Versuch und Rücktritt 1

Versuch und Rücktritt 1
Fall
A will den B töten. Er lauert ihm an einem nebligen
Abend auf und schießt mehrere Male mit einer
Pistole auf ihn.
1. A trifft den B mit dem ersten Schuss tödlich.
2. A trifft den B mit dem zweiten Schuss tödlich.
3. A trifft den B mit dem dritten Schuss am Arm.
4. A trifft den B mit dem vierten Schuss in den Arm,
mit dem fünften tödlich.
5. A verschießt alle fünf Patronen, ohne zu treffen.
6. A trifft B, d gerade tödl Herzinfarkt erlitten hat.
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Versuch
Knappe Regelung: §§ 22, 23 (L) – Rücktritt: § 24 (L)
Sie können morden, so viel Sie wollen, …
… solange es in Gedanken bleibt.
Die Gedanken sind frei (forum internum).
Tatentschluss (ausschl i Kopf d Täters)
Heraustreten in soziale Sphäre: Strafbarkeit b
Verbrechen: Verabred § 30 II
Vorbereitg straflos, außer: §§ 83, 89a, 98, 149, 234a III
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Strafbarkeit d Versuchs, § 23 (L)
Verbrechen, § 12 I: stets strafbar als Versuch
Vergehen, § 12 II: ausdrückl Anordnung
Warum wird der Versuch einer Tat bestraft?
ErfolgsStrafR? RGüterSchutz? Rechtsfeindl Wille?
Handlungsunrecht?
Abs. 2: Milderung, Abs. 3: untaugl Versuch
Zeitliche Grenzen (Zeitachse):
Vorbereitung (straflos) – Versuch (strafbar, Möglkt d
Rücktritts) – Vollendung (kein Rücktritt, gelegentl:
tätige Reue)
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Vollendung und Beendigung
Tatvollendung: Tatbestand vollständig erfüllt/verwirklicht
– formell
Tatbeendigung: Wenn nicht gleichzeitig (zB § 212), dann
später
(Absichts-)Delikte mit überschieß Innentendenz
(zB §§ 242, 249, 253, 255, 263) vgl. Hausarbeit
Dauerdelikte (vollendet, wenn rewi Zustand hergestellt,
beendet, wenn rewi Zustand beendet, zB §§ 123, 239)
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Tatbestand des Versuchs
Begriff: Vgl. Delikt = obj u subj Element
Obj: Fehlende Vollendung (Vorprüfung)
Subj: Tatentschluss
Obj: unmittelb Ansetzen
Daraus folgt der Aufbau:
Vorprüfung: Fehlende Vollendg ( o TB!) + Strafbkt
Tatentschluss = Vorsatz = Wi&Wo d o TB
Unmitt Ansetzen = Beginn d Verwirkl d o TB
Rechtswidrigkeit u Schuld
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Fehlende Vollendung
Vgl. Folie 5: o TB nicht vollendet
(Klausurhinweis: Wenn mehr als ein feststellender
Satz erforderl ist, um dies auszusagen, empfiehlt es
sich, erst das vollendete Delikt zu prüfen – nicht
„anzuprüfen“)
Fehlende Vollendung – Gründe: Täter erfolglos,
fehlende Kausalität, atyp. Kausalverlauf (= fehlende
Zurechnung b Risikominderung)
Fall: Nr. 3, 5, 6
Hinweis: Auch beim Erfolg durchläuft Tat Versuchsstadium , der Versuch ist aber subsidiär z vollendeten Tat
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Strafbarkeit d Versuchs
Gesetzgeb Entscheidg:
direkt: Vergehen, z. B. § 242 II, ni dageg b § 123
indirekt: Einordn d Tat als Verbrechen, § 12 I, § 23 I
In der Klausur z. B.:
Strafbarkeit
gem. §§ 212 I , 22, 23 I, 12 I (vgl. Fall)
gem. §§ 242 I, II, 22 (Überflüss ist es, auf § 23 I und
12 II einzugehen, das Ergebn wird dadurch ni klarer.)
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Tatentschluss (subj TB)
Tatentschluss: Vorsatz + sonst Merkmale d subj TB*
Darstellg: Wi + Wo d Täters v d TB-Verwirklchg, d. h.
Vorstellg d Täters v d Tat + * (Was sind sonst Merkm?)
Endgültige Entschlossenheit erfordl
Problem – Bedingung:
BGHSt 12, 306 (L) ; 21, 14, 17 (L) vs. NStZ 13, 579
(2StR 75/13) (L)
Sämtliche Probleme d Vorsatzes finden sich daher
auch beim Tatentschluss: Feststellg einer inneren
Tatsache ex post
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Unmittelbares Ansetzen (o TB)
Abgrenzung Vorbereitung/Versuch
Bedeutung: Vorbereitg idR straflos, ab Versuchsbeginn Strafbarkeit, Anford an evtl. Rücktritt
Unproblematisch, wenn Täter bereits Tathandlg
begonnen o (erfolglos) beendet hat (zB Fehlschuss)
Prozess: Wann beginnt man zB zu töten?
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Beispiel
Vgl. Fall (Zeitachse)
1. A kauft sich eine Pistole.
2. A kauft die erforderliche Munition.
3. A geht zum Haus des B. (mit gelad u entsich Waffe)
4. A wartet vor dem (EFH/MFH)Haus auf B (m W).
5. A klingelt an der Wohnung (EFH/MFH, m W).
6. A betritt das (Treppen-)Haus.
7. A betritt die Wohnung.
8. A geht auf B zu, nimmt die Waffe a d Tasche, lädt,
entsichert, hebt den Arm, zielt …
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Abgrenzungstheorien
formal-objektiv: tatbestandl Handlg selbst (RGSt 70, 151)
materiell-objektiv: ersichtlicher Zusammenhang m
der tatbestandl Handlg (Begriffe: natürl Auffass,
notwendg Zusammengehörigkt), Gefährd d Tatobj
(RGSt 53, 217 (zum gewollten Ergebnis hindefiniert); BGHSt 2, 380; 6, 98; 20, 150; 22,
80)
subj: Vorstellg d Täters v der Verwirkl d Tatbest
(BGHSt 6, 302)
h. M.: obj-subj: Vorstell d Täters, Unmittelbarkt d
Angriffs = subj u obj Kriterien
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Problem
obj-subj Ansatz entspricht zwar § 22 (L)
(Hinweis für die Klausur: Legaldefinition)
ABER: Was bedeutet das?
Wo/Wann genau beginnt der Versuch?
„Theorien“ = Versuch der abstrakten Beschreibung
dessen, was beim Versuch geschieht:
(kein) Teil-/ Zwischenakt
Gefährdung des Rechtsgutes
Sphäre des Opfers muss tangiert sein
Hooligan-Spruch: Jetzt geht´s lo-os (Schwelle)
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Lösung
- Verbindung aller Ansätze, d. h. Zwischen-/Teilakts-,
Gefährdungs-, Sphären„theorie“ mit der Formulierung
aus § 22 („normative Verfeinerung“) UND
- Lektüre von BGH-Entscheid/Anmerk, Lehrbüchern
(Beispiele b. Rengier, AT, § 34, Rn. 27 ff.)
BGHSt 48, 34; 26, 201; 43, 177
BGH NStZ 13, 156 (4 StR 346/12); 93, 133; 04, 38; 99,
395; 96, 38; 98, 294, 01, 475
NStZ-RR 04, 361, 08, 139
StV 84, 420; 89, 526; OLG HH 13, 216
NJW 52, 514; 91, 1663
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Beispiele (1) zum Versuchsbeginn
KASUISTIK = einzelne Fälle d. h., Entscheidungen
lesen!
Tötungsdelikte:
Probleme – Auflauern, Hinterhalt,
mögl Bedingg – Fallbezogene Aussagen der Rspr –
Wertung (Formulierung: tätige Beziehung zum
Angriffsobjekt),
BGH NStZ 14, 633, 447; NJW 52, 514
Distanzdelikte:
Kausalkette in Gang setzen, Geschehen aus der Hand
geben , BGH StV 13, 632, 636 (1 StR 578/12, Rn. 29)
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Beispiele (2) zum Versuchsbeginn
Meineid, § 154: Ansetzen zur Eidesleistung, nicht
Falschaussage, BGHSt 31, 178, 182
Strafvereitelung, §§ 258 I, IV: mit Falschaussage, BGHSt 31, 10;
a. A.: Beulke, NStZ 82, 330: m Aufford a Zeugen bzw. Vereinbar
Diebstahl, § 242: Sicherung aufheben, auskundschaften, Beute
verstecken (LG Potsdam NStZ 07, 336 m Anm T Walter (L) oder
doch erst mit Wegnahme selbst?
Raub, § 249: Ansetzen z Nötigungshandlg
Betrug, § 263: TäuschHandlg gerichtet a irrtbedingt Vfg (BVerfGE
130, 1 (2 BvR 2500/09, Beschl. v. 7.12.11, Rn. 162 ff.))
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Beispiele (3) zum Versuchbeginn
Regelbeispiele
Insbes § 243: Verwirkl d Regelbeispiels als
Versuchsbeginn d Diebstahls BGHSt 33, 370
Problem: Wenn Regelbeispiel selbständ strafbar, vgl
§§ 123, 303, besteht kein Grund bereits eine
Versuchsstrafbkt weg Diebstahls anzunehmen
Qualifikationen: begründen keinen Versuch, BGH StraFo
14, 516 (3 StR 105/14, Rn. 5)
Restriktive Auslegung! W/B/S: Es gibt keine
Zauberformel
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Mittäterschaft
Wann beginnt der Versuch, wenn mehrere die Tat
begehen (wollen)?
Einzellösung: Versuchsbeginn bzgl eigenen Tatbeitrags
Problem: Wenn nur im VorbereitStadium, dann
Strafbarkt, wenn Tat insgesamt nur Vorbereitung
(BGH NStZ 81, 99 geg Roxin AT II, § 29, Rn. 297) bzw.
keine Strafbkt, wenn Beitrag später geplant, ein and
aber bereits d Tat versucht hat, d dann unterbleibt.
Gesamtlösung: Einer überschreitet Grenz f alle
(vgl. Musketiere(!)), BGHSt 39, 236, Idee: eine Tat aller
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Vermeintliche Mittäterschaft
Fälle, die das Leben schreibt: BGHSt 40, 299
A bittet B, den eingeweihten C zum Schein zu
berauben, der den Schaden der Versicherung melden
werde. C weiß davon nichts.
A strafbar gem. §§ 263, 22, 23 I, 25 II (Gesamtlösung)
Problem: C betrügt nicht
BGH: untaugl Versuch
Dagegen spricht: obj unmitt Ansetzen erford – hier (-)
Lösung: § 265 StGB
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Mittelbare Täterschaft
Versuchsbeginn bei Beginn der Handlg d Tatmittlers
oder, wenn Geschehen aus der Hand gegeben (Vgl
Distanzdelikte, Tatmittler = Werkzeug)
BGHSt 30, 363:
Gutgläubiges Werkzeug, das selbst nicht unmittelbar
angesetzt hat, während der Hintermann Geschehen
aus der Hand gegeben hat.
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Erfolgsqualifizierte Delikte
Versuch mögl (= erfolgsqual. D sind Vorsatzdelikte,
§§ 221 II Nr. 2; III, 226 I, § 227, 239 III Nr. 2, IV, 251)
Grunddelikt
versucht
Grunddelikt
vollendet
Erfolg nur
angestrebt
Versuch der
Erfolgsqualifikation
Versuch der
Erfolgsqualifikation
Erfolg eingetreten
Erfolgsqualifizierter Vollendetes Delikt
Versuch
(wichtig für
Rücktritt)
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Zusammenfassung
Strafbarkeit des Versuches, Vergehen, Verbrechen
Aufbau der Versuchsprüfung
Vollendung, Beendigung
Tatentschluss
Unmittelbares Ansetzen (Abgrenzungen)
Mittäterschaft/vermeintliche Mittäterschaft
Mittelbare Täterschaft
Regelbeispiele
Erfolgsqualifizierte Delikte
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Vorschau
• 20.1.16: Rücktritt vom Versuch
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