Nicht nur arbeiten, sondern auch wohnen

DONNERSTAG, 13. AUGUST 2015
SIG-Areal
Neuhauser WOCHE
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Nicht nur arbeiten, sondern auch wohnen
Die Besitzerin des SIG-Areals hat ihre Pläne für die
Entwicklung des grossen
Industriegebiets vorgestellt. Als Erstes soll ein
bestehender Gebäudekomplex für Wohn- und
Gewerbenutzung umgebaut werden.
Das SIG-Areal soll auch in Zukunft
ein wichtiger Arbeitsstandort bleiben. Neben Industrie und Gewerbe
soll es aber auch Platz bieten für
Wohn- und Freizeitnutzung. Dies
ist eine der Erkenntnisse aus der
sogenannten Testplanung, die die
SIG Gemeinnützige Stiftung angestossen hat – sie ist seit 2011 Besitzerin des Areals. Während der
zweijährigen Planungsphase, an
der Experten dreier Fachbüros beteiligt waren, wurde auch eine
Vereinbarung mit der kantonalen
Denkmalpflege und der Gemeinde
Neuhausen unterzeichnet. «Wir
wissen jetzt, welche Gebäude geschützt sind und welche nicht»,
sagte Michel Rubli, Geschäftsführer der SIG Gemeinnützigen
Stiftung, am Dienstag an einer
Medienorientierung.
Planung bis 2035
Der Planungshorizont der Stiftung reicht bis ins Jahr 2035. Bis
dann könnte die Nutzungsfläche
von heute 120 000 auf 160 000 Quadratmeter erhöht werden. Es sollen
zwischen 200 und 250 Millionen
Franken verbaut werden, die die
Stiftung möglichst aus eigenen Mitteln aufbringen will. Die Planung
sieht grossen Spielraum vor, damit
wirtschaftlichen Veränderungen
Rechnung getragen werden kann.
«Das Gebiet soll sich langsam entwickeln», sagte Projektleiter Beat
Odinga. «Es soll möglich sein, aus
der Entwicklung zu lernen.» So sind
vor allem Strassen, Plätze, Freiräume und die denkmalgeschützten
Gebäude festgelegt. Der Rest soll
sich im Laufe der Jahre ergeben.
In erster Priorität soll der Nordteil des Industrieareals entwickelt
werden, wo es Industriebrachen,
Freiflächen und Gebäude mit
schlechter Bausubstanz hat. In einer
zweiten Phase ist der südliche Teil
wird, soll auch die Trennung aufgehoben werden, die heute zwischen Rheinfalltourismus und dem
Leben im Dorfzentrum existiert.
Und beim «Belvedere» ist der Tourismusbereich laut Beat Odinga
«mager erschlossen» und soll gestärkt werden.
Im Rahmen des Projekts «Grüner Baum» wird dieses Gebäude am
Industrieplatz ab Mitte 2016 umgebaut. Bild: vf
Mittelfristig soll der obere (nördliche) Bereich des SIG-Areals umgenutzt werden. Der untere Teil ist später an der Reihe. Grafik: zvg
an der Reihe. Dabei soll den Bedürfnissen der industriellen Grossmieter Rechnung getragen werden.
«Wir wollen die Industrie nicht ver-
drängen», sagte Projektleiter Beat
Odinga.
Indem das Areal teilweise der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht
Ein erstes konkretes Projekt
Neben eher allgemeinen Planungsgrundsätzen gab es am Dienstag auch Konkretes zu hören. So ist
ein erstes Bauprojekt geplant, das –
sofern der Zeitplan eingehalten
werden kann – in einem Jahr in
Angriff genommen und bis Ende
2017 fertiggestellt sein wird. Es handelt sich dabei um den rechtwinkligen Gebäudekomplex entlang von
Rhein- und Badstrasse, bestehend
aus den heutigen Gebäuden «Hochbau», «Grüner Baum» und «Weinberg». Unter der Projektbezeichnung «Grüner Baum» sollen die drei
Gebäude erhalten werden. Deren
knapp vier Meter hohen Hallen sollen aber neu genutzt werden. Im
Erdgeschoss ist öffentliche Nutzung
vorgesehen; in den Obergeschossen
soll es gegen den Innenhof ausgerichtete Wohnungen geben. Die
Baueingabe ist für das erste Quartal
2016 geplant. Aus der Zeit des
Bauprojekts «Phoenix», das 2012
abgeblasen wurde, besteht ein
Quartierplan, der angepasst oder aufgehoben werden muss. Als Architekten sind Stefan Piotrowski und
Jean-Marc Bovet aus Winterthur
vorgesehen. Im Zusammenhang mit
dem Projekt «Grüner Baum» wird
entlang des Industrieplatzes ein
heute gesperrter Streifen öffentlich
zugänglich gemacht. (vf)
«Für die Neuhauser ist die SIG ein Stück Heimat»
Der ebenfalls an der Medienkonferenz anwesende Neuhauser
Gemeindepräsident Stephan
Rawyler zeigte sich erfreut über
die Entwicklung auf dem SIGAreal. «Für die Gemeinde ist es
wichtig, dass das Projekt ‹Grünen
Baum› kommt», sage er. An den
Industrieplatz anstossend liege es
am Scharnierpunkt von Rheinfall
und Dorfzentrum. Zusammen
mit anderen Projekten, die in unmittelbarer Nähe geplant oder
realisiert würden, erhalte der Industrieplatz grössere Bedeutung.
Die Absicht des Regierungsrats,
im Gebiet der neuen S-BahnHaltestelle einen Entwicklungsschwerpunkt zu bilden, werde
Realität. «In Neuhausen findet die
Entwicklung tatsächlich dort
statt, wo die verkehrsmässige Erschliessung ist.» Die Entwicklung
am Industrieplatz sei für Neuhausen die grosse Chance, sich neu
zu positionieren.
Dass die Zukunft des SIG-Areals
sorgfältig geplant werde, sei aus
doppeltem Grund sinnvoll, sagte
Rawyler weiter. Zum einen befinde
sich das Areal teilweise in den
BLN-Schutzgebieten Rheinfall und
Untersee-Hochrhein. Man müsse
sich gegenüber der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission wie auch gegenüber
zukünftigen Generationen rechtfertigen können. Zum anderen
habe das SIG-Areal für Neuhausen
eine besondere Bedeutung. «Es ist
ein Stück Neuhausen, in dem viele
Neuhauserinnen und Neuhauser
einen grossen Teil ihrer Lebenszeit
verbracht haben.» Es gebe kaum
eine Familie, aus der nicht irgendein Vertreter dort einmal gearbeitet
habe. «Für die Neuhauser ist die
SIG ein Stück Heimat.» (vf)