Manifesta 11 nimmt Form an

Medienmitteilung
Zürich, 29. September 2015
Manifesta 11 nimmt Form an
Im Sommer 2016 wird die Stadt Zürich Gastgeberin der elften Ausgabe der
durch Europa wandernden Biennale Manifesta sein. Es ist das erste Mal in der
Geschichte der Manifesta, dass mit Christian Jankowski ein einzelner Künstler
als Kurator ernannt wurde. Unter dem Titel «What People Do For Money: Some
Joint Ventures» werden KünstlerInnen mit VertreterInnen verschiedener Zürcher Berufssparten zusammengeführt. Es entstehen rund 35 Neuproduktionen,
die ab Juni 2016 während 100 Tagen an zum Teil ungewöhnlichen Ausstellungsorten wie den jeweiligen Arbeitsplätzen gezeigt werden. Zudem fungieren das
Löwenbräukunst-Areal (Migros Museum für Gegenwartskunst, LUMA Westbau
/ POOL etc. und Kunsthalle Zürich), das Helmhaus und das Cabaret Voltaire
als Hauptausstellungsorte. Den Kern bildet der «Pavillon of Reflections», eine
schwimmende Plattform auf dem Zürichsee, die für die Manifesta 11 in der Nähe
des Bellevues errichtet wird. Hier werden die zentralen, filmisch dokumentierten Momente zur Entstehung der Kunstwerke lebendig erfahrbar sein.
Manifesta, die europäische Biennale für zeitgenössische Kunst, wurde 1993 durch die
Niederländerin Hedwig Fijen gegründet und wechselt ihren Ausstellungsort alle zwei
Jahre. Sie reagiert mit jeder Ausgabe auf die Vielfalt sozialer, politischer und geografischer Bedingungen im heutigen Europa. Ein Europa, das sich mehr denn je in
einer Krise befindet, allein wenn man sich die aktuellen Wirtschafts- und Migrationsdebatten vergegenwärtigt. Seit der ersten Manifesta-Ausgabe vor 20 Jahren stellen
die Initiatoren immer das kritische Denken, die wissenschaftliche Recherche und das
künstlerische Experiment in den Vordergrund. Ihr hoher Vermittlungsanspruch und
das umfangreiche Begleitprogramm sichern den Dialog mit jüngeren Kunstinteressierten sowie einem «kunstfremden» Publikum. Die so genannten «Parallel Events», die
zu jeder Ausgabe stattfinden, laden bestehende Kunst- und Kulturplattformen in Stadt
und Region ein, an einem gemeinsamen Rahmenprogramm teilzunehmen.
Schauplatz der Manifesta 11 ist die Stadt Zürich als Herz einer dynamischen und sich
verändernden Urbanität. Die Manifesta in Zürich ergänzt 2016 die Feier rund um das
100-jährige Dada-Jubiläum um eine zeitgenössische, internationale und visionäre
Dimension. Die Manifesta soll untersuchen, wie heute in Zürich neue Publikumsgruppen für zeitgenössische Kunst und Kultur sensibilisiert und gewonnen werden können. Von einem ehemals agrarwirtschaftlich geprägten Land hat sich die Schweiz mit
Zürich heute zu einem internationalen Finanz- und Dienstleistungszentrum entwickelt.
Kaum eine Stadt ist so geprägt von ihren beruflichen wie geschäftlichen Aktivitäten
wie das historisch durch den Protestantismus geprägte Zürich. Inwiefern sind Berufe
prägend für die eigene Identität? Welchen Stand hat der eigene Beruf in der heutigen
Gesellschaft und Kultur?
Das Konzept von Christian Jankowski
Erstmals in ihrer Geschichte wird die Manifesta 11 – anstatt von einem Kurator oder
einer Kuratorin oder einem Kuratoren-Team – durch einen einzelnen Künstler konzipiert. In dieser für ihn neuen Rolle bringt Christian Jankowski, der mit seinen Aktionen
als Video- und Konzeptkünstler bekannt wurde, KünstlerInnen und Repräsentanten
oder Repräsentantinnen verschiedener Berufsgruppen zusammen. Die Produktion
von Kunst und deren Präsentation wird in das breitgefächerte Spektrum der Zürcher
Arbeitswelt integriert. Jankowskis kuratorisches Konzept beruht auf drei Grundsätzen,
die auch für seine künstlerischen Untersuchungen richtungsweisend sind: Kollaborationen, dem Einbinden von Publikumsgruppen jenseits des traditionellen Kunstpublikums sowie der Reflektion von massenmedialen Formaten.
Die Arbeitsweise der KünstlerInnen
Bis heute ist die Mehrheit der KünstlerInnen eingeladen, eigens für die Manifesta
11 neue Werke zu produzieren. Dabei können sie sich von lokalen Berufsvertretern
inspirieren lassen und mit den dort vorhandenen Materialien und Möglichkeiten neue
Beiträge für die Biennale entwickeln. Die KünstlerInnen «bedienen» sich damit der
verschiedenen Berufe, deren Prozesse sowie deren Protagonisten als künstlerisches
Werkmaterial. Polizisten, Meteorologen und Zahnärzte werden so zu Gastgebern und
unterstützen die KünstlerInnen bei ihrem Schaffensprozess.
John Arnold: Ein Beispiel
Der amerikanische Künstler und Designer John Arnold plant für die Manifesta 11 in
Zusammenarbeit mit seinem Gastgeber Fabian Spiquel, einem Ein-Sterne-Chefkoch
des Maison Manesse, Speisen neu zu interpretieren, die an für die Schweiz wichtigen,
historischen Staatsbanketts serviert wurden. Diese kulinarischen Kreationen werden
an einer Vielzahl in Zürich bestehenden Imbissen serviert, die nun vom Künstler zu
«Imbissies» umbenannt werden. Der Ursprung dieser Idee liegt im Wortspiel zwischen
dem englischen Wort für Botschaft «Embassy» und dem deutschen Begriff «Imbiss».
Durch den simplen Akt der Teilung einer Mahlzeit sollen Brücken zwischen diversen
gesellschaftlichen Ebenen geschlagen werden: Die «Imbissadoren» und ihre Stammkundschaft werden mit offiziellen Botschaftsrepräsentanten zusammengebracht,
wodurch eine neue Form der multilateralen Diplomatie entstehen soll.
Der «Pavillon of Reflections»
Das Herzstück der Medialisierung und der Reflektion aller künstlerischen Neuproduktionen bildet der «Pavillon of Reflections», eine schwimmende, multifunktionale Plattform mit riesigem LED-Screen, Zuschauertribüne, Bad und Bar, die von der Manifesta
11 konzipiert und der ETH Zürich unter der Leitung des Professors Tom Emerson und
seinen Studentinnen und Studenten entworfen wurde und realisiert wird. Tagsüber
funktioniert der «Pavillon of Reflections» als Badeanstalt und als Begegnungsstätte,
abends als Ort der Reflektion der präsentierten Kunstwerke. Gezeigt werden Filme,
die die Entstehungsprozesse der neuen Kunstwerke, aber auch die sich daraus ableitenden Ausstellungen und Ausstellungseröffnungen begleiten. Hierfür dokumentieren
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Filmteams der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), GastgeberInnen und KünstlerInnen in Schlüsselmomenten der Produktionsphase. Moderiert werden diese Beiträge
von SchülerInnen Zürichs, welche als «Kunstdetektive» die Manifesta 11 begleiten.
Ausstellungsorte der Manifesta 11
Für die Manifesta 11 wird die Präsentation der Kunst in verschiedene Spielorte der
Zürcher Arbeitswelt integriert: Orte in der Stadt ebenso wie Räumlichkeiten, in denen die
jeweiligen Gastgeber ihren Beruf ausüben, werden einbezogen. Die eigentlichen Hauptausstellungen in bekannten Zürcher Institutionen – dem Migros Museum für
Gegenwartskunst, dem LUMA Westbau / POOL etc., der Kunsthalle Zürich und dem
Helmhaus – gliedern sich in sog. «Themenkammern». Auch in ihnen wird die künstlerische Darstellung der verschiedenen Professionen aufgegriffen. Ein Pendant der neuproduzierten Werke wird ebenfalls in den Hauptausstellungsorten zu sehen sein.
Während der hunderttägigen Dauer der Manifesta übernimmt die Biennale die Räume
des Cabaret Voltaire und verändert deren Programmierung und Architektur auf eine radikale Art und Weise, dies geschieht in Kooperation mit der Assistenzprofessur
Dr. Alexander Lehnerer der ETH. Denn im Jahr ihres 100-jährigen Jubiläums wird
Christian Jankowski die Dada-Geburtsstädte zu einem Zunfthaus der Künstler erklären.
«Cabaret der Künstler – Zunfthaus Voltaire» wird damit zum 27. und neuesten Zunfthaus
Zürichs. Wie in allen Zunfthäusern erfordert der Zutritt eine Mitgliedschaft, die nur mittels
einer aktiven Ausübung einer künstlerischen Tätigkeit in Form einer «Joint Venture-Performance» erlangt werden kann. Auch hier ist der Dialog und die Kollaboration zwischen
einem Künstlero oder einer Künstlerin und einem Berufsausübenden/-tätigen ausserhalb
des Kunstbetriebs Programm.
Manifesta 11 Zürich 11.6.–18.9.2016
www.manifesta11.org / www.manifesta.org
Kontakt
Nationale Pressebeauftragte
+41 (0)43 321 30 37 /+41 (0)79 613 92 12
Email: [email protected]
Rhiannon Pickles, Internationale Pressebeauftragte
Email: [email protected]
Kathrin Luz, Deutsche & Österreichische Pressebeauftragte
Email: [email protected]
Heidi Vandamme, Niederländische Pressebeauftragte
Email: [email protected]
initiated by
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Honorary Board Manifesta 11
Charles Beer, Präsident Kulturstiftung Pro Helvetia; Alain Berset, Bundesrat; Ricardo Cabanas;
Charlotte von Koerber; Bice Curiger, Chefredaktorin Parkett Verlag; Roger de Weck, Generaldirektor SRG SSR; Jaqueline Fehr, Regierungsrätin Kanton Zürich; Hedy Graber, Leiterin Kultur
und Soziales Migros Genossenschaftsbund; Prof. Michael Hengartner, Rektor UZH Universität
Zürich; Thomas Hirschhorn; Michael Künzle, Stadtpräsident Stadt Winterthur; Anne Elisabeth
Luwema, Botschafter des Königreichs der Niederlande; Corine Mauch, Stadtpräsidentin Stadt
Zürich; Prof. Dr. Thomas D. Meier; Rektor ZHdK Zürcher Hochschule der Künste; Marcel Meili,
Marcel Meili, Markus Peter Architekten AG; Carmen Walker Späh, Volkswirtschaftsdirektorin des
Kantons Zürich; Brigitte Wehrli-Schindler
Über Manifesta
Die Manifesta ist eine Stiftung mit Sitz in Amsterdam. Die Gründung der Manifesta geht zurück
auf die frühen 1990er Jahre mit ihren radikalen politischen, ökonomischen und sozialen Veränderungen, die der Ära des Kalten Krieges folgten und die Bildung einer neuen europäischen
Identität einleiteten. Mittlerweile ist die Manifesta eine europäische Plattform, die durch intensive Recherche ihres Standortes und die Produktion neuer Kunstwerke einen Dialog zwischen
internationalen und lokalen Akteuren über Fragen der Kunst und der Gesellschaft in Europa
etabliert hat. Mittlerweile zählt Manifesta neben der Biennale in Venedig und der documenta in
Kassel zu den weltweit wichtigsten Kunstausstellungen und erhielt kürzlich den EFFE Award als
zukunftsweisendes Festival in Europa. Von Ausstellungen und Performances bis zu Multi-MediaExperimenten und Radio- und TV-Sendungen: Manifesta stellt immer das kritische Denken, die
wissenschaftliche Recherche und das künstlerische Experiment in den Vordergrund. Dazu involviert sie KünstlerInnen und Künstlergemeinschaften verschiedenster Herkunft in den intensiven
zweijährigen Prozess ihrer Vorbereitung.
Die Manifesta und ihre Standorte
Manifesta 1, Rotterdam (Niederlande, 1996)
Manifesta 2, Luxembourg, (Luxemburg, 1998)
Manifesta 3, Ljubljana (Slovenien, 2000)
Manifesta 4, Frankfurt (Deutschland, 2002)
Manifesta 5, Donostia-San-Sebastián (Spanien, 2004)
Manifesta 6, Nicosia (Zypern, 2006 – gecancelt)
Manifesta 7, Trentino-Alto Adige (Italien, 2008)
Manifesta 8, Cartagena (Spanien, 2010)
Manifesta 9, Genk-Limburg (Belgien, 2012)
Manifesta 10, St. Petersburg (Russland, 2014)
Manifesta 11, Zürich (Schweiz, 2016)
Manifesta 12, Palermo (Italien, 2018)
Anhang zum Pressekit
- CV Hedwig Fijen / CV Christian Jankowski / Infos zu John Arnold & Mike Bouchet
- Infos zu den Hauptausstellungsorten / ETH Partner
Bildmaterial zum Download www.manifesta11.org/de/press/downloads
- Portrait Hedwig Fijen, Gründerin Manifesta und Leiterin Manifesta 11
- Portrait Christian Jankowski, Kurator Manifesta 11
- Portrait & Video Still John Arnold, Künstler Manifesta 11
- Fotomaterial Hauptausstellungsorte
- Visualisierung «Pavillon of Reflections»
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