7 Begriffe zu den Themen Flucht und Integration (alle Definitionen orientieren sich an: Fernand Kreff, Eva-Maria Knoll, Andre Gingrich (Hg.): Lexikon der Globalisierung. Bielefeld 2011.) Flüchtlinge: Als Flüchtlinge werden Menschen bezeichnet, die aufgrund existenzbedrohender Notsituationen (Krieg, Verfolgung,...) ihre Wohnsitze vorübergehend oder dauerhaft verlassen müssen. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird meist nicht zwischen Binnenvertriebenen, Asylsuchenden und Konventionsflüchtlingen (Flüchtlinge gemäß der Genfer Konvention) unterschieden. → Genfer Konvention: Die 1951 verabschiedete Genfer Konvention regelt gemeinsam mit dem Protokoll über die Rechtsstellung von Flüchtlingen die Rechte von Flüchtlingen und Staatenlosen. Ihre Basis ist das Prinzip der Nicht-Zurückweisung von Flüchtlingen in Länder, in denen ihnen politische Verfolgung droht. Identität: Wörtlich bedeutet Identität „dasselbe seiend“ (lat.) und ist ein Begriff der ursprünglich aus der Philosophie und Mathematik stammt. In der Diskussion um Migration und Integration wird er heute oft als personen- oder personengruppenbezogenes Element des Wiedererkennens verwendet. Dabei ist zu beachten, dass Identitäten nie eindimensional sind: Ich kann Student/in, Frau/Mann, Christ/in, Haustierhalter/in, politischeR AktivistIn gleichzeitig sein. Welche Dimension ich als prägend empfinde wird einerseits von der für mich gerade aktuellen Lebensphase, andererseits vom situationsbedingten Kontext abhängen. Zum Beispiel: Während einer Diskussion an der Universität werde ich mich stark als Student/in fühlen, während einer Diskussion mit meinen gerade aus der Kirche ausgetretenen Freunden vermutlich stärker als Christ/in. Integration: Integration bezeichnet die Interaktion und Aufnahme von kleineren soziokulturellen Bevölkerungsgruppen in bestehende Sozialstrukturen der Mehrheitsbevölkerung. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird oft von einer Assimilation der kleineren an die größere Bevölkerungsgruppe ausgegangen, die so aber nicht stattfinden kann. Migrantinnen passen sich nämlich an unterschiedliche soziale Schichten der Aufnahmegesellschaft an und gestalten sie als AkteurInnen mit. Die mitgedachte Homogenität der Aufnahmegesellschaft ist genauso eine Illusion wie die Homogenität der aufzunehmenden Gruppe. Kultur: Im Kontext von Migration und Integration denken wir an Kultur zumeist schnell als Kategorie der Differenz: „unsere Kultur“ versus „deren Kultur“. Das impliziert auf beiden Seiten eine Homogenität, die es so nicht gibt. Wer z.B. verlangt, dass sich MigrantInnen „der österreichischen Kultur“ anpassen, wird schon genauer formulieren müssen, was er damit meint, um verstanden zu werden: Tiroler Bergbauernhof oder Wiener Gemeindebau? Sängerknaben oder Moneyboy? Bio-fair und lokal oder „Geiz ist geil“? In der Kultur- und Sozialanthropologie versteht man Kultur als Instrument um sich auf Basis gemeinsamer Symbole und Ordnungen gesellschaftlich zu organisieren. Das bedeutet, dass Lebensbereiche interpretiert und dadurch mit Bedeutungen belegt werden. Multikulturalismus: Multikulturalismus geht der Frage nach wie nationalen und zugewanderten Minderheiten in einem Nationalstaat bestimmte Rechte und Förderungen zugestanden werden sollen. Im deutschen Sprachraum bevorzugt man allerdings die Begriffe Inter- bzw. Transkulturalität, weil sie den Fokus eher auf Dialog legen, während im Multikulturalismus eine Sicht auf Minderheiten als konkurrierende Gruppen mitschwingt. Nationalismus: Eine Ideologie, die den Anspruch von Nationen auf eine umfassende Dominanz (Rechtssprechung, öffentliche Symbolik,...) in einem modernen Staat erhebt und auch versucht ihn durchzusetzen wird als Nationalismus bezeichnet. Dabei muss erwähnt werden, dass Nationen „vorgestellte“ Gemeinschaften sind, insofern es einem Mitglied dieser Gemeinschaft nicht möglich ist alle anderen Mitglieder zu kennen oder auch nur von ihnen zu hören, die Nation aber trotzdem in der Vorstellung aller Mitglieder existiert. Othering: Als Othering (wörtlich: „zu anderen machen“) bezeichnet man die Darstellung von machtlosen „Anderen“ gemäß der Eigeninteressen von Mächtigen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn über „Andere“ gesprochen wird, ohne dass sie selbst dabei zu Wort kommen können .
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