Nicht schlechtreden

Helaba Volkswirtschaft/Research
WOCHENAUSBLICK
27. Mai 2016
Konjunktur: Nicht schlechtreden
REDAKTION
Dr. Stefan Mütze
Tel.: 0 69/91 32-38 50
[email protected]
HERAUSGEBER
Dr. Gertrud R. Traud
Chefvolkswirt/
Leitung Research
Helaba
Landesbank
Hessen-Thüringen
MAIN TOWER
Neue Mainzer Str. 52-58
60311 Frankfurt am Main
Telefon: 0 69/91 32-20 24
Telefax: 0 69/91 32-22 44
1 Die Woche im Überblick............................................................................................................. 1
1.1 Chart der Woche .................................................................................................................... 1
1.2 Wochen-Quartals-Tangente ................................................................................................... 2
1.3 Finanzmarktkalender KW 22 mit Prognosen .......................................................................... 3
2 Im Fokus...................................................................................................................................... 5
2.1 Aktien: Mit fundamentalem Rückenwind ................................................................................ 5
2.2 Fed: Start in den Sommer ...................................................................................................... 6
3 Charttechnik ............................................................................................................................... 7
4 Prognosetabelle ......................................................................................................................... 8
1
Die Woche im Überblick
1.1 Chart der Woche
Christian Apelt, CFA
Tel.: 0 69/91 32-47 26
Wird der „Brexit“ abgesagt?
%, Unentschiedene herausgerechnet, implizite Wahrscheinlichkeit auf Basis von Ladbrokes-Quoten
100
100
90
70
90
Wettchancen "Ja zur EU"
80
Umfrage "Ja zur EU"
60
80
70
Median "Ja"
60
50
50
40
30
Umfrage "Nein"
40
Median "Nein"
30
20
Wettchancen "Nein"
10
0
Jan 15
Die Publikation ist mit größter
Sorgfalt bearbeitet worden.
Sie enthält jedoch lediglich
unverbindliche Analysen und
Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen
Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen,
die wir für zuverlässig halten,
für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir
aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in
dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht
als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.
20
10
0
Apr 15
Jul 15
Okt 15
Jan 16
Apr 16
Quellen: Wikipedia, Oddschecker, Helaba Volkswirtschaft/Research
In knapp vier Wochen, am 23. Juni, findet in Großbritannien das Referendum über die EUMitgliedschaft statt. Bei den Beobachtern steigt die Spannung, die potenziellen Konsequenzen des
„Brexits“ stehen im Fokus. Womöglich wird das Rennen aber gar nicht so eng, wie bislang angenommen. In den Umfragen zeichnet sich zwar keine klare, aber eine dennoch sichtbare Mehrheit
der EU-Befürworter ab. Während die Online-Befragungen nahezu ausgeglichen ausfallen, liegt bei
den telefonischen Umfragen das „Ja zur EU“-Lager mit rund 10 Prozentpunkten vorne. Noch eindeutiger sehen die Buchmacher die Situation: Die auf Basis von Wettquoten errechnete Wahrscheinlichkeit eines „Brexits“ beträgt kaum noch 20 %, also zu 80 % gewinnen die EU-Befürworter.
Das Britische Pfund konnte sich dank rückläufiger „Brexit“-Sorgen bereits erholen. Allerdings ist es
verfrüht, das Referendum schon als entschieden anzusehen. Zum einen könnte diese Momentaufnahme trügen, zum anderen ist nicht ausgeschlossen, dass in den nächsten vier Wochen unvorhergesehene Ereignisse das Blatt noch wenden.
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1
W OCHENAUSBLICK
Christian Apelt, CFA
Tel.: 0 69/91 32-47 26
1.2 Wochen-Quartals-Tangente
Zuversicht macht sich an den Finanzmärkten breit. Risikoassets waren wieder gefragt. Die Aktienindizes rund um den Globus legten zu. So kletterte der DAX deutlich über die Marke von 10.000
Punkten. Auch Unternehmensanleihen bzw. risikobehaftete Staatsanleihen gewannen. USTreasuries und Bundesanleihen traten dagegen auf der Stelle. Bei den Rohstoffpreisen war das
Bild gemischt: Während sich Rohöl etwas verteuerte, gab der sichere Hafen Gold nach. Positive
Konjunkturdaten wie das ifo-Geschäftsklima führten zu Impulsen. Die abermalige „Rettung“ von
Griechenland half ebenfalls – die Finanzminister der Eurozone gaben grünes Licht für weitere
Hilfskredite. Sogar die Sorgen vor dem „Brexit“ verringerten sich, weshalb das Britische Pfund
aufwertete. Die Aussicht auf höhere US-Leitzinsen schreckte die Anleger offenbar nicht mehr und
wird im Gegenteil sogar als Indiz für ein solides Wirtschaftswachstum gesehen.
Zinserhöhungen werden auf der anstehenden EZB-Sitzung gewiss kein Thema sein. Die Notenbank wird ihre sehr expansive Geldpolitik unverändert lassen. Zwar lag die Inflation im April und
vermutlich auch im Mai in negativem Terrain, was die EZB zuvor mehrfach als Zeitpunkt für zusätzliche Maßnahmen nutzte. Jedoch sieht wohl auch die europäische Notenbank insgeheim ein,
dass ihre Mittel ziemlich ausgereizt sind. Vielmehr dürfte die EZB die zuletzt positiveren Wachstumsdaten sowie die leicht anziehende Kreditvergabe als ihr Verdienst werten. Da sie ihre neuen
Projektionen zu Wachstum und Inflation nur wenig ändern wird, sollten sich die Impulse hierdurch
für die Finanzmärkte in Grenzen halten.
Die US-Konjunkturdaten könnten in der Berichtswoche für Bewegung sorgen. Denn mit Arbeitsmarkt und Einkaufsmanagerindizes stehen Schwergewichte an (S. 6). Die Daten dürften dem etwas freundlicheren Trend bei den „realen“ Indikatoren zumindest nicht widersprechen. Die jüngst
geschürten Erwartungen von Zinserhöhungen der Fed müssen deshalb aber nicht zunehmen.
Angesichts ihrer bisher äußerst zurückhaltenden Vorgehensweise spricht mehr dafür, dass die USNotenbank statt im Juni eher einen Zinsschritt für das dritte Quartal ansteuert. Der US-Dollar dürfte
nach der merklichen Aufwertung seit Anfang Mai etwas nachgeben. Die Rentenmärkte haben bei
längeren Laufzeiten ohnehin kaum auf die Zinsspekulationen reagiert. An den Aktienmärkten wird
nach all der Skepsis das fundamentale Umfeld vermutlich zunehmend positiver interpretiert (S. 5).
Finanzmarktrückblick und -prognosen
Veränderung seit...
31.12.2015 19.05.2016
aktueller
Stand*
jeweils gg. Euro, %
jeweils gg. Euro
Q2/2016
Q3/2016
Q4/2016
US-Dollar
-3,0
0,1
1,12
1,15
1,10
1,05
Japanischer Yen
6,3
0,3
123
129
130
131
Britisches Pfund
-3,4
0,5
0,76
0,75
0,73
0,70
Schweizer Franken
-1,7
0,2
1,11
1,10
1,10
1,10
in Bp
3M Euribor
3M USD Libor
-13
%
0
-0,26
-0,25
-0,25
-0,25
5
1
0,67
0,70
0,90
1,10
10 jähr. Bundesanleihen
-48
-2
0,15
0,40
0,50
0,70
10 jähr. Swapsatz
-47
-4
0,53
0,75
0,85
1,00
10 jähr. US-Treasuries
-44
-2
1,83
2,00
2,30
2,50
10.700
11.200
12.000
45
47
48
1.250
1.280
1.300
%
DAX
-4,4
Index
4,9
10.273
%
Brentöl $/B
33,0
1,6
50
Gold $/U
14,9
-2,8
1.220
*Schlusskurse vom 26.05.2016
Bei Prognoseänderungen sind die vorherigen Werte in Klammern gesetzt
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
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W OCHENAUSBLICK
1.3 Finanzmarktkalender KW 22 mit Prognosen
Zeit
Land
Periode
Indikator
HelabaBloom berg
Vorperiode
Prognose Consensus
Montag, 30.05.2016
02:35
US
St. Louis Fed Präsident Bullard
11:00
EZ
Mai
EU-Kommission; Saldo:
Industrievertrauen
Konsumentenvertrauen
-3,2
-7,0
-3,6
-7,0
-3,7
-9,3
14:00
DE
Mai
Verbraucherpreise
% m/m
% y/y
0,3
0,1
0,3
0,1
-0,4
-0,1
Memorial Day - Märkte
geschlossen
US
Dienstag, 31.05.2016
09:55
DE
Mai
Arbeitslose s.b.; gg. Vm. in Tsd.
-5,0
-5,0
-16,0
09:55
DE
Mai
Arbeitslosenquote; n.s.a./s.a., %
6,1 / 6,2
k.A. / 6,2
6,3 / 6,2
10:00
EZ
Apr
Geldmenge M3
% y/y
5,0
5,0
5,0
11:00
EZ
Apr
Arbeitslosenquote; %
10,2
10,2
10,2
Mai
Konsumentenpreise
Frühschätzung
% m/m
% y/y
0,4
-0,1
k.A.
-0,1
0,0
-0,2
0,1
0,7
k.A.
0,7
0,0
0,7
11:00
EZ
11:00
EZ
Mai
Konsumentenpreise Kernrate
Frühschätzung
% m/m
% y/y
14:30
US
Apr
Persönliche Einkommen, % m/m
0,5
0,4
0,4
14:30
US
Apr
Persönliche Ausgaben, % m/m
0,7
0,7
0,1
0,3
1,0
0,3
1,1
0,1
0,8
14:30
US
Apr
Deflator privater Konsum
% m/m
% y/y
14:30
US
Apr
Kerndeflator privater Konsum
% m/m
% y/y
0,1
1,5
0,2
1,6
0,1
1,6
15:45
US
Mai
Einkaufsmanagerindex Chicago
51,0
50,7
50,4
16:00
US
Mai
Verbrauchervertrauen (CB); Index
96,0
96,0
94,2
Mai
ISM-Index Verarb. Gew erbe
51,0
50,5
50,8
17,2
17,2
17,3
Mittw och, 01.06.2016
16:00
US
20:00
US
23:00
US
Beige Book
Mai
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PKW-Absatz; JR, Mio.
3
W OCHENAUSBLICK
Donnerstag, 02.06.2016
Apr
Erzeugerpreise
% m/m
% y/y
0,1
-4,1
0,0
-4,1
0,3
-4,2
EZB-Sitzung
Hauptrefinanzierungssatz
Einlagensatz
0,0
-0,4
0,0
-0,4
0,0
-0,4
270
k.A.
268
0,5
2,1
0,2
k.A.
-0,5
2,1
-43,0
-41,9
-40,4
11:00
EZ
13:45
EZ
14:30
US
14:35
US
Fed Gouverneur Pow ell
19:00
US
Dallas Fed Präsident Kaplan
28. Mai
Erstanträge auf
Arbeitslosenunterstützung, Tsd
Freitag, 03.06.2016
09:45
US
Chicago Fed Präsident Evans
11:00
EZ
Apr
Einzelhandelsumsätze
% m/m, s.a.
% y/y, s.a.
14:30
US
Apr
Handelsbilanzsaldo, Mrd. $
14:30
US
Mai
Beschäftigung außerhalb der
Landw irtschaft; m/m Tsd.
175
160
160
14:30
US
Mai
Arbeitslosenquote; %
4,9
4,9
5,0
0,2
2,5
0,2
2,5
0,3
2,5
14:30
US
Mai
Durchschnittliche Stundenlöhne
% m/m
% y/y
16:00
US
Mai
Aufträge in der Industrie; % m/m
2,0
0,8
1,5
55,0
55,3
55,7
0,7
0,8
1,1
16:00
US
Mai
ISM-Index außerhalb des
Verarbeitenden Gew erbes
16:00
US
Apr
Aufträge in der Industrie; % m/m
18:30
US
Fed Gouverneurin Brainard
im Laufe der Woche
08:00
DE
Apr
Importpreise
% m/m
% y/y
0,3
-6,2
0,3
-6,2
0,7
-5,9
08:00
DE
Apr
Einzelhandelsumsatz
% m/m, real s.a.
% y/y, real s.a.
1,0
1,5
0,9
k.A.
-1,1
0,7
Quellen: B lo o mberg, Helaba Vo lkswirtschaft/Research
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W OCHENAUSBLICK
2 Im Fokus
2.1 Aktien: Mit fundamentalem Rückenwind
Markus Reinwand, CFA
Tel.: 069/91 32-47 23
Aktienbären, die sich getreu der Börsenregel „Sell in May and go away“ von Aktien verabschiedet
hatten, wurden zuletzt auf dem falschen Fuß erwischt. Angesichts verbesserter Konjunktur- und
Gewinnperspektiven und gleichzeitig moderater Bewertungen dürfte sich der Kursanstieg fortsetzen.
Aktien konnten nach einem schwachen Start in den Mai zuletzt deutlich zulegen. Rückenwind
erhielten sie durch nachlassende Brexit-Ängste, in erster Linie aber durch erfreulich robuste Konjunkturdaten insbesondere aus dem Euroraum. So konnte u.a. das ifo-Geschäftsklima zuletzt deutlich stärker zulegen als von den Marktteilnehmern erwartet. Insgesamt hat sich das Konjunkturbild
für die großen Industrienationen (G10) weiter aufgehellt. Seit Februar, als die negativen Überraschungen ihren Höhepunkt erreichten, blieben immer weniger Konjunkturdaten hinter den Erwartungen zurück. Damit steht die Kurserholung auf einem soliden Fundament. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zur Entwicklung im letzten Jahr. Damals verfehlten die Konjunkturdaten zunehmend die Erwartungen, während der DAX – getrieben durch die ultralockere Geldpolitik der EZB –
die 12.000 Punkte übersprang.
Kursanstieg
fundamental getragen
Konjunturdaten sprechen für Aktien
Klassisches Erholungsmuster intakt
Saldo
Index
20
DAX
(rechte Skala)
10
0
12500
15000
12000
14000
11500
13000
11000
10500
-10
10000
-20
9500
9000
G10 Konjunkturüberraschungen
(linke Skala)
-30
-40
J
F
M A M
J
J
A
S
O N
D
J
F
M A M
DAX nach 20 %-Rückgang in aktuellen Kursen
aktuell
(ab 24.08.2015)
13000
Durchschnitt
(1987, 1998, 2011)
12000
11000
11000
10000
10000
9000
8500
8000
7000
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
15000
14000
12000
8000
J
DAX-Verlauf nach 20%-Rückgang ohne Rezession
9000
Min-Max-Spanne
8000
7000
0
+3M
+6M
+9M
+12M
+15M
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ähnliches galt damals für die Unternehmensgewinne, die mehrheitlich nach unten revidiert wurden.
Die Folge war eine deutliche Überbewertung von Dividendentiteln. Durch die anschließende Korrektur – zwischen April 2015 und Februar 2016 hat der DAX rund 30 % an Wert verloren – wurde
die Fehlbewertung korrigiert. Auf Basis der wichtigsten Kennziffern (Kurs-Gewinn-Verhältnis, KursCashflow-Verhältnis, Kurs-Buchwert-Verhältnis und Dividendenrendite) sind Aktien trotz des jüngsten Kursanstiegs noch immer moderat bewertet. Sie bewegen sich derzeit in der Mitte des langfristigen Fair Value-Bandes. Gegenüber Staatsanleihen sind sie sogar ausgesprochen günstig. Mit
anziehenden Frühindikatoren hellen sich zudem die Gewinnperspektiven auf. Die negative Revisionsdynamik lässt sichtbar nach. Die Erwartungen für die Nettoergebnisse der kommenden 12
Monate ziehen sogar wieder leicht an. Indessen zeigen Stimmungsumfragen, dass Anleger bis
zuletzt Aktien gegenüber noch sehr skeptisch eingestellt waren. Durch die jüngste Entwicklung
wurden somit viele Investoren auf dem falschen Fuß erwischt. Angesichts einer insgesamt zu
defensiven Positionierung strategischer Investoren dürfte der Prozess zur Umschichtung in Aktien
noch eine Weile andauern.
Weiter grünes Licht
für Aktien
Sowohl die wichtigsten fundamentalen Indikatoren als auch marktpsychologische Faktoren geben
derzeit grünes Licht für Aktien. Gemessen am Verlaufsmuster früherer Zyklen, in denen deutsche
Standardwerte mehr als 20 % verloren hatten, ohne dass darauf eine Rezession folgte, befindet
sich der DAX weiter im „Fahrplan“. Auch aus diesem Grund stehen die Chancen gut, dass bis
Jahresende die Marke von 12.000 Punkten angesteuert wird.
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W OCHENAUSBLICK
2.2 Fed: Start in den Sommer
Patrick Franke
Tel.: 069/91 32-47 38
Die Amerikaner lassen die Berichtswoche geruhsam angehen: Mit Memorial Day am Montag
startet die Woche mit einem Feiertag, der den „inoffiziellen Beginn“ des Sommers markiert. Danach ballen sich aber eine ganze Reihe wichtiger Daten wie die ISM-Einkaufsmanagerindizes und
der Arbeitsmarktbericht, sowie einige öffentliche Auftritte von Geldpolitikern.
Entgegen den Erwartungen hat sich die Anfang 2015 entstandene große Diskrepanz zwischen der
Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe und außerhalb dieses Sektors zuletzt nicht weiter eingeengt. Zunächst sah es so aus als würde sich die Stimmung in der Industrie nachhaltig erholen.
Bereits im April öffnete sich die Schere aber schon wieder. Die durchwachsenen regionalen Umfragen aus der Industrie lassen nun für den Mai eher eine Seitwärtsbewegung des ISM-Index erwarten, nur knapp im expansiven Bereich oberhalb von 50. Damit bleibt das Verarbeitende Gewerbe wohl auch im Q2 eine relative Wachstumsbremse. Der Einkaufsmanagerindex außerhalb
des Verarbeitenden Gewerbes hingegen dürfte im Mai sein hohes Vormonatsniveau fast halten. Im
Gegensatz zum Index für die Industrie ist er für die aktuell ausgewiesenen Wachstumsraten des
realen Bruttoinlandsproduktes (BIP) eigentlich viel zu hoch. Angesichts der Gewichte – je nach
Berechnungsmethode liegt der Anteil der Industrie am US-BIP bei 10 % bis 20 % – würde man
erwarten, dass der ISM-Index außerhalb des Verarbeitenden Gewerbes besser zu den BIP-Zahlen
passt. Dies ist auch die Norm. Ende Juli steht die jährliche Revision der Wachstumszahlen an,
vielleicht wird sich dann das Rätsel lösen.
ISM: Zu hoch
oder zu niedrig?
ISM: Keine Konvergenz bei der Stimmung
Arbeitsmarkt: Nachkommastelle mit großem Effekt
ISM-Einkaufsmanagerindex
%
65
65
Außerhalb des Verarbeitenden
Gewerbes
60
60
55
55
50
50
45
45
40
40
Verarbeitendes Gewerbe
35
35
30
2009
30
2011
2013
2015
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research.
Arbeitslosenquote
im Fokus
63,1
63,0
62,9
62,8
62,7
62,6
62,5
62,4
62,3
62,2
62,1
62,0
Tsd.
Partizipationsrate (LS)
Zusätzlich am Arbeitsmarkt
aktive Personen
(RS)
1800
1600
1400
1200
1000
800
Partizipationsrate
(hypothetischer Trend, LS)
600
400
200
0
Jan 15
Apr 15
Jul 15
Okt 15
Jan 16
Apr 16
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research.
Am Arbeitsmarkt hat der Stellenaufbau zuletzt leicht an Dynamik eingebüßt. Nach einem Plus von
160.000 im April rechnen wir für den Mai mit einem nur unwesentlich höheren Wert von 175.000
neuen Stellen. Die wieder gestiegenen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe lassen keine spürbare
Beschleunigung der Beschäftigung erwarten. Hingegen dürfte die Arbeitslosenquote im Mai gefallen sein. Sie hatte sich in den Vormonaten bei 5 % stabilisiert, da der kräftige Stellenaufbau durch
einen unerwarteten Anstieg der eigentlich im Trend rückläufigen Partizipationsrate kompensiert
wurde. Was die Ursachen für diese Wende sind, ist umstritten. Manche argumentieren, es sei der
Tatsache geschuldet, dass in den meisten Bundesstaaten inzwischen wieder die normale Regelung für den Erhalt von staatlichen Lebensmittelmarken gilt: Arbeitsfähige Erwachsene ohne Kinder
sind nur sehr eingeschränkt anspruchsberechtigt. In der Rezession 2008/9 war diese Regel aber
flächendeckend aufgeweicht worden. Eine Rückkehr zur restriktiven Normalität könnte viele Empfänger von Lebensmittelmarken nun bewegt haben, wieder auf Jobsuche zu gehen. Eine andere
mögliche Erklärung wäre, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt inzwischen soweit verbessert hat,
dass zahlreiche Vertreter der lange Zeit als mythisch geltenden „Enttäuschten und Verzweifelten“,
die sich mangels Perspektiven von der Jobsuche verabschiedet haben sollen, plötzlich wieder
zurückgekehrt sind. Warum das allerdings ausgerechnet jetzt und so abrupt passiert, bleibt offen.
Zwar ist anekdotisch zunehmend die Rede von Engpässen am Arbeitsmarkt, selbst bei weniger
qualifizierten Arbeitskräften. In den offiziellen Daten zu den Stundenlöhnen hat sich dies bisher
aber kaum bemerkbar gemacht – sie steigen im Schnitt mit nur 2,5 % gegenüber Vorjahr.
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W OCHENAUSBLICK
3
Charttechnik
Bund-Future: Konsolidierung
Widerstände:
164,07
164,49
164,60
MACD
Unterstützungen:
163,06
162,62
161,46
Bund-Future (daily)
Der Future hat sich im Wochenverlauf erholt. Dennoch setzt
er die Konsolidierung unterhalb des Kontrakthochs (164,60)
fort. Risiken dominieren, denn der MACD liegt auf Wochenbasis unterhalb seiner Signallinie. Die Unterstützung bei
163,06 hat aber zunächst gehalten. Darunter ist der Bereich
162,62/73 zu nennen. Eine nachhaltige Eintrübung des
Bildes entstünde aber wohl erst mit einem Bruch der Marken 161,49/84 und 160,81/161,02. Hier liegen Wendepunkte aus dem Frühjahr. Hürden sehen wir bei 164,49/60. Darüber ist das Allzeithoch bei 166,63 zu beachten.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ulrich Wortberg (Tel.: 069/9132-1891)
Euro: Unterstützungen im Blick
Widerstände:
Unterstützungen:
MACD
EUR-USD (daily)
1,1243
1,1101
1,1347
1,1055
1,1446
1,0820
Der Abwärtsimpuls ist intakt, denn mit Unterschreiten des
Aufwärtstrends und wichtiger Unterstützungen im Bereich
1,12 dominieren die Risiken weiterer Verluste. Inzwischen
wurde auch die 100-Tagelinie temporär unterschritten. Das
nächste Ziel ist die 200-Tagelinie, die bei but 1,11 verläuft.
Sollte auch diese nicht genügend Unterstützung liefern,
würden Kursrücksetzer bis 1,1055 bzw. 1,0820 (Märztief)
drohen. Entwarnung vonseiten der quantitativen Indikatoren
kann nicht gegeben werden. Sowohl im Tages- als auch im
Wochenchart ist das Bild weiter getrübt.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ulrich Wortberg (Tel.: 069/9132-1891)
DAX: Aussicht verbessert
Widerstände:
10.331
10.485
10.743
Unterstützungen:
10.112
9.737
9.484
DAX (daily)
Dem DAX ist es gelungen, im Bereich von 9.737 bis 9.773
Punkten einen Boden auszubilden. Hier liegen mehrere
Kurstiefs, ein wichtiges Retracement und die 100-Tagelinie.
Darauf aufbauend setzte eine deutliche Erholung ein, die
den Leitindex an den ehemaligen Aufwärtstrend zurückgeführt hat. Zudem konnten die 55- und 200-Tagelinien überwunden werden. Zwar ist es zu einer Kurslücke (10.077 –
10.130) gekommen, die zunächst geschlossen werden
könnte, das Gesamtbild hat sich aber aufgehellt, ebenso die
quantitativen Indikatoren.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ulrich Wortberg (Tel.: 069/9132-1891)
Die Ausführungen auf dieser Seite basieren ausschließlich auf einer charttechnischen Analyse.
Unsere fundamentalen Analysen gehen in diese Betrachtung nicht ein.
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W OCHENAUSBLICK
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Prognosetabelle
Euroland
Bruttoinlandsprodukt
Verbraucherpreise
reale Veränderung gg. Vorjahr, %
Veränderung gg. Vorjahr, %
2014
2015
2016p
2017p
2014
2015
2016p
2017p
0,9
1,5
1,7
1,6
0,4
0,0
0,5
1,5
Deutschland
1,6
1,4
1,7
1,5
0,9
0,3
0,7
1,6
Frankreich
0,2
1,2
1,5
1,5
0,6
0,1
0,5
1,5
Italien
-0,3
0,8
1,2
1,5
0,2
0,1
0,4
1,4
Spanien
1,4
3,2
2,8
2,0
-0,2
-0,6
0,1
1,4
Niederlande
1,0
2,0
1,5
2,0
0,3
0,2
0,8
1,3
Österreich
0,4
0,9
1,4
1,5
1,7
0,9
1,2
1,7
Griechenland
0,7
-0,3
-0,4
1,5
-1,4
-1,1
0,0
1,0
Portugal
0,9
1,5
1,5
1,8
-0,2
0,5
0,5
1,0
Irland
5,2
7,8
5,0
3,8
0,3
0,0
0,4
1,5
Großbritannien
2,9
2,3
1,9
1,8
1,5
0,1
0,8
2,2
Schw eiz
1,9
0,9
1,2
1,6
-0,1
-1,1
-0,5
0,6
Schw eden
2,3
4,1
3,4
2,6
-0,2
0,0
0,7
1,7
Norw egen
2,2
1,6
1,3
1,8
2,0
2,1
2,5
2,2
Polen
3,3
3,6
3,0
3,0
0,0
-0,9
0,0
2,0
Ungarn
3,7
2,9
2,0
2,8
-0,2
-0,1
0,6
2,5
Tschechien
2,0
4,2
2,4
2,6
0,4
0,3
0,7
2,0
Russland
0,6
-3,7
-1,5
1,5
7,8
15,5
8,5
6,0
USA
2,4
2,4
2,0
2,5
1,6
0,1
1,6
2,5
Japan
-0,1
0,6
0,4
0,4
2,7
0,8
0,4
1,8
Asien ohne Japan
5,7
5,4
5,1
5,0
3,6
2,5
3,0
3,5
China
7,3
6,9
6,5
6,0
2,1
1,5
2,0
2,4
Indien
7,2
7,0
6,8
6,5
6,7
4,9
5,1
5,5
1,3
0,0
0,3
2,0
10,7
13,0
15,0
11,0
0,1
-3,8
-3,0
1,0
6,3
9,0
8,9
6,0
3,2
2,9
2,9
3,2
3,1
2,8
3,3
3,4
Lateinamerika
Brasilien
Welt
p = Prognose; BIP-Wachstum soweit verfügbar kalenderbereinigt
Quellen: EIU, Macrobond, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
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