03.08.2015 bis 28.08.2015 4. Studienjahr, SS 2015 Dominic Steigerwald Vorbereitung Am Anfang standen die Formalitäten auf dem Programm. Diese umfassten ein Bewerbungsformular, einen Lebenslauf und ein Motivationsschreiben, welche an Frau Papst weitergeleitet wurden. Nachdem die glückliche Nachricht kam, dass wir alle (wir waren fünf Freunde) eine Zusage für die vier-wöchige Famulatur im Chulalongkorn Memorial Hospital, Bangkok erhielten, begannen wir mit den Reisevorbereitungen. Wir buchten eine geräumige Wohnung über AirBnb, damit bei der Gruppengröße auch ein wenig Freiraum gewährleistet war. Die Wohnung war in der Nähe der Skytrain-Station „Nana“, sodass der Weg zur Klinik relativ zügig zurückzulegen war. Mr. X – ein Angestellter vom Chulalongkorn, der für die Austauschstudenten zuständig ist, meldete sich per E-Mail einige Male, um weiteren Papierkram abzuarbeiten. Die nächsten Wochen waren wir damit beschäftigt eine konkreten Reiseplan zu erstellen, da wir im Anschluss der Famulatur noch ein wenig den Süden und den Norden Thailands erkunden wollten. Außerdem haben wir uns Gedanken über Impfschutz, Reiseapotheke und Co. gemacht. zwei von uns ließen sich im Rahmen des Hygieneinstitutes beraten und dort die Impfungen verbreichen. Die anderen, inklusive mir suchten die offizielle Impfstelle in Graz auf. Die Preise differieren nur minimal. Nachdem wir Unterkunft und Flug gebucht hatten besorgten wir ein Visum (non tourist ED, für education) in unterschiedlichen Städten für jeweils sechzig Euro. Es ging das Gerücht um, dass ein tourist Visum für 30€ ausreichen würde, doch da wir im Krankenhaus tätig waren und von Frau Papst ebenfalls das non tourist ED empfohlen wurde, entschieden wir uns letztlich für jenes. In Stuttgart, München und Salzburg war es kein Problem das Visum innerhalb eines Besuchs bei den Botschaften bzw. Generalkonsulaten zu erhalten. Bei einem Freund und mir gestaltete sich der Antrag bzw. die Ausstellung des Visums in Frankfurt jedoch leider etwas komplizierter. Wir mussten nachweisen, dass wir über regelmäßiges Einkommen verfügen bzw. ggf. unsere Eltern für uns bürgen. Hierfür genügten ein frei formuliertes formelles Schreiben und die Unterschrift der Eltern. Nach einem zweiten Besuch (die Bearbeitung dauerte in Frankfurt drei Tage) erhielten wir endlich das Visum. Wir einigten uns darauf, dass wir zu viert vom Münchner Flughafen aus Richtung Bangkok fliegen, da wir aus Cochem, Frankfurt, Stuttgart und Wels starteten. Unsere Flug wurde von Emirates ausgeführt – ich kann diese Fluggesellschaft jedem Reisenden ans Herz legen, der Service ist genial, die Ausstattung (insbesondere das Entertainment-System ist hoch modern) und das erlaubte Gewichts des Reisegepäcks liegt bei 30kg (Lufthansa im Vergleich lediglich 23kg). Dennoch empfehle ich einen Direktflug, da wir auf dem Hinflug acht Stunden Aufenthalt in Dubai hatten, auf dem Rückflug vier Stunden. Insofern man noch am Zielflughafen in Deutschland und/oder Österreich eine längere Strecke vor sich hat, schlaucht diese Variante sehr. Lebenshaltungskosten Als groben Anhaltspunkt wie teuer Thailand im Schnitt ist dienen diverse Internetseiten im Internet oder ihr fragt Kommilitonen, die bereits dort waren. Eine Seite hiervon wäre http://www.thailandaktuell.com/979/lebenshaltungskosten-in-thailand/. Manche von uns hatten bereits einen geringen Betrag in ihrer Bank in Baht wechseln lassen, der Rest hat am Flughafen für einen fairen Kurs ca. 100 Euro getauscht. Meiner Meinung nach reicht es vollkommen aus in besagtem Flughafen den Geldwechsel durchzuführen. Ich habe Geld an den Automaten stets mit der Kreditkarte abgehoben, die Gebühren lagen pro Automatennutzung bei 180 Baht, ca. 4,60 Euro. Aus diesem Grund ist es sinnvoll gleich viel Geld abzuheben, wir haben meist zwischen 15000 und 20000 Baht auf einmal aus dem Automaten gelassen, ggf. könnt ihr euch auch untereinander aushelfen und somit Gebühren sparen. Manche Banken bieten eine Auslandsreisekrankenversicherung im Rahmen der Kreditkarte an, dies war bei mir der Fall. Ansonsten gibt es günstige Versicherungen, die zwischen 15-20 Euro pro Monat kosten. Alternativ zu unserer großen Wohnung hätten wir natürlich auch für günstige 150 Euro im Dorm der Universität schlafen können, doch für unsere Ansprüche war diese Variante sinnvoller und ich denke man ist einfach etwas flexibler, mehr oder weniger sein eigener Herr und kann auch abends mal ein wenig lauter werden, falls Bedarf besteht. Das Dorm soll allerdings sehr sauber sein, lediglich die Bäder sind auf dem Flur. Meine Freunde und ich bevorzugten überwiegend Streetfood, da diese Stände in der Regel deutlich günstiger waren und das essen „thai authentic“ war. Standardgerichte, die eigentlich jedem schmecken sollten sind bspw. „Pad Thai“ oder „Papaya salad“. Ihr solltet bei der Bestellung jedoch auf den Schärfegrad achten, vor allem diejenigen, die sonst wenig mit Gewürzen kochen, könnten eine böse Überraschung erleben. Überdies sind die diversen Obststände an den Straßen zu empfehlen, hier gibt es im Vergleich zu Europa zu sehr guten Preisen exotisches Obst. Als Transportmöglichkeit gibt es neben der MRT, dem Skytrain und den zahlreichen Taxis noch die günstige Variante per TukTuk oder Motorrad-Taxi zu fahren. Verhandeln lohnt sich in den meisten Fällen, da viele Fahrer den Touristen zunächst deutlich höhere Preise anbieten. Eine weitere Alternative stellen die Apps „Grabtaxi“ oder „Uber“ dar, letztere Variante sollte von europäischen Großstädten bekannt sein. Bangkok Meiner Meinung nach reicht es völlig aus als Tourist 5-7 Tage in „BKK“ zu verbringen, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Die Stadt kann aufgrund ihrer Lautstärke (TukTuks, starker Verkehr, viel Trubel) und der doch recht schmutzigen Luft in Kombination mit der drückenden Luft schnell auf den Nerv gehen. Dennoch gibt es gerade im Umland einiges zu sehen und hier ist es auch deutlich ruhiger. Zu nennen wären „Ayutthaya“ mit zahlreichen antiken, beeindruckenden Tempelanlagen (hier empfehle ich zur Erkundung der Tempel ein Fahrrad auszuleihen), „Amphawa“ mit dem sehr schön angelegten Floating market, der zahlreiche günstige Leckereien bietet und der „Erawan National Park“ (rund 145km von BKK entfernt), welcher Wasserfälle und schöne Trekkingwege bietet. Naturfreunde kommen hier auf ihre Kosten. Die Transportkosten zu den jeweils oben genannten Destinationen betragen umgerechnet meist nur 3-5 Euro und starten überwiegend vom Victory Monument aus. Hier findet ihre eine riesige Flotte an Minivans, die über jeweils Platz für ca. 8-10 Gäste verfügen und euch zu eurem Wunschort bringen. Das Nachleben Bangkoks lässt quasi keine Wünsche offen. Man hat die Möglichkeit in kleinen Bars den Abend ausklingen zu lassen, in noblen Bars, die mit DJs ausgestattet sind und hier bereits ClubFeeling aufkommt zu tanzen oder eben den klassischen Club-Abend anzustreben. Zu erwähnen ist jedoch, dass in den guten Clubs bereits um 3 Uhr die Lichter angehen. Die „Khaosan Road“ bietet eine Mischung aus Ess- und Klamottenständen und Bars, welche jedoch sehr touristisch ausgerichtet ist und uns ein Besuch gereicht hat. Chulalongkorn Memorial Hospital Wir waren wie gesagt zu fünft im Chulalongkorn, hiervon 3 in der Onkologie, 2 in der Orthopädie. Mein Erfahrungsbericht wird sich auf die Onkologie beziehen. Am ersten Tag bekamen wir einen Stundenplan, in welchem bereits die morgendliche „ward round“ (Stationsarbeit) gestrichten wurde. Der restliche Tag beinhaltete meist die Präsentation neuer Studien durch die Assistenzärzte im Rahmen einer Team-Konferenz und die Fallbesprechung bzw. die interdisziplinäre Diskussion kniffliger Fälle in Zusammenarbeit mit Chirurgie, Strahlentherapie und den Internisten. Es gab jeden Tag mindestens 45 Minuten Mittagspause, teilweise wurden wir bei Konferenzen mit Essen versorgt, ansonsten gibt es genügend Möglichkeiten preiswert auf dem Gelände in den Kantinen zu essen. Am Nachmittag stand die meist drei-stündige „Staff round“ an, in welcher die schwierigen Fälle durch die Assistenz extra für uns auf Englisch vorgestellt wurden. Teilweise waren die Besprechungen ziemlich schweißtreibend und anstrengend, da wir primär im Gang (nicht klimatisiert) standen und manche Ärzte eine undeutliche Aussprache hatten, sodass es schwierig war zu folgen. Nichtsdestotrotz waren alle sehr bemüht uns etwas beizubringen und uns insofern möglich mit einzubeziehen. Leider war Onkologie nicht das ursprünglich präferierte Fach, sodass wir nicht gerade versiert waren und somit erst nach und nach aufgrund der referierten Fälle die Medikationen und Therapieschemata in Ansätzen verstehen konnten. Rein praktisch konnten wir überhaupt nichts machen und effektiv Patientenkontakt kam nicht zustande, lediglich aus zweiter Reihe wurden die Patienten von uns gemustert, ein einziges Mal wurden wir an den Patienten heran geführt, um einen Virchow-Lymphknoten zu tasten. Man muss jedoch sagen, dass die komplette onkologische Ärzteschaft in unserem Beisein kaum Patientenkontakt hatte, weshalb wir davon ausgehen, dass dies einfach mit dem stark theoretischen Fach zusammenhängt und viele Tätigkeiten die Schar an Pflegekräften durchführten. Letztlich waren wir morgens nicht bei Stationsvisite dabei, sodass wir keinen vollen Einblick in den Klinikalltag erhalten konnten. Unterm Strich bin ich zu dem Fazit gekommen, dass die Famulatur mir einen wertvollen Einblick in die thailändische Klinikarbeit ermöglichte und ich von dem theoretischen Wissen, insbesondere der enormen Aktualität der präsentierten Studien fasziniert war. Die jungen Ärzte mussten sich trotz langer Arbeitszeiten und diverser Nachtschichten stets auf dem aktuellen Stand halten – in dieser Form habe ich das bisher nicht in österreichischen oder deutschen Krankenhäusern erlebt. Das Team war sehr aufgeschlossen, an unseren Personen interessiert und war stets freundlich und zuvorkommend. Zu betonen ist, dass sich die Kollegen untereinander als „friends“ ansahen und den ganzen Tag über ein sehr angenehmes, freundschaftliches Klima herrschte. Auch außerhalb der Klinik half man sich gerne gegenseitig und unternahm viel miteinander. An unserem letzten Tag hielten wir auf Wunsch vieler Ärzte einen Kurzvortrag über die Meduni Graz, Graz und noch über unsere jeweiligen Heimatstädte. Ein gemeinsames Abschlussfoto und ein Abendessen mit vier Ärzten inklusive einer weiteren PJlerIn aus Kroatien in einem vorzüglichen Restaurant rundeten die Famulatur ab.
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