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Factsheet #1
Integration von Flüchtlingen
in den Arbeitsmarkt
Thesen
Die Integration in den Arbeitsmarkt braucht Zeit
Weibliche Flüchtlinge sind zunächst deutlich seltener beschäftigt als männliche
Flüchtlinge üben häufig Tätigkeiten mit geringem bis mittlerem Qualifikationsniveau aus. Auch Höherqualifizierte
sind zunächst oft unterhalb ihres Bildungsniveaus.
Es gibt zumindest kurzfristig einen Konflikt zwischen Aufnahmeleistung und Integration. Dagegen dürften auch
bei weiter steigenden Flüchtlingszahlen einheimische Arbeitskräfte kaum vom Markt verdrängt werden
Die Unterbringung von Flüchtlingen auf dem Land kann bestenfalls eine kurzfristige Lösung sein.
Da vielen Flüchtlingen der Weg ins Heimatland versperrt ist, äußern viele eine dauerhafte Bleibeabsicht.
Diese langfristige Bleibeperspektive erhöht wiederum die Anreize, in Humankapital zu investieren.
Handlungsoptionen für die Politik
in der ersten Generation
Schnelle Schaffung von Rechtssicherheit
Qualifikation, Spracherwerb, Kontakte
Koordination von Arbeitsvermittlung und Betreuung; Erfassung beruflicher und sprachlicher Kenntnisse
Qualifikationsfeststellung und Anerkennung beruflicher Qualifikationen
Kürzere und praktisch orientierte Ausbildungsangebote oftmals besser geeignet als dreijährige Vollausbildung
Massgeschneiderte Sprachkurse so früh wie möglich
Kontakte zur einheimischen Bevölkerung so früh wie möglich (dezentrale Unterbringung, Zivilgesellschaft)
Keine weitere Erhöhung des Mindestlohns
Aussetzung von Beschäftigungsverbot und Vorrangprüfung
in der zweiten Generation
Die Integrationschancen der Flüchtlingskinder sind ungleich besser.
Der tägliche sprachliche Austausch mit Kindern ohne Migrationshintergrund ist hier die wichtigste Integrationsmassnahme.
Deshalb sollten möglichst alle Kleinkinder frühkindliche Einrichtungen besuchen.
Gerade Zuwandererkinder nehmen frühkindlichen Bildungsangeboten aber nur selten wahr (Cornelissen et al. 2015).
Langfristig erscheint es sinnvoll, allen Kindern ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen Platz in einer
Betreuungseinrichtung anzubieten.
Auch Grundschulkinder sollten von Anfang an in die normalen Regelklassen integriert werden,
mit begleitenden Sprach- und Unterstützungsmassnahmen.
Dr. Sebastian Braun, IfW Kiel
NICE-TO-KNOW
Finnland führte 1999 ein Integrationsprogramm für arbeitslose Zuwanderer ein, darunter viele Flüchtlinge. Kern des
Programms waren bedarfsgerechte Sprachkurse und andere Trainingsprogramme. Mit Erfolg: Das Programm erhöhte das
Gesamteinkommen der Teilnehmer/innen in den 2000er Jahren um 47% und verringerte die Höhe der Sozialleistungen um 13%.
Die Integrationsangebote des Bundes reichen bisher jedoch nur für einen Bruchteil der Flüchtlinge.
Weitere Informationen unter: www.politik.sh oder per E-Mail [email protected]