Universität Mannheim Lehrstuhl für Strafrecht und Kriminologie, Wirtschafts- und Umweltstrafrecht Prof. Dr. Lothar Kuhlen ___________________________________________________________________ Examenskurs Strafrecht – AT II und StPO II (Rep2) FS 2016 § 2 Strafanwendungsrecht A. Fall: Holocaust-Leugnung im Internet Der T, australischer Staatsbürger, war Direktor eines Institutes in Adelaide. Er verfasste Rundbriefe und Artikel, in denen er die unter der Herrschaft des Nationalsozialismus begangene Ermordung der Juden bestritt und als Erfindung „jüdischer Kreise“ bezeichnete, die damit Deutsche diffamieren und erpressen wollten. Seine Thesen stellte er auf der Homepage des Instituts ins Internet, wo sie für jedermann, auch in Deutschland, abrufbar waren und auch von einem Mannheimer Staatsanwalt heruntergeladen wurden. Als sich T mit diesem in Deutschland traf, wurde er festgenommen. (BGHSt 46, 212, 220 ff.) B. Rechtsprechung und Literatur: - Überblick: Satzger Jura 2010, 108 ff.; 190 ff. - Tatbestandsmäßigkeit und Anwendbarkeit des deutschen Strafrechts: BGHSt 54, 264 mit Anm. Valerius GA 2011, 696 (internationaler Terrorismus). - Territorialprinzip (§§ 3, 9): KG NJW 1999, 3500 (Hitlergruß im Fernsehen); BGH NStZ 2015, 81 m. Anm. Becker (Facebook); Werkmeister/Steinbeck wistra 2015, 209 (CyberKriminalität); KG NJW 2006, 3016; Brandenburgisches OLG StraFo 2013, 122 (Hehlerei); BGHSt 45, 97 mit Anm. Neumann StV 2000, 425 (Strafvereitelung); OLG Oldenburg JA 2013, 791 m. Anm. Kudlich (Anstiftung zu Schwangerschaftsabbruch); Magnus NStZ 2015, 57 (Kinderwunsch). - Weltrechtsprinzip (§ 6): BGH NStZ 2015, 568 m. Anm. Schiemann (§ 6 Nr. 5; BtM-Handel im Ausland). - Personalitätsprinzip, stellvertretende Strafrechtspflege (§ 7): BGH NStZ-RR 2013, 253 (Geldwäsche mit Vortat in Deutschland); Zöller/Thörnich JA 2014, 167, 171 (§ 226a „Ferienbeschneidung“).
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