"Dobrindt verschleppt die Aufklärung" 21.04.2016 21:54 Uhr In den USA hat Volkswagen in der Diesel-Affäre einen Vergleich abgeschlossen, der großzügige Schadensersatzregelungen vorsieht. In Deutschland sollen die Kunden aber leer ausgehen. Stiehlt sich VW hierzulande aus der Verantwortung Anton Hofreiter, Fraktionschef der Grünen im Bundestag. - Foto: Limmer In den USA hat Volkswagen in der Diesel-Affäre einen Vergleich abgeschlossen, der großzügige Schadensersatzregelungen vorsieht. In Deutschland sollen die Kunden aber leer ausgehen. Stiehlt sich VW hierzulande aus der Verantwortung? Anton Hofreiter: Volkswagen betrachtet die Kunden in Europa und Deutschland offensichtlich als Verbraucher Zweiter Klasse. In den USA ist der Konzern bereit, fehlerhafte Autos zurückzunehmen und Entschädigung anzubieten. In Deutschland und Europa wollen sie dagegen fast nichts tun. Dabei ist die Zahl der Betroffenen hier wesentlich größer. Volkswagen missachtet auch den Gesundheitsschutz der Menschen in den Städten. Die Ursache dafür, dass es eine so krasse Ungleichbehandlung gibt und deutsche Kunden des Volkswagenkonzerns benachteiligt werden, ist das Versagen der deutschen Behörden. In den USA nehmen die Behörden das Gesundheitsrisiko durch Abgase in den Städten ernst. Wo bleibt das entschlossene Handeln von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt? Hofreiter: Dobrindt ist der Schutzpatron der Autoindustrie. Hier gibt es eine Kumpanei. Alexander Dobrindt und die zuständigen Behörden haben versagt. Der Minister sieht nichts, er hört nichts, er sagt nichts. Über kurz oder lang schadet er damit aber den deutschen Autokonzernen. Diese Krise müsste von den Herstellern als Chance verstanden werden. Jetzt ist es an der Zeit, endlich auf Elektroautos zu setzen. Beim US-Konzern Tesla sind innerhalb weniger Tage 300 000 Bestellungen für ein neues E-Automodell eingegangen, obwohl für die Reservierung satte Tausend Dollar fällig waren. Der Verbrennungsmotor wird auf lange Sicht keine Zukunft mehr haben. Wenn die Autoindustrie nicht die Zeichen der Zeit erkennt und umsteuert, wird es ihr so ergehen wie den Energiekonzernen Eon und RWE. Sie wollen nun einen Untersuchungsausschuss im Bundestag einrichten. Glauben Sie denn, das Parlament kann mehr Licht ins Dunkel der Abgas-Affäre bringen? Hofreiter: Der Abgas-Skandal ist inzwischen seit einem halben Jahr publik. Das Verkehrsministerium hat eine Frist nach der anderen verstreichen lassen und die Öffentlichkeit, wenn überhaupt, nur spät und scheibchenweise informiert. Minister Dobrindt verschleppt seit Monaten die Aufklärung der VW-Affäre. Unsere Geduld ist jetzt am Ende. Wir werden im Deutschen Bundestag einen Untersuchungsausschuss einrichten, der sehr wohl Licht in das Dunkel der Abgas-Affäre bringen wird. Die große Koalition sollte sich davor hüten, die Einsetzung des Ausschusses zu verzögern. Verhindern © 2016 donaukurier.de | Alle rechte vorbehalten. Seite 1 von 2 können sie es ohnehin nicht. Die Fragen stellte Andreas Herholz. © 2016 donaukurier.de | Alle rechte vorbehalten. Seite 2 von 2
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