ASEA 2015 Chula 3 - International Office

Auslandsfamulatur
King Chulalongkorn Memorial Hospital Bangkok
03.08.2015 bis 28.08.2015
4. Studienjahr; Sommersemester 2015
Christian Linder
Vorbereitungen:
Für mich war es während des Studiums schon immer ein Anreiz, eine Famulatur im
Ausland zu machen, um andere Kulturen kennenzulernen und neue Erfahrungen zu
sammeln. Diesbezüglich habe ich mich mit 4 Studienkollegen nach Möglichkeiten
einer Auslandsfamulatur umgeschaut und sind dabei über den Internetauftritt der
Meduni Graz unter anderem auf das ASEA-Uninet Programm aufmerksam
geworden. Asien war für mich besonders reizvoll, da ich zum einen dort noch nie
gewesen bin und ich zum anderen die Kultur etc. als sehr reizvoll empfand. Nach
kurzen Überlegungen war für mich klar, dass ich die 4 Wochen Famulatur in Thailand
verbringen möchte. Es schien mir ideal, um einerseits einen Einblick in ein anderes
Gesundheitssystem zu bekommen und die Zeit davor bzw. danach zum Reisen zu
nutzen, um Land und Leute kennenzulernen. Die Bewerbung erfolgte relativ
unkompliziert, indem man ein Bewerbungsformular, ein Motivationsschreiben und
einen Lebenslauf an Frau Papst schickte, die alle Unterlagen weiterleitete und uns
auf dem Laufenden hielt. Für Thailand musste man eine Reihung für das bevorzugte
Krankenhaus abgeben. Zur Auswahl standen unter anderem ein Krankenhaus im
Norden Thailands (Chiang Mai) sowie zwei weitere in Bangkok (Chulalongkorn und
Ramathibodi). Da wir Bangkok als idealen Ausgangspunkt zum Reisen sahen und
das Stadtleben Thailands mit all seinen kulturellen Besonderheiten erleben wollten,
entschieden wir uns für das dort sehr angesehene King Chulalongkorn Memorial
Hospital. Zeitlich erhielten wir in der letzten Februarwoche die vorläufige Zusage für
unser bevorzugtes Krankenhaus und dann Mitte April die endgültige Bestätigung
durch das Krankenhaus selbst und konnten mit der Reiseplanung beginnen. Da ich
in einigen Berichten zuvor schon gelesen hatte, dass man im Krankenhaus nicht
allzu viel praktische Fertigkeiten lernt, wollte ich einen Fachbereich wählen, indem
ich später auch tätig sein wollte und wenigstens so einen tieferen Einblick gewinnen
konnte und entschied mich dementsprechend für die Orthopädie.
Visum:
Für Thailand benötigt man ab einem Aufenthalt, der länger als 30 Tage dauert ein
Visum. Diesbezüglich holte ich mir relativ unkompliziert ein Non-Immigrant Visum,
das ab Einreise einen Aufenthalt für 60 Tage erlaubt. Da ich in der Nähe von
München wohnhaft bin, bekam ich das Visum gegen Vorlage der Bestätigung des
Krankenhauses, einem Passfoto sowie einem ausgefüllten Formular innerhalb von
10 Minuten direkt beim Thailändischen Konsulat in München für 60 Euro
ausgehändigt.
Flug/ Verkehrsverbindungen:
Da ich schon relativ früh wusste, dass ich mit 3 Freunden bereits vor der Famulatur
ca. 3 Wochen reisen wollte, buchte ich bereits im Februar nach der vorläufigen
Zusage einen Hin- und Rückflug von München nach Bangkok via Dubai bei Emirates,
der ca. 590 Euro kostete . Für die Reisen bekommt man z.B. von Bangkok aus bei
Air Asia Inlandsflüge nach Chiang Mai für ca. 50 Euro und in den Süden nach Koh
Samui für ca. 100 Euro. Gerade in den Süden besteht aber auch eine günstige
Alternative z.B. via Nachtzug und Fähre für ca. 1300 Baht zu reisen (ca. 35 Euro).
In Bangkok reist man relativ komfortabel mit den öffentlichen Zugverbindungen (BTS
und MRT) oder per Tuk Tuk und Taxi. Gerade um die Umgebung Bangkoks an den
Wochenenden zu erkunden, empfiehlt es sich mit kleineren Minivans zu reisen, die
einen sehr günstig und relativ schnell zu Hotspots in der Umgebung bringen.
Unterkunft:
Zwar besteht die Möglichkeit direkt neben dem Krankenhaus im Dormitory während
der Famulatur zu schlafen, da wir aber insgesamt zu 5 waren, ein bisschen
unabhängiger sein wollten und uns das Dormitory in Relation relativ teuer erschien,
entschieden wir uns, eine Unterkunft über Airbnb zu suchen. Wir fanden für knapp
4,5 Wochen ein großes Apartment mit Küche, Waschmaschine, 2 Bädern, 3
Schlafzimmern, 24h Rezeption, Gemeinschaftspool, Einkaufsmöglichkeiten um die
Ecke und direkt in der Nähe einer BTS Station (Nana) für ca. 340 Euro p.P. Vom
Apartment aus war das Krankenhaus in ca. 30 Minuten mit der BTS (Haltestelle
Saladeng) nach Umsteigen und insg. 5 Stationen gut zu erreichen und war auch
sonst in relativ kurzer Distanz zum Lumpini Park, in welchem wir uns häufiger zum
Sport aufhielten. Swimming Pool war eine willkommene Abwechslung zum stickigen
und heißen Klima in Bangkok. Da wir den Skytrain (BTS), der neben der MRT die 2.
große öffentliche Zugverbindung innerhalb von Bangkok ist, fast täglich nutzten,
holten wir uns eine 50er Karte für ca. 30 bis 35 Euro.
Famulatur:
Nachdem ich bereits 3 Wochen das Land bereist habe und meine Studienkollegen
einige Tage zuvor in Bangkok eintrafen, traten wir die Famulatur am Mo., den 3.8.15
an. Am ersten Tag meldeten wir uns im Office für International Affairs bei Mr. X, der
zuvor schon per mail mit uns Kontakt aufgenommen hatte. Er händigte uns
Zugangsdaten für Wlan und Namensschilder aus und leitete uns an unsere
Departments weiter, nachdem wir zum wiederholten Mal ein Formular ausfüllen
mussten.
Im Anschluss stellte sich der Leiter der Orthopädie bei uns vor und händigte uns
unsere „Stundenpläne“ aus. Insgesamt gab es auf der Orthopädie fünf Untergruppen
von „O1“ bis „O5“. Ich wurde der Gruppe „O3“ zugeteilt, die sich mit allen Hand- und
Wirbelsäulenverletzungen beschäftigten.
Generell sah der Stundenplan folgendermaßen aus: Jeden Morgen gab es eine
Stunde lang von 7.30 bis 8.30Uhr ein Traumareview, indem jeweils 2 Studenten Fälle
der letzten Nacht vorbereiteten und anhand einer Power Point mit englischen Folien
den Mitstudierenden präsentierten. Teilweise sprachen sie mit dem Professor
Englisch oder Thai je nachdem. Im Anschluss ging es Montags und Freitags immer in
den OP, der bis 16.00Uhr angesetzt war, wobei wir meist relativ bald nach Mittags
gehen konnten, da zum einen die Operationssäle extrem überfüllt sind, man nicht die
Möglichkeit hat am Tisch zu stehen und auch nur sonst leider relativ wenig sieht.
Dienstags und donnerstags fanden im Anschluss an das Trauma Review eine Ward
Round statt, bei der man mit Professoren und Residents alle Patienten der Abteilung
besuchte. Diese waren teilweise in unterschiedlichen Häusern aufgeteilt und die
thailändischen Ärzte waren sehr bemüht einem das Wesentliche auf Englisch zu
übersetzen. Die Ward Round endete meist um 12.00 Uhr und im Anschluss hatten
die Studenten und somit auch wir “SDL”, was so viel hieß wie Heimstudium und wir
konnten nach Hause gehen oder die Bibliothek nutzen. Mittwochs war immer “OPD”
(outpatient department), was unserer Ambulanz gleicht. Dabei wurde einem mit
Glück das Gesprochene ins Englische übersetzt, wobei hier so gut wie keine
Untersuchungen stattfanden und mehr oder weniger nur gesprochen wurde. Alles in
allem kann man sagen, dass wir sowohl in der Anwesenheit als auch bei den
Tätigkeiten relativ freien Spielraum hatten und uns größtenteils im OP und bei der
Ward Round unabhängig von unserer Zuteilung ansehen konnten, was uns
interessierte.
Leider lernt man bis auf einen Nahtkurs, den wir besuchten keine praktischen
Fertigkeiten und ist die ganze Zeit „nur“ Beobachter.
Sonstiges zur Famulatur :
Trotz der anfänglichen Zuteilung hatten wir manchmal das Gefühl, dass sich keiner
wirklich zuständig für uns gefühlt hat. Der Leiter des Office für International Affairs
Mr. X bat uns ein Stethoskop mitzunehmen sowie einen weißen Mantel, schwarze
Schuhe, schwarze Hose und Hemden zu tragen. Stethoskop und Mantel kann man
zumindest auf der Orthopädie getrost daheim lassen, da bei den Ward Rounds
keiner einen Mantel getragen hat. Schuhe, Hosen und Hemden kauften wir uns in
einem Shop im MBK Center (einer Shoppingmall in der Nähe), welcher diese speziell
für Medizinstudenten anbot. Im Nachhinein würde ich Mantel und Stethoskop daheim
lassen und mir lediglich 2 bis 3 Hemden mitnehmen sowie eine schwarze Hose aus
leichterem Stoff und bequeme schwarze Schuhe. Um wirklich was zu lernen eignete
sich die Orthopädie leider nicht wirklich, da zum einen die Operationsräume sehr
überfüllt sind, man somit keine Möglichkeit zum assistieren hat, sehr wenig
untersucht wird und man durch die sprachliche Barriere doch nur das Wesentliche
und wenig Details mitbekommt. Dennoch sind alle sehr freundlich und bemüht und
man bekommt einen Einblick in den Ablauf. Zum Mittagessen gibt es verschiedenste
und günstige Möglichkeiten am Klinikgelände.
Reisen:
Für mich war von Anfang an klar, dass ich die Famulatur auch nutzen wollte, um
davor, danach oder an den freien Wochenenden zu reisen. Diesbezüglich startete ich
3 Wochen vor der Famulatur in Bangkok für 4 Tage und besichtigte einige Tempel,
Märkte usw. Im Anschluss bin ich per Inlandsflug nach Chiang Mai, was ich jedem
empfehlen
kann
und
verbrachte
dort
mehrere
Tage
unter
anderem
mit
Elephantenreiten, Trekking, Food Festival etc. Nach der schönen Natur im Norden
begaben wir uns in den Süden auf die kleine Insel Koh Tao, wo ich 6 Tage mit
Tauchen verbrachte und einen Open Water und Advanced Diver Kurs absolvierte. Im
Anschluss verbrachten wir noch ein paar Tage auf Koh Samui, bevor ich mich wieder
nach Bangkok zur Famulatur begab. Nach der Famulatur verbrachte ich nochmal 8
Tage auf der kleinen Insel Koh Tao um nach dem hektischen Bangkok nochmal
Sonne und Tauchen zu genießen. Generell kann ich jedem nur empfehlen sich
sowohl die Gegensätze im Süden und Norden anzuschauen und die Zeit zum Reisen
zu nutzen.
Sonstiges zum Leben vor Ort:
Bangkok ist sehr facettenreich und interessant, aber nach 4 Wochen Famulatur auch
teilweise genug. Zwar ist das abwechslungsreiche Leben, die billigen Garküchen und
die leckeren Obststände faszinierend, andererseits herrscht ständig Verkehr, Lärm,
schlechte Luft und drückendes Klima. Essen ist in Bangkok sehr günstig; man
bekommt Gerichte auf der Straße für 1 bis 2 Euro, supersüßes aufgeschnittenes
Obst wie Mango, Ananas etc. für ca. 50 Cent. Lediglich auf Milchprodukte wird man
mehr oder weniger notgedrungen verzichten müssen, da diese sehr teuer sind. Zum
Telefonieren kann man sich entweder am Flughafen oder im Supermarkt (7-Eleven)
sehr
günstig
eine
SIM-Karte
holen
und
problemlos
Guthaben
aufladen.
Die Wochenenden kann man gut damit verbringen, sich die Stadt, beeindruckende
Tempelanlagen oder verschiedenste Märkte anzuschauen bzw. Tages- oder
Wochenendausflüge ins Umland zu machen. Wir besichtigten zum Beispiel an einem
Tag die alte Königshauptstadt Ayutthaya und erkundeten die Tempelanlagen mit
dem Fahrrad. Einen 2 Tagesausflug machten wir zum Erawan Nationalpark
übernachteten dort, um in der Früh die wunderschönen 7-stufigen Wasserfälle zu
besichtigen oder die Natur beim Trekking zu genießen.
Zusammenfassung:
Trotz der sprachlichen Barriere und der kaum vorhandenen Einbindung in praktische
Tätigkeiten waren die 4 Wochen Famulatur aufgrund der großen kulturellen
Unterschiede und Besonderheiten sehr interessant. Die Ärzte und Studenten vor Ort
sind sehr freundlich und bemüht einem so viel wie möglich zu vermitteln. Das Land,
die Leute und die Unterschiede zwischen Großstadt, Norden und Süden wecken tolle
Eindrücke und ich würde die Famulatur in Verbindung mit Reisen jederzeit wieder
machen.