Vorwärtsbeugende Asanas Die Vorwärtsbeugung ist ein passiver Vorgang. Wir geben uns der Schwerkraft hin, damit sich eine gezielte Muskelgruppe strecken kann. Während eine Rückwärtsbeuge den Körper aus der Schwerkraft herausträgt, nutzt die Vorwärtsbeuge die Schwerkraft, um z. B. Anspannung und Schmerz zu lindern. Dies ist ein Vorgang der Introvertiertheit; genau entgegengesetzt zu der Extrovertiertheit und dem dynamischen öffnen einer Beuge nach hinten. Das Vorwärtsbeugen geht in Verbindung mit der Ausatmung mit einem Zusammenpressen der Brust einher und führt zu Entspannung. Viele Menschen verbringen ihr Leben in überwiegend sitzender Tätigkeit mit wenig körperlicher Bewegung. Auf diese Weise wird der Körper steif und unfähig, sich nach vorne zu beugen. Das Stadtleben fördert mentale Anspannung und Körperenge; beiden Erscheinungen wird durch vorwärtsbeugende Asanas entgegengewirkt. Auf einer anderen Ebene steht das Vorwärtsbeugen für Verbeugen und Bescheidenheit. Die Unfähigkeit, sich nach vorne zu beugen, kann ein Zeichen für eine stolze, starrköpfige und damit steife Persönlichkeit sein. Die Schwierigkeit, sich nach vorne zu beugen ist auch ein Zeichen für Angst. Menschliche Wesen blicken nach vorn, um die Welt zu sehen. Was hinter uns geschieht, wird durch vage Geräusche, Gerüche und Empfindungen wahrgenommen, und es ist notwendig sich umzudrehen, um zu wissen was passiert. Einige Menschen leben in ununterbrochener Angst, von hinten angegriffen zu werden, so dass ihre Rücken unbewusst erstarren. Vorwärtsbeugende Asanas lösen diese Starre. Vorwärtsbeugende Asanas lockern den Rücken, erhalten eine gute Gesundheit und erhöhen die Vitalität. Diese Übungen bewegen die Wirbelsäule in die Haltung, die wir im Mutterleib einnehmen. Während eines vorwärtsbeugenden Asanas werden alle Wirbel voneinander gelöst, die Nerven angeregt, die Zirkulation um die Wirbelsäule herum verbessert und die ganze Wirbelsäule gekräftigt. Das hat eine Positive Auswirkung auf die Körperorgane im allgemeinen und auf das Gehirn im besonderen. Diese Asanagruppe ist auch sehr bedeutend, um die Rückenmuskeln geschmeidig und stark zu machen, die Bauchorgane, wozu die Leber, die Nieren, Pankreas und Därme gehören, zu pressen und zu massieren und die Beinmuskeln und –sehnen zu strecken. Die meisten vorwärtsbeugenden Asanas beginnen mit der Beuge aus der Hüfte oder Leiste und nicht aus der Taille heraus. Die Beuge aus den Hüften lässt eine größere Flexibilität der Bewegung zu und erzeugt einen stärkeren Druck gegen den Bauch. Es muss unbedingt darauf geachtet werden, den Rücken nicht weiter nach vorne zu beugen, als es die augenblickliche Beweglichkeit erlaubt; vielmehr gilt es, die Muskeln zu entspannen und der Schwerkraft und der Ausatmung die Möglichkeit zu geben, den Körper zu bewegen. Mit regelmäßiger Übung wird auch der steifeste Rücken allmählich Biegsamkeit erlangen. Aus: Asana Pranayama Mudra Bandha (deutsch) von Paramahamsa Satyananda Satyananda Yoga Zentrum e.V. Anandaverlag Köln
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