101 15 Erzwungene Schwingungen Unwuchten in elastischen Rotoren oder Fahrbahnunebenheiten bei Fahrzeugen führen auf erzwungene Schwingungen. Betrachtet werden soll im Folgenden der Fall der Schwingungserregung durch eingeprägte Kräfte. Bei linearen Schwingungssystemen ergibt sich eine Partikulärlösung mit dem Funktionscharakter der Anregung. Sind zusätzlich entsprechende Anfangsbedingungen vorhanden, überlagern sich dieser Partikulärlösung nach dem Superpositionsprinzip homogene Lösungen, die bereits als freie Schwingungen bekannt sind. Bei gedämpften Systemen klingt die homogene Lösung jedoch schnell ab, weshalb man sich meist nur für die stationäre Schwingung in Form der Partikulärlösung interessiert. Wichtige technische Anregungsfunktionen sind die Sprungerregung, die zum Beispiel in der Regelungstechnik als Testfunktion eingesetzt wird oder beim Überfahren eines Bordsteins entsteht, und die harmonische Erregung, wie sie durch umlaufende Unwuchten entsteht. Bei Sprungerregung stellt sich ein Einschwingen auf eine neue Gleichgewichtslage ein, das die freien Schwingungen widerspiegelt. Bei harmonischer Erregung folgt das System der Erregung phasenverschoben und amplitudenskaliert mit gleicher Frequenz. Sowohl die sich einstellende Amplitude als auch die Phasenverschiebung hängen von der Erregerfrequenz ab. Für langsame Erregerfrequenzen folgt das System der Erregung ohne Phasenverschiebung. Stimmt die Erregerfrequenz mit der Eigenfrequenz des Systems überein, werden sehr schwach gedämpfte Systeme zu Schwingungen mit großer Amplitude angeregt (Resonanz). Für hohe Erregerfrequenzen kann das träge System der Erregung nicht mehr folgen und geht in Gegentakt mit kleinen Amplituden. In der Nähe der Eigenfrequenz entstehen Schwebungsphänomene, d.h. Schwingungen mit oszillierender Amplitude. 102 15 Erzwungene Schwingungen 15.1 Allgemeine Lösung Schwingungsgleichung: .. . x ) 2dx ) w 2ox + f (t) x F(t) c d m homogene Lösung: .. . x h ) 2dx h ) w 2ox h + 0 ungedämpft: x h + C cosǒw 0t * ö Ǔ schwach gedämpft: x h + Ce *dt cos(wt * ö) x h + e *dt(At ) B) Grenzfall: stark gedämpft: .. l 1, l 2 t 0 . partikuläre Lösung: x p ) 2dx p ) w 2ox p + f (t) ³ allgemeine Lösung durch Superposition: x(t) + x h(t) ) x p(t) Beweis durch Einsetzen: x h + Ae l1t ) Be l 2t , ǒx.. h ) x..pǓ ) 2dǒx. h ) x. pǓ ) w20ǒx h ) x pǓ .. . .. . + ǒx h ) 2dx h ) w 20x hǓ ) ǒx p ) 2dx p ) w 20x pǓ + f (t) n 0 f (t) 15 Erzwungene Schwingungen 103 15.2 Sprungerregung Anwendung: Wichtige Testfunktion der Regelungstechnik, Überfahren eines Randsteins NJ für t t 0 für t w 0 Erregerfunktion: 0 f (t) + f 0 Ansatz für Partikulärlösung: x p(t) + x G + const. für t w 0 . allgemeine Lösung für x(0) + x(0) + 0: ungedämpft: x(t) + x Gƪ1 * cos w 0tƫ schwach gedämpft: x(t) + x G 1 * Grenzfall: x(t) + x G 1 * (1 ) dt)e *dt stark gedämpft: x(t) + x G 1 ) x ƪ Ǹ ƪ ƪ ƫ 2 d 1 ) d 2 e *dt cos(wt * ö) , tan ö + w w ƫ l2 l1 e l 1t ) el 2t l1 * l2 l2 * l1 ƫ D+0 D + 0.3 xG D+1 D+5 t 104 15 Erzwungene Schwingungen 15.3 Harmonische Erregung Anwendung: Maschinen mit umlaufenden Unwuchten, periodische Erregung Erregerfunktion: f (t) + f 0 cos Wt Partikulärlösung Ansatz: x p(t) + r 0 cos(Wt * y) Trigonometrie cos(Wt * y) + cos Wt cos y ) sin Wt sin y x p(t) + r 0 cos y cos Wt ) r 0 sin y sin Wt . x p(t) + * r 0W cos y sin Wt ) r 0W sin y cos Wt .. x p(t) + * r 0W 2 cos y cos Wt * r 0W 2 sin y sin Wt eingesetzt in .. . x ) 2dx ) w2ox + f 0 cos Wt normierte Darstellung: W dimensionslose Erregerfrequenz: h + w 0 Lehr’sches Dämpfungsmaß: D + wd Resonanzfunktion: f r 0 + 02 V(h, D) wo Phasenverschiebung: y(h, D) + arctan 0 mit V(h, D) + 2Dh 1 * h2 1 Ǹ(1 * h 2)2 ) 4D 2h 2 15 Erzwungene Schwingungen 105 Vergrößerungsfunktionen V(h, D) 5 4.5 D+0 4 3.5 D + 0.15 3 2.5 2 D + 0.25 1.5 D + 0.5 1 D + 1ń Ǹ2 D+1 0.5 0 D+2 0 0.5 1 1.5 2 2.5 h 3 Phasenkurven y(h, D) p D + 0.15 D+0 p 2 D + 0.25 D + 0.5 D + 1ń Ǹ2 D+1 D+2 0 0.5 1 1.5 2 2.5 Erregerfrequenz W + w 0 niedere Erregerfrequenzen h 3 hohe Erregerfrequenzen x p(t) x p(t) f (t) t D + 0.15, h + 0.25 f (t) f (t) t D + 0.15, h + 1 x p(t) t D + 0.15, h + 3 106 15 Erzwungene Schwingungen Resonanz Amplitudenüberhöhung in einem bestimmten Frequenzbereich der Erregung Z Erzeugen von Resonanz (z.B. Rüttelsieb) geringe Dämpfung D³0 Anregung mit Eigenfrequenz W ³ w 0 Z Vermeiden von Resonanz (Anstreifen von Rotoren, Aufbauschwingung von Fahrzeugen) 1) Frequenzverstimmung W Ơ w 0 unterkritischer Betrieb W ơ w 0 überkritischer Betrieb 2) Dämpfung D u 1 keine Amplitudenüberhöhung Ǹ2 Allgemeine Lösung des ungedämpften Schwingers (d + 0) Superposition: x(t) + x h(t) ) x p(t)+ C cosǒw 0t * ö Ǔ ) Anfangsbedingungen: x(0) + 0, x(t)+ Z f0 cos Wt w 20 * W 2 . x(0) + 0 f0 ǒcos Wt * cos w 0tǓ w 20 * W 2 Schwebungen: Amplitudenschwankungen bei Erregung mit Frequenzen nahe der Eigenfrequenz, W [ w 0 Trigonometrie cos a * cos b + 2 sin 2f 0 w0 * W w0 ) W sin t sin t 2 2 w 20 * W 2 2f w *W [ 2 0 2 sin 0 t sin w 0t 2 w0 * W x(t) + b*a b)a sin 2 2 15 Erzwungene Schwingungen 107 x t Z Amplitudenentwicklung in der Resonanz, W + w 0 W [ w0 : x(t) [ 2f 0 w0 * W sin t sin w 0t 2 w 20 * W 2 Grenzübergang x(t) [ f0 t sin w 0t 2w 0 x t W ³ w0 108 15 Erzwungene Schwingungen
© Copyright 2024 ExpyDoc