P resseinfo - Baden-Württembergischer Industrie

PRESSEINFORMATION 31/2016
Presseinfo
Angespannter Ausbildungsmarkt: Viele Lehrstellen bleiben unbesetzt
Fehlende Berufsorientierung weiterhin größtes Ausbildungshemmnis
Stuttgart, 14. Juni 2016 – Die Besetzung von Lehrstellen bleibt für die ausbildenden
Unternehmen in Industrie, Handel und Dienstleistungsbranche Baden-Württembergs
auch weiterhin eine große Herausforderung. Der Ausbildungsmarkt wird immer mehr
zu einem Bewerbermarkt. Es zeichnet sich ab, dass auch in diesem Jahr viele
Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben werden. Im Gastgewerbe konnten für den Start im
September bisher mehr als zwei Drittel der angebotenen Ausbildungsplätze nicht
besetzt werden, im Baugewerbe und im Handel rund ein Drittel und in der Industrie ca.
28 Prozent. Über alle Branchen hinweg bleibt der Anteil der Betriebe mit unbesetzten
Lehrstellen mit knapp 30 Prozent weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Das zeigt
eine aktuelle Umfrage des Baden-Württembergischen Industrie- und
Handelskammertags (BWIHK), an der sich rund 1.800 Ausbildungsbetriebe beteiligt
haben.
„Trotz der Situation am Ausbildungsmarkt ist das Engagement der Betriebe für die
Ausbildung ungebrochen“, sagt Andreas Richter, Hauptgeschäftsführer der IHK Region
Stuttgart und Federführer Ausbildung im BWIHK. So zeigen die Umfrageergebnisse,
dass in diesem Jahr rund 72 Prozent der Unternehmen ihre angebotenen
Ausbildungsplätze besetzen konnten. Das sind fast vier Prozentpunkte mehr als im
Vorjahr. Viele Betriebe wirken rückläufigen Bewerberzahlen mit verbessertem
Ausbildungsmarketing und Erschließung neuer Bewerbergruppen entgegen. Zum
Beispiel versucht mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen, Ausbildungsplätze
mit Studienabbrechern zu besetzen, fast 15 Prozent bieten Praktika an und ebenso
viele schicken ihre Azubis zeitweise in eine Niederlassung im Ausland.
Jedes fünfte Unternehmen, das nicht alle Ausbildungsplätze besetzen konnte, hat in
diesem Jahr keine Bewerbungen von Jugendlichen erhalten. Der häufigste Grund für
die Nichtbesetzung von Ausbildungsplätzen ist jedoch die mangelnde Eignung der
Bewerber. Der BWIHK rechnet damit, dass in Baden-Württemberg auch in diesem Jahr
mehrere tausend Lehrstellen unbesetzt bleiben.
Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag
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Dabei sind laut Umfrage unklare Berufsvorstellungen das größte Ausbildungshemmnis.
Rund 80 Prozent der befragten Unternehmen, die Ausbildungshemmnisse feststellen,
– und damit nochmals mehr als letztes Jahr – beklagen dies. Ausbildungsbetriebe und
Kammern hoffen deshalb auf eine erfolgreiche Umsetzung des neuen Schulfachs
„Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung“ ab dem kommenden Schuljahr, durch das
die Jugendlichen besser an Arbeits- und Berufswelt herangeführt werden sollen. Der
BWIHK begrüßt auch den Vorstoß der neuen baden-württembergischen
Wirtschaftsministerin Dr. Hoffmeister-Kraut bei der Wirtschaftsministerkonferenz, das
Abitur künftig auf eine Stufe mit einer dreijährigen beruflichen Ausbildung innerhalb der
Deutschen Qualifikationsrahmens zu stellen. Richter: „Wir hoffen, dass damit auch ein
gesellschaftlicher Wandel einhergeht und die berufliche Ausbildung bei jungen
Menschen und deren Eltern an Attraktivität zulegt.“
Als weitere Ausbildungshemmnisse stellten die befragten Betriebe zu knapp 60
Prozent Mängel bei Leistungsbereitschaft und Motivation der Auszubildenden fest.
Dieser Wert ist im Vergleich zum Vorjahr um rund acht Prozentpunkte gestiegen und
ist der höchste Wert der letzten Jahre. Rund 56 Prozent der Befragten beklagen auch
mangelndes mündliches und schriftliches Ausdrucksvermögen bei den Bewerbern. Um
dem abzuhelfen, bieten rund 40 Prozent der Betriebe Nachhilfe im eigenen
Unternehmen an, ca. 32 Prozent nutzen ausbildungsbegleitende Hilfen der Agentur für
Arbeit. Weiterhin geben die Betriebe vermehrt an, dass sie grundsätzlich auch ohne
öffentliche Unterstützung lernschwächeren Jugendlichen eine Chance geben.
Knapp 74 Prozent der Betriebe im Land (Bund: 68 Prozent) wollen alle Auszubildenden
nach Abschluss der Ausbildung als Fachkräfte in ihrem Betrieb übernehmen. Dieser
Wert ist im Vergleich zu 2015 gleich geblieben und wiederum besser als der
Bundesdurchschnitt. Grund für die guten Übernahmeaussichten vor allem im
Südwesten ist unter anderem der zunehmende Fachkräftemangel. Richter: „Es wird
immer wichtiger für die Unternehmen, gut ausgebildeten Fachkräfte auch langfristig ins
Unternehmen zu integrieren, vor allem in der Industrie.“ Laut Umfrage übernehmen
rund 83 Prozent der Industriebetriebe in Baden-Württemberg ihre Azubis.
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