Schwäche der wirtschaftlichen Entwicklung deutlich spüren, vereint der FTSE 100
die 100 größten an der Londoner Börse
gelisteten Unternehmen unter seinem
Dach. Es sind beispielsweise Global Player
wie BP, Royal Dutch Shell, AstraZeneca,
GlaxoSmithKline oder British American
Tobacco. Ihre Abhängigkeit vom britischen
Markt ist gering. Die Aktien der fünf genannten Unternehmen zeichnen alleine für
mehr als die Hälfte des Anstiegs des FTSE
100 nach dem 23. Juni verantwortlich.
Im bisherigen Jahresverlauf hat die
Wall Street die Nase vorn
Im Vergleich zu ihren jeweiligen Schlussständen zum Jahreswechsel 2015/16
kommen DAX, Euro Stoxx 50 und Topix
nicht aus den ‘roten’ Zahlen. Sie weisen
Kursrückgänge von 4,6%, 8,8% sowie
15,5% in dieser Abgrenzung auf. Der
Standard & Poor’s 500 hängt sie in diesem
Seite 15
Perspektiven August 2016
Wall Street mit neuem All-Zeit-Hoch
Berichtssaison mit verhaltenem Start
Indizes, indexiert 31.12.15 = 100
110
110
105
105
100
100
95
95
90
90
85
85
80
80
75
75
J
F
M
DAX
S&P 500
A
2016
M
J
S&P 500 - Anteil der Firmen mit Gewinnanstieg gg. Vj.
100
100
80
80
60
60
40
40
20
20
J
0
0
1995
Euro St. 50
Topix
2000
2005
Quelle: Thomson Reuters Datastream
2010
2015
Quelle: Thomson Reuters Datastream
Vergleich mehr als deutlich ab. Der USLeitindex liegt nicht nur deutliche 6,1% im
Plus. Er markierte in der jüngeren Vergangenheit zudem mehrfach neue Allzeithöchststände. Der aktuelle Höchstwert
datiert vom 22. Juli mit einem Indexstand
von 2.175,03 Punkten. Der Umstand, dass
die USA und so auch die Wall Street im
bisherigen Jahresverlauf von Krisen verschont blieben, schlägt sich in der Wertentwicklung des S&P 500 deutlich nieder.
hung der schon veröffentlichten Gewinne
sowie der Konsensprognosen für die
übrigen ein Gewinnrückgang von fast drei
Prozent im Vergleich zum 2. Quartal 2015
zu Buche. Insgesamt ist eine leichte Verbesserung bei den Quartalszahlen festzustellen, mehr aber auch noch nicht. Für
eine erste Analyse ist es sowohl beim DAX
als auch beim Euro Stoxx 50 und dem
Topix mit jeweils rd. zehn Prozent vorliegenden Quartalsberichten noch zu früh.
Leichte Besserung der Quartalszahlen
an der Wall Street
Anleger aktuell zu optimistisch
An der Wall Street haben inzwischen gut
ein Drittel der im S&P 500 gelisteten Unternehmen ihre Bilanzen zur Geschäftsentwicklung im 2. Kalenderquartal präsentiert.
Die Konsensprognosen der Analysten für
den Gewinn je Aktie haben sie in gewohnter Manier mit großer Mehrheit geschlagen. Beim Umsatz gelang ihnen dies nicht.
Weniger als die Hälfte der Firmen übertraf
die Konsensprognose für die Erlöse. Dies
ist aber auch ein gewohntes Bild. Letztmalig im 4. Quartal 2014 wiesen mehr als
die Hälfte der Unternehmen höhere
Umsätze aus, als die Analysten prognostiziert hatten. Im Vorjahresvergleich steigerten 64 Prozent ihren Gewinn je Aktie
sowie annähernd 60 Prozent ihren Umsatz.
Der Anteil der Firmen mit einem Gewinnanstieg im Vergleich zum Vorjahr wird
zwar langsam wieder größer. Er ist aber
noch weit von unserem persönlichen
Wohlfühlbereich oberhalb von 70 Prozent
entfernt. Außerdem steht auf aggregierter
Basis für den US-Leitindex unter Einbezie-
Postbank Research
Die Sorgen haben die Anleger nach unserer Einschätzung in Anbetracht des BrexitVotums sowie der im bisherigen Jahresverlauf nur mäßigen Gewinn- und Umsatzentwicklung bei vielen Unternehmen beiseite
gewischt und die ‚rosarote Brille‘ aufgesetzt. Dieser übertriebene Optimismus
kann kurzfristig zu Kursrückschlägen bei
DAX & Co. führen. Langfristig bleiben wir
aber weiterhin positiv für die Wertentwicklung der vier von uns analysierten
Indizes gestimmt. Auf Jahressicht sollten
alle vier deutlich über ihren aktuellen
Niveaus notieren.
Heinz-Gerd Sonnenschein
Prognosen Postbank
27.07.
in 3 M
in 12 M
DAX
10.320 9900-10100 11900-12100
Euro St. 50
2.999
2800-3000
3400-3600
S&P 500
2.167
2050-2150
2250-2350
Topix
1.322
1225-1325
1400-1500
Quelle: Bloomberg
Seite 16
Perspektiven August 2016
Marktprognosen August 2016
Zinsen in %
Euroraum
Refisatz
3-Monats-Euribor
2-j. Bunds
10-j. Bunds
USA
Fed Funds Rate
3-Monats-Libor
2-j. Treasuries
10-j. Treasuries
EUR/USD-Spreads in Basispunkten
3-M-Geld: Euribor ./. USD-Libor
10 J.: Bunds ./. Treasuries
Japan
Overnight Call Rate
10-j. Staatsanleihen (JGB’s)
UK
Base Rate
10-j. Staatsanleihen (Gilts)
27.07.
in 3 Monaten
in 6 Monaten
in 9 Monaten
in 12 Monaten
0,00
-0,30
-0,62
-0,08
0,00
-0,30
-0,60
0,00
0,00
-0,30
-0,60
0,10
0,00
-0,30
-0,50
0,30
0,00
-0,30
-0,50
0,40
0,25-0,50
0,75
0,72
1,50
0,25-0,50
0,80
0,80
1,60
0,50-0,75
0,90
0,90
1,80
0,50-0,75
1,00
1,00
1,90
0,75-1,00
1,15
1,20
2,10
-105
-158
-110
-160
-120
-170
-130
-160
-145
-170
-0,10
-0,30
-0,10
-0,30
-0,10
-0,20
-0,10
-0,10
-0,10
0,00
0,50
0,74
0,25
0,90
0,10
1,00
0,10
1,00
0,10
1,10
27.07.
in 3 Monaten
in 6 Monaten
in 9 Monaten
in 12 Monaten
38
-10
80
433
35
-5
90
450
35
-5
80
425
30
-5
80
400
30
-5
80
400
Swap/Credit Spreads in Basispunkten
10-j. Swaps ./. Bunds
5-j. Pfandbriefe ./. Swaps
EWU Corporates A-Rated ./. Bunds
US Corporates B-BB-Rated ./. Treasuries
Wechselkurse
US-Dollar (EUR/USD)
Japanisc her Yen (EUR/JPY)
Britisc hes Pfund (EUR/GBP)
Schweizer Franken (EUR/CHF)
Chinesisc her Renminbi (EUR/CNY)
Commodities
Rohöl Brent Spot ($/Barrel)
Gold Spot ($/Feinunze)
Aktien
27.07.
in 3 Monaten
in 6 Monaten
in 9 Monaten
in 12 Monaten
1,0991
116,17
0,8370
1,0918
7,3332
1,10
110
0,85
1,10
7,40
1,05
105
0,90
1,10
7,40
1,05
105
0,90
1,10
7,35
1,00
100
0,90
1,10
7,00
27.07.
in 3 Monaten
in 6 Monaten
in 9 Monaten
in 12 Monaten
42,25
1.340
40
1.350
45
1.350
50
1.300
50
1.250
27.07.
KGV
2016e
DAX
Euro Stoxx 50
Standard & Poor's 500 *
Topix
* KGV mit operativen Gewinnen gerechnet
10.320
2.999
2.167
1.322
Kursziel
in 3 Monaten
in 12 Monaten
2017e
13,2
14,0
18,5
12,6
11,9
9900-10100
11900-12100
12,4
2800-3000
3400-3600
16,4
2050-2150
2250-2350
11,6
1225-1325
1400-1500
Quelle: Bloomberg, Thomson Reuters Datastream, IBES
Konjunkturprognosen August 2016
BIP, real
in % ggü. Vq., sb.
Deutschland
Euroraum
USA
Japan
Q1
2016
Q2e Q3e
Q4e
Q1
2017e
Q2
Q3
Q4
0,7
0,6
0,3
0,5
0,2
0,3
0,5
0,0
0,5
0,4
0,6
0,2
0,4
0,4
0,6
0,3
0,4
0,3
0,6
0,4
0,4
0,3
0,5
0,3
Postbank Research
0,5
0,4
0,6
0,2
0,4
0,3
0,5
0,4
2015
1,7
1,6
2,4
0,6
BIP, real
in % ggü. Vj.
2016e
2017e
1,8
1,5
1,7
0,2
1,5
1,4
2,4
1,1
Inflationsrate
in %
2015
2016e
2017e
0,3
0,0
0,1
0,8
0,5
0,2
1,4
-0,1
1,5
1,3
2,3
0,8
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