Wirtschaft Aktienmärkte - St.Galler Kantonalbank

21.07.16
Wirtschaft
Ausblick auf den EZB Zinsentscheid heute
Heute Nachmittag wird Mario Draghi den jüngsten geldpolitischen Entscheid der Europäischen
Zentralbank bekannt geben. Nach der ersten
Notenbank-Sitzung seit dem Brexit-Votum der
Briten ist die Spannung besonders hoch. Dennoch
erwarten wir vorerst keine Senkung der Leitzinsen.
Die Europäische Zentralbank wird im September
ihre neuen Prognosen für die Konjunktur und die
Inflation vorlegen und diese wohl erst abwarten
wollen. Eile ist auch nicht angesagt, hat der BrexitEntscheid bis jetzt doch noch keine grossen Auswirkungen auf den europäischen Wirtschaftsverlauf gehabt.
Gut möglich hingegen ist jedoch eine Ausweitung
des Anleihenkaufprogramms, sei es in der Laufzeit
und/oder im Volumen der monatlichen Anleihenkäufe von derzeit 80 Milliarden Euro pro Monat.
Ebenfalls zur Diskussion kommen wird wohl auch
die Ausgestaltung des Kaufprogramms. Aufgrund
des tiefen Zinsniveaus werden die infrage kommenden Wertpapiere immer knapper und die EZB
stösst mit ihren sich selbst auferlegten Regeln an
Grenzen.
Eurozone: Konsumentenvertrauen (Juli)
letzte: -7.2, erwartet: -8.0, aktuell: -7.9
Wie die Europäische Kommission in Brüssel gestern mitteilte, hat sich das Konsumentenvertrauen
in der Eurozone zuletzt etwas verschlechtert. Der
Brexit-Entscheid vom Juni scheint hier erste Spuren
zu hinterlassen. Der Index bleibt aber weiterhin
deutlich über seinem langjährigen Durchschnitt.
Das Vertrauen der Konsumenten ist für eine
Volkswirtschaft zentral, sind es doch schlussendlich die Verbraucher, welche den Wirtschaftsmotor
antreiben.
Schweiz: Handelsbilanz (Juni)
letzte: CHF 3.78 Mrd.; aktuell: CHF 3.55 Mrd.
Der Überschuss in der Schweizer Handelsbilanz
belief sich im Juni auf 3.55 Mrd. Franken und liegt
damit leicht unter dem Wert des Vormonats.
Dennoch resultierte für das 1. Halbjahr 2016 ein
neuer Rekordüberschuss von CHF 19.3 Mrd. Der
Aussenhandel legte im 1. Semester ein stattliches
Wachstumstempo vor, wie die Eidgenössische
Zollverwaltung mitteilte. So stiegen die Exporte im
1. Halbjahr um 5.1% und die Importe um 3.2%.
Allerdings
bestimmten
die
chemischpharmazeutischen Produkte die Ergebnisse massgeblich. Ohne Chemie-Pharma fallen die Exporte,
bedingt durch den Absatzrückgang bei den Uhren
und Maschinen, insgesamt negativ aus. Der Absatz bei den Uhren brach innert Jahresfrist um
10.6% ein.
Schweiz: ZEW Konjunkturbarometer (Juli)
letzte: 19.4; aktuell: 5.9
Der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ermittelte Konjunkturbarometer,
welcher die Erwartungen von Finanzanalysten für
die Schweizer Konjunktur in den kommenden
sechs Monaten misst, fiel im Juli auf 5.9 Punkte.
Mit ein Grund für die Eintrübung des Schweizer
Konjunkturausblicks dürfte der Brexit-Entscheid
gewesen sein. Nach wie vor geht jedoch die
Mehrheit der Analysten von einer unveränderten
Konjunkturentwicklung aus. Gemäss ZEW erwarten derzeit 20.6% der befragten Finanzmarktexperten eine Aufhellung der Schweizer Wirtschaft,
während 14.7% von einer Verschlechterung der
Konjunktur in den nächsten sechs Monaten ausgehen.
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte:
DowJones: +0.19%, S&P500: +0.43%,
Nasdaq: +1.06%
Europäische Aktienmärkte:
EuroStoxx50: +1.22%, DAX: +1.61%,
SMI: +1.06%
Asiatische Märkte:
Nikkei 225: +0.46%, HangSeng: +0.67%,
S&P/ASX 200: +0.41%
Die Angaben in diesem Dokument und insbesondere die Beschreibung zu einzelnen Wertpapieren stellen weder eine Offerte zum Kauf der Produkte noch eine
Aufforderung zu einer andern Transaktion dar. Sämtliche in diesem Dokument enthaltenen Informationen sind sorgfältig ausgewählt und stammen aus Quellen, die
vom Investment Center der St.Galler Kantonalbank AG grundsätzlich als verlässlich betrachtet werden. Meinungsäusserungen oder Darstellungen in diesem Dokument können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Es wird keine Garantie oder Verantwortung bezüglich der Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernommen. Die St.Galler Kantonalbank AG ist von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA (Einsteinstrasse 2, 3003 Bern, Schweiz,
www.finma.ch) reguliert und beaufsichtigt.
21.07.16
Die amerikanischen Märkte wurden zur Wochenmitte weiter von starken Unternehmensergebnissen angetrieben und schlossen auf neuen
Höchstständen. Im Fokus standen die Titel von
Microsoft, welche nach einem erfreulichen Quartalsergebnis 5.3% zulegten. Auch die Grossbank
Morgan Stanley konnte positiv überraschen.
Aufgrund der Unsicherheiten an den Finanzmärkten verdiente der Konzern im 2. Quartal rund
12% weniger, was aber über den Erwartungen
lag und die Aktien um 2.1% anhob.
Intel, der weltweit grösste Halbleiterkonzern,
verdiente im vergangenen Quartal nur halb so viel
wie vor Jahresfrist, während der Umsatz 2.5%
anzog. Der Konzernumbau erhöht vorübergehend
die Kosten. So werden bis Mitte 2017 12‘000
Mitarbeiter abgebaut, was rund 11% der Belegschaft entspricht. Im Hauptgeschäft mit PCProzessoren konnte der Umsatz trotz rückläufigem
Markt beinahe gehalten werden. Das Geschäft mit
Halbleiter für Rechenzentren wuchs dagegen um
5%. Die Aktien gaben nachbörslich ca. 3% nach.
Qualcomm, der grösste Designer von Halbleitern,
konnte mit seinem Quartalsergebnis positiv überraschen, worauf der Aktienkurs nachbörslich um
7% zulegte. Der Gewinn konnte um über 20%
gesteigert werden, da der Konzern höhere Lizenzeinnahmen verbuchte.
Die europäischen Aktienmärkte haben im
Schlepptau starker Quartalszahlen von SAP
(+5.7%) und Volkswagen (+6%) positiv geschlossen.
Auch der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch weiter zugelegt. Im breiten Markt standen
die Aktien von Lonza (+5.8%), mit dem Rekordquartalsergebnis im Fokus. Der SMI wurde vor
allem von den beiden Pharmaschwergewichten
Novartis (+2.2%) und Roche (+1%) gestützt.
Swatch hat heute Morgen die detailierten Quartalszahlen zu den bereits bekannten Eckwerten
geliefert. Der Nettoumsatz und Gewinn fielen im
1. Semester um 11.4% bzw. 52%. Für das 2.
Halbjahr zeigt sich das Management zuversichtlich. Es soll ein klares Wachstum in Lokalwährung
und somit ein Jahresergebnis nahe oder gleich
dem Vorjahr erzielt werden.
Der Pharmariese Roche konnte in den ersten 6
Monaten des Jahres den Umsatz um 6% und den
Konzerngewinn um 4% steigern. Damit wurden
die Analystenerwartungen leicht übertroffen. Für
das Gesamtjahr wurde der Ausblick bestätigt. Der
Umsatz zu konstanten Wechselkursen soll im
unteren bis mittleren einstelligen Bereich ansteigen. Der Kerngewinn je Titel soll leicht stärker
wachsen und die Dividende erneut erhöht werden.
Der Industriekonzern ABB erzielte im 2. Quartal
einen 8% schwächeren Auftragseingang. Der
Umsatz ging um 5% zurück und der Gewinn gab
um 31% nach. Dieser war durch Restrukturierungskosten belastet. Die Analystenprognosen
wurden damit beim Auftragseingang und Umsatz
verfehlt und beim Gewinn übertroffen.
Der Bankensoftwareanbieter Temenos hat im 2.
Quartal den Umsatz um 16% gesteigert. Die EBITMarge stieg von 23.9% auf 25.2% an. Dies auf
Non-IFRS-Basis, welche Wertberichtigungen auf
immateriellen Werten und Restrukturierungskosten ausklammert. Damit wurden die Analystenerwartungen klar übertroffen. Für das Gesamtjahr
wird ein Ergebnis am oberen Ende des Prognosebandes erwartet. Auch nach der BrexitAbstimmung habe Temenos alle bis dahin aufgegleisten Aufträge in Grossbritannien planmässig
ausführen können.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 45.88 pro Fass
Goldpreis: USD 1317.49 pro Unze
Der Ölpreis ist gestern Nachmittag wieder etwas
angestiegen, nachdem die US-Rohölvorräte gemäss den neusten Lagerdaten der US-Regierung
vergangene Woche zum neunten Mal in Folge
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21.07.16
gesunken waren. Der hohe Lagerbestand in den
USA baut sich somit langsam ab, was die Preise
etwas ansteigen lässt.
Kapitalmärkte
Renditen 10 J:
USA: 1.580%; DE: -0.013%; CH: -0.571%
Die Erwartungen für eine US-Leitzinserhöhung
noch in diesem Jahr finden zurück an den Markt.
Die Renditen sind folglich auch gestern wieder
etwas angestiegen. Mittlerweile beträgt die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung bis Ende Jahr,
berechnet aufgrund der Fed Fund Futures, beinahe wieder 50%. Nach dem Brexit-Entscheid im
Juni galt ein Zinsschritt im 2016 noch als unwahrscheinlich. Wir gehen davon aus, dass die USNotenbank den Leitzins in diesem Jahr noch einmal anheben wird.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.9850
Euro in US-Dollar: 1.1031
Euro in Franken: 1.0866
Das Währungsgefüge zeigte sich am gestrigen
Handelstag stabil. Vor der EZB-Sitzung von heute
Nachmittag lauern die Marktteilnehmer in Wartestellung. Sollte Mario Draghi Hinweise auf erneute
geldpolitische Lockerungen im weiteren Jahresverlauf geben, könnte dies den Eurokurs belasten.
Patrick Häfeli, CFA
Tobias Kistler, CFA
Investment Center
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