METU Middle East Technical University, Ankara, Kunst

METU Middle East Technical University, Ankara, Kunst, Wintersemester 2012/2013
Ich studiere Kunstpädagogik und Deutsch auf Lehramt an der Universität Bremen. Nach dem
dritten Semester wusste ich, dass ich ein Auslandssemester in der Türkei antreten möchte. Über
den Fachbereich Kunst-/Kulturwissenschaft wurde mir die Gastuniversität METU (Middle East
Technical University) angeboten. Im folgenden Bericht möchte ich euch meine Eindrücke von der
Universität, von der Stadt und dem Land mitteilen.
Allgemeines über die METU:
METU zu Türkisch ODTÜ ist eine sehr hoch angesehene Universität in der Türkei. Es ist einfacher
sich gleich an das türkische Kürzel - ODTÜ – zu gewöhnen, denn den meisten Einheimischen ist
die englische Version unbekannt. Durch die offene Art und das Interesse was die Menschen in
Zentralanatolien auszeichnet wird man häufiger gefragt was man denn in Ankara macht und
sobald man erwähnt, dass man ein Student an der ODTÜ ist wird das Interesse der Menschen
größer. Die ODTÜ ist je nach Quellen die man findet die beste oder mindestens die zweit beste
staatliche Universität der Türkei. Ein Aushängeschild ist, dass es eine englisch sprachige
Universität ist. Die meisten Fachbereiche halten ihre Lesungen auch auf Englisch, doch ist das
nicht durchgängig der Fall, im Kunstbereich (Elective Courses) und im Bereich Frühkindliche
Erziehung/ Pädagogik ist dem nicht so. Im Zweiteren habe ich keinen Dozenten gefunden der
seine Kurse auf Englisch abhielt. In den Kunst Kursen hatten die Dozenten türkische Kommilitonen
gebeten ins englische zu übersetzen. Im Großen und Ganzen kann man sich dort mit Englisch
verständigen doch die Hemmungen, auch unter den Kommilitonen, sind zum Teil groß.
Die Lage der Universität ist eher abseits des Zentrums (Kizilay), man braucht mit dem Dolmus
(Minibus kostet 2 TL pro Fahrt und wird direkt im Dolmus gezahlt) je nach Verkehrslage 15-30
Minuten. Wichtig ist aber auch zu wissen, dass es eine Campus- Uni ist und somit Supermarkt,
Restaurants, Schwimmhalle, Fitnesscenter etc. auf dem Unigelände vorhanden sind. Ebenso sind
in wenigen Gehminuten zwei riesige Shoppingcenter zu erreichen. Vom Campus aus fahren
Dolmus nicht nur in Richtung Kizilay sondern auch in alle anderen Stadtteile. Also die Anreise zur
Uni ist eigentlich sehr gut geregelt durch den Bus und Dolmus Verkehr. Meiner Meinung nach ist
die Lage ideal, denn es ist eine kleine grüne Oase, mit kleinen Waldabschnitten in der sonst eher
gedrungenen Stadt, Ankara.
Wie gesagt der Campus ist verhältnismäßig grün, sehr beliebt bei Familien von ehemaligen, die
am Wochenende gerne Picknickausflüge dorthin machen. Der Campus ist toll! Man hat in den
Gebäuden überall Internet, wenn man sich einmal registriert hat. Jedes Veranstaltungsgebäude
hat eine eigene kleine Cafeteria die warmes Essen, Snacks und verschiedene Getränke anbietet.
Dann gibt es noch eine Haupt- Cafeteria/Mensa, ein Essen, mit Suppe/Salat, Beilage (Nudeln,
Reis, Bulgur, Kartoffel etc.), Fisch/Fleisch mit Gemüse und ein Dessert, kostet 1,85 TL die von
deiner ID abgezogen werden (dazu später noch genaueres). Also hat man für nicht einmal 2TL vier
volle Teller mit sehr gutem Essen. Es lohnt sich sehr die Mensa auszuprobieren, nur für Vegetarier
ist nur selten ein Angebot dabei ohne, dass sie Abstriche machen müssen. Ich empfehle die
Mensa/Haupt-Cafeteria weiter! Beliebt ist auch, vor allem bei Erasmus- Studenten, das Lokal
“Cati“. Dort bekommt man internationale und landestypische Küche. Der Preis wird dort nach
Gewicht bestimmt. Außerdem bietet der Campus im eigenen Shoppingcenter mehreren
Restaurants an, da empfehle ich das “Susam“ (zu Deutsch: Sesam). Die bieten frischgepresste
Säfte an, traditionelle Küche und Backwaren. Über die Qualität des Essens auf dem gesamten
Campus kann man nichts Schlechtes sagen.
Als Student oder auch Gaststudent bekommt man an der ODTÜ eine Studenten ID-Karte. Diese
Plastikchipkarte ist der Studentenausweis, die Mensakarte mit der gezahlt wird und der
Bibliotheksausweis. Ohne diese ID werden Personen an den zwei möglichen Ein- und Ausgängen
auch nicht auf das Unigelände gelassen. Wenn man dort ankommt bekommt man als ErasmusStudent für ca. 2 Wochen einen vorläufigen Ausweis und dann erst die Plastikchipkarte. Die IDKarte kann man in der Bibliothek oder an zwei Stellen im Mensagebäude aufladen oder das
aktuelle Guthaben überprüfen. Das Aufladen funktioniert mit einer türkischen EC-Karte oder mit
Bargeld.
Diese und andere Gegebenheiten werden euch aber ausführlich in der Infoveranstaltung erklärt
und in einem kleinen Info Heft zusammengefasst. Es wird nur eine Infoveranstaltung geben in der
ihr auch spätestens euren Koordinator und euren Host-Studenten trefft. Mein Koordinator war sehr
zuverlässig beim E-Mail Verkehr jedoch konnte er sich bis zum Schluss nicht merken wer seine
Studenten waren. Generell war es schwer mit dem International Office zusammen zu arbeiten, da
häufig was vergessen wurde, da muss man sich drauf einstellen. Die Host-Studenten an der
ODTÜ sind sehr gut organisiert und leisten fabelhafte Arbeit! Ein Host bekommt zwischen 4 und 6
Auslandsstudenten mit denen sie dann zur Polizeiwache fahren um die Aufenthaltsgenehmigung
zu beantragen (es ist nötig, dass die Hosts mitkommen, denn die Polizisten sprechen dort kein
Wort Englisch), sie organisieren erforderliche Papiere, die für die Wohnheime nötig sind und
treffen sich am Nachmittag oder auch am Abend mit ihren Auslandsstudenten. Das HostProgramm ist an der ODTÜ sehr gut organisiert unter anderem werden Campusführungen,
Kennenlernfahrten an den Uni eigenen See und andere nette Unternehmungen angeboten. Die
Hosts haben einem auch bei der leicht irreführenden Kurswahl geholfen. Erasmus-Studenten
müssen schriftlich abgeben welche Kurse sie belegen wollen, doch bevor das in ICO (International
Cooperation Office) angenommen wird, muss man in der “add-drop“-Woche zu jedem einzelnen
Dozenten hingehen und erläutern weshalb man als Auslandsstudent diesen Kurs besuchen will
und erst wenn man die Unterschrift des Dozenten hat, erkennt es das ICO (International
Cooperation Office) an. Es ist zeitaufwendig jedoch lernt man die Dozenten kurz kennen, das ist
von Vorteil. Grundsätzlich dürfen Erasmus-Studenten alle angebotenen Kurse wählen, solange sie
die Unterschrift bekommen und wichtig ist im Vorfeld zu wissen, dass in allen Kursen
Zwischenprüfungen und Abschlussprüfungen geschrieben werden müssen, es gibt keine Punkte
für Teilnahme und alle Prüfungen sind auf Englisch zu absolvieren.
Anders ist es, was das Freizeit und Sport Angebot angeht. Die ODTÜ hat eine sehr große Auswahl
an sportlichen Aktivitäten: Rudern, Frisbee, Rugby, Schwimmen, Tennis, Fallschirmspringen, usw..
Wenn man sich für eine Sportart oder mehrere entscheidet muss man keine Gebühren zahlen bis
auf evtl. Ausrüstung (z.B. Kletterschuhe, Pauschale für den Flug zum Fallschirmsprung) und im
Fitnesscenter. Sobald man regelmäßig hingeht, was nicht Vorschrift ist, ist die Chance sehr groß
ins ODTÜ-Team zu kommen und die Uni in Landesweiten Wettkämpfen zu repräsentieren.
Da es eigentlich eine englischsprachige Universität ist geht man davon aus, dass es auch im
Freizeitangebot so ist, doch dort ist man hauptsächlich auf die Hilfe von türkischen Kommilitonen
angewiesen, die übersetzen. Ähnlich ist es auch in den Kursen, doch dort übersetzen viele
Dozenten, nachdem sie eine Aufgabe auf Englisch gegeben haben, es nochmal zur Sicherheit ins
Türkische.
Unterkunft:
Die Wohnheime liegen alle auf dem Campus. Es gibt staatliche, halb private und private
Wohnheime. Männer und Frauen Wohnheime sind streng getrennt und Herren/Damen Besuch ist
auch tagsüber im jeweils anderem Wohnheim nicht erlaubt, dafür sind Studienräume und ein
großer Saal mit TV und Cafeteria vorgesehen. Wenn man sich für die günstigste Variante
entscheidet, kommt man ins staatliche Faika (o.ä.) Wohnheim, sehr neue Gebäude und immer vier
Betten in einem Zimmer und vier Arbeitsplätze in einem weiteren Raum. Das WC und die Dusche
teilt man sich insgesamt zu acht. Es ist wie gesagt eine neue Anlage, sauber, nur liegt abseits vom
Shoppingcenter und dem Dolmus Stand (ca. 25-30min Fußweg). Halb private Wohnheime kosten
doppelt so viel wie das Faika Wohnheim, liegen aber zentraler und man teilt sich das Bad z.B. nur
zu dritt. EBI Wohnheime sind privat, dort kann man auch Einzelzimmer wählen. Das EBI
Wohnheim ist genauso gelegen wie die halb privaten Wohnheime.
Ich habe mich für eine private Unterkunft entschieden. Das Zimmer habe ich im Internet gefunden
(bei Facebook RoomsinAnkara suchen). Ich habe mit vier weiteren Erasmus Studentinnen
zusammen im Stadtteil Dikmen/Sokulu gewohnt. Die Gegend ist sehr sicher und sehr freundlich. 5
Gehminuten entfernt liegt der große Dikmenpark, nach Kizilay habe ich nur 5-7 min gebrauch, die
Nachbarschaft ist sehr freundlich und zur ODTÜ, direkt vor der Haustür fuhren die Dolmus,
brauchte ich bei guter Verkehrslage 10 min. Die Wohnung ist an den europäischen Standard
angepasst, jeder hat ein eigenes Zimmer, es gibt zwei Toiletten, Waschmaschine, einen Garten,
gekocht wird mit Gas, Töpfe, Teller, Kaffeemaschine und alles andere was man sich wünscht ist
auch vorhanden. Die Miete betrug 575 TL, ist etwas mehr als der Durchschnitt aber dafür ist die
Lage ideal, wenn man mehr von der Stadt und dem realen Ankara erleben möchte. Ich kann die
Wohnung wirklich sehr empfehlen! Die Vermieter sind auch ehemalige ODTÜ Studenten, einfach
mal bei Facebook “Rooms in Ankara“ suchen und sich auch die Fotos anschauen. Ansonsten kann
ich noch 100.yil als Stadtteil empfehlen für all die, die sehr Uni nah leben möchten. Dort wohnen
wohlhabende Familien und viele Studenten haben dort WGs gegründet.
Um kurzfristig eine Unterkunft zu haben kann ich die vorübergehenden Wohnheime, auf dem
Gelände der ODTÜ, empfehlen. Die werden in der vorlesungsfreien Zeit für 5 TL pro Nacht
angeboten. Ansonsten gibt es ein schlechtes Hostel in Ankara, von dem ich nur schlechtes gehört
habe.
Verkehrsmittel:
Dolmus ist ein Minibus, die Fahrt kostet 2 TL und die Dolmus fahren die Stationen an, die auf der
Frontscheibe aufgelistet sind. Es gibt keine Haltestellen für diese Art von Verkehrsmittel, man sagt
Bescheid, dass man raus möchte und das ist grundsätzlich überall möglich (Inecek var! –
Aussteigen bitte! Ist die geläufigste Variante).
Bus kann man mit dem EGO- Ticket fahren. Da kostet die Fahrt 1,75 und der Bus hält an
Haltestellen. Doch diese großen Busse wie wir sie hier kennen fahren seltener und
unregelmäßiger.
Außerdem ist es wichtig zu wissen, dass man sich in der Türkei um in einen Bus/Dolmus
einzusteigen immer in eine Reihe stellt, also bitte hinten anstellen und Schlange stehen.
Ankara:
Ich kann es jedem, der mehr von diesem schönem Land sehen will, empfehlen sich für Ankara zu
entscheiden, denn von hier aus fahren Reisebusse innerhalb von maximal 5 Stunden an die
unterschiedlichsten Orte dieses Landes. Man ist in 2,5 Stunden am Schwarzen Meer, in 3 Stunden
in Kappadokien und in offiziell 5 Stunden in Istanbul. Ankara ist, um Reisen durch das Land zu
unternehmen, der idealste Standtort. In Zentralanatolien selbst gib es auch sehr viel zu sehen, die
Dörfer um Ankara herum sind sehenswert, man kommt mit dem Schnellzug in 1,5 Stunde nach
Eskisehir oder Konya, Beypazari ist nur 2 Stunden Fahrt mit dem Bus entfernt. Ankara an sich ist
auch unterschätzt, auch wenn es architektonisch keine Sehenswürdigkeiten gibt, machen die
Menschen diese Stadt so sehenswert! Die zentralanatolische Gastfreundlichkeit und Neugier
lassen diese Stadt erblühen. Geselliges beieinander sein und ein Gespräch mit gebrochenem
türkisch und etwas Englisch mit dem Lokalbetreiber, so was macht Ankara unteranderem aus.
Fazit:
Für mich als Privatperson hat die Zeit in Ankara sehr viel gebracht. Es ist ein Erlebnis für sich, sich
in einem muslimischen Land zu Recht zu finden. Ich vermisse das Campusleben mit den neuen
Freunden sehr, auch wenn ich der Meinung bin, dass die ODTÜ mir vom Studieninhalt her nicht
viel Neues gebracht hat. Ich will nicht leugnen, dass ich dort viel gelernt habe, doch das was ich
mitnehme ist nichts Kunstpädagogisches oder in anderer Hinsicht Fachspezifisch. Ich würde also
davon abraten an die ODTÜ zu gehen, wenn man Kunst studiert und fachspezifische Erfahrungen
sammeln will. Empfehlen kann ich hingegen das “Foreign Language Department“, die Dozenten
sind sehr aufgeschlossen und hilfsbereit. Leider muss ich sagen, dass es von der Anerkennung
her bei mir leider Schwierigkeiten gab und mir tatsächlich nur die Kurse aus dem Kunst Bereich
angerechnet wurden, davon jedoch beide.
Wichtig finde ich auch zu sagen, dass die Türkei nicht so günstig ist wie viele denken. Die
Lebenshaltungskosten sind vergleichbar mit denen hier und man muss mit einberechnen, dass
man sich Trinkwasser kaufen muss, da das Leitungswasser außerhalb der ODTÜ nicht
Trinkwassergeeignet
ist.
Es
gibt
keine
Monatskarten
oder
Vergünstigungen
bei
den
Dolmusfahrten. In der Türkei haben wir als Erasmus Studenten kein Recht zu arbeiten und einen
Nebenjob anzutreten und es ist auch sehr unüblich unter den Studenten, deshalb muss man sich
vorher finanziell absichern und genügend erspart haben.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich die ODTÜ und die Studenten vor Ort sehr schätzen
gelernt habe! Jedem der sich nicht nur fachlich im Auslandssemester weiterbilden will, kann ich
empfehlen an diese hochpolitische Universität zu gehen und sich mit der Situation in der Türkei
auseinander zu setzen und die Freundlichkeit zu erfahren, die viele Menschen dort mit sich
bringen.

Download Report